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1. Die Geschichten des sächsischen Volks - S. 109

1834 - Dresden [u.a.] : Arnoldi
Ablaß sollte, seiner anfänglichen Errichtung nach, nichts an- ders scyn, als eine nach geschehener Neue und Buße eines Sünders ihm crtheilte Vergebung seiner Ucbertretungen, doch mit dem Vorbehalt eines künftigen bessern Lebens- wandels, und nur für solche Sünden, von denen los zu .sprechen der Papst sich allein Vorbehalten hatte. Bald aber wurde der Ablaß auch auf alle übrigen Sünden, auf die Aufhebung gcthaner Gelübde, auf die Befreiung von kirch- lichen Gebräuchen ausgedehnt. Da mit dem Ablaß vieler Unfug getrieben und vieles Geld nach Rom gezogen wor- den war, so setzten sich doch die deutschen Fürsten zuweilen dagegen, und die Papste mußten von Zeit zu Zeit einen neuen Vorwand erfinden, um den Einspruch bei ihrem Ab- laßhandel zu vermeiden. Mehrmals hatte schon der Tür- ken krieg zum Vorwände dienen müssen, doch da das zu- sammengebrachte Geld nie dazu angewandt wurde, sondern stets in den Scckel des Papstes fiel, so war schon einmal 1501 dem Papst Alexander Vi. von den deutschen Für- sten die Bedingung vorgeschrieben worden, daß er § der Ablaßgelder in Deutschland lassen mußte. Dennoch versuchte der verschwenderische Papst Leo X. aufs Neue den Ablaßhandel in Gang zu bringen und nahm zum Vor- wand den Ausbau der Peterskirche zu Rom. Damit seine Geldschneiderei aber um so besser Fortgang haben möchte, so ernannte er den Kurfürsten Al brecht von Mainz, der auch zugleich Erzbischof von Magdeburg und Administra- tor von Halberstadt war, zu seinem Oberbevollmachtig- ten und ließ ihm einen Theil vom Gewinn. Kurfürst Alb- recht, ein Bruder des Kurfürsten Joachim von Bran- denburg, war ein verschwenderischer Herr, der seiner Prachtlicbe wegen mit den Einkünften seiner drei reichen Erzbisthümcr und Bisthümcr nicht auslangte, und dem daher der neue Zuschuß durch den Ablaßkram ganz er- wünscht kam. Er bestellte für die Lander Meißen und Thüringen den Dominikanermönch Johann Tezel, einen lasterhaften und frechen Menschen, der auf eine marktschreierische Weise den Leuten die Ablaßzettel auf- schwatzte und sie alle ohne Bedingung zur Buße und Bes- serung, ja sogar für Sünden, die sie noch begehen wollten, verkaufte. Dadurch machte er alles Gute, was gewissen-

2. Die Geschichten des sächsischen Volks - S. 118

1834 - Dresden [u.a.] : Arnoldi
118 Wahrheit seiner Sache überzeugt, aber auch selbst seine Gegner achteten seine Beherztheit und Freimüthigkeit. Er erhielt freies Geleit zur Rückkehr; doch kaum war er fort und auch Kurfürst Friedrich abgereist, als das Wormser Edict bekannt gemacht wurde, welches Luthern und seine Anhänger in die Acht erklärte, seine Lehren verbot und alle seine Schriften zum Feuer verdammte. Nun glaubten seine Widersacher den Sieg errungen zu haben, doch froh- lockten sie zu früh, wie sie bald zu ihrem Schrecken erfah- ren sollten. Der Kurfürst Friedrich war nicht mehr bei Abfassung des Edictes zugegen gewesen, er hielt sich also auch nicht daran gebunden; Herzog Georg dagegen ließ die Verbreitung der neuen Lehre bei der schwersten Strafe ver- bieten, verwiest viele Lausende des Landes, die sich zu der neuen Lehre bekannten, ließ bei der Universität eine strenge Untersuchung halten, verbot das Lehren der griechi- schen und hebräischen Sprache daselbst und zeigte seine Feindschaft gegen Luthers Lehren auf das Heftigste. Der Hast des Herzogs Georg und die bekannte Hin- terlist des römischen Hofes ließ alles für die Sicherheit Luthers fürchten, daher wurde er auf seiner Rückreise im thüringer Walde, auf das Veranstalten Kurfürst Fried- richs, plötzlich durch einige verkappte Reiter vom Wagen gehoben und heimlich nach der Wartburg gebracht; dort mußte er sich in weltlichen Kleidern, unter dem Namen des Junker Georg, aufhalten, damit seine Widersacher jede Spur von ihm verlören. Die Trauer aller Anhänger der neuen Lehre über Luthers Verschwinden war sehr groß, denn sie glaubten, daß er in die Hände seiner Feinde gefal- len sey. Doch bald wurden sie durch seine Schriften über- zeugt, daß er noch lebe, auch wurde sein Aufenthalt auf der Wartburg dadurch sehr nützlich, daß er daselbst Ruhe gewann, das neue Testament zu übersetzen, welches schon im folgenden Jahre gedruckt wurde, und nun mehr in die Hände des Volkes kam und die Hauptstütze der gereinigten Lehre wurde. Auch in Luthers Abwesenheit hatte die Reformation in den kurfürstlichen Landen keinen Stillstand. Bis dahin war noch wenig an den gottesdienstlichen Gebräuchen ge- ändert worden, da Luther selbst nicht dafür war, daß

3. Die Geschichten des sächsischen Volks - S. 120

1834 - Dresden [u.a.] : Arnoldi
120 wollten nicht nur eine neue Religion sondern auch ein weltliches Reich Christi auf Erden einführen, die alte Obrig- keit sollte vertilgt und eine neue vollkommen heilige einge- führt werden. Sie verwarfen die Kindertaufe und behaup- teten, daß jeder erwachsene Mensch noch einmal getauft werden muffe. Darum erhielten sie den Namen Wieder- täufer. Die muthige Widersetzlichkeit des Pastors Nico- laus Hausmann und seiner Capläne und das kräftige Einschreiten des Magistrats hemmten für einige Zeit die Fortschritte dieses gefährlichen Unfugs. Nunmehr wandten sich aber die Häupter der neuen Secte nach Wittenberg und verlangten von den Theologen daselbst die Bestätigung ihrer Lehre. Melanchthon wollte darüber nicht entschei- den und bat den Kurfürsten, Luthern die Prüfung dieser neuen Lehre aufzutragen. Der Kurfürst ließ ihm rathen, alle Verbindung mit den Schwärmern abzubrechen, dann aber Luthern durch S p a l a t i n von diesen Vorfällen Nach- richt geben. Der rieth, die Schwärmer mit Milde zu be- handeln, und sie verbanden sich mit der Karlstadtschen Partei in Wittenberg und die Unruhen in dieser Stadt nahmen so überhand, daß die auswärtigen Feinde der Kir- chcnverbefferung leicht einen Vorwand hätten finden können, sich in diese Händel gewaltsam einzumischen. Luther war nun überzeugt, daß nur durch seine Gegenwart dem Un- wcsen gesteuert werden könne, und so trat er ohne Beden- ken die Reise nach Wittenberg an, obgleich er wegen der kaiserlichen Acht sein Leben dabei wagte, den Kurfürsten selbst in die größte Verlegenheit setzte, und Gefahr lief, von den Schwärmern getödtet zu werden; doch wo es die Sache der Religion galt, kannte Luther keine Furcht. Ohne auf das Verbot des Kurfürsten zu achten, verließ er seinen heimlichen Aufenthaltsort auf der Wartburg und langte am 8ten März 1522 in Wittenberg an. Am folgen- den Tage bestieg er die Kanzel und predigte 8 Tage himcr- einander wider die während seiner Abwesenheit eingeriffenen Unruhen. Seine Ermabnungen machten eine so große Wir- kung auf das Volk, daß in kurzer Zeit die Ruhe völlig her- gestellt war. Während die Reformation durch diese Unruhen bedroht wurde, gewann sie auf der andern Seire dadurch, daß die

4. Die Geschichten des sächsischen Volks - S. 166

1834 - Dresden [u.a.] : Arnoldi
166 Die staatswirthschaftliche Thätigkeit Augusts ist für die damalige Zeit beinahe unerhört zu nennen, und hatte die erfreulichsten Wirkungen für seine Lande, die wohl zu sei- ner Zeit die wohlhabendsten und bestregierten unter allen deutschen waren. Die Rechnungen seiner Aemter revidirte er entweder selbst oder sein Sohn Christian, daher ließen sich die Beaufsichtigten keine Veruntreuungen oder Pflicht- versäumnisse zu Schulden kommen. Durch seine vortreff- liche Wirthschaft vermehrten sich seine Einkünfte in der Art, daß er nicht nur einen Schatz von mehrern Millionen sam- melte, sondern sehr große Summen seinen Unterthanen ge- gen ab lösliche und unablösliche Zinsen geben konnte, um sie aus den Händen der Wucherer zu retten. Die Summen, die er auf diese Weise ausgethan, belaufen sich gleichfalls auf Millionen. Dann hat er große Güterankäufe gemacht und dadurch das Staatsgebiet erweitert. Den Standen schoß er eine Million Gulden vor, dem Kaiser Rudolf gleichfalls eine ansehnliche Summe auf die Pfand- schaft seiner lausitzer Städte. Endlich hatte er uner- meßliche Summen auf große Bauwerke verwendet, als von Augustusburg, Annaburg, Moritzburg, dem Lust- schlosse auf dem Königfteine, der Befestigung von König- stein und Dresden, des Zeughauses, des Jäger- Hofes, der Kanzlei-und Münzgebäude, des Schlos- ses zu F r e i b e r g. Auf Wissenschaften und Künste ver- wandte er gleichfalls nicht geringe Summen. So gab er allein 30,000 Gulden für Stipendien und freie Stellen im Convict auf der Universität zu Wittenberg. Er ver- mehrte die Professoren und erhöhte ihre Besoldungen, die Dresdner Bibliothek hat er gestiftet, auch die Kunstkam- mer, eine Münzsammlung und andere Sammlungen ver- danken ihm ihr Entstehen. Bei so vielem Löblichen, was von diesem, um sein Land so verdienten, Fürsten gemeldet werden kann, darf aber auch eine Schwäche, deren er sich schuldig gemacht, nicht verschwiegen werden. Dieses ist seine Einmischung in die kryptocalvinistischen Streitigkeiten, und die harte Verfolgung, die er über die kryptocalvinistischen Geistlichen verhängte. Der ehrwürdige Melanchthon hatte gegen seinen Willen zu einem Streite Veranlassung

5. Die Geschichten des sächsischen Volks - S. 146

1834 - Dresden [u.a.] : Arnoldi
140 Nach derselben sollten die meißnischen und thüringi- schen Länder ncbft den B leb erster nischen Herrschaften und Sag an stets ungethcilt auf den erstgebornen Prinzen vererben, die jüngeren Söhne aber mit baaren Einkünften und einigen kleinen Gebieten abgefunden werden, doch kei- nen Antheil an der Negierung haben. Albrecht hintcrließ aus seiner Ehe mit Sidonia, der Tochter des Königs Georg von Böhmen, drei Söhne, Georg, der sein Nachfolger wurde, Heinrich, der die Erbstatthalterschaft in Friesland erhielt, sie aber schon 1503 an Georg übergab, von dem sie i. I. 1515 für immer an Oestreich abgetreten wurde, Friedrich, der die Hochmeisterwürde des deutschen Ritterordens in Preußen begleitete und 1510 zu Nochlitz starb. Herzog Georg hatte die Kampflust seines berühmten Vaters nicht geerbt, dagegen befaß er eine große Neigung zur Gelehrsamkeit, die allerdings zwar löblich war, doch, als ec sich in die Neligionsangelegenheiten mischte, dem Lande eben nicht zum Vortheil gereichte. Die ersten Jahre seiner Regierung beschäftigte er sich mit den Unruhen und Kriegen in Friesland, als er aber einsah, daß ihm die Behaup- tung dieses Landes nur Verlust bringe, so gab er es an Oestre ich für 200,000 Gulden zurück. Freilich hatten sein Vetter und ec , Zeit und Menschen ungerechnet, wohl fünfmal soviel dafür aufgeopfert, doch würde er, bei länge- rem Beharren auf seinem Rechte darauf, unfehlbar noch mehr verloren haben. In die Angelegenheiten der Kirchen- verbesserung war er tief verwickelt und einer der heftigsten Gegner davon. Ec erkannte die Gebrechen der Kirche sehr wohl und verlangte die Abstellung derselben, allein auf den verkehrten Rath des Erasmus verlangte er, daß nur allein durch den Papst und eine von ihm zusammenberufene Kirchenversammlung dem eingeriffenen Verderben gesteuert werden könne. Da er sich durch den arglistigen Eck über- reden ließ, daß Luther den Hussitischen Ketzereien zu- gethan sey , so faßte er einen Haß gegen ihn und verfolgte die Anhänger desselben auf das Heftigste. Er verbot den Verkauf von Luthers Schriften und ließ den Buchhändler Herrgott in Leipzig, der dieses Verbot überschritten, hinrichten, 800 Menschen als Anhänger der Re forma-

6. Die Geschichten des sächsischen Volks - S. 111

1834 - Dresden [u.a.] : Arnoldi
11t von Luther noch gar nicht beabsichtigt war, nun unauf- haltsame Fortschritte machte und durch ihrer Gegner Un- klugheit selbst beschleunigt wurde. Dr. Martin Luther hatte, als er seine 95 Sätze anschlug, nur noch allein die Absicht, der schamlosen Ab- laßkramerei ein Ende zu machen und glaubte fest, daß weder der Papst noch der Kurfürst von Mainz um den schänd- lichen Unfug wüßten, der damit getrieben wurde. Er schrieb deshalb an den Kurfürsten von Mainz und bat ihn dem Aergerniß Schranken zu setzen. Aber der Kurfürst, der selbst von dem Ablaß großen Gewinn zog, antwortete nicht, auch fand sich keiner, der mit Luther überfeine 95 Satze hatte streiten wollen. Sie waren indeffen gegen seinen Willen gedruckt und überall verbreitet worden, hatten ein großes Aufsehen erregt und vielen Beifall gefunden. End- lich ließ im December 1517 Johann Tezcl 105, und bald darauf noch 50 Gegensätze von Dr. Wimpina ab- fassen, worin Luthers Behauptungen so heftig und wider- sinnig bestritten waren, daß ihre Richtigkeit nur noch mehr einleuchtete. Auch verbrannte Tezcl Luthers Sätze öffentlich als ketzerisch, und ließ durch den Dominikaner Prieras in Rom eine Schrift gegen Luther abfassen, die aber so widersinnig ausficl, daß der Papst selbst ihr seinen Beifall versagte. Darauf schrieben noch einige Deutsche, als der Dominikaner Hogstraten zu Köln und Dr. Johann Eck zu Ingolstadt gegen Luther, aber Beide mit so wenigem Geschick, daß sie, anstatt ihm zu schaden, ihm vielmehr nützten, sich selbst aber lächerlich und verächtlich machten; dagegen erhielt Luther nicht nur einen allgemeinen Beifall der Studirenden in Witten- berg und der Brüder seines Ordens, sondern auch viele Gelehrte und Mächtige vom Adel, als Hutten, Sickin- gen und Schaumburg billigten seine Meinung und boten ihm ihren Schutz an. Der Hofprediger des Kurfürsten Friedrich, Georg Burckhard, genannt Spalatinus, wurde sein Freund und Fürsprecher, und der hochgelehrte, weise Melanchton sein Gehülfe bei dem großen Werke. Luther widerlegte seine Gegner ohne große Mühe, und dann gab er eine Erklärung seiner 95 Sätze heraus, die er an den Papst und an den Bischof von Brandenburg

7. Die Geschichten des sächsischen Volks - S. 119

1834 - Dresden [u.a.] : Arnoldi
119 durch plötzliche übereilte Neuerungen die Gemächer verwirrt würden. Nunmehr erfolgten viele rasche Schritte. Meh- rere Mönche des Augustiner Ordens zu Wittenberg verließen denselben, andere drangen auf die Abschaffung der Privat- und Seelenmessen und auf die Austheilung des Abendmahls in beiderlei Gestalt. Auf einem Convent der 40 Augustiner Klöster in Meißen und Thüringen im December 1521 wurden die mit dem Evangelium un- vereinbaren Klostergelübde und Ordensregeln und das All- mofcnfammeln abgefchafft. Der Kurfürst gebot Mäßigung und Schonung und wollte erst durch Predigten das Volk und durch Schriften die Gelehrten-auf die nöthigen Ver- änderungen vorbereiten lasten, allein einige Eiferer in Wit- tenberg, besonders der Augustiner Didymus und der vr. Bodenstein oder Karl stad t glaubten nicht schnell genug zu Werke gehen zu können, und wollten die römi- schen Kirchengebräuche mit einem Male ausrolten. Sie wiegelten das Volk durch Predigten auf, schafften eine Menge gottesdienstlicher Gebräuche ab, ertheilten das Abend- mahl unter beiderlei Gestalt und zertrümmerten dann in den Kirchen die Bilder, Bildsäulen und Altäre und gaben überhaupt dem öffentlichen Gottesdienst eine ganz neue Ge- stalt. Sie verfuhren dabei so ungestüm, daß nicht nur die Anhänger der römischen Kirche heftig darüber erbit- tert, sondern auch Kurfürst Friedrich und alle ge- mäßigten Anhänger Luthers darüber unwillig wurden. Nur .mit großer Mühe wurde durch vr. Beyers und einiger kurfürstlichen Näthe Vermittelung im Januar 1522 ein Vergleich zu Stande gebracht, worin mehrere Neue- rungen anerkannt wurden, damit nur den Unruhen Einhalt geschähe. Noch bei weitem gefährlichere Ereigniffe trugen sich aber zu gleicher Zeit in Zwickau zu, woselbst einige Schwärmer die Kirchenverbesserung auf ihre Weise durch- setzen wollten. Die Häupter dieser Schwärmer waren der Tuchmacher Nicolaus Storch und der Wcltgeistliche Thomas Münzer; der erstere ernannte 12 Apostel und 72 Jünger, gab sich für einen göttlichen Gesandten und seine Lehre für göttliche Eingebung aus. Die Anhänger dieser Neuerer bestanden größtentheils aus dem Pöbel, doch traten ihnen auch manche angesehene Männer bei. Sie

8. Die Geschichten des sächsischen Volks - S. 121

1834 - Dresden [u.a.] : Arnoldi
121 römische Geistlichkeit in Sachsen anfing, sich von den Vorschriften der römischen Kirche frei machen und besonders die Ehelosigkeit aufzugcben. Ein Priester zukem- berg, Bartholomäus Bernhardt, war der erste der im Jahr 1521 sich vcrheirathete und bald eine große Menge Nachfolger fand. Dadurch erhielt Luther immer mehr Anhänger aus der Geistlichkeit, die nun auch um ihres eigenen Vortheils Willen Luthers Lehre immer weiter verbreiteten. Zu gleicher Zeit verfaßte Melanchthon eine Schrift mit dem Namen loci cornrnunes, worin die Hauptartikel der christlichen Lehre mit solcher Klarheit und Kürze vorgetragen waren, daß sie der neuen Lehre eine große Menge Anhänger verschaffte und alle Freunde der Kirchcn- verbesserung in ihren Meinungen bestärkte. Unter solchen Umständen konnte es dem Dr. Luther wenig schaden, daß der König Heinrich Viii. von Eng- land und der berühmte Gelehrte Erasmus gegen ihn schrieben; er fertigte beide zum Erstaunen der Welt mit vieler Derbheit ab und zeigte, daß bei ihm kein Ansehen der Person galt. Auch des Haffes und der strengen Ver- fügungen des Herzogs Georg von Sachsen gegen seine Lehre achtete er wenig, denn er hatte ja die Freude zu sehen, daß seine Lehren sich immer weiter verbreiteten und die Zahl ihrer Anhänger täglich wuchs. Auch ereigneten sich manches Günstige für sein Werk, wie der schnelle Tod des Papstes Leo X., der ohne die letzte Oelung gestorben war, welches selbst den eifrigsten Anhängern der römischen Kirche großen Anstoß gab; dann die Wahl des Papstes Hadrian Iv., der selbst die Verderbtheit der römischen Geistlichkeit eingestehen mußte; endlich der Krieg Karls V. mit Frankreich, wodurch jeder Plan zur Unterdrückung der Reformation vereitelt wurde. Nunmehr dachte auch Luther an die Aenderung der kirchlichen Gebräuche und der Liturgie. Der Schwachen wegen ging er mit vieler Schonung zu Werke und behielt noch viele alte Gebete und Gesänge, selbst die Erhebung der Hostie und des Kelches bei; aber die eigentliche Messe schaffte er ab. Er selbst legte die Mönchskutte ab und kleidete sich in den schwarzen Pri'efterrock, der nach und nach die Amtskleidung der Lu- therischen Geistlichen wurde. Luther ließ bei allen

9. Die Geschichten des sächsischen Volks - S. 131

1834 - Dresden [u.a.] : Arnoldi
131 sorge während seiner ganzen Negierung war die Beschir- mung und Beförderung der Kirchenverbesserung. Gegen die auswärtigen Widersacher hatte er sie mit Muth und Beharrlichkeit vertheidigt, in seinen Landen bat er Alles, was in seinen Kräften stand, gethan, um die verbesserte Kirche in Aufnahme zu bringen. Er ließ die Schulen in einen besseren Stand setzen, den Lehrern und-Predigern eine ausreichende Besoldung zustießen und strebte darnach, alle Forderungen zu erfüllen, die von Luther und Melanch- ton und andern großen Kirchenlehrern zum Wohl und Ge- deihen der Kirche an ihn gemacht wurden. Auch im Ue- brigen ließ er sich die Wohlfahrt des Landes angelegen sein, sorgte für die Verbesserung der Rechtspflege, errichtete zu Wittenberg ein Hofgericht für die Kurlande, hielt auch strenge Polizei, und ließ das Münzwescn in Ordnung bringen. Mit seinem Vetter, dem Herzoge Georg, hatte er mancherlei Irrungen wegen gemeinsamer Lehne, der Münze, Bergwerke, Straßen und Geleite, die 1531 durch einen Vergleich zu Grimma, der Grimmaische Machtspruch genannt, durch welchen auch Schneeberg ganz an den Kurfürsten kam, geschlichtet wurden. Fünfundzwanzigstes Capitel. Die Begebenheiten in Kursachsen während der Negierung des Kurfürsten Johann Friedrich des Großmüthigen. Gleich seinem Vater und Oheim war auch Johann Friedrich ein eifriger Beschützer und Pfleger der Refor- mation, für deren Erhaltung er selbst seine und seines Hau- ses Wohlfahrt opferte. Zwar mangelte ihm die Wcisheir und der kühne Muth, um sich unter so gefährlichen Um- ständen, die zu seiner Zeit eintraten, als der Vorkämpfer für die gereinigte Lehre behaupten zu können, und durch manche Mißgriffe brachte er seine Glaubenspartei in eine höchst bedenkliche Lage; doch mangelte ihm der gute Wille nicht, und durch seine unerschütterliche Anhänglichkeit an die 9*

10. Römische Geschichte - S. 123

1895 - Dresden [u.a.] : Ehlermann
Vierter Zeitraum. — § 42. Das Kaiserreich bis zur Reichsteilung. 123 mit dem Drängen des für seinen Soldatengott (Mithra) eifernden Galerius Antrieb für Diokletian zur Verfolgung. Die Kirchen werden zerstört, die heiligen Schriften verbrannt, die Güter eingezogen. Märtyrertum! Das Christentum geht unbesiegt aus den Verfolgungen hervor. Duldung schon durch Diokletians unmittelbare Nachfolger. Gleichstellung der christlichen mit der heidnischen Religion durch Konstantin, dessen Mutter Helena bereits Christin ist (Konstantin, als Kaiser auch "heidnischer Oberpriester, wohl nie getauft. Sage von der Taufe vor seinem Tode). Das von ihm 325 berufene Concil zu Nicäa entscheidet gegen Arius’ Lehre zu gunsten der athanasianischen, daß der Gottessohn Christus mit Gottvater gleiches Wesens sei. Julian, der tüchtige Neffe Konstantins, macht noch einmal den Versuch, die alte Götterwelt (philosophisch umgedeutet) wiederzuerwecken und den Heiden die Liebesthätigkeit der Christen einzupflanzen. Ausschließung der Christen von Lehr- und Staatsämtern. Spott und Federkampf gegen sie. Christen werden zum Wiederaufbau zerstörter heidnischer Tempel gezwungen. Sein Tod durch den Pfeil eines Christen auf einem Zuge gegen die Neuperser bezeichnet den Sieg des Christentums (seine letzten Worte: „tandem vicisti, Galilaee!“). Der Arianismus erhält sich besonders bei den Germanen. Byzantinische Hofkirche. Der Bischof von Rom gewinnt an Bedeutung und wird in der Mitte des 5. Jahrh, das Haupt der katholischen Kirche. Unter den Nachfolgern Julians beginnen bereits Heiden Verfolgungen, Zerstörung von Tempeln (das „Serapeum“ in Alexandrien) und Götterbildern, Verfolgung von Philosophen (Hypatia in Alexandrien). Die Kirche eine Schranke kaiserlicher Willkür unter Theodosius (Bischof Ambrosius von Mailand verwehrt dem Kaiser den Eintritt in die Kirche vor Ablegung der Buße wegen einer Greuelthat in Thessalonich). Das Heidentum flüchtet von den Städten in die Gaue („pagani“). Iv. Die Nachfolger Konstantins. Die Söhne und Neffen Konstantins, die sich nach dessen Bestimmung in die Augustus- und Cäsarenwürde teilen sollten, fallen durch Verwandtenmord bis auf dessen zweiten Sohn Constantius, der Alleinherrscher wird, und dessen Neffen Julian. Letzterer! Cäsar in Gallien, wird 361 nach tapferen Thaten gegen Allemannen und Franken (357 Schlacht bei Straßburg) aus Mißtrauen vom Kaiser abberufen, aber von seinem Heere zum Augustus erhoben (361—363). Ein Philosoph auf dem Thron! Uber sein Verhalten Wmtzecäwt-indmäen und seinen Tod s. o. für Internationale Schulbuchs orsuiung Braunschweig Ii Ll!Ll!_J.u«,V 325 36i—363
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