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Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Kreis Büdingen - S. 2

1914 - Gießen : Roth
2 Heimatkunde des Erzherzogtums Hessen. Nr. 10. Seine Lage und Begrenzung. Der Xreis Büdingen breitet sich im Südosten der Provinz Gberhessen zwischen den Tälern der Bracht und Gründau einerseits und dem Horloff- tale anderseits aus. Nur wenige Ortschaften auf dem rechten Horloffufer gehören hierher. Im Osten bildet die Bracht für kurze strecken die Scheide Zwischen hessischem und preußischem Gebiet, sonst fehlt jede natürliche Ve- grenzung.*) Die Landschaft. von Gelnhausen zieht sich ein Waldstreifen in nordwestlicher Dichtung über Berg und Tal, der mitunter eine Breite von 1 2 Stunden einnimmt. Tief eingeschnitten sind hier die Täler, rasch der Lauf der Bäche, in der !^e- gel von schmalen Wiesenstreifen umsäumt. Die Buche bildet den Haupt- bestandteil der weit ausgedehnten Waldungen. Diese Waldzone teilt den ganzen Kreis in zwei ungleiche Teile, von denen der größere, südwestlich gelegene, allmählich verflachend sich dem Maintal und der Wetterau zu- senkt, während der kleinere, nordöstlich gelegene, mehr gebirgiger Natur ist. Ersterer wird vom Volke als „Wetterau", letzterer als „Vogelsberg" bezeichnet. Hlle Ortschaften dieser Wetterau liegen in einer höhe von wem- ger als 200 m, diejenigen des Vogelsberges liegen höher als 200 m über dem Meeresspiegel, so daß man die Waldzone auch als 200 Metergrenze bezeichnen kann.. Zwar finden sich in dem tiefer gelegenen Teile zu feiten der Flüßchen auch noch einige ganz ansehnliche Höhenrücken, und hie und da erheben sich noch steile Vasaltkuppen, wie der^ Ronneburger Wald, der Graue stein, die Harbeck, der Vüöelsheimer Wald, die Glauburg und das Enzheimer Aopfchen, von denen man bei klarem Wetter herrliche 5lus- sichten genießt. .Kber doch ist der ganze Tharakter der Landschaft, die Boden- art, wie auch die ganze bäuerliche Betriebsweise hier in dem klimatisch mehr bevorzugten Teile wesentlich anders als im Nordosten des Kreises. Dort an den hängen der mächtigen Gebirgsrücken, wo die ^eldbereinigung bis jetzt noch keinen Eingang gefunden, hat sich der alte Tharakter der Gebirgslandschaft unverfälscht erhalten. Langgestreckt ziehen sich zwischen den einzelnen Grundstücken die Dorn- und haselnußhecken hin, den gefie- derten Sängern der Natur reichlich Nistgelegenheit und Schutz vor den Nach- stellungen ihrer Heinde gewährend. Und hoch erheben sich dort noch einige waldbekrönte Berge, wie der lieckenstein bei Bindsachsen (396 m), der Orlesberg bei Hitzkirchen (362 m), der Galgenberg bei Wenings (390 m) und der Hemberg zwischen Wenings und Oberseemen (454 m). Nur der westliche Teil des Kreises, die Gegend von Berstadt und Tchzell, ist ganz *) Gib die Grenze nach der Karte an!

2. Auswahl erdkundlicher Charakterbilder - S. 10

1907 - Münster i.W. : Aschendorff
10 Die deutschen Ströme. lands. Frankreichs Flüsse strahlen vom Zentralmassiv nach allen Richtungen, zum Mittelmeer, zum Atlantischen Ozean, zum Kanal und zur Nordsee aus. Daher sind sie nur mittelgroß; die Loire steht weit hinter Weichsel, Rhein und Oder zurück. Österreichs Flüsse streben zur Nord- und zur Ostsee, zum Mittelmeer, zum Schwarzen Meer. Deutschland ist, wenn wir von der Donau ab- sehen, durch die Gleichrichtung seiner Ströme gekenn- zeichnet. Sie knüpfen den Süden an den Norden. Muß man zugeben, daß die Vielartigkeit der Bodengestalt in nnserm Lande die politische Einheit erschwert hat, so liegt ebenso sicher eine vereinigende Kraft in den fließen- den Wässern, die nicht bloß Güter, sondern auch Men- scheu und Ideen mit ihren Wellen von Userstrecke zu Uferstrecke und vom Berg zum Meere tragen. Tie Zn- knnft wird es immer mehr zeigen, daß vermöge seiner Ströme Deutschland mehr zur Vereinigung neigt als Frankreich. Der Rhein greift ani tiefsten nach Süden hinab und hat daher von der Römerzeit an vereinheit- lichend auf sein Gebiet, das westdeutsche, gewirkt; nach ihm kommt die Elbe; nur das Emsgebiet gehört vor- wiegend der Küste an. Rhein und Weser sind großen- teils Gebirgsströme, die Elbe ist es noch zur Hälfte, Oder und Weichsel sind sast schon ganz Tieflandströme. Die Höhenzonen des deutschen Bodens kommen in den Eigen- schaften jedes einzelnen größern selbständigen Flusses zum Ausdruck. Jeder hat seine Quelle im Gebirge und durchbricht desseu äußere Falten; dann bahnt er sich einen Weg dnrch die Landhöhen, um in den Gürtel von Senken, Seen, Sümpfen und Flußverflechtungen ein- zutreten, dem Aller, Spree, Havel, Warthe und Netze und jenfeits unserer Grenzen noch Narew angehören, und in denen sogar die Weichsel in eineni Teile ihres Lanfes zwischen Warschan und Thoru und ein Stück Oder zwischen Küstrin nud dem Finowkanal fließt. Dar- auf folgt bei allen der Ostsee zufließenden Strömen der Durchbruch durch die Seenplatte, an deren Ausläufer

3. Auswahl erdkundlicher Charakterbilder - S. 12

1907 - Münster i.W. : Aschendorff
12 Die deutschen Ströme. Teutschlands von der Elbe nach Osten. Die in den Mittelgebirgen aus einen weiten Raum, in Tausende von Tälern zerteilten Quellflüsse sammeln sich bei allen deutschen Strömen bald nach dem Austritt aus dem Gebirge, wo daher alle unsere Ströme auf kurzer Strecke eine Menge von Zuflüssen empfangen, wogegen das Tiefland nur wenige größere Zuflüsse zusendet. So erhält die Elbe nebeneinander Saale, Mulde und Schwarze Elster, die Oder Meitze, Bober und Bartsch und die Weser Fulda, Eder, Werra und Diemel. Weiter unten tritt in allen diesen Fällen nur noch ein größerer Nebenfluß: Aller, Havel, Warthe hinzu, der in jedem Falle die Schiffbarkeit auf eine höhere Stufe hebt. Außerdem tritt in den mitteldeutschen Flußsystemen in jedem einzelnen ein Nebenfluß hervor, in dessen Richtung sich der Hanptflnß fortsetzt, so daß eine längere Hydro- graphische Linie entsteht, die verhältnismäßig kleinen Nebenflüssen wie Saale und Neiße eine höhere Beden- tung verleiht. Ein anderer Einfluß der Bodengestalt macht den Unterlauf aller Flüsse in den Küstengebieten der Ostsee durchaus abhängig von dem Zug der die Ostsee umgürtenden Höhenrücken. Wo dieses System in Holstein und dann wieder in Ostpreußen nordsüdliche Richtung annimmt, geht sein Abfluß westwärts, wo es nordöstlich gerichtet ist, nordwestwärts und in der Senke der untern Oder ostwärts. Früher, als die Geographie den Wasserscheide n ■Gtne große, aber nicht begründete Bedeutung beilegte, war viel die Rede davon, daß durch Deutschland ein Teil der großen europäischen Wasserscheide zwischen Ozean und Mittelmeer ziehe. Auch der Ruhm des Fichtelgebirges geht darauf zurück, daß dort die Quellen des Mains und der Eger, der Nab und der Saale liegen, der Zuflüsse des Rheius, der Donau und der Elbe. Praktisch bedeuten solche Annäherungen nichts, wenn sie so hoch gelegen sind, daß der Verkehr sie nicht -benutzt. Wenn auf den? 800 in hoheu Brockenfeld in

4. Auswahl erdkundlicher Charakterbilder - S. 14

1907 - Münster i.W. : Aschendorff
14 Die deutschen Ströme. And der Schneeschmelze, worauf im trockenen Sommer oft vollständiges Austrocknen der kleinen Erzgebirgs- und Sudetenabflüsse und selbst in Elbe und Oder ein beklagenswert niederer Wasserstand eintritt, deu einzelne starke Gewitterregen nur zu rasch, aber auch zu kurz unterbrechen. Vergleicht mau die Nieder-, Mittel- und Hochwasserstände, so ergeben sich daher geringere Schwan- hingen bei den Alpenflüssen als bei denen des Mittel gebirges. Uud je kleiner der Fluß, desto größer ist der Unterschied zwischen Mittelstand und Hochwasserstaud. Er ist bei der Elfter fünfmal so groß als bei der Isar. Tie Anschwellungen unserer Mittelgebirgsflüsse sind durchaus größer und länger im Winter als im Sommer. Wo diesen Winterschwelleu sich die sommerliche Zufuhr aus d?n Firnfeldern und Gletschern der Alpen anreiht, wie beim Rhein, haben wir die günstigsten Wasserstaudsver Hältnisse. Daß der Rhein der verkehrsreichste Strom Europas ist, häugt auch damit zusammen. Die Wasser- stände der deutscheu Flüsse sind, seitdem Messungen vor liegen, sicherlich gesunken. An der Jller und am Inn sind sowohl die höchsten als die niedrigsten Wasserstände zurück- gegangen. Das hängt zum Teil auch mit deu Eiudäm mungen und Geradleguugen zusammen, die im Interesse der vou Überfchwemmuugsgefahr bedrohten Au- wohner und des Verkehrs bei uns iu so großartigem Maße durchgeführt worden find wie nirgends iu Europa. Der Rhein ist bis nach Maxau, dem Hafen von Karlsruhe, großen Dampfern zugänglich und wird bis Straßburg dem regelmäßigen Verkehr geöffnet werden. Bremen und Hamburg sind durch die Vertiefung der Unterwefer und der Unterelbe deu großen Ozeandampfern zugänglich gemacht, und anf der Oberweser und der Fulda dringt jetzt der Schiffsverkehr bis Kassel vor, auf der Oder wird ihm der Weg bis Kasel erschlossen, auf der Donau ist Ulm als Endpunkt ins Auge gefaßt. Frankfurt ist durch die Vertiefung des uutern Mains eiu großer Hafenplatz geworden, und die Kanalisierung des Mains

5. Auswahl erdkundlicher Charakterbilder - S. 31

1907 - Münster i.W. : Aschendorff
Landschaftsbilder aus dein Böhmerivalde. 31 ein Lichtfaden, dann ein flatternd Band und endlich ein breiter Silbergürtel um die Wölbung dunkler Wal- desbusen geschlungen — dann, bevor sie neuerdings schwarze Tannen- und Föhrenwurzelu netzt, quillt sie auf Augenblicke in ein lichtes Tal hervor, das wie ein zart- lich Auge aufgeschlagen ist in dem ringsum trauernden Waldesdunkel. — Das Tal trägt dem wandernden Wasser gastliche Felder entgegen und grüne Wiesen und auf einer derselben wie auf einem Sammetkissen einen kleinen Ort mit dem schönen Namen Friedberg. — Von da nach kurzem Glänze schießt das Wellensilber wieder in die Schatten erst des Jesuiterwaldes, dann des Kien- berges und wird endlich durch die Schlucht der Teufels- mauer verschlungen. Der Punkt, von dem aus man fast so weit, als hier beschrieben ist, den Lauf dieser Waldestochter übersehen kann, ist eine zerfallene Ritterburg, von dem Tale ans wie ein luftblauer Würfel anzusehen, der am obersten Rande eines breiten Waldbandes schwebt. Friedbergs Fenster sehen gegen Südwesten auf die Ruine, und defsen Bewohner nennen sie den Thomasgipfel oder Tho- mastürm oder schlechthin St. Thoma und sagen, es fei ein uraltes Herrenschloß, auf dem einst grausame Ritter wohnten, weshalb es jetzt verzaubert sei und in tausend Jahren nicht zusammenfallen könne, ob auch Wetter und Sonnenschein daran arbeite. Oft saß ich in vergangenen Tagen in dem alten Mauerwerke, eiu liebgewonnenes Buch lesend oder bloß den lieben aufkeimenden Jugendgefühlen horchend, durch die ausgebröckelten Fenster zum blauen Himmel schauend oder die goldenen Tierchen betrachtend, die neben mir in den Halmen liefen, oder statt all dessen bloß müßig und sanft den stummen Sonnenschein empfindend, der sich auf Mauern und Steine legte--oft und gern Verweilte- ich dort, felbst als ich das Schicksal derer noch nicht kannte^ die zuletzt diese wehmütige Ttätte bewohnten.

6. Auswahl erdkundlicher Charakterbilder - S. 36

1907 - Münster i.W. : Aschendorff
36 Schwarzwald-tzachland. Dann mischen mit dunklerm Rot kaum absehbare Him- beerschläge sich ein, ausreichend in kurzen Minuten auch die Lust der zahlreichsten Gäste mit ihren süßen Früchten zu stillen; dort wieder, ausgeschleuderten kleinen Kohlen ähnelnd, funkeln die Unterflügel der Schnurrheuschrecken plötzlich ringsum durch die blendende Strahlenluft. Nur wo der Nadelwald in tiefem Schweigern sein dunkles Dach über mächtige, vielverschiedene Moos- tepviche breitet, hält gleich Trauerperlen die blauschwarze Heidelbeere, oft von erstaunlicher Größe und den Durstenden köstlich erfrischend, millionenfach das Geblöck oder den ebenen Hang übersät, und ist kein Rot vor- Händen. Oder doch gestern noch nicht, aber plötzlich nach einer Regennacht flammt es auch zwischen den Tan- nenbäumen allerorten aus dem verschatteten Erdreich ans. Karmesinrot, scharlachrot, kirschrot — Dunkelmänner sind's, Sonne und Helles Himmelslicht scheuend - Fliegenschwämme, Kapuzinerpilze, Täublinge: in allen Farben durchwimmeln sie wie breitbehntete Kobolde die Waldtiefen, lauern an den Wegrändern. An manchen Stellen öffnet sich auch von dem Hoch- lande aus der Blick in die Ferne, läßt da und dort ein- zelne am Horizont aufsteigende Alpengipfel gewahren. Zumeist indes sind diese durch die breiten, dein Hochlande ausgelagerten Kuppen verdeckt, und erst von den letztern genießt das Auge die freie, unermeßliche Rundschan über das eigene Gebiet des Schwarzwaldes hinaus. Es liegt in der Sache, daß die höchsten Erhebungen der Südhälfte den Vorzug der unbehinderten Alpenaussicht bieten. Dahiu sind zu rechnen der Kandel und der Feldberg mit seinen Nachbarn, vor allem aber der Belchen und Blauen, die den erstem einen Teil des Rundblicks nach Süden rauben, sowie die Höhe vou Höchenschwand über St. Bla- sien. Vor den drei letztgenannten liegt bei klarer Luft am früheu Morgen oder gegen Abend die Alpenkette halb- bogeuartig in einer Länge von über 50 Meilen ansge- breitet, im Osten init der bayrischen Zugspitze, im Süd-

7. Auswahl erdkundlicher Charakterbilder - S. 38

1907 - Münster i.W. : Aschendorff
38 Schwarzwald-Hochland, Der Schleier aus Purpurfäden, der die Vogesen ver- hüllt gehabt, beginnt zu zerrinnen, sie gliedern sich, Kuppe um Kuppe tritt aus dem abnehmenden roten Strahlenmeer hervor, und Ich begrüß' euch da drüben in schimmernder Weite Hoch über des Rheines aufspiegelndem Glanz, Ihr Berge des Wasgau's — aus blutigem Streite Ruckkehrende Warte germanischen Land's! Ihr Zwillingsgipsel, entfremdet in trüber Zerisseuheit Schmach uns Jahrhunderte lang, Es rauschen nun wieder herüber, hinüber Die Wipfel den alten, verschwisterten Klang. Heim kamt ihr so jung, als ihr Abschied genommen In blühender Almen unalterndem Kranz; In schimmernder Weite willkommen — willkommen. Du kehrende Warte germanischen Land's! Wie liegt in dem schönen Abendlicht die Welt zu unser» Fußen! Da dreht unser Blick sich noch einmal — sei es von Höchenschwand, vom Blaueu, Neichen, Schauinsland, Feldberg, Kandel, Kniebis, der Hornisgrinde - - ost- wärts zurück, und über deu dunklen Wäldern und Gipfeln des Schwarzwaldes tauchen auch dort fern an? Rande ebener Weiten weltabschließende Erhebungen auf. Im Südosten kleine, nah zusammengedrängte, schroffe Kuppen, die Basaltkegel des Hegau — dmm nordwärts entlang ein lang hingedehnter, im letzten Lichte halb herüberschimmernder Strich, der steile Abfall des Schwä- bischen Jura oder der Rauhen Alb, über der einzelne dunkel aufgetürmte Spitzen höher emporsteigen. Weit im Norden als letzte sichtbare eine leere, sargähnlich ab- geplattete, ihr entgegengesetzt im Süden eine von hohen Burgzinnen, Dächern und Türmen überkrönte Höhe Zwei Gipfel ragen im Schwabenland, Sie künden empor mit Deuten der Hand Des Deutschen Reiches Geschichte: Der öde Staufen im Abendglanz, Der Hohenzollern im Zinnenkranz, Vergoldet vom Morgenlichte!

8. Auswahl erdkundlicher Charakterbilder - S. 69

1907 - Münster i.W. : Aschendorff
Der Harz. b-> 12. Der Harz. Aug. Trinius: Alldeutschland in Wort und Bild. Eine malerische Schilderung der deutschen Heimat. 2. Aufl. Berlin, Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung. S. 1—8. (Gekürzt.) Wer vom Norden Deutschlands sich dem Harz nähert, dem mutz dieses herrliche Waldgebirge wie eine stolze, grüne Ehrenpforte wohl erscheinen, durch welche er schreitet, um dann jenseits derselben immer neue, wechselnde Herrlichkeiten des deutschen Vaterlandes be- wundernd zu schauen. Der Harz ist das nördlichste aller deutschen Gebirge. Von hier ab streicht in immer mehr besänftigten Wellenlinien das norddeutsche Tiefland zum Meeresstrande hin. Vielleicht eben deshalb auch, weil es gleichsam hier zum Abschied geht, hat sich im Harz noch einmal all die Schönheit und der romantische Zauber deutscher Wald- und Bergespracht verdichtet und zusammengedrängt. Was andere deutsche Gebirge im einzelnen charakterisiert: wogende Laubmassen, ernste Tannennacht, wildzerrissene Felsenwelt und öde, un- fruchtbare Hochfläche, liebliche Talgründe und maje- ftätifche Bergwände, durch welche der Wildbach sich donnernd seinen Weg über Geröll und Granitblöcke zu Tale sucht — dies alles finden wir auf verhältnismäßig engem Räume. Und dazu gesellt sich ein Reichtum von Sagen und geschichtlichen Erinnerungen, wie solche nur wenige andere Gebirge aufzuweisen haben. Hirten und Bergleute, Köhler und Jäger sind ja die treueften Bewohner der Volkspoesie mit ihrem Sagenschatze. Aus zahlreichen Schlössern und Ruinen, Kapellen und sonstigen Stätten umtönt es uns von Erinnerungen an ferne deutsche Kaiserzeit, an die Jugendjahre unseres Vaterlandes. War doch der Harz der liebste Jagdgrund der alten, mächtigen Sachsenkaiser! Hier gründeten sie Städte und bauten Pfalzen, hier saßen sie am Vogelherd oder jagten das reißende Getier der unwirtlichen, weiten Wälder. Immer wieder kehrten sie hierher zurück, sich

9. Auswahl erdkundlicher Charakterbilder - S. 73

1907 - Münster i.W. : Aschendorff
Der Harz. 16 Nebeldünste und schweben in Geistergestalten empor zum uralten Herenaltar des Brockens. Es ist der Sitz der Hölle, und wer ihn einmal in fahler Beleuchtung, in Herbststurm und wogenden Nebelballen durchzog, der versteht es, warum einst der naive Kindersinn des Volkes das Reich des Teufels hierher versetzte. Es ist eine wilde, eigenartige Poesie, welche den Brocken und seine stein- besäte, moorige Umgebung umweht. Aber aller Spuk verschwindet, wenn die Sonne ihre spielenden Lichter darüber niedergießt, wenn der Himmel wie eine blaue Riesenglocke über Gebirge und Land sich wölbt und das Auge bewundernd in die lachenden Tiesen von lustiger Höhe niedertaucht, in die Täler und über die grünen Bergwälle, hinüber nach Thüringen, hinaus das norddeutsche Flachland, zu ragenden Domen, Schlössern und Ruinen, zu ungezählten Dörfern, Städten und am Horizonte in Dnft sich sast lösenden fernen Höhen. Da löst sich aller Geisterspuk und Höllengraus auf in dem Empfinden beglückender Lust, in der Freude am Schönen einer unvergänglichen Natur. Der Harz, ursprünglich Hart = Bergwald geheißen, erhebt sich zwischen Leine und Saale an der Grenze von Nieder- und Obersachsen in einer Länge von ungefähr 100 1cin und einer größten Breite von 33 km. Was ihn, besonders von Norden und Nordosten her, so imponierend und wunderbar erscheinen läßt, das ist, daß er hier zum Teil jach und völlig unvermittelt ans deni Flachlande aufsteigt, um sofort, wie am Ausgange des Bodetales, in wahrhaft königlicher Majestät gewaltige Felsenmauern zu zeigeu, durch welche die Bode in das offene Land heraustritt. Auch der Brockeu, der nur 8 km vom Tieflande getrennt ist, erscheint deshalb uni so machtvoller im Gegensatz zu der schrankenlosen Ebene, neben welcher er sein so oft nebelumwogtes Haupt ernst in die Höhe hebt. Dieses rasche und auffallend steile Ansteigen gibt dem Harz ein weitaus großartigeres Air- sehen, als derselbe dies in einer andern Umgebung ge-

10. Auswahl erdkundlicher Charakterbilder - S. 58

1907 - Münster i.W. : Aschendorff
58 Ein deutsches Vulkangebiet. hat man auch künstlich entwässert, so den Dreiser Weiher, das Jmmenrother Maar usw. Die feurigen Essen der Berge, welche vor Zeiten Aschenregen über das Land niedergehen und mächtige Lavaströme ausfließen ließen, sind längst zur Ruhe ge- kommen, und von ihren Höhen schauen die Ruinen mancher trotzigen Burg herab in die friedliche Landschaft, die sich in den dunkeln Augen der Maare widerspiegelt. Am Laacher See erhebt sich ein stattliches Kloster, darin Herren vom Orden Jesu ihren Wohnsitz hatten, ehe das Reichsgesetz sie vom deutschen Boden verwies. Jetzt sind Benediktiner darin eingezogen. Es ist ein stiller Sitz der Wissenschaft gewesen, und so mancher der Ordens- Herren wurde beim Anblick der vulkanischen Gegend dazu angeregt, alle die rätselhaften Erscheinungen näher zu ergründen, in denen die geheimnisvollen Mächte der Unterwelt ihre Wirksamkeit zu äußern Pflegen. Nicht nur bloßer Zufall mag es gewesen sein, daß gerade einer derjenigen deutschen Gelehrten, die weit drüben über dem Atlantischen Ozean deutschen Forschungsgeist und deutsches Wissen zu hohem Ansehen gebracht haben, ein Mann, der unsere Kenntnis vom Wesen der Vnlkane der Anden gefördert hat wie außer Alexander von Humboldt kein anderer vor ihm, manches Jahr in den Mauern von Maria Laach verweilte. So ganz und gar erloschen ist freilich jede Spur vulkanischer Tätigkeit im Eifelgebiete noch nicht. Der ungeheure Reichtum an Kohlensäure, der dort größten- teils mit den Quellen, an gewissen Stellen jedoch auch frei der Erde entströmt, zeigt uns, daß anch heutzutage noch, nachdem wohl mehrere Jahrtausende den Strom der Zeit hinabgeflossen find, seitdem den Eifelbergen das letzte glutflüssige Material entquoll, in den Tiefen unseres Planeten an dieser Stelle noch nicht alles zum normalen Zustand zurückgekehrt ist. Diese letzte Phase vulkanischer Wirksamkeit gereicht aber den Eifelbewoh- nern nicht mehr zum Verderben. Denn die warmen, dem
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