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1. Deutsche Geschichte bis zum Jahre 1648 - S. 29

1895 - Köln : DuMont-Schauberg
— 29 — schlossen sie Verträge und Bündnisse unter einander. Die berühmteste dieser Städte-Vereinigungen ist die Hansa, der iyt ihrer Blütezeit nahezu 100 Städte angehörten. Sie t datte eine solche Macht und solches Ansehen, daß Fürsten J und Völker sich um ihre Gunst und ihre Freundschast I Bemühten. Auch Köln war Mitglied der Hansa. Es war ! “rühmt durch seine Wohlhabenheit, durch seine prachtvollen chen und andere herrliche Bauwerke. Ko eilen ein Kroin, Boven allen Steden schoin. d. Die Wcruern. In der Zeit vor den Kreuzzügen war der freie Bauernstand säst ganz verschwunden- der größte Teil des Bodens war Eigentum des Adels und der Geistlichkeit. Die Landleute Bauten sür diese das Feld und lieferten inen Bestimmten Teil des Ertrages ab. Außerdem mußten ie, so oft sie geruseu wurden, für ihre Herrschaft arbeiten «Frondienste thun), ja selbst Bet den Schloßbauten mußten sie mithelfen. Von ihrem Wohnorte durften sie nicht legztehen; wo sie einmal ansässig waren, mußten sie Bleiben. ' Einzelne Adelige schenkten aber fleißigen und Braven Bauern das Land, welches sie Bisher Bebaut hatten, und gaben ihnen auch eine gewisse Freiheit, indem sie dieselben von den drückendsten Verpflichtungen entbcmben. Mancher Bauer gewann dadurch die Freiheit, daß er einen Kreuzzug mitmachte. Der Papst hatte nämlich Bestimmt, daß jeder, der einen Kreuzzug mitmachte, vollständig frei sein sollte. Wenn auch so die Zahl der freien Bauern sich in etwa vermehrte, so war doch ihre Zahl und ihr Besitz zu unbe-deutend, als daß sie auf das öffentliche Leben irgend einen nennenswerten Einfluß hätten ausüben können. 6. Lothar der Sachse. 1125—1137. Beim Beginn des zwölften Jahrhunderts war der Einfluß der Geistlichkeit schon so stark, daß die Empfehlung eines Erzbifchofs für die Wahl eines Kaisers den Ausschlag gab. Nachdem nämlich der letzte der fränkischen

2. Deutsche Geschichte bis zum Jahre 1648 - S. 37

1895 - Köln : DuMont-Schauberg
— 37 — dies in Schwaben und Franken der Fall/ keiner der dort emporgekommenen Herren war jedoch so mächtig, daß er noch einen Anteil an der Kaiserwahl hätte fordern können. Etwas besser sah es mit Sachsen aus. Zwar waren durch Friedrich Barbarossa bedeutende Stücke davon abgetrennt, aber der Sachsenherzog hatte immerhin noch eine solche Macht, daß er Anspruch auf Mitwirkung bei der Wahl erheben durfte. Das Herzogtum Bayern war ebenfalls noch stimmberechtigt. In dem ehemaligen Lothringen hatten sich die Erzbischöfe von Mainz, Köln und Trier so emporgeschwungen, daß jeder von ihnen bei der Kaiserwahl eine Stimme hatte. Einen Herzog von Lothringen, der das Stimmrecht hätte ausüben können, gab es nicht mehr. An Stelle der Herzöge von Franken und Schwaben waren in letzter Zeit zwei andere Fürsten in die Zahl der Wahlberechtigten ausgenommen worden. Der eine war der Markgraf von Brandenburg. Wie schon oben erzählt, hatte Kaiser Lothar der Sachse die Nordmark an Albrecht den Bären, aus dem Geschlechte der Askanier, erblich verliehen. Dieser hatte einen Teil des Landes auf der rechten Seite der Elbe unterworfen. Seinen Wohnsitz hatte er nach Brandenburg an der Havel verlegt und sich von da an Markgras von Brandenburg genannt. Die Nachkommen Albrechts hatten ihre Macht so vergrößert, daß sie zu den angesehensten und mächtigsten Fürsten des Reiches zählten. Die Könige von Böhmen waren seit Friedrich Barbarossa vom deutschen Reiche abhängig. Während der Zeit des Zwischenreiches hatte der damalige König dieses Landes, Ottokar, teils durch Heirat und Erbschaft, teils durch Eroberung seine Herrschaft nach Süden, Norden und Osten erweitert. Unter anderem besaß er neben Böhmen auch das Herzogtum Österreich. Er war der mächtigste Fürst des deutschen Reiches und machte sich deshalb auch Hoffnung auf die Krone. Aber seine Hausmacht war den oürsten zu groß. Sie wollten keinen Kaiser haben, der wirklich ihr Herr hätte sein können. Drei Tage berieten jle und her, ohne zu einem Entschlüsse zu kommen. Endlich lenkte der Erzbischof von Mainz die Augen der

3. Deutsche Geschichte bis zum Jahre 1648 - S. 38

1895 - Köln : DuMont-Schauberg
— 38 — Versammlung auf einen Mann, der zwar in hohem Ansehen stand und auch viele Güter besaß, sich jedoch ^meswegs an Macht mit den Wahlfürsten messen konnte. Es war dtes der 55 Jahre alte, aber noch rüstige Graf Rudolf von Habsburg, viele kannten ihn als einen frommen, klugen und tapferen Herrn. Auf ihn fiel die Wahl. 9. Rudolf von Habsburg. 1273—1291. Wenn feine Regierung Bedeutung haben sollte, mußte er zwe: Ausgaben lösen. Es galt einerseits Ruhe und Ebnung wreder herzustellen und anderseits das kaiser-Kche Ansehen auch den mächtigsten Reichsfürsten gegenüber wieder zur Geltung zu bringen. Letzteres versuchte er sofort der fernem Regierungsantritt. Er ließ sich in Aachen ftrerlrch krönen und nahm dann, wie dies bei jedem neuen Herrscher üblich, die Versicherung der Ergebenheit und Treue entgegen. An diese Huldigung schloß sich die Beleh-nung mit den bisherigen Gütern und Besitzungen. Alle hohen Adeligen waren erschienen, nur nicht Ottokar von -Lohmen. Bei der feierlichen Ceremonie, welche im Dome vorgenommen wurde, fehlte das Reichsseepter, auf welches der Lehnseid geleistet zu werden pflegte. Kurz entschlossen nahm Rudolf das Kreuz vom Altare mit den Worten* „Dieses Zeichen, das der Welt Erlösung gebracht hat, wird wohl die Stelle des Seepters vertreten können." Nach der Krönung zog er im Reiche umher, griff die Burgen der Raubritter an und zerstörte dieselben. Diejenigen Raubritter, welche er in feine Gewalt bekam, ließ er hinrichten. Wie er gegen diese mit der größten Strenge U-/, er sich aus der anderen Seite milde und nachgiebig. Dadurch gewann er manchen mächtigen Adeligen, der ihm anfangs feine Erhebung nicht gönnen mochte, für sich/ jedoch der Mächtigste im Reiche, König Ottokar von Bohmen, blieb in beharrlichem Trotze. Rudolf ließ ihn auf einen Reichstag laden, und als er nicht erschien, wurde er aller Rechte und Lehen verlustig erklärt. Da Ottokar sich auch hierum nicht kümmerte, so kam es zum Kriege. Derselbe endigte mit der Niederlage und dem Tode Ottokars. Rudolf ließ dem Sohne des Gefallenen Böhmen und gab

4. Deutsche Geschichte bis zum Jahre 1648 - S. 39

1895 - Köln : DuMont-Schauberg
— 39 — ihm eine seiner Töchter zur Gemahlin. Mit dem Herzogtums Österreich belehnte er seinen Sohn Albrecht und begründete damit das habsburgisch-österreichische, Herrscherhaus, welches noch heute regiert. Nach der Besiegung Ottokars suhr Rudols fort gegen die Raubritter zu kämpfen/ überall im Reiche zwang er die streitlustigen Adeligen, Ruhe zu halten und den Landfrieden zu achten. So stellte er allerorten das königliche Ansehen wieder her. Dies vermochte er dadurch um so leichter, daß er seinen Söhnen erledigte Reichslehen gab und seine Töchter mit mächtigen Reichsfürsten vermählte. Nach jahrelanger Zerrüttung verdankte ihm das deutsche Reich die Wiederherstellung des inneren Friedens und der Ordnung. Das deutsche Volk ehrte sein Andenken noch lange nach seinem Tode. Im Dome zu Speyer liegt er begraben. Der Aras von, Habshurg, Bei großen Feierlichkeiten versahen die Vornehmsten des Reiches oder deren Vertreter bestimmte Ämter: Bon den weltlichen Fürsten war (zur Zeit Rudolfs der Herzog von Bayern, später) der Pfalzgraf bei Rhein Truchseß; ihm war die Sorge für die kaiserliche Tafel übertragen. Das Amt des Schenken, der sich auch um die Beschaffung der Getränke kümmern mußte, verwaltete der König von Böhmen. (Bei der Krönung Rudolfs war er nicht anwesend). Der Herzog von Sachsen hatte für die Pferde des Kaisers und seines Gefolges zu sorgen; er war Marschall. Dem Markgrafen von Brandenburg fiel als,dem Kämmerer die Sorge für die Unterbringung des kaiserlichen Hofstaates zu. Diese Ämter hießen Erzämter, weil sie die ersten und vornehmsten Ämter des Reiches waren. Zu Aachen in seiner Kaiserpracht, Im altertümlichen Saale, Saß König Rudolfs heilige Macht Beim festlichen Krönungsmahle. Die Speisen trug der Pfalzgraf des Rheins, Es schenkte der Böhme des perlenden Weins, Und alle die Wähler, die sieben, Wie der Sterne Chor um die Sonne sich stellt, Umstanden geschäftig den Herrscher der Welt, Die Würde des Amtes zu üben. Und rings erfüllte den hohen Balkon Das Volk in freud'gem Gedränge, Laut mischte sich in der Posaunen Ton Das freudige Rufen der Menge;

5. Deutsche Geschichte bis zum Jahre 1648 - S. 44

1895 - Köln : DuMont-Schauberg
— 44 — bestehen. Die Stimme, welche bis dahin der Bayernherzog gehabt hatte, fiel durch das neue Gesetz an feinen Verwandten, der neben anderen Besitzungen einen großen Teil der heutigen Rheinpfalz fein eigen nannte und den Titel Pfalzgraf bei Rhein führte. Die Fürsten, welche als wahlberechtigt bezeichnet wurden, hießen von nun an Kurfürsten (küreu^wähleu). Ihre Länder wurden unteilbar und erblich nach dem Rechte der Erstgeburt. 12. Vom Tode Karls Iv. bis zu den Kaisern aus dem Hause Österreich. 1378—1438. Außer Karl Iv. ijt aus dem Haufe Luxemburg-Böhmen noch der letzte Kaiser, Sigismund, für die deutsche Geschichte wichtig geworden. Während seiner Regierung wurde in der freien Reichsstadt Konstanz eine große Kirchenverfammlung abgehalten, welche eine allgemeine Verbesserung der kirchlichen Verhältnisse zum Zwecke hatte. Sigismund und viele Fürsten waren anwesend. Bei dieser Gelegenheit übergab der Kaiser am 18. April 1415 die Mark Brandenbnrg mit der Kurwürde zum Lohn für treu geleistete Dienste Friedrich Vi. von Nürnberg aus dem Hause Hohenzollern erb- und eigentümlich. 13. Kaiser aus dem Hause Österreich. 1438—1806. Nach dem Tode Sigismunds,, wählten die Kurfürsten seinen Schwiegersohn Albrecht von Österreich aus dem Hause Habsburg zum Kaiser. Von da an ist die Kaiserwürde ununterbrochen bis zum Jahre 1806 beim Hause Habs- $ bürg geblieben. Einer der hervorragendsten Fürsten dieses ' Hauses ist Kaiser ^Taa-irntsicm I. 1493—1519. Seine Negierungszeit fällt ungefähr mit dem Schluß des Mittelalters und dem Anbruch der Neuzeit zusammen. Als er 1493 zur Regierung kam, sah es in Europa ganz anders aus als zur Zeit der Hohenstaufen.

6. Deutsche Geschichte bis zum Jahre 1648 - S. 36

1895 - Köln : DuMont-Schauberg
8. Vom Tode Friedrichs I. bis Rudolf von Habsburg. 1190-1273. Da die folgenden Hohenstaufenschen Kaiser die meiste Zeit ihrer Regierung in Italien zubrachten und Deutschland vernachlässigten, so folgte hier aus die Zeit des höchsten Glanzes eine Zeit des allgemeinen Niederganges. Am schlimmsten wurde es, als man nach dem Tode des letzten Hohenstansen sich über die Wahl eines Nachfolgers nicht einigen konnte. Fast 20 Jahre lang hatte Deutschland keinen Kaiser. Man nennt diese Zeit das Interregnum oder das Zwischenreich, am richtigsten aber „die kaiserlose, die schreckliche Zeit". Wenn schon der gewaltige Barbarossa Raubritter hatte bestrafen müssen, wenn schon dieser gefürchtete Kaiser sich genötigt sah, den einzelnen Adeligen Ruhe und Frieden zu gebieten, dann war es natürlich, daß unter seinen Nachfolgern die Raubritter sich kühn erhoben und jedermann sich selbst Recht zu verschaffen suchte. Vollends in der Zeit, wo kein Kaiser in Deutschland herrschte, brach allenthalben im Reiche Unordnung und Verwirrung aus. Kein Gesetz wurde mehr geachtet; der Stärkere nahm dem Schwächeren, was ihm beliebte. Es kam so weit, daß selbst die Fürsten, welche anfangs sehr zufrieden gewesen waren keinen Herrn zu haben, sich bedroht sahen und für sich zu fürchten anfingen. Die Städte, "welche schon mit einander Bündnisse geschlossen hatten, um ihren Handel zu schützen, konnten gegen das Überhandnehmen der Raubritter nicht mehr ankommen. Der Handel ging sichtlich zurück, und der Wohlstand schwand. Deshalb drangen die Städte daraus, daß wieder ein Kaiser gewählt werde. Endlich lud der Erzbischof von Mainz die Fürsten nach Frankfurt am Main zur Wahl. Aber es waren nicht mehr die Herzoge der Hanptstämme, welche zur Wahl erschienen. Seit der Herrschaft der fränkischen und noch mehr der hohenstaufischen Kaiser war die Macht der großen Herzogtümer gebrochen, an ihrer Stelle aber eine Anzahl kleinerer, säst selbständiger Besitzungen entstanden. Besonders war

7. Deutsche Geschichte bis zum Jahre 1648 - S. 43

1895 - Köln : DuMont-Schauberg
— 43 — 10. Vom Tode Rudolfs von Haüsburg bis Karl Iv. 1291—1347. Rudolf hatte trotz seiner unleugbaren Verdienste um »das Reich es nicht dahin bringen können, daß sein ältester L Sohn zum Kaiser gewählt worden wäre. Seine nächsten ! Nachfolger vermochten ebenfalls nicht. die Krone bei ihrer l Familie zu erhalten. Bei der Wayl suchten die Wahl-z fürsten jedesmal möglichst viel für sich herauszuschlagen, / indem die neuen Kaiser vor ihrer Wahl versprechen mußten, Ii ihnen dieses oder jenes Land, dieses oder jenes Recht zu überlassen. Die Kaiser suchten sich dann dadurch wieder : schadlos zu halten, daß sie von den erledigten Reichslehen möglichst viel an ihre Familie brachten und so ihren Privatbesitz vergrößerten. 11. Karl Iv. 1347—1378. Erst mit dem Jahre 1347 kam wieder ein Geschlecht zur Regierung, welches dem Lande mehrere Kaiser hintereinander gab. Es ist dies das Haus Luxemburg-Böhmen. Der dritte Nachfolger Rudolfs war ein Graf von Luxemburg gewesen. Ihm war es durch die Heirat seines Sohnes mit der Erbin von Böhmen gelungen, dieses Land sür seine j. Familie zu gewinnen. Sein Enkel Karl wurde 1347 als Karl Iv. Kaiser. Deutschland hat ihm ein Werk zu verdanken, welches für die Zukunft von großer Bedeutung geworden ist. Er erließ nämlich 1356 ein Reichsgesetz, welches die Kaiserwahl ordnete und denjenigen Fürsten, welche den Kaiser zu wählen hatten, auch eine hervorragende Macht im Reiche sicherte. Dieses Gesetz ist bekannt unter dem Namen „die goldene Butte"; es wird so genannt, weil das dem Gesetze angehängte Siegel in einer goldenen Kapsel (Bulla) eingeschlossen war. Veranlaßt war das Gesetz durch Streitigkeiten, welche über die Frage entstanden waren, wer denn 1 eigentlich von den Fürsten zur Kaiserwahl berechtigt sei. Die Berechtigung erhielten die drei geistlichen Fürsten von Mainz, Köln und Trier, welche die Wahl schon seit Jahren 1 ausgeübt hatten. Von den weltlichen Fürsten blieb die Berechtigung sür Sachsen, Brandenburg und Böhmen

8. Die Geschichte der letzten 50 Jahre - S. 364

1867 - Köln : DuMont-Schauberg
364 35. Die verfassunggebenden Versammlungen in Deutschland. scheidung schwankte unentschieden zwischen den Parteien, als Heinrich v. Gagern den Präsidentenstuhl verließ und die Rednerbühne betrat. Seine Rede gab den Allsschlag, als er sagte: „Ich thue einen küh- lien Griff, und ich sage Ihnen, wir müssen die provisorische Central- gewalt selbst schaffen. Darum müssen wir sie selbst schaffen: sie muß stark sein, sie muß Vertrauen einflößen. Wir müssen sie aber beson- ders darum selbst schaffen, weil wir ihrer schnell bedürfen und weil ,vir nicht gewiß sind, daß sie schnell geschaffen wird, wenn wir eine Mitwirkung der Regierungen in Anspruch nehmen wollten." Am 27. Juni wurde mit großer Mehrheit für einen Reichsverweser ent- schieden. Am 29. Juni versammelte sich das Parlament zur Wahl des Reichsverwesers; v. Gagern eröffnete die Wahlverhandlung durch wenige Worte, die er in tiefer Bewegung sprach. „Es ist die Stunde gekominen," sagte er, „wo seit Jahrhunderten zum ersten Male wie- der das deutsche Volk berufen ist, sich eine Regierung zu geben für seine Gesammt-Angelegenheiten, und an die Spitze dieser Regierung ein Haupt zu setzen. Die Einheit Deutschlands, die in unserem Be- wußtsein lag, wird dadurch eine Thatsache, die in die Welt eintritt." Von 546 anwesenden Mitgliedern stimmten 436 für den Erzherzog Johann von Oesterreich, 52 für Heinrich von Gagern, 32 für Jtzstein, 1 für den Erzherzog Stephan. „Ich proclamire also hiermit," nahm der Präsident in feierlichem Tone wieder das Wort, „Johann, Erzherzog von Oesterreich, zum Reichsverweser über Deutschland. Er bewähre die allezeit gehegte Liebe zu uifferem großen Vaterlande, er sei der Gründer unserer Einheit, der Bewahrer unserer Volksfreihei- ten, der Wiederhersteller von Ordnung und Ruhe." In diesem Augen- blicke mischte sich das Geläute der Glocken und der Donner der Ge- schütze in den dreifachen Lebehochruf der Versammlung. Erzherzog Johann von Oesterreich, geboren zu Florenz am 20. Januar 1782, war der neunte Sohn des Großherzogs von Tos- cana, welcher 1790 unter dem Namen Leopold Ii. seinem Bruder Joseph Ii. in der römischen Kaiserwürde folgte und deßhalb mit seiner Familie nach Wien übersiedelte. Schon früh zeigte der Erz- herzog eine besondere Neigung für das Kriegswesen und ein seltenes Talent für Terrainkunde, zugleich aber auch eine entschiedene Vor- liebe für die Geschichte und die Naturwissenschaften. In der ersteren unterrichtete ihn der damals im Ministerium des Aeußern zu Wien angestellte Johannes (von) Müller. Auf der Neigung für die Na- turkunde beruhte jener Enthusiasmus, den der Prinz von jeher für Gebirgsländer und Gebirgsvölker hegte. Vergebens bat er in den Jahren 1797 und 1799 die erste Kriegsschule unter seinem älteren Bruder, dem Erzherzoge Karl, durchmachen zu dürfen. So mußte er denn, nachdem dieser den Oberbefehl niedergelegt hatte, im Jahre 1800 sogleich das Ober-Commando, und zwar über ein wiederholt geschlagenes und entmuthigtes Heer, an Kray's Stelle, übernehmen und verlor die Schlacht bei Hohenlinden. Seit dem Jahre 1800

9. Die Geschichte der letzten 50 Jahre - S. 27

1867 - Köln : DuMont-Schauberg
5. Der österreichische Staatskanzler Clemens Wenzel Fürst von Metternich. 27 5. Der österreichische Ztaatskaniler Clemens Wendel Fürst von Metternich. (Nach Anton Springer, Geschichte Oesterreichs seit dem Wiener Frieden und desselben Verfassers „Fürst Metternich" in R. Haym's preußischen Jahrbüchern, bearbeitet vom Herausgeber.) Der berühmteste Staatsmann Oesterreichs im 19. Jahrhundert und zugleich der einstußreichste Lenker der europäischen Politik war der Graf und spätere (seit 1813) Fürst Clemens Wenzel Lothar Metternich-Winneburg, besten größte Macht keineswegs in seine späteren Jahre fällt, als er gemeinsam mit dem Erzherzog Ludwig und dem Grafen Kolowrat im Namen des Kaisers Ferdinand I. in Oesterreich regierte (1835—1848), sondern so lange er die Gewalt mit Kaiser Franz I. theilte (1809—1835). Doch fehlte viel, daß er die Zügel der gesammten österreichischen Staats-Verwaltung in seiner Hand vereinigt hätte; die eigentliche Administration, das Ver- sassungswesen, die Finanzkunde blieben ihm stets fremd. Nur die diplomatische Kunst verehrte in ihm einen Meister, nur die Verhält- nisse Oesterreichs zu den anderen Staaten reizten seine Aufmerksam- keit, aber gerade in dem Mitrathen über die Angelegenheiten des europäischen Staaten-Systems glaubte Oesterreich seine wesentliche Bestimmung zu erfüllen und so übte Metternich auch auf Oesterreichs Schicksale einen entscheidenden Einfluß. — Kein Staat hat in den letzten Jahrhunderten so viele fremde fertige Kräfte in seinen Dienst gezogen und seinen Bedarf an Feldherren, Diplomaten, Ministern u. s. w. aus einem so ausgedehnten Kreise, weit über die Landes- grenzen hinaus, gewählt, wie Oesterreich. Der heimische Bürgerstand war geistig und social in die engsten Schranken gebannt, die unga- rische und böhmische Aristokratie theils zu unabhängig, theils zu un- gebildet, um am Hofe zu dienen oder der Negierung vorzustehen. Die Fremden empfahlen sich durch die Freiheit von allen spröden Provincial-Jnteressen, die unbedingte Abhängigkeit vom Hofe und, was wichtiger ist, sie allein besaßen die Fähigkeit, Oesterreichs weniger durch innere Stärke als durch äußeren Einfluß bedeutsame Macht zu vertreten und zu entwickeln. Zu diesen freiwilligen Oesterreichern gehörte auch die rheinische Familie der Grafen Metternich. Der Staatskanzler war 1773 zu Coblenz geboren, wo sein Vater als kaiserlicher Minister beim niederrheinisch-westfälischen Kreise lebte. Während seiner ganzen Jugend blieb er fern von österreichischen Ein- drücken und empfing ausschließlich die Anregungen des rheinischen Lebens, insbesondere verläugnete er nie die Züge des Geistes, der an den kleinen Höfen der rheinischen Kurfürsten waltete. Daher stammt der leichte Lebenssinn, die flüchtige Auffassung des Pflicht- mäßigen, die kluge Berechnung der kleinen und persönlichen Lebens-

10. Die Geschichte der neuern Zeit - S. 143

1876 - Köln : DuMont-Schauberg
28. Der Abfall der Niederlande. 143 das Ansehen und Gewicht des einzigen Flanderns hatten, welches Egmont erhielt. Der Graf von Horn, Egmont's Freund, erhielt die Admiralitätswürde. So waren also die vorzüglichsten Stellen im Lande alle mit Niederländern besetzt, doch man verzieh es dem Könige nicht, daß er einen Fremden (Burgunder), Granvella, Bischof von Arras, fast mit despotischer Macht zurückließ, denn sehr bald zeigte sich die Abhängigkeit der Statthalterin von diesem ränkevollen Minister nur zu deutlich. 3. Margaretha von Parma, Statthalterin, 1559—1567. Eine der vorzüglichsten Beschwerden der Nation, die zu allen folgenden Unruhen führte, war die Vorliebe des Königs für Fremde, vorzüglich für Spanier: denn die nationale Abneigung der Niederländer gegen die Spanier war so entschieden, wie je zwischen zwei Völkern unter demselben Scepter. Daß dieser Haß sich nicht besserte, sondern noch bis zur Unverföhnbarkeit verschärfte, dafür sorgte das neue Regiment nach Kräften. Eine zweite Ursache der Unzufriedenheit gaben die spanischen Truppen, welche Philipp in den Niederlanden zurückgelassen hatte. Schon Karl V. hatte oft in seinen Kriegen spanische Soldaten, welche damals die erste Infanterie Europa's ausmachten, gebraucht, doch sie nach dem Frieden gleich wieder entlassen. Philipp aber ließ, nach Abschluß des Friedens mit Frankreich, 3000 Mann Kerntruppen in Flandern auf der französischen Grenze zurück, die sich in ihrem Nationalstolz und in der Verachtung der Niederländer die gröbsten Ausschweifungen gegen das Landvolk erlaubten. Oranien und Egmont legten in der Versammlung der Generalstaaten zu Gent, die der König noch vor seiner Abreise hielt, eine dringende Bittschrift gegen diese fremden Krieger und gegen die Anstellung von Fremdlingen in der Staatsverwaltung vor. Man erzählt, daß Philipp, hierüber entrüstet, gefragt haben foll: „ob man denn auch ihn als einen Fremdling vertreiben wolle?" Jedoch gab er fein Wort, daß die Truppen nach vier Monaten abziehen sollten. Aber gegen Egmont und Oranien, die ersten Urheber dieser Demüthigung seines Stolzes, hegte er von nun an einen unversöhnlichen Groll. Einen dritten, sehr allgemeinen Grund zum Mißvergnügen gab die Errichtung neuer Bisthümer. Bisher waren in den Niederlanden nur vier Bis-thümer, wovon drei (Arras, Eambrai, Tournay) in den südlichen und nur eins (Utrecht) in den nördlichen Provinzen. Schon Philipp der Gute soll beabsichtigt haben, eine größere, der starken Bevölkerung angemessene Zahl Bischöfe anzustellen; auch war es, wie die Anhänger Philipp's Ii. versicherten, der Zweck Karl's V., als wichtigere Unternehmungen ihn beschäftigten, und er soll diese Anordnung seinem Sohne dringend empfohlen haben. Gleich nach seinem Regierungsantritt beschäftigte sich dieser damit. Man wollte zugleich die Abhängigkeit einiger Provinzen von fremden Bisthümern und Erzbisthümern (Köln, Rheims und Lüttich) aufheben; und beide Gründe,
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