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1. Drittes Schulbuch für die Oberclassen der Volksschule - S. 249

1842 - Zwickau : Zückler
249 Ludwig der Eiserne, welcher die Ritter seines Landes, da sie die Bauern zu arg plagten, in Vdn. Pflug ge- spannt und mit der Peitsche gezwungen haben soll, gleich Stieren den Acker zu pflügen. Wahr ist die^ Geschichte von Ludwig dem Heiligen und seiner Ge- mahlin, der heiligen Elisabeth. Er erwarb diesen Bei- namen durch deutsche biedermännische Ehrlichkeit, die er besonders gegen seinen Neffen, Heinrich den Er- lauchten von Meißen, bewies, als er während dessen Minderjährigkeit zum Vormunde desselben gesetzt wor- den war; sie verdiente denselben durch das musterhafte Fraucnleben, welches noch jetzt sie zum Gegenstände der Ehrfurcht macht. e Aus Ungarn, von wo einst so viel Unheil über Thüringen gekommen war, kam die junge Königstochter Elisabeth, um in dem Lande ihres Gemahls tausend Segnungen zu verbreiten. Von ih- rer Schwiegermutter ward sie mit tückischer Bosheit verfolgt, und doch wußte sie durch Sanftmuth sie zu besiegen und durch unerschütterliche Liebe und Treüe ihres Mannes Zuneigung sich zu erhalten. Während er durch großmüthige Tapferkeit die Schwachen schützte, ward sie daheim durch wohlthätige Milde die treüe Landesmutter ihrer von Seüchen und Hungcrsnoth arg geplagten Unterthanen durch Gaben der Liebe, die sie oft genug sich selbst abgedarbt hatte. Mit from- mer Ergebung in Gottes Willen ertrug sie ihr Schick- sal, als ihr hochherziger Gemahl auf einem Kriegszuge in das heilige Land in der Blüthe seiner Jahre starb, ft Vertrieben von dem ungerechten Bruder ihres Mannes und hinausgestoßen mit ihren Kindern in das von Winterkälte starrende Land, fluchte sie ihrem Feinde nicht; und als sie durch die wackere Ritterschaft ihres Landes wieder eingesetzt worden war in ihre Rechte: so sann sie nicht auf Rache, sondern freüte sich nur, wieder Mittel für ihre Armen erhalten zu haben. Als sie 1231 im vierundzwanzigsten Jahre ihres edlen Le- bens starb, war allgemeine Wehklage im Lande, und noch jetzt verweilen gefühlvolle Herzen gern bei ihrem Grabmale zu Marburg in Hessen. — Der letzte thü- ringische Landgraf, Heinrich Raspe, wie er durch seine Behandlung Elisabeths und ihrer Kinder als schlechter Bruder, Schwager und Oheim sich bewiesen hatte,

2. Drittes Schulbuch für die Oberclassen der Volksschule - S. 251

1842 - Zwickau : Zückler
251 Eisenberg, hatte den Landgrafen verhärtet gegen die Stimme der Menschlichkeit und der Pflicht. Rohe Be- handlung hatte schon lange Margarethen den Aufent- halt bei ihrem fürstlichen Gemahl verleidet; doch Liebe zu ihren Kindern hatte sie von der Flucht zurückgehal- teu; als aber gar Mörder gegen sie abgeschickt wurden, da glaubte sie die Kinder verlaffen zu müssen, um we- nigstens in der Ferne sich ihnen zu erhalten. Die Flucht war zur Nacht verabredet. Sie trat, um ihre Kinder noch einmal zu sehen, in das Schlafgemach derselben. Noch einmal müssen ihre Arme sie umfan- gen. Da erinnern sie die Begleiter, wie gefährlich es wäre, länger zu verweilen. Da drückte Margarethe ihren Friedrich heftig an ihr Herz: Lippe und Zahn preßt sie in grimmigem Schmerze in des Lieblings Wange; Friedrich zuckte; die Wange blutete. Im nächsten Augenblicke ward Margarethe durch ihre schüt- zenden Begleiter mit Gewalt fortgeführt. Einige Zeit darauf brach der Gram ihr Herz; aber Friedrich trug das Denkmal der schmerzlichsten Mutterliebe Zeit seines Lebens auf der Wange, und so oft man jetzt von Friedrich dem Gebissenen hört, so oft denkt man mit Ingrimm an Alberten und mit Wehmuth an Marga- rethen.^ Noch war der Unart nicht genug. Alle Län- der, über welche Albrecht regierte, wollte er seinen rechtmäßigen Kindern entziehen, um sie Apitzen zuzu- wenden, welchen ihm die eifenberger Kunigunde ge- boren hatte; und wie in Deütschland überhaupt seit des letzten Hohenstaufen Konrad Iv. Tode Alles bunt durch einander ging: so wüthete nun auch in Thürin- gen erbitterter Krieg zwischen Vater und Söhnen. Der neüe Kaiser, Rudolph von Haböburg, gebot Ruhe und erzwang sie; als aber Albrechts Unnatur so weit ging, daß er die wettinischen Länder, die ihm gehörten, an Rudolphs Nachfolger, Adolph von Nassau, ver- fchleüderte, um das daraus gelöste Geld seinem Apitz zuzuwenden: da mußten die Heldenbrüder, Friedrich und Diezmann, gar gegen den Kaiser kämpfen, wel- cher die gekauften Länder in Besitz nehmen wollte. Da zeigte sichs recht, welche feste Stütze die Fürsten an ihren Völkern haben, wenn sie dieselben durch die That zu überzcügen wissen, daß sie es treü und ehrlich

3. Drittes Schulbuch für die Oberclassen der Volksschule - S. 259

1842 - Zwickau : Zückler
259 Laß ab, Kunz, von deinem frevelnden Beginnen! Kehre um von deinem verkehrten Wege, und ich ver- spreche dir mit meinem Fürstenworte, mein Herr Ge- mahl soll dir wegen deines Verbrechens kein Haar krüm- men! Gott im Himmel, da schreiten sie schon nach dem Thore — sind sie dort hinaus, dann trifft meine Stimme kein Menschenherz mehr. Kunz, höre, Kunz! (lauter und lauter erhob sich ihr Angftruf.) Entsetzli- cher Mann, gieb mir weine Kinder wieder, und auf den Knieen will ich meinen Eheherrn ansiehen und nicht eher wieder aufstehen, als bis er dir deine Forderungen gewährt hat! Meine Kinder! Gott, meine Kinder! — Ihre Stimme verhallte in der lautlosen Nacht; denn schon waren Kunz und seine Begleiter auf und davon. Desto deutlicher hörten die Raüber einige Stun- den darauf^das Summen der Sturmglocken. Wie um den ins Wasser geworfenen Stein erst ein Ringlein, dann ein Ring, dann eine Scheibe, zuletzt ein Kreis zitternder Bewegungen sich gestaltet: so summte erst in einem Dorfe die Glocke, dann in vieren ringsum, dann in zwanzigen, bis endlich im Umkreise vieler Meilen ein Gemisch Heller und dumpfer Töne durch die Lüfte schwebte. Kunz lachte dieser Stimmen; denn schon war es zwar hoher Mittag geworden, als er die Gegenden von Grünhain und Elterlein erlangte; aber er hatte auch nur noch zwei Wegstunden bis an die Grenze Böhmens, wo er seinen Raub in der Eisenburg sicher bergen konnte. Da sah Prinz Albrecht hinter einem Busche einen schwarzen Mann schlafen, neben ihm ei- nen Hund. — Das ist ein Köhler. Da werden wohl auch noch andere Leüte in der Nähe sein, dachte er. O, wie mich dürstet, Kunz! Ich muß verschmachten, wenn ich nicht eine Erquickung erhalte.- Wer möchte doch ohne Noth hart sein gegen ein Kind! — Kunz und seine zwei Knechte stiegen von den Nossen und such- ten sehr emsig im Gestrüpp nach Erdbeeren. Da schlägt der Hund an; der Schläfer erwacht, springt auf, reibt sich die Augen. Albrecht schnell hin zu ihm: Hörst du den Sturm ringsum? Ich bin Prinz Albrecht; die dort haben mich geraubt. Da schlug der Köhler wie unsinnig mit seinem Schürbaum an den nächsten Baumstamm. Kunz dreht sich herum; er und seine 17*

4. Drittes Schulbuch für die Oberclassen der Volksschule - S. 260

1842 - Zwickau : Zückler
260 Knechte auf den Köhler los; da verwirrt sich Kunz mit den Sporen im Gestrüpp und stürzt; die durch den Hund eingeschüchtcrtcn Knechte wurden von dem star- ken Manne niedergeworfen, welcher darauf den liegen- den Ritter mit dem Schürbaum tüchtig trillt. Jetzt stürzen auch des Köhlers Genossen herbei — die drei Besiegten werden gebunden. Des folgenden Tages schon führte der Köhler Schmidt (später hieß er Tril- ler) Albrechten seiner Mutter im Triumphe zu. Als man den bescheidenen Mann aufforderte, eine Beloh- nung zu verlangen, bat er um frei Holz zum Kohlen- brennen. Tausend Andere würden den Mund wohl voller genommen haben. Es versteht sich übrigens, daß der Kurfürst noch Etwas darüber that. Mosen und Schönfetö, welche den ältern Prinzen Ernst, führten, hatten sich, als das Sturmlaüten zu stark wurde, in eine Höhle bei Hartenstein verkrochen und gaben den Prinzen nur unter der Bedingung wieder heraus, daß man ihnen nicht ans Leben gehe. Die Schurken hätten auch Gnade für Kunzen zur Bedin- gung machen können; man hätte cs gewiß gewährt; aber dergleichen Bündnisse, wie das dieser Raubritter war, sind in der Regel nicht auf Treüe und Glauben begründet. Kunz ward wenige Tage darauf zu Frei- berg hingerichtet. Da die beiden Prinzen, von denen ich dir jetzt erzählte, später die Länder ihres Vaters theilten: so sind sie die Stammväter der beiden sächsi- schen Linien, der ältern ernestinischen und der jüngern albertinischen geworden. Der letzteren gehorchen wir jetzt. Bei der Theilung erhielt Albrecht die Mark Mei- ßen und Stücke vom Osterlande; Ernst ward Kurfürst und erhielt Sachsen nebst Thüringen. Sein ältester Sohn und Nachfolger, Friedrich der Weise, wurde ei- ner der merkwürdigsten Fürsten von Sachsen. Weil bei der Theilung Leipzig mit an die albertinische Linie gefallen war: so gründete er eine neüe Universität zu Wittenberg 1502. Freilich wollte er, daß von diesem Punkte aus das Licht der Wissenschaft sich ausbreite über seine Länder; daß aber von hier aus ein Feüer des Herrn kommen werde, welches die römischen Prie- ster aus ihrer stolzen Sicherheit aufschrecken werde, daran dachte er schwerlich.

5. Drittes Schulbuch für die Oberclassen der Volksschule - S. 248

1842 - Zwickau : Zückler
248 natürlich nicht warteten, ob das Silbererz unter der Erde weg nach Freiberg gelaufen kommen würde, son- dern überall umherftreiften, suchten, einschlugen und oft auch fanden: so entstand bald da, bald dort in dem finstern Walde eine lichte Stelle, eine Hütte, ein Dorf, ein Städtchen, und daraus sind denn jetzt recht hüb- sche Städte geworden. Der Grund zu der bedeütenden Bevölkerung des Erzgebirges war gelegt. Auch die zwei großen Jahrmärkte oder Messen, welche Otto in Leipzig gestiftet hatte, gewannen durch den Berg- fegen nicht wenig an Lebhaftigkeit und Bcdeütnng. Glücklich war Otto bei Allen dem nicht. Durch unge- rechte Vorliebe für feinen jüngeren Sohn, Dietrich, bewog er den älteren, Albrecht, zur Empörung gegen sich und zu erbittertem Kampfe gegen den Bruder, welcher auch nach des Vaters Tode fortdauerte. Diet- rich war der überlebende, und sein Sohn, Heinrich der Erlauchte, sah nach langen Stürmen wieder das Glück in dem Hause Wettin, doch nur auf kurze Seit, ein kehren, 4) Thüringen. Heinrich der Erlauchte. Du weißt, daß das Flüßchen, welches am untern Theile des Dorfes vorbeisiießt, Pleiße genannt wird. Gehst du diesem Flüßchen nach: so führt es dich über Werdau und Crimmitzschau ohnweit Altenburg vorüber bis Leipzig. Dort vereinigt es sich mit der Elster, die sich später in die Saale ergießt. Gehst du nun von da an über Merseburg und Weißenfels die Saale auf- wärts: so gelangst du zur Mündung des bedeütenden Flusses Unstrut in die Saale. Auf beiden Seiten die- ses Flusses nun liegt das gesegnete Thüringen, wohin die Slaven nicht vorgedrungen waren, welches daher von einem rein deütschen Volke bewohnt ward. Dieß Land hatte zuletzt unter sogenannten Landgrafen ge- standen, von denen die meisten Ludwig hießen, deren Geschichte die Mönche mit mancherlei artigen oder ab- geschmackten Mährchen verbrämt haben. Da ist ein Ludwig der Springer, so genannt von einem angeb- lichen Sprunge in die Saale, wie er mit Menschen- kraft gar nicht ausgeführt. werden kann; da ist ein

6. Drittes Schulbuch für die Oberclassen der Volksschule - S. 252

1842 - Zwickau : Zückler
252 mit denselben meinen. Adolph richtete Nichts aus ge- gen die treuen Thüringer, Ofterlander und Meißner; und als sein Nachfolger, Albrecht, die ungerechten Ansprüche auf die wettinischen Lander nicht fahren las- sen wollte und mit einem starken Heere bis Lucka bei Altenburg vorrückte: da wurden seine Schwaben gar unfreündlich empfangen und liefen schneller wieder nach Hause, als fte gekommen waren. Durch diesen Sieg ward Friedrich seiner Länder sicher; doch ging in dem- selben Jahre noch ein großer Schmerz durch seine Seele, als sein lieber Bruder Diezmann durch Meüchlcrhände siel. Kummer hatte Friedrichen bei seinem Eintritte in die Welt empfangen und durch die Kinderjahre beglei- tet; ungeheüre Noch und Anstrengung seine Mannes- jahre schwül gemacht; auch der Abend seines Lebens war nicht heiter. Unheilbarer Wahnsinn umnachtete seine Seele; stumm und regungslos verlebte er die zwei letzten Jahre bis zu seinem Tode 1324. Aber Schmerzensthränen liebender Unterthanen thaueten auf sein Grab, und noch jetzt erinnert sich der Sachse mit Stolz an seinen freüdigen Helden, während Albrechts, der schon früher als Bettler zu Erfurt gestorben war, Niemand anders gedenkt, als höchstens mit einem mit- leidigen Achselzucken. - 6) Friedrich der Streitbare. Friedrichs Sohn und Enkel, Friedrich der Ernste und Friedrich der Strenge, wurden zwar weniger be- rühmt, als ihr Ahnherr; doch waren sie nicht unthätig, die Macht ihres Hauses zu erweitern. Des Strengen Sohn, Friedrich der Streitbare, war bestimmt, viel Glück und Unglück zu erleben. Ein furchtbarer Krieg, welcher damals Deütschland verwüstete, traf besonders die meißnischen Länder sehr hart. Gegen die Macht des Papstes, welcher die Christen geflissentlich in Jrr- thum erhielt und selbst vielen Fürsten furchtbar ge- worden war, trat ein gelehrter Mann in Prag auf, Johann Huß mit Namen, der freilich keine Heere marschiren lassen konnte, dagegen aber mit den Waffen ausgerüstet war, mit welchen das Reich der Finsterniß am sichersten zu bekämpfen ist. Er hatte nämlich einen

7. Drittes Schulbuch für die Oberclassen der Volksschule - S. 254

1842 - Zwickau : Zückler
254 der die Rache übet, wie will er bestehen vor Gott, dessen Vergebung er so sehr bedarf! Von dem Schrek- ken der Hussitenverwüstung in unserm Land sind jetzt nur noch wenige Spuren vorhanden; aber die Folgen eines früheren Ereignisses, welches nicht ganz außer Zusammenhang mit diesen Begebenheiten war, wirken noch jetzt segensreich. Zu Friedrichs Zeiten war in Prag fast die einzige Universität in Deütschland. Da entstanden daselbst Streitigkeiten, durch welche viele der dortigen Lehrer und Studenten zur Auswanderung bewogen wurden. Sie wurden in Leipzig ausgenommen 1409, und hier eine Universität gegründet. Auch ward Friedrich für die Dienste, welche er Sigismunden lei- stete, glänzend belohnt. In Wittenberg und der Um- gegend regierten Fürsten deö ascanischen Hauses, auf welche seit Jahrhunderten schon der Herzogstitel jenes Sachsens übergegangen war, über welches einst Hein- rich der Vogler herrschte. Sie hatten auch das Vor- recht, nebst sechs andern Fürsten des Reiches nach dem jedesmaligen Tode eines deütschen Kaisers einen neüen zu wählen, und hießen daher auch Wahlfürsten oder Kurfürsten von Sachsen. Dieselbe Vorsehung, welche über unserm wettinischen Fürstenhause bis jetzt schützend gewaltet hat, verhängte über das ascanische Geschlecht in Sachsen schneller und traurigen Untergang. Als daher der letzte derselben gestorben war, übertrug Si- gismund 1423 Friedrichen alle Länder und Wurden, die jenem bisher gehört hatten. Seine Nachkommen hießen daher nun Kurfürsten von Sachsen, Markgra- fen von Meißen und Landgrafen von Thüringen. Weil aber der erste Titel der bedeütcndste war: so bedienten sie sich desselben der Kürze wegen meist allein, und der Name Sachsen ging daher nach und nach auf Län- der über, welche vom eigentlichen alten Sachsenlande 30 Meilen und mehr entfernt liegen. 7) Der Bruderkrieg. Wie fein und lieblich ist es, wenn Brüder ein- trächtig bei einander wohnen! Für Friedrich den Gebissenen hatten die Unterthanen freüdig Gut und Blut gegeben; denn eö galt einen Kampf gegen laster-

8. Drittes Schulbuch für die Oberclassen der Volksschule - S. 257

1842 - Zwickau : Zückler
— 257 - \ , • Der Schütze ging; aber dem Kriege hatte er doch ein Ende gemacht. Herzog Wilhelm erfuhr Friedrichs brü- derliches Benehmen; da schmolz die Rinde um sein Herz; rasch zum Guten, wie leider auch zum Bösen, bot er die Bruderhand zum Frieden; im Angesichte beider Heere umarmten sich die Fürsten; Apel von Vitzthum mußte ins Elend; gar manche Thräne versiegte; aber freilich die Ströme Blutes kehrten nicht zurück in die entseelten Leiber, und die verbrannten Dörfer und Städte erstanden nur langsam wieder aus der Asche, und Bür- ger und Landmann kamen erst später wieder zu eini- gem Wohlstände. 8) Der Prinzenraub. Für den Kurfürst Friedrich kamen Schrecken und Gefahr von dem Bruderkriege erst nach vollendetem Frie- den. Unter den Anführern seiner Truppen war auch ein Ritter, Kunz von Kauffungen, gewesen, der jetzt an den Kurfürsten Forderungen machte, welche diesem sehr anmaßend vorkamen. Eben kam er wieder. — Sieh da, mein sehr bescheidener Kunz! — Freilich wohl bin ich sehr unbescheiden, daß ich verlange, Fürsten- dienst solle mir wenigstens eben so reichlich lohnen, als die Dienste, welche ich der Stadt Nürnberg gegen den brandenburgischen Albrecht leistete. — Du erinnerst mich eben zu rechter Zeit an deine Dienste für Nürnberg. Ei, wie tapfer warst du, als du den Markgrafen fingst! und wie diensttreü, als du ihn laufen ließest gegen ein Lösegeld, welches du in deine Tasche stecktest! — Sei dem, wie ihm wolle! Im Dienste der Stadt bin ich reich, im Fürstendienste arm geworden! — O wie un- recht that ich doch, dich nicht reichlich dafür zu beloh- nen, daß du gleich im ersten Jahre, wo du mir wie- der dientest, bei Gera dich fangen ließest! — Das ho- he Ldsegeld wenigstens hättet ihr mir wieder erstatten sollen. — Du warst mein Söldner. Wer den Gewinn davon tragen will, muß auch für Gefahr und Verlust stehen! — So nehmt mir wenigstens die vitzthumischen Güter nicht wieder, welche ihr mir gegeben habt! — Ich gab sie dir zur Entschädigung für die Güter, wel- che du in Thüringen verloren hattest. Diese sind dir

9. Drittes Schulbuch für die Oberclassen der Volksschule - S. 258

1842 - Zwickau : Zückler
258 jetzt zurückgegebcn. Wie magst du ferner noch Anspruch machen auf jene? Du stehest mir ganz so aus, Kunz, als würdest du sehr wohl zufrieden sein, wenn ich dir meines Bruders Länder und die meiuigen dazu gäbe. — Mein Kurfürst, entlaßt mich nicht so mit Hohn und Spott! Thut es nicht! Eüer Fleisch und Blut möchte es entgelten müssen! — Was war das? Du drohst, Mensch? Doch daß du stehst, wie gnädig ich bin, und wie wenig ich dich fürchte: so sollen dich meine Wachen nicht ins Gefängniß werfen. Aber weg nun! Weg von hier! —^ Lebt wohl, mein Herr! — Hof- fentlich! Und Kunz, Kunz, verbrenne mir die Fische im Teiche nicht! — Kunz ging. Sein Entschluß war bald gefaßt, und die Ausführung ward beeilt. Als der Kurfürst einst von seiner Residenz nach Leipzig ge- reist war, erschien Kunz in der Nacht vom 7. auf 8. Juli 1455 mir seinen Gefährten, Wilhelm von Mosen und Wilhelm von Schönfels, nebst mehreren Knechten vor dem Schlosse zu Altenburg, wo außer der Kur- fürstin und den beiden Prinzen, Ernst und Albrecht, nur wenige Personen vorhanden waren. Ein verrathe- rischer Knecht, Namens Schwalbe, hatte Strickleitern an die Fenster befestigt, auf welchen man in das Jn- gelangte. Der Zweck des Einbruchs war, die kurfürstlichen Knaben zu rauben. Ernst fiel auch so- fort in die Hände der Raübcr; der jüngere, Albrecht, aber war gewandter; er hatte sich versteckt, und statt seiner war ein junger Graf fortgeschkeppt worden. Kunz merkte jedoch den Jrrthum bei Zeiten und holte Albrechten nach. Die Kurfürstin, aufgeschreckt durch das Geraüsch, aber außer Stande, ihren Kindern zu Hilfe zu kommen, weil man sie eingeschlossen hatte, flehte zum Fenster hinaus auf den Hof mit aller Angst des Mutterherzens: Kunz, lieber Kunz, thut nicht so übel an mir und meinem Eheherrn! Mein Herr Ge- mahl hatte dich einst zum Schloßhauptmanne hier ge- setzt; daher kommt es, daß du jede Stelle unserer Burg kennst; und dieses Vertrauen willst du so schändlich mißbrauchen? Du bist Ritter, du hast geschworen, wehrlose Frauen und Kinder zu beschützen; bestecke dei- ne Ehre nicht durch so unritterliche Handlung! Wehe! Wehe! Der harte gefühllose Mensch hört mich nicht !

10. Drittes Schulbuch für die Oberclassen der Volksschule - S. 362

1865 - Zwickau : Zückler
362 [222] Otto bei all seinem Reichthume nicht glücklich. Denn durch ungerechte Vorliebe für seinen jüngeren Sohn Dietrich, reizte er den ältern, Albrecht, zur Empörung gegen sich und zum Kämpfe gegen den Bru- der, welcher auch nach dem Tode des Vaters noch fortdauerte. Dietrich überlebte seinen Bruder. Sein Sohn, Heinrich der Erlauchte, sah nach langen Stürmen wieder das Glück im Hause Wettin, doch nur auf kurze Zeit, einkehren. 1<8. Thüringen. Heinrich der Erlauchte. Du weißt, daß das Flüßchen Pleiße in der Nähe von Zwickau seinen Ursprung hat. Gehst du diesem Flüßchen nach: so führt es dich über Werdau und Crimmitschau unweit Altenburg vorüber bis Leipzig. Unter- halb dieser Stadt fällt es in die weiße Elster,, welche sich später in die Saale ergießt. Gehst du nun von da an über Merseburg und Weißensels die Saale auswärts: so gelangst du zur Mündung des bedeutenden Flusses Unstrut in die Saale. An beiden Seiten dieses Flusses liegt das gesegnete Thüringen, Dahin waren die Slaven nicht vorgedrungen, sondern es war von einem rein deutschen Volke bewohnt. Die Saale schied die Deutschen und die Slaven von einander. Dieses Land hatte, ehe Heinrich von Meißen in den Besitz desselben gelangte, unter sogenannten Landgrafen gestanden. Die meisten derselben führten den Namen Ludwig; ihre Ge- schichte ist zum Theil mit Sagen durchwebt. Da wird uns von einem Lud- wig erzählt, daß er einen Sprung vom Mebichensteme bei Halle in die Saale gethan habe, wie denselben ein Mensch gar nicht ausführen kann. Da wird uns mancherlei von einem Landgrafen Ludwig dem Eisernen be- richtet. Anderes dagegen beruht in Wahrheit. Dahin gehört die Geschichte von Ludwig dem Heiligen und seiner Gemahlin, der heiligen Elisa- beth. Er erwarb diesen Beinamen durch seine Frömmigkeit. Als echten Biedermann bewährte er sich gegen seinen Neffen, Heinrich den Erlauchten von Meißen, als er die Vormundschaft über denselben führte und die Rechte desselben ernstlich wahrte. Seine Gemahlin verdiente denselben durch das musterhafte Frauenleben, welches sie noch jetzt zum Gegenstand der Ehrfurcht macht. Aus Ungarn, von wo einst so vieles Unglück über Thüringen gekommen war, kam die junge Königstochter Elisabeth und ver- breitete in dem Lande ihres Gemahls tausend Segnungen. Von ihrer Schwiegermutter ward sie mit tückischer Bosheit verfolgt, und doch wußte sie dieselbe durch Sanftmuth zu besiegen und durch unerschütterliche Liebe und Treue ihres Gemahles Zuneigung sich zu erhalten. Während er mit großmüthiger Tapferkeit die Schwachen schützte, waltete sie daheim in wohl- thätiger Milde als die treue Landesmutter über ihre von Seuchen und Hun- gersnoth arg geplagten Unterthanen durch Gaben der Liebe, welche sie sich oft genug selbst abgedarbt hatte. Mit frommer Ergebung in Gottes Willen er- trug sie ihr Schicksal als ihr hochherziger Gemahl auf einem Kriegszuge in's
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