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Stettiner Haff buchtenreich mit vorliegenden höheren und bewal-
deten Inseln: Alfen, Schleswigs Brückenkopf und Rügen,
Stralsunds idyllisches, durch Sturmflutheu zerrissenes Vorland;
in Hinterpommern geradlinige Sandküste, in Preußen durch
Haffbildung und die Halbinsel Samland gegliederte Dünen-
küste. Auch die Ostsee kein unfruchtbares Meer; friedlicher und
blutiger Kampfplatz der nördlichen und südlichen Germanen.
Große Zahl von Seestädten seit der Germanisierung: Lübeck,
im Mittelpunkt des Hansagebietes, nur 8 Meilen von der unte-
ren Elve, einst der nächste Hafen für die gewerblichen sächsischen
und westfälischen Hansastädte; Stettin, der Hafen für das
getreidereiche Oder- und Warthegebiet. Die Seestädte Preußens,
Dan zig und Elbing im fruchtbaren Weichseldelta, Königs-
berg am Pregel und Memel, der Hafen des Niemengebietes,
die nördlichste preußische Stadt, werden durch das Wintereis,
noch mehr durch die nahe russische Zollgrenze beengt.
2. Hinter der Ostseeküste die baltische Seenplatte, die
bis in die Sandflächen Jütlands verlaufende Fortsetzung des
nördlichen uralischen Landrückens, durchschnittlich 3—500' hoch
(Thurmberg in Pomerellen über 1000'), Wasserscheide zahlreicher
Flüsse, meist Acker- oder Waldboden in der Umgebung der Ge-
Wässer, ties durchfurchte öde Sandhöhen besonders in Hinter-
Pommern, mit bedeutendem frnchtbaren Vorlande um das kurische
Haff und die pommersche Bucht. In den östlichen und mittleren
Theilen auch breite Abdachung zu den Sumpfstreifen des Hinter-
landes durch meist öde waldige Sandflächen: in Preußen die
masurische Johauuisburger Wilduiß, westlich der Weichsel
gegen die Oder hin die Tuchler Haide mit der Verbiuduugs-
straße zwischen dem fetten Danziger Werder und der Neu-
mark*), dem südlichsten Theile des ganzen Landrückens. Ab-
dachuugeu der Mecklenburger Platte: Uckermark (zur
Oder), Ruppin^), Prieguitz, Lauenburg lznrhavel und
Elbe).
Die vom sarmatischen und wendischen Tieflande abgewandten
und eigenartigen zum Theil idyllischen Küstenlandschasten
*) Am Sumpfstreifen des Südrandes eine andere Verbindungsstraße
des Ostens und Westens von Thorn aus; beide gedeckt durch Küstrin sin
der Nähe Zorndorf). Hier des „Oberstlieut. Fritz" nationalökonomische
Studien im Hinblick anf jenes Sumpfland, den Warthedistrict.
**) Mit den kleinen Parkseen des Rhin (Rheinsberg); von da über Fehr-
bellin zur ähnlichen Landschaft von Sanssouci.
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Preußen, Pommern, Mecklenburg in sich gegliedert durch die
parallelen Durchbrüche der Weichsel und Oder und durch deren
und des Pregel und Niemen breite und fette Niederungen. Die
bedeutendste Entwicklung im deutschen Ordenslande*).
Sein Vorland an der Straße von Marienburg nach Königs-
berg und von da über Tilsit nach Livland reicher geschicht-
licher Boden, im Inneren noch nicht ausgeglichene Gegensätze der
Kultur zwischen den deutschen Städten und der lettischen und
slavischen (masurischeu) Landbevölkerung; ähnlicher Gegensatz an
der Grenze Pommerns (Kassuben) und Westpreußens, eine Nach-
Wirkung des der deutsch-evangelischen Kultur feindlich entgegen-
getretenen Thorner Friedens. Das übrige Küstenland vollständig
germanisiert.**) Im insularen***) Holstein und Schleswig
(Stecknitzkanal, Eiderkanal, Isthmus zwischen Schleswig und
Tondern, Dannewirk) begleitet die Seeplatte oft mit lieblichen
Waldlandschaften die Ostküste, dahinter die Geest, auf ihr die
Verbindung nach dem N., westlich zur Nordseeküste friesisches
Marschland bis Ditmarschen. Der Zusammenhang mit der
offenen Nordsee durch die Batten gehemmt, der Nordseehafeu
Altona neben Hamburg; der Schwerpunkt des Landes an
der den nahen dänischen Inseln ähnlichen Ostseeküste. Der durch
die Dynastie geförderte langdauernde Zusammenhang mit Däne-
mark durch Preußen gelöst. Stammland dieser Dynastie, die
auch in Rußland und Griechenland (eine Zeitlang auch in Schwe-
*) Die Bewohner des polnischen Sumpflandes kannten und nützten die
günstige Lage und Beschaffenheit ihres Mündungslandes Preußen nicht;
deutsche christliche Ritterschaft im Bunde mit den Seestädten zogen es in
das Bereich deutscher Kultur. Nach langer Störung durch die Polnische
Herrschaft wurde diese Aufgabe durch die Hohenzolleru wieder aufgenom-
men und auf das Hinterland ausgedehnt. Anfiedlung der evangelischen
Salzburger in Ostpreußen durch Friedr. Wilh. I., Kultur des Netzedistricts
durch Friedrich d. Gr.
**) Die den Littanern verwandten, den Reußen anwohnenden Preußen
haben durch ihren ruhmvollen Widerstand ihren Namen verewigt; auch das
treue deutsche Pommerland ist stolz'auf seinen Namen (am Meere); Meck-
lenbnrg hat Slavisches in dem Dienstverhältniß der Landbevölkerung bewahrt,
Wagrien (östliches Holstein) selbst den Namen Stargard in Oldenburg über-
setzt. Ratzeburg-Ratibor.
***) Daher zum Theil der Partikularismus der Bewohner. Die Knicks
Erinnerungen an altsächsische Abgeschlossenheit. Altsächsisches auch im
Bau der Bauernhäuser, die wie in Westfalen auch das Vieh unter ihrem
Dache bergen: engste Concentration des freien Besitzes (weit verschieden
von den Wohnungen der slavischen Bauern).
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
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34
Erster Teil. Die deutschen Landschaften.
X. Oer balfitche Landrücken und die deutsche vltleeklme.
1. Liage und Grenzen. Die Landschaft dehnt sich in einem breiten
Streifen von Memel bis Hadersleben die Ostseeküste entlang aus und grenzt
im S. und W. an das Tiefland. im N. an die Ostsee und im 0. an
die Niederung der Memel.
Welche preußischen Provinzen gehören ihr an? Mit welchen deutschen
Landschaften und europäischen Staaten kann sie dnrch ihre Lage leicht in
Handelsbeziehung treten?
2. Phyfifche Grundlage. Nenne die Teile des baltischen Landrückens,
soweit er in Deutschland liegt! Welche Platten haben die größte Aus-
dehnung? Wie mögen die tiefen Einsenkungen an der unteren Oder und
Weichsel entstanden sein? Begründe Richtung und Länge der Küstenflüsse!
Warum ist das Klima rauh, regnerisch und trüb? Wo wird es milder
sein? Erkläre den Ausdruck Seenplatte! Nenne die wichtigsten Seen!
Auf der ganzen Platte ist die Ertragsfähigkeit wegen des vor-
herrschenden Sandbodens gering, nur an einzelnen Stellen zeigt sich ein
ergiebiger Lehmboden. Je näher aber im allgemeinen der Küste, desto
fruchtbarer ist das Gebiet. Fetter Lehm- und Tonboden hat hier einen
blühenden Ackerbau hervorgerufen, und ansehnliche Städte und Dörfer
gewähren einen Einblick in das rührige Erwerbsleben der Bewohner.
3. Zctiätze auf und in der 6rde.
a) Der sandige Boden des großen Heidegebietes, der mehr als die
Hälfte der Landschaft einnimmt und von großen Mooren vielfach unter-
brochen wird, gestattet eine ausgedehnte Forstwirtschaft (Kiefern), ist
sonst aber znm Anbau weniger geeignet. Nur spärlich sind die Ernten
in Hafer, Roggen, Buchweizen und Kartoffeln, jedoch sind die
Täler der Bäche und Küstenflüsse wiesenreich. So ungünstig nun die
Verhältnisse in der Seenplatte selbst liegen, so günstig sind sie wiederum
in den beiden großen Niederungen der Oder und der Weichsel zu nennen,
wo außer Weizen, Zuckerrüben, Tabak und Obst fast alle anderen
wertvollen Anbaugewächse Deutschlands geerntet werden. Bemerkenswert
ist der Gemüsebau. Auch der Wiesen- und Zuckerrübenbau im Gebiet
der Küstenflüsse ist sehr ausgedehnt.
d) Die Viehzucht ist bedeutend. Kein deutsches Gebiet übertrifft
Ostpreußen in der Pferdezucht (Trafehitett): auch in Pommern ist sie
von Wichtigkeit. Die riesigen Heidegegenden nnb dürftigen Grasflächen
der ganzen Seenplatte werden als Schaf- und Gänseweiden benutzt.
Der prächtige Heideblumenflor bietet unzähligen Bienenvölkern reichliche
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Extrahierte Personennamen: Phyfifche
Extrahierte Ortsnamen: Ostsee Deutschland Deutschlands Pommern
X. Der baltische Landrücken und die deutsche Ostseeküste. Z7
in Deutschland: Flensburg. Kiel. Lübeck. Wismar. Rostock, Stral-
sund. Stettin, Danzig. Elbing, Königsberg und Memel,
in Dänemark: Kopenhagen,
in Schweden: Stockholm, Karlskrona, Malmö und Istadt und
in Rußland: Libau, Riga, Reval, Narwa, Windau und St.
Petersburg.
Fassen wir die Handelsbedeutung der nordischen Staaten in bezug
auf Deutschland ins Auge, so steht Dänemark in erster Reihe, in zweiter
Schweden und in letzter Rußland.
Der dänischen Industrie fehlt es sowohl an Arbeitskräften als
an Kapital; überdies hat die Bevölkerung mehr Borliebe für den Landbau
als für das Gewerbe, weshalb denn auch das Großgewerbe fast gar nicht
vertreten ist. So tauschen wir denn im Handel mit Dänemark unsere
deutschen Fabrikate aller Art gegen Getreide, Mehl, Tiere und Vieh-
produkre ein.
Von Schweden beziehen wir Eisen, bearbeitetes und unbearbeitetes
Bauholz, Zündhölzer, grobe Tischlerarbeiten, Viehprodukte, Heringe, frische
Fische und Obst, wogegen wir ihm die verschiedenartigsten Erzeugnisse der
Metall-, Gewebe-, Papier- und Lederindustrie, sowie Bücher, Karten und
Musikalien, Hopfen, Roggen, Weizen, Mehl, Ölkuchen und Schafwolle
liefern.
Rußlands Ausfuhr flutet fast ausschließlich über sehte eigenen
Häfen: Petersburg, Libau, Reval, Riga und Windau. Für unsere Metalle
and Metallwaren, Maschinen, Gewebewaren, Steinkohlen und Chemikalien
gibt uns Rußland vor allem Getreide und Schiffbauholz, dann aber auch
Flachs, Hanf, Viehprodukte und Leinsamen.
An Wichtigkeit für den Ostseehandel steht der Stettiner Hafen
obenan. Durch seine gewaltige Einfuhr, die sich namentlich auf Roh-
stoffe für die Industrie, auf Steinkohlen, Petroleum, Heringe, auf Getreide
und Kolonialwaren für die dichte Bevölkerung und auf die mannigfachsten
Luxusartikel für die wohlhabenden Klassen der Bewohner erstreckt, ist er
ein Welthandelsplatz ersten Ranges geworden. Stettiner Schiffe bringen
Getreide, Sprit, Ölfrüchte, Holz, Zink und die verschiedensten Erzeugnisse
deutschen Gewerbfleißes zu den Seehandelsplätzen der fremden Gestade.
Wichtige Eisenbahnlinien dienen seinem Handel, welcher seinen Mittelpunkt
in einem geräumigen Hafen findet, der von dem 5—6 m tiefen Oderstrom
mit seinen Nebenarmen gebildet wird. Regelmäßige Dampferverbindungen
über den Seehafen Swinemünde bestehen mit New Jork, sowie mit allen
bedeutenden Plätzen der Ost- und Nordsee, von Frankreich, Spanien und
dem Mittelmeere. Stets hielt sich der Stettiner Hafen auf der Höhe der
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X. Der baltische Landrücken und die deutsche Ostseeküste. 39
und Ausfuhr sowohl dem Werte als auch der Menge nach weit hinter
den vorigen Häfen zurücktritt, hat sowohl in den wenig wohlhabenden,
wirtschaftlich noch lange nicht genügend erschlossenen und nur ackerbau-
treibenden Hinterländern seinen Grund, als auch darin, daß es in der
Anwendung zeitgemäßer technischer Verkehrsmittel weit zurückgeblieben ist.
Erst in den letzten Jahren hat es sich in entschiedener Weise der Dampf-
schiffahrt zugewandt und mehr für zuverlässige Dampferverbindungen Sorge
getragen. Der Vorhafen dieses Needereiplatzes ist Nenfahrwasser.
Die anlaufenden Schiffe bergen Kolonialwaren, Eisen und Eisenwaren,
Petroleum, Kohlen. Heringe, Salz und Gewürze, Waren, die zumeist den
Hinterländern Westpreußen, Hinterpommern, Posen und Polen zugeführt
werden. Die Ausfuhr umfaßt Getreide und Holz und richtet sich vor-
nehmlich nach England, Holland, Belgien und Frankreich.
Aiel liegt an der geräumigen, etwa 8 in tiefen Kieler Föhrde, die.
da sie sowohl gegen Seegang als mich gegen Wind geschützt liegt, Deutsch-
lauds bester Naturhafen ist und für Kanonenboote, Panzerschiffe und
Torpedos ein weites Übungsfeld bietet. Schon zur Zeit der Hansa
wichtig (Kieler Umschlag), liegt heute seine große Bedeutung einmal in
seiner Aussuhr von deutschen und dänischen Waren, als deren wichtigste
die des Ackerbaues und der Viehzucht, vor allem Fische < Sprotten und
Bücklinge), Kohlen, Holz und Wein genannt werden müssen, dann aber
in seinen Marine-Anlagen, die Kiel zum ersten Kriegshafen Deutschlands
machen. Seine Lage am Ende des wirtschaftlich so bedeutungsvollen
Kaiser-Wilhelm-Kanals, sowie an der großen Eisenbahn-Verkehrsstraße
Paris, Lüttich, Venlo, Münster, Bremen, Hamburg, Kiel nach Dänemark
und Schweden sichert ihm eine glänzende Zukunft.
Als letzten wichtigen deutschen Ostseehafen haben wir Königsberg
zu betrachten. Infolge der Abnahme des Handelsverkehrs mit Rußland
war Mitte der siebziger Jahre sein Warenumsatz sehr gesunken, der aber
heute wieder im Steigen begriffen ist. Da es wegen der geringen Tiefe
des Haffs von den größeren Seeschiffen nicht erreicht werden konnte,
legten diese bis vor kurzem in Pillan am Ausgange des „Frischen Haffs"
(Pillauer Tief) an. Der mit großen Opfern erbaute Königsberger
Kanal, woran über 10 Jahre gearbeitet worden ist und der dem weit-
schauenden und zielbewußten Streben der Königsberger ein glänzendes
Zeugnis ausstellt, hat diesem Übelstande abgeholfen.
Der von einer rührigen Kaufmannschaft geförderte Handel bezweckt
die Einfuhr von Holz. Getreide, Öl und Ölsamen, Flachs, Hanf und
Viehprodukten. Diese Waren, die meist russischer Herkunft sind, strömen
dann mit der Bahn oder auf dem Wasserwege den großen deutschen
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Extrahierte Ortsnamen: Hinterpommern Posen Polen England Holland Belgien Frankreich Deutschlands Paris Venlo Bremen Hamburg Kiel Dänemark Schweden Königsberg Pillan
Iii. Güteraustausch.
63
7. Die Memel (Bielica) 877;
8. Der Pregel (Einfluß der Angerapp) 125;
9. Die Donau (Ulm) 2863 — Altmühl (Dietsurt) 195.
B. Kanäle:
1. Der Kaiser-Wilhelm-Kanal (Nordsee mit der Ostsee),
2. Der Elbe-Trave-Kanal (Hamburg und Lübeck),
3. Der Dortmuud-Ems-Kanal (Ruhrkohlengebiet mit der Nordsee),
4. Der Finow-Kaual (Oder mit Havel),
5. Der Friedr. Wilhelm-Kanal (Oder und Spree),
6. Der Havelland. Hauptkanal (Ober- mit der Unterhavel),
7. Der Plauensche Kanal (Unterhavel mit Elbe),
8. Der Bromberger Kanal (Oder mit Weichsel),
9. Der Königsberger Kanal (Königsberg mit Pillau),
19. Der große Friedrichsgraben (Memel mit Pregel),
11. Der Klodnitz-Kanal (Oberschlesien mit der Oder),
12. Der Ludwigs-Kanal (Donau mit Main),
13. Der Rhein-Rhone-Kanal (Rhein mit dem Mittelländ. Meer),
14. Der Rhein-Marne-Kanal (Rhein mit Paris) und
14. Der Saar-Kanal (das Saar-Kohlengebiet mit dem Rhein-Marne-Kanal und-
der Paris-Straßburger Eisenbahn).
C. Der Bodensee, 63 km lang und bis zu 14 km breit.
* *
*
Ungleich wichtiger für den Versand der ungeheuren Warenmassen
und den äußerst starken Personenverkehr sind unsere
Qlenbcihnen
geworden, deren Linien naturgemäß am dichtesten in den industriereichen
Bezirken Rheinlands und Westfalens, des Königreichs und der Provinz
Sachsen und denen Schlesiens angelegt sind. Deutschland steht mit seinem
Eisenbahnnetz, zurzeit über 61000 km Länge, unter den Ländern Europas
an 2. Stelle. Welche ungeheuren Mengen von Waren auf den deutschen
Eisenbahnen befördert werden, zeigen die Einnahmen aus dem Güter-
verkehr. Sie betrugen im Jahre 1910 über 1900 Mill. M; die Anzahl
der beförderten Personen belief sich auf über 1570 Mill.
Alle großen Städte Deutschlands sind durch Schnellzugslinien mit-
einander verbunden. Die meisten Luxus- und Expreßzüge, welche Europa
durchqueren, uehmeu ihren Weg durch unser Land. Eigentümlich ist dem
deutschen Eisenbahnnetze die große Anzahl von Hauptknotenpunkten,
die ihre Begründung in der politischen und wirtschaftlichen Zerrissenheit
Deutschlands im vorigen Jahrhundert finden. Während in Frankreich
die meisten Linien strahlenförmig von Paris ausgehen, entbehren die
unsrigen eines einheitlichen Mittelpunktes: von Berlin, Leipzig, Breslau,.
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Extrahierte Ortsnamen: Bielica Ulm Nordsee Ostsee Hamburg Nordsee Wilhelm-Kanal Königsberg Pillau Oberschlesien Ludwigs-Kanal Donau Main Rhein-Rhone-Kanal_(Rhein Rhein-Marne-Kanal_(Rhein Paris Rhein-Marne-Kanal Rheinlands Westfalens Sachsen Deutschland Europas Deutschlands Europa Deutschlands Frankreich Paris Berlin Leipzig Breslau
25
und ergiebigem Anbau von Zuckerrohr, Kaffee, Reis, Mais. Aber doch
ist die Bevölkerung eine geringe. Das Land ist reich an großen Städten.
Wir merken die Hauptstadt Mexiko mit 200,000 Einwohnern und Vera
Cruz (spr. Werakruhs), die bedeutendste Seestadt.
B. Wittekamerika,
das Verbindungsglied zwischen Nord- und Südamerika, ist ein gebirgiges,
vulkanisches Land. Die Westküste hat vom December bis Anfang Mai
trocknen, völlig regenlosen Sommer. Von der sengenden Sonne verdorren
Gräser und Kräuter, und ein Theil der Bäume und Sträucher verliert sein
Laub. Die dicken, saftigen Blätter eines anderen Theiles aber dauern auch
in dieser Hitze aus. Vom Mai bis Aecember ist die Regenzeit (Winter).
Dann entfaltet das Land den üppigsten Pflanzenwuchs, und bis an die
Gipfel der Vulkane hinauf grünt und blüht es. Die Ostküste, der es nie
an Regen fehlt, prangt das ganze Jahr hindurch im herrlichsten Grün.
Auf den Höhen und in den Thälern des Gebirges herrscht ein ewiger
Frühling, und hier ist auch der gesundeste Theil des Landes, während die
Küsten für Europäer ein gefährliches Klima haben. Mais, Cacao, Baum-
wolle, Zuckerrohr, Kaffee, Tabak, Indigo sind die bedeutendsten Produkte.
Außerdem wird hier die Cochenille, eine Schildlaus, welche eine herrliche
rothe Farbe liefert, auf einer Cactusart förmlich gezogen.
Centralamerika besteht aus 5 verbündeten Republiken. Die wichtigsten
Städte sind San Salvator, Leon, Guatemala.
Zu Mittelamerika zählen wir auch Westindien, die Jnselreihe, welche
mit Mittelamerika so ziemlich parallel läuft und Nord- und Südamerika
verbindet. Noch heute sind die Inseln ergiebig an Zuckerrohr, Kaffee,
Baumwolle, Cacao, Tabak, obgleich die Fruchtbarkeit gegen früher abge-
nommen hat. Man unterscheidet drei Gruppen: die großen Antillen
(Euba mit der Stadt Havanna, Haiti, Jamaica und Portoriko), die kleinen
Antillen und die Bahamainseln.
C. Südamerika
hat nach seiner Lage und äußern Gestaltung mit Afrika Ähnlichkeit, von
dem es jedoch in anderer Hinsicht sehr verschieden ist. Auch in Südamerika
zieht, wie in Nordamerika, das Hauptgebirge, Cordilleren, auch Cor«
dilleras (spr. Kordiljsras) de los Ändes genannt, die Westküste entlang bis
zur äußersten Südspitze. Die Cordilleren oder Anden find ein wildes,
nacktes Gebirge, das nur in seinen untern Abhängen mit Pflanzen be-
kleidet ist. Der höchste Berg ist Sorata, über 28,000' hoch. Im Norden
zieht sich das Küstengebirge von Venezuela (spr. Wenedßuslah), am
atlantischen Ocean hin. Südöstlich davon erhebt sich das Gebirge von
Guyana (spr. Guajana) mit schroffen, kahlen, malerisch gestalteten Berg-
kuppen. Den größten Flächenraum nimmt das Brasilische Gebirge ein.
Zwischen den genannten Gebirgen dehnen sich die 3 großen Tiefländer
Südamerikas aus: 1) zwischen dem Hochlande von Guyana und dem Küsten-
gebirge von Venezuela die Ebene des Orinocostromes; 2) zwischen
dem Hochlande von Guyana, dem brasilischen Gebirge und den Anden die
Ebene des Amazonenstromes und 3) zwischen den brasilischen Gebirgen
und den Anden die Ebene des Rio de la Plata.
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49
Magdeburg, Hamburg, Altona. Auf der rechten Seite strömt in die Elbe
die Havel mit der Spree (daran Berlin); links nimmt sie Moldau,
Eger, Mulde, Saale (mit Unstrut) auf.
B. Zur Ostsee:
1. Die Oder entspringt auf dem Südostabhange der Sudeten, wendet
sich erst östlich und strömt dann im Allgemeinen in nordwestlicher Richtung
bis zur Ostsee. Nur eine kurze Strecke ihres Laufes wird sie von eigent-
lichem Gebirge begleitet. Fllr kleinere Fahrzeuge wird sie schon bei Ratibor,
für größere bei Breslau schiffbar. Bis oberhalb Glogau durchbricht sie
den uralisch-karpathischen Landrücken, tritt dann in eine fruchtbare, oft
sumpfige Niederung (der Oderbruch bei Küstrin) und durchschneidet hierauf
den uralisch-baltischen Landrücken, welcher in anmuthigen Hügelreihen die
Ufer des Stromes bis Stettin begleitet. Unterhalb dieser Stadt bildet sie
das pommersche oder Stettiner Haff, das durch die Inseln Usedom und
Wollin vom Meere geschieden ist. Rechts nimmt die Oder die Warthe
mit der Netze, links die Glatzer Neiße, die Katzbach, den Bober
und die Görlitzer Neiße auf. An der Oder liegen die Städte Breslau
Glogau, Frankfurt, Küstrin und Stettin.
2. Die pommerschen Küstenflüsse Rega, Persante (daran Kolberg),
Wipper (daran Rügenwalde), Stolpe und Leba bilden sich aus Seen
auf dem baltischen Landrücken.
3. Die Weichsel gehört, wenn auch nur mit einem kleinern Theile
ihres Gebietes, ebenfalls der germanischen Tiefebene an. Sie entspringt
auf den Karpathen, durchfließt Polen und tritt oberhalb Thorn auf preußisches
Gebiet. Hier durchbricht sie den baltischen Höhenzug in einem breiten, tiefen
Thale, das mit fruchtbaren Niederungen angefüllt ist und der Verzweigung
des Flusses in mehrere Arme Raum giebt. Die so entstehenden Inseln sind
meist schön bewaldet. Weiterhin hat seiner niedrigen Ufer wegen der Strom
mit Deichen eingefaßt werden müssen. Lange vor seiner Mündung spaltet
er sich. Das so gebildete Deltaland ist unter dem Namen Weichselniederung
seiner Fruchtbarkeit wegen berühmt. An der Weichsel liegen (außer den
polnischen Städten Krakau und Warschau) Thorn, Danzig und Elbing.
C. Zum schwarzen Weere:
Die Donau, nächst der Wolga der größte Strom Europas, entspringt
auf dem Schwarzwalde und geht zunächst bis Regensburg in nordöstlicher
Richtung dem Jurazuge gleichlaufend durch die bairische Hochebene. Hierauf
wendet sie sich südöstlich bis Linz, von wo ab sie bis zu ihrem Austritte
aus deutschem Gebiete im Allgemeinen östliche Richtung innehält. Die Ge-
birge treten hier enger an den Fluß heran, und das Donauthal kann auf
dieser Strecke seiner Schönheit wegen mit dem Durchbruchsthale des Rheines
durchs Schiefergebirge verglichen werden. Ihre größte Wassermasse erhält
sie von den Schnee- und Eisfeldern der Alpen. Von denselben strömen ihr
Lech, Isar, Inn, Raab, Drau (mit Mur) und Sau zu. Unter
den deutschen Nebenflüssen auf der linken Seite sind die Nab und March
bemerkenswerth. Den Unterlauf der Donau haben wir bereits betrachtet. —
Deutsche Städte an der Donau sind Ulm, Regensburg, Passau, Linz, Wien.
kleine Geographie. a
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser]]
TM Hauptwörter (100): [T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T18: [Donau Stadt Ungarn Böhmen Wien Hauptstadt Land Einw. Königreich Mulde], T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland]]
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Extrahierte Personennamen: Stolpe Raab
Extrahierte Ortsnamen: Magdeburg Hamburg Altona Berlin Eger Ostsee Ratibor Breslau Stettin Wollin Frankfurt Stettin Kolberg Polen Krakau Warschau Thorn Danzig Elbing Donau Europas Regensburg Linz Donauthal Donau Regensburg Linz Wien
Vii. Ist die Heimatkunde Konzentrations- oder Unterrichtsprinzip oder Fach? 47
Spinnereien den nötigen Rohstoff beziehen, und dessen Verarbeitung dem
größten Teile der Eltern unserer Volksschüler in Langensalza Verdienst ge-
währt. Bei der Betrachtung der Vereinigten Staaten von Nordamerika ist
klar zu legeu, wie die Beschaffenheit des Landes seine Entwicklung zum
ersten Baumwollande, zum ersten Petroleumlieferanten der Erde und zum
langjährigen Auswanderungsgebiete der Deutschen begünstigt hat. Das sind
die Hauptbeziehungen, welche die engere Heimat und das Vaterland mit
dem Lande der „unbegrenzten Möglichkeiten" verbinden. Brasilien ist zu
würdigen als unser erster Kaffeelieferant und als ein Reich, das durch den
Fleiß unserer dort eingewanderten Landsleute — insbesondere solcher aus
der engeren Heimat — empor zu blühen beginnt. Argentinien und Kanada
sind als Länder zu betrachten, die unsere Weizenerzeugung ergänzen. Be-
sonders sind auch die Ausfuhrländer unserer heimischen Erzeugnisse zu
würdigen. Wohin gehen die fertigen Waren unserer Wollspinnereien, Eisen-
gießereien usw.?
Bei der Betrachtung des Vaterlandes ist stets die engste Heimat
(Heimatlandschaft) zu berücksichtigen, Die Bahnlinien, welche von der Heimat
in das betrachtete Gebiet führen, sind anzugeben; Handelsbeziehungen, Ahn-
lichkeiten und Gegensätze in bezug aus Lage, Bodenbeschuffenheit, Bodenform,
Bodenschätze, Bewässerung, Klima, Fruchtbarkeit und Bewohner werden fest-
gestellt. Bei der Erörterung der Handelsbeziehungen sind die Fragen zu
beachten: „Was erhalten wir von dort? Was liefern wir dahin?" So
liefert z. B. Langensalza in die Börde Malz. Wollwaren, Travertin, Bücher.
Von dort erhält es Zucker, Maschinen, Zichorien, Heringe, überseeische Wolle
und Baumwolle (die drei letzteren Waren durch den Durchgangshandel).
b) Religion. Auch in diesem Fache sind die heimatkundlichen Vor-
stellungen als Apperzeptionsstützen und zur Erläuterung, Veranschaulichung
und lebensvollen Gestaltung des Neuen zu verwerten. Sie haben den
biblischen Geschichten gewissermaßen eine heimatliche Färbung zu geben.
Jeder weiß aus seiner eigenen Jugendzeit, daß man alle biblischen Ge-
schichten in der Heimat zu lokalisieren sucht. So ist mir in Erinnerung,
daß ich als Kind die Geschichte „Jesus, der Kinderfreund" immer auf den
sogenannten „Trippel", einem damals mit Sauerkirschen bestandenen Rasen-
platz am Dorfteiche meines Heimatortes Altranstädt, verlegte. Die Geschichte
vom „Jüngling zu Nain" ließ ich sich stets am Ausgange des Dorfes ab-
spielen, der sich unweit des Friedhofes befindet. So fest sind jene Lokali-
sationen dieser und der meisten übrigen Geschichten, daß mir selbst jetzt —
nach fast dreißig Jahren — noch jene Örtlichkeiten vor den Augen erstehen,
sobald ich meinen Schülern die Geschichten erzähle, oder sie mir von diesen
erzählen lasse. Es ist mir dies stets ein Beweis, wie sehr seinerzeit mein
verehrter Lehrer es verstanden hat, in uns Schülern die Geschichten der
heiligen Schrift lebendige Gestalt gewinnen zu lassen.
Dieses Lokalisieren der Geschichten innerhalb der engeren Heimat hat
der Lehrer besonders auf der Unterstufe mit zarter Hand zu betreiben.
Denken wir z. B. an die Geschichte vom „Kinderfreund"! „Nach langer
Wanderung kamen Jesus und seine Jünger in die Nähe eines Ortes. Da
lagerten sie sich auf einem Rasenplatze unter schattigen Bäumen. Es war
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Extrahierte Ortsnamen: Langensalza Nordamerika Argentinien Kanada Bodenform B._Langensalza Altranstädt
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Cainpos. Der Boden birgt reiche Mineralschätze an Gold, Pla-
tina, Diamanten und Edelsteine.
Der Handel führt Jndnstrieerzengnisse, Nahrungsmittel, Ge-
tränke und Salz e i n und Kaffee, Zucker, Kakao, Tabak, Baum-
wolle, Edelsteine, Gold und die Produkte der Landwirtschaft aus.
Politisch umfaßt die Landschaft die Republiken B r a s i -
l i e n, Paraguay und Uruguay. Die Hauptstadt Brasiliens,
Rio de Janeiro ist Ausfuhrort für Kaffee und Diamanten.
B a h i a ist Ausfuhrort für Kolonialwaren, Pernamburo
führt Farbhölzer (Pernambukholz), Baumwolle, Reis, Zucker
und Tabak aus. Deutschland bezieht aus Brasilien Rohkaffee,
Tabakblätter, Kakaobohnen, Kautschuk und Rindshäute und expor--
tiert Eisen- und Textilwaren, Gold- und Silberwaren.
Das Hochland von Guayana hat ein feuchtwarmes Tropen-
klima. Die Berge sind dichtbewaldet. Die K ü st e n e b e n e n
find ungesund und liefern Kaffee, Kakao und Zuckerrohr. Das
Innere enthält große Grassteppen, die der Viehzucht dienen. Die
Eingebornen treiben Jagd. Der Bergbau fördert Gold zu-
tage. Die Industrie umfaßt Rum und Zuckerrohr. Der
Handel führt Holzarten und Kolonialprodukte aus und Eisen,
Manufakturwareu und Nahrungsmittel e i n.
Politisch umfaßt das Hochland die Republiken Brasilien
und Venezuela und die europäischen Kolonien Französisch-, Nieder-
ländisch- und Britisch Guayana. Die Hauptstädte sind C a y en ne
(kajänn), Paramaribo oder Surinam und George-
t o w n ldschörschtann).
Den Briten gehören noch die Inseln Trinidad und die
Falklandsinseln, deren Bewohner von Viehzucht, See-
Hunds- und Fischfang leben.
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