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größere Schiffe überall bei einander vorbeikommen; dennoch sind sechs Ausweiche
stellen von 100 m Breite geschaffen, in denen große Schiffe verweilen müssen,
falls ihnen ein Geschwader von Kriegsschiffen entgegenkommt.
(4. Drücken und Schleusen.) Indem der Kanal Eisenbahnlinien, Chansseen
und Landstraßen zerschnitt, wurde eine Reihe Brücken und Fähren nötig. Die
ersteren sind entweder feste Hochbrücken (2) oder Drehbrücken (3) oder Ponton-
brücken. Die beiden Hochbrücken gehören zu den großartigsten Bauten der Welt.
Die eine überführt bei Grünenthal die von Neumünster nach Westen (nach
Heide), die andere bei Levensau die von Kiel nach Norden (nach Eckernförde)
gehende Eisenbahn. Unser Bild veranschaulicht uns die Kieler (.Levensauer)
Hochbrücke. In kühnem Bogen schwingt sie sich von einem Kanalufer zum
Fig. 72. Hochbrücke bei Levensau (Kiel).
anderen. Sie spannt 164 m (die Grünenthaler 156 m) und ist die grösste
Bogenbrücke der Welt. {Die ähnlich gebaute Duorobrücke bei Porto hat
eine Weite von 161 m.) —- „Der höchsten Schiffe höchste Masten zielin
unter ihrem Bogen hin", der sich nicht weniger als 42 m {Vergleich!) über
dem Wasserspiegel erhebt, und edle Schiffe ungehindert passieren lässt. (Die
riesigen Mafse des Brückenbogens werden uns besonders klar, wenn wir den
darüber hinrollenden Zug und das, cdlerdings kleine Haus rechts im Bilde
dazu in Vergleich stellend) Der Eindruck, den die Großartigkeit und Kühnheit
des Baues, besonders von unten her gesehen, auf den Besucher macht, ist un-
beschreiblich. Hier wird die kühnste Phantasie durch ein Gebilde der Wirklichkeit
übertroffen. Man staunt und staunt, hält es nicht für möglich und sieht es
doch als eine Thatsache vor sich. —
Zwei andere großartige Bauten liegen jetzt, nach Fertigstellung des Kanals,
im Wasser verborgen, die beiden mächtigen Schleusen an den Ausmündungen
des Kanals. Jede ist als Doppelschleuse gebaut mit je eiuer Kammer für die
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Vierter Abschnitt:
Schleswig-Holstein.
1. Allgemeines.
„Schleswig-Holstein, meerumschlungen,
deutscher Sitte hohe Wacht,
wahre treu, was schwer errungen!"
Es ist vollständig gerechtfertigt, wenn wir Schleswig Holstein weder dem
westlichen noch dem östlichen Tiefland angliederten, sondern ihm eine Sonder-
behandlung angedeihen lassen. Es nimmt eben nach seiner Lage und nach
seiner Beschaffenheit (sowie auch nach seiner Geschichte) durchaus eine
Sonderstellung ein.
a) Lage.
(1. Allgemeines.) Nach seiner Lage erscheint es gleichsam aus Deutsch-
land herausgestellt, vorgeschoben als des Vaterlandes „hohe Wacht". Frei,
uneingeengt von Landmassen, umrauscht auf beiden Seiten von der geliebten
See, reckt es seinen schlanken Leib zwischen den kühlen Meeren weit nord-
wärts bis zum Fluisehen König sau, bis zum Nachbarlande Dänemark, mit
dem es einst in mancher grimmen Fehde sich mafs. In dieser freien, meer-
umfluteten Lage mag es wohl mit begründet sein, wenn der Sinn des Schleswig-
Holsteiners gleichfalls ein freier, sein Nacken ein „steifer" ist, wie man — je
nach den Umständen, — oft tadelnd oder lobend hervorgehoben hat. Nicht
bloß der harte Odem der Berge stählt die Nerven und stärkt den Sinn, auch
die über die See daherfegeude Luft erfrischt Herz und Sinne und schafft ein
freies und mutiges Geschlecht. Das haben insonderheit die im Ringen mit den
Nordseewogen stark und kühn gewordenen dithmarifchen Friesen in ihren Helden-
haften Kämpfen, die nicht minder ruhmvoll waren wie die Freiheitskämpfe der
Schweizer und Tiroler, das haben die Schleswig-Holsteiner überhaupt in ihrer
Erhebung 1848—1851 bewiesen.
(2. (Dftfciiftc.) Was die Gunst der Lage im einzelnen betrifft, so ist
für die Schiffahrt die Ostseite am wertvollsten. Hier ist die Küste in
eigentümlicher Weise gegliedert, indem die Ostsee in mehreren schmalen, meist
tiefen Rinnen (Föhrden genannt; vergl. das norwegische Fjord) in das Land
eindringt, wodurch eine Reihe guter Häfen entsteht. Diese Fölirdenküste ist
weit günstiger als die ganze übrige deutsche Ostseeküste (pornmersch-preufsischc
Haffküste; vorpommersch - mecklenburgische „Boddenküste"). Eine ganz aus-
gezeichnete Fahrrinne ist die Kieler Föhrde (.Kieler Hafen), weshalb man
hier den Haupt-Reichskriegshafen anlegte. Wie am Ende dieses Ein-
schnittes Kiel (4?), so liegt auch am Ende jeder der anderen Föhrden eine
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Extrahierte Ortsnamen: Schleswig-Holstein Schleswig_Holstein Deutsch- Dänemark Schleswig-
Holsteiners Kiel
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Extrahierte Ortsnamen: Schleswig Flensburg Schlesivig-Holsteins Amerika Atlantische_Ocean Ostsee Hamburgs
— 260
(4. Gibstrom^ Hamburg.) Aber nicht blofs Ost- und Nordsee, auch
die Südgrenze, der breite Elbstrom fordert den Schleswig-Holsteiner zu
Handel und Schiffahrt auf. Hier ist das mächtige Hamburg — gegründet
von Karl dem Grofsen — entstanden, des Reiches zweitgröjste Stadt, einer
der ersten Handelsplätze der Welt {S. 7). Hamburg hat vor Lübeck den
großen Vorzug, durch die Elbe an die Nordsee und damit an den Atlan-
tischen Ocean, also an das heutige Kulturmeer angeschlossen zu sein. In-
folgedessen hat, wie schon gesagt, Lübeck seine einstige große Bedeutung an
Hamburg abtreten müssen. — Von dem grofsartigen Schiffahrtsverkehr im
Hamburger Hafen giebt uns unser Bild, das uns einen wahren Wald von
Masten zeigt, eine lebhafte Vorstellung. Die großen Auswandererschiffe der
„Paketfahrt-Aktien-Gesellschaft" können übrigens gar nicht bis Hamburg hinauf-
kommen, sondern müssen schon weiter unterhalb Anker werfen. — Aus-
geführt werden von Hamburg aus die verschiedensten deutschen Erzeugnisse
und zwar hauptsächlich nach England und Amerika; zur Einfuhr gelangen die
überseeischen Produkte, als Kaffee, Reis, Zucker, Baumwolle u. f. w. Dieselben
gehen dann von Hamburg aus nach allen Richtungen auseinander, in alle
deutschen Städte nicht bloß, sondern auch nach Österreich u. a. Nachbarländern
(Transitverkehr S. 7). Hamburg ist der Mund, durch den ein großer Teil
Europas seine überseeischen Waren einnimmt. Der Wert der jährlichen Einfuhr
betrug vor dem französischen Krieg nahe an 1000 Millionen, stieg aber seit
Gründung des Deutschen Reiches aus fast 2000 Millionen! — Neben Hamburg,
und ganz mit diesem zusammengewachsen, liegt das, auch politisch zu Schleswig-
Holstein gehörige Altona O.
b) Oberflächenbeschaffenheit.
(1. Allgemeines.) Auch nach seiner Oberflächenbeschaffenheit
nimmt Schleswig-Holstein eine Sonderstellung in Norddeutschland ein. Sowohl
charakteristische Landschaften des östlichen wie auch des westlichen Tief-
landes ziehen sich in die schmale Halbinsel wie in einen engen Schlauch
hinein, aus dem östlichen der Nördliche Höhenzug, aus dem westlichen
die Marsch und die Heide- und Moorebenen. Man kann also in Schles-
wig-Holstein nahe bei einander ostdeidsche und westdeutsche Landschaften
studieren. Den Ostrand bildet der Höhenzug, — er besteht hier aus frucht-
barem Geschiebelehm, — den Westrand die Marsch, dazwischen liegen
die Heide uncl Moorflächen. Ein Scherzwort vergleicht deshalb Schleswig-
Holstein mit einem Pfannkuchen, bei dem bekanntlich die knusperigen Ränder
die besten Teile sind.
(2. Geologisches.) Der Umstand, daß in Schleswig-Holstein Höhen-
rücken, Heideebene und Marschsaum in drei parallelen Streifen nebeneinander
liegen, ist namentlich auch für die Geologen sehr interessant. Es ist nämlich,
was ja auch selbstverständlich ist, diese Anordnung keine zufällige, und die
Geologen — (allen voran der Schleswig-Holsteiner Dr. Ludwig Meyn und in
der neueren Zeit Professor Haas-Kiel) — sind eifrig bemüht gewesen, den Zu-
sammeuhaug in dieser Erscheinung aufzudecken. Bis zu einem gewissen Grade
ist ihnen das auch bereits gelungen. Das Ergebnis können wir in Bausch und
Bogen so skizzieren*): Die Lehmhügel des Ostens sind Moränenhaufen aus der
x) Den schleswig-holsteinischen Kollegen sei dringend: Prof. Haas: „Die geologische
Bodenbeschaffenheit Schleswig-Holsteins" empfohlen.
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Extrahierte Personennamen: Karl_dem_Grofsen Karl Ludwig_Meyn Ludwig Haas
Extrahierte Ortsnamen: Hamburg Nordsee Hamburg Hamburg Nordsee Hamburg Hamburg Hamburg England Amerika Hamburg Hamburg Europas Hamburg Schleswig-
Holstein Schleswig-Holstein Norddeutschland Schleswig-
Holstein Schleswig-Holstein
— 261 —
Eiszeit (S. 214). Die aus ihnen durch die Schmelzwasser der abtauenden
Gletscher ausgewaschenen Sand sind nach Westen fortgeschwemmt worden und
überdecken den benachbarten Mittelstrich und zwar so, daß ganz folgerichtig die
gröberen Sande im Osten, die feineren sich im Westen befinden. Weiter noch
als die Sande wurde der Schlick nach Westen getragen (Grund!), wo er das
Material für die Marsch geliefert hat.^) Der ganze Vorgang ist bei all
seiner Großartigkeit doch wieder so einfach, daß wir ihn im kleinen an ge-
eigneten Stellen bei jedem kräftigen Regen beobachten können (Ausführung).^)
— Die gewaltigen Schmelzwasser — (gemeint sind die diejenigen der zweiten
Vereisung; s. Fußnote S. 216) — haben in den Thonboden des Ostens breite
Furchen eingewaschen, und ihm dadurch seinen hügeligen Charakter gegeben, so-
weit er ihn nicht schon durch die Anordnung der Moränenmassen von vorn-
herein hatte. (Eine der interessantesten dieser Furchen ist diejenige, in der jetzt
die kleine, aber malerische Schwentine fließt; Mündung Kiel gegenüber. S. auch
uuteu S. 262.) Solche durch die Gletscherwasser — (und zwar der ersten
Vereisung) — gerissene Furchen sind wahrscheinlich auch die Föhrden. An
ihnen haben aber später noch die Gletscher der zweiten Vereisung eine
wesentliche Arbeit geleistet. Sie zwängten sich von Osten her in die engen
Rillen ein und weiteten sie gewaltsam aus, wobei das umgebende Erdreich
vielfach zusammengestaucht wurde. Auch die Seenbecken des östlichen Holsteins
mögen zum Teil der aushöhlenden Thätigkeit der Gletscherwasser ihre Entstehung
verdanken, — nach der schon früher angeführten, aber hart angefochtenen Theorie
Pencks, — zum Teil mögen sie aber einfache Erdsenkungen bedeuten. Eine
bestimmte Antwort kann die Wissenschaft darüber heute noch nicht geben.
o) Landschaftliches.
(1. Die Föhrden.) Landschaftliche Schönheit ist in hohem Maße dem
Osten eigen. Hier zeichnen sich zunächst die Föhrden aus. Ihr blauer Spiegel
wird meist umkränzt von Hügeln und grünen Wäldern und am innern Winkel
abgeschlossen durch ein freundliches Städtchen (st oben), dessen rote Ziegeldächer
sich vom Waldesgrün gar wirkungsvoll abheben. Als die schönsten der Föhrden
müssen die Kieler und die Flensburger bezeichnet werden. (An der Kieler
Das soll aber nicht heißen, daß die Gletscherwasser die jetzige Marsch gebildet
Hütten, aber das Material dazu haben sie der Nordsee geliefert, sei es, daß sie den
Schlamm in diese hineinspülten, sei es, daß sie die von der Nordsee zerstörte Urmarsch
bildeten (S. 222). Es liegt doch die Frage nahe, woher ursprünglich das Marsch-
material stammen möge, und da giebt es z. Z. keine bessere Antwort als die oben ge-
gebene. Aber nicht bloß die schleswig-holsteinischen Gletscherwasser wird die Nordsee
empfangen haben, sondern auch diejenigen des östlichen Deutschlands. Es ist ja gar nicht
gut anders denkbar, als daß auch die im Elbthal flutende Vereinigung der Ürströme
<S. 217) eine ungeheure Menge Schlamm in die Nordsee trug, was ja in schwachem Grade
die heutige Elbe noch fortsetzt.
2) Verfasser kann seine Schüler zu dem Ende in den Schülergarten führen. Der-
selbe hat nach einem breiten Steig hin eine sanfte Neignng. Nach kräftigem Regen ist
nun folgendes zu beobachten. Die an den Steig grenzenden Teile des Gartenlandes sind
stark ausgewaschen, so daß eine allerliebste Hügellaudschast en miniature entstanden ist
(die durch die Schmelzwasser modellierten Moränenhügel des Ostens!); der Steig ist dem
Gartenland zunächst zu einem großen Teil mit einem aus dem Land ausgewaschen, sandigen
Erdreich überspült worden (die Heideflächen der Mitte!); weiterhin .aber findet sich ein aus-
gezeichneter, schwärzlich glänzender Schlicksaum (die Marsch!). — Ähnliche Beobachtungen
kann man z. V. bei Schülertouren auf hängenden Wegen, Fußsteigen, in Ackerfurchen ?c.
oft machen lassen.
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TM Hauptwörter (200): [T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T117: [Schleswig Däne Insel Holstein Eider Preußen Schanz Jütland Dänemark Karl], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte]]
Extrahierte Ortsnamen: Kiel Nordsee Deutschlands Nordsee Ackerfurchen
— 262 —
bildet einen Hauptanziehungspunkt dcis sich nördlich an Kiel anschließende Düstern-
brooker Gehölz. Es ist zu einem großen Teil in eine reizende Villen-Vorstadt
nmgeschasfen worden, dessen einzelne Landhäuser mehr oder weniger in lanschigem
Grün sich verstecken. Herrliche Durchblicke auf den belebten Hafen erhöhen für
den Wanderer die Schönheit dieses „schönsten Spazierganges Norddeutschlands".)
(3. Die Holsteinische Schweiz.) Aber auch die Moränenlandschaft des
Innern bietet überraschend schöne Bilder. Hier ist es in erster Linie die
Seenkette der Schwentine, die „Holsteinische Schweiz", die sich mit
Recht eines großen Rnses erfreut*). Etwa von Eutin (s. unten) ausgehend, zieht
sich eine breite, zwischen Moränenhügeln sich hinwindende Thailing über Gr emsmühen
nach Plön und weiterhin bis zum Kieler Hafen. Einst mochten hier mächtige
Schmelzwasser in ungeheurer Breite dahinrauschen, jetzt erblickt das Auge eine Reihe
blinkender Seen, am Schicentinelauf wie an einer Schnur aufgereiht. Dem garstigen
Schicksal eines Erstickungstodes durch Vertorfung (S. 236), das im weiteren Vater-
land so manchen Thalungssee getroffen, sind sie glücklich entgangen und zwar infolge
Fig. 69. Die Holsteinische Schweiz /1:200000).
Anmkg.: Die Pfeile geben die Laufrichtung der Schwentine an. Durch die dunklen Schattierungen sind
die Moränen-Hllgel angedeutet. (Je dunkler, desto höher.)
Seen: 1. Großer Plöner See, 2. Kleiner Plöner See, 3. Behler See, 4, Dieksee, 5. Kellersee, 6. Großer
Euliner See (alle durchflössen von der Schwentine), 7. Uklei See.
ihrer Tiefe und des raschen Wasserwechsels, den die schnell dahingleitende Schtuen-
tin e (slavisch — heiliger Fluß) verursacht. (Die Schwentine, vom höchsten Berg
Schleswig-Holsteins [Bungsberg 164 rn\ kommend, fällt auf ihremkurzen Lauf ca. 150m.)
Begleitet werden die Seen von zahlreichen Moränenhügeln und-zügen, die vielfach
mit Buchenwäldern bestanden sind und dann einen prächtigen Rahmen für die
in zartem Blau erglänzenden Seenspiegel bilden. — Wer diese ganze herrliche Landschaft
mit einem Blick übersehen will, muß den Aussichtsturm auf dem Parnaß — nordöstlich
hart neben Plön gelegen (f. das ^ in obiger Skizze) — oder auch den Plöner Schloß-
türm besteigen. Er wird aufs höchste überrascht sein von dem in seiner Art unvergleichlich
schönen Bild, das sich ihm darbietet. Ein klarer, freundlich blinkender Seenspiegel reiht
sich an den andern, alle im Sonnenglanz erstrahlend, alle gleich lieblich eingefaßt von
sanft gewölbten Hügeln und von stattlichen Wäldern, deren Linien in der Ferne bläulich
Man wolle es dem Verfasser verzeihen, wenn er dieser seiner schönen Heimat,
in der ja auch die kaiserlichen Prinzen ihr Heim aufgeschlagen haben, eiue kurze Betrach-
tung widmet, die er, um nicht aufdringlich zu erscheinen, gern durch kleinere Lettern aus
dem Ganzen ausschaltet.
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— 263 —
verschwimmen. Und wo letztere zurücktreten und dem Ackerland Raum gewähren, da er-
blickt das Auge reich gesegnete Felder, die gleich Gartenflächen durch zellenförmige
Buschpflanzungen von einander abgegrenzt werden. Diese, auf Erdwällen angepflanzten
Hecken von Haselstrauch, Heckenrosen, Schlehdorn u. s. w. werden „Knicks" oder „Knicke"
(Einzahl der Knick) genannt und bilden eine Eigentümlichkeit des östlichen Schleswig-
Holsteins. — Es dürste vielleicht manchem übertrieben erscheinen, wenn wir den Blick
vom Plöner Parnaß hinab einen in seiner Art „unvergleichlich schönen" nannten, und
doch ist der Ausdruck durchaus berechtigt. Wir wüßten nicht, wo sich anderswo im
Vaterland dem Naturfreund ein solcher Rundblick über so viele, aufs lieblichste gruppierte
und umrahmte Seenbecken darbietet. Freilich, wem zu einer schönen Landschaft unbedingt
himmelanstrebende Gebirge nötig erscheinen, dem» wird diese reizende Hügel- und Seen-
landschast nicht befriedigen können. — Einst galt ein nordöstlich von Grumsmühlen liegen-
der Aussichtspunkt. Bruhnskoppel genannt (s. das dort), für den schönsten Ost-
Fig. 70. Plön.
Nach einer Photographie der Hahnschen Buchhandlung (F. Schumann), Plön.
Holsteins; seitdem aber der Plöner Parnaßturm erbaut wurde, muß das einst von der
Bruhnskoppeler Aussicht Gesungene auf diesen übertragen werden:
„Er ist und bleibt für alle Zeiteu
Der schönen Landschaft höchster Reiz
Und in des Ostens Herrlichkeiten
Der Rigi-Knlm von Holsteins Schweiz!"
Am Fufs des Parnafshügels liegt das Meine Plön (3400 Einw.). Rundherum
umgeben von freundlichen Seen hat das Städtchen — seit dem Frühling 1896 der
Aufenthalt der beiden ältesten kaiserlichen Prinzen — eine ebenso eigenartige wie
schöne Lage. „Plune*, d. h. „(im) Gewässer", benannten die slavischen Wagrier
ganz zutreffend den von ihnen angelegten und in blutigen Kämpfen verteidigten Ort.
Auf unserm Bild sehen wir die Stadt von Norden (Nordwesten) her. Die glatte
Seefläche, in der das Städtchen sich anmutig spiegelt, gehört einem Seitenbecken des
Kleinen Plöner Sees (s. in der Skizze N. 2) an. Von der andern Seite, von Süden
her, bespült in gleicher Weise der Große Plöner See (ca. 50 qkm) die auf
schmaler Landenge gelegenen Stadt. Das stattliche Schloß war über hundert Jahre
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lang (1636—1771) die Residenz der Herzöge von Holstein-Plön und später (1845—1863)
eine Sommerresidenz der dänischen Könige. 1867, nach der Abtretung an Preußen, wurde
es zur Kadetteuanstalt eingerichtet (150 Kadetten). In dem malerisch am Großen Plöner
See gelegenen Schloßgarten (die zur Rechten im Bilde sichtbar werdende Waldpartie ge-
hört ihm an) befindet sich das Prinzenpalais, das durch Erneuerung und Erweiterung
eines kleinen Barockschlößchens (erbaut 1745) geschaffen wurde.
Im Osten der Seenkette liegt Eutin (5000 Eime.), die Hauptstadt des zu
Oldenburg gehörigen Fürstentum Lübecks. (Vofs; Karl Maria v. Weber.) Von
Eutin erreicht man den schon genannten Bungsberg in 2 —4 Stunden. An der
Bahn zwischen Plön und Eutin liegt zwischen dem Dicksee und dem Kellersee das
vielbesuchte Gremsmühl'en, das holsteinische Interlaken, das mit seinen vielen Hotels
zu einem großen Teil auf den Fremdenverkehr angewiesen ist.
(3* Das Glbufer.) Noch muß unter den holsteinischen Landschaften das
herrliche steile Elbufer westlich von Altona (bis au die Elbmarsch) genannt
werden. (Den Glanzpunkt bildet hier der Süllberg, an dem sich Blankenese,
halb Fischerdorf, halb Hamburger Villen-Kolonie, amphitheatralifch aufbaut.
Eine Dampferfahrt bis hier Humus ist ein herrlicher Genuß.)
Zum Schluß erübrigt uns noch, den, Schleswig-Holstein durchquerenden
Kaiser Wilhelms-Kanal (Nordostsee-Kanal), die jüngste stolze Schöpfung
des geeinigten Deutschen Reiches, einer kurzen Betrachtung zu unterziehe».
2. Der Kaiser Wilhelms-Kanal
(Nordostsee-Kanal).
(1* Geschichte.) Ungefähr ein halbes Jahrtausend lang (seit 1398) hat man
Pläne entworfen — im ganzen 16 — für eine Kanal - Durchquerung Schles-
wig-Holsteins. Es galt, den Weg zwischen Ost- imb Nordsee zu verkürzen und
damit zugleich die Gefahren der jütischen Küste zu vermeiden. Wie wesentlich
letzterer Umstand ist, erkennen wir aus der Thatsache, daß bei Umschiffung Jüt-
lands in ca. 25 Jahren über 8000 Strandungen stattgefunden haben! Be-
sonders die Westküste Jütlands ist sehr gefährlich, weshalb sie von den See-
sahrern wohl „der Kirchhof der See" oder auch „die eiserne Küste" genannt
wird. — Von den 16 Kanalplänen sind vor der Erbanung des Kaiser Wilhelm-
Kanals drei zur Ausführung gelangt, der Stecknitzkanal, der von Lübeck
südlich zur Elbe führt 1398, ein Alsterkanal, der aber so schmal war, daß
ein anwohnender Gutsbesitzer ihn wieder zuschütten konnte 1525, und der C'ider-
kanal, der 1777—1784 unter der dänischen Regierung gebaut wurde. Letzterer
verbiudet die vertiefte Eider mit dem Kieler Hafen und war nach damaligen
Begriffen ein hervorragendes Werk. Er übertraf mit seiner Fahrwassertiefe von
3ra alle übrigen deutschen Kanäle (Finowkanal 21/2 m, die übrigen zwischen
1 und 2 m) und wurde bald stark benutzt (jährlich von 4000 Schiffen). Die
Anhöhe zwischen Kiel und der Eider (besser, zwischen Kiel und Rendsburg) über-
stieg er in sechs Stnsen, drei auf- und drei absteigende, die durch Schleusen
voneinander abgeschlossen waren. Seit langem genügte er aber nicht mehr, und
das Verlangen nach einem großen, der Seeschiffahrt genügenden Kanal wurde
immer lebhafter. Erfüllt aber konnte dieser Wunsch erst werden, nachdem das
neue Deutsche Reich erstanden war und ein großes, einiges Volk seinen Eifer
und seine Kraft dem Plane widmen konnte. Der greise Heldenkaiser Wilhelm I.,
dem von der Vorsehung so viel Großes uitd Schönes zu erreichen vergönnt ge-
Wesen war, hatte auch uoch die Freude, zu diesem gewaltigen Werke den Grund-
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
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Extrahierte Personennamen: Karl_Maria_v Karl Maria Weber Heldenkaiser_Wilhelm_I. Wilhelm_I.
Extrahierte Ortsnamen: Großen_Plöner
See Eutin Oldenburg Eutin Bungsberg Eutin Dicksee Kellersee Interlaken Altona Süllberg Blankenese Schleswig-Holstein Nordsee Westküste_Jütlands Kiel Kiel Rendsburg
— 270 —
Europa begrüßt Deutschlands Kaiser! Im Nu fliegen auf allen Fahrzeugen
die Flaggen empor, und aus dem Munde der Mannschaften schallt dem Kaiser
ein vieltausendstimmiges Hurra entgegen! — — Am 21. fand auf dem Fest-
platz bei Holtenau die Schlußsteiulegung und am 22. ans der See ein
großes Flotteumannöver statt. Daneben drängte eine Festlichkeit die andere.
Besonders großartig waren die an den Abenden des 20. und 21. auf und an
dem Hasen veranstalteten Feuerwerke und Illuminationen. Ihre märchenhafte
Pracht wird jedem Teilnehmer an dem Feste unvergeßlich bleiben. — —
Die Kanalfeier von 1895 bildet einen Glanzpunkt deutscher Geschichte.
Wir erblicken unser Vaterland geehrt, gefeiert von allen Nationen. Eine er-
quickende Freude ist das für jedes deutsch fühlende Herz, zugleich aber auch
eine ernste Mahnung. „Wahre treu, was schwer errungen," dieses einst
Schleswig-Holstein, dem Lande des Kanals, zugerufene Wort ertönt aus jenen
glanzvollen Tagen fort und fort an Deutschlands Söhne und Töchter. Großes
haben wir erreicht; aus Knechtschaft und Schmach sind wir mit Gottes Hilfe
emporgestiegen zu Macht, Ruhm und Glanz, — möge Gott uns nun bewahren
vor jenen furchtbaren Feinden, denen fchon manches hochstehende Volk zum
Raube fiel, vor dem Hochmut und vor der Verweichlichung, vor Lässigkeit und
Stillstand. „Stillstand ist Rückschritt"; „Rast' ich, so rost' ich!" Darum gilt
es für jeden Einzelnen, sich immer tüchtiger zu machen, damit unser teures
Vaterland nicht zurücksinke von seiner stolzen, schwer errungenen Höhe.
Zusammenstellung der charakteristischen Merkmale Schleswig-
Holsteins: Schmale Halbinsel mit drei parallelen Landstrichen, Ge-
schiebethon, Geschiebesand, Marsch. Im Osten herrliche Föhrden und
Moränenlandschaften. Kaiser Wilhelms-Kanal. —
Zusammenstelluug der Namen.
Ostsee
Lübeck 4^
I. Fehmarn
Kiel 4t
Schwentine
Schleswig O
Flensburg □
I. Alsen
Nordsee
I. Sylt
I. 3?Öhr
Halligen
Helgoland
Königsau
Eider
Für eine ev. Anfertigung einer Ski
Länge (Richtung Hamburg-Schleswig-Königsau)
Mitte bei Schleswig, also Schleswig-Hamburg
grenze 1 Maß. Ebenso weit auch Schleswig-
Schleswig-Fleusburg, sowie Schleswig-Husum
gleich 1i3 Maß).
Anfertigung einer Skizze von ganz De
209, 238, 256.
Wiederholende Zusammenstellungen
Elbe
Hamburg
Altona
Kaiser "Wilhelms-Kanal
Holtenau
Rendsburg
Grünenthal •
Brunsbüttel
Städte, außer den genannten:
Neumünster O
zze ist etwa zu merken: Ganze
ein Doppelmaß, genau mit der
1 Maß und Schleswig-Nord-
-Fehmarn. (Ferner etwa noch:
schmälste Stelle der Provinzj
utschlaud nach Skizze S. 112,
verschiedener Art.
TM Hauptwörter (50): [T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser]]
TM Hauptwörter (100): [T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T62: [Insel Stadt Hafen England Hauptstadt Einw. See London Handel Schottland], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter]]
TM Hauptwörter (200): [T117: [Schleswig Däne Insel Holstein Eider Preußen Schanz Jütland Dänemark Karl], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe], T167: [Fest Tag Kirche Jerusalem Spiel Stadt Hofer Volk Jahr Zeit], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit]]
Extrahierte Ortsnamen: Europa Deutschlands Holtenau Schleswig-Holstein Deutschlands Ostsee Kiel Helgoland
Königsau Schleswig Schleswig-Hamburg Schleswig-
Schleswig-Fleusburg Hamburg
Altona Holtenau
Rendsburg
Grünenthal
TM Hauptwörter (50): [T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T83: [Karl Heinrich König Otto Sohn Reich Kaiser Sachsen Ludwig Herzog], T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann], T34: [Schweden König Gustav Dänemark Preußen Krieg Polen Adolf Frieden Holstein]]
TM Hauptwörter (200): [T18: [Mark Brandenburg Land Albrecht Friedrich Kaiser Jahr Markgraf Haus Markgrafe], T132: [König Karl Italien Otto Kaiser Papst Reich Sohn Rom Jahr], T144: [Stadt Frankreich Münster Straßburg Metz Mainz Elsaß Bischof Frieden Trier], T118: [Karl Ludwig Reich Sohn Lothar König Lothringen Frankreich Herzog Tod], T117: [Schleswig Däne Insel Holstein Eider Preußen Schanz Jütland Dänemark Karl]]
Extrahierte Personennamen: Metz Karl_d Karl Heinrich_I. Rudolf_von_Hochburgund Rudolf Hugo_von_Niederburgund Hugo Rudolf Rudolf Lothar Adelheid_durch_Berengar_von_Jvrea Otto Hroswitha