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1. Die Landschaften Europas - S. 261

1900 - Trier : Lintz
Die Westküste Skandinaviens. 261 bunden und dann auf felsigen Inseln, wo ein kräftiger Wind bläst, zum Trock- nen auf Lattengerüsten aufgehängt. Bis zum 14. Juni lässt man sie hängen und bringt sie dann meist nach Bergen in den Handel. Wird nur der Bauch geöffnet, bloss zum Herausnehmen der Eingeweide, so führt der Fisch den Namen „Run d fi s k". Eine allgemeine Bezeichnung für die getrockneten Fische ist T0rfisk = Dörrfisch. Wird der Fisch nur eingesalzen, so führt er den Namen Laberdan. Gegenstände des Fanges sind ausser den genannten Fisch arten und den Hummern auch noch Seehunde, Walfische und einige andere Meerbewohner, die Seehunde wegen ihres wertvollen Pelzes, die Walfische wegen des Thranes und der Fischbarten. Und wie das Wasser, so sind auch die Lüfte erfüllt von Tieren, die einen Nutzen versprechen. Überall, wohin das Auge schaut, flattern Seevögel umher, meisteus Mö venar ten und Eiderenten. Zu Tausenden, ja stellenweise zu Millionen nisten sie auf den felsigen Klippen der Inseln und der Küste. Sie nützen hauptsäch- lich durch die Eier und durch die Federn, während das Fleisch, wenigstens das der Mövenarten, schlecht ist. Man benutzt das- selbe, ähnlich wie die Fischabfälle, an diesen futterarmen Gestaden als Viehfutter. An die Erwerbszweige, die unmittelbar die Gaben und Schätze der Natur zu verwerten suchen, knüpfen sich noch manche andere. Der Fischfang bedarf der Netze und anderer Geräte, ferner der Boote, der Schiffe. Die Verfertigung der zum Fischfang dienenden Gerätschaften, sowie der Schiffsbau haben an der norwegischen Küste einen hohen Grad der Vollkommenheit er- reicht. Auch die Herstellung der Tonnen, in denen die Fische versandt werden, beschäftigt viele Hände und bringt ferner eine gute Verwertung des an den Buchten der Küste wachsenden Holzes. Als wichtigster Erwerbszweig gesellt sich aber zum Fisch- fang der Handel mit den vielerlei Fischereier Zeugnissen, sowie die mit diesem verbundene umfangreiche Schiffahrt. Der Haupt sitz des Fischhandels ist die Stadt Bergen. Auch Stavanger, Kristiania, das im übrigen Handel an der Spitze steht, ferner Aalesund, Drontheim, Tromsö und andere Plätze sind an ihm beteiligt, dürften aber auf diesem Handelsgebiete zu- sammen Bergen kaum die Wage halten. Zur Zeit der Hansa hatten die Kaufleute von Bergen das Monopol des Fischhandels. Von dem ganzen Nordlande mussten alle Fischwaren dorthin gebracht werden. Obschon das Monopol der sog. „B e r g e n fa h r er" längst aufgehört hat, bewegt sich der Fischhandel doch noch fast ganz in den alten Bahnen und bevorzugt Bergen noch immer. Im Mai und Juni, wenn eben der Dorschfang an den Lofoten beendet ist, bringen die Nordfahrer auf ihren hochbeladenen Jachten, deren Form noch sehr an die der alten Vikingerschiffe erinnert, Leberthran und Rogen, im Juli und August aber, wenn die auf den Klippen aufgehängten Fische genügend durch Sonne und Luft getrocknet sind, Rund- und Klipptisk. In der Zwischenzeit spielt sich, meist von S kommend, der rege Verkehr des Herings fanges ab.

2. Die Landschaften Europas - S. 384

1900 - Trier : Lintz
384 Die Balkanhalbinsel. 7. Der Austausch der Erzeugnisse: Binnenhandel, Ein- und Ausfuhr. Infolge der politischen Zerrissenheit der Landschaft sind dem Handelsverkehr zwischen den einzelnen Teilen derselben Schranken gesetzt. Zu den politischen Schranken kommen die natürlichen der hohen Gebirge. Zwar öffnet das Meer, das auf drei Seiten die Halbinsel umgiebt, einen andern Verkehrsweg, aber fast nur für die Gegenden, die auf derselben Gebirgsseite und an der nämlichen Küste liegen. Zu einem regen Austausch der Erzeugnisse ist zudem wenig Veran- lassung gegeben, da diese ziemlich gleichartig sind. Bedeu- tender ist zum Teil noch der Ein- und Ausfuhr verkehr mit fernem Gebieten, die andere wirtschaftliche Verhältnisse haben. In der Türkei hatte 1894/95 die Einfuhr einen Wert von 445 Mill. M. (Hauptgegenstände: Gewebe, Getreide und Mehl, Zucker), die Ausfuhr von 254 Mill. M. (Hauptg. : Rohseide und Cocons, Trauben, Getreide und Mehl). Fast der gesamte Handel, besonders der Geldhandel, wird von Griechen und Armeniern betrieben. Bulgarien (mit Ostrumelien) hatte 1896 eine Einfuhr von 61 Mill. M. (hauptsächlich von Geweben und Garnen, Kolonialwaren, Metallen und Metall- waren und eine Ausfuhr von 87 Mill. M. (vorwiegend von Getreide und Vieh). Serbien führte 1896 für 27 Mill. M. Waren ein (besonders Gewebe, Me- talle und Metallwaren) und für 43 Mill. M. Waren aus (besonders Getreide, Pflaumen, Wein, Vieh). Montenegro führte 1896 für I1/* Mill. M. Waren ein; der Wert der Ausfuhr, die hauptsächlich aus Vieh und Vieherzeugnissen besteht, ist unbekannt. Die Einfuhr Griechenlands belief sich 1895 auf 85 Mill. M. (Haupt- gegenstände: Getreide, Gewebe und Garne, Metalle), die Ausfuhr auf 57 Mill. M. (besonders Korinthen, Metall und Erze, Wein, Feigen und Olivenöl). 8. Das Verkehrswesen: Eisenbahn- und Schiffahrtslinien. Die fast überall von Gebirgen durchzogene Balkanhalbinsel kann erst Anfänge eines geordneten Verkehrswesens aufweisen. Eine höhere Kultur ist zur Überwindung der Verkehrs- schwierigkeiten nötig. Es fehlt sogar fast überall noch an Land- Strassen, und in Gebirgsgegenden müssen Gebirgspfade, die von Lasttieren erklettert werden, dem Verkehr genügen. Das Eisenbahnnetz ist ebenfalls noch wenig ausgebaut. Eine wichtige Bahnlinie ist die Orientbahn, die die Balkanhalbinsel und ihre bedeutendste Stadt, Konstantinopel, dem Weltverkehr an- gliedert. Sie führt, von Budapest kommend, über Belgrad, Sofia, durch die Porta Trajani, über Philippopel und Adrianopel nach Konstantinopel. In gleicher Richtung geht eine zweite Bahnlinie, die von Saloniki ausläuft, dem Wardar- und Mórawathal folgt und sich in Niscli mit der andern Linie vereinigt. Die Verbindung mit dem Donaugebiet fehlt noch. Eine weitere wichtige Bahnlinie ist

3. Die Landschaften Europas - S. 99

1900 - Trier : Lintz
Rückblick auf frühere Kulturzeiten. 99 Mit den Ungarn trat in den Rahmen der Landschaft eine dritte, bedeutungsvolle Völkerschaft ein, die auf das Völkerschick- sal einen mächtigen Einfluss gewann. In der Stärke von ungefähr 900 000 Menschen oder fast 200 000 Kriegern stürmten die wilden Reiterscharen unter ihrem Führer Arpad durch den Munkacs-Pass in das Land. Sie überschwemmten die Niederungen der Theiss und der Donau und drängten die slavischen Bewohner ringsum auf den Rand der Gebirge zurück. Dann brach ein Teil von ihnen zu Kriegszügen nach dem westlichen Europa auf. Im 10. Jahrhundert waren die Ungarn die G eis sei Europas. Die Nieder lagen bei Merseburg und besonders auf dem Marclifelde, die iliuen die Könige Heinrich I. und Otto der Grosse beibrachten, hemmten ihren Siegeslauf. Nachdem sie zum Christentum be- kehrt waren, fand auch die europäische Kultur bei ihnen Eingang. Ihre alte Sprache beibehaltend, wurden sie doch ein M i s c h v o 1 k. in das die slavische Bevölkerung zum Teil unterging, und das sich in der Zeit der Türkenherrschaft auch vielfach mit tür- kischem Blute mischte. Als ein christliches Volk nahmen die Ungarn aber eine ganz andere Entwicklung als die ihnen nahe verwandten, zum Islam bekehrten Türken. Ja sie sind es gewesen, die deren Siegeslauf brachen, allerdings mit Unterstützung fast des ganzen westlichen Europa. Die Türkenheere waren schon bis Wien, das zweimal von ihnen belagert wurde, vorgedrungen. Die verschiedenen Völker schaffen Österreich-Un- garn s waren um das Jahr 1100 im allgemeinen schon in ihrem heutigen Besitzstande. Nur geringe Verschiebungen sind noch vorgekommen, die meist auf friedliche, von weisen Fürsten hervorgerufene Einwanderungen zurückzuführen sind. Der wichtigste Zu flu ss neuer Bevölkerung war jedenfalls der deutsche, denn er brachte eine höhere Kultur in das Land. In die Grenzgebirge Böhmens riefen seit dem 12. Jahrhundert die Herrscher dieses Landes viele deutsche Anbauer. Ein Kranz von deutscher Bevölkerung bildete sich infolgedessen um die in der Mitte sitzenden Czechen, und es begann eine rasche Entwicklung des deutschen Städtewesens, sowie des Handels und des Bergbaus. Die höhere Kulturentwicklung Böhmens, die sich noch heute gegenüber den andern Kronländern geltend macht, ist auf den grossen Kultureinfluss des Deutschtums zurückzu- führen. Eine starke deutsche Einwanderung fand auch nach Ungarn und Siebenbürgen statt, zuerst unter Gey s a Ii. liehe Reisen nach dem Kaukasus, wo er Völkerschaften fand, die von den Un- garn abgesprengt worden waren, nach Innerasien, wo er zu den Ursitzen seines Volkes gelangte, und zuletzt nach China, wo er in chinesischen Bibliotheken wertvolle, auf sein Volk bezügliche Dokumente vermutete, unternommen hat. Die reiche ethnographische Sammlung, welche er aus dem Kaukasus und aus Innerasien mitbrachte, war im Jahre 1896 auf der Milleniumsausstellung zu Budapest in der Kirche des ethnographischen Dorfes zur Besichtigung ausge- stellt worden. 7*

4. Die Landschaften Europas - S. 356

1900 - Trier : Lintz
356 Das Russische und Rumänische Tiefland. Betten in unserm Sinne kennt man in dem russischen Bauernhause fast gar nicht. Als Schlafstelle dient die Palata (= Zelt), ein Bretterboden, der von der obera Kante des Ofens bis zur gegen- überliegenden Wand reicht. Als Bettzeug werden Schafsfelle, Filz- decken, kleine Kissen und alte Kleider benutzt. Ausser einigen Holzbänken und schweren Tischen aus Tannenholz besteht die Möbelausstattung der Isbà noch aus einer grossen Kiste, die die wertvollsten Habseligkeiten der Familie birgt. Reinlichkeit ist nicht die starke Seite der russischen Bauern- familie. Tägliches Waschen ist nicht Sitte, obschon es bei dem engen Zusammenwohnen und Zusammenschlafen notwendig wäre. Trotzdem sieht es mit der Sorge für die Reinlichkeit nicht so schlimm aus, als wir hiernach annehmen möchten. Nach der Woche Müh und Arbeit kommt der Samstag. An diesem Tage nimmt jeder russische Bauer ein heisses Dampfbad. Es hat diese Sitte zugleich eine religiöse Bedeutung. Kein rechtgläubiger Russe würde ohne jene gründliche Reinigung am Körper es wagen, Sonntags das Gotteshaus zu betreten. Das Dampfbad wird entweder in einer Gemeindebade- stube oder in einer kleinen Badestube, die im eigenen Hause eingerichtet ist, genommen. Durch Aufgiessen von Wasser auf glühend gemachte Steine wird ein heisser Dampf erzeugt, in dem man so lange aushält, bis der Körper ganz in Schweiss gebadet ist. Die Schwitzenden schlagen sich mit Birkenruten, und zum Schlüsse begiessen sie sich mit kaltem Wasser oder wälzen sich draussen im Schnee. Nachher fühlt sich der Körper sehr erfrischt. Sehr einfach ist die Ernährungsweise des russischen Landvolkes. Brot, gesalzene Fische, Kohl, entweder frischer oder gesäuerter, Milch, Eier, Hülsenfrüchte, sowie Zwiebeln, Gurken und Pilze sind die Hauptnahrungsgegenstände. Fleisch ist eine Fest- tagsspeise und wird nur der Kohlsuppe, die fast alltäglich wie- derkehrt, zugefügt. Der Schnaps g en us s ist ziemlich verbreitet. Bier jedoch verschmäht der russische Bauer, weil es ilm nicht schnell genug berauscht. Berauschtwerden ist aber seine einzige Absicht beim Branntweintrinken. Doch bürgern sich immer mehr zwei Yolksgetränke ein, denen auch in andern Ländern eine grosse Verbreitung zu wünschen wäre, nämlich Kwass und Tliee. Der Kwass ist ein kühlendes, durststillendes und wohlschmeckendes Halb- bier, das verschieden, z. B. aus Roggenmehl und Malz, aus Schwarzbrot und Äpfeln u. s. w. zubereitet wird, indem man eine Gärung im Wasser eintreten lässt. Es besitzt keinen Alkoholgehalt. Der Thee wird in der vortrefflichen russischen Theemaschine, dem blank geputzten Ssamovär, der ein Zierstück fast eines jeden Hauses ist, zubereitet. Das russische Volk liebt sehr den Gesang. Das tiefe Em- pfinden des russischen Gemütes kommt bei diesem zum Ausdruck. Bei der Arbeit, bei der Ruhe und besonders bei festlichen Gelegen- heiten ertönen die sanften Melodieen, die durch ihren gedehnten Vortrag an die endlosen Ebenen des Landes erinnern. Doch auch plötzliche Übergänge zu einem wilden Rythmus kommen in ihnen vor und erzählen uns von noch ungezügelten Naturkräften des Volkes. In langgezogenen hohen Tönen klingt häufig das Lied aus, welches meist mit einem einfachen Instrumente, einer Art Harfe oder Zither, begleitet wird.

5. Die Landschaften Europas - S. 89

1900 - Trier : Lintz
Handel, Verkehrswesen. 89 kehrt mancherlei Naturschätze und Erzeugnisse des G-ewerbfleisses zum Absatz gelangen. Besonders hat der Binnenhandel die Auf- gabe, wichtige Bedürfnisse, wie Salz, Petroleum, Kohle, Zucker, Bekleidungsgegenstände u. s. w. gleichmässiger zu verteilen. Viele Gegenstände des Bedürfnisses vermag das Land gar nicht oder nicht in genügender Menge zu liefern. Ersteres gilt von den sog. Süd- und Kolonialwaren, sowie ^on manchen fremden Rohstoffen, z B. Baumwolle, Seide; sie müssen aus fernen Ländern eingeführt werden, während von manchen andern Gegenständen die Nachbarländer den noch fehlenden Bedarf decken. Die ganze Einfuhr belief sich für Österreich - Ungarn 1897 auf 1292,5 Mill. Jb, die Ausfuhr auf 1314,8 Mili Jé. Ein- und Ausfuhr hielten sich also ziemlich die Wage. Verschie- den ist aber ihre Zusammensetzung. In der Einfuhr wiegen die Rohstoffe, in der Ausfuhr die Nahrungsstoffe vor. Fabri- kate werden in gleichen Mengen ein- und ausgeführt. Die Hauptposten der Einfuhr bildeten 1896: Baumwolle (88 Mili. Wolle (70), Kohle (62), Kaffee (54), Tabak (47), Häute und Felle (4l), Woll- garn (40), Maschinen (36), Seide (32) und Bücher und Landkarten (27). Haupt- gegenstände der Ausfuhr waren 1896: Zucker (128 Mill. Holz (124), Vieh (80), Getreide (74), Lederwaren (69), Eier (68), Kohlen (53» , Glas (42), Malz (35) uad Wollwaren (32). Den bedeutendsten Handel treibt Österreich - Ungarn mit dem Deutschen Reiche, nächstdem mit Grossbritannien, Frankreich, Italien und der Schweiz. 8. Das Verkehrswesen: Eisenbahn- und Schiffahrtslinien. Seiner Lage gemäss sollte man Budapest für den wich- tigsten Verkehrsmittelpunkt halten. Es hat diese Bedeutung aber nur für die Ungarische Tiefebene, und eine ähnliche hat Prag für das Böhmische S tuf en land. Von Budapest laufen 7 grosse Eisenbahnlinien nach allen Richtungen und ver- binden die Stadt mit folgenden Städten : Pressburg-Wien, Raab- Wien, Lemberg, Kronstadt, Temesvár-Bukarest, Belgrad und Agram- Fiume. Im Böhmischen Stufenlande lassen sich ebenfalls 7 wichtige Eisenbahnlinien nachweisen, die iu Prag zusammenlaufen und zwar von Eger-Pilsen, von Chemnitz, von Dresden, von Reichenberg, von Brünn mit der Zweiglinie Trauten au, von Wien-Znaim und von Linz, bezw Wien-Budweis. Diese beiden grossen Verkehrs- netze werden aneinander gegliedert durch ein zwischen ihnen liegendes drittes, das von Wien ausstrahlt und dessen Mittel- punkt, weil er ferner wichtige Eisenbahnlinien aus den obern Donaugebieten und aus den Alpen empfängt, doch der wichtigste der ganzen grossen Lands cha ft ist. Die bedeutendsten Eisenbahnlinien, die in Wien zusammenlaufen, sind folgende: nach Linz, sich verzweigend nach München und nach Nürnberg, nach Triest, zwei Linien nach Budapest, nach Brünn und zwei Linien nach Prag.

6. Die außereuropäischen Erdteile nebst den deutschen Kolonien - S. 106

1904 - Trier : Lintz
Afrika. blaue Seidenschnur, welche ihm bei der Taufe umgehängt wurde. Ganz allgemein hat sich der Gebrauch des Sonnenschirms einge- bürgert. Zum Schutze gegen die Sonnenstrahlen sowie gegen das Ungeziefer wird ferner das Haupthaar mit Butter eingefettet, eine Sitte, die auch bei vielen andern Völkern, z. B. den Arabern, ver- breitet ist Sonderbarerweise ist es in Abessinien Sitte, sich die Augenbrauen auszureißen und sie in breiterer blauer Farbe nach- zuahmen Auch in religiöser Hinsicht herrschen manche eigen- tümliche Sitten. Die Knaben werden sehr früh zum Abendmahl zugelassen. Als Jünglinge sind sie jedoch wieder ausgeschlossen, bis sie eine Heirat eingehen wollen. Dann tritt auch für das Mädchen der einzige Fall ein, wo es zum Abendmahl zugelassen wird. Die Ehe wird aber gewöhnlich ohne kirchliche Einsegnung vollzogen, und die Scheidung ist fast willkürlich. Der Reisende Rüppel sagt von den Abessiniern, daß sie fressen wie die Wölfe. Man ißt mit Hilfe der Finger und der dünnen Brotschnitte. Der gebildete Mensch schnalzt dabei mit der Zunge, eine Sitte, die auch bei andern Völkern, z. B. den Japanern und Arabern, vor- kommt. Die Tiere werden auf eine rohe Art geschlachtet. Die noch warme Zunge des eben getöteten Rindes gilt als eine Lieb- lingsspeise. Infolge des häufigen Genusses rohen Kuhfleisches leiden die meisten Abessinier am Bandwurm. Starke Gewürzspeisen sind beliebt. Vor und nach dem Essen wird ein Getränk gereicht, das ein Diener einschenkt, nachdem er sich zuvor selbst etwas davon in seine Hand gegossen hat. Das gewöhnliche Volk trinkt zwei Biersorten, der Reiche dagegen den beliebten Tetsch, ein Honig- bier, dem Meth ähnlich, das aus vier Teilen Wasser und einem Teil Honig bereitet wird. Die Mischung wird acht Tage lang den Sonnenstrahlen zur Gärung ausgesetzt und dann auf Wurzeln von Rhamnus-Arten gegossen. In dem Lebensbilde der Neger drückt sich die ganze Hilfslosis:keit der Naturvölker gegenüber der Natur aus. In zahl- reichen Fällen haben wir jedoch auch Gelegenheit, die Erfindungs- gabe dieser Menschen zu bewundern, und können sehen, wie durch diese Eigenschaften die geringe Naturerkenntnis bereichert und zum Teil ersetzt wird. Das Leben der Negervölker ist infolge- dessen doch nicht so arm ausgestattet, als man glauben sollte, wenn man den Vergleich mit Kulturvölkern zieht „Die bewegliche Habe oder das Mobiliar einer Negerfamilie beschränkt sich," gemäß einer Beschreibung, die Stanley an einer Stelle von einem Neger heim entwirft*), „auf Körbe für Nahrungs- mittel, irdene Töpfe, ein Sortiment von allerhand Schüsseln aus Weidengeflecht, den Familienschild, Speere, Messer, Schwerter und Werkzeuge und die draußen liegenden Fischkörbe". Ein wichtiger Gegenstand ist noch die Einrichtung zum Stampfen von Hirse, Mais oder Reis. Dieselbe ist ebenso einfach wie sinnreich erdacht. *) Siebe Seite 91 Bd. Ii. des Werkes „Durch den dunkeln Weltteil".

7. Lehrbuch der neueren Geschichte - S. 74

1880 - Berlin : Habel
74 die Hauptlehren des Calvinismus verworfen wurden, ärger als je. Der Übertritt Kaiser Maximilians Ii. zum Protestantismus, den die Anhänger desselben erwartet hatten, erfolgte nicht. Im Gegenteil, mit der Zeit überwog bei ihm das habsburgische Hausinteresse mehr und mehr die großen Fragen der Nation. Er gab mit Rücksicht auf Spanien und fortwährend vom Papste bestürmt den Gedanken an eine nationale Kirche Deutschlands ans, um die Ansprüche seines Hauses auf außerdeutsche Länder sestznhalten. Er lenkte also wieder in jene Habsburgische Staatskunst ein, welche mit dem Siege der katholischen Kirche die Größe des österreichischen Hauses verknüpft wähnte. b) Innere und äußerekämpfe unter Maximilian Ii. Der deutsche Landfriede ward unter Maximilian Ii. gestört durch die sogenannten Grnmbachschen Händel. Der fränkische Ritter Wilhelm von Gr n mb ach nämlich glaubte sich vom Bischof von Würzburg Melchior von Zobel in seinem Besitztum benachteiligt. Er wurde vom Reichskammergerickt in seinen Ansprüchen unterstützt, konnte aber den Vollzug Der gerichtlichen Urteile nicht erlangen. Da verschaffte er sich selbst Recht. Nachdem bereits 1558 der Bischof auf offener Straße ermordet worden, eine That, welche 1563 man Grumbach zur Last legte, fiel dieser 1563 in das Bistum ein und brandschatzte Würzburg. Der Reichsacht verfallen, fand er Hilfe und Schutz bei dem Herzog Johann Friedrich dem Mittleren von Gotha, dem Sohne des abgesetzten Kurfürsten Johann Friedrich von Sachsen, der mit feiner Unterstützung die verlorene Kurwürde wieder an sein Hans zu bringen hoffte. Infolge dessen ward auch über den Herzog die Reichsacht ausgesprochen und Kurfürst August von Sachsen mit dem Vollzug derselben vom Kaiser beauftragt. Nach der Belagerung und Eroberung Gothas im I. 1567 1567 wanderte der unglückliche Johann Friedrich in lebenslängliche Gefangenschaft nach Wienerisch-Neustadt, während Grumbach durch Henkershand starb. Die Grnmbachschen Händel waren gewissermaßen der letzte Ausbruch des mittelalterlichen Faustrechtes. Nach außen hin hatte Maximilian Ii. ebenfalls mit den Türken zu kämpfen. Kurz nach feinem Regierungsantritt und trotz des unter Ferdinand I. abgeschlossenen Waffenstillstandes 1566 brach im Jahre 1566 der alte Soliman Ii. mit einem ungeheuren Heere in Ungarn ein. Aber seine Scharen zerschellten an der vom Grasen Niklas Zriny tapfer verteidigten kleinen Festung Szigeth (an der Dran, südwestlich von Ofen),

8. Lehrbuch der neueren Geschichte - S. 232

1880 - Berlin : Habel
232 desselben der eble Graf Stabion) den Zeitpunkt qe-fotnmen, bte Herrschaft Napoleons zu brechen und das alte Ansehen der habsburgischen Macht roieberhequmen. Es stellte bret Heere ms Felb, ems gegen Italien unter Erzherzog Johann, das Hauptheer in Deutschland unter f inqnaunb mu§ gegen Warschau und erklärte am löten Apnl 1809 an Napoleon den Krieg, inbem es besonbers Ausstaube in Tirol und Norbbeutschlaub rechnete Aber bte Zögerung Erzherzog Karls gestattete Napoleon, seine Jmjtmtgen rasch zu vollenden, und bereits den 2osten Avril derselbe meist mit Rheinbunbstruppen den linken Ringel des noch nicht recht vereinigten Heeres des Erzherzogs bet Regensburg. Es folgten hierauf mehrere für die Österreicher ungünstige Gefechte, besonbers bei Eckmühl (süblich von Regensburg) ant 22sten April, welche den Erzherzoa notrgten, sich mit Verlust nach Böhmen zurückzuziehen, wäh-llnd Napoleon an der Donau hinabrückte und am 13ten s £len Er Vergabe zwang. Zwar würde er am 21sten und 22stert Mmvondem Erzherzoge Karl durch bte Schlacht bet Usperu (btcht nörbl. von Wien) auf das rechte Donauufer zurückgeworfen (seine erste Nieberlage): aber er zog Verstärkungen an sich, überschritt den Fluß und eittschieb den Ärteg durch seinen mit weit überlegenen Streitkräften erfochtenen Sieg bet Wagram (norböftl. von Wien) am 5ten und 6ten ^nterbeffen hotten zwar die ctufftcinbischen Tiroler (Hofer, Speckbacher) helbenmütig gegen die Baiern und Fran-Spsen gekämpft, und auch in Italien und Polen hatten die Österreicher nicht ohne Glück gefochten; aber die Verluste in Vatern hatten den Erzherzog Johann zum Rückzug von Ober-« nari n"öarn genötigt. Der schon im Jnli abgeschlossene Wastenstlllstanb von Zn ah tu würde im Oktober durch den Fneben zu Wien vervollstänbigt. b) Die Friebensbestimmungen. _ 1. Österreich trat ab: Salzburg, Krain, Ober- farnten (bett Villacher Kreis) Görz, Triest, einen Tetl von Kroatien und Dalmatien, Westgalizien und einen Distrikt in Ostgalizien, zusammen über 170 000 qkm nttt gegen 3 Mill. Einwohnern. 2. Von biesen Gebieten erhielt Baiern Salzburg (trat bagegen Welschtirol an Italien und einige Lanbstriche an Wtrtemberg und Würzburg ab), Warschau bekam West-galtzten, Ruß lanb (für seine Hilfe) das abgetretene Stück von Ostgaltzten und aus Kretin, Villach, Görz, Triest, Kroatien, Dalmatten bilbete Napoleon beit Staat der illtjri schert Provinzen (zu dem er auch das italienische Dalmatien*

9. Lehrbuch der neueren Geschichte - S. 233

1880 - Berlin : Habel
233 Istrien, Ragusa und die ihm 1807 von Rußland überlassenen griechischen Inseln schlug und den er unter eigener Verwaltung behielt). c) Neben- und Nachspiele des Krieges. Das auf Betrieb des kaiserlichen Hoses ausgestandene Tirol hatte unter Andreas Hofer und Speckbacher glücklich die baierische Herrschaft abgeschüttelt. Aber nach dem Waffenstillstände von Znaym räumten die Österreicher das Land, und ein bedeutendes Heer von Franzosen, Baiern und Sachsen rückte in Tirol ein. Doch der Ausstand loderte von neuem aus; die Feinde wurden durch mehrere Gesechte zum Rückzüge genötigt und Hofer trat an die Spitze der Militär- und Civilverwaltnng von ganz Tirol. Nach dem Frieden von Wien mit) vom Erzherzoge Johann selbst aufgefordert, erklärte Hofer seine Unterwerfung , begann aber durch falsche Gerüchte getäuscht, die Feindseligkeiten abermals. In seinem Widerstände übermannt, verschmähte er die Flucht nach Österreich und hielt sich verbargen, bis sein Ausenthalt im Januar 1810 entdeckt ward. Er ward in Mantua am 20sten Februar desselben Jahres erschossen. Gleichfalls nicht zufriedeu mit dem Zurückweichen Österreichs war Herzog Wilhelm von Braunschweig, der Sohn Ferdinands, der dem Kaiserhose mit einer Freischar (der schwarzen Schar) zu Hilfe gezogen war. Er verwars den Waffenstillstand von Znaym und schlug sich mit seinen tapfern Truppen unter fortwährenden Gefechten mit den Franzosen und Rheinbimdlern und verfolgt von denselben nach der Nordsee durch, wo es ihm gelang, sich nach England einzuschiffen. 3. Napoleon auf der Höhe seiner Macht. a) Die Kontinentalsperre. Nach der Niederwerfung Preußens war nur Rußlands und Englands Macht ungebrochen geblieben. Mit jenem fachte sich Napoleon aus einen guten Fuß zu stellen. Eine Zusammenkunft der beiden Kaiser zu Erfurt im Jahre 1808, wo Napoleon mit einem Vafalleu-gefolge von 4 Königen und 34 Fürsten Deutschlands („Parterre von Königen") erschien, besiegelte das gute Einvernehmen der beiden Herrscher. Dagegen beseelte ihn gegen England der unversöhnlichste Haß. Um den stolzen Inselstaat an seiner empfindlichsten Stelle zu treffen, hatte Napoleon im Jahre 1806 von Berlin aus das sogenannte Kontinentalsystem begründet, wonach aller Handel mit England den Franzosen und den von Frankreich abhängigen Völkern verboten wurde. Selbst Rußland war diesem Systeme beigetreten und nur Portugal und die Psorte standen dem englischen Handel noch offen. Durch einen Befehl von Fontainebleau im Jahre 1810 1810 1808
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