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2 Hochebenen (über 200 m; Oberdeutsche Hochebene 500 m,
Neukastilien 600 m, Altkastilien 700 m), 3. Tiefebenen (unter
200 m). Die innerhalb der letzteren am tiefsten, doch noch über
dem Meeresspiegel gelegenen Gebiete heißen Niederungen, die
unter das Meeresnivean hinabgehenden Depressionen (Marsch-
gebiete an der holländischen und deutschen Nordseeküste, Umgebung
des Kaspischen Meeres — 26 m, Oase Suva in der Libyschen Wüste —
32 m, Jordantal nördlich vom See Genezareth [Spiegel — 208 m]
bis über das Tote Meer [Spiegel — 394 m] hiuaus). Wie
man die Depressionen auch als Tiefsenken bezeichnet, so nennt man
überhaupt Ebenen, die von Erhebungen umgeben sind, Senken
(Aralo-Kaspische Senke). Hat eine Senke längliche Form,
so heißt sie Mulde (Schlesien). Sehr lang gestreckte Mulden
mit parallelen Erhebungsrändern sind die Grabensenken
(Ostasrika, Jordantal). Senken von nicht länglicher Form werden
Becken genannt (Großes Becken im westlichen Nordamerika).
b. Nach der Entstehung teilt man die Ebenen ein in
1. ursprüngliche Ebenen oder Schichtuugs-Tasel-
l ä n d e r, 2. D e n u d a t i o n s - (A b r a s i o n s -) Flächen,
3. jüngere Flachböden. In den ursprünglichen Ebenen oder
Tafelländern sind die Schichten im allgemeinen in ihrer horizon-
talen Lage geblieben (Russische Tafel, die Wüsteutaselu in Asien
und Afrika, das Mississippi-Tafelland). Die Denudationsflächen
sind das Ergebnis völliger Abtragung ehemaliger Gebirge. Da
diese Zerstöruug der Gebirgserhebungen vornehmlich durch die
Brandung des Meeres bewirkt wurde, so bezeichnet man diese Ebenen
auch als Abrasionsflächen (Finnland, Belgien, Rheinisches Schiefer-
gebirge*). Die jüngeren Flachböden wurden meist durch Auf-
schüttung junger Schichten gebildet, wobei Wasser, Wind und
Gletscher tätig waren. Zu ihnen gehören ausgefüllte Seebeckeu,
Stromflachländer (Poebene, Oberrheinische Tiefebene, Gebiet des
Amazonenstromes), Deltabildungen, vom Meere abgesetzte Küsten^
säume, mit Staubablageruugen oder Eiszeitgeschiebe überdeckte
Flächen. Auch die Bödeu ausgetrockneter Seen (Gebiet am
Kaspischen See) rechnet man zu deu jüngeren Flachböden.
Die Umwandlung der Ebeueu geschieht durch dieselben
Vorgänge, denen ihre Entstehung zuzuschreiben ist, nämlich in
der Hauptsache durch Ausschüttung (Akkumulation*^) und durch
Abtragung (Denudation). So werden Flachböden durch die
Tätigkeit des Windes zu Dünenketten, durch diejeuige der Gletscher
Moränenlandschaften verwandelt (nördliches Alpenvorland).
Die erodierende Arbeit des Wassers bildet aus ehemaligen Hoch'
plateans oder Tafelländern Erosionsgebirge (Sächsische Schweiz,
Rheinisches Schiefergebirge). Selbstverständlich werden die Ebenen
*) Die Abrasionsfläche am Rhein hat erst durch die Flußerosion den
Charakter eines Gebirges erhalten (Erosivnsgebirge).
**) Vvn lat. aocumuläre, anhäufen.
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Extrahierte Ortsnamen: Altkastilien Kaspischen_Meeres_— Oase_Suva Libyschen_Wüste_— Ostasrika Jordantal Nordamerika Asien Afrika Finnland Belgien Kaspischen_See) Hoch' Rheinisches_Schiefergebirge Rhein
— 92 —
wo die Wurzeln ihn festhalten. So erhöht sich der Boden mit
der Zeit, und die Pflanzendecke folgt nach. Die von den Wurzeln
einst eingenommeneu Räume bleiben als feine, meist senkrecht
gerichtete Röhrchen in den allmählich sich verfestigenden Ablage-
rungen zurück. So entsteht der fruchtbare Löß (vgl. S. 40), der
in China, in den Prärien am Mississippi, in den Pampas Süd-
amerikas und im südlichen Rußland (Tschernosiom) mächtige Lager,
bildet, sich in geringerem Maße aber anch in Deutschland
vielerorts siudet (z. V. im Rhein- und Donautale, au der Mulde,
Uustrut, Saale, Werra, am Main und bei Quedlinburg).
D. Die Geländeformen.
Neben den gewaltigen tektonischen Veränderungen, denen die
Erdrinde in der Borzeit unterworfen war, haben endogene und
exogene Vorgänge von jeher an der Umgestaltung der Landober-
fläche mitgewirkt. Ihre Arbeit dauert, wie wir gesehen haben,
noch bestäudig fort, und daher sind auch die heutigen Formen
der Erdoberfläche andauernd dem Wechsel unterworfen. Die Ge-
staltnngslehre oder Morphologie des Laudes beschäftigt sich
mit der Erforschung dieser Formen, sucht sie zu klassifizieren und
namentlich ihre Entstehung und Umwandlung klarzulegen. Wir
beschräukeu uns hier darauf, eine kurze Übersicht über die Geläude-
formen zu geben, und betrachten dabei, zuerst die neutrale
Form — die Ebene, dann die Vollformen — die Erhebungen,
endlich die Hohlformen — Wannen und Täler. *)
1. Die Ebenen.
Als Ebene bezeichnet man eine Geländeform, bei der direkt
wahrnehmbare Höhenunterschiede zwischen benachbarten Punkten
mehr oder minder fehlen. Völlig eben sind freilich nur fehr
kleiue Flächen; meist wechseln sanft ansteigende, wellige Er-
Hebungen mit flachen Einfenkungeu, und nur im Verhältnis zu
ihrer horizontalen Ausdehnung erscheinen diese Gebiete uus eben.
Man nennt sie deshalb richtiger Flachböden. Wenn sie auch fast
wagerecht liegen, so sind sie doch nicht vollkommen horizontal,
sondern stets etwas geneigt, wie schon der Lauf der sie durch-
ziehenden Gewässer anzeigt.
Die Einteilung der Ebenen geschieht:
a. Nach ihrer' Höhenlage. Man unterscheidet: 1. Hoch-
plateaus (über 1500 m, im Sprachgebrauch meist als Hoch-
länder bezeichnet; Armenisches Hochland 2000 m, Hochland von
Ecuador 3000 m, von Bolivia 4000 m, von Tibet 5000 ni),
*) Für das weitere Studium der Morphologie des Landes sei ver-
wiesen auf die ausführliche Darstellung des Gegenstandes insupan, Grund-
züge der physischen Erdkunde, Leipzig 1903, und namentlich m Penck,
Morphologie der Erdoberfläche, 2 Bde., Stuttgart 1894.
TM Hauptwörter (50): [T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
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Extrahierte Personennamen: Bolivia
Extrahierte Ortsnamen: China Mississippi Tschernosiom Deutschland Rhein- Donautale Werra Main Quedlinburg Ecuador Tibet Leipzig Stuttgart
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in halt des Alpengebiets etwa die Hälfte der Flächengröße des
Deutschen Reichs, demnach weniger als die der beiden Hochgebirge
des nördlichen Europas, des Urals und der skandinavischen Alpen,
aber mehr als die der beiden südeuropäischen Hochgebirge, des
Apennin und der Pyrenäen.
Als ein selbständiges Gebirge steigen die Alpen im Süden
aus der Potiefebene, im Westen aus der Rhoneniederung, im Norden
aus der süddeutschen Hochebene, im Osten aus dem Donautieflande
empor und haben so vor den Hochgebirgen Asiens und Amerikas
die allseitige Abdachung voraus.
Die Alpen gehören zu den jüngsten Gebirgen unter den
Hochgebirgen Europas. Noch zur Jurazeit waren sie eine schmale,
flache, langgestreckte, vielfach ausgebuchtete Insel, zum Teil überflutet
von Wasser und bedeckt mit Mooren und Sümpfen, welche die Reste
ihrer Vegetation an zahlreichen Stellen zurückließen. Zur Kreide-
zeit war das Alpenland durch die Sedimente des Meeres breiter
geworden, bis am Anfang der Tertiärzeit die gewaltige Faltung der
festen Erdrinde erfolgte, welche das Hochgebirge der Alpen schuf.
„Die ältesten, erstgehobenen Falten find am höchsten aufgetürmt, an
ihnen arbeitet die Denudation — Abwitterung und Fortschaffung
oberflächlicher Schichten — am längsten. Daher ist in ihnen der
Kern des Gebirges, die am tiefsten liegenden Gesteine der ältesten
Formation, bloßgelegt, während die äußeren Falten jünger sind und
daher die von ihnen gebildeten Ketten aus Sedimentgestein noch
besser erhalten sind"^.
Nach ihrem inneren Bau zerlegen sich die Alpen in eine
zentrale Hauptkette, bestehend aus kristallinischen Schiefern: Gneis,
Glimmerschiefer, Talk- und Chloritschiefer, mit Einlagerungen von
körnigem Kalkstein und Serpentin, hie und da durchsetzt von Granit,
sowie in die nördlich und südlich vorgelagerten Kalkgesteine
verschiedener Perioden der Erdbildung. Beide Zonen sind durch
ein breites und tiefes Längstal, das im Norden von dem Tal der
unteren Jssre, von dem Rhone-, Rhein-, Inn-, Salzach-, Enns- und
Salzatal, im Süden von dem Tal der Adda, der Etsch, Rienz und
Drau gebildet wird, voneinander geschieden.
Längs des ganzen nördlichen und südlichen Randes der Alpen
zieht sich ein breites Band von Molassebildungen 2 hin. Diese er-
reichen niemals die Höhe der Kalkalpen, bilden aber doch schon recht
bedeutende Berge teils als äußeren Bergsaum des hohen Gebirges,
teils als breites Berg- und Hügelland. Tier- und Pflanzenwelt
sind hier noch vorwiegend die der Niederung. In den Wäldern
sind Buche und Fichte vorherrschend, am südlichen Abhänge die
1 Richter, Tie Alpen, S> 6. 2 Molasse — Name für Ablagerungen von Kalkstein und
Konglomeraten aus der jüngeren Tertiärzeit. Die M. bildet sanft gerundete Berge und niedrige
Hügel, die nur hier und da fast bis 2000 in ansteigen.
Wulle, Erdkunde Ii. ß
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Extrahierte Ortsnamen: Europas Donautieflande Asiens Amerikas Europas Rhone- Rhein-
— 131 —
Rändern von Juragebilden umsäumt, aber durchbrochen und über-
schüttet ist durch gewaltige, bis in die Quartärzeit hineinreichende
Vulkanausbrüche, von welchen hohe, isolierte Vulkankegel (Dome),
mächtige, iu die Täler gehende Lavaströme, Krater und Kraterseen
zeugen. Die im Südwesten sich anschließende Terrasse, die von Lot
und Tarn in tiefen Tälern durchbrochen wird, ist auf den Höhen
ohne Baum und Wasser und schwach bevölkert. Hier sauden die
um ihres Glaubens willen Verfolgten lalbigenser, Waldenser) durch
die Reformationszeit hindurch (Hugenotten) eine Zufluchtsstätte. Der
südliche und östliche Rand des Hochlandes, der wie eine steile Mauer
zum Küstensaum und zum Tieflande abfällt, endet im Norden mit
dem kleinen Plateau von St. Etienne, in deffen Umgebung sich
Frankreichs reichste Kohlenlager, daneben auch Eisenlager befinden,
so daß St. Etienne ein wichtiger Mittelpunkt der französischen In-
dustrie geworden ist.
g. Zwischen das zentrale Hochland und die diesem gegenüber-
liegenden Westalpen ist das Tal der Rhone eingelagert, das erst
unterhalb von Valence sich weitet und im Osten die Ebene der
Provence, im Westen die von Languedoc umfaßt. Dieses Tief-
land mit völlig südeuropäischem Klima und ebensolcher Pflanzenwelt
ist ein Land der reichsten Bodenproduktion, mit Reben, Öl- und
Maulbeerbäumen, Pflaum- und Mandelbäumen bedeckt, nur zuweilen
von dem die schönsten Hoffnungen des Frühlings vernichtenden Nord-
Westwinde (Mistral) heimgesucht. Es verläuft im Süden in die
Camargue, das Delta der Rhone, mit reichen Wiesen, aber auch
mit Sümpfen und Strandseen. Östlich schließt sich an die Camargue
bis an die Ausläufer der Alpen die Cr au an, ein zum Teil wüstes
Steinfeld, das aus Milliarden gerollter, von den Alpenflüffen
heruntergeführter Kiesel besteht. Die weiter östlich an das Meer
herantretenden Ausläufer der Alpen sind mit Pinien und Agaven
bestanden; doch erst bei Cannes beginnt die Riviera-Landschaft
mit Palmen und Orangenbüschen, Rebenhügeln und Olivenhainen,
Der Glanzpunkt der Küste ist Nizza an der Engelsbai, „die
Blumenstadt", da es hier keinen Monat im Jahre gibt, der in
Gärten und im freien Felde des Blütenschmuckes völlig ermangelte.
Ii. Die natürliche Fortsetzung des Rhonetals nach Norden
bildet von Lyon aus die 250 m hohe, reich angebaute, im Westen
von den Weinhügeln der Eöte d'or und dem Plateau von Langres
eingefaßte Burgundische Hochebene, die von der Saöne durch-
flössen wird. An sie schließt sich im Osten das Hügelland der über
die 4—500 m hohen Platten des Jura sich ausbreitenden Franche
Comte. Das Tal des Doubs bildet von alters die Straße, welche
von dem Eingangstor zwischen Jura und Vogesen (trouee de Bei-
fort) aus Mitteleuropa nach Südfrankreich und nach dem Mittel-
ländischen Meere führt.
9*
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
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— 111 —
Melnik und Leitmeritz o Weinbau, Saazo Hopfenbau. Töplitz O
und Karlsbad o sind Badeorte. Eger o ist Eisenbahnknoten-
Punkt (Ermordung Wallensteins 1634). Pilsen G hat Eisen- und
Steinkohlengruben in der Nähe, ist Industriestadt in Maschinen und
Geweben und braut weltbekanntes Bier. Przibram o sortiert
Silber und Blei. Aussig O, eine der größten chemischen Fabriken
Mitteleuropas, Elbschiffahrt. Taus am Tauser Passe. Bud-
weis O, Ausgangspunkt der Moldauschiffahrt. Wittingau, Braun-
kohlen-Gewinnung. Reichenberg (D, Tuchfabrikation. Traute-
nau o und Braunau, Leinenwarenfabrikation. Königgrätz
(3. Juli 1866).
Nenne Böhmens Schlachtenorte!
2. Die Markgrafschaft Mähren, neben Böhmen und Nieder-
österreich die bedeutendste Jndustrieproviuz. Hauptstadt ist Brünn □
Sternberg o und Ostrau o (S. 110). Olmütz G, ehemalige
Festung. Austerlitz (Dreikaiserschlacht 1805). Nikolsburg, Ab-
schluß der Friedenspräliminarien 1866.
3. Das Herzogtum Schlesien, wie Böhmen und Mähren in
hohem Grade industriell. Troppau Q treibt Tuch- und Maschinen-
Fabrikation, Frei Waldau Leinenweberei, ebenso Jägerndors o.
T eschen O und Bielitz o haben Tuchsabrikation. Bielitz ist auch
Stapelplatz des galizischen Salzhandels.
Die Vonaulancler.
Die Donau von der Quelle bis zur Thebener Psorte
bei Preßburg.
Zeichne den Stromlanf bis Preßburg und benutze als Grundlage ein gleich-
schenkliges Dreieck mit dem 48. Parallel als Grundlinie vom 8. bis 16. Meridian-
die Hohe bei Regensburg = 3/8 der halben Grundlinie. Welches sind die größten
Nebenflüsse aus dieser Strecke? Bestimme in der Zeichnung ihre Mündungsstelle!
Welche Staaten durchstießt der Strom auf dieser Strecke? Bestimme in der
Zeichnung die Stelle, an welcher die Donau aus einem Staat in den andern
übertritt!
Die Donau ist der einzige Strom Westeuropas, der es sast in
seiner ganz westöstlichen Ausdehnung durchstießt und der an Länge
(2860 km) sowie an Größe seines Stromgebiets (817 000 qkm) nur
der Wolga nachsieht*. Sie dars, obgleich sie nicht dem Hochgebirge
der Alpen entquillt, doch zu den Alpenflüssen gerechnet werden, da
die östlichen Alpen sowohl ihre Hauptrichtung bestimmen, als auch
ihr den^ größten Teil ihrer Wassermassen zuführen. Da, wo die
beiden Schwarzwaldbäche Brege und Brigach bei Donaueschingen
1 Auf das Deutsche Reich kommen 580 km Länge und 68 900 qkm Stromgebiet.
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
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— 96 —
Für die Nordschweiz ist Zürich der bedeutendste Ort, der
geistige Mittelpunkt der deutschen Schweiz, wie Gens derjenige der
französischen. Als Ausgangspunkt der Gotthardstraße und der durch
das Tal des Möllensees nach dem Rhein und dem Splügen sühren-
den Straße ist Zürich zur ersten Handels- und Industriestadt der
Schweiz geworden. Durch eine Anzahl gelehrter Männer, durch
seine Universität und sein Polytechnikum hat Zürich einen über die
Grenzen der Schweiz hinausgehenden Ruf erhalten.
Die Grenze gegen Frankreich und die Wasserscheide zwischen
der Aar und dem zur Saöne und Rhone gehenden Doubs bildet
der Schweizer Jura.
Welche Richtung hat der Schweizer Jura? Bon welchem Flußtale wird er
auf schweizerischer, von welchem auf französischer Seite eingeschlossen? Welch«.
Bedeutung hat der Jura zwischen Frankreich und der Schweiz (Pontarlier,
Januar 1871)?
Der Iura ist ein Faltengebirge, das im Gegensatze zu dem
plateausörmigen deutschen Jura im südlichen Teile aus drei, weiter
im Nordosten aus noch mehr „sanft modellierten Wölbungen" zu-
sammengesetzt ist, dessen zumeist enge Täler kulissenartig nach der
Schweizer Hochebene heraustreten. Die Gipfel erheben sich nur
wenig über die Kammlinie und steigen im Süden am höchsten empor.
Die wafferarmen und rauhen Hochtäler zeigen eine dürftige Vege-
tation; aber durch die großartige Entwickelung der Uhrenfabrikation
haben einige Orte (Locle, Chaux de Fonds) einen Weltruf er-
halteu.
An seinem Nordostende durchsetzt der Jura das Bett des Rheins,
dessen Fluten über eine Bank, aus welcher vier hohe, zum Teil mit
Gebüsch bedeckte Felsen hervorragen, in raschem Laufe hinabschießen
und den Rheinsall bei Schafshausen bilden, vom Volk „der
Lausen" genannt, malerisch überragt von dem am linken User auf
bewaldeter Höhe gelegenen Schlosse Lausen. Der Nordwesten wird
durch das Tal der Birs ausgeschlossen, welches bei Basel endet und
die schon von den Römern benutzte Straße einschließt, die über Biel
nach der Hochebene sührt.
Cäsar und Augustus hatten die Helvetier, eine der tapfersten keltischen
Völkerschaften, unter die römische Herrschaft gebracht. Nach dem Sturze derselben
erhielt die Schweiz deutsche Bevölkerung, von Norden Alemannen, von Westen
Burgundionen. Diese neuen Bewohner wurden später dem fränkischen Reiche ein-
verleibt und blieben unter den Nachkommen Ludwigs des Frommen beim deutschen
Reiche. Unter dem Hauche der Alpenwelt erstarkte mächtig der Selbständigkeits-
und Freiheitssinn der Schweizer. Nur Kaiser und Reich waren die freien Schweizer
Untertan; durch Reichsvögte ließ der Kaiser über die unmittelbaren Landschaften
die Strafrechtspflege und den Blutbann ausüben. Als aber Albrecht I. die freien
Landgemeinden zur Anerkennung der österreichischen Landeshoheit zwingen wollte,
da erhoben sich die Waldstätten gegen die Bedrückungen der Vögte, brachen deren
Burgen und erkauften mit ihrem Blute ihre Freiheit; im westfälischen Frieden
wurde ihre Absonderung vom Reiche förmlich anerkannt. Noch heute betrachtet
sich die Schweiz gern als Hort und Asyl der Freiheit, und ihre Neutralität ist
TM Hauptwörter (50): [T44: [Alpen See Stadt Schweiz Italien Meer Berg Insel Fuß Inn], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
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Extrahierte Personennamen: Cäsar Augustus Ludwigs Albrecht_I. Albrecht_I.
Extrahierte Ortsnamen: Rhein Frankreich Frankreich Schweiz Rheins Rheinsall Basel
— 128 —
Gestalt und Beschaffenheit der Oberfläche. In welche Haupt-
teile zerfällt Frankreich nach seiner Bodengestalt! Welches ist die Wasserscheide
zwischen dem Atlantischen Ozean und dem Mittelländischen Meere? Welches sind
die Teile des französischen Mittelgebirges? Wodurch wird die Grenze gegen das
deutsche Mittelgebirge und das belgische Tiesland gebildet?
Das Innere Frankreichs gehört zum größeren Teile zum Ge-
biete des Atlantischen Ozeans, zum kleineren zu dem des Mittel-
ländischen Meeres; zwischen beiden bildet das französische Mittel-
gebirge vom Südende der Vogesen bis zu der den Pyrenäen vor-
gelagerten Tiefebene die Grenze.
a. Der Nordosten gehört zu dem Gebiete der Nordsee und
hat Anteil an dem deutschen Mittelgebirge. Den Rücken der
Vogesen entlang bis zum Mont Donon verläuft die Grenze
zwischen Frankreich und dem Deutschen Reiche, die sich dann nach
den Ardennen, dem nordöstlichen Grenzpfeiler, hinzieht. Einge-
lagert zwischen Vogesen und Ardennen ist daslothringische Stufen-
land, bedeckt von der Fortsetzung der deutschen Trias, begrenzt im
Westen vom französischen Jurasystem, wie die Fränkisch-schwäbische
Trias vom deutschen Jura, und durchflössen, dem Neckar entsprechend,
von der zum Rheine gehenden Mosel. Wie durch die Hardt, den
Hunsrück und die Ardennen von Deutschland, so ist Lothringen durch
die niedrigen Argonnen von Frankreich geschieden; darum ist es das
Ubergangsland von Frankreich nach Deutschland, und die Sprach-
grenze zieht quer durch dies Gebiet von Dudenhofen in der Richtung
von Nordwesten nach Südosten.
Zwischen Somme und Schelde bilden die Berge von Artois
die Grenze gegen das belgische Tiefland; nur einzelne Kuppen er-
reichen die Höhe von 150 na. Wegen des Fehlens einer starken
natürlichen Grenze gegen Nordosten und Osten ist diese Seite mit
einem dichten Gürtel von großen und kleinen Festungen geschüttt.
Welche? Aber natürliche Verbindungen ziehen vom Rhein zur Seine
(Senke von Zabern [Rhein-Marne-Kanat]), wie vom Rhein zur
Rhone (Burguudische Pforte ^Rhein-Rhone-Kanal^).
b. Den Norden Frankreichs bildet, abgesehen von den ganz
niederländischen Charakter tragenden Landschaften Flandern und
Hennegau im äußersten Nordosten, das Becken der Seine, dessen
Boden aus Meeresablagerungen der Tertiär- und der Kreidezeit zu-
sammengesetzt ist, die wie in einander gesetzte, nach innen immer
kleiner werdende Schüsseln erscheinen. In der innersten Schüssel
liegt inmitten einer sorgfältig angebauten Landschaft Paris an
der Seine, umgeben von einem Kranze lieblicher (St. Cloud,
Versailles, Malmaison) und ernst dreinschauender Anhöhen (Mt.
Valerien).
Die Stadt besteht ans drei konzentrischen Kreisen. Der innerste Kreis enthält
die eigentliche Stadt (Is, villk),iin Norden der Seine, die Altstadt (1a cite) aus der
Insel mit der Kirche Notre Dame und die Universite oder das sogen, quartier latin
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
TM Hauptwörter (100): [T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T99: [Frankreich Loire Stadt Rhone Gebirge Pyrenäen Paris Meer Garonne Lyon], T80: [Rhein Stadt Festung Mainz Maas Straßburg Frankreich Metz Elsaß Deutschland], T0: [Meer Insel Halbinsel Küste Ozean Afrika Land Europa Kap Straße], T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura]]
TM Hauptwörter (200): [T139: [Donau Rhein Main Tiefebene Teil Jura Alpen Tiefland Gebiet Fluß], T53: [Frankreich Stadt Loire Paris Rhone Garonne Maas Lyon Orlean Hauptstadt], T193: [Meer Halbinsel Gebirge Norden Süden Osten Westen Küste Insel Europa], T36: [Rhein Mosel Lahn Mainz Stadt Bingen Taunus Bonn Main Ufer], T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil]]
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Atlantischen_Ozean Frankreichs Atlantischen_Ozeans Nordsee Frankreich Rheine Deutschland Lothringen Frankreich Frankreich Deutschland Rhein Rhein Burguudische Frankreichs Hennegau Paris Versailles
— 132 —
Die obere Rhone und ihre linken Nebenflüsse dagegen leiten
zu den Alpenpässen, die von Frankreich nach der Schweiz und nach
Italien führen.
i. Der französische Anteil an den Alpen S. 90.
Die Flüsse. Ordne die Flüsse Frankreichs nach den Meeren und Meeres
teilen, in welche sie münden! Beschreibe den Stromlaus der größten Flüsse!
Stelle das Längenverhältnis der Flüsse in geraden Linien dar, wenn die Loire
1000 km, die Rhone 800 km, die Seine 700 km und die Garonne 600 km
lang ist! Gib die Kanalverbindungen und ihre Lage zu den wasserscheidenden Ge-
birgen an!
Der gesamte Norden und Westen lehnt sich in konzen-
irischer Folge als Stufenland, Tiefland und Küste an das französische
Zentralplateau an und wird von den Flüssen strahlenförmig durch-
schnitten. Nach Westen gehen Tarn, Lot, Dordogne zur Garonne,
nach Norden die Loire mit Allier, Eher und Vienne und zwischen
Garonne und Loire die Charente. Das weiter nördlich durch die
Cöte d'or^ an die Cevennen angeschlossene Plateau von
Lang res entsendet zum Kanal die Seine, welche rechts die von
ebendaher kommenden Nebenflüsse Aube und Marne aufnimmt,
während die Aonne mit Armaneon die einzigen bedeutenden linken
Zuflüsse sind. Diese Richtung der Stromläufe in Verbindung mit
der Bodenform gewährt die größte Leichtigkeit der Kanalverbindung.
So ist die Seine durch den Kanal von Orleans und River-
nais mit der Loire, durch den Kanal von St. Quentin mittelst
der Oise mit der Somme und Scheide, durch den Rhein-Marne-
Kanal mit dem Rheine und durch deu Kanal von Burgund
mittelst Nonne und Ärmanoon mit der Saüne und Rhone verbunden.
Die Rhone steht sodann vom Doubs aus durch den Rhein-Rhone-
Kanal mit dem Rhein und durch den Kanal du Centre von der
Saöne aus mit der Loire in Verbindung, und der Südkanal (canal
du midi) führt aus der Garonne ins Mittelmeer.
Seitenkanäle erleichtern die Schiffahrt da, wo die Flüsse seichte
Stellen oder Stromschnellen haben. In der Richtung ihres Strom-
lanfes und in ihrer vielfachen Verbindung mit benachbarten Strom-
systemen liegt die Hauptbedeutung der großen Flüsse Frankreichs.
„Die Seine vermittelt Frankreich mit dem germanischen, die Rhone mit
dem romanischen Europa. Die Seine hat Paris, die Rhone Lyon, der zweiten
Stadt Frankreichs, Entstehung gegeben; die Seine mündet in das nördliche Meer,
den Ozean, die Rhone in das südliche Meer, die Thalassa. Der Seine schließt sich
mehr die Loire, die Garonne mehr der Rhone an. Seine und Loire bilden den
Norden, Rhone und Garonne den Süden Frankreichs. An der Loire liegen
Orleans und Nantes, an der Garonne Toulouse und Bordeaux. Loire und
Garonne führen Frankreichs Norden und Süden ineinander über"^.
Klima und Erzeugnisse. Verfolge die mittleren Jahresisothermen?
Wie zeigt sich in ihrem Verlauf die Einwirkung des Ozeans? Bestimme die Lage
1 Goldhngel, da hier der berühmte Burgunderwein wächst. 2 Kapp, Vergleichende Erd-
kunde, S. 377.
TM Hauptwörter (50): [T32: [Vgl Stadt Aufl Frankreich fig Maas Sch. Einw. Vergl Festung], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden]]
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Extrahierte Personennamen: Kapp
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Italien Frankreichs Rhein-Marne- Rheine Burgund Rhein-Rhone- Rhein Frankreichs Frankreich Europa Paris Rhone_Lyon Frankreichs Frankreichs Nantes Toulouse Bordeaux Frankreichs
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Böhmen und Mähren.
Zeichne Böhmen als symmetrisches Viereck, dessen Mittellinien der Meridian
von Prag und der 50. Parallelkreis sind! Setze Mähren als Parallel-Trapez so
an, daß die zweite Parallele zur Südostgrenze Böhmens um die halbe wagerechte
Mittellinie Böhmens entfernt ist!
Böhmen und Mähren bilden ein unregelmäßiges Fünfeck, indem
an das symmetrische Viereck Böhmen das Paralleltrapez Mähren an-
gesetzt erscheint. Beide Landschaften dachen sich nach entgegengesetzten
Richtungen ab, und es wässert Böhmen zur Elbe, Mähren zur
March und Donau ab.
Böhmen, eine Beckenlandschaft, senkt sich im allgemeinen nach
Norden.
Welches sind die physischen Grenzen Böhmens? Welche Flußtäler gliedern
das Innere Böhmens? Welches ist die Wasserscheide zwischen Elbe und Donau,
Elbe und Oder, Elbe und Rhein? Wo grenzen die Gebiete der Nordsee, der Ost-
see und des Schwarzen Meeres aneinander? Welches sind die Übergänge aus
Böhmen nach Sachsen, nach der Lausitz, nach Schlesien?
Das Innere Böhmens ist nicht eine ungegliederte Ebene,
welche rings von hohen Gebirgswällen eingeschlossen ist! denn nicht
nur ubersteigen Bergzüge, welche dem Innern ausgesetzt sind, die
Ränder an einigen Stellen, sondern es treten auch bei einer Fahrt
von Prag nach Süden die Gebirgsränder völlig zurück, und der
Reisende empfängt den Eindruck, als breite sich zu beiden Seiten
ein welliges Hügelland aus, das an den Flußdurchbrüchen zuweilen
Gebirgscharakter annimmt.
Sorgsältige Messungen und Begleichungen der Niveau-
verhältnisse des Landes haben ergeben, das; Böhmen aus vier, auch
geologisch zu trennenden Abschnitten besteht, welche von Nordosten
nach Südwesten ansteigen. Den nördlichsten und tiefsten Teil nimmt
der Eger- und Elbkessel ein, der von quartären und tertiären
Schichten bedeckt ist. Mit Steilrändern steigt das Land zum nächst-
höheren Abschnitt aus, der aus Grauwackenbildungen mit eingelagerten
Kohlenflözen besteht und etwa bis zu einer Linie von Przibram
bis zur Mündung der Sazawa und zu dieser selbst reicht: er um-
faßt auf dem linken Ufer der Moldau das gauze Gebiet der Beraun.
Der Süden, der dem großen Sockel altkristallinischen Gesteins an-
gehört und den gesamten Westen und Süden Böhmens ausmacht,
steigt?im Osten unmerklich zu der Mährischen Grenzhöhe empor
und erhebt sich im Westen merkbar zu der 200 bis 300 m höher
gelegenen Wasserscheide zwischen Donau und Moldau, dem Böhmer-
walde.
Der Böhmerwald, wegen seiner Ausbreitung in Böhmen
und Bayern (in Bayern liegen die höchsten Gipfel: Arber 1457 m,
Rachel 1-152 m) und seiner ausgedehnten Waldungen dasböhmisch-
bayrische Waldgebirge genannt, zieht in einer Länge von 220 km
und einer durchschnittlichen Breite von 30 km von der Donau (bei
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begünstigt. Nur Kochsalz fehlt dem Lande gänzlich; dasselbe wird
aus dem Salzkammergut eingeführt. Früher wurde es nebst anderen
Natur- und Kunstprodukten des Südens hauptsächlich auf dem Wege
von Paffau nach Prachatitz hereingebracht. Von diesem Saumpfade
und dem Täufer Passe abgesehen, bildet der Böhmerwald eine
seste Naturgrenze, bis zu welcher die Verbreitung des Slaventums
sich erstreckte.
Nach Nord- und Südosten ist das Land offen. Im Nord-
osten führen das offene Laufitzer Bergland und die Pässe der
Sudeten nach dem Norddeutschen Tieflande und nach Schlesien:
daher ist auch der nordöstliche Teil die Gegend der Schlachtfelder
Böhmens, und fowohl die Lausitz als auch das Herzogtum Schlesien
standen eine Zeitlang unter der Herrschaft Böhmens.
Durch jene Lücken wanderten die Slaven in die von den Deutschen der-
lassenen Ebenen; die Gebirgsränder behielten ihre deutsche Bevölkerung, und noch
heute wird das tschechische Verbreitungsgebiet von Deutschen umschlossen; nur im
Osten grenzt es an das der stammverwandten Slovaken und zwischen der oberen
Oder und der Weichsel an das der Polen. Innerhalb des tschechischen Sprach-
gebiets finden sich deutsche Sprachinseln um Bndweis, Jglau, Brünn und Olmütz.
„Böhmen und Mähren sind das einzige Slavenland, welches, ohne sich voll-
ständig zu germanisieren, am Gemeinwesen der Deutschen teilgenommen hat, nicht
bloß durch kriegerische Macht und durch die gewichtige Stimme seiner Herrscher im
Rate der Fürsten, auch, und vielleicht noch folgenreicher, durch seine geistigen Be-
strebungen, seine Lehranstalten, durch eigentümliche Erregung und Richtung auf
religiösem Gebiete"l. Dem Außenverkehr ist die Bodenform Böhmens nicht
günstig gewesen; jedoch hat die Nenzeit durch Kunststraßen, Eisenbahnen und
Wasserstraßen die Schwierigkeiten überwunden. Alle Hauptwege von Norden,
Süden, Osten und Westen vereinigen sich in der Hauptstadt des Landes, in Prag.
Darum ist Prag bis heute ebensosehr der natürliche Mittelpunkt des Handels und
Verkehrs, als es der Hauptschauplatz aller großen religiösen, politischen und kriege-
rischen Ereignisse war, welche die Entscheidung über des Landes Wohl und Wehe
herbeiführten.
Prag liegt in der geographischen Mitte Böhmens, an der schiffbaren
Moldau, wo dereu Talweg und dessen natürliche Fortsetzung in dem Elblaufe sich
mit der westöstlichen Straße kreuzt, wo die tiefsten und fruchtbarsten Striche des
Landes liegen, wo dieses sein mildestes Klima hat und von wo aus das Ganze
sich am besten bewältigen, zusammenhalten und überwachen läßt. Hier, wo der
Fluß eine Schwelle (pralia) bildet, erhebt sich auf dem rechten Ufer eine felsige
Halbinsel, die umfomehr zur Anlage einer Feste geeignet war, als sich auf der
gegenüberliegenden Seite des Fluffes ein hohes Bergufer zur Befestigung darbot,
iso entstanden der „Wyscherad", d. i. die Hochburg, und der „Hradschin". Hradschin
bedeutet Schloßbezirk und bezeichnet ursprünglich nur die königliche Hosburg; später
wurde der Name auf den ganzen oberen Teil der Stadt, bestehend außer der
Burg aus Kirchen, Klöstern und Privatpalästen, übertragen. Wahrhaft entzückend
ist der Blick von hier auf die altehrwürdige, vieltürmige Stadt und die natürliche
Anmut der Umgebung. Mit seinen 232 000 Einwohnern nimmt Prag nach Wien
unter den Städten Cisleithaniens^ den ersten Rang ein.
Mähren wird von Böhmen durch den wasserscheidenden Rücken
der Mährischen Grenzhöhe getrennt, welcher an den Quellen der
Jglawa bis zu 836 iri (Jaweritsch), an den Schwarzawaquellen
1 Mendelssohn, Das germanische Europa. S. 236. 2 Cisleithanien, diesseit der Leilha, im
Gegensatz zu Transleithanien, jenseit der Leitha.
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
TM Hauptwörter (100): [T18: [Donau Stadt Ungarn Böhmen Wien Hauptstadt Land Einw. Königreich Mulde], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T153: [Donau Ungarn Land Hauptstadt Böhmen Königreich Wien Stadt Galizien Siebenbürgen], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser], T54: [Staat Zeit Volk Deutschland Leben Reich Jahrhundert Macht Entwicklung Gebiet], T139: [Donau Rhein Main Tiefebene Teil Jura Alpen Tiefland Gebiet Fluß]]
Extrahierte Personennamen: Mendelssohn
Extrahierte Ortsnamen: Prachatitz Böhmerwald Schlesien Polen Prag Prag Wien Jglawa Europa