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1. Auswahl erdkundlicher Charakterbilder - S. 116

1907 - Münster i.W. : Aschendorff
Il Aus fremden Landen. 1. Auf dem Brenner. I. W. t). Goethe: Sämtl. Werke. Xxv. Bd. Italienische Reise I. Leipzig, Reclmn. S. 6—10. (Gekürzt.) Auf dem Brenner, den 8. September 1786. Abend?. Hier gekommen, gleichsam gezwungen, endlich an einen Ruhepunkt, an einen stillen Ort, wie ich ihn mir nur hätte wünschen können. Es war ein Tag, den man jahrelang in der Erinnerung genießen kann. Um sechs Uhr verließ ich Mittenwald; den klaren Himmel reinigte ein scharfer Wind vollkommen. Es war eine Kälte, wie sie nur im Februar erlaubt ist. Nun aber, bei dem Glänze der aufgehenden Sonne, die dunkeln, mit Fichten bewachsenen Vordergründe, die grauen Kalkfelsen da zwischen und dahinter die beschneiten höchsten Gipfel auf einem tiefern Himmelsblau, das waren köstliche, ewig abwechselnde Bilder. Bei Scharnitz kommt man ins Tirol. Die Grenze ist mit einem Walle geschlossen, der das Tal verriegelt und sich an die Berge anschließt. Es sieht gut aus: an der einen Seite ist der Felsen befestigt, an der andern steigt er senkrecht in die Höhe. Von Seefeld wird der Weg immer interessanter, und wenn er bisher, seit Benedikt- benern herauf, von Höhe zu Höhe stieg, und alle Wasser die Region der Isar suchten, so blickt man nun über einen Rücken in das Jnntal, und Jnzingen liegt vor uns. Die Sonne war hoch und heiß; ich mußte meine Kleidung er- leichtern, die ich bei der veränderlichen Atmosphäre des Tages oft wechsele.

2. Auswahl erdkundlicher Charakterbilder - S. 200

1907 - Münster i.W. : Aschendorff
200 Gaußberg und Inlandeis. gen, und es überkam uns ein Gefühl freudiger Spannung bei dem Gedanken, dem ersehnten Marschziel so nahe zu sein. Seit 116 Tagen lebten wir auf offener Landstraße, stetig wechselten die Bilder und Eindrücke. Natur und Menschen hatten viel des Interessanten geboten, und wir hatten manche Erfahrung sammeln können, aber anch Strapazen und Entbehrungen waren nicht ausgeblieben. Die verzehrenden Strahlen der Sonne, die beschwerlichen Märsche und Flußübergänge, die lästigen Insekten und auch Hunger und Durst traten oft niederdrückend und ermattend den Genüssen und Freuden der so vielseitigen und anregenden Reise entgegen, doch half das Interesse zur Sache und die Freude an der Arbeit hierüber hinweg. Jetzt, in der Nähe der Residenz des großen Balubafürsten Kalamba, winkten uns die Tage der Ruhe und der Vor- bereitung für die Fahrt auf dem Kassai. - Unter dem Jubel der Eingeborenen, die am Eingang und in den Straßen Spalier bildeten, hielten wir am 8. November den Einzug in Mukenge und begrüßten Kalamba, der sich mit den vornehmsten seiner Leute auf der Kiota eingefunden hatte. 12. Gaußberg und Inlandeis. Erich von Drygalski: Zum Kontinent des eisigen Südens. Deutsche Südpolarexpedition. Fahrten und Forschungen des „Gauß" 1901—1903. Berlin 1904, Druck und Verlag von Dietr. Reimer. S. 295—304. (Unbedeutend gekürzt.) Schönes, fonniges Wetter strahlte über dem Eis, als wir das Schiff verließen. Unter endlosem Gehenl wurden die Hunde zusammengekoppelt und dann zunächst lose mitgeführt, da die Schlitten schon vorher an das ebene Eisfeld südlich vom „Gauß" gebracht waren. Wir hatten zur Reise Windkleidung angelegt, aus leichtem, aber festen! Baumwollenzeug bestehend, das man über die wollenen Unterkleider zog, weil Pelze zum Gehen und

3. Geschichtliches Lesebuch - S. 25

1903 - Göttingen : Vandenhoeck u. Ruprecht
Ii. v. Sybel, Erste Jahre des Bundestags. 25 und Lasten auf sich nehmen; die Regierungen sträubten sich, die Bundesgewall an den höchsten Schmuck der Kronen, die Militärhoheit, rühren zu lassen; bei vielen Liberalen aber galt die Linientruppe als das gefährlichste Werkzeug des Despotismus. Auch herrschte die Überzeugung, daß nach Napoleons Sturz auf lange Zeit der Friede gesichert sei, und im Notfall hätte man ja die großen Armeen Österreichs und Preußens, die schon aus eignem Interesse für die Verteidigung der übrigen Staaten sorgen müßten. Bei dieser Gesinnung der Mittelund Kleinstaaten zogen sich die Verhandlungen durch fünf Jahre hin, bis endlich eine provisorische Kriegsverfassung zustande kam, als ein leuchtendes Denkmal des Satzes, daß die stärkste Stellung die des Verneinenden ist. Es sollte hienach das Bundesheer aus den Kontingenten der Einzelstaaten bestehen, gruppiert in zehn Armeecorps von je rund 30 000 Mann, je drei von Österreich und Preußen, das siebente von Bayern zu stellen, während in die drei letzten die Kontingente der übrigen Mittel- und Kleinstaaten zusammengeschoben würden. Die Quantität dieser Rüstung (ein Prozent der Bevölkerung) war nicht stark, um so mehr wäre es auf Steigerung der Qualität, also auf Gleichmäßigkeit der Ausbildung, Bewaffnung und Disciplin, auf feste Organisation der Verpflegung und vor allem auf bleibende und durchgreifende Einheit des Oberbefehls angekommen. Aber von dem allem wurde das gerade Gegenteil verfügt. Die Einrichtung der Kontingente blieb auch im Kriege den Einzelstaaten überlassen; es war verboten, ein kleines Kontingent in den Verband eines großen aufzunehmen; denn auch der Schein der Suprematie eines Bundesstaats über den andern sei zu vermeiden. Im Frieden gab es keinen gemeinsamen Oberbefehl. Für den Krieg sollte der Bundestag einen Bundesfeldherrn wählen, der nur von dem Bundestag und dessen Militär-Ausschuß Befehle empfangen dürfe, und in dessen Hauptquartier die Kontingentsherren ihre souveränen Sonderrechte durch unabhängige höhere Osficiere verfassungsmäßig ausüben würden. So war endlich 1821 beschlossen. Aber als es an die Ausführung ging, erhoben sich zahllose Verwahrungen und Widersprüche der dreißig Kleinstaaten über die unerhörte, erdrückende Belastung. Erst nach zehn Jahren gelang es, einen Ausgleich zustande zu bringen, und dann dauerte es noch weitere vier Jahre, bis die Organisation des neunten und zehnten Armeecorps (Sachsen, Hannover und die norddeutschen Kleinstaaten) wenigstens auf dem Papier festgestellt war. Wie es dann in der Wirklichkeit aussah, werden wir später wahrzu-

4. Geschichtliches Lesebuch - S. 282

1903 - Göttingen : Vandenhoeck u. Ruprecht
282 Xix. Oncken, Die Kaiserproklamation zu Versailles. gebildet und den deutschen Parlamentarismus in akademischem Geiste erzogen hat; der es wunderbar verstand, die Geschäftsordnung zu handhaben mit attischem Salz und römischer Urbanität, sodaß in jedem guten Kammerpräsidenten noch jetzt sein mittelbares oder unmittelbares Vorbild zu erkennen ist, und der von seinem unvergleichlichen Talent zu würdevoller Repräsentation auch jetzt bei dem denkbar feierlichsten Anlaß glänzend Gebrauch machen sollte. König Wilhelm hätte in Versailles das prachtvolle Schloß König Ludwigs Xiv. beziehen können, in dessen Giebelfeld die Worte stehen: A toutes les gloires de la France. Er zog es vor, dies Schloß als Lazarett für deutsche und französische Verwundete einzurichten, selbst aber in der kaiserlichen Präfektur abzusteigen, in der er seit dem 5. Oktober seinen Wohnsitz hatte, und in dem großen Saale dieses Gebäudes fand am Sonntag den 18. Dezember der feierliche Empfang der Kaiserabordnung des Reichstags statt. Die Verlesung der Adresse leitete der Präsident durch eine kurze Ansprache ein, in der er hinwies auf zwei Verfassungsänderungen, mittels deren dem künftigen deutschen Staat und seinem höchsten Oberhaupt Benennungen J) gesichert würden, „auf denen die Ehrfurcht langer Jahrhunderte geruht, auf deren Herstellung das Verlangen des deutschen Volkes sich zu richten nicht aufgehört habe". Er erinnerte daran, daß der Empfang der Abgeordneten des Reichstags stattfinde in einer Stadt, in welcher mehr als ein verderblicher Heereszug gegen unser Vaterland ersonnen und ins Werk gesetzt worden sei, und an die Nachbarschaft der Hauptstadt, in der unter dem Druck fremder Gewalt die Verträge geschloffen worden waren, in deren unmittelbarer Folge das Reich zusammenbrach 2). Und dann verlas er die Adresse selbst mit solcher Wärme, solchem Nachdruck, daß allen Hörern die Thränen ins Auge traten. Am tiefsten bewegt war der König selbst. In beständigem Kampf mit der Rührung, die ihn mehr als einmal übermannte, las er die Antwortrede, in der er seinem Dank gegen die göttliche Vorsehung Ausdruck gab für die Wunder ihrer Führung, seine Freude ausdrückte darüber, daß die für das gemeinsame staatliche Leben der Deutschen neu gewonnenen Grundlagen „von den füd- 1) Seit den Beschlüssen vom 10. Dezember las man im Eingang der Ver-sassnng die Worte: „Dieser Bund wird den Namen Deutsches Reich führen" und im Artikel 11: „Das Präsidium des Bundes steht dem König von Preußen zu, welcher den Namen Deutscher Kaiser führt." 2) Die Pariser Rheinbundverträge vom 12. Juli 1806.

5. Geschichtliches Lesebuch - S. 284

1903 - Göttingen : Vandenhoeck u. Ruprecht
284 Xix. Oncken, Die Kaiserproklamation zu Versailles. Seelenkampf dem historischen Berufe seines Hauses brachte, für Graf Bismarck war er ein Hebel politischen Erfolges, nur für den Kronprinzen war er Herzenssache, ein Jugendtraum, an dessen Erfüllung seine Seele hing. Als er am 21. September den prachtvollen Spiegelsaal, die Galerie des glaces, zum erstenmal besichtigte, gelobte er sich selbst: „Hier wird der Kaiser ausgerufen und das neue Reich verkündigt werden." Als am 3. Dezember der Kaiserbrief des Königs von Bayern eingelaufen und Bismarcks Vortrag darüber beim König beendet war, hatte er in sein Tagebuch geschrieben: „Als wir das Zimmer verließen, reichten Bismarck und ich uns die Hand: mit dem heutigen Tage wird Kaiser und Reich unwiderruflich hergestellt, jetzt ist das fünfnndsechzigjährige Interregnum, die kaiserlose, die schreckliche Zeit vorbei, schon dieser stolze Titel ist eine Bürgschaft, wir verdanken dies wesentlich dem Großherzog von Baden, der unausgesetzt thätig gewesen." Empört war er über die prosaische Schwuuglosigkeit, mit der die Kaiserfrage im Reichstag behandelt worden war, er selbst aber war Feuer und Flamme, als der 18. Januar, der Krönungstag der Könige von Preußen, zum Festtag der Einweihung des neuen Kaisertums bestimmt ward. Von ihm war der Plan selbst ausgegangen, sein Werk war der Entwurf des Festverlaufs, die Festansage, die am 16. Januar an die um Paris lagernden Regimenter erging, um die Vertretung derselben durch Abordnungen und Fahnen zu sichern. An demselben 16. Januar erschien der Hofprediger Rogge, Divisionspfarrer der 1. Gardedivision, bei König Wilhelm, der ihn in seinem einfachen Arbeitszimmer empfing und, hinter seinem Schreibtisch stehend, zu ihm sagte: „Ich habe Sie rufen lassen, ba am 18. Januar, unserem Krönungstage, die Proklamation der Kaisermürbe vorgenommen werben soll und ich den Akt biirch eine kurze, kirchliche Feier eingeleitet sehen möchte. Da ich den Kaisertitel einmal annehmen soll, so habe ich biefen Gebenktag der preußischen Geschichte bafür gewählt. Ich hoffe, daß Sie Ihre Aufgabe auch biesmal so gut lösen werben, wie Sie es neulich beim Empfang der Deputation gethan haben. — Aber von mir bürfen Sie nicht rebert." Der Geistliche erwiberte, benselbert Befehl habe er am 18. Dezember erhalten und bamals ihm auch folgen können, aber biesmal werbe es unmöglich sein, die Person des Monarchen außer Betracht zu lassen. „Nun benn, aber so wenig als möglich. Nicht ich habe es so gemacht, sonbern Gott hat es so gefügt. Es wirb mir recht schwer,

6. Lesebuch für Ober-Klassen in katholischen Elementar-Schulen - S. 391

1854 - Münster : Aschendorff
391 Mit diesem erhabenen männlichen Rufe eröffnet den heiligen Kampf, bleibet ihm treu in der entscheidenden Stunde, und der Sieg ist euer!" Ein Reitertreffen bei Libertwolkwiz am 14. Oktober zwi- schen den Truppen des Königes von Neapel und einem Theile des Schwarzcnbergschen Heeres war gleichsam das Vorspiel zu dem großen Trauerspiele, welches vier Tage hindurch um und in Leipzig aufgeführt werden sollte. Am 26. begann der Riesenkampf. Mehr als 300,000 Mann Verbündete standen gegen 200,000 Mann Franzosen, und seit 8 Uhr des Mor- gens donnerten über 1000 Kanonen gegen einander, so daß die Erde erbebte, und viele Fenster in Leipzig zersprangen. Der Kampf schwankte unentschieden; Dörfer wurden genommen und verloren. Am blutigsten war der Kampf bei den Höhen von Wachau, wo Napoleon selbst hielt, und bei den vorliegenden Dörfern Güldengossa und Auenhain. Alle Anstrengungen der Verbündeten scheiterten hier an dem Ungestüme der Franzo- sen und Polen. Napoleon selbst sprengte wiederholt mitten im Feuer aufmunternd an die einzelnen Generale heran, und den neuen Marschall, Fürsten Poniatowski, welchen er mit seinen Polen im heftigsten Gedränge fand, spornte er mit dem Zu- rufe: „Vorwärts, König von Polen!" Um 3 Uhr Nach- mittags hatten die Franzosen solche Fortschritte gemacht, daß Napoleon schon Boten mit der Siegesnachricht nach Leipzig schickte und alle Glocken läuten ließ. Wie ein Grabgeläute ertönten sie in die Herzen der bekümmerten Einwohner. Je- doch nahmen die Oesterreicher und Russen bald ihre alte Stel- lung wieder ein, während Blücher bei Mökern bedeutende Vor- theile über den Marschall Marmont gewann und ihn bis Leip- zig drängte. Am 17. (Sonntag) war meist Waffenruhe, und Napoleon ließ durch den österreichischen General Mervelt, wel- cher am Tage zuvor gefangen genommen war, den Verbün- deten Waffenstillstand anbieten. Dieser aber wurde abgeschla- gen, und am 18. des Morgens früh erneuerte sich der schreck- liche Kampf. Inzwischen war auch der Kronprinz von Schwe- den mit der Nordarmee, und Benningsen mit der Reserve zu den Verbündeten gestoßen. Die Blüthe der streitbarsten europäischen Völker war auf dem Kampfplatze; alle wettei-

7. Lesebuch für Ober-Klassen in katholischen Elementar-Schulen - S. 216

1854 - Münster : Aschendorff
216 schwarzen Räupchen an zu fressen. Ihre natürliche Nahrung, wie bereits oben gesagt worden, sind die Blatter des Maul- beerbaumes, besonders des weißen; bei einem andern Futter erkranken und verkümmern sie. Sie sind, wie alle Raupen, außerordentlich gefräßig und verzehren an einem Tage mehr als zweimal so viel Futter an Gewicht, als sie selbst schwer sind. Bis zur Verpuppung häuten sie sich, in einer jedesmaligen Zwischenzeit von vier bis sechs Tagen, vier- mal. Wenn der Tag der Häutung sich nähert, werden sie matt und liegen 24 Stunden ohne Nahrung fast ganz steif. Sobald sie die aufgeborstene Haut abgestreift haben, fressen sie wieder allmälig mehr. Indeß sind die Zeiten der Häutung nicht ungefährlich, und manche büßen ihr Leben ein. Mit der Häutung werden sie weißer, glätter und größer, und nach der vierten Häutung fressen sie zweimal so viel, als in der ganzen Zeit vorher. Sechs bis sieben Tage nach der letzten Häutung bemerkt man unter dem Halse eine starke Nöthe; sie hören auf zu fressen, laufen unruhig umher und suchen einen bequemen Ort zum Einspinnen. Haben sie diesen gefunden, so treten durch zwei Oeffnungen unter dem Maule kleine Tröpfchen eines harzigen Stoffes hervor, der an der Luft schnell verhärtet. Diese kleben sie an irgend einem Orte fest, bewegen dann den Kopf hin und her, ziehen die immer nach- quellende Feuchtigkeit in zwei Fäden, vereinigen beide dann gleich in einen und verfertigen so den ersten Tag das äußere ungeordnete Gewebe, das zu der sogenannten Floretseide dient. Dann erst machen sie das feine Gespinnst, das ein zusammenhangender, oft mehrere hundert Ellen langer Faden ist, und zuletzt weben sie eine filzartige Hülle, die gegen jede Witterung sie schützt. Das ganze Gespinnst heißt Cocon. Nach zwei oder drei Wochen öffnen sie das Cocon und kom- men als Schmetterlinge hervor. Weil die Cocons, aus welchen Schmetterlinge kommen, dadurch unbrauchbar werden, so liest man nur die besten zur Zucht aus und tobtet in einem nicht zu heißen Backofen oder über einem Kessel mit kochendem Wasser die übrigen. Zn heißem Wasser wird durch Umrühren hierauf die Floretseide abgelöst und die eigentliche Seide abgehaspelt, gespult und

8. Lesebuch für Ober-Klassen in katholischen Elementar-Schulen - S. 372

1854 - Münster : Aschendorff
372 auch wir Eins sind." (Ich. 17, 19 — 22.) Die Zeit wird kom- men, in welcher der Herr die Getrennten wieder zur Verei- nigung bringen wird. Lasset uns für die baldige Erscheinung dieser Zeit flehen und handeln, unerschütterlich fest stehen im Glauben, den getrennten Brüdern aber nie unsere Liebe versagen. 22. Kaiser Karl V. Der Enkel des Kaisers Maximilian, geboren zu Gent in Flan- dern am 24. Januar 1500, wurde nach dem Tode seines Groß- vaters zum deutschen Kaiser gewählt, und im Jahre 1520 als Karl V. zu Aachen gekrönt. Während der 36 Jahre, die er re- gierte, war es sein eifrigstes Bemühen, die durch die Glaubens- spaltung verfeindeten Gemüther seiner Unterthanen zu versöhnen, und eine Wiedervereinigung herbeizuführen. Als er die Vergeb- lichkeit seiner Bemühungen enolich erkannte, seine Kriege gegen Frankreich für ihn unglücklich ausfielen und ihn selbst eine viel- jährige Kränklichkeit'niederbeugte, entschloß er sich, von der Nich- tigkeit alles Irdischen mächtig ergriffen, seine Lebenstage in der Einsamkeit zu beschließen, und in derselben sich ernstlich auf den Tod vorzubereiten. Er legte daher die fünf Kronen, die er auf seinem Haupte vereinigte, nieder, und der Beherrscher von Spa- nien, Sicilien, Neapel, Florenz, Burgund, Lothringen, Elsaß, den Niederlanden, Oesterreich, Ungarn, Böhmen, Dalmatien, Croatien , Mexiko und Peru, begab sich in seinem 57. Lebensjahre in das Kloster St. Juste an der Grenze Portugals. Hier betete und betrachtete er, ging mit den Mönchen in's Ehor und beschäf- tigte sich mit mechanischen Arbeiten; den 21. September 1558 starb er. Treffend ist dies dargestellt in folgendem Gedichte: Ihr heil'gen Väter, schließt die Riegel auf! Ein Pilgrim klopft, matt von des Lebens Lauf; Vom hohen Kaiserschlosse komm' ich her. Und eine nied're Zell ist mein Begehr. Einst schmückte mich der Purpur, reich und weit. Von euch erfleh' ich nur ein Büßerkleid. Einst schmückten Kronen mich und Lorbeerlaub, Gönnt meinem Haupte Asche jetzt und Staub. Ich gab die halbe Welt mit Freuden ab. Gebt ein'ge Schritte Land mir für mein Grab. Mich ekelt Erdenpomp und Flitter an. Die gold'ne Bürde hab' ich abgethan. Ich warf das Diadem und Zepter hin. Nach andern: Kleinod sehnt mein Herz und Sinn. Der nied're Schemel sei mein Thron fortan. Nichts bin ich als des Höchsten Unterthan.

9. Kurze Darstellung der deutschen Geschichte für Volksschulen - S. 59

1822 - Elberfeld : Büschler
Kaiser Karls Tod. 5" Stickerei. Nie aß Karl ohne leine Kinder, und auch auf Reisen.mußten sie ihn zu Pferde begleiten. Als der alte, ehrwürdige Kaiser über 70 Jahre alt war und öftere Fieber seinen, sonst so kräftigen, Körper angrif- fen, fingen seine Getreuen an, für ftm sieben besorgt zu seyn, und ihre Angst brachte sie dahin, daß sie Alles, was sich irgend unerwartetes zutrug, auf seinen baldigen Tod deuteten. So ereigneten sich mehrere Finsternisse an Sonne und Mond ; die kaiserliche Burg zu Aachen wurde von Erd- beben erschüttert; ja, der Säulengang, der dieselbe mit dem großen Münster verband, stürzte plötzlich, am Himmelfahrts- tage, bis auf den Grund zusammen. Die große hölzerne Brücke über den Rhein bei Mainz, woran zehn Jahre ge- baut war, wurde binnen drei Stunden vom Feuer verzehrt. Als Karl den letzten Zug gegen den Dänenkönig Gottfried machte, und. eines Morgens früh ansgeritten war, fuhr plötzlich eine Feuerkugel queer vor ihm vorübet und machte sein Pferd so scheu, daß es niederstürzte und ihn selbst hart zu Boden warf. Die Spange seines Mantels zerbrach und das Wehraehenk riß entzwei; doch wurde er selbst von den herbeieilenden Dienern unbeschädigt aufgehoben. Alle diese und andere Vorfälle erfüllten die Seimgen mit Angst, er selbst aber achtete nicht darauf. Im Januar des Jahres 814 wurde er aber von einem starken Fieber mit Seitenstechen befallen; sein gewöhnliches Heilmittel, womit er sich sonst immer geholfen, nein sich Fa- sten, vcrmogte diese Krankheit nicht zu brechen. Am Mor- gen des 28stcn Januars, um die fünfte Stunde, suhlte er die Nähe des Todes, hob die rechte Hand kräftig in die Höhe und drückte aus Stirn, Brust und Füße das Zeichen des heiligen Kreuzes. Dann streckte er die Hände noch ein- mahl ans, faltete sie über der Brust, schloß die Augen und sang mit leiser Stimme: «In deine Hände befehle ich mei- nen Geist!» — und starb. Er war 72 Jahre alt geworden und hatte beinahe 46 Jahre regiert. — Sein Tod verbrei- tete eine tiefe Trauer über das ganze große Reich. -Der Leichnam des verstorbenen Kaisers wurde gewa- schen, geschmückt, gesalbt, und in der kaiserlichen Gruft, in der Kirche, die er selbst gebaut, beigesetzt. Im vollen kai- serlichen Schmucke, mit einem Evangelienbuche auf den Knieen, einem Stück des heiligen Kreuzes auf seinem Haup- te, und der goldenen Pilgcrtasche um die Hüfte, setzte man ihn in aufrechter Stellung auf einen goldenen Stuhl, füllte die Gruft mit Weihrauch, Balsam, köstlichen Spezereien und Vielen Schätzen, und verschloß und versiegelte sie. Bald 2gu Jahre nach dieftr Zeit eröffnete Kaiser Otto M.

10. Geschichte des Altertums - S. 135

1913 - Münster in Westf. : Aschendorff
Die römische Königszeit. 135 selbe Person wie Remus (= Romus?). Wie bei anderen Städten so finden wir auch in dieser römischen Ursprungssage die Tendenz, die Ansänge auf trojanische oder griechische Helden, die nach Trojas Zerstörung verschlagen waren, zurückzuführen. Um den Ursprung Roms mit Hellas zu verbinden, begnügte man sich indessen nicht mit Äneas, sondern lieh der Ankunft des trojanischen Helden die Einwanderung des Arkaders Enandros vorhergehen, der aus Pallantion stammend dem Palatium und dem Pa-latinus den Namen gab. Auch Herakles soll an den Tiberstrand gekommen sein, als er die Riuber des Geryones aus dem Westen fortführte; mit dieser Annahme begründete man den seit alter Zeit in Rom und dem übrigen Italien heimischen Herakles-Kultus. Als Gründungsjahr der Stadt Rom nahm man später nach der Gründungs. Berechnung des Terentins Varro, des Freundes Ciceros, der ein Werk über die römischen Altertümer (remm divinaruni et humanarum anti-quitates) schrieb, das Jahr 754 v. Chr. cm1). Als Geburtstag der Stadt galt der 21. April, an dem das Hirtensest Palilia gefeiert wurde. El Die römische Königszeit (753—510)« § 121. Die sagenhafte Überlieferung der Königszeit. Die Ge- fchichte der sieben Könige von Rom ist gelehrte Dichtung späterer Zeit oder geht als Sage aus unbestimmte Erinnerungen zurück. Ihr Zweck ist, die Entstehung Roms und seiner Einrichtungen zu erklären. Daher wurden die Einrichtungen, die man für ursprünglich hielt und deren An- *) Gewöhnlich meint man. die Varronische Berechnung ergebe das Jahr 753, und diese Zahl ist zu einer fable convenue geworden. Die Zeitrechnung der älteren römischen Geschichte bis Pyrrhus ist überhaupt eine Kombination gelehrter Arbeit späterer Zeit. Eine chronologische Berechnungsreihe schließt sich an die jährlichen Konsuln, Decemvirn und Konsulartribunen an und bringt die Zeit mit den griechischen Olympiaden- und Archontenberechnungen in Verbindung. Da jedoch diese in der Mitte des Sommers ihren Ansang nahmen, in Rom aber sich der Antritt der Beamten im Laufe der Zeit verschob und erst seit 158 v. Chr. der 1. Januar als Jahresanfang bestand, so decken die römischen und griechischen Jahre sich nur zur Hälfte, und zum Ausgleich mußte man die Konsuln entweder in das Olympiadenjahr setzen, wo sie anfingen, oder in das. wo sie ihre Amtszeit beendeten. So ergaben sich in griechischen Umrechnungen oft Differenzen von einem Jahr. Die erstere Berechnung ist bei älteren, die letztere bei späteren Schriftstellern üblich. Aber damit sind die Schwierigkeiten der älteren römischen Chronologie noch keineswegs erschöpft. Vor allem sind durch Einschiebungen von vier Diktatorenjahren in der in Rom allgemein angenommenen Berechnung des Attikus in der Älteren Chronologie die Ereignisse vor 333 um vier Jahre hinaufgerückt. Das Beispiel der Gründungszahl der Stadt bei verschiedenen Berechnungen zeige die Schwierigkeit: Polybius und Diodor setzen die Gründung in Ol. 7, 2 also 751/50, Dionysius von Halikarnaß in Ol. 7, 1 oder 752/1, die Berechnung des Livius ergibt das Jahr 750, des Varro 754, der Fasti Capitolini «Jahresverzeichnisse mit Namen der Magistrate usw.) 752 v. Chr.
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