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1. Auswahl erdkundlicher Charakterbilder - S. 173

1907 - Münster i.W. : Aschendorff
Die Llanos des Orinoko. Ich könnte hier den gewagten Versuch eines Natur-- gemäldes der Steppe schließen. Aber wie auf dem Ozean die Phantasie sich gern mit den Bildern ferner Küsten beschäftigt, so werfen auch wir, ehe die große Ebene uns- entschwindet, vorher einen flüchtigen Blick auf die Erd- striche, welche die Steppe begrenzen. . . . Auch die südamerikanischen Ebenen begrenzen das- Gebiet europäischer Halbkultur. Nördlich, zwischen der Gebirgskette von Venezuela und dem Antillischen Meere liegen gewerbsame Städte, reinliche Dörfer und sorgsam bebaute Fluren aneinander gedrängt. Selbst Kunstsinn, wissenschaftliche Bildung und die edle Liebe zu Bürger- freiheit sind längst darinnen erwacht. Gegen Süden umgibt die Steppe eine schaudervolle Wildnis. Tausendjährige Wälder, ein undurchdringliches Dickicht erfüllen den feuchten Erdstrich zwischen dem Orinoko und dem Amazonenstrome. Mächtige, bleifarbige Granitmassen verengen das Bett der schäumenden Flüsse. Berge und Wälder hallen wieder von dem Donner der stürzenden Wasser, von dem Gebrüll des tigerartigen Jaguar, vou dem dumpfen, regenverkündenden Geheul der bärtigen Affen. Wo der seichte Strom eine Sandbank übrig läßt, da liegen mit offenem Rachen, unbeweglich wie Felsstücke hingestreckt, oft bedeckt mit Vögeln, die ungeschlachten Körper der Krokodile. Den Schwanz um einen Baumast befestigt, zusammengerollt, lauert am Ufer, ihrer Beute gewiß, die schachbrett-fleckige Boaschlange. Schnell ent- rollt und vorgestreckt, ergreift sie in der Furt den jungen Stier oder das schwächere Wildbret und zwängt ikrt Raub, in Geifer gehüllt, mühsam durch den schwellenden Hals. In dieser großen und wilden Natur leben mannig^ faltige Geschlechter der Menschen. Durch wunderbare Verschiedenheit der Sprachen gesondert, sind einige nomadisch, dem Ackerbau sremd, Ameisen, Gummi und Erde genießend, ein Auswurf der Menschheit

2. Auswahl erdkundlicher Charakterbilder - S. 174

1907 - Münster i.W. : Aschendorff
174 Die Llanos des Orinoko. (wie die Otomaken und Jaruren); andere ange- siedelt, von selbsterzielten Früchten genährt, ver- ständig und sanfterer Sitte (wie die Maquiritarer und Macos). Große Räume zwischen dem Cassiqniare und dem Atabapo siud nur vom Tapir und von geselligen Affen, nicht von Menschen bewohnt. In Felsen ge grabene Bilder beweisen, daß auch diese Einöde einst der Sitz höherer Kultur war. Sie zeugen für die wechselnden Schicksale der Völker, wie es anch die ungleich entwickel- ten, biegsamen Sprachen tun, welche zu den ältesten und unvergänglichsten historischen Denkmälern der Menschheit gehören. Wenn aber in der Steppe Tiger und Krokodile mit Pferden und Rindern kämpfen, so sehen wir an ihrem waldigen Ufer, iu den Wildnissen der Guyana ewig den Menschen gegen den Menschen gerüstet. Mit unnatür- licher Begier trinken hier einzelne Völkerstämme das ans- gesogene Blut ihrer Feinde: andere würgen, scheinbar- waffenlos und doch zum Morde vorbereitet, mit ver- giftetem Daumnagel. Die schwächern Horden, wenn sie das sandige Ufer betreten, vertilgen sorgsam mit den Händen die Spur ihrer schüchternen Tritte. So bereitet der Mensch auf der untersten Stufe tierischer Roheit, so im Scheinglanz seiner höhern Bil- öung sich stets ein mühevolles Leben. So verfolgt den Wanderer über den weiten Erdkreis, über Meer und Land, wie den Geschichtsforscher durch alle Jahrhunderte, das einförmige, trostlose Bild des entzweiten Geschlechts. Darum versenkt, wer im uugeschlichteten Zwist der Völker nach geistiger Ruhe strebt, gern den Blick in das stille Leben der Pflanzen und in der heiligen Naturkraft inneres Wirken; oder, hingegeben dem angestammten Triebe, der seit Jahrtausenden der Menschen Brust durch- glüht, blickt er ahnungsvoll aufwärts zu den hohen Ge- ftirnen, welche in ungestörtem Einklang die alte, ewige Bahn vollenden.

3. Auswahl erdkundlicher Charakterbilder - S. 170

1907 - Münster i.W. : Aschendorff
170 Die Llanos des Orinoko. den schwarzen Raum im Sternbild des südlichen Kreuzes. Der sanfte phosphorartige Schimmer der magellanifchen Wolken verlischt. Selbst die scheitelrechten Gestirne des Adlers und des Schlangenträgers leuchten niit zittern- dem, minder planetarischem Lichte. Wie ein entlegenes Gebirge erscheint einzelnes Gewölk im Süden, senkrecht aufsteigend am Horizonte. Nebelartig breiten allmählich die vermehrten Dünste sich über den Zenith aus. Deu belebenden Regen verkündigt der ferne Donner. Kaum ist die Oberfläche der Erde benetzt, so überzieht sich die duftende Steppe mit Kyllingien, mit vielrispigem Paspalum und maunigfaltigen Gräsern. Vom Lichte gereizt, eutfalten krautartige Mimosen ihre gesenkt schlummernden Blätter und begrüßen die aufgehende Sonne wie der Frühgesang der Vögel und die sich öffnen- den Blüten der Wasserpflanzen. Pferde und Rinder weiden nun in frohem Genüsse des Lebens. Das hoch- aufschießende Gras birgt deu schöngefleckten Jaguar. Im sichern Versteck auflauernd und die Weite des eigenen Sprunges vorsichtig messend, erhascht er die vorüber- ziehenden Tiere, katzenartig wie der asiatische Tiger. Bisweilen sieht man (so erzählen die Eingeborenen) an den Usern der Sümpfe den befeuchteten Letten sich langsam und schollenweise erheben. Mit heftigem Getös.' wie beim Ausbruche kleiner Schlammvulkane wird die aufgewühlte Erde hoch in die Luft geschleudert. Wer des Aublicks kundig ist, flieht die Erscheinung; denn eine riesenhafte Wasserschlange oder ein gepanzertes Krokodil steigen aus der Gruft hervor, durch den ersten Regenguß aus dem Scheintode erweckt. Schwellen nun allmählich die Flüsse, welche die Ebene südlich begrenzen: der Aranca, der Apure und der Payara, so zwingt die Natur dieselben Tiere, welche in der ersten Jahreshälfte auf dem wasserleeren, staubigen Boden vor Durst verschmachteten, als Amphibien zu leben. Ein Teil der Steppe erscheint nun wie ein nner- meßliches Binnenwasser. Tie Mutterpferde ziehen sich

4. Auswahl erdkundlicher Charakterbilder - S. 127

1907 - Münster i.W. : Aschendorff
Sommerabend in der Hochqebirgswelt des Berner Oberlandes. 127 Das endlose Feld der feurigsten Abendröte flammt empor und strahlt einen leichten, warmen Ton über die Gletscher und Schneewüsten aus. Noch einmal überzieht sie ein leichter rosenfarbener Anflug; aber er ist matt, matt wie das letzte, allerletzte Lächelu eines geliebten Sterbenden. In tiefen Frieden versenkt, beginnt nun das große majestätische Alpenreich den einlullenden Träumen von des Tages Wonneransch sich zu überlassen. All das summende, surrende kleine Leben in den Lüften ist er- starben; die trotzigen, plnmp-anrennenden Käfer und das leichtbeschwingte, gaukelnde Völklein der Falter, die Legionen der unverschämt-zudringenden, parasitisch- lästigen Fliegen und alles, was sommerfroh im Äther des Tages sich wiegt, - alle haben ihre stille, heimliche Tchlafstätte gesucht unter den blumenreichen Blattdächern oder in den Rissen der Baumborke und des zerspaltenen Felsgesteins. Die Nachtfalter erwachen nun aus ihren lichtscheuen Tagträumen und zählen taktierend mit den befiederten Gefühlfäden die Sekunden ab, bis sie ihren schwerfällig-flatternden Flug beginneneulen und Fledermäuse machen ihre luftigen Runden, und too das Tierleben in der Nacht untergegangen zu sein scheint, da tritt das Leben der Pflanze üppiger und duftiger hervor. Auf unserm Berggipfel aber weht ein schneidend- kalter Wind. Wir flüchten in Peter Bohrens gastliches Faulhornhaus zum warmen Ofen, zur dampfenden Suppe, denn draußen ist es völlig Nacht geworden, und das majestätische Sternenzelt prangt im unendlichen Universum, ein ewiger Hymnus dem allgewaltigen Scböpfer.

5. Auswahl erdkundlicher Charakterbilder - S. 198

1907 - Münster i.W. : Aschendorff
198 Vom Kassai bis Mukenge. Über einen langgestreckten Höhenrücken, den rechts und links Urwaldungen begleiten, gelangen wir nach Bidimunene, d. h. „Viel zu essen", nnserm neuen Nacht- quartier. Der Ort zählte gegen hundert zierlich gebaute Hütten, zwischen denen sich eine zahlreiche Bevölkerung tummelte, und hat wegen seines Reichtums an Ziegen, Hühnern und Maniok seinen Namen erhalten. Sowohl Dach als auch Wände der kleinen Häuschen waren sorg- fältig aus Gras geflochten. Nicht weit vom Dorfe ent- fernt lag unser Lager im Schatten eines reizenden Ölpalmenhaines. Als wir am andern Morgen, den Marsch fort- setzend, mehrere Maniokfelder passiert hatten, erreichten wir das Quellgebiet des Kapingamoso. Hier zeigte sich dieselbe Lateritbildung wie an der Lnbilequelle, nur nicht in jener charakteristischen Vielseitigkeit und pittoresken Schönheit. Bei dem starkbevölkerten Orte Muele-Kuembe bezogen wir Lager. Der Platz hatte dieselbe schöne Lage wie der gestrige. Zu uuseru Füßen rieselte aus nasser Wiese der Kischime heraus; bald erweiterte sich dieser zu einem kleinen Teich, auf dem wilde Enten in munterm Reigen sich tummelten, und weiter folgte der Blick seinem silberglänzenden Laufe, bis er sich schlängelnd und win- dend in den Lukumu ergießt. Eine gewisse Intelligenz entwickelten die Bewohner in der Anfertigung von Kin- derspielzeug, von zierlichen Bogen und Pfeilen und sogar Stelzen, welche die Knaben sich an die Unterschenkel banden, um sich dadurch größer zu machen. Die Träger wurden, da wir uns dem Ziele näherten, äußerst marschlustig. Obwohl wir mehrfach kleine Ge- wässer durchschritten, die stets 50 bis 70 in tiefer lagen als ihre Ufererhebuugeu, obwohl die Sonne schon hoch stand und entsetzlich brannte, wollten sie weiter und weiter, um einen Ort zu erreichen, wo ein alter Lager- platz ihnen den Bau neuer Hütten ersparte. Nach einem höchst anstrengenden Marsche gelangten wir erst gegen Abend ins Lager. In unmittelbarer Nähe liegt Vena-

6. Lesebuch für Ober-Klassen in katholischen Elementar-Schulen - S. 14

1854 - Münster : Aschendorff
14 sah ich noch nie. Es war viel größer, als ihr seid; aber sein Ansehen war sanft, so niedlich; an seinem glatten, schönen Kopfe hatte es kurze, spitzige Ohren; an seinem ganzen Kör- per bunte, wahrscheinlich weiche Haare; an seinen Pfoten sah ich keine Krallen; sie drückten sich gleichsam zusammen, indem es ging. O, wie gefiel es mir! — Auch mein Anblick schien ihm zu behagen; denn es legte sich und erwartete mich mit freundlichen Augen. Eben wollte ich zu ihm hüpfen und um seine Freundschaft mich bewerben; da kam ein Unthier, — ich zittere noch, wenn ich daran denke— mit großen, ausgespreiz- ten Flügeln, mit dünnen, aber scharfkralligen Füßen, mit glü- henden Augen, mit fürchterlichem Gesichte, das überdies noch ein feuerrother Lappen verunstaltete, und endlich mit einem Schnabel, so lang und so schrecklich! Es öffnete ihn von Wei- tem schon, und sein Geschrei klang so abscheulich, daß ich mich halb leblos hierher flüchtete." „O, wohl dir, daß du flohst!" versetzte die Alte; „denn wisse, das Thier, welches dir so gefiel, war der Todfeind un- seres Geschlechts, die Katze. Nur einen Schritt durftest du ihr näher kommen, und sie hätte dich gewürgt. Jenes Wesen hin- gegen, welches dich so erschreckte und doch eigentlich das Leben dir rettete, war ein für uns Mäuse unschädlicher Hahn." Jüngling, sei vorsichtig in der Wahl deiner Freunde und deines Umgangs! Der Unerfahrene kann oft den Todfeind als seinen Vertrauten und den wahren Freund als seinen Feind betrachten. 22. Warnung. Es trippelt voll Gier um die Falle die Maus Und holte so gar gern den Speck sich heraus; Doch schlüpfet hinein sie und frißt ihn — o hör'! So ist sie verloren und trippelt nie mehr! Es locket der Wurm an der Angel im Bach; Das Fischlein, es schwänzelt und lechzet danach: Es schnappet und schnappet, und hat's ihn — o hör'! So ist es gefangen und schwänzelt nie mehr! Im Busch lockt die Beer' unter Schlingen von fern; Das Vöglein, wie flattert's! Es hätt' sie so gern! Doch flieget es näher und hascht sie — o hör'! So ist es gefangen und flattert nie mehr!

7. Lesebuch für Ober-Klassen in katholischen Elementar-Schulen - S. 173

1854 - Münster : Aschendorff
173 guten Thiere — Barry war sein Name — durch sein nütz- liches Leben ein Gedächtniß unter den Menschen erworben. Zwölf Jahre lang hat er treu in jenem Kloster gedient, und gegen 40 Unglücklichen das Leben gerettet. Der Eifer, den er dabei bewies, war außerordentlich. Nie ließ er sich an seinen Dienst mahnen. Sobald der Himmel sich bedeckte, Ne- bel sich einstellten, oder die gefährlichen Schneegestöber sich von weitem zeigten, hielt ihn nichts mehr im Kloster zurück. Nun strich er rastlos und bellend umher und ermüdete nicht, immer wieder nach den bekannten gefährlichen Stellen zurück- zukehren und zu sehen, ob er nicht einen Sinkenden halten oder einen Vergrabenen hervorscharren könnte; und konnte er nicht helfen, so setzte er in ungeheuern Sprüngen nach dem Kloster und holte Hülfe herbei. Als er einst im Jahre 1817 also umherschweifte, fand er ein in einem Eisgewölbe schlum- merndes, halberftarrtes Kind. Der grüne Asbest und der Glimmerschiefer hatten den armen kleinen Wanderer dahin ge- lockt. Der Hund weckte es, und das Kind klammerte sich an seinen Rücken an und wurde von ihm so in das Kloster ge- tragen. Dieser Barry ist im naturhistorischen Museum zu Bern ausgestopft aufgestellt, das Fläschchen am Halse. 5. littst Pferd. Vor allen Thieren zeichnet sich das Pferd ans. Edel und hrästig steht es da; stolz trägt es das Haupt mit schön gewölbter Stirn und Nase; klug und mild blickt es uns an aus dem runden, grossen Auge, das im Dunkel mit grünem Schein leuchtet. Mit den spitzen Ohren spielt und lauscht es aufmerksam. Die vorstehende; freie Brust zeugt von dem Mu- theder in ihr wohnt; schlank und glall ist der Nacken, und um den gebogenen Hals flattert die lange Mähne. Die Lenden sind sicher und fest, behende und leicht die Beinej, und die Füsse gewaffnet mit harten, un- gespaltenen Hufen. Ungeduldig harret es des be- freundeten Reiters; es wiehert lauf scharrt mildem Vor der fasse ^ stampft die Erde.

8. Lesebuch für Ober-Klassen in katholischen Elementar-Schulen - S. 186

1854 - Münster : Aschendorff
186 20 bis 30 Fuss. Wenn ein unbewaffneter Mensch ihm begegnet, so kann er nichts Besseres thun, als aufrecht und ruhig stehen bleiben und den Löwen unverrückt an- sehen. Ist der Löwe nicht äusserst hungrig, so macht dies, wahrscheinlich wegen der Höhe des aufrechten Menschen, auf den Löwen einen so entschiedenen Fin- druck , dass er sich langsam zurückzieht, sich dabei zuweilen scheu nach dem Menschen umschaut, und zuletzt eilends davon jagt. Will der Mensch fliehen, oder macht er eine Bewegung, welche einen Angriff andeutet, so stürzt der hungrige Löwe auf den Unglücklichen und verschont ihn nicht weniger als die Thiere; ja er soll sogar, wenn er einmal Menschenfleisch gekostet hat, dasselbe jedem andern vorziehen und dann doppelt ge- fährlich sein. Der Löwe scheint die Gefahren zu berech- nen, was der Tiger, wenn er nicht völlig gesättigt ist, nie thut. Schon aus diesem Grunde ist der Löwe be- waffneten Menschen minder gefährlich als der Tiger. Ueberdies mordet der Löwe nur, wenn ihn hungert, wäh- rend selbst der gesättigte Tiger noch nach warmem Blute lebender Wesen lechzt. Die Feuergewehre scheinen einen grossen Eindruck auf die Löwen zu machen; wenigstens versichern die Afrikaner, dass die Löwen, welche sich in der Nachbarschaft der Menschen aufhalten, furchtsa- mer sind, als diejenigen, welche Einöden bewohnen. Die Jagd auf einen Löwen ist ausserordentlich ge- fährlich. Man zieht in Mehrzahl aus und sucht ihn aus seinem Versteck durch Hunde aufzuscheuchen. Diese ha- den zwar nicht den Muth, ihm nahe zukommen, treiben ihn aber doch durch ihr Gebell aus seinem Versteck. Mit gewaltigen Sätzen stürzt der Löwe brüllend hervor gegen seine Verfolger. Ist er ihnen auf 10 bis 15 Schritte nahe gekommen, so staucht er sich zum Sprunge zusam- men , und dies ist der Augenblick, wo die entschlossenen Jäger ihren Schuss anzubringen pflegen, weil hier das Thier ruhig ist und gerade Zeit gibt zum Zielen. In der nächsten Sekunde würde er den Leib eines Jägers zer- fleischen. Dasselbe geschieht, wenn er nicht getroffen, oder nicht schwer genug verwundet wird. Jüngere Löwen zeigen sich, wenn sie aufgejagt wer- den, nicht so muthig, wie die alten. Gewöhnlich suchen sie Anfangs zu entfliehen und stürzen sich erst, wenn sie keinen Ausweg finden, mit Wuth auf die Verfolger. Völ- lige Verachtung jeder Gefahr zeigt die Löwin, welche ihre Jungen bedroht glaubt. In der Gefangenschaft

9. Lesebuch für Ober-Klassen in katholischen Elementar-Schulen - S. 192

1854 - Münster : Aschendorff
192 und Gestalt, vollenden sich in wenigen Tagen, und jedes Nest ist ein künstliches und bequemes Haus, das eine Familie beherbergen soll. In seinem Innern entdeckst du bald glänzende Eier ; ein paar Wochen später flaumbedeckte Junge. Das Junge bekommt allgemach Federn ; die Mutier lehrt es auf dem Neste stehen. Bald kann es auf den Rand seiner Wiege sich setzen, von ivo es den ersten Blick auf die Na- tur wirft. Erschreckt und entzückt zugleich stürzt es zwischen seine Brüder zurück, welche dieses Schau- spiel noch nicht gesehen haben, aber durch der Allen Stimme zum zweiten Male gerufen, steigt es wieder aus seinem Belle, und der junge König der Lüfte, der noch den Flaum der Kindheit wie eine Krone um den Kopf trägt, wagt schon, den weiten Him- mel, den wogenden Gipfel der Fichten und die grünen Abgründe unter der elterlichen Eiche zu be- trachten. Und während die Wälder sich freuen, ihren neuen Gast zu empfangen, kommt ein aller Vogel, den seine Flügel verlassen, setzt neben dem Bache sich, wo er seine ersten Lieder gesungen, dessen benachbarte Bäume noch sein Nest und seine liederreiche Nachkommenschaft tragen, und erwartet dort ruhig in stiller Ergebung seinen Tod. 19. Die Tauben. Die Tauben sind die Lieblinge vieler Menschen, niedliche, schöne, sanfte Thiere, angenehm durch ihre Reinlichkeit und geliebt wegen ihrer Freundlichkeit. Wie lieblich ist ihr Stehen und Gehen, wie lebensfroh ihr Flug, wie schuldlos ihr Auge, wie gewandt jede Bewegung ihres Leibes, besonders des Hal- ses! Wie ganz gefahrlos ist der Aufenthalt im Taubenschlage zwischen Hunderten! Sie fliegen aus und kommen wieder, sie kennen ihr Haus, ihren Wärter, ihre Freunde. Man spricht mit ihnen, man streichelt sie. Blumen, Tauben und Schafe sind besonders den Kindern angenehm. Die Tauben sind von Natur schüchtern, aber durch den Umgang mit Menschen wer- den sie zahm und zutraulich. In der Noth fürchten sie sich sehr, dennoch jammern und winseln sie im Schmerze nicht im mindesten. Eine Taube, sogar schon in den Zähnen einer Katze und langsam von ihr gerupft, thut keinen Seufzer und kein Unwille entfährt ihr. Wird sie der Mörderin entrissen, so

10. Lesebuch für Ober-Klassen in katholischen Elementar-Schulen - S. 195

1854 - Münster : Aschendorff
Wer zeigt ihnen den Weg durch die Luft, wo keine Straße abge- steckt, kein Wegweiser hingestellt ist? Und doch verliert keine den Weg, jede kommt wieder am rechten Ort an und zu rechter Zeit. Dieselbe Schwalbe, die vergangenes Jahr in deinem Hausflur ihr Nest baute, kommt heuer wieder zu dem ihr wohlbekannten Hause, und ihre Söhne und Töchter bauen sich in der Nähe wiederum ihr Nest, das sie das künftige Jahr gleichfalls wieder heimsuchen. Warum bauen sie aber daö Nest? Wissen sie denn vorher, daß sie Junge bekommen werden? Sie bauen das Nest gerade so groß, daß 6 bis 8 Junge darin Platz haben, ganz so, als ob ihnen Jemandschon im Voraus gesagt hätte, sie würden 6 bis 8 Eier legen. Das Weibchen macht zuerst an dem Orte, wo das Nest angebracht wer- den soll, mit dem Männchen gemeinschaftlich eine Unterlage; als- dann setzt es sich auf diese nieder, dreht den Kopf und die Füße nach allen Seiten hin und her, mißt den Raum für sich und seine künftige Familie, drückt und knetet die feuchte Erdmasse, welche das Männchen herbeischafft, fest zusammen und gibt mit dem Schna- bel und den Füßen, so wie durch öfteres Herumdrehen des Kör- pers dem Neste diejenige Gestalt und Größe, die seinen Bedürf- nissen auf daö Genaueste entsprechen. Sonst verstehen cö meist nur die Weibchen, das Nest zu bauen und einzurichten; bei den Schwalben verstehen es aber auch die Männchen und helfen ge- treulich mit formen, wenn Material genug da ist. Die Schwal- den haben keinen Verstand, wie du; sie können nicht denken, wie ein Mensch, und doch handeln sie mit einer solchen Ueberlegung und solcher Weisheit, daß sie Menschen beschämen könnten. Sie thun jederzeit das Rechte, weil Gott für sie denkt und ihnen sagt, was sie thun sollen; denn der Schöpfer ist es, der sie daö Nester- bauen lehrt und ihnen den Weg durch den weiten Himmelsraum zeigt. Darum fliegen sie getrost bei Tag und Nacht, ohne Angst und Sorge, ob sie auch Nahrung finden werden: überall, wohin sie kommen, ist schon für sie der Tisch gedeckt. Und weil eine hö- here, unsichtbare Hand ihnen bauen hilft, so wird das Nest auch so gut und fest, daß die Jungen vor Wind und Regen trefflich geschützt sind, und daß die Alten viele Jahre lang ihr altes Haus stets wohl erhalten finden und immer von Neuem ihre Eier hinein- legen können. Ein Naturforscher band einem Paar Schwalben, die in seinem Hause nisteten, einen Seidenfaden an die Beine, um sie wieder zu erkennen; und siche, sie kehrten 18 Jahre lang in dieselben Nester zurück, die so gut angelegt waren, daß selten eine Ausbesserung vorgenommen wurde. Man nahm eine Rauch- schwalbe zur Zeit als sie brütete, verschloß sie in einen Käfig und reiste mit ihr viele Meilen weit fort. Darauf gab man ihr wieder die Freiheit, und der Vogel erhob sich erst hoch in die Luft, als wollte er sich umschauen und zurecht finden; dann rich- 13 *
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