51
b. i. Moorkolonie der Provinz Hannover. Nächst Emden ist Papen-
bürg der wichtigste Seehandelsplatz der Provinz Hannover. Vor
200 Jahren standen hier nur sieben armselige Hütten neben einer
alten verfallenen Burg, und jetzt hat der Ort Stadtrechte und besitzt
drei Kirchen. Torsstechen, Ackerbau, Viehzucht, Schiffahrt und Schiffs-
bau sind die Erwerbsquellen der Einwohner. Papenburg und auch
die übrigen Fehen liesern verhältnismäßig mehr Seelente als die
Küsten; denn schon in früher Jugendzeit lenken hier die Jungen die
Kähne und gewinnen dabei eine sichere Übung im Rudern und Segel-
stellen. Ju der Seemannsschule iu Papenburg erhalten sie dann die
weitere Ausbildung für die Seefahrt.
Dritter Tag:
Die H a s e.
Von der rechten Seite fließt die Hase, welche am Nordabhange
des Teutoburger Waldes entspringt, in die Eins. Wir gehen an
ihrem Ufer eine gute Strecke entlang und merken uns das Wissens-
werte der Reihe nach.
Nicht weit von der Quelle, in deu Wiesen bei dem Dorfe Ges-
mold, teilt sich der Hasefluß auffälliger Weise in zwei Arme, von
welchen der westliche den Namen Hase beibehält, der östliche aber
unter dem Namen Else in die Werre, einen Nebenfluß der Weser,
fließt. Es fehlt hier alfo die eigentliche Wasserscheide zwischen Weser
und Ems. Diese Gabelung würde einen noch großartigeren Eindruck
machen, wenn die beiden Flüsse, über welche ein guter Turner hinweg-
springen kann, größer und ihr Gesälle bedeutender wäre, aber merk-
würdig und sehenswert bleibt die Spaltung immerhin. Von Gesmold
folgen mir der Hase in nordwestlicher Richtung zunächst bis Osua-
brück durch ein drei Stunden langes, etwas sumpfiges Wiesenthal,
das am linken Ufer von den letzten Ansläuferu des Teutoburger
Waldes begrenzt wird und an der rechten Seite von den Vorbergen
des Wiehengebirges. Die Berge sind mit Laub- und Nadelwäldern
bewachsen und bergen Steinkohlen, Eisen und Sandstein.
Die Umgebung von Osnabrück zeichnet sich durch Naturschönheit
und Fruchtbarkeit aus. Da ist zuerst in nächster Nähe der Stadt
der mit geschmackvollen Anlagen geschmückte Gertrudenberg zu nennen,
von welchem wir die ganze Stadt mit ihren hohen Türmen und statt-
4.*
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle]]
TM Hauptwörter (200): [T38: [Weser Elbe Hannover Land Stadt Lüneburg Leine Nordsee Aller Bremen], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau]]
46
Zweiter Tag:
Die Meerbusen.
Der größere Teil des Dollarts ist in den Sturmfluten der
Jahre 1279—1287 entstanden. Die Stadt Torum und 50 blühende
Dörfer wurden später nach und nach durch die Macht der wild heran-
stürmenden Wogen von dem Festlande losgerissen, und der Tiam und
Echeflnß verschwanden gänzlich. Torum war aber noch 1507 ein
Gerichtssitz und hatte eiue eigene Münze.
Im Lause der Zeit haben die Menschen durch starke Dämme dem
Meere 2/3 des verloren gegangenen Landes wieder abgewonnen, und
durch beständig neu anzulegende Eindeichungen wird das Dollartbecken
vielleicht einmal ganz verschwinden, um sruchtbaren Poldern Platz zu
machen.
Gleichzeitig mit dem Dollart entstand der Jadebusen. Auch
hier waren fruchtbare Landschaften, durchflössen von dem bis ans einen
kleinen Rest verschwundenen Jadeflusse. Im 13. Jahrhundert aber
wurden die ersten größeren Länderstrecken in den Fluten begraben,
und diesen solgten nach und nach mehrere Dörfer und Klöster, bis
der Jadebusen vor etwa 390 Jahren seine jetzige Gestalt bekam.
Rings um den Jadebusen ist Oldenburger Gebiet; aber die Stadt
Wilhelmshaven mit 16000 Einwohnern gehört zu unserer Provinz,
und unmittelbar an der Stadt liegt der, 1869 eröffnete Kriegshasen
für die deutsche Flotte. Tie eigentlichen Hasenbauteu, 1860 begonnen
und 1869 durch Köuig Wilhelm feierlich eröffnet, sind unter großen
Schwierigkeiten angelegt; denn der Untergrund mußte erst durch Ein-
rammen von Pfählen fest gemacht werden.
Die Hafeneinfahrt ist 220 rn lang und 93 rn breit. Dann solgt
nach der Öffnung einer Schleuse der eben so lange und noch breitere
Vorhasen, aus welchem die Schiffe durch eine zweite Schleuse in den
1130 rn langen und 84 rn breiten Kanal gelangen, an dessen Nordseite
der Ausrüstungshasen liegt. Daraus erst solgt der eigentliche Kriegs-
Hasen 360 rn lang und 280 rn breit. Südlich von diesen Hasenbauten
liegt der Handelshasen, in welchen man aber von der Jade ans durch
eine besondere Einfahrt gelangt.
Neben diesen Hafenanlagen ist in kurzer Zeit die Stadt Wilhelms-
Häven entstanden. Nach der Landseite wird der Hafen beschützt durch
TM Hauptwörter (50): [T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer]]
TM Hauptwörter (100): [T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter]]
TM Hauptwörter (200): [T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle], T129: [Schiff Hafen Flotte Meer Küste Fahrzeug See Kriegsschiff Land Dampfer], T38: [Weser Elbe Hannover Land Stadt Lüneburg Leine Nordsee Aller Bremen], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf]]
66
Göttingen mit 22000 Einwohnern hat an der Nordseite aus-
gedehnte Leinewiesen und an den anderen Seiten lehmhaltige Gärten
und Äcker. Die Stadt war im Mittelalter Mitglied des Hansabundes,
und an diese Blütezeit erinnern das altertümliche Rathaus und das
Gildehaus der Kaufleute. Im dreißigjährigen Kriege 1618—1648
verarmte die Stadt fast gänzlich, und sie erholte sich erst wieder voll-
ständig, als im Jahre 1737 der König Georg Ii. hier die Universität
stiftete.
Etwa zwei Stunden unterhalb Göttingens schauen von steilen
Bergeskegeln die Ruinen des Hardenberges und der Plesse, die Über-
bleibsel stolzer, sageureicher Burgen, weit in das Leinethal hinein.
Am Fuße der Plesse bricht, überschattet von Eichen und Bucheu, die
klare Quelle von Mariaspring unter einem Felsen so mächtig hervor,
daß der daraus mit starkem Gefälle entströmende Bach, das „Rauschende
Wasser", trotz des kurzen Laufes bis zu feiner Mündung iu die Leiue
sieben Mühlen treibt. Die Plesse, der Hardenberg und Mariaspring
sind an Sonn- und Festtagen die Tummelplätze für jung und alt;
denn Kinder, Studenten, Bürger und Landleute finden sich dann hier
zu einem bunten Bilde zusammen.
Von der rechten Seite fließt die Rhume in die Leine. Bei
Rhumspringe, am Südfuße des Harzes, tritt sie aus einer einzigen
Quelle mit einem solchen Wasserreichtums zu Tage, daß sie sofort
bedeutende Mühlenwerke treibt. Das Rhumethal trennt den Harz
von dein Göttinger Walde.
An der Rhume liegt uahe der Mündung die Stadt Northeim
mit 7000 Einwohnern. Früher wurde in der Umgegend der Stadt
viel Hopfen gebaut; seit langen Jahren sind aber die Hopsenpslanznngen
durch den Tabaksbau verdrängt.
Zweiter Tag:
Bon der Rhume bis an die Innerste.
Einige Stunden unterhalb von Northeim bildet das Leinethal
nach Westen bis an den Solling eine fruchtbare Ausbuchtung. Am
Eingange derselben liegen unmittelbar an den grünen Leinewiesen auf
einem kleinen Hügel die Ruinen der alten Burg Salzderhelden,
von wo aus unser Blick reicht bis an die Türme der Stadt Einbeck
und bis an die Burgreste von Grubenhagen.
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
TM Hauptwörter (100): [T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee]]
TM Hauptwörter (200): [T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T38: [Weser Elbe Hannover Land Stadt Lüneburg Leine Nordsee Aller Bremen], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser]]
79
sie den Vorwitzigen, welcher sie auf ihren Wanderungen belauschen
will. — Prinzessin Ilse und der Köhler. —
Jlsenburg ist ein Flecken im Regierungsbezirke Magdeburg. Ober-
halb Jlsenburg liegeu ein altes und neues gräflich Stolbergsches
Schloß. Die Eisengießereien von Jlsenburg sind weit bekannt.
Fünfter Tag:
Die vier zu dem Saalegebiete gehörenden Flüsse.
1. Die Holzemme entspringt bei den Hohueklippeu nahe dem
Brocken und fließt in die Bode. Ihr eigentliches, wildes Thal be-
ginnt bei der „Steinernen Renne", wo sie, fast zu Schaum aufgelöst,
eiue Reihe von Wasserfällen bildet, und wo sie — besonders bei
Schneeweichen — einem starken Turner gleich, in weiten Sprüngen
über die im Flußbett liegenden Felsblöcke dahin stürzt. Gefälle 1:18.
So nahe liegen diese breiten Blöcke im Flusse bei dem kleinen Gast-
Häuschen, daß man bequem, über dieselben hinwegspringend, von einem
Ufer zum andern gelangen kann, und überraschend ist der Blick auf
diese „Steinerne Renne" von der etwas oberhalb gelegenen Brücke
aus, weil man von dort fowohl nach unten, wie nach oben etwa
1000 Schritte weit nur über ranfchende Wasserfälle dahinsteht. Bei
Wernigerode fließt die Holzemme in die Ebene.
Tie Stadt Wernigerode gehört zu der standesherrlichen Grafschaft
Wernigerode. Neben der Stadt liegt auf einem 260 m hohen Berge
das Residenzschloß des Grafen. Rüstige Wanderer gehen in einem
Tage von Wernigerode durch das Thal der Holzemme ans den Brocken,
um am Abend durch das liebliche Jlsethal nach Jlsenburg wieder
hinunter zu wandern.
2. Die Bode. Die „Kalte Bode" entpringt auf dem Brocken-
felde unter dicht mit Brockenmoos und Heide überzogeneu Felsen und
bildet bald ein enges, schroffes Thal.
„Ich hört' ein Bächlein rauschen, wohl aus dem Felsenquell
Hinab zum Thale rauschen, so frisch und wunderhell.
Ich weiß nicht, wie mir wurde, nicht, wer den Rat mir gab,
Ich mußte gleich hinunter mit meinem Wanderstab.
Hinunter und immer weiter und immer dem Strome nach;
Es geh'u ja Mühlenräder an jedem klaren Bach."
In wildem, stürmischen Laufe durchrauscht sie ihr einsames, dunkles
Felsbett, und wir folgen ihr bis dahin, wo sie das Gebirge verläßt,
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee]]
TM Hauptwörter (200): [T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T89: [Wasser Fluß Quelle Bach See Erde Boden Brunnen Land Ufer], T130: [Elbe Stadt Sachsen Provinz Saale Kreis Schlesien Elster Neiße Magdeburg], T102: [Glocke Stimme Wort Hand Auge Ohr Kirche Ton Fenster Herr], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit]]
1900 -
Hannover [u.a.]
: Carl Meyer (Gustav Prior)
Autor: Wende, Gustav
Hrsg.: ,
Auflagennummer (WdK): 6
Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Geschlecht (WdK): koedukativ
10
das Fieber auch hier seine Opfer fordert. Togoland hat zwei Regen-
Zeiten, vom April bis August und vom Oktober bis November. Die
mittlere Temperatur an der Küste ist 26° C.
Pflanzen- und Tierwelt. Auf der Nehrung wachsen nur
Dorngesträuch und wilde Dattel- und Fächerpalmen; hinter der Lagune
jedoch ist der Boden überaus furchtbar. Um die Ortschaften und an
den Flüssen stehen prächtige Kokos- und Ölpalmenhaine, und weiter im
Innern dehnen sich weite Grasflächen von Urwaldstreifen durchzogen
aus. Diese Wälder machen die Eingebornen urbar. Am Fuße der
Stämme unterhalten sie ein Feuer, bis dieselben durchgebrannt sind,
umfallen und gänzlich verbrennen. Auf diesem so gewonnenen Lande
bauen die Eingebornen ihre Früchte. Alle europäischen Gemüse ge-
deihen im Togolande, außerdem der Melonen- und Guttaperchabaum
und die Banane.
Von unsern Haustieren giebt es Pserde und Rinder äußerst selten,
dagegen sind Schafe, Ziegen und alle Arten von Hühnern überall
verbreitet.
Von den wilden Tieren kommt der Elefant vereinzelt, der Büffel
häufiger vor. Antilopen giebt es im Togolande vier Arten, außerdem
im Gebirge Wildschweine. Das Gebirgsland wird durchstreift von
Löwen, Hyänen und Tigerkatzen. Die Vogelwelt ist in allen Farben und
Größen vertreten.
Die Bewohner.
Nur das Küstengebiet ist stark bevölkert. Es giebt hier Ortschaften
mit mehr als 10000 Einwohnern. Im Innern ist die Bevölkerung
geradezu spärlich. Die Bewohner Togolands sind die Ewe-Neger, deren
Zahl man auf 2^ Millionen schätzt. Sie sind körperlich wohl gebaut
und geistig gut beanlagt. Ihre Nase ist nicht so stumpf und ihre
Lippen sind nicht so aufgeworfen wie bei den übrigen Negern. Das
Haar ist wollig und bei Männern und Frauen kurz geschoren.
Wohnung und Kleidung. Die Häuser sind klein und viereckig
und mit einem Dach von Schilf und Gras versehen. Jedes Haus hat
eine verschließbare Thüre, aber in der Regel kein Fenster.- Das Häuschen
ist von einem Hofe umgeben. Überall herrscht die größte Reinlichkeit.
In jedem Dorfe befindet sich ein sogenanntes Palawerhans. Es ist
dies eine vorn offene und nicht sehr tiefe Halle, in welcher die unter
den Eingebornen ausgebrochenen Streitigkeiten geschlichtet werden. Von
Ortschaft zu Ortschaft führen nur fußbreite, aber gut gepflegte Fußwege.
Bei der Arbeit trägt der Mann nur einen Schurz. An Feier-
tagen kleidet er sich mit einem europäischen Hemd und einer Art Toga.
Auch die Frauen haben diese Toga, die bei ihnen auf dem Rücken zu
einem Beutel erweitert ist, in welchem sie nach Art der Eskimo die
Kinder tragen. Die Männer schmücken sich mehr als die Frauen und
zwar an Ohren, Hals, Armen und Zehen.
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser]]
TM Hauptwörter (100): [T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau], T84: [Vogel Tier Eier Fisch Mensch Hund Nahrung Thiere Insekt Art], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke]]
TM Hauptwörter (200): [T195: [Pferd Tier Hund Schaf Löwe Wolf Rind Mensch Schwein Thiere], T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T123: [Haar Mann Kopf Frau Hand Fuß Kleidung Mantel Hut Schuh], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit]]
— 7 -
Stettiner Haff buchtenreich mit vorliegenden höheren und bewal-
deten Inseln: Alfen, Schleswigs Brückenkopf und Rügen,
Stralsunds idyllisches, durch Sturmflutheu zerrissenes Vorland;
in Hinterpommern geradlinige Sandküste, in Preußen durch
Haffbildung und die Halbinsel Samland gegliederte Dünen-
küste. Auch die Ostsee kein unfruchtbares Meer; friedlicher und
blutiger Kampfplatz der nördlichen und südlichen Germanen.
Große Zahl von Seestädten seit der Germanisierung: Lübeck,
im Mittelpunkt des Hansagebietes, nur 8 Meilen von der unte-
ren Elve, einst der nächste Hafen für die gewerblichen sächsischen
und westfälischen Hansastädte; Stettin, der Hafen für das
getreidereiche Oder- und Warthegebiet. Die Seestädte Preußens,
Dan zig und Elbing im fruchtbaren Weichseldelta, Königs-
berg am Pregel und Memel, der Hafen des Niemengebietes,
die nördlichste preußische Stadt, werden durch das Wintereis,
noch mehr durch die nahe russische Zollgrenze beengt.
2. Hinter der Ostseeküste die baltische Seenplatte, die
bis in die Sandflächen Jütlands verlaufende Fortsetzung des
nördlichen uralischen Landrückens, durchschnittlich 3—500' hoch
(Thurmberg in Pomerellen über 1000'), Wasserscheide zahlreicher
Flüsse, meist Acker- oder Waldboden in der Umgebung der Ge-
Wässer, ties durchfurchte öde Sandhöhen besonders in Hinter-
Pommern, mit bedeutendem frnchtbaren Vorlande um das kurische
Haff und die pommersche Bucht. In den östlichen und mittleren
Theilen auch breite Abdachung zu den Sumpfstreifen des Hinter-
landes durch meist öde waldige Sandflächen: in Preußen die
masurische Johauuisburger Wilduiß, westlich der Weichsel
gegen die Oder hin die Tuchler Haide mit der Verbiuduugs-
straße zwischen dem fetten Danziger Werder und der Neu-
mark*), dem südlichsten Theile des ganzen Landrückens. Ab-
dachuugeu der Mecklenburger Platte: Uckermark (zur
Oder), Ruppin^), Prieguitz, Lauenburg lznrhavel und
Elbe).
Die vom sarmatischen und wendischen Tieflande abgewandten
und eigenartigen zum Theil idyllischen Küstenlandschasten
*) Am Sumpfstreifen des Südrandes eine andere Verbindungsstraße
des Ostens und Westens von Thorn aus; beide gedeckt durch Küstrin sin
der Nähe Zorndorf). Hier des „Oberstlieut. Fritz" nationalökonomische
Studien im Hinblick anf jenes Sumpfland, den Warthedistrict.
**) Mit den kleinen Parkseen des Rhin (Rheinsberg); von da über Fehr-
bellin zur ähnlichen Landschaft von Sanssouci.
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T0: [Meer Insel Halbinsel Küste Ozean Afrika Land Europa Kap Straße]]
TM Hauptwörter (200): [T135: [Haff Stadt Stettin Weichsel Ostsee Insel Memel Königsberg Danzig See], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T193: [Meer Halbinsel Gebirge Norden Süden Osten Westen Küste Insel Europa]]
Preußen, Pommern, Mecklenburg in sich gegliedert durch die
parallelen Durchbrüche der Weichsel und Oder und durch deren
und des Pregel und Niemen breite und fette Niederungen. Die
bedeutendste Entwicklung im deutschen Ordenslande*).
Sein Vorland an der Straße von Marienburg nach Königs-
berg und von da über Tilsit nach Livland reicher geschicht-
licher Boden, im Inneren noch nicht ausgeglichene Gegensätze der
Kultur zwischen den deutschen Städten und der lettischen und
slavischen (masurischeu) Landbevölkerung; ähnlicher Gegensatz an
der Grenze Pommerns (Kassuben) und Westpreußens, eine Nach-
Wirkung des der deutsch-evangelischen Kultur feindlich entgegen-
getretenen Thorner Friedens. Das übrige Küstenland vollständig
germanisiert.**) Im insularen***) Holstein und Schleswig
(Stecknitzkanal, Eiderkanal, Isthmus zwischen Schleswig und
Tondern, Dannewirk) begleitet die Seeplatte oft mit lieblichen
Waldlandschaften die Ostküste, dahinter die Geest, auf ihr die
Verbindung nach dem N., westlich zur Nordseeküste friesisches
Marschland bis Ditmarschen. Der Zusammenhang mit der
offenen Nordsee durch die Batten gehemmt, der Nordseehafeu
Altona neben Hamburg; der Schwerpunkt des Landes an
der den nahen dänischen Inseln ähnlichen Ostseeküste. Der durch
die Dynastie geförderte langdauernde Zusammenhang mit Däne-
mark durch Preußen gelöst. Stammland dieser Dynastie, die
auch in Rußland und Griechenland (eine Zeitlang auch in Schwe-
*) Die Bewohner des polnischen Sumpflandes kannten und nützten die
günstige Lage und Beschaffenheit ihres Mündungslandes Preußen nicht;
deutsche christliche Ritterschaft im Bunde mit den Seestädten zogen es in
das Bereich deutscher Kultur. Nach langer Störung durch die Polnische
Herrschaft wurde diese Aufgabe durch die Hohenzolleru wieder aufgenom-
men und auf das Hinterland ausgedehnt. Anfiedlung der evangelischen
Salzburger in Ostpreußen durch Friedr. Wilh. I., Kultur des Netzedistricts
durch Friedrich d. Gr.
**) Die den Littanern verwandten, den Reußen anwohnenden Preußen
haben durch ihren ruhmvollen Widerstand ihren Namen verewigt; auch das
treue deutsche Pommerland ist stolz'auf seinen Namen (am Meere); Meck-
lenbnrg hat Slavisches in dem Dienstverhältniß der Landbevölkerung bewahrt,
Wagrien (östliches Holstein) selbst den Namen Stargard in Oldenburg über-
setzt. Ratzeburg-Ratibor.
***) Daher zum Theil der Partikularismus der Bewohner. Die Knicks
Erinnerungen an altsächsische Abgeschlossenheit. Altsächsisches auch im
Bau der Bauernhäuser, die wie in Westfalen auch das Vieh unter ihrem
Dache bergen: engste Concentration des freien Besitzes (weit verschieden
von den Wohnungen der slavischen Bauern).
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
TM Hauptwörter (100): [T78: [Polen Rußland Preußen Land Orden Russe Stadt Reich Warschau Weichsel], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T34: [Schweden König Gustav Dänemark Preußen Krieg Polen Adolf Frieden Holstein], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch]]
TM Hauptwörter (200): [T117: [Schleswig Däne Insel Holstein Eider Preußen Schanz Jütland Dänemark Karl], T57: [Orden Polen Preußen Land Hochmeister Ritter Marienburg Stadt deutsch Jahr], T54: [Staat Zeit Volk Deutschland Leben Reich Jahrhundert Macht Entwicklung Gebiet], T135: [Haff Stadt Stettin Weichsel Ostsee Insel Memel Königsberg Danzig See], T44: [Preußen Polen Brandenburg Provinz Land Schlesien Sachsen Pommer Friedrich Schweden]]