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Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Vaterländische Erdkunde - S. 47

1897 - Braunschweig : Wollermann
auf dem Gebiete der Volksbildung zu sein, über kurz oder lang entreißen könnet) Es ist aber für ein Volk vielleicht noch bedenklicher, auf dem Gebiete der geistigen Kultur- geschlagen zu werden, als auf dem Kriegsschauplatz. Gott wolle darum verhüten, daß wir auf den alten Lorbeeren einschlafen, wie Preußen einst eingeschlafen war anf den Kriegs- lorbeeren Friedrichs des Großen. Einem Zweige des Volksbildungswesens gilt es heut- zutage ganz besonders vollste Aufmerksamkeit zuzuwenden, dem Fortbildungsschnl- wesen, dem Bildungswesen der Jünglinge und Jungfrauen. Möge man darauf doch in unserem Vaterland mit heiligem Eiser bedacht sein und sich der Erkenntnis nicht ver- schließen, daß die Größe und Macht der Staaten im letzten Grunde doch nur in der geistigen und sittlichen Tüchtigkeit der Bewohner sicher basiert ist. Einen hohen Grad der allgemeinen Volksbildung treffen wir auch in den fkan- dinavischen Königreichen. Sowohl in Schweden-Norwegen als in Dänemark gehören Analphabeten zu den größten Ausnahmen, was ganz besonders für Norwegen hohe An- erkennung verdient, da die Unwegsamkeit des Landes für das Schulwesen ein großes Hindernis ist. Eine ganz besondere Beachtung verdient Dänemarks Bil- dungswesen. Hier ist es das Volk selber, — speziell die Baueru, — das eifrig bemüht ist, für eine Ergänzung der Schulbildung im Jünglings- und Jungfrauen alter zu sorgen. Aus eigenem Antriebe haben die dänischen Bauern an 70 „Volkshochschulen", — Bauern-Universitäten hat man sie wohl genannt, •— gegründet. Im Winter werden dieselben 6 Monate von den jungen Bauern, im Sommer 4 Monate von den Töchtern besucht. In jedem Jahre kehren ca. 10000 junge Bauern und Bauerntöchter aus den Hochschuleu in die Dörfer zurück. Die Folge dieser Einrichtung ist gewesen, daß der dänische Bauernstand sich zum gebildetsten der ganzen Welt empor- geschwungen hat. Welch ein reges geistiges Leben auf den Dörfern herrscht, zeigen iusbesondere die Vereinshäuser, deren sich fast in jedem Dorfe eins findet. Ein solches Vereinshaus enthält neben anderen Räumen einen großen Saal, der mitunter 6—800 Menschen faßt. In ihm werden Vor- trags-Versammlungen abgehalten, in manchen Dörfern in jeder Woche eine. Die dort gehaltenen Vorträge bringen sowohl Themata allgemein bil- dender als auch socialer und politischer Natur. In dem Saal übt sich aber auch die Jugend im Winter in der Gymnastik, die jungen Bauern an zwei Abenden, die Töchter an zwei anderen Abenden. In einzelnen Dörfern sängt man sogar an, Konzerte berufener Musiker in ihnen zu veranstalten. Hand in Hand mit diesem geistigen hat sich ein rascher materieller Auf- schwung vollzogen. Dänemarks Viehzucht z. B. ist zweifellos die rationellste und bedeutendste Europas. „Dänische" Pferde, „dänische" Butter, „dänische" Schweine spieleu bereits auf dem auswärtigen Markte eine große Rolle. Jährlich können an 100 000 Kühe und Ochsen und 14 000 Pferde ausgeführt werden (siehe dagegen Deutschland und andere Staaten im letzten Teil des Buches, Kulturgeographie.) Eine gute Schulbildung treffen wir auch in der Schweiz, wo ebenfalls Schul- zwang besteht, und wo sich nur reichlich l°/0 Analphabeten unter den Rekruten befinden. Wir kommen zu dem Schluß, daß gerade in den germanischen Ländern die Volkskultur sehr hoch steht. Nur für Großbritannien trifft das nicht so recht zu. Ein Schul- zwang besteht nur in Schottland, und 1876 war noch 19°/0 der Bevölkerung ohne Schulbildung. — Unter den romanischen Staaten steht, wie wir sehen, Frankreich oben *) Selbst der Regierungs-Kommissar für die deutsche Unterrichts-Ausstellung auf der Weltausstellung in Chicago im Jahre 1894 kouute sich solchen Eindrücken nicht ent- ziehen. In einen« Vortrag erklärte auch er auf Grund der gemachten Erfahrungen, daß Frankreich unser schärfster Konkurrent sei. Er verschwieg auch das Gutachten eines ameri- kanischen Schulmannes nicht, daß man in Amerika anfange, das französische Volksbilduugs- wesen als ein mustergültiges anzusehen; namentlich erkenne man, daß in Frankreich für neue, lebensvolle Ideen jetzt ein besserer Boden sei als in Deutschland.

2. Vaterländische Erdkunde - S. 314

1897 - Braunschweig : Wollermann
— 314 — Generalkommando in Altona.) — Die kleinste Einheit bei der Infanterie heißt Kompagnie (ca. 200 Mann), bei der Kavallerie Schwadron. Die weiteren Gruppen bauen sich wie folgt auf: Infanterie: 4 Komp. — 1 Bataillon; 3 Batall. — 1 Regiment, 2 oder 3 Reg. — 1 Brigade, Kavallerie: 5 Schwadronen — 1 Regiment, 2 bis 4 Reg. — 1 Brigade, 2 Jnf.-Brig. und 1 Kav.-Brig. — 1 Division; 2 oder 3 Div. -----1 Armeekorps. Die Infanterie hat 173 Regimenter (519 Bataillone) mit 360 000 Mann, „ Kavallerie „ 93 „ (465 Schwadronen) „ 67 000 „ „ Feldartill. „ 43 „ (494 Batterien) „ 59 000 „ „ Fußartill. „ 17 „ ( 37 Bataillonen) „ 29 000 „ Über die Murine des Deutschen Reiches erfuhren wir das wichtigste bereits S. 307. Der Landesverteidigung dienen endlich noch die Festungen. Die unwichtigeren Festungen hat man seit 1871 eingehen lassen, die größeren aber immer mehr ausgebaut. Frankreich und Rußland, namentlich ersteres, haben in den letzten Jahren an der Grenze zahlreiche Festungen und Forts neu angelegt. In Deutschland sieht man davon ab, da man den Schwerpunkt in einer starken Armee erblickt. Unsere Festungen sind.folgende: Königsberg, Danzig, Pillau, Memel, Swinemüude, Friedrichsort, Kuxhaven, Helgoland; — Glatz, Neiße, Glogau, Posen, Thorn, Graudenz, Küstriu, Spandau, Magdeburg, Ulm, Neubreisach, Straßburg, Bitsch, Metz, Diedenhofen, Wesel, Köln, Koblenz, Mainz; — Königstein; Germersheim und Ingolstadt. 11. Geistige Kultur. (S. 10/11 und S. 46.) 12. Der deutsche Volkscharakter. Hören wir zunächst einige Urteile anderer Völker über unseren Cha- rakter. Man nennt uns ein Volk von Träumern. Damit soll gesagt sein, wir seien nicht thätig und regsam genug, unseren eigenen Vorteil wahr- zunehmen, wir begnügten uns mit allerlei schönen, oft wertlosen Gedanken. Daran ist etwas Wahres. Die Deutschen haben thatsächlich jahrhundertelang schlecht auf ihre äußerlichen Vorteile geachtet. Sie haben sich, um nur auf Zweierlei hinzuweisen, von den Nachbarvölkern bei zahllosen Gelegenheiten im eigenen Laude benachteiligen lassen (S. 9), und sie haben versäumt, bei der Aufteilung der Welt, die wiederholt von europäischen Völkern vorgenommen wurde, ihren Anteil zu beanspruchen, wie es doch einem großen Volke geziemt hätte. Sie saßen unterdessen daheim und „träumten", d. h. sie lebten mit ihren Gedanken anderswo als bei den Ereignissen auf der Erde. Im schönen Lande der Poesie weilten die Dichter und schrieben unvergängliche Lieder, denen das Volk freudig lauschte, und die es in Frohsinn und Harmlosigkeit aus sauges- froher Brust erklingen ließ; in die Tiefen wissenschaftlicher Erkenntnis versenkten sich die Gedanken großer Gelehrter, und gern und eifrig machte das Volk sich die Ergebnisse ihrer Geistesarbeit zu eigen; in die Höhen des religiösen Schauens erhob sich ein Luther und Millionen folgten feinen weltbewegenden Gedanken. Unermeßliche Schätze geistiger Art wurden so durch deutsche Arbeit gehoben. Die Leistuugen unseres Volkes liegen überwiegend auf dem Gebiete der Wissenschaft, der Kunst und der Religion. Das Gemüt zu erfreuen an allem Schönen „was das Herz erhebt", den Geist zu bereichern mit Kennt- nissen und Erkenntnissen hat uns meist wertvoller gedeucht, als Eroberungen zu

3. Vaterländische Erdkunde - S. 10

1897 - Braunschweig : Wollermann
— 10 — Zeitlang, in einem schönen deutschen Lande wie in seinem Eigentum zu schalten. — 4. Noch muß der vielen Kriege gedacht werden, die fremde Nationen mitein- ander zum Teil auf deutschem Boden aussochten, ohne daß es sich dabei um deutsche Interessen handelte. (Schwedisch-polnischer Thronstreit 1655—60, spanischer Erbfolgekrieg 1701—14, der nordische Krieg 1700—21, der polnische Thron streit von 1733—35, der österreichische Erbfolgekrieg von 1740—48.) Wir sehen: Deutschland ist infolge feiner centralen Lage und seiner offenen Grenzen durch Jahrhunderte der Kriegsschauplatz für ganz Europa gewesen. Es hat denn auch fein Land so viele Schlachtörter als unser Vaterland. — Unsere gefährdete Lage zwingt uns zu den größten militärischen Anstrengungen. Die fehlenden natürlichen Mauern müssen durch die lebendigen Schutzwälle starker Armeen ersetzt werden. Wenn Deutschland stark und den Nachbarn gewachsen ist, dann ist ihm seine centrale Lage nnr von Vorteil, da es dann einen um so vielseitigeren Einfluß ausüben kann. So war es im Mittelalter, als ein Otto I. und ein Barbarossa die Geschicke fast ganz Europas beeinflußten, und anch heute ist Deutschland wieder, das dürfen wir ohne Überhebuug sagen, die erste Macht Europas. So kauu es denn auch aufs neue die schönste Mission eines centralen Landes üben, durch Fernhaltung aller Angriffe auf das eigene Gebiet und durch Vermittelung zwischen den Nachbarn dem ganzen Erdteil einen gerechten Frieden in be- sonders hohem Maße wahren zu helfen. — Doch nicht bloß für Krieg und Kriegsgefahr hat die centrale Lage unseres Vaterlandes besondere Bedeutung, sondern auch für die friedliche Eutwicke- lung ls. oben, S. 5). Zunächst ist eine solche Lage günstig für Handel und Verkehr, indem nach allen Seiten hin Verbindungen angeknüpft werden können. Auch muß sich der Verkehr der Nachbarstaaten miteinander oft zu einem großen Teil durch Deutschland wenden (Transitverkehr, s. oben, S. 7). Schon im Mittelalter war Deutschland der Mittelpunkt des europäischen Handels (Hansa!). Der deutsche Kaufmann beherrschte das nördliche, wie der italienische das südliche Europa. Die Hauptrichtung des Handels ging damals vom Mittelländischen Meer durch Deutschland nach der Ostsee. Gleichzeitig mit Macht und Ansehen ging schließlich auch die Bedeutung des Handels verloren, und erst mit der erneuten Erstarkung gewinnt Deutschland auch zusehends durch Ausbau der Handelsflotte wie der sie schützenden Kriegsflotte und durch schnelle Vermehrung der Schienenwege — Deutschland hat dariu bereits alle europäischen Länder überholt — seine Centralstellung für den Welthandel wieder. Berlin wird immer mehr, was es nach seiner Lage sein kann (s. oben, S. 8), der Mittelpunkt des europäischen Binnenhandels. — Aber auch auf dem Gebiet der geistigen Kultur kann ein centralgelegenes Land leichter als jedes andere die Führung haben, und Deutschland hat sie ohne Zweifel. Es sei hier nur aus vier Thatsacheu hingewiesen. Erstens: Kein Staat hat bis jetzt die Höhe des deutschen Schulwesens und den Grad deutscher Volksbildung erreicht.*) gerner: Wohl kein Volk kann in Vergangenheit und Gegenwart einen i) Doch: „Was du ererbt von deinen Vätern hast, erwirb es, um es zu besitzen." Bereits lassen sich manche Stimmen vernehmen, die auf die außerordentlichen Fortschritte des Bildungswesens anderer Nationen, speziell des französischen, hinweisen, und dringend mahnen, in der Fortentwicklung des Volksschul- und Volksbildungswesens nicht zu rasten. Ein Staat, der, wie Deutschland, gezwungen ist, ungeheure Summen ans seine Wehrkraft zu verwenden, steht erklärlicherweise in Gefahr, auf andern Gebieten sparsamer zu sein

4. Vaterländische Erdkunde - S. 303

1897 - Braunschweig : Wollermann
— 303 — reich, das in der Seidenzeug-Fabrikation obenan steht. Deutschland führt für ca. 180, Frankreich für 280 Mill. Mk. Seidenzeuge aus. In ganz Europa wurden 1883 rund 11 Mill. kg Rohseide verarbeitet, wovon Italien und Chiua je 3x/2 Mill. lieferten (die europäischen Länder zusammen 41/2, die außereuropäischen Mill. kg). — Der Mittelpunkt der deutschen Seiden- Industrie ist Krefeld' Vou der Großartigkeit der dortigen Produktion bekommen wir eine Vorstellung, wenn wir erfahren, daß 1883 fast 29 Mill. Mk. an Arbeitslöhnen gezahlt wurden. Auch andere Städte des rheimsch-westsälischen Jndustriebezirkes, Elberseld-Barmen, Düsseldorf, Gladbach, habeu eiue bedeutende Seiden-Jndnstrie. Außerhalb dieses Bezirkes ist noch Mülhausen zu nennen. ä) Andere Industrien. In den chemischen Fabrikaten (Drogen, Apotheker- und Färb- waren) dürfte Deutschland das erste Land der Welt sein, da nicht bloß Frankreich, sondern in letzter Zeit anscheinend auch Endland überholt winde. Der Ausfuhrwert der Chemikalien wird nur vou wenig anderen Artikel über- troffen (freilich steht ihm auch eine erhebliche Einfuhrziffer gegenüber). Man rühmt an den deutschen Fabrikaten, besonders an den Drogen, ihre Reinheit. In England führt man gerade den Aufschwung der deutschen chemischen In- dustrie auf den Einfluß des deutschen Gelehrten- und Universitätswesens zurück Ein großer Teil der chemischen Fabriken verdankt seine Entstehung dem Staß- furter Salzlager (S. 183). — Ju der Farbenindustrie zeichnet sich Deutschland besonders durch seine Teer- (Anilin-) und Ultramarinfarben-Fabriken aus, deren es unter alleu Ländern die meisten und größten hat. (Große Anilinfabriken in Ludwigshafen.) Die Glaswaren-Industrie Deutschlands steht mit derjenigen Belgiens und Österreich-Ungarns in erster Reihe. Die Ausfuhr über- trifft die Einfuhr um rund 30 Mill. Mk. Die meisten Glasfabriken liegen im Gebiet der großen Kohlenlager (Grnnd!), andere befindeil sich im Böhmer- und Bayerwald, im Fichtelgebirge ?c. (s. die betr. Abschnitte). In der Papier-Jndustrie nimmt Deutschland die erste Stelle ein. Durch die reiche Ausfuhr werden fast 90 Mill. Mk. ins Land gezogen. Am zahlreichsten finden sich die deutsche» Papierfabriken im Regierungsbezirk Aachen (z. B. in Düren). Daß Deutschland in der Rübenzucker-Industrie bei weitem die erste Stelle einnimmt, erfuhren wir bereits (S. 291). Auch in der Tabaks-Jndustrie steht Deutschland in Europa voran, indem es 1js aller europäischen Tabaks- und Eigarrenarbeiter beschäftigt. Mittel- Punkt der Tabaks- und Eigarren-Jndustrie ist Bremen. Entsprechend der hohen geistigen Kultur unseres Vaterlandes nimmt auch das Buchdrucker- mit den verwandten Gewerben (poly- graphische Gewerbe) bei weitem den ersten Plah in der Welt ein. Die Zahl der jährlichen Büchererscheinungen (Neuheiten und Neuausgaben) beträgt in Deutschland an 20 000, in Frankreich gegen 10 000 in England etwa 7000, in den Vereinigten Staaten wahrscheinlich nur 4000 (1880 waren es nur 2500). „Es ist das ein schönes Zeugnis für den hohen Stand der geistigen Bildung und des lebhaften Interesses an den Wissenschaften." (Richter.) Zurückblickend können wir mit Genugthuuug feststelleu, daß uuser Vaterland in fast allen Industriezweigen eiue sehr hohe

5. Geschichte des Mittelalters - S. 118

1880 - Braunschweig : Bruhn
— 118 — Gründe für die verhättnißmäßig lange Behauptung (c. 200 Fahre) der Eroberungen. 1. Uneinigkeit der Feinde. . Bei Einigung jedesmal der Bestand des chrlstllchen Reiches m äußerster Gefahr (Zenki und Nurredin, Saladin, Mameluken). 2 Die geistlichen Ritterorden bildeten stehendes Heer des Königs. 3 Unterstützung der Seestädte (Pisa, Genua, Venedig, Marseille), wol hauptsächlich aus Handelsinteresse: Zuzug, Lebensmittel, Belcigerungs-maschinen, Schiffe zur Eroberung der phönikischen Küstenplatze. Die Jolgen der Kreuzzüge.') Kultur des Zeitalters. §. 32. Einfluß im Allgemeinen. Die Kreuzzüge verfehlten zwar ihren eigentlichen Zweck gänzlich, sie sind aber doch von dem größten und tiefgehendsten Einfluß gewesen auf die Anschauungen, das Leben und die Gestaltungen der abendländischen 230die Kreuzzüge bilden zugleich Höhepunkt des Mittel-Alters und den Anfang vom Ende desselben. 1. Der Gesichtskreis wurde erweitert. 2. Die geistige Regsamkeit wurde gesteigert. 3. Die Bildung wurde erhöht. ^ 4. Die Lebensgenüsse wurden vervielfältigt. — Das ganze Leben wurde 5. Teilnahmc^d-r Laien an Wissenschaft und Kunst. - Entstehen der Laienliteratur in der Landessprache. 6. Erschütterung und Lockerung der Fesseln des Lehnswesens. — Erhebung des Bürgerstandes auf gleiche Stufe mit Edelmann und Klerus, höhere Bedeutung durch gesteigerten Reichtum, höhere Bildung. 1) Quellen: 1. G. Frehtag, Bilder I. p. 463--508. ' 2. Kallsen, Bilder aus dem Mittel-Alter P- 101-104- 3. David Müller, Geschichte des deutschen Volkes §. 17ö—juv. 4. Pütz st. a. O. Ii. Nr. 77.

6. Geschichte des Mittelalters - S. 134

1880 - Braunschweig : Bruhn
— 134 — Sie suchten Anteil an der Regirung, und im Xiv. und Xv. Jh. tobten in allen Städten innere Kämpfe.l) Resultat: a, Die Zünfte gewinnen Sitz und Stimme im Schöffengericht und im Rat z. B. Speier, Zürich, Augsburg, b. Die Geschlechter werden aus der Stat vertrieben z. B. Regensburg und zeitweise Braunschweig, o. Die Geschlechter behalten die Oberhand z. B. Nürnberg, Bern, Lübeck. 6. Die innere Kultur belebte sich. Die Städte wurden in der Zeit des allgemeinen Verfalles im Reiche Sitz der deutschen Kraft, der Bildung und eines rührigen Kulturlebens. — Wissenschaft und Kunst, besonders die Baukunst, blühten in ihren Mauern. §♦ 36. Einfluß aus die Kultur der Städte. A. Handel und Industrie y der Deutschen im Mittel-Alter. Vor den Kreuzzügen in Deutschland nur Hausir- und Tauschhandel. „Noch bis in's Xi. Jh. konnten ganze Gegenden des inneren Deutschlands mit einem Hausirkasten befriedigt werden." Einfluß der Kreuzzüge: 1. Erweiterung der Bahnen — Verbindung Europa's mit dem Orient wird wieder hergestellt. (Besonders wichtig ist die Eroberung Constantinopel's durch die Kreuzfahrer 1204.) 2. Vermehrung der Handelsartikel — Die orientalischen Waren kommen in größeren Massen in den europäischen Handel. Die einheimischen Gewürze weichen immer mehr den indischen (Pfeffer, Zimmt, Ingwer — Großer Konsum im Würzwein.) Auch die abendländischen Industrie-Artikel und Produkte werden im Orient verbreitet. 1) Vgl. Kampf der Plebejer gegen die Patrizier in Rom (Lernbuch I. §• 29). In Florenz stellten sich in diesen Kämpfen die Medici an die Spitze der niederen Zünfte und erlangten zuerst eine Stellung wie Perikles in Athen (I. §. 14), dann Fürsteu-stellnng. Aus Florenz bildete sich das Großherzogtum Toscana. 2) Außer den oben angeführten Quellen: , ' Scherer, Allgemeine Geschichte des Welthandels. Leipzig. 2 Bde. I. Engelmann, Geschichte des Handels und Weltverkehrs. Leipzig, Spamer.

7. Geschichte des Mittelalters - S. 163

1880 - Braunschweig : Bruhn
— 163 — erhielt t,(e römische Kaiserkrone und die arelatische Köniaskrone, freilich ohne das Land. *) ' Verdienste: A. Germanisirung und Kultivirung Böhmen's. Er hob Handel und Verkehr, begünstigte Kunst und Wissenschaft. (Universität Prag f. §. 36.) ^ ' Erweiterung und Verschönerung der Stadt Prag - wurde deutsche B. Goldene Bulle (Siegel in goldener Kapsel), erlassen auf dem Reichstage zu Metz als ein Reichsgrundgesetz. Hauptbestimmungen: 1. Die Zahl der Kurfürsten wird auf 7 festgesetzt.3) а. Erzbischof von Mainz — Erzkanzler, b. von Köln, c. von Trier, d. König von Böhmen — Erzschenk. б. Pfalzgraf bei Rhein — Erztruchseß. f. Herzog von Sachsen-Wittenberg — Erzmarschall. o äs- i' ^^'Egraf von Brandenburg — Erzkämmerer. 4) . Die Kurfürsten erhalten solche Rechte, daß sie Landesherren in ihren Gebieten werben: 5) a. Ihre Länder sollen ungeteilt bleiben. b. Ihre Untertanen sollen nur vor ihre landesherrlichen Gerichte, nicht vor das des Kaisers oder eines anderen Fürsten aezoaen werden können. 9 c. Sie werden Beirat des Kaisers. Die Bestimmung, daß sie jährlich wenigstens einmal zu Rate gezogen werden sollen, kommt nicht zur Ausführung. Die allgemeine Reichsversammlung (Reichstag) tritt an die ötelle. d- |‘e6iect^altcn Münze, Bergwerke, Zölle, Judenschutz in ihren 3- Fr.ibischof v°n Mainz soll spätestens 3 Mona,- nach dem Tode des Kaisers die Kurfürsten zur Wahl berufen. — Er fuhrt bei der Wahl den Vorsts f Frankfurt a. M., Krönungsstadt: Aachen. ^ Die Bestätigung der Wahl durch den Papst soll unterbleiben. an S?rlnun! ^ Dauphin mit Vienne machte er den Anfall Burgund's Sä? Ä*Vsi! bit 2' ii£ ‘"m6artiwt' 3- bi- S §ur ,§eit Wenzel's unter 12 Stadträten nur 2 geborene Böhmen. k3m Sr njen ^a.ttctl dieselben Fürsten schon vorher das Wahlrecht, aber es war |ird‘i8 - ® itoif*cn S-chi-n.wi,t.ni-rg und Hannove/d^9!^^ ^Yern die Knrstimme der Pfalz, 1648 Pfalz die 8. Kur, 1692 5) Seit 1648 alle Fürsten suv^rän. 11*

8. Geschichte des Mittelalters - S. 142

1880 - Braunschweig : Bruhn
- 142 - C. Dichtkunst. „Im Zeitalter der Kreuzzüge war das Gemüt der Städtebewohner noch zu tief in den Sorgen und den Geschäften des täglichen Erwerbs oder in den Mühen um das Wol des emporstrebenden Gemeinwesens befangen, als daß sie es den Rittern in der Dichtkunst hätten gleichtun können." (In der Glanzperiode nur vereinzelt Bürger z. B. Gottfried von Straßburg.) An die Stelle des ritterlichen Minnegesangs trat nach den Kreuzzügen der bürgerliche Meistergesang. Die Meistersänger waren Handwerker und blieben es im Dichten. Sie haben bedeutend auf die Sittlichkeit des bürgerlichen Mittelstandes eingewirkt. Die äußere Form war alles (Tabulatur enthielt die strengen Regeln), innerer Gehalt und poetischer Ausdruck fehlten, besonders Mangel an Phantasie. Auch Hans Sachs ist bedeutender durch biedere Gesinnung als durch Dichtergabe, wenn er auch aus der Masse hervorragt. Die Gedichte sind meist belehrender Natur. Die Satiriker (Sebastian Brandt, Joh. Fischart, Georg Rollenhagen) ') siehe unter „Vorläufer der Reformation." Beginn der dramatischen Poesie in den Faßnachtsspielen. D. Wissenschaft. Die Kreuzzüge bereiteten der Wissenschaft den Sitz in den Städten. a. Verkehr mit griechischen Gelehrten, den Bewahrern der altgriechischen Literatur. b. Mit der Wolhabenheit der Bürger begann das wissenschaftliche Streben. Zeichen für das zunehmende Bedürfniß nach wissenschaftlicher Bildung sind die im Xiv. und Xy. Jh. zahlreich gegründeten Universitäten. Berühmt waren schon: Paris (die Sorbonne)2) für Theologie. Bologna und Padua für Rechtswissenschaft. Salerno für Medizin. Die erste deutsche Universität war Prag, 1348 durch Karl Iy. gegründet (c. 10,000? Studenten, 4 Fakultäten, 4 Rationen).3) 1) Siebe Weber. Lesebuch p. 175-186. 2) Robert de Sorbon unter Louis Ix. Stifter. 3) Böhmen, Bayern, Polen, Sachsen. ■

9. Geschichte des Mittelalters - S. 102

1880 - Braunschweig : Bruhn
— 102 — 1214 Gänzliche Niederlage Otto's bei Bovines (bei St. Quentin) als Verbündeter des Königs Johann ohne Land gegen Philipp August von Frankreich. Seine Macht ist gebrochen. . Sein Gegenkaiser Friedrich Ii., der jetzt die päpstliche und staufische Partei für sich hat, gewinnt allgemeine Anerkennung. 1218 Otto Iv. stirbt auf der Harzburg (läßt sich für ferne Sunden gegen die Kirche mit Ruten peitschen.) Friedrich Ii.l) 1212 (1215)—1250. Charakter: Von Vaterfeite ein Deutscher, von Mutterfeite ein Mischer ^vereinigte italienisch - normannische Leidenschaftlichkeit, Verschlagenheit und Verstellungskunst mit deutscher Tapferkeit und zäher Ausdauer. Der Italiener überwog in ihnt.2) ex Zuerst war er im Charakter dem Großvater ähnlich, -) wurde aber in der Erbitterung des Kampfes feinem Vater immer ähnlicher - Schlauheit, List, grausame Härte. Bildung: Er verstand außer italienisch und deutsch auch lateinisch, ariechifch, arabisch. Er arbeitete in der Naturwissenschaft und war der Dichtkunst leidenschaftlich ergeben. Seine Tätigkeit als Landesvater wandte er besonders seinem Erdreiche zu. ^ Hierin war er seiner Zeit vorausgeeilt*): 1. Alle Untertanen sollten vor dem Gesetz gleich fern. — Dasselbe Gericht für Alle. 2. Mitglieder des dritten Standes zur Tagfatzung herangezogen. — Er schuf Volksvertretung. r „ . 3. Vermehrung der freien Grundbesitzer und Verbesserung der Lage der Leibeigenen. . ,,r „ 4. Beförderung von Ackerbau, Gewerbe, Handel und wissenschaftlicher Bildung. _ „ t . . . In Deutschland betrachtete er das Lehnswesen als Stutze des Königtums. n Bild er. a. O. p. 349. Vgl. G. Freytag „Ahnen" Iii. — p- 379. „Wir haben die Rache des Kaisers und des heiligen Vaters auf der Landstraße gesehen, die eine schlich scheu und verkleidet (Gerücht von der Ermordung ernes Fürftot durch Assassinen), die andere fährt trotzig am Tageslicht (Konrad von Marburg). Wir zweifeln nicht mehr, welcher der beiden Herren in Deutschland gebretet. , 2) Vgl. G. Freytag „Bilder" I. p. 439 „Friedrich Ii. geht daran zu Grunde, daß er ^u ^h jj ejn edles Herz und war mit allen hohen Gaben ausgestattet^^ ^^hrfacher Beziehung Friedrich Ii. mit Friedrich d. Gr.

10. Abriß der Geschichte des Alterthums - S. 39

1877 - Braunschweig : Vieweg
mchtigsten Adelsgeschlechtern, die Solon seit seiner Rckkehr nicht zu dmpfen vermochte. Endlich wute einer seiner jngeren Freunde, der als siegreicher Feldherr ausgezeichnete P i s i st r a t u s, durch die Gunst der rmeren Br-ger (Diakrier) zur Alleinherrschaft zu gelangen, der zwar Solans bewhrte Gesetzgebung anerkannte, sich aber nach zweimaliger Vertreibung mit Waffen-gewalt behauptete. Solon hatte vergeblich noch in seinem Greisenalter mit jugendlicher Begeisterung in Dichtungen zum Sturz des Tyrannen ausgefor-dert; er starb in der Znrckgezogenheit ans Cypern. Pisistratus soll die Aufzeichnung der homerischen Gedichte veranstaltet haben und befrderte Kunst und Wissenschaft; eben so seine Shne, Hippias und Hipparch, die ihm in der Regierung folgten, sich aber durch Uebermuth verhat machten. Des-halb rief Harm od ins, ein Brger der Mittelklassen, der persnlich beleidigt war, mit seinem Freunde Aristogeiton das Volk fr die Freiheit auf; doch wurden beide, nachdem sie den Hipparch getdtet hatten, hingerichtet, wofr man sie zur Zeit der ausgebildeten Demokratie als Mrtyrer der Freiheit pries. Als spter auch Hippias vertrieben wurde (510), suchte dieser erst 510 bei Sparta, dann bei den Persern Zuflucht; in Athen traten seitdem wie-der Adelsparteiungen ein, bis der Alkmonide Kleisthenes, um sich auf die Volksmasse zu sttzen, die Demokratie erweiterte; er theilte das Staats-gebiet in rtliche Abtheilungen (Demen), nahm viele Fremde (Metken) und selbst Sklaven zu Brgern auf, vermehrte den Senat auf 500 Mitglieder und soll auch das Scherbengericht eingefhrt haben, bei welchem 6000 Stimmen die Verbannung eines gefhrlich scheinenden Brgers verfgen konnten. Die Colonieen Kunst und Wissenschaft. Von der ppigen Blthe und Lebenskraft des griechischen Volkes in diesen ersten Jahrhunderten seiner Geschichte giebt die reiche Colonisationsthtigkeit Zengni, die namentlich während des 8. und 7. Jahrhunderts alle Gestade des Mittelmeers von den Sulen des Herkules bis in die stlichsten Winkel des schwarzen Meeres mit griechischem Leben und griechischer Cultur erfllte. Der Strom der Auswanderung, an der sich Leute aller Stmme betheilig-ten, ging hauptschlich der ionische Hfen, unter denen Chalkis (auf Eu-b oea) und Milet besonders hervorragen. Ihnen stehen von dorischen Stdten nur Korinth und Megara als Ausgangspunkte berseeischer Auswanderung ebenbrtig zur Seite. Als Grnde fr diese Bewegung finden wir dieselben Erscheinungen, wie im 16. und 17. Jahrhundert fr die Entstehung der englischen Colonieen in Amerika: 1. Vor Allem galt es, dem Handel neue Quellen, sowie neue Absatzwege zu erffnen; reiche, aber noch umschlossene Lndergebiete fr die allgemeine Cultur zu gewinnen. 2. Der heimathliche Boden reichte bei der starken Bevlkerungszunahme vielfach nicht aus, alle seine Shne zu ernhren, und zwang sie, anderswo Wohnung und Unterhalt zu suchen (wie z. B. auch die Normannen im Mittelalter). 3. Unzufriedenheit mit den politischen Zu-
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