138
mit einem Denkmal der Jungfrau Ieanne d'arc. Poitiers (32,000 E.),
in dessen Nähe Carl Martell 732 die Araber schlug, und die Kriegshäfen
la Rochefort und Rochelle; jenes besitzt bedeutende Arsenale und einen Bagno
für Galeerensträflinge, dieses ein besuchtes Seebad.
15. Die Bretagne,
eine Halbinsel, hat ihren Namen von den Briten, welche sich aus ihrem
Vaterlande vor den Angeln und Sachsen hierher flüchteten. Städte von
Bedeutung sind Nantes an der Loire (105,000 E.) ein wichtiger Handels-
platz mit gutem Hafen. Das Edikt von Nantes 1598. Rennes, 47,000 (5.,
war die alte Hauptstadt der Bretagne. Brest (70,000 E.) besitzt den be-
deutendsten Kriegshafen in Frankreich; er faßt 500 Schiffe. St. Malo hat
eine große Handelsflotte.
16. Die Normandie
hat ihren Namen von den eingewandeten Normannen, deren Herzog Rollo
911 das Land von Carl dem Einfältigen als Lehen erhielt. Die heutige
Bevölkerung wird als kriegerisch und streitsüchtig geschildert. Rouen an der
Seine (106,000 E.) ist eine sehr reiche Fabrikstadt. Hier wurde 1431 Ieanne
d'arc von den Engländern verbrannt. An der Seine-Mündung ist le Havre
de Grace zu merken (76,000 E.), das einen lebhaften Verkehr mit Nord-
amerika unterhält. Wichtiger noch ist der feste Kriegshafen Cherbourg.
Dieppe treibt ansehnliche Häriugsfischerei, und ist als Seebad besucht. Caen
(45,000 E.) ist nach Rouen der größte Ort im Binnenland.
17. Corsika
(160 Q.-M., 253,000 E.) ist eine gebirgige, an Erz und Marmor reiche
Insel. Ackerbau und Industrie bleiben unbedeutend, so lange der Corse das
ungebundene freie Leben auf der Jagd und beim Fischfang beibehält; bisher
konnte er dieser Beschäftigung nicht entsagen. Man schildert die Corsen als
ein wildes, tapferes und rachsüchtiges Volk. Hauptstadt ist Ajaccio, 14,200
Einw. Seeplatz. Hier wurde Napoleon Bonaparte am 15. August 1769
geboren; er starb bekanntlich am 5. Mai 1821 in der Verbannung auf
der Insel St. Helena. — Auf Corsika wird italienisch gesprochen.
18. Das Herzogthum Savoyen (200 Q.-M., 600,000 E.)
ist 1860 mit der Grafschaft Nizza durch Vertrag dem Kaiserthum Frank-
reich einverleibt worden. Die Bewohner des Herzogthums (Savoyarden)
haben in Sprache und Lebendigkeit viel mit den Franzosen gemein; sie sind
kleiner Statur, nicht sehr schön, aber von einer seltenen Gutmüthigkeit, Ehr-
lichkeit und Genügsamkeit. Das arme Bergland nöthigt Viele schon in frü-
her Jugend ins Ausland zu wandern, wo sie als Diener sich vermiethen,
oder mit abgerichteten Murmelthieren, musikalischen Leierkasten, Tinte- oder
Schmierfäßchen, Mausefallen oder Aeffchen ihr Brot verdienen. Hauptstadt
TM Hauptwörter (50): [T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel], T32: [Vgl Stadt Aufl Frankreich fig Maas Sch. Einw. Vergl Festung], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
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Extrahierte Personennamen: Ieanne Carl_Martell Rollo Carl le_Havre
de_Grace Napoleon August Helena
loi Clodwig. T h e o d o r i ch.
n.h.g.manische Stämme, wie gegen die Muhamedaner und Lan-
gobarden h i n w e n d e t.
Clodwig, König dersalischen Franken, aus dem Stamme
der Merovingcr, herrsch - und eroberungssüchtig, schlagt den
.486. römischen Statthalter Syagrius bei Soissons und unterwirft
sich die letzte römische Provinz.
Theodorich, Theodomir's Sohn, König der Ostgothen,
dringt von Pannonien (mit Zeno's Bewilligung) in Italien
ein, schlägt den Odoacer bei Verona (Dietrich von Bern)
493. und gründet das ostgethische Reich in Italien (bis zur
Donau und dem Rheine), wahrend Langobarden unter Auduin
Pannonien besetzen.
Clodwig, mit einer rechtgläubigen Christin, Clotilde
496. von Burgund, vermählt, schlägt die Alemannen bei Zülpich,
läßt sich zu Rheims vom Bischof Remigius taufen, nimmt
Armorika in seinen Schutz, macht sich Burgund zinsbar,
507. schlägt, Theodorichs Drohungen ungeachtet, die Westgothen
unter Alarich Ii. bei Yivonne (ober Vougle), erhebt Paris
zu seiner Residenz und stirbt, nach der Ermordung der übrigen
511. Franken-Könige, als Alleinherrscher zu Paris. Seine Söhne
und deren Nachkommen theilen sich in das Reich, es entsteht:
») Austrasien, Ostfranken, im nordöstlichen Gallien, von
der Maas und Mosel bis über den Rhein und die Lippe hin
mit den nördlichen alemannischen Besitzungen ( Hauptstadt
Metz). Ir) Neustrien, Westfranken, zwischen der Maas
und Schelde über die Keine bis zur I^oire, und mit den
westgothischen Theilen bis zur Garonne (Hauptstädte: Paris,
Orleans und Soissons). Auch das südwestliche Thüringen
muß sich nach der Schlacht an der Unstrut 529, sowie Bur-
gund nach hartnäckigen Kämpfen den Franken unterwerfen,—
534. fränkische Grafen (später Herzoge) in Thüringen, und frän-
kische Könige in Burgund.
526. Das Ostgothische Reich zerfällt in Italien nach dem
Tode Theodorich's, der sechs und dreißig Jahre staatsklug
und glücklich geherrscht. Unter seinen schwachen Nachfolgern
Theodat und Vitiges macht der morgenländische Kaiser
TM Hauptwörter (50): [T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien]]
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Frankreich unter den carolingischen Königen. 193
der Umstande, ergriff aber die erste Gelegenheit sich der sächsischen
Oberhäupter zu bemächtigen, welche er, vertheilt in seinen Vesten,
in harter Gefangenschaft hielt. Jetzt brachten die geängstigten
Sachsen ihre Klagen vor den Papst Gregor Vh., der, voll großer
Entwürfe, seit kurzem auf dem heiligen Stuhle saß, und unerwar-
tete, im nächsten Abschnitte zu erzählende, Ereigniffe wurden da-
durch herbeigeführt.
37.
Frankreich unter den carolingischen Königen.
Heinrichs Gesch. v. Frankr., c. Hcmdt'» Leipz. l'. Fritzsch. 1802 — 4. 3 Th»
P. 5 Thlr. 8 Gr. Siniondr de Sisnwndi's Gcsch» d. Franzosen, m. Annierk. v»
H. Luden. Jena 1822. Pr. 2 Thlr.
Der Vertrag zu Verdun (843) hatte Karl den Kahlen
zum alleinigen Beherrscher Frankreichs gemacht. Schwäche bezeich-
net seine Regierung von ihrem ersten Beginnen bis zum Ende. 84« —
Die spanische Mark ging an die Araber verloren, Bretagne riß 877=3
sich los, vor allem aber plünderten die Normanner ungehindert^
das Land. Sie liefen in die Loire ein und verwüsteten Nantes;
steuerten im folgenden Jahre auf der Garonne bis Toulouse und 846
verheerten es; ja bis Paris wagten sie sich sogar mit ihren kleinen
Fahrzeugen ünd erpreßten von dem Könige 7000 Livres für ihren
Abzug, was sie bald darauf zur Verwüstung der Küsten Aquita-
niens und der Stadt Bordeaux reizte. Trotz seines Unvermögens
zu behaupten, was er besaß, brachte Karl die deutsche Kaiserkrone 84?
noch an sich, als der Kaiser Ludwig Ii. starb. Sein Versuch, 375
nach Ludwigs des Deutschen Tode, Lothringen zu erobern, scheiter- 97s
te durch die Niederlage bei Andernach, die ihm fein Neffe, Ludwig
der Jüngere, beibrachte; nochmals erkaufte er den Abzug der Nor-
manner für Geld, unternahm einen vergeblichen Zug zur Unter-
werfung Italiens, und starb durch erhaltenes Gift, das ihm sein
Leibarzt, Zedekias, ein Jude, beigebracht. Die weltlichen und geist- 377
liehen Vornehmen erweiterten ihre Macht auf Kosten des unkraf-
tigen Monarchen. Sein Sohn und Nachfolger
Ludwig!?., der Stammelnde, buhlte durch verschwen- 977 —
derifche Freigebigkeit um die Gunst der Großen, ohne sich darum «70---z
Anfehn oder Freunde zu erwerben, welche der Werthlofe nie besitzt. *
Nach Ludwigs Absterben erhoben einige Große deffen beide Söhne
Ludwig !!?. und Karl mann auf den Thron. Sie
regierten zwar mit seltener Eintracht, konnten aber doch nicht hin-
dern, daß sich Graf Boso von Provence zum Könige von Bur-
gund auswarf und das cisjuranische Burgund stiftete; des- 873
gleichen erneuerten auch die Normänner ihre Raubzüge. Beide
Regenten starben eines gewaltsamen Todes, denn Ludwig zerstieß
sich die Hirnschale, indem er eine junge Dirne durch eine schmale 882
13
TM Hauptwörter (50): [T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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Extrahierte Personennamen: Gregor_Vh Gregor Heinrichs Heinrichs Fritzsch Karl Karl Karl Karl Ludwig_Ii Ludwig Ludwigs Ludwig
der_Jüngere Ludwig Ludwig! Ludwig Ludwigs Ludwigs Ludwig Karl Karl Graf_Boso Ludwig Ludwig
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Sachsen Frankreich Jena Frankreichs Bretagne Nantes Toulouse Paris Lothringen Andernach Italiens Burgund
Die Teilung des Reiches. Ludwig der Deutsche. Iii 61—4.
53
Endlich verstand sich Lothar zu einer Teilung des Reiches, die zu Verdun an der Maas vereinbart wurde. Lothar erhielt das ehemalige Langobardenreich mit der Kaiserkrone, die fortan der Papst verlieh, und vom Frankenreich einen Landstreifen, der sich von den Alpen und der Rhonemündung zwischen den Sevennen, der Saone, der mittleren Maas und der untern Schelde im Westen und dem Rhein im Osten nordwärts bis über die Moselmündung hinaus und dann an die Weser erstreckte; was davon westlich lag, erhielt Rail „der Kahle"; dieses westfränkische Reich war ganz romanisch. Das bäuerliche Ost-land nebst der weinreichen Gegend um Speier, Worms und Mainz verblieb Ludwig dem Deutschen. Erst von da an kann von einem französischen und einem deutschen Volke gesprochen werden. Ludwig ist es zu danken, daß unser linksrheinisches Land nicht romanisiert worden ist.
* * Das ,,Ostfränkische Reich" stand in Wohlhabenheit und Ge-
sittung weit zurück hinter den linksrheinischen Gebieten, hatte nur wenige Städte am Rhein und an der Donau und enthielt keinen ganzen Strom; aber es war ein germanisches Land, bewohnt von waffentüchtigen freien Bauern, und sein König war im Gegensatz zu seinen beiden Brüdern mild und gerecht, ein Mann voll Majestät,
I mit leuchtenden Augen, das Ebenbild seines Großvaters Karl.d
4. Lothars Söhne, zuletzt Lothar Ii., starben ohne Erben. Da eignete sich Karl, seinen augenblicklichen Vorteil benutzend, sein ganzes Land an. Aber Ludwig eilte herbei und zwang in persönlicher Begegnung den Bruder zu ehrlicher Teilung; denn Karl war immer treulos und nach dem Ausdruck eines Zeitgenossen „feiger denn ein Hase". Im Vertrage zu Meerssen (bei Mastricht) wurde Lothars Reich, von dem ein Teil nach ihm Lothringen heißt, unter die Oheime so geteilt, daß Ludwig die Landschaften deutscher Zunge, Karl die französischen erhielt. Köln und Metz, Trier und Aachen, Straßburg und Basel fielen an Deutschland, Bisanz (Befangen), 2)erdun und Tull (Toul) an Frankreich: in der Hauptsache die Völker-scheide, die ein Jahrtausend später wieder hergestellt worden ist; nur daß der Rhein von seiner Quelle bis zur Mündung den Deutschen gehörte.
Auch nach Osten schirmte Ludwig die Grenzen; dort forderte er auch die Bekehrung der Heiden. Er starb in seiner Lieblingsstadt Frankfurt a. M. am 28. August 876 und wurde im Kloster Lorch beigesetzt.
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Extrahierte Personennamen: Ludwig_der_Deutsche Ludwig Lothar Lothar Maas Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig Lothars_Söhne Lothar_Ii Karl Karl Ludwig Ludwig Karl Karl Lothars_Reich Ludwig Ludwig Karl Karl Metz Tull Ludwig Ludwig August
Extrahierte Ortsnamen: Rhein Worms Mainz Rhein Donau Lothringen Trier Aachen Straßburg Basel Deutschland Frankreich Rhein Frankfurt_a._M. Lorch
176
Sechster Zeitraum.
See ergießen. Aegypten, Arabien, Persien, Asien, vom Mitte!-
meere bis zum Indus, gehörten zu selbigem mit den Landern zwi-
schen dem schwarzen und caspischen Meere, den meisten Inseln
des mittelländischen Meeres nebst einem Theile von Unteritalien
und der pyrenaischen Halbinsel. Der Druck der byzantinischen Statt-
halter in den Provinzen, der kleinliche Sekten-und Verfolgungs-
geist der Geistlichkeit, und die völlige Gleichstellung der Besiegten
mit den Siegern, im Fall sie zu Mahomeds Lehre übertraten, er-
leichterten den Arabern ihre schnellen Eroberungen.
Sechster Zeitraum.
Von Karl dem Großen bis auf Gregor Vii., v. 763—1073;
eine Zeit von 305 I ahren.
§. 32.
Karl der Große.
Eginhard! Tita Caroli Magni, ed. c. adnott. et Tariet. Iectionis
Bredotv. Heimst. 1806. Pr. 1 Thlr. Bredow: Karl d. fcjr., wic Eginhard
ihn beschrieben, d. "egende ihn dargcstellt, Neuere ihn bcurtheilt haben. Altona 1814.
Pr. 14 Gr. Hegewisch : Gesch. d. Regier. Kaiser Karls des Er. Hamb. 1791.
Pr. 1 Thlr. Ienisch: Theorie der Lebcnsbeschr. nebst einer Bicgr. Karls des Gr.
Verl. 1802. Pr. 1 Thlr. 4 Gr. Dalbergs Betrachtt. iib. d. Eharakt. Karls des
Gr. aus dem Franz, mit e. Vorrede v. Vogt. Frkft. a. M. 1800. Pr. 5 Gr.
Dippolds Leben Kaiser Karls des Gr. Tübingen b. Cotta 1810. Pr. 1 Thlr. 12 Gr.
Pflaum, Karl der Gr.; c. Lebensbeschrb. für Jünglinge. Stntkgard b. Steinkops
1814. Pr. 12 Gr. Kosegarten das tausendjähr. Gedächtniß Karls dcs Gr.; e. Rede,
Leipz. 1815. Pr. 10 Gr. Arctin: Aelteste Sagen üb. d. Geburt und Jugend Karls
des Gr., z. erste,unale bekannt gcniacht u. erläutert. München 1803. Pr. 16 Gr.
Pipin der Kleine starb, nachdem er 16 Jahre als König
768 der Franken regiert, und theilte das Reich unter feine zwei hknter-
n. eh. laffenen Söhne, Karl und Karlmann. Erstecer erhielr Neu-
strien, d. h. die nördlichen Provinzen von der Somme bis an
das atlantische Meer, nordwärts von der Loire; den nördlichen
Theil von Aust rasi en, d. i. die Lande von der Somme bis
an das rechte Ufer de§ Rheins, und die nördliche Hälfte von
Aquitanien, oder das Land zwischen der Loire und den Pyre-
näen. Karlmann sollte herrschen über Burg und, Provence,
Languedoc, die südliche Hälfte Aquitaniens, über Elsaß
und A lem a ni en, d. i. die Landerstrecken vom Oberrhein nach
dem Bodensee bis an den Lech. Ein baldiger Tod raffte jedoch
771 Karlmann hinweg, Karl brachte besten Antheil an sich und bc-
TM Hauptwörter (50): [T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie], T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden], T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien]]
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Extrahierte Personennamen: Karl Karl Gregor_Vii Gregor Karl Caroli_Magni Iectionis
Bredotv Bredow Karl_d Karl Eginhard Hegewisch Karls Ienisch Karls Dalbergs_Betrachtt Karls Franz Franz Karls Karl Stntkgard Karls Arctin Karls Karl Karl Karlmann Karlmann Karlmann Karlmann Karlmann Karl Karl
Extrahierte Ortsnamen: Persien Asien Unteritalien Altona Karls Karls Karls Rheins
156
Fünfter Zeitraum.
Godegksel. Chlodwig verbündete sich heimlich mit letzterem, schlug
5d0 Gundobald bei Dijon, belagerte ihn darauf zu Avignon und nö-
"• thigte ihn zu einem jährlichen Tribute. Die Religion mußte so-
dann dem Frankenkönige einen Vorwand zum Angriffe der aria-
^0^ nischen Westgothen leihen. Unweit Poitiers verlor Alarich Ii.
das Leben in der Vertheidigung seines Reiches, von welchem fast
nur der District zwischen der Rhone und Garonne (Languedoc)
übrig blieb; das Uebrige ward dem fränkischen Gebiete einverleibt.
Armorica oder Bretagne erfuhr ein gleiches Schicksal, dann räumte
Chlodwig noch vier seiner Vettern, Siegebert, Chararich, Ragna-
char und Rignomec, Beherrscher kleiner fränkischer Reiche, durch
allerlei Listen aus dem Wege, vereinigte alle Frankenstamme
unter seinem Scepter, und hatte im Laufe von dreißig Jahren ein
abgerundetes, außen und innen wohl befestigtes Reich begründet,
vir In seinem 45sten Lebensjahre schon ward er durch den Tod hin-
weggerafft, zu Paris, das er zu seiner Residenz gewählt hatte.
Nach einem fehlerhaften, damals allgemeinen Rechte, theilten
Chlodwigs vier Söhne, Theodorich, Chlodomir, Childe-
bert und Chlotar das kaum vereinigte Reich unter sich. Dem
ältesten wurde das Gebiet der ripuarischen Franken und der Aleman-
nen dies - und jenseits des Rheins, alle östliche Provinzen Galli-
ens, Austrasien (Ostfranken), zugesprochen, überdieß noch die
Provinz Auvergne; seine Residenz nahm er zu Metz. Der zweite
erhielt die von den Westgothen eroberten Lande von der Loire bis
zur Garonne, und Orleans ward sein Wohnsitz. An Childe-
bert kam, was ehemals Syagrius beseffen, Jsle de France, die
zwischen der Loire und dem Ocean westwärts gelegenen Landerstri-
che, mit Ausnahme von Bretagne, das von eigenen Grafen re-
giert wurde. Die Gesammtmaffe dieser Lander hieß Neustrien
(Westfranken) und Paris war die Hauptstadt. Der vierte Bru-
der, Chlotar, endlich erhielt, was von der Seine nordwärts bis
an die Maas liegt, die Picardie, einen Theil der Niederlande, und
zu seiner Hauptstadt machte er Soissons. Mit seltener Ein-
tracht vergrößerten die Brüder ihre Gebiete durch Eroberungen. Her-
mansried, letzter König von Thüringen, fand seinen Tod zu Zül-
53i pich und sein Land ward eine fränkische Provinz. Burgund,
534 das Chlodwig nicht ganz bezwingen konnte, eroberten seine Söhne,
und es machte fortan das dritte Hauptreich der fränkischen
Monarchie aus. Chlotar, der jüngste der Brüder, überlebte alle
übrigen und ihre Nachkommen und vereinigte das zersplitterte Reich
558 noch einmal unter einem Scepter. Doch nach 3 Jahren vecan-
Lvi laßte sein Tod schon wieder eine vierfache Theilung unter seine vier
Söhne, bis nach 61 jährigen Bürgerkriegen, Partheiungen und
Greueln aller Art die Ruhe hergestellt ward durch eine nochmalige
622 Verbindung der getrennten Staaten zu einem Ganzen unter
Chlotar Ii. Zwei tüchtige Männer, der Major Domus Pi-
TM Hauptwörter (50): [T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien], T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T83: [Karl Heinrich König Otto Sohn Reich Kaiser Sachsen Ludwig Herzog], T65: [Reich Italien Land Kaiser Römer Volk Jahr Rhein Gallien Franken], T99: [Frankreich Loire Stadt Rhone Gebirge Pyrenäen Paris Meer Garonne Lyon], T30: [Periode Abschnitt erster zweiter Zeitraum dritter Jahr Kapitel Sonne Planet]]
TM Hauptwörter (200): [T10: [Sachsen Karl Franken König Land Jahr Chlodwig Reich Krieg Volk], T118: [Karl Ludwig Reich Sohn Lothar König Lothringen Frankreich Herzog Tod], T53: [Frankreich Stadt Loire Paris Rhone Garonne Maas Lyon Orlean Hauptstadt], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T155: [Soldat Krieg Heer Land Mann Truppe König Waffe Geld Feind]]
Westeuropa.
39
und Straßburg). Paris ist der Mittelpunkt des geistigen, geselligen und politischen Lebens
sowie die erste Industriestadt Frankreichs (vorzüglich in Modeartikeln). Es ist außerdem
reich an herrlichen Bauwerken, Palästen und Kirchen, Museen und Denkmälern (Notre
Dame-Kirche, Louvre). Das regste Leben herrscht aus den Boulevards. Um den ganzen
Stadtkoloß läuft ein Kranz von Forts, so daß Paris zu den gewaltigsten Festungen der
Erde zählt. Wsw. von Paris Versailles mit dem Residenzschlosse Ludwigsxiv.
und seiller Nachfolger. In diesem wurde König Wilhelm I. am 18. Januar 1871 zum Deut-
schen Kaiser ausgerufen.
Östlich der Champagne erstreckt sich als selbständige Landschaft
die Hochfläche von Französisch-Lothringen^), das Übergangsland zwischen
Deutschland und Frankreich, vielumstritten und darum geschichtlich so wichtig. Loth-
ringen, ein Tafelland wie Franken und Schwaben, dacht sich, wie der Lauf seiner
beiden Hauptflüffe Mosel und Maas lehrt, nach Norden ab und sendet seine Ge-
Wässer dem Rhein zu. In seinen tiefeingeschnittenen Tälern erzeugt es Obst,
Wein und Getreide wie das Neckartal, die Berge find reich an Wald und
Wiesen, Kohlen, Eisen und Salz.
Lothringens Mittelpunkt bildet Nancy, an der Hauptstraße von Straßburg nach
Paris (Rhein-Marne-Kanal) gelegen, die alte und freundliche Hauptstadt des ehedem deut-
schen Herzogtums Lothringen. Die von W. kommenden Straßenzüge überschreiten hier
Mosel und Maas; deshalb finden sich hier die Festungen Epinal und Toul
an der Mosellinie und Verduu an der Maaslinie, serner viele Schlachtfelder,
so bei Metz und S e d a n.
Ii. Das Loire-Gebiet. — Natur. Das Tiesland der Loire ist durch seine
Fruchtbarkeit und seinen sorgsamen Anbau „die Kornkammer Frankreichs";
die lieblichen Gegenden der obstreichen Landschaft Touraine heißen geradezu der
„Garten Frankreichs". Die Loire betritt das Tiefland bald, nachdem sie den
Allier aufgenommen, fließt dann noch eine Strecke nordwestlich und biegt dann
nach Westen um zum Meere.
S i e d e l u n g e n. Tie wichtigeren Wohnorte an der Loire sind Orleans, am
nördlichsten Punkt des Flusses, ein Kreuzungspunkt wichtiger Bahnen; Tours, im
Mittelpunkt des weiten Beckens, und, bereits zur Bretagne gehörend, Nantes an
der Mündung, bedeutend durch Handel und Industrie. Die eigentliche Hafenstadt ist
St. N a z a i r e.
Nach Norden ist die Ebene nicht völlig offen. Das Bergland der Bretagne^) schließt
das Loiregebiet hier ab. Die Bretagne, eine rauhe, 200 m hohe Hochfläche, hat eine reich-
gegliederte Küste, weshalb sich die Einwohner hauptsächlich dem Fischfang und der Schiff-
fahrt zugewendet haben. An ihrer hafenreichen Westküste liegt der Kriegshafen Brest,
80 000 Einw.
Iii. Das Garonne-Gebiet. — Natur. Das Tieslandbecken der Garonne
ist, abgesehen von der Küste, sruchtbar und besonders in den Flußtälern sehr weinreich,
ja es ist Frankreichs größtes Weinland. Mit dem Loire-Gebiet steht es durch die
Senke von Poitiers (Karl Martell 732) in Verbindung. Nur der Küstenstrich am
') Lothringen — Reich des Lothar.
2) Bretagne — Land der (keltischen) Acetonen.
TM Hauptwörter (50): [T32: [Vgl Stadt Aufl Frankreich fig Maas Sch. Einw. Vergl Festung], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
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TM Hauptwörter (200): [T53: [Frankreich Stadt Loire Paris Rhone Garonne Maas Lyon Orlean Hauptstadt], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T118: [Karl Ludwig Reich Sohn Lothar König Lothringen Frankreich Herzog Tod], T193: [Meer Halbinsel Gebirge Norden Süden Osten Westen Küste Insel Europa], T141: [Armee Metz General Paris Schlacht August Mac Franzose Mahon Festung]]
Extrahierte Personennamen: Wilhelm_I. Maas Nancy Metz Karl_Martell Karl Lothar
Extrahierte Ortsnamen: Westeuropa Paris Frankreichs Paris Paris_Versailles Ludwigsxiv Deut- Deutschland Frankreich Schwaben Mosel Rhein Paris Rhein-Marne-Kanal Lothringen Epinal Nantes Brest Frankreichs Poitiers Lothringen Bretagne
Übersicht der geschichtlichen Entwickelung Englands im Mittelaller. 113
Azin court 1415, worauf er mit der Hand von Karls Vi. Tochter die Zusicherung der Thronfolge in Frankreich erhielt. — Karl Vii. Karl Vii. um herrschte nach dem Tode seines gleichnamigen Vaters nur südlich 14°0,
der Loire, während alles übrige Land den Engländern gehorchte, die 1429 auch Orleans angriffen. Da trat ein begeistertes Hirtenmädchen aus Dom Remy in Französisch-Lothringen, Jeanne Jeanne
d'arc/) an die Spitze der Franzosen, rettete Orleans und ge- d Arc.
leitete Karl Vii. mitten durch feindliches Gebiet nach Reims, wo er gekrönt wurde. Später von den Engländern gefangen genommen, wurde sie auf dem Marktplatze von Rouen als Here und Ketzerin verbrannt. Nichtsdestoweniger ist ihr Anstreben der Wendepunkt im Kampfe der Franzosen mit den Engländern, welch letztere alle Eroberungen in Frankreich bis aus Calais und die normannischen Inseln verloren und bald nach 1453 durch Ausbruch des Krieges der roten und der weißen Rose an jeder Wiedereroberung französischen Gebietes gehindert wurden. —
Ludwig Xi. zog nach dem Untergange Karls des Kühnen die Ludwig Xl Bourgogue ein und hob die Macht der Krone den großen Vasallen 11 m 1 j u• gegenüber so, daß bereits gegen Eube des Mittelalters der Grund zur unumschränkten Monarchie in Frankreich gelegt nmr.
Übersicht der geschichtlichen Entwickelung Englands im Mittelaller.
Im Altertum war England von den keltischen Britannen be- Britanneu. wohnt, die 44—88 der römischen Herrschaft unterworfen wurden. Römer. Während der Völkerwanderung drangen 449 die Angelsachsen ein Ar,gelsachsen. und gründeten mehrere Reiche, die 827 zu dem Königreich England, d. i. Angelland, vereinigt wurden.
Der bedeutendste unter den angelsächsischen Königen (827 bis ...
1066) war Alfred der Große (um 888), der vorletzte derselben 'H tömcflcuh Eduard der Bekenner, der in verwandtschaftliche Beziehung zu 827—1066. dem Herzog der Normandie trat und normannische Günstlinge an seinen Hos rief. Nach seinem Tod wurde Harald zum König erhoben, aber bald von Herzog Wilhelm von der Normandie in der Schlacht bei Hastings 1066 besiegt, wo Harald fiel?)
Wilhelm „der Eroberer" ließ sich im Westrninster zu London krönen und errichtete eine Gewaltherrschaft, indem er die angelsäch- Norman-sischen Großen ihrer Güter beraubte und ihre Besitzungen an seine normannischen Ritter vergab. Durch diesen sremden Lehensadel io66°—1154. wurden die unterworfenen und hart bedrückten Angelsachsen im
’) Schillers Trauerspiel „Die Jungfrau von Orleans."
") Gedicht: „Tailleser" von Uhlaud.
Stöckel-Ullrich, Mittelalter. §
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Extrahierte Personennamen: Karls Karl_Vii Karl Karl_Vii Karl Remy Jeanne Jeanne
d'arc/ Karl_Vii Karl Ludwig_Xi Ludwig Karls Ludwig Alfred Eduard Harald Herzog_Wilhelm Wilhelm Harald Wilhelm Schillers
Extrahierte Ortsnamen: Englands Karls Frankreich Französisch-Lothringen Reims Rouen Frankreich Ludwig_Xl_Bourgogue Frankreich Englands Altertum England England London
§. 6. Franken 481 — 752. Burgunder. 21
§. 6. Das fränkische Reich unter den Merowingern
und die Burgunder *).
Gründer des großen fränkischen Reiches in Gallien wurde
Childerich's Sohn Chlodwig, Anfangs nur König eines Theilcs
der salischen Franken, (481—511). Er eroberte durch Besiegung
des römischen Feldherrn Syagrius bei Soissons 486 das noch
römische Land zwischen Seine und Loire, unterwarf sich durch
einen Sieg über die Alemannen bei Zülpich 496 deren Land von
der Lahn bis zum Neckar und bekannte sich in Folge eines Ge,
lübdes während der Schlacht und durch seine burgundische Ge-
mahlin» Chlotilde bestimmt mit vielen Franken zum katholischen
Christenthum; 500 nöthigte er Burgund (welches unter Gun,
dioch's Söhne getheilt, aber von einem derselben, Gundobald,
durch Vertreibung oder Ermordung der andern — auch des Vaters
Cblotilde's — wieder vereinigt worden war) zum Versprechen eines
Tributs, machte bald darauf die Bretagne abhängig, beschränkte
die Westgothen nach der Schlacht bei Vougss- oder Vivonne (507)
auf den Küstenstrich zwischen den Pyrenäen und der Rhone und
machte sich durch treulose Ermordung seiner Mitkönige zum allei,
nigen König. Bei der nach alter Sitte Statt findenden Th ei,
lung des Reichs unter Chlodwig's Söhne erhielt Theode,
rich 1. (st. 534) Metz mit den Landern östlich von der Maaß
(Austrasien), Childebert I. (st. 558) Paris und das westliche,
Chlodomir (st. 524) Orleans und das mittlere, und Chlothar
(st. 561) Soissons und das nordöstliche Gallien (spater auch mit
dem allgemeinen Namen Neustrien bezeichnet). Theoderich, mit
den Sachsen verbunden, eroberte 630 durch Besiegung Herman,
friede, welcher durch Brudermord sich die alleinige Herrschaft an,
gemaßt, Thüringen und theilte es mit jenen. Schon 523 war
der König Siegmund von Burgund, Gundobald's Sohn und
Nachfolger seit 516, von den drei jüngern Söhnen Chlodwig's
besiegt und Letödtet worden; gegen Siegmund's Bruder Governar
verlor zwar Chlodemir 524 Schlacht und Leben bet Vienne; allein
*) Luden, Geschichte des teutschen Volks (B.i) 9 Bdc. 1825— 1834-
Pfister, Geschichte der Teutschen. 5 Vde. 1829. ff. Eichhorn, deutsche
Staats, und Nechtsgeschichte. 4 Vde. 3. 21. 1821 — 1823. Lorentz, Hand«
buch der deutschen Geschichte. 1830. Menzel, Gerichte der Teulsche«.
8 Bdc. 1816 ff.
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Extrahierte Personennamen: Chlodwig Herman Siegmund_von_Burgund Pfister Lorentz Menzel
Extrahierte Ortsnamen: Gallien Burgund Gundobald Rhone Paris Gallien Sachsen
256
Arnulf und
Ludwig das
Kind.
Das Aus-
sterbkn der
deutschen
Karolinger.
sen von Karl ab und schlossen sich an den tapferen Grafen Odo
von Paris an, welcher die Stadt und die Umgegend von den
Normannen befreite. Auch die Deutschen waren mit Karl höchst
unzufrieden und ernannten auf dem Reichstage zu Tribur 887 Ar-
nulf, einen natürlichen Sohn Karlmanns von Baiern, zu ihrem
König. Karl der Dicke starb 888.
Arnulf, welcher fest und männlich auftrat, schien eine neue
Ordnung der Dinge herbeizuführen. In Frankreich war das kö-
nigliche Ansehen tief gesunken und schon Karl der Kahle war von
den mächtigen Vasallen zu einer Reihe von Bewilligungen genö-
thigt worden. Die Seeprovinzen und die Städte an den größer«
Flüssen wurden von den Normannen geplündert, und eine Reihe
Städte, wie Rouen, Bordeaux, Orleans, Tours, Blois und an-
dere gingen in Flammen auf. Die Normannen nahmen sogar ihr
Winterlager in Frankreich. Den Süden verheerten die Saracenen.
Die Grafen maßten sich in ihren Bezirken alle Gewalt an, und
die mächtigsten derselben führten bereits wieder den herzoglichen Ti-
tel. Die zu dem ehemaligen Königreich von Burgund gehörigen
Provinzen trennten sich ganz von Frankreich, und die dortigen Bi-
schöfe übertrugen 879 dem Herzog Boso von Provence die
Krone. Dieser neue Staat hieß das Königreich Provence,
später das cisjuranische Burgund, als 888 Rudolf, der
Statthalter von dem größten Theil der Schweiz, Savoyen und der
Franche Comts sich zum König aufwarf und seinen Staat das
transjuranische Burgund nannte. Endlich war der. Graf
Odo von Paris zum König von Frankreich ernannt worden. In
Italien stritten sich seit dem Tode Karl's des Dicken der Herzog
Guido von Spoleto und der Markgraf Berengar von Fri-
aul um die Krone. Berengar war 888 zu Pavia zum König
von Italien gekrönt worden und hatte Arnulf's Oberherrschaft an-
erkannt. Auch Odo und der König von Provence, Ludwig der
Blinde, Boso's Sohn, räumten Arnulf den Vorrang ein. Im
transjuranische« Burgund dagegen mußte Arnulf seine Oberherr-
schaft mit den Waffen geltend machen.
Arnulf gewann die Liebe und Achtung der Deutschen, als er
891 die Normannen an der Dyle, nicht weit von Löwen, besiegte
und dadurch von ferneren Einfällen in Deutschland abhielt. Dage-
gen war es ein unkluger Schritt Arnulf's, daß er gegen den sla-
wischen König Zwentibold von Mähren, dessen Macht er selbst
durch Böhmen vergrößert hatte und der ihm dann den Gehorsam
verweigerte, die Ungarn oder Magyaren zum Beistand auffor-
derte. Die Ungarn, ein Volk des finnischen Völkerstammes, waren
rohe und wilde Nomaden. Sie wanderten im neunten Jahrhun-
dert aus den Gegenden am südlichen Ural nach der Moldau und
Walachei. Sie zogen auf bedeckten Wagen umher, welche ihnen
zugleich als Wohnungen dienten; sie waren in Felle gekleidet, leb-
ten von Milch und von dem rohen Fleisch der Fische und Jagdthiere
und bewiesen in ihren Kriegen eine thierische Wildheit. Arnulf
besiegte mit ihrer Hülfe Zwentibold und zwang ihn zur Zahlung
von Tribut. Die Ungarn aber drangen nach Arnulf's Tod in das
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Extrahierte Personennamen: Ludwig Ludwig Karl Karl Karl Karl Karlmanns_von_Baiern Karlmanns Karl Karl_der_Kahle Karl Boso Rudolf Rudolf Odo_von_Paris Guido_von_Spoleto Berengar Berengar Ludwig_der
Blinde Ludwig
Extrahierte Ortsnamen: Paris Frankreich Rouen Frankreich Burgund Frankreich Burgund Schweiz Burgund Frankreich Italien Pavia Italien Burgund Deutschland Ungarn Ungarn