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1. Bilder aus der Sage und Geschichte Roms - S. 16

1908 -
16 — vollsten Waffen, den köstlichsten Schmuck herbei und versenkte bies alles, aber der Abgrund wollte sich nicht schließen. Da sprengte der junge Ritter Cnrtins in vollem Waffenschmucke heran und ließ sich den Vorgang berichten. „Das Edelste", rief er, „was Rom besitzt, ist seine waffenfrohe, vaterlandsliebende Jugenb; sie opfert sich gern, um das Baterlanb zu retten." Mit biesen Worten spornte er sein Roß, bis es in den Schlnnb sprang, in dem er verschwanb; augenblicklich schloß sich der Abgruub. — Besser beglaubigt ist die Erzählung vom Opfertobe des Deeius Mus. Als in der Schlacht bei Sentinnm der von ihm befehligte Flügel ins Wanken geriet, fobaß der Sieg zweifelhaft würde, ließ er sich von den Priestern zum Tode weiheu, um den Zorn der Götter auf sein Haupt zu lenken, nnb stürmte dann allein verhüllten Hauptes mitten in die Feinde, die ihn sofort niebermachten. Sein Opfertob entflammte die Tapferkeit der Römer von neuem, nnb balb war ihr Sieg entfchieben. Weber Vorteile, noch Drohungen nnb Qualen konnten einen echten Römer dazu bringen, etwas zu tun, was dem Vaterlanbe nachteilig war. Gegen Bestechungsversuche war er ganz unzugänglich. Zucuriusdeutatus (s. o. Viii) kamen einst feinbliche Gesanbte, die ihn durch eine große Geld-summe günstig stimmen wollten; er wies sie mit den Worten ab: „Es ist mir lieber, über reiche Leute zu herrschen, als selbst reich zu sein." Dem Fabricins (s. o. Viii) bot König Pyrrhus große Schätze, aber ohne allen Erfolg, sodaß der König ihm das Zeugnis gab: „Wahrlich, eher könnte die Sonne von ihrer Bahn, als Fabricius vom Wege der Reblichkeit abgezogen werben." Auch durch Schrecken konnte Fabricius nicht aus seiner Gemütsruhe gebracht werden. Pyrrhus hatte vor dem Gespräch mit ihm seinen größten Kriegselefanten heimlich im Zelte hinter einem Vorhang aufstellen lassen, vor dem dann Fabricius Platz nahm. Auf einen Wink des Pyrrhus wurde der Vorhang hinweggezogen, sodaß sich Fabricius bicht vor dem Riesentiere sah, das mit seinem gewaltigen Rüssel ihn betastete. Aber der Römer blieb kaltblütig und verzog keine Miene. „Laß nur den Vorhang roieber vorziehen, o König", sprach er; „so wenig mich gestern bein Gelb reizen konnte, so wenig kann mich heute bein Elefant erschrecken."*) Daß Körperqualen den Mut der Römer nicht beugen konnten, zeigt das Beispiel des Mucius Scävola (s.o.iv); auch Regulus (s. u. X) konnte durch die Aussicht auf entsetzliche Qualen nicht bavon abgehalten werben, das zu tun, was er für recht und dem Vater-laube nützlich erachtete. Weichere Gefühle, sogar die Liebe zu Weib und Kind, würden erstickt, wenn sie den Forderungen der Vaterlandsliebe entgegen waren. Brutus, der Gründer der Republik (s.o. Iv), mußte über eine Schar Jünglinge zu Gericht sitzen, welche sich verschworen hatten, die Tarquiitier zurückzuführen. Unter den Verschwörern waren des Brutus eigene Söhne. Unerbittlich ließ er sie mit den Genossen zum Tode führen. Im Latiner- *) Vgl. Döbelner Lesebuch I, S. 122.

2. Bilder aus der Sage und Geschichte Roms - S. 49

1908 -
— 49 — freien Männer, bte zu bestimmten Zeiten (Vollmond oder Neumond) jährlich mehrmals zur Gauversammlung oder dem Gauthing zusammentraten. Hauptsächlich galten die Beratungen dem Ausgleich von Zwistigkeiten zwischen den Markgenossenschaften und den Sippen.] Große Bedeutung hatte die Volksversammlung oder der Volksthing, der seltener stattfand. Sein Schauplatz war ein geweihter Platz, die Malstatt oder Thingstätte, meist ein Hügel, der möglichst in der Mitte des Volksgebietes lag. Hier versammelten sich an festgesetzten Tagen die freien Männer des ganzes Volkes zu einer Heeresversammlung; man kam bewaffnet, die Versammlung stand unter dem Schutze des Kriegsgottes, und durch Waffenklang wurde abgestimmt (s. u.). Wenn die Heerschau vorüber war, kamen die Vergehn gegen die Kriegsgesetze zur Beratung und Aburteilung: Feigheit, Flucht, Verrat, Selbstverstümmelung — den Verurteilten traf unweigerlich der Tod. Hier wurde auch die Ergänzung der Heeresgemeinde durch die feierliche Aufnahme der waffenfähigen Jünglinge, die (Schwertleite, vollzogen. Wenn ein erfahrener Krieger die Bürgschaft dafür übernommen hatte, daß der junge Mann in den Waffen hinreichend geübt und mannhafter Gesinnung sei, ward dieser hereingeführt, und unter beit Beifallsrufen der Versammelten umgürtete ihn der eigene Vater ober der Sippenälteste oder ein Häuptling mit dem Schwerte; nun galt er als erwachsen, durste die Waffen tragen und ant Thing teilnehmen und wurde tnt Kriegsfall zum Heere aufgeboten. Die Regierung, ein Ausschuß der Gaufürsten, berichtete dann über die Beziehungen zu den Nachbarvölkern und machte allerhand Vorschläge über Kriegs- und Friedensfragen. Jeder konnte dazu das Wort ergreifen; die Zuhörer drückten ihren Beifall durch Klirren mit den Waffen, ihr Mißfallen durch Murren aus. Ant Schluffe fanden Wahlen statt; man wählte die Fürsten der einzelnen Gaue, aus ihnen den Regiernngsausschuß und im Kriegsfall den Herzog; für dieses Amt fiel die Wahl auf den kriegserfahrensten und tapfersten Mann des ganzen Volkes, seine Abstammung kam nicht in Frage. sanders dagegen bei der Königswahl, denn in schweren Zeiten Pflegte man einem einzigen Manne die Führung des Volkes anzuvertrauen; bei dieser Wahl war man an ein bestimmtes Geschlecht gebunden, das der Sage nach von den Göttern stammte. Bei den Ostgermanen hatten die meisten Völker Könige; trotzbent war die eigentliche Herrschaft bei der Gesamtheit der freien Männer, die ihren Willen im Thing äußerten; die Verfassung hatte also ein republikanisches Gepräge.] Jebes Volk hatte sich gegen die Nachbarvölker durch einen meilenbreiten Walb abgegrenzt, den Markwalb, durch den nur wenige Psabe führten, und biefe wurden durch die waffenfähigen Jünglinge fcharf bewacht. Zwischen den Völkern wurden häufig Kriege geführt. Tann rückten die Heere in Schlachtordnung gegeneinander. Die Angehörigen einer Sippe standen beisammen und zwar in keilförmiger Anordnung, einen Vorkämpfer an der Spitze. Die Sippenverwandten erkannten sich an demselben bunten Vogel, Geschichtsleitfaden für Quinta. 2. Aufl. 4

3. Bilder aus der Sage und Geschichte Roms - S. 50

1908 -
— 50 — Zeichen, mit dem ihre Schilde geschmückt waren. Waffen waren der Ger oder Wurfspeer, der aber auch zum Nahkampf gebraucht werden konnte, und das Schwert. Im Kampfe hatten die Germanen den Oberkörper meist entblößt. Weiber und Kinder waren in der Nähe und sahen dem Kampfe zu, wodurch die Tapferkeit der Männer noch erhöht wurde. Die Frauen verbanden die Verwundeten und brachten sogar Speise und Waffen den Männern ins Treffen, ja, wenn die Schlachtreihe zu wanken begann, stürmten sie selbst zwischen die Kämpfenden und veranlaßten so die Ihrigen zur Aufbietung der letzten Kraft, denn jeder wollte sein Weib vor der Schmach der Gefangenschaft schützen. [Eigenartig war die Einrichtung der Gefolgfchaft. Bei einem Häuptling, der durch Besitz und kriegerische Leistungen angesehen war, fanden sich wehrhafte Männer zusammen, die seine Gastfreundschaft in Anspruch nahmen und ihm ihre Dienste anboten. Sie nannten ihn Herr (d.h. der Vornehmere) und bildeten sein Gesolge oder Gesinde. Zwischen dem Herrn und dem Gefolge herrschte das Verhältnis der Treue. Die Gefolgsleute lebten auf Kosten des Herrn, an dessen Tafel sie schmausten, und der sein letztes Stück Brot mit ihnen zu teilen hatte. In Friedenszeiten übernahmen sie einige Dienste in Haus und Hof, die sich mit der Ehre eines freien Mannes vertrugen, z. B. die Sorge für die Rosse, für die Jagdhunde, den Empfang und die Versorgung der Gäste, und sie erhielten als Dank ab und zu ein Geschenk an Waffen oder an Kleidung. Im Kriege aber scharten sie sich um ihren Herrn, halfen ihm zum Siege und schützten ihn in Gefahr; wenn der Herr fiel, durfte keiner seiner Gefolgsleute ihn überleben. Häuptlinge mit starkem und kriegstüchtigem Gefolge waren weithin angesehen; durch große Geschenke warben fremde Völker um ihre Bundesgenoffeuschaft.^ Iv. Götterglaube ver Germanen. Wie die Griechen erkannten auch die Germanen in den segenspendenden und verderbenbringenden Naturgewalten das Wirken einzelner Gottheiten, die sie sich als menschliche Persönlichkeiten vorstellten, nur gewaltiger und mächtiger als die Menschen. Entsprechend der rauhen und unfreundlichen Natur ihres Landes, verliehen sie ihren Göttern einen ernsten Zug, der von dem fröhlichen Treiben der griechischen Olympier abstach. Auch hielten sie es mit der Erhabenheit der Götter nicht vereinbar, Bilder von ihnen anzufertigen oder ihnen Tempel zu bauen, zwischen deren engen Wänden sie hausen sollten. Man nahm an, daß sie sich in tiefen Wäldern oder auf Bergeshöhen aufhielten; hierher kam man, um sie in Ehrfurcht zu verehren und ihnen Opfer darzubringen: Brot, Met, Fleisch von Opfertieren, gefangene Feinde. Aber auch bei jeder Vereinigung wurde dem einen oder dem andern Gotte geopfert, und jeder Hausvater flehte bei allen wichtigen Angelegenheiten um die Hilfe von Göttern, die er durch Opfer gnädig zu stimmen suchte.

4. Auswahl erdkundlicher Charakterbilder - S. 97

1907 - Münster i.W. : Aschendorff
Bilder aus dem Spreelande. 97 Wir haben das heitere Bild in Auge und Seele auf- genommen, wenden uns jetzt und blicken nach entgegen- gesetzter Seite hin, in die halb im Dämmer liegende öst- liehe Landschaft hinein. Welcher Gegensatz! Die Spree zu unserer Linken zieht den Müggelsee wie einen breiten Spiegelkristatt au ibrem schmalen, blauen Bande auf, und der Dahmefluß zu unserer Rechten buchtet sich immer weiter und breiter landeinwärts und schafft Inseln und Halbinseln, so weit unser Auge reicht. Auf Quadrat- meilen hin nur Wafser und Wald. Nichts, was an die Hand der Kultur erinnert, nicht Dorf, nicht Stadt, nicht Weg, nicht Steg: keine andere Fahrstraße ist sichtbar als See und Fluß, die ihr verwirrendes Netz durch die weiten Waldreviere ziehen. Kein Dach blitzt durch die Zweige, kein Hüttenrauch steigt auf, keine Her'de weidet an den Sumpfufern entlang, nur eine Fischmöve schwebt satt und langsam über dem Müggelsee. Sand und Sumpf, Wasser und Wald; — es ist hier, wie es immer war, und während jetzt die Abendnebel von den Seen her aufsteigen und ihre leisen Schleier auch um den Rand der Kuppe legen, auf der wir stehen, ist es, als stiege die alte Zeit init ihnen aus der Tiefe herauf. Es braut und quirlt und kommt und schwindet, bis endlich das Bild in klaren Umrissen vor uns steht. Die Bäume sind wieder hoch aufgeschossen und ragen im Halbkreis in die Lust. An den knorrigen Ästen hängen Schilde, wie Mulden ge- formt, und lange Speere ans Eschenholz stehen daneben, in Gruppen zusammengestellt. Die verkohlten Scheite sind nicht länger verkohlt, sie treiben wieder Flammen, und um die brennenden Scheite herum lagern ihre rot- braunen Leiber, mit Fellen leicht geschürzt, die Gestalten unseres Malers und Meisters — die Semnonen. Wie gebannt haften unsere Augeu au dem Bilde, - da gellt es wie ein gedämpfter Schrei durch die Luft, und unser Auge richtet sich uach obeu, von wo der seltsame Laut zu kommen schien. Ein Vogel, der über uns in dem Zweigwerk der Fichte gesessen hatte, war aufgestiegen, Lennarz. Erdkundliche Charakterbilder. 7

5. Auswahl erdkundlicher Charakterbilder - S. 172

1907 - Münster i.W. : Aschendorff
172 Die Llanos des Orinoko. jährlich vor Betäubung viele Pferde in der Furt er- Iranken. Auch fliehen alle andern Fische die Nähe diese»' furchtbaren Aale. Selbst den Angelnden am hohen Ufer schrecken sie. wenn die feuchte Schnur ihm die Erschüt- terung aus der Ferne zuleitet. So bricht hier elektrisches Feuer aus deiu Schöße der Gewässer ans. Ein malerisches Schauspiel gewährt der Fang der Gymnoten. Man jagt Maultiere und Pferde in einen Sumpf, welchen die Indianer eng umzingeln, bis der ungewohnte Lärm die mutigen Fische znm Angriffe reizt. Schlangenartig sieht man sie aus dem Wasser schwimmen und sich verschlageu unter den Bauch der Pferde drän- gen. Von diesen erliegen viele der Starke unsichtbarer Schläge. Mit gesträubter Mähne, schnaubend, wilde Angst ini funkelnden Auge, fliehen andere das tobende Ungewitter. Aber die Indianer, mit laugen Barnbus- stäben bewaffnet, treiben sie in die Mitte der Lache zurück. Allmählich läßt die Wnt des ungleichen Kampfes nach. Wie entladene Wolken zerstreuen sich die ermüdeten Fische. Sie bedürfen einer langen Ruhe und einer reich- lichen Nahrung, um zu sammeln, was sie an galvanischer Krast verschwendet haben. Schwächer und schwächer er- schüttern nun allmählich ihre Schläge. Vom Geräusch der stampfenden Pferde erschreckt, nahen sie sich furchtsam dein Ufer, wo sie durch Harpunen verwundet und mit dürrem, uicht leitendem Holze auf die Steppe gezogen werden. Dies ist der wunderbare Kampf der Pferde und Fische. Was unsichtbar die lebendige Waffe dieser Wasser- bewohner ist; was, durch die Berührung feuchter und ungleichartiger Teile erweckt, iu allen Organen der Tiere und Pflanzen umtreibt; was die weite Hinum'lsdecke donnernd eutflammt, was Eisen an Eisen bindet und den stillen, wiederkehrenden Gang der leitenden Nadel lenkt! alles, wie die Farbe des geteilten Lichtstrahls, fließt ans einer Quelle; alles schmilzt in eine ewige, allverbreitende Kraft zusammen.

6. Auswahl erdkundlicher Charakterbilder - S. 208

1907 - Münster i.W. : Aschendorff
208 Gaußberg und Inlandeis. in Sicht, so daß wir den Aufbruch beschlossen, wenn der Schnee auch gewaltig trieb. Der Abmarsch war schrecklich; nur mit größter Kraftanstrengung vermochten wir gegen den Sturm anzukommen, da unglücklicherweise unsere Route, einen Eisberg zu umgehen, zunächst gegeu Osten führte. Dann sanden die Hunde plötzlich eine alte Spur und jagten los: doch bald war dieselbe verschneit und auch von den Hunden wieder verloren. Dabei wurde das Wetter so dicht, daß vom Gaußberg nichts mehr zu sehen war. Ich bestieg einen runden Eisberg, um Umschau zu halten, doch er war so glatt, daß ich darauf keinen Halt fand und mich niederlegen mußte, um nicht herabgeschlen- dert zu werden. Für Augenblicke trat der Gaußberg in dem Schneesturm hervor, so daß ich eine Peilung gewann; nach ihr wollte ich weiter gehen, um das Ziel zu erreichen. Gazert half mir, indem wir in kurzen Abständen vonein- ander gingen, um die Richtung zu halten; denn weitere Peilungen gab es in den? wüsten Chaos nicht mehr. Bald aber war nichts mehr zu unterscheiden. Wir liefeu auf Berge hinauf, die Hunde fielen in Spalten hinein oder stürzten von Schneewehen hinab, dauernd kenterten die Schlitten, so daß wir viele Mühe hatten, sie wieder auszurichten. Auch Gazert fiel in eine Spalte, wußte dem Einsinken aber schnell zu begegnen, indem er sich längs warf. Es war unmöglich, weiter zu. kommen. Der Schneesturm raste, und in unserer unmittelbaren Nähe sahen wir schlechterdings nichts mehr. So ließ ich die Schlitten zusammenschieben zu einer Burg und die Hunde daneben. In unmittelbarer Nähe unseres Zieles saßen wir in dein Schutz der Schlitten; vielleicht, daß die nächsten Stunden noch einmal eine Ansicht des Berges brachten und so uns den Weg wiesen. Doch vergeblich war das Hoffen. So entschloß ich mich, zum Unwillen der andern, die das unmittelbar vor uns liegende Ziel nicht aufgeben wollten, das Zelt zu errichten. Etwa um Mittagszeit war es und wahrlich ein Glück. Mit ver- einten Kräften aller gelang es noch, in dem rasenden

7. Geschichtliches Lesebuch - S. 207

1903 - Göttingen : Vandenhoeck u. Ruprecht
Xiv. Marcks, Persönlichkeit Wilhelms I. 207 höchstens reproduktiv. Keiner einzigen hat er sein ganzes Selbst hingegeben und eben darum von jeder das jedesmal Notwendige aufnehmen und annehmen können. Und trotz dieser steten Nachgiebigkeit war er ein Ganzes und Besonderes für sich. Von innen heraus kommt ihm nur eine, aber allerdings eine überaus bedeutende Strömung : jene altpreußische, die er ja auch nicht hervorgebracht, die er geerbt hatte. Das preußische Weseu, die preußische Macht, das preußische Heer, darin eben findet man stets von neuem die historische Kraft, die ihn innerlich erfüllte, die den Kern seiner Persönlichkeit durchdrang, ja, man darf sagen, der Kern seiner Persönlichkeit war. Dieses Preußentum hatte er sich in den Jahrzehnten seiner Jugend ganz persönlich erlebt; in dessen Kreisen arbeitete sein Geist selbständig, hier bildete er selber die staatlichen und militärischen Gedanken lebendig fort, hier war er produktiv. Ju diesem Boden wurzelte die Einheit seines ganzen Daseins: so viel er in der Mitte seines Lebens an Neuem aufnahm, — je älter er wurde, um so siegreicher drangen die starken Kräfte feiner frühen Bildungszeit wieder in ihm hervor, und das Ende feines Lebens knüpfte sichtbar an feine Jugend an. Was er inzwischen aufgenommen, hatte er jedesmal, nachdem es ihn erst deutlich beeinflußt hatte, mit diesen seinen eingebornen Kräften verschmolzen, es verarbeitet, es in das Ganze seines Wesens eingefügt; er hatte sich durch all diese Einflüsse bereichert und weitergebildet, er hatte aber auch diese Gedanken der fortgehenden Zeit jedesmal mit seinem Grundgedanken des Prenßentnmes durchdrungen: so umgebildet sind die ihm zugebrachten Ideen aus ihm wieder in die Welt zurückgeströmt und haben sich dort bethätigt. Das ist das Verhältnis dieses Einzelnen zu seiner Zeit gewesen: durch Geburt und Schicksal auf eine hohe Stelle versetzt, die ihm gestattete zu wirken; die neuen Aufgaben und Gedanken wesentlich nur wie etwas Fremdes empfangend — ward er fähig, sie sich zu eigen zu machen, weil er in feinem Innern ein Eigenstes besaß, dem er sie einfügen konnte; alle Kraft feines Wirkens stieg jedesmal erst aus diesem Kerne seines Wesens empor. Dadurch, daß er inmitten alles Neuern immer sich selber wiederfand, immer sich selber zuletzt wieder zur Geltung brachte, hat er nach außen hin tief zu wirken vermocht; er, der Bescheidene und ewig Lernende, hat den Stempel seiner Eigenart in all die Schöpfungen seiner Epoche hineingeprägt: in diesem Persönlichsten, Eingeborenen, früh und innerlich Erlebten liegt doch auch bei diesem einfachen Menschen das letzte Geheimnis und die letzte Erklärung all seiner Willenskraft.

8. Lesebuch für Ober-Klassen in katholischen Elementar-Schulen - S. 7

1854 - Münster : Aschendorff
7 unerlaubte Weise sich seinen Unterhalt verschaffe, und forder- ten ihn deswegen vor Gericht. Kleanthes erschien. Die Rich- ter theilten ihm den Verdacht seiner Ankläger mit und legten ihm auf, sich davon zu reinigen. Da holte er den Gärtner und die Frau herbei, für welche er bisher gearbeitet hatte; und diese bezeugten, daß er seinen Unterhalt zur Nachtzeit sich durch Arbeiten verdiene. — Von diesem seltenen Eifer des Jüng- lings wurden die Richter gerührt und beschlossen einmüthig, ihn durch ein Geschenk zu belohnen. Sein Lehrer Zeno verbot ihm aber, dies Geschenk anzunehmen. 14. Die Fliege und die Biene. Zur Biene sprach die Fliege: „Geliebte Biene, sprich, wie kommt es, daß man dich auf keinem deiner Züge verfolgt und jagt, wie mich? Vor jeder Hand muß ich mein kleines Leben hüten. Du schwingst dich frei empor, holst ungestraft aus Blüthen den Honigseim hervor. Mir, streck' ich meinen Rüssel nach eines Armen Brod, nach eines Reichen Schüssel, mir droht sogleich der Tod. Ich glaube, könnt' ich stechen und mich so scharf, wie du, an meinen Feinden rächen, man ließe mich in Ruh'." — „Du irrst, versetzt die Biene, was noch weit sich'rer mich in Schutz nimmt, ist, daß ich durch Fleiß den Menschen diene." 15 Die Gottesmauer. Die Leute eines einsamen Bauernhofes waren während eines Krieges in großen Aengsten. Besonders war eine Nacht für sie sehr fürchterlich. Der Feind nahte sich der Gegend; der nächtliche Himmel war bald da, bald dort von Feuersbrünsten roth wie Blut. Zudem war es Winter und das Wetter sehr kalt und stürmisch. Die guten Leute waren keinen Augenblick sicher, ausgeplündert und jetzt, zur rauhesten Jahreszeit, von Haus und Hof verjagt zu werden. Großeltern, Eltern und Kinder blieben die ganze Nacht hindurch in der Stube bei ein- ander auf und beteten beständig. Die Großmutter las aus einem alten Gebetbuche vor. In einem „Gebete zur Zeit des Krieges" kamen die Worte vor: Eine Mauer um uns baue. Daß dem Feinde davor graue!

9. Lesebuch für Ober-Klassen in katholischen Elementar-Schulen - S. 111

1854 - Münster : Aschendorff
111 auf den öden, weiten Eisfeldern des Todes. Er glaubte wie- der an die Würde des Menschen, — an sein Mitgefühl, an sein Vermögen, Großes, Edles, Heiliges zu wollen — und an ei- nen Gott, der ihm diesen höhern Trieb eingepflanzt hat und jede seiner guten Thaten belohnen wird. In diesen frommen und frohen Gedanken versenkt, kam er zurück in seinen Gasthof. Er sah nochmal im Geiste den er- starrten Juden vorbeifahren und die christliche Schwester zu seinen Füßen sitzen, unverwandten Blickes auf ihn sehend, wie auf ihren Pflegesohn, den ihr Gott gesandt; und eine Thräne wehmuthsvoller Freude trat in sein Auge und er rief aus: „Das ist der Triumph der Religion!" — 112. Die fieben heiligen Sakramente. Sieben Himmelspalmen pflanzte Gott dem Menschen auf die Erde, Daß ihm Ruh' in ihrem Schatten, Speise von den Früchten werde. Sieben Sonnen hieß er scheinen In die Erdennacht, die öde. Daß die finstre Macht der Kälte Nicht den blinden Wand'rer todte. Sieben Quellen hieß er springen In der Wüste aus dem Sande, Daß der Wand'rer nicht ver- schmachte .In des Durstes heißem Brande. Sieben Kreuz' er aufgerichtet, Stationen, um zu rasten. Wenn der Erde Kreuz und Leiden Scharfen Druckes ihn belasten. Sieben Engel hat der Milde Als Geleiter uns gegeben. Uns zu stärken, uns zu führen Durch den Tod zum ew'gen Leben; Sieben Flügel uns verliehen. Die mit mächtig starkem Zuge Uns zur lichten Sonne tragen. Wenn der Staub uns hemmt im Fluge. Siebenfach sei drum gepriesen. Der die Gnaden uns ertheilet. Der mit sieben Sakramenten Heiligend die Sünder heilet. Schon im zarten Mutterarme Naht dem Kindleinhimmelsgnade, Mild verzeihend, neu es weihend. In der Taufe heil'gem Bade. Himmelskraft zum Erdenkampfe, Helm und Schild zu seiner Schir- mung Reicht die Fülle dann des Geistes Dem Erstarkten in der Firmung. Wenn er strauchelt,wenn er stürzet Bon dem Feinde überwunden. Heilt der Heiland in der Buße Seines Herzens tiefste Wunden; Naht erbarmend seiner Hütte, Wenn ihn Durst und Hunger quälen. Um, als Speise selbst ihn speisend, Gott und Menschheitzu vermählen. Daß er deines Reiches walte. Das Verliehene verleihe. Machst du ihn zu deinem Priester Durch die heil'ge Kraft der Weihe.

10. Lesebuch für Ober-Klassen in katholischen Elementar-Schulen - S. 124

1854 - Münster : Aschendorff
124 Ithamar. Lüge mir nichts vor, Alter! Gestern erst fällte ich Holz; drüben im Walde liegt es; von diesem nahmst du’s! Her damit! Semnon. Nein, Jäger! ich hab’ es gesammelt, Reis für Reis, redlich und recht. Ithamar. Du lügst, aller Graukopf! Her damit! Semnon. Seht nur, es sind ja lauter kleine, dürre Reiser, die ich zusammentrug, wie ich sie unter den Bäumen im Schnee zerstreut fand. Ithamar. Entwendet hast du’s! Was will ich dei- ner Lügen? Da riss er dem Greise ungestüm die Bürde vom Rücken und warf sie über die Brücke hinab, den Strom zum Spiele. „Nun ist der Streit zu Ende!“ sagte er höhnisch, und trabte wild in das Haus. Semnon sah ihm wehmüthig nach und wankte nassen Blickes von dannen. — Nach einigen Tagen ward die Luit wärmer. Der Eisstoss ging. Da schwammen die Stücke mächtig heran und bäumten sich krachend an den Jochen empor. Schol- len zerborsten zu Schollen, und Trümmer zu Trümmern. Eisstösse sammelten sich sträubend zu Haufen, und stemm- ten sich und schwellten die Wasser des reissenden Stromes. Da kam Chalisson, Ithamar’s Sohn, aus der Stadt und wollte über die Brücke wandern. Aber er bebte unschlüssig und erschrocken zurück, als er die Schauderscene sah. Semnon selbst, der eben in der Gegend einen Kahn zimmerte, missrieth ihm, sein Leben in die Todesgefahr zu wagen. Ithamar sah’s. „Komm hurtig herüber!“ rief er trotzig, „die Brücke wird eben nicht brechen! weiss Gott, zu was dich sonst der alte Haderer noch verleiten würde! Komm herüber!“ Chalisson lief. Stoss auf Stoss auf die Brücke. Er w ankte. — — Noch ein Stoss. ¡Jetzt fiel er nieder. — — Da sank die Brücke und stürzte in das Wasser, und der Knabe mit. Wie wüthete da der Vater drüben, wie jammerte Semnon, der Greis, herüber! Fürchter-
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