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1. Geschichte der neueren Zeit - S. 203

1913 - Münster in Westf. : Aschendorff
Die Zeit von der Begrndung des neuen Deutschen Reiches bis zur Gegenwart. 203 600 Mark, er ist Vormundschaftsrichter, er hat das Grundbuch zu führen; mit zwei Laienrichtern (Schffen) richtet er der geringere Strafsachen. Beim Landgericht sind fr brgerliche Rechtsstreitigkeiten von grerer Bedeutung oder als Berufungsinstanz Kollegialgerichte, Zivilkammern (3 Richter) und fr Strafsachen Strafkammern (2 Richter, 3 Schffen; bei zweiter Instanz 3 Richter oder als Berufungssenat 5 Richter) sowie fr schwere Straftaten Schwurgerichte (3 Richter. 12 Geschworene) zustndig, fr Handelssachen zuweilen besondere Handelskammern. Die Senate bei dem Oberlandesgerichte werden aus je 5 Richtern gebildet, beim Reichs-gericht aus je 7 Richtern. Ist die ffentliche Rechtsordnung durch eine schwere Straftat verletzt, so vertritt der Staatsanwalt als Hter des Ge-fetzes die ffentliche Anklage. Beim Amtsgericht ist der Amtsanwalt (Laie) ffentlicher Anklger. Auer bei dem Amtsgericht mssen sich die Par-teien, Klger und Beklagter, durch Rechtsanwlte vertreten lassen (sog. Anwaltszwang). Die beiden Hauptgrundstze bei dem heutigen Proze-verfahren sind ffentlichkeit und Mndlichkeit (seit 1879). Innere Gefchichfe Deuffchlcinds und insbefondere Preuens. 132. Der log. Kulturkampf (1871 1887). Kaum war das Deutsche Reich gegrndet, da wurde der innere Frieden schwer gestrt durch einen kirchlich-politischen Kamps, den man gewhnlich nach einem Ausdruck des preuischen Abgeordneten Rudolf Virchow, eines hervor-ragenden Mediziners, als Kulturkampf" bezeichnet, weil er ein Ringen der modernen Kultur", des Geistes der Freiheit, gegen die der Gewissens-knechtung verdchtigte katholische Kirche schien. Wiederholt hatten kirchenfeindliche Kreise ihre Angriffe gegen ihre angeblich staatsgefhrlichen Ein-richtungen und Grundstze, gegen den Ultramontanismus", die Abhn-gigkeit deutscher Untertanen von einem auerdeutschen kirchlichen Ober-Haupte, gerichtet. Die preuische Regierung hatte ungeachtet dieser Ver-hetzungen die verfassungsmigen Rechte der katholischen Kirche gewahrt. Die Verkndigung des Dogmas von der lehramtlichen Unfehlbarkeit des Papstes durch das Vatikanische Konzil brachte weite Kreise von Ka- u>nehwar-tholiken und Nichtkatholiken in Aufregung, in der Stellung der preuischen ls.guii isvo. Regierung zur Kurie aber keine nderung hervor, bis diese es ablehnte, auf die neue, hauptschlich aus Katholiken bestehende politische Reichs-tagssraktiou des sog. Zentrums (21. Mrz 1871 gebildet) einen Druck zu den. Im Preuischen Abgeordnetenhause hatte sich schon Ende des Jahres 1870 eine gleiche Fraktion gebildet, mit dem Programm, einzutreten fr Aufrechterhaltung und organische Fortentwicklung ver-fassungsmigen Rechts im allgemeinen und insbesondere fr die Freiheit und Selbstndigkeit der Kirche und ihrer Institutionen". Fürst Bismarck erblickte in der neuen politischen Partei des Reichstags eine die Einheit des eben erst geschaffenen Reichs bedrohende Opposition, in der Kurte

2. Deutsche und brandenburgisch-preussische Geschichte vom Ausgang des Mittelalters bis zur Gegenwart - S. 2

1896 - : Buchh. des Waisenhauses
2 Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation und Gegenreformation. leichterte die Verbreitung einer allgemeinern Bildung in den mittleren und den unteren Ständen des Volkes, zumal da auch die Herstellung des gleichfalls aus dem äußersten Osten überkommenen Lumpenpapiers im Abendlande immer weitere Ausdehnung gewann. Die kirchliche Reformation endlich zerriß zwar die Einheit der römischen Kirche, hob aber die Geistlichkeit aus ihrem sittlichen Verfall, förderte die Wissenschaft durch eigene Forschungen in den höchsten und heiligsten Fragen der Menschheit und setzte an die Stelle von Menschensatzungen das Wort Gottes. Allerdings schuf sie auch einen scharfen Gegensatz zwischen den evangelischen und katholischen Staaten. 2. Tie Reformation bis zum Wormser Edikt von 1521. Die Hoffnungen der Völker auf eine Reform der verderbten Kirche durch die großen Kirchenversauunlungen des Mittelalters, zumal die zu Pisa und zu Konstanz, waren nicht in Erfüllung gegangen. Endlich aber gab der Ablaß, den Papst Leo X., wie es hieß, zum Ausbau der Peterskirche in Nom für die Christenheit ausschrieb, den Anstoß zu einer Bewegung, welche eine vollständige Reform eines großen Teiles der Kirche herbeiführte. Der Mann, der den Mut hatte, den Irrlehren der alten Kirche entgegenzutreten, der Ausdauer genug besaß, um im Kampfe nicht zu erlahmen, und dem die Kraft befchieden war, die reine Lehre wieder herzustellen und die Kirche neu aufzubauen, das war Martin Luther. Martin Luther ist am 10. November 1483 zu Eisleben geboren. Sein Vater Hans Luther, anfangs Bauer in Möhra bei Eisenach, war nach Eisleben übergesiedelt, um als Bergmann besseren Verdienst zu gewinnen. Aus Nahrungssorgen verließ er aber mit seiner Frau Margarete (geb. Ziegler) und seinem Söhnchen Martin schon nach einem halben Jahre Eisleben und zog nach den: benachbarten Mansfeld, wo seine Lage sich allmählich besserte. Hier erhielt Martin Luther bis zu seinem 14. Jahre den ersten Unterricht; dann brachte ihn sein Vater auf eine höhere Schule nach Magdeburg und ein Jahr später nach Eisenach. Bei der Armut seiner Eltern mußte er sich den täglichen Unterhalt durch Singen vor den Häusern der Wohlhabenden erwerben, bis ihm Frau Ursula Cotta liebreiche Aufnahme gewährte. Im Jahre 1501 bezog er die Universität Erfurt, um nach dem Wunsche seines Vaters die Rechtswissenschaft zu studieren, doch überwog bei ihm die Neigung zu philosophischen und theologischen Studien, und im Jahre 1505 wurde er Magister der Philosophie. Das Studium der Bibel mahnte ihn, daß er jeden Augenblick bereit sein müsse, vor Gottes Richterstuhl zu treten. Als er auf einer Rückreise von seinen Eltern unweit Erfurt von einem furchtbaren Gewitter überrascht wurde und der Blitz zu seinen Füßen einschlug, gelobte er ein Mönch zu werden und trat in das Augustinerkloster zu Erfurt ein. Aber obwohl

3. Geschichtliches Lesebuch - S. 41

1903 - Göttingen : Vandenhoeck u. Ruprecht
Iii. v. Treitschke, Burschenschaft und Wartburgfest. 41 bei, so daß sich die Studentenzahl in kurzer Zeit verdoppelte. Auch an'anderen Hochschulen thaten sich Burschenschaften auf, so in Gießen und in Tübingen, wo die Stiftler schon 1813 einen Tugendbund zur Bekämpfung der akademischen Roheit gebildet hatten; und ganz von selbst erwachte der Wunsch, die neue Gemeinschaft auf eiuer feierlichen Zusammenkunft aller deutschen Burschen zu befestigen. In solchen freien, über die Grenzen des Einzelstaats hinausreichenden socialen Verbindungen sindet der Einheitsdrang zerteilter Böller seinen natürlichen Ausdruck; in Deutschland wie in Italien sind die Kongresse der Gelehrten, der Künstler, der Gewerbtreibenden wie Sturmvögel den blutigen Einheitskämpfen vorausgezogen. Unter den Deutschen schritten die Studenten allen voran, und nichts bezeichnet so deutlich das harmlose politische Stillleben jener Tage. Lange bevor die Männer auf den Gedanken kamen, sich über ihre ernsten gemeinsamen Interessen zu verständigen, regte sich in der Jugend der Drang, die gemeinsamen Träume und Hoffnungen auszutauschen, in phantastischem Spiele der idealen Einheit des Vaterlandes froh zu werden. — Das Jubelfest der Reformation erweckte überall unter den Protestanten ein srohes Gefühl dankbaren Stolzes; auch Goethe sang in diesen Tagen: „ich will in Kunst und Wissenschaft wie immer protestieren". Die Studentenschaft ward von dieser Stimmung der Zeit um so stärker ergriffen, da ihr der christlich-protestantische Enthusiasmus des Befreiungskrieges noch in der Seele nachzitterte. Als der Gedanke eines großen Verbrüderungsfestes der deutschen Burschen zuerst in Jahns Kreise aufgetaucht war, beschloß die Jenenser Burschenschaft den Versammluugstag auf den 18. „des Siegesmonds" 1817 zu verlegen, um damit zugleich das Jubelfest der Reformation und die übliche Jahresfeier der Leipziger Schlacht zu verbinden. Armin, Luther, Scharnhorst, alle die hohen Gestalten der Führer des Deutschtums gegen das wälsche Wesen flössen in den Vorstellungen der jungen Brauseköpfe zu einem einzigen Bilde zusammen. Den Radikaleren galt Luther als ein republikanischer Held, als ein Vorkämpfer der freien „Überzeugung"; in einer Festschrift von Karl Sand, die unter den Burschen verteilt ward, erschien die evangelische Lehre von der Freiheit des Christenmenschen mit modern-demokratischen Ideen phantastisch verbunden. „Hauptidee unseres Festes", hieß es da, „ist, daß wir allzumal durch die Taufe zu Priesteru geweiht, alle frei

4. Geschichtliches Lesebuch - S. 44

1903 - Göttingen : Vandenhoeck u. Ruprecht
44 Iii. v. Treitschke, Burschenschaft und Wartburgfest Lmher die Bannbulle des Papstes verbrannt hatte, so jetzt die Schriften der Feinde der guten Sache ins Feuer zu werfen. Da die Mehrheit des Festausschusses, klüger als der Alte, deu Vorschlag ablehnte, gab Jahn gleichwohl seinen Berlinern ein Verzeichnis der zu verbrennenden Bücher mit auf den Weg, und diese Getreuen, Maßmann voran, beschlossen nunmehr den Plan des Meisters ans eigene Faust auszuführen, tvas der Ausschuß um des Friedens millen nicht geradezu verbieten wollte. Kaum war auf dem Wartenberge das letzte ernste Lied der die Flammen umringenden Burschen verklungen und die eigentliche Feier beeudet, so trat Maßmann plötzlich hervor und forderte in einer schwülstigen Rede die Brüder auf, zu schauen, wie nach Lnthers Vorbilde in zehrendem Fegefeuer Gericht gehalten werde über die Schandschriften des Vaterlandes. Jetzt sei die heilige Stunde gekommen, „daß alle deutsche Welt schaue was wir wollen; daß sie wisse, weß sie dereinst sich von uns zu Verseheu habe". Darauf trugen seine Gesellen einige Ballen alten Druckpapieres herbei, die mit den titeln der verfehinten Bücher beschrieben waren. Auf eine Mistgabel aufgespießt flogen dann die Werke der Vaterlandsverräter unter tobendem Gejohle in das höllische Feuer: eine wunderlich gemischte Gesellschaft von etwa zwei Dntzeno guten und schlechten Büchern, alles was gerade in jüngster Zeit den Zorn der Isis und ähnlicher Blätter hervorgerufen hatte. Da brannten Wadzeck, Scherer und, der Vollständigkeit halber, gleich „alle anderen schreibenden, schreienden und schweigenden Feinde der löblichen Turnkunst", desgleichen die Alemannia „und alle andern das Vaterland schändenden und entehrenden Zeitungen"; dann natürlich drei Schriften von dem verhaßten Schmalz („Gänse-, Schweine- und Hundeschmalz" brüllte der Chor) und der Codex der Gendarmerie von seinem Genossen Kamptz. Neben dem Code Napoleon, Kotzebnes Deutscher Geschichte und (Laul Aschers Germanomanie, der ein „Wehe über die Juden" nachgerufen ward, wanderte auch Hallers Restauration in die Flammen: — „der Gesell will keine Verfaffnng des deutschen Vaterlandes", hieß es zur Erläuterung, da doch keiner von den Burschen das ernste Buch gelesen hatte. Aber auch die Liberalen Benzenberg und Waugenheim mußten den Grimm der Jugend erfahren, weil die Jenenser Publizisten ihre Schriften nicht verstanden. Zuletzt wurden noch ein Ulanenschnürleib, ein Zopf und ein Korporalstock verbrannt, als „Flügelmänner des Gamaschendienstes, die Schmach des ernsten heiligen Wehrstandes", und mit einem dreimaligen

5. Lesebuch für Ober-Klassen in katholischen Elementar-Schulen - S. 369

1854 - Münster : Aschendorff
369 Als hätt' er nur bisher ge- spickt. Verdoppelt er der Streiche Macht. Und drängt, und läßt nicht nach zu stürmen. Bis er den Gegner so betäubt. Daß dem, unfähig sich zu schir- men. Nichts als Ergebung übrig bleibt. Er senkt das Schwert, steht um sein Leben, Und will, nach des Vertrages Kraft, Sich nach des Kaisers Hofbegebcn, Gewärtig ritterlicher Haft. Da reicht, zur Milde schnell gewendet. Ihm Max die kaiserliche Hand, Und glorreich ist der Kampf geen- det. Den er für Deutschlands Wohl bestand. Jetzt schmettern jubelnd die Tvvm- peten. Und Alles preist des Herrschers That, Der, seines Volkes Ruhm zu retten. Als Kämpfer in die Schranken trat. 21. Die Kirchenspaltung im sechszehnten Jahrhundert. Unter der Negierung des Papstes Leo X. ward an der überaus merkwürdigen Peterskirche in Rom gebaut. Freudig gab er seine Einkünfte und sein großes Privatvermögen zur Förderung dieses Prachtbaues hüt. Beides indessen reichte nicht aus; der herrliche Tempel schien noch manches Jahr unvol- lendet bleiben zu müssen. Da schrieb Leo um 1517 einen Ablaß aus. Vorzüglich wollte er dadurch die Gläubigen in drangvoller Zeit zur Tugendübung ermuntern und ihnen neue Gelegenheit zur Vervollkommnung bieten, zugleich aber auch für die Mittel sorgen, bald dem Herrn ein Haus vollenden zu können, welches zu dessen Verherrlichung im Hauptorte der Christenheit einzig in seiner Art dastehen sollte. Die Kirche schreibt, wie bekannt, zur Gewinnung eines Ablasses bestimmte Verpflichtungen vor, als: den würdigen Empfang des heili- gen Buß-und Altar-Sakraments, Gebete, Werke der Ab- tödtung und der christlichen Barmherzigkeit. So war's von jeher, so besteht es noch. Deshalb bestimmte der Papst bei Ausschreibung dieses Ablasses, daß die daran sich Betheiligen- den, als ein Almosen, freiwillige Beiträge zur Vollerwung der Peterskirche geben möchten. An verschiedene Bischöfe der ganzen Christenheit erging die Aufforderung, den Ablaß zu verkündigen und die Gaben zu sammeln. In Deutschland traf 24

6. Lesebuch für Ober-Klassen in katholischen Elementar-Schulen - S. 371

1854 - Münster : Aschendorff
371 schien doch ein allgemeines Concilium ganz geeignet, Jeden, dem es noch um Wahrheit des Glaubens zu thun war, zu belehren, die Wankenden aufrecht zu halten, und die Unver- besserlichen aus der Gemeinschaft der Kirche förmlich aus- zuscheiden. Zudem war es sehr erwünscht, daß in Bezie- hung auf Kirchenzucht und christliches Leben eine Reformation auf rechtmäßige und wirksame Weise vorgenommen würde, um die hin und wieder eingeschlichenen Mißbräuche abzuschaf- fen. Beides geschah, unter sichtbarem Schutze von Oben, durch das heilige Concilium von Trient, das 1545 unter Papst Paulus Iii. begonnen, unter Julius Iii. und Pau- lus Iv. fortgesetzt und unter Pius Iv. nach einigen Unter- brechungen vollendet wurde (1563). Es waren auf demsel- den gegenwärtig nebst den Gesandten des heil. Stuhles eine Menge Erzbischöfe und Bischöfe und gegen 150 Gottesge- lehrte, Männer von tiefen und umfassenden Kenntnissen. In fünf und zwanzig Sitzungen wurde die herkömmliche Lehre der Kirche bezüglich auf die von den Jrrlehrern angeftrittenen Punkte erklärt, die Irrlehren verdammt und zugleich die Kir- chenzucht durch angemessene Verfügungen befestiget. Papst Pius Vi. bestätigte 1564 die Lehre und die Beschlüsse des h. Conciliums. Die Protestanten, wenngleich wiederholt ein- geladen , auf der heiligen Versammlung zu erscheinen, hatten sich beharrlich geweigert, daran Theil zu nehmen. Sie ver- warfen die Entscheidung derselben, wie früher die des Papstes. Die Zerspaltung der christlichen Kirche, welche nun schon volle dreihundert Jahre besteht, zu wie manchen Gehässigkei- ten, Anfeindungen und Verspottungen hat sie geführt! Wie lange wird sie noch wider den Willen Jesus, des Stifters der Kirche, fortdauern, welcher kurz vor seinem Heimgänge zu seinem himmlischen Vater also betete: „Ich heilige mich selbst für sie, damit auch sie in der Wahrheit geheiligt seien. Aber ich bitte nicht für sie allein, sondern auch für diejenigen, welche durch ihr Wort an mich glauben werden: damit Alle Eins seien, wie du, Vater! in mir bist und ich in dir bin; damit auch sie in uns Eins seien: damit die Welt glaube, daß du mich gesandt hast. Und ich habe die Herrlichkeit, welche du mir gegeben hast, ihnen gegeben, damit sie Eins seien, wie 24 *

7. Kurze Darstellung der deutschen Geschichte - S. 126

1837 - Elberfeld : Büschler
126 Iii. Zeitr. Die neuere Zeit, von der Reformation bis jetzt. eine Mönchszankerei, die bald eine Ende haben werde. Erst, als ein gewisser Doctor Johann Eck, Professor der Theologie zu In- golstadt in Baiern, der mit Luther mehrere Wochen in Leipzig über seine Lehre disputirt hatte, nach Rom kam und die eigentliche Be- deutung der Sache naher auseinandersetzte, erließ der Papst Leo X. den Bann gegen Luther, falls er nicht seine Lehren widerrufen werde. Allein Luther, um seinen festen Entschluß, bei seinen Grundsätzen zu beharren, öffentlich kund zu thun, verbrannte am 10. Decbr. 1520, vor einem der Stadtthore von Wittenberg, im Angesicht einer großen Menge von Menschen, nicht allein die päpstliche Bannbulle, sondern auch die Bücher des bisherigen römischen Kirchenrechts und Eck's Schriften. Durch diesen Schritt hatte er sich laut und auf immer von der alten Kirche losgesagt; er mußte, gleich Huß, unter- gehen, oder eine große Parthei stiften, welche ihn schützte. Die Sache war schon von solcher Wichtigkeit, daß sie auf dem ersten allgemeinen Reichstage zur Sprache gebracht werden sollte, welchen der neue Kaiser: 57. Karl V. (1520 — 1356.) in Deutschland hielt. — Karl war ein Enkel Maximilians I.; er stammte aus der Ehe zwischen dessen Sohne Philipp, dem Erben der Niederlande, mit der spanischen Prinzessin Johanna her, und erbte, da Philipp früh starb, schon als 17jahriger Jüngling die schönen Länder Spanien, Neapel, Sicilien und die Niederlande. Damals ahndeten noch Wenige, welcher Geist in ihm verborgen war, denn er war streng und einsam in den Niederlanden erzogen, und die Rathgeber, die ihm von dort gefolgt waren, schienen ihn ganz zu beherrschen. Nach seines Großvaters Tode, der bald darauf erfolgte, erbte er auch die östreichischen Erbländer, und zuletzt wählten ihn auch die deutschen Fürsten im Jahre 1520 zu ihrem Kaiser. Zwar hatten sie einige Zeit großes Bedenken gehabt, wegen seiner gar zu großen Macht, die der deutschen Freiheit gefährlich werden konnte; auch meldete sich noch ein anderer Bewerber, der kriegerische König Franzi, von Frankreich, und die Franzosen schienen in ihrem Stolze gar keinen Zweifel zu hegen, daß ihr Königs den Vorzug erhalten werde; allein lieber als diesen französischen König, der kein Herz für Deutschland haben konnte, wollten die Fürsten den jungen Karl wählen, des geehrten Kaisers Maximilians Enkel, der durch seine östreichischen Länder doch auch ein Fürst des Reiches war. Jn- deß ließen sie seine Gesandten eine Wahlcapitulation unterschreiben, worin Karl versprach: „Bei Krieg und Frieden des Reiches nie ohne Einwilligung der Fürsten zu handeln; kein fremdes Kriegsvolk in das Reich zu bringen; die Reichsämter mit gebornen Deutschen zu besetzen; in allen Verhandlungen nur die deutsche Sprache zu gebrauchen; keinen Fürsten ohne Ursache und unerhört in die Reichs- acht zu erklären, und endlich so bald als möglich nach Deutschland zu kommen."

8. Kurze Darstellung der deutschen Geschichte - S. 127

1837 - Elberfeld : Büschler
Dle Reformation. 127 So kam für den jungen Karl ein Geschenk des Glückes schnell nach dem andern, und selbst in dem erst seit wenig Jahrzehenden neu entdeckten Welttheile, Amerika, eroberten ihm seine Krieger das Mexikanische Reich, größer als sein Kaiserthum in Europa. Wäre Karl ein gewöhnlicher Geist gewesen, so möchte ihn diese Fluth des Glückes betäubt und aus der Fassung gebracht haben; er wäre übermüthig geworden, oder hätte andern die Sorgen der Regierung überlassen, um sich selbst in die Genüsse der Sinnlichkeit zu stürzen. Allein der zwanzigjährige Jüngling zeigte eine bewun- derungswürdige Ruhe bei allen diesen großen Botschaften. Ein Augenzeuge spricht mit Bewunderung so darüber: „Unser König, der jetzt Kaiser ist, scheint das Größte, was das Glück gewähren kann, für nichts zu achten; seine Geistesgröße und sein Ernst sind so außer- ordentlich, daß es das Ansehen hat, als hätte er den Erdball unter seinen Füßen." Dem Wunsche der deutschen Fürsten, daß er bald nach Deutsch- land kommen möchte, genügte sehr bald; er wurde schon im October desselben I. 1520 zu Aachen gekrönt und schrieb seinen ersten Reichs- tag auf den Dreikönigstag des nächsten Jahres nach Worms aus. 58. Die Religionsangelegenheiten in Deutschland. 1. Der Reichstag zu Worms, 1521. — Die Haupt- verhandlung auf diesem Reichstage war das Verhör Luthers. Der päpstliche Legat, der auf demselben gegenwärtig war, stellte den ver- sammelten Reichshäuptern die Gefahr der Kirche vor, wenn die Ketzerei nicht schnell und kräftig ausgerottet würde, und verlangte ein strenges Gericht über Luther. Dieser hatte aber auch schon Freunde unter den Fürsten; besonders nahm sein Landesherr, Fried- rich der Weift, Churfürst von Sachsen, sich seiner an und verlangte, daß Luther doch erst selbst gehört werden müßte, ehe man ihn verurtheilte. Der Kaiser stimmte ein und versprach ihm ein sicheres Geleit. Luther vertraute auf das kaiserliche Wort und erschien; und Karl hat es besser gehalten, als einst Kaiser Sigismund gegen Huß. — Als Luther vor Kaiser und Fürsten in der grosten Versammlung dastand, wur- den ihm seine bis dahin erschienenen Schriften vorgelegt und er befragt, ob er sie als die ftinigen erkenne? Er bejahte es. Auf die Frage, ob er auf den darin ausgesprochenen Grundsätzen beharre, bat er sich Bedenkzeit bis auf den folgenden Tag aus. An diesem erschien er wieder und erklärte: „daß er nichts von dem, was er in Glaubens- sachen gelehrt und gegen die Gewalt des Papstes geschrieben habe, widerrufen könne, wenn man ihm aber aus der heiligen Schrift be- weisen könne, daß er im Jrrthume sey, so werde er der Erste seyn, der seine Schriften in's Feuer werfe." — Alle Versuche, ihn auf andere Gesinnungen zu bringen, waren vergebens; er blieb bei dem Ausspruche: „Ist dieses Werk ein Menschenwerk, so wird es aus sich zergehen, ist es aber von Gott, so werdet ihr es nicht zerstören können."

9. Geschichte des Mittelalters - S. 135

1913 - Münster in Westf. : Aschendorff
Vom Beginn der Kirchentreimung bis zum Augsburger Religioussrieden. Io» Thron, drei Jahre später wurde er zum deutschen Kaiser gewählt und im Oktober 1520 in Aachen gekrönt. Von beiden kirchlichen Parteien wurde sein Erscheinen in Deutschland mit großem Jubel begrüßt. Über seine Stellung zu der kirchlichen Frage, die im Vordergrund des Interesses stand, blieb man längere Zeit im ungewissen. Karl V., selbsttätig und arbeitsam, war trotz seiner Jugend eine ruhig abwartende, klug abwägende Natur, die langsam zu einem Entschlüsse kam, dann aber zäh an ihm festhielt. c) Im Januar 1521 eröffnete der Kaiser den Reichstag zu Worms, z^Worms aus den auch Luther nach langen Verhandlungen vorgeladen war, um 1521. darüber vernommen zu werden, ob er die gegen die kirchliche Lehre gerichteten Schriften zurücknehmen wolle. Zunächst wurden die politischen Angelegenheiten ohne Schwierigkeit erledigt; bei Abwesenheit des Kaisers sollte ein Reichsregiment unter dem Vorsitz seines Bruders Ferdinand eingesetzt werden, dagegen bewilligten die Stände die Mittel für den Römerzug. In der kirchlichen Frage standen die meisten Stände auf seiten Luthers, so weit es sich um die Abstellung von Mißbräuchen handelte; diese Haltung der Stände veranlaßte den Kaiser vornehmlich, Luther unter Zusicherung freien Geleites vor dem Reichstage zu vernehmen, obwohl die päpstliche Bannbulle bereits erlassen war. Als Luther sich weigerte, seine Lehren zu widerrufen, sprach der Kaiser mit Zustimmung ^Apr.l. der Stände über ihn die Reichsacht aus. d) Auf der Rückreife von Worms wurde Luther auf Veranlassung «uther auf seines Gönners, des Kurfürsten Friedrich des Weisen, im Thüringer-Wartburg. Walde aufgegriffen und auf die Wartburg gebracht. Dort lebte er zehn Monate als „Junker Jörg", eifrig beschäftigt mit den Vorarbeiten für- feine berühmte Bibelübersetzung. § Y2. Die revolutionären Bewegungen zur Zeit der Refor= mcition. a) Die sozialistischen und kommunistischen Gedanken der Hnssiten von völliger Gleichheit aller und Aufhebung des Privateigentums hatten in der bäuerlichen Bevölkerung und in dem städtischen Proletariat weite Verbreitung gesunden. Durch die Kapitalwirtschaft, die gewaltige den Bauern Verteuerung aller Lebensmittel infolge der Entdeckungen und durch die Einführung des römischen Rechtes war die soziale Lage dieser Bevölkerungsschichten so drückend geworden, daß es bereits an verschiedenen Orten namentlich Süddeutschlands zu offenem Aufruhr gekommen war (der „Bundschuh" in Franken, der „arme Konrad" in Schwaben und im Elsaß). Durch das Auftreten Luthers fand diese Bewegung neue Nahrung und verquickte sich mit religiösen Gedanken. So wollte in Zwickau Thomas Münzer ein neues Reich Gottes ohne jede Obrigkeit ausrichten und alles, was an das alte Reich erinnerte, gewaltsam zerstören. Einem seiner Genossen, der diese Lehren in Wittenberg predigte, schloß sich Karlstadt an („Bilderstürmer"). Als Luther davon hörte, verließ er die Wartburg und wandte sich in eindringlichen Predigten gegen die revolu-

10. Geschichte des Mittelalters - S. 77

1913 - Münster in Westf. : Aschendorff
Die Zeit der hohenstaufischen Kaiser. 77 derte er im Schoße her Kirche alle Kräfte, die zur Entwicklung des religiösen und sittlichen Lebens beitrugen. Eine großartige Wirksamkeit entfalteten in dieser Zeit der heilige Franziskus von Assissi und der£rnmft> heilige Dominikus, die Stifter des Franziskaner- und Dominikaner- Domini-ordens. Beide verlangten, daß nicht nur das einzelne Ordensmitglied auf jedes Eigentumsrecht verzichtete, sondern auch jede Ordensniederlasfung (mit Ausnahme der Wohnung und der Ausstattung des Gotteshauses). Die Mitglieder sollten wie Fremdlinge und Wanderer von dem Volk, dem sie durch Predigt, Seelsorge und Unterricht bienten, unterhalten werden (Bettelorden). Während der heilige Franziskus von Assissi, der begeisterte Dichter und Künstler, das Evangelium der Milde und Liebe mit so hinreißender Beredsamkeit verkündete, daß selbst die unvernünftigen Tiere, wie die Legende erzählt, feiner Stimme willig gehorchten, suchte der verstandesklare heilige Dominikus durch unermüdliche Predigten und durch Seelsorge zu wirken (Predigerorden). Die Predigt verlangte ein andauerndes, tüchtiges Studium, so sind aus dem Dominikanerorden zahlreiche hervorragend Gelehrte hervorgegangen (Thomas von Aquiit, Albertus Magnus). Beibe Orbeu stanben dem Volksleben iinb der Volksseele viel näher als die vielfach reich und üppig gewordenen Benediktiner und Zisterzienser und wurden daher bald die beiden festesten Säulen für den Bau der Kirche. Die Dominikaner bekämpften namentlich die damals austretenden Irrlehren der Waldenser und Albigenser. Die Waldenser sind von dem Kaufmann Peter de Vaux (Waldus) ^awenser in Lyon gestiftet worden. Dieser verteilte sein Hab und Gut unter die Armen und zog predigend umher. Von Frankreich aus verbreiteten sich die Walbenser, die sehr strenge und einfach lebten, nach Italien, Deutsch-lanb („Die Winseler") und Böhmen. Die Lehre der Albigenser, die sich fer selbst Katharer („Ketzer") nannten, geht auf den gnostischen Dualismus zurück, Gott ist der Schöpfer der unsichtbaren, Lucifer der Schöpfer der sichtbaren bösen Welt. Die Menschen müssen sich möglichst der bösen Materie enthalten. Die Kirche mit ihrem Gottesdienst, den Sakramenten usw. ist ebenso wie die weltliche Obrigkeit eine Einrichtung des bösen Prinzips, daher braucht man diesen Einrichtungen nicht zu gehorchen. Der Papst ist der Antichrist. Da die Lehren der Albigenser ebensowohl den Bestand der Kirche als des Staates bedrohten, so wurden gegen sie auch weltliche Strafen (Gefängnis, Verbannung, Tod) angewandt. Es wurden Richter eingesetzt, die von Amts wegen diese Lehren untersuchten und die Anhänger zur Verantwortung zogen (Inquisitoren). Leiter dieser Jnquisitionsgerichte waren Inquisition, meist die Bischöfe. Innocenz Iii. richtete daneben eine päpstliche Inquisition ein, die in seinem Namen die Ketzergerichte abhielt. Ihre Aufgabe war, zu untersuchen, ob einer ein Ketzer sei, ihm die Irrtümer nachzuweisen und auf ihn einzuwirken, daß er die Irrlehren aufgäbe, andern-
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