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1. Die vorchristliche Zeit - S. 44

1877 - Leipzig : Brandstetter
44 zu Hülfe, und erst als Hephästos mit feinem Feuer die Bäume am Gestade anzündete, die Fische, von der Gluth erschreckt, angstvoll nach frischem Wasser schnappten, der Strom endlich selbst in lichten Flammen wogte, flehete er die Göttermutter Juno um Mitleid an, und aus deren Befehl löschte Hephästos die Gluth, der Skamander aber rollte in feine Ufer zurück. 7. Hektor und Andromache. Als die Feldfchlacht vor Troja's Mauern so furchtbar tobte, eilte Hektor in die Stadt zurück, um feine Mutter Hekuba zu mahnen, sie möchte doch durch feierliche Gelübde die erzürnte Pallas Athene (Minerva) versöhnen, daß Achilles nicht mit übermenschlicher Kraft zum Siege gelange. Der treffliche Mann benutzte die Gelegenheit, nach Weib, Kind und Gesinde zu schauen, bevor er wieder in die tobende Feldschlacht eilte. Die Gattin aber war nicht zu Hause. „Als sie hörte" — sprach die Schaffnerin — „daß die Trojaner Noth leiden und der Sieg sich zu den Griechen neige, verließ sie angstvoll das Haus, um einen der Thürme zu besteigen. Die Wärterin mußte ihr aber das Kind nachtragen." Schnell legte Hektor den Weg durch die Straßen Troja’s jetzt wieder zurück. Als er das Sküische Thor erreicht hatte, kam seine Gemahlin Andromache eilenden Laufes gegen ihn her; die Dienerin, ihr folgend, trug das unmündige Knäblein Astyanax, schön wie ein Stern, an der Brust. Mit stillem Lächeln betrachtete der Vater den lieblichen Knaben, Andromache aber trat weinend an feine Seite, drückte ihm zärtlich die Hand und sprach: „Entsetzlicher Manul Gewiß tödtet dich noch dein Muth, und du erbarmst dich weder deines stammelnden Kindes noch deines unglückseligen Weibes, das bald eine Wittwe fein wird. Sollte ich dich verlieren, so wäre es das Beste, ich sänke auch zur Unterwelt hinab. Den Vater hat mir Achilles getödtet, meine Mutter hat mir der Bogen Diana's erlegt, meine sieben Brüder hat auch der Pelide umgebracht. Ohne dich habe ich keinen Trost, mein Hektor, du bist mir Vater und Mutter und Bruder. Darum erbarme dich, bleibe hier auf dem Thurme; mache dein Kind nicht zur Waise, dein Weib nicht zur Wittwe! Stelle das Heer dort an den Feigenhügel, dort ist die Mauer zum Angriffe frei und am leichtesten zu ersteigen, dorthin haben die tapfersten Krieger, die Ajax beide, die Atriden (Menelaus und Agamemnon), Jdo-ineneus und Diomedes schon dreimal den Sturm gelenkt — fei es, daß ein Seher es ihnen offenbarte oder daß das eigene Herz sie trieb." Liebreich antwortete Hektor feiner Gemahlin: „Auch mich härmt alles dieses, Geliebteste! Aber ich müßte mich ja vor Troja's Männern und Frauen schämen, wenn ich hier aus der Ferne feig und erschlafft dem Kampfe zuschauen wollte. Auch treibt mich mein Muth, in den vordersten Reihen zu kämpfen. Wohl sagt es mir eine Stimme im Herzen: Einst wird kommen der Tag, wo das heilige Ilion hinsinkt, und Priamus und all fein Volk: aber das Leid meiner Brüder und meines Volkes ist nicht so bitter, als wenn das Weib Hektors, fortgeführt in die Gefangenschaft,

2. Die vorchristliche Zeit - S. 50

1877 - Leipzig : Brandstetter
50 Als die Trojaner den Rauch vom Lager in die Lust steigen sahen und auch die Schiffe verschwunden waren, strömten sie voll Freuden aus der Stadt nach dem griechischen Lager zu und erblickten hier das gewaltige hölzerne Roß. Während sie unter einander stritten, ob man das Wunderding verbrennen oder in die Stadt schaffen sollte, trat Laokoon, ein Priester des Apollo, in ihre Mitte und rief: „Unselige Mitbürger, welcher Wahnsinn treibt euch! Meint ihr, die Griechen seien wirklich davon geschifft, oder eine Gabe der Danaer verberge keinen Betrug? Kennt ihr den Odysseus nicht besser? Entweder ist irgend eine Gefahr in dem Rosse verborgen, oder es ist eine Kriegsmaschine, die von dem im Verborgenen lauernden Feinde in unsere Stadt getrieben wird. Was es aber auch sein mag — trauet dem hölzernen Thiere nicht!" Mit diesen Worten stieß er eine mächtige eiserne Lanze in den Bauch des Pferdes. Der Speer zitierte im Holz und aus der Tiefe tönte ein Wiederhall wie aus einer Kellerhöhle. Aber der Sinn der Trojaner blieb verblendet. Siehe, auf einmal bringen trojanische Hirten einen gefangenen Griechen daher. Sinon hieß er; sie hatten ihn im Schilfe des Skaman-der ertappt. Da freueten sich Alle. Neugierig stellten sie sich im Kreise um ihn herum und drangen in ihn, er solle auf der Stelle bekennen, was das Pferd bedeute. Das eben hatte der Arglistige gewünscht, denn er hatte es früher mit seinen Landsleuten verabredet, sich von den Trojanern fangen zu lassen und dann die Trojaner zu bewegen, daß sie das Pferd in ihre Stadt führten. Er sing laut an zu weinen und stellte sich lange, als könne und dürfe er um Alles in der Welt nicht das Geheimniß verrathen. „Nein, ich bitte euch" — sprach er — „tobtet mich lieber auf der Stelle!" Um so neugieriger wurden die Trojaner. Endlich gab er ihren Bitten und Drohungen nach. „So hört denn," rief er — „die Griechen schiffen jetzt nach Hause. Auf Befehl des Priesters ward dieses Pferd gezimmert, damit die Heimfahrt der Danaer glücklich sei; denn es ist ein Sühnunqsgeschenk für die beleidigte Schutzgöttin eurer Stadt, deren Bildniß Diomedes und Odysseus einst freventlich entwandten. Kommt das Pferd unverletzt in eure Stadt, so wird sie nach dem Ausspruch des Sehers unüberwindlich sein und die Völker rings umher beherrschen. Das eben wollten eure Feinde verhindern: darum bauten sie das Roß so groß, daß es nicht durch die Thore geht." So sprach der listige Grieche und die beihörten Trojaner glaubten seiner gleißenden Rede. Eiligst machten sie jetzt Räder unter das Pferd, hefteten Stricke an seinen Bauch und Alt und Jung spannte sich daran. Wer nicht so glücklich war, einen Strick erfassen zu können, schloß sich wenigstens dem Zuge der Knaben und Mädchen an, die schön geschmückt zu beiden Seiten gingen und feierliche Lieder sangen. Nun kommen sie an das Thor, aber das Pferd ist zu groß. Flugs sind starke Männer bereit und reißen einen Theil der Stadtmauer nieder. Jubelnd schieben sie das Pferd durch die weite Oeffnung, der Zug geht durch die langen Straßen, hin nach der Burg. Hier, vor dem Tempel der Göttin, wird

3. Die vorchristliche Zeit - S. 51

1877 - Leipzig : Brandstetter
51 das Wunderthier feierlich ausgestellt, damit Jeder es sehen und über seinen Besitz sich freuen möge. So fröhlich der Tag, so schrecklich war die ihm folgende Nacht. Während Alles in tiefem Schlafe lag, schleicht Sinon sich zu dem hölzernen Pferde, öffnet leise die Thür und die geharnischten Männer steigen aus dem finstern Bauche hervor. Sie gehen nach den Thoren der Stadt; die Wächter schlafen, man tödtet sie. Draußen aber harren schon der Griechen beutelustige Schaaren. Die Thore werden geöffnet und mit freudigem Siegesgeschrei dringen die Danaer in die wehrlose Stadt. Sinon läuft mit Brandfackeln in den Straßen umher und zündet die Häuser an. Zu spät merken die Trojaner den Verrath. In allen Straßen, in allen Häusern wird blutig gekämpft. Bald steht die ganze Stadt in Flammen und was nicht vom Schwerte der Griechen fortgerafft wird, stirbt den Tod durch's Feuer. Nur ein kleines Häuflein rettet sich, mit ihm der fromme Aeneas. Wie er Alles verloren sah, wie schon die Flamme aus dem Giebel seines Daches helllodernd gen Himmel schlug: da nahm er hurtig seinen alten Vater Anchises auf die Schultern, sein Söhnlein Askanius bei der Hand, und so entkam er dem Verderben. Nicht so glücklich war der König Priamus. Er hatte sich mit Weib und Kind in das Innere des Pala^es geflüchtet und sich dort vor den Altären der Hausgötter flehend niedergeworfen. An dieser heiligen Stätte hoffte der unglückliche Greis Gnade zu finden bei den erzürnten Feinden. Aber wie hatte er sich geirrt. Mit entblößten Schwertern drangen sie herein, erst stachen sie die Söhne nieder vor den Augen des Vaters, dann diesen selbst. Sein Weib und seine Kinder schleppten sie auf die Schiffe und theilten dann die Sklaven unter sich. Menelaus bekam seine Helena wieder; aber das schöne Ilion lag zertrümmert! Ii. Die Irrfahrten des Odysseus. 1. Als Odysseus nach der Zerstörung von Troja mit seinen zwölf Schiffen der Heimath zusegelte, verschlug ihn ein Sturm an das Land der Cyklopen, der ungeschlachten Riesen, die weder pflanzten noch säeten, denn ohne Arbeit erwuchs ihnen Weizen und Gerste und die edle Rebe, nur von Zeus' Regen befruchtet. Sie kannten weder Gesetze, noch Versammlungen des Volkes zu gemeinsamer Berathung; sie wohnten einsam in gewölbten Felsgrotten des Gebirges. Vor dem Lande der Cyklopen lag eine kleine Insel voll Wälder, in denen zahllose Heerden wilder Ziegen umherstreiften. Dahin kamen die Schiffe des Odysseus in dunkler, mondloser Nacht; mit Anbruch des Tages machten sich die Griechen auf und durchwanderten das Eiland, mit ihren Pfeilen wilde 4*

4. Die vorchristliche Zeit - S. 57

1877 - Leipzig : Brandstetter
57 hinein, aus Honig, Milch, Wein und Wasser bereitet; darüber streute er weißes Mehl. Den Schatten der Todten gelobte er, nach seiner Heimkehr, ein Rind und dem Tiresias insbesondere den schönsten Widder der Heerde zu opfern. Darauf zerschnitt er den mitgebrachten Schafen die Kehlen und ließ das Blut in die Grube laufen. Jetzt schwebten die Seelen der abgeschiedenen Todten heran, Bräute und Jünglinge, Greise die viele Leiden erduldet, Mädchen, in der Blüthe der Jahre vom Grame hinweggerafft, auch Viele, die im Kriege von ehernen Lanzen durchbohrt worden waren. — Alle wandelten schaarenweis mit Schauder erregendem Geschrei um die Gruft. Die Gefährten des Odysseus verbrannten die geopferten Schafe und fleheten zu den Göttern der Unterwelt. Odysseus das Schwert in der Hand, setzte sich neben die Grube und wehrte den Todten, dem Blute zu nahen, denn er mußte erst den Tiresias befragen. Wohl naheten manche Freunde, endlich auch die Seele der Hingeschiedenen Mutter des Odysseus; aber der Sohn bezwang seine Sehnsucht, mit der Mutter zu reden, und ließ zuerst den Tiresias von dem Blute trinken Als der Seher getrunken hatte, weissagte er und sprach zum Odysseus also: „Du wünschest fröhliche Heimkehr, ruhmvoller Odysseus! Doch eurer der ewigen Götter ist dir entgegen; der Erderschütterer Poseidon hat tiefen Groll gegen dich im Herzen, weil du ihm seinen Sohn Poly-phem geblendet hast. Doch endlich muß er dich dennoch ziehen lassen-nur Hute d!ch, wenn du mit deinen Gefährten auf der Insel Thrinakia landest, dre Rinder, die dort weiden, zu verletzen. Sie gehören dem Erdenbeleuchter Helios und er wird dir alle deine Genossen tödten, wenn du thu erzürnest Auf einem fremden Schiffe wirst du zur Heimath gelangen, aber in deinem eigenen Hause viel Herzeleid finden. Da sind übermüthige Männer, die werbeu mit schönen Brautgeschenken um deine Oattm Penelope und wollen sie freien. Die arme Frau hat schon viel Iva ^ ietoetrnt und au$ der Jüngling Telemach, dein Sohn. Mit x und Gewalt wirst du die Freier todten, aber dann vergiß auch nicht den Göttern ein Dankopfer zu bringen!" ^ Nun wünschte Odysseus auch mit dem Schatten seiner geliebten Mutter zu reden denn diese saß am Blute; so lange sie aber nicht da-!1 ^ vermochte sie auch nicht den Sohn zu erkennen. r fte dem Siute sich nahen und davon kosten, dann wird sie die Wahrheit verkünden!" Odysseus ließ sogleich seine Mutter vom Blute trinken und plötzlich erkannte )ie ihren Sohn und sprach jammernd die Worte: „Wie kamst ou, ein Lebender, tu das nächtliche Dunkel herab, in das sonst kein sterblicher zu dringen vermag, wenn ihn die Götter nicht geleiten? Bist n4t * ba| «e Land Jthaka zurückgekehrt und haben deine -lugen noch nicht die Penelope gesehen?" hpr o^e antwortete Odysseus, „führte mich in die Wohnungen der Todten denn ich mußte die Seele des thebauischen Greises Tiresias befragen. Noch irre ich seit meiner Abfahrt von Troja umher, noch haben

5. Die vorchristliche Zeit - S. 70

1877 - Leipzig : Brandstetter
Vierter Abschnitt. Charakterbilder aus der Geschichte der Perser. Cyrus, Kambyses, Darms. I. Cyrus*). 1. Eon der Geburt und Erziehung berühmter Männer erzählt die Sage gewöhnlich immer Wunderbares und Auffallendes, als hätte die Vorsehung schon dadurch die Menschen aus die wichtige Bestimmung derselben aufmerksam machen wollen. Astyages, der letzte König von Medien, hatte einen Traum, in welchem er aus dem Schooße seiner Tochter Mandane einen Baum hervor -wachsen sah, dessen Schatten ganz Asien und ihn selber überdeckte. Er ließ die Traumdeuter an seinen Hof kommen und legte ihnen seinen sonderbaren Traum vor. Diese deuteten ihn auf einen Sohn, den Mandane gebären und der einst Herr über ganz Asien und ihm selbst gefährlich werden würde. Hierüber erschrak der König. Damit der Traum nicht in Erfüllung gehen möchte, entfernte er seine Tochter vom Hofe und schickte sie nach der kleinen Landschaft Persis. Dort gab er sie einem Perser, mit Namen Kambyses, zur Frau, von dem er nichts fürchtete, weil er ohne Macht und Ansehen und friedliebender Natur war. Nach Jahresfrist bekam Mandane einen Sohn, welcher den Namen Kores oder Cyrus, d. i. Sonne, erhielt. Der König, welcher wiederholt von der künftigen Macht seines Enkels geträumt hatte, wurde immer ängstlicher. Er ließ das Kind holen und gab es dem Harpagus, einem seiner Hofleute, mit dem Befehle, dasselbe im wildesten Gebirge dem Verhungern auszusetzen. Harpagus nahm das Kind, ging fort und weinte. Er konnte es nicht über's Herz bringen, das unschuldige Kind selbst zu tödten. Doch fürchtete er den Zorn seines Königs und gab es einem Hirten zum Aussetzen. Dem guten Hirten wollte das auch nicht *) Nach Th. Weiter.

6. Die vorchristliche Zeit - S. 87

1877 - Leipzig : Brandstetter
87 t die Belagerungsmaschinen erbaut und drang in die Stadt ein, als auf dem festen Lande von Asien ein Wald in Brand gerieth. Beide Theile wurden die Flammen gewahr und hielten sie für ein Zeichen der persischen Flotte, die zum Entsätze der Parier herbeirückte. Sofort hob Miltiades die Belagerung auf, steckte seine Werke in Brand und eilte nach Athen zurück, da er, von schweren Wunden krank, nicht mehr im Stande war, den Krieg fortzusetzen. Wegen dieses Rückzuges klagten ihn die Athener der Verrätherei an und seine Feinde beschuldigten ihn, er habe, durch persisches Geld bestochen, die Belagerung aufgehoben. Da feine Wunden ihn hinderten, sich selbst zu vertheidigen, übernahm sein Bruder die Vertheidigungsrede. Miltiades wurde zwar losgesprochen, aber zu einer Geldbuße zu 50 Talenten verurtheilt, die man auf die Ausrüstung der Flotte verwandt habe. Unfähig, eine so große Summe zu bezahlen, mußte er in's Gefängniß wandern und starb hier, ein Opfer des Undanks seiner Mitbürger.

7. Die vorchristliche Zeit - S. 88

1877 - Leipzig : Brandstetter
Fünfter Abschnitt. Charakterbilder aus der Geschichte der Griechen. L Lykurg und Solon. Lykurg*). 1. Äm Peloponnes, an den lieblichen Ufern des Eurotas, lag eine große alte Stadt ohne Mauern und Thore. Das war Sparta. Sie war das Haupt der Provinz Lakonien und wurde mit ihrem Stadtgebiete auch wohl Lacedämon genannt. Die eingewanderten Dorier hatten sie erobert und die Zwillingssöhne Prokles und Eurysthenes theilten sich in die Herrschaft. Seitdem hatte Sparta immer zwei Könige, den einen aus des Prokles, den andern aus des Eurysthenes Stamme. Die dorischen Spartaner sahen sich als die Vollbürger und Herren des Landes an, die unterworfenen Lakonier aber für ihre Unterthanen und Erbpächter. Hart drückte auf diese die neue Herrschaft und die Einwohner der Stadt H e l o s waren die ersten, welche ihr altes Recht mit den Waffen in der Hand wieder gewinnen wollten. Allein der Versuch mißlang. Die stolzen Spartaner nahmen aus Rache den Besiegten nicht nur das beschränkte Landeigenthum, sondern auch die persönliche Freiheit. Die Heloten wurden Sklaven und ihr Schicksal theilten Alle, die später noch für ihre Freiheit gegen die Spartaner zu kämpfen wagten. Bald erhob sich aber auch Zwietracht unter den vornehmen Bürgern selber und diese standen gegen die Könige auf, wenn letztere nach ihrer Meinung zu streng regierten. In einem solchen Aufstande geschah es, daß der König Eunomos, der Vater des Lykurgos, mit einem Küchenmesser erstochen ward. Er hinterließ die Regierung seinem ältesten Sohne Polydektes. Dieser starb jedoch bald und nun glaubte Jedermann, sein jüngerer Bruder •) Nach „Bäßler — hellenischer Heldensaal."

8. Die vorchristliche Zeit - S. 90

1877 - Leipzig : Brandstetter
90 sie auch in Griechenland heimisch zu machen. Dorthin waren nur erst einzelne Bruchstücke gekommen, nun aber sollte das Griechenvolk das ganze Gedicht erhalten und Lykurg erwarb sich das hohe Verdienst, dies Ganze zu überbringen, das von allen Griechenstämmen mit Begeisterung ausgenommen und ein Mittel ward, daß sich die einzelnen Griechenvölker als eine Nation fühlten. Durch die Griechen sind aber die Gesänge des Homer ein Weltbuch geworden für alle gebildeten Völker der Erde. Zu Lacedämon wurde Lykurg schmerzlich vermißt und mehrere Male gingen Gesandte an ihn ab, um ihn einzuladen, bald zurückzukehren und die wankende Ordnung des Staates durch neue bessere Gesetze wieder zu befestigen. Er kehrte zurück, erkannte aber sogleich, daß einzelne Gesetze nichts fruchten würden; die ganze Verfassung mußte umgestaltet werden. Mit solchen Gedanken erfüllt, wanderte er zunächst nach Delphi, um das Orakel zu befragen. Er verrichtete sein Opfer und gleich beim Eintritt in die Halle empfing er den berühmten Ausspruch der gottbegeisterten Priesterin Pythia: O Lykurgos, du kommst zu meinem gesegneten Tempel, Werth und theuer dem Zeus und den sämmtlichen Himmelsbewohnern. Soll ich als Gott dich begrüßen, so frag' ich mich, oder als Menschen, Ja, ich meine, du bist wohl eher ein Gott, o Lyknrgos 1 Zugleich erhielt er die Erklärung: Der Gott Apollo genehmige seine Bitte um gute Gesetze und bewillige ihm eine Verfassung, die weit besser sein würde, als alle übrigen. 3. Hierdurch ermuthigt, schritt er zum Werk. Zuerst vertrauete er seinen Plan nur seinen Freunden, zog dann immer Mehrere auf seine Seite und suchte die vornehmsten Bürger für sein Unternehmen zu gewinnen. Als nun sein Vorhaben zur Reife gediehen war, mußten dreißig der angesehensten Lacedämonier in der Frühe des Morgens bewaffnet auf dem Markte erscheinen, um die Gegner einzuschüchtern und jeden Widerstand zurückzuschrecken. Der König Charilaos, in der Meinung, daß dieser Anschlag gegen ihn gerichtet sei, flüchtete sich in den Tempel der Athene, als man ihm aber seine Sicherheit durch Eidschwüre bekräftigte, ließ er sich bewegen, den Zufluchtsort zu verlassen und unterstützte nun selber den Lykurg. Die erste und wichtigste unter den neuen Einrichtungen war die Einsetzung eines Senats, d. i. eines Rathes der Alten. Dieser Senat (Gerusia genannt) bestand aus 28 unbescholtenen Männern, die über 60 Jahr alt waren, und hatte mit den Königen gleiches Stimmrecht. Eine sehr heilsame Anordnung! Denn während bis dahin Könige und Volk um die Herrschaft gerungen hatten und der Staat immer zwischen beiden Parteien schwankte: so diente nun der Senat, zwischen beide sich bekämpfenden Mächte in die Mitte gestellt, wie der Ballast in einem Schiffe — er erhielt das Gleichgewicht. Wollte das Volk zu viel fordern,

9. Die vorchristliche Zeit - S. 143

1877 - Leipzig : Brandstetter
143 heitskampfe auf und freudig erhob sich das gedrückte Volk. Die Spartaner geriethen in die höchste Noth und sprachen sogar ihre alten Feinde, die Athener, um Hülfe an. Und diese verbanden sich wirklich mit ihnen, aus Neid über die wachsende Größe Thebens. Doch Epaminondas verlor niesn den Muth, er unternahm vielmehr noch ein kühneres Wagstück und griff Sparta selber an. Schon war er bis auf den Marktplatz vorgedrungen; aber der verzweifelten Gegenwehr des spartanischen Volkes gelang es, ihn wieder zurückzutreiben, und Epaminondas zog sich bis Mantinea zurück. Bei dieser Stadt kam es im Jahre 362 zu einer blutigen Schlacht. Die Spartaner fochten wie Verzweifelte, dessenungeachtet mußten sie weichen. Die Thebaner, von ihrem Helden Epaminondas geführt, drangen mit Ungestüm in ihre Reihen und warfen Alles über den Haufen. Da traf den Feldherrn ein feindlicher Wurfspieß, dessen eiserne Spitze in seiner Brust stecken blieb. Ein blutiges Gefecht erfolgte nun um den Verwundeten, aber die Seinigen retteten ihn aus dem Gedränge der Feinde. Die Nachricht von der Verwundung des Epaminondas verbreitete Schrecken und Schmerz im thebanischen Heere; die Schlacht wurde abgebrochen und der Sieg nicht verfolgt. Aber den Ruhm des Sieges nahm der Held mit in's Jenseits. Die Aerzte hatten erklärt, daß er sterben würde, sobald man das Eisen aus der Wunde ziehe. Epaminondas ließ es so lange stecken, bis man ihm meldete, der Sieg sei gewonnen und sein Schild gerettet. Man reichte ihm den Schild und er küßte ihn. Dann sprach er: „Ich habe genug gelebt, denn ich sterbe unbesiegt." Und als seine Freunde weinten und klagten, daß er dem Staate keinen Sohn hinterlasse, erwiederte Epaminondas: „Ich hinterlasse euch zwei unsterbliche Töchter, die Schlachten bei Leuktra und Mantinea!" Darauf ließ er das Eisen aus der Wunde ziehen und hauchte seine Heldenseele aus. * Während Epaminondas gegen die Lacedämonier gekämpft, hatte Pe-lopidas in Thessalien Krieg geführt gegen Alexander, den Tyrannen von Pherä, welcher sich ganz Thessalien zu unterwerfen suchte. Hinterlistiger Weise wurde er von diesem gefangen genommen. Da ihn Jeder im Gefängniß sprechen durfte, sprach er frei und offen gegen den Tyrannen und ließ dem Alexander sagen: „Ich wundere mich, daß du mich so lange leben lässest! Denn wenn ich entkomme, werde ich sofort Rache an dir nehmen." Alexander fragte: „Warum eilt denn Pelopidas zum Tode?" — „Damit du," antwortete Pelopidas, „den Göttern desto verhaßter werdest!" Bald aber kam Epaminondas an der Spitze eines thebanischen Heeres und befreite seinen Freund. Nicht lange darauf wurde Pelopidas abermals gegen Alexander nach Thessalien berufen. Der schlaue Mann hatte sogar die Athener mit seinem Gelde gewonnen und drohte Theben gefährlich zu werden. Als Pelopidas mit seinen Thebanern auszog, trat plötzlich eine Sonnenfinsterniß ein. Darüber wurde das thebanische Heer stutzig und weigerte sich, weiter vorzurücken. Da warb Pelopidas auf eigene Hand dreihundert Reiter und zog mit diesen vorwärts. Nun ver-

10. Die vorchristliche Zeit - S. 98

1877 - Leipzig : Brandstetter
98 Unfähigkeit zum Sklaven gemacht werden dürfe, welches bis dahin sehr oft geschehen war. Anfangs war keiner von den beiden Theilen mit dieser „Entlastung" zufrieden; die Reichen schmerzte ihr Verlust und die Armen hatten auf eine allgemeine Gütertheilung gehofft, nach Art der Lykurgischen Gesetzgebung. Doch allmählich erkannte das Volk das Wohlthätige jener Verordnungen und alle Bürger brachten zum Dank ein gemeinschaftliches Opfer, welches man das „Entlastungsopfer" nannte. Nun theilte Solon das ganze Volk in vier Klassen, die nach dem Vermögen unterschieden waren. Die Bürger der drei ersten Klaffen hatten Theil an den Staatsämtern und mußten im Kriege eine schwere Rüstung haben. Aus den Bürgern der zweiten Klaffe wurde die Reiterei genommen. Die vierte Klaffe enthielt die unbemittelten Bürger, die im Krieg als Leichtbewaffnete, oder später, als Athen eine Seemacht war, auf der Flotte dienten. Diese Klaffe hatte zwar Zutritt zu der Volksversammlung, aber nicht zu den Staatsämtern. Die Volksversammlung hatte viele Rechte, die sonst nur den Königen und Fürsten zustanden. Sie konnte Krieg und Frieden schließen, Bündnisse eingehen, Beamte wählen, alle Gesetze aufheben und neue einführen. Damit aber die Macht der großen Volksmaffe etwas beschränkt würde, stellte Solon der Volksversammlung den Rath der Vierhundert zur Seite, in welchen jede der vier Klassen hundert Mitglieder wählte. Nur was in diesem Rath beschlossen war, durfte der Volksversammlung vorgelegt werden, welche dann das Gesetz bestätigte oder verwarf. Somit lag immer die Hauptmacht in den Händen des Volks; die Solonische Verfassung war demokratisch, während die Liturgische aristokratisch, d. i. Herrschaft der Vornehmsten, war. Ferner erneuerte Solon das Ansehen des Areopags, eines sehr heilig gehaltenen Gerichtshofs, der schon seit alten Zeiten bestand und auf dem Hügel des Kriegsgottes Ares Mars) feine Sitzungen hielt. Diese Sitzungen wurden bei Nacht ohne Sicht gehalten, damit die Richter durch den kläglichen Anblick der Angeklagten nicht zum Mitleid bewegt würden. Ihre Urtheilsfprüche schrieben sie auf Täfelchen und warfen diese schweigend in die Urnen, von denen die eine die Urne des Todes, die andere die der Erbarmung hieß. Waren die Stimmen auf beiden Seiten gleich, so wurde noch ein Tafelchen in die Urne der Erbarmung geworfen und der Beschuldigte frei gesprochen. Dieser oberste Gerichtshof hatte namentlich die Aussicht über die Sitten der Bürger und die Entscheidung über vorsätzlichen Mord, Brandstiftung, Giftmischerei u. f. w. Einst nerurtheilte der Ar eopag sogar einen Knaben, der Wachteln die Augen ausgestochen hatte zum Tode, „weil ein solcher Mensch, wenn er herangewachsen sei, seinen Mitbürgern zum Verderben sein würde". Das Ansehen und die Würde des Areopags befestigte Solon dadurch, daß er festsetzte, nur diejenigen Archonten, welche ihr Amt untadelhaft verwaltet hätten, dürften unter die Zahl der Richter aufgenommen werden.
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