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1. Griechisch-römische Altertumskunde - S. 50

1910 - Münster i.W. : Aschendorff
50 der Einbung vorgelesener Musterreden, teils endlich in einer Anleitung zur Ausarbeitung von eigenen Reden oder Abschnitten von solchen. Unter den von Isokrates selbst verfaten Musterreden erregen das meiste Interesse die der epideiktischen Gattung. Diese groen Prunk-reden waren zugleich politische Flugschriften und fr den Verfasser das Mittel, seine Ideale vom Zusammenschlu aller Hellenen zu gemeinsamer Bekmpfung der Barbaren unter das Volk zu bringen, Ideale, welche bei dem damaligen Stande der Dinge nicht mehr zu verwirklichen waren und deren Zerrinnen bei Chaironeia den fast 100--jhrigen Greis mit solchem Schmerz erfllte, da er 338 sich selbst das Leben nahm. Die berhmtesten seiner epideiktischen Reden sind: der 7zavr\yvqlxog, eine 380 fingiert in Olympia vor der panhellenischen Festversammlung gehaltene, durch abgerundeten Periodenbau, klangvollen Rhythmus, Reinheit der Sprache und Vaterlandsliebe ausgezeichnete Lobrede auf Athen, welche dieser Stadt das Recht auf die Hegemonie zuspricht, und der 7rava&r]vcux6g, eine Rede, die mit greisenhafter Weitschweifigkeit ohne wesentlich neue Gedanken das Lob Athens in denselben Tnen singt, wie der navvflvqlxo*;, und zugleich die rhetorische Kunst des Verfassers selbstgefllig verherrlicht. 42. vemosthenes. Derrtosthenes, Sohn des Demosthenes, aus dem attischen Demos Paiania, wurde wahrscheinlich 383 geboren. Sein Vater war Besitzer einer mit 30 Sklaven betriebenen Schwertfabrik. Kaum 7 Jahre alt, verlor er seinen Vater durch den Tod und wurde durch unehrliche, gewissenlose Vormnder um das nicht unbetrchtliche Vermgen (15 Talente) betrogen. Von Isatos in der Redekunst belehrt und mit juristischen Kenntnissen ausgestattet, zog er einen der Vormnder vor Gericht und erwirkte, obgleich erst 20 Jahre alt, die Verurteilung des ungetreuen Vormundes zu 10 Talenten Schadenersatz, mute sich aber schlielich zu einem mageren Vergleiche bereit finden. So durch die Unehrlichkeit seiner Vormnder zu den ersten Versuchen im Reden gezwungen, suchte er, um sich eine Stellung zu grnden, sich als Redner auszubilden. Es ist allbekannt, mit welch beispiel-loser Entschlossenheit der junge, beraus strebsame Mann die Gebrechen seiner Natur, das Zucken mit der Achsel, die schlechte Aussprache des t> und das zaghafte Bangen gegenber dem rauschenden Lrm der Volksmenge durch das der der Schulter aufgehngte Schwert, durch Steinchen, die er in den Mund nahm, sowie durch Sprechen gegen die brandenden Wogen des Meeres bekmpfte und siegreich berwand. Diese unbeugsame Tatkraft hat den Redner durch sein ganzes, vielbewegtes Leben begleitet. Sein Werden und Wachsen als Redner vollzieht sich in drei Perioden. In der ersten Periode sehen wir ihn als redenschreibenden Rechtsanwalt im Kampfe um feine brgerliche Existenz; in der zweiten tritt er persnlich als Redner auf, zumeist in Privatprozessen, aber durchweg solchen, bei denen zugleich auch ein ffentliches Interesse in

2. Griechisch-römische Altertumskunde - S. 120

1910 - Münster i.W. : Aschendorff
120 glnzende Anerbieten ab. Gestorben ist Horaz am 27. November 8 v. Chr., wenige Wochen nach dem Tode des Mcenas, neben dessen Grabe auf dem Esquilin seine Asche beigesetzt wurde. Horaz war von kleiner Gestalt und, wenigstens im spteren Alter, wohlbeleibt. Dafe er frh ergraute, auch von seinen Jugendjahren her an den Augen litt, ist aus seinen Gedichten zu ersehen. - Seine Lebensfhrung war sittlicher als die seiner meisten Zeitgenossen. In seiner Jugend gehrte er, wie er es launig ausdrckt, zur Herde Epikurs", in gereifteren Iahren aber bekannte er sich mehr zu den ernsten Grundstzen der Stoiker. Jedenfalls besa er stets ein warmes Herz fr alles Schne und Edle. Den Freunden, dem Vaterlande, dem Herrscher bewies er aufrichtige Liebe, ohne jemals seine Selbstndigkeit aus Schwche oder gar aus Selbstsucht preiszugeben". -Mit Hellem, gesundem Menschenverstnde verband er gutmtigen und wohlwollenden Humor. Seine schriftstellerische Laufbahn begann Horaz mit zwei Bchern Satiren (s. S. 121). Sie entstanden in den Iahren 41 -30 und verschafften ihm rasch dichterischen Ruf. Neben der Abfassung der Satiren ging die Bearbeitung der schon erwhnten Epoden her. Seit dem Jahre 30 nahm er sich die melische Lyrik der Griechen zum Muster; besonders bemhte er sich die Strophen des Alkaios und der Sappho (s. S. 19) nachzubilden. So wuchs eine Sammlung von Liedern (Oden) heran, die, in den Iahren 30-24 gedichtet, um 23 in drei Bchern verffentlicht wurden. In der Zeit von 24-20 schrieb er poetische Briefe, die alle an bestimmte Persnlichkeiten gerichtet sind; es sind ihrer 20, zu einem Buche (dem ersten Buche der Episteln) vereinigt. Auf den Wunsch des Augustus, der die in den Alpengebieten erfochtenen Siege seiner Stiefshne Tiberius und Drusus verherrlicht wissen wollte, kehrte Horaz noch einmal zur Obenbichtung zurck: in den Jahren 17-13 verfate er 15 Lieber, von benen 5 den Sieges-taten der Stiefshne und dem Herrscher selbst geroibmet sinb; sie bilben das vierte Buch der Oben. Auch das Carmen saeculare, das Festlieb zur Skularfeier Roms im Jahre 17, verbankt einer Bitte des Kaisers seine Entstehung. Des Dichters letztes Werk ist das zweite Buch der (Episteln; es enthlt 3 Briefe, beren letzter unter der Bezeichnung de arte poetica liber bekannt ist. Die Oben des Horaz zeichnen sich vor den Liebern aller andern Lyriker des Altertums durch ihre reiche Mannigfaltigkeit nach Inhalt und Form aus. Veranlassung und Stoff zu poetischer Behanblung bieten ihm nicht nur das Leben der Natur, die Freuben des Weines, der Liebe und der Freunbschaft, sonbern auch zu hherem Schwnge stimmt er seine Leier; mehrfach bringt er den Gttern Hulbigungen bar; in andern Liebern verherrlicht er den Herrscher und sein Geschlecht ober zeigt sich besorgt um des Vaterlanbes Wohl, inbem er mahnenb und roarnenb die Schben der Zeit aufbeckt und die auf die sittliche Wiebergeburt des rmischen Volkes gerichteten Plne des Augustus mit warmherziger (Empfehlung untersttzt; ein Lieblingsthema ist die Macht des Gesanges; sehr entfprechenb enblich sinb die Oben, in benen er, wenn

3. Griechisch-römische Altertumskunde - S. 49

1910 - Münster i.W. : Aschendorff
49 Dreiig, welche den Polemarch den Schirlingsbecher trinken lieen und den grten Teil des Vermgens raubten. Mit einem kleinen Neste desselben entwich Lysias nach Megara, von wo aus er in Verbindung mit Thrasybulos die Herstellung der Demokratie betrieb. Nachdem diese gelungen, beantragte Thrasybulos zur Belohnung fr Lysias die Auf-nhme als athenischer Brger, erreichte aber weiter nichts, als da er lorexyg bleiben durfte. 3m Jahre 403 klagte Lysias den Eratosthenes als Mrder seines Bruders Polemarch an in der Nebe xar 'Eqaroa^evovg, der ltesten von den uns erhaltenen und zugleich der einzigen, die der Netmer sebst gesprochen hat. Nachdem er schon zuvor als Lehrer der Beredsamkeit ttig gewesen war, begrndete er durch diese von heiligem Jrne flammende und die in Athen herrschende politische Miwirtschaft grell beleuchtende Nebe seinen Nuf als Logograph und bildete sich von nun an zum bedeutendsten Vertreter der fr anbere geschriebenen Prozerebe aus. Diese gerichtlichen Neben des Lysias, burchtoeg fr einfache Brgersleute geschrieben, sinb Muster der attischen Sprache und belmnben eine vollenbete Meisterschaft des schlichten, kunstlosen Stiles (genus di-cendi tenue) und der klaren, anschaulichen Erzhlung und Beweisfhrung? ihre Wirkung beruht in der ruhigen, berzeugungsvollen, sachlichen Darlegung des Tatbestands und in feinster Bercksichtigung der Snbivibualitt des Nebenben. Von seinen zahlreichen Neben sinb nur 34 auf uns gekommen, auch diese noch teilweise unvollstnbig und nicht unbestritten echt. 4l Isokrates. Isokrates, geb. 436 in Athen, geno eine sorgfltige Erziehung als Schler des Tisias, Probikos, (Borgias und hatte Beziehungen zu Sokrates und Piaton, die viel von ihm hielten und ihn zum Philosophen machen wollten. Er wandte sich aber der Redekunst zu und wurde, da er wegen schwacher Stimme und Schchternheit persnlich nicht mit (Erfolg auftreten konnte, Logograph. Die mannigfachen Unannehmlichkeiten jedoch, welche die Praxis mit sich brachte, veranlagten ihn nach etwa 10-jhriger Ttigkeit (402-393), dieselbe aufzugeben und Lehrer der Beredsamkeit zu werden. Er erffnete eine Nednerschule, in welcher er junge Männer zu Nednern ausbildete und ihnen auch anderweitige im staatlichen und gesellschaftlichen Leben ntzliche Kenntnisse vermittelte. . . Isaios, Lykurgos, Hyperides und Aijchines sind aus semer Nednerschule hervorgegangen. Seine Lehrttigkeit brachte ihn auch in Beziehung zu hochgestellten Mnnern, wie König Archidamos von Sparta und Philipp von Makedonien, die seinen Nat und seine Nebe begehrten und ihn bafr mit frstlicher Freigebigkeit belohnten. Da brigens jeber seiner zahlreichen Schler fr einen 3-4-jhrigen Kursus 1000 Drachmen zahlte, so wrbe Isokrates balb ein tvohlhabenber Mann. Was nun insbesondre den rhetorischen Unterricht in seiner Schule angeht, so bestaub er teils in der Theorie der Berebsamkeit, teils m

4. Griechisch-römische Altertumskunde - S. 248

1910 - Münster i.W. : Aschendorff
248 spicia impetrativa) neube[teilten Trger der (durch diese auspieia gegebenen) gttlichen Brgschaft. Erst in der Doppelbezeichnung auspicium imperiumque kam daher ihre Machtflle zum vollen Ausdruck. Der auf der Erde in Vierecksform scharf umgrenzte inaugu-rierte, d. h. vorher durch die Augurn hergestellte Raum war das sog. templum minus oder irdische" Templum, das auf die magistratische Auspikation beschrnkt blieb. - Die Zeit fr die Auspikation rvar gewhnlich eine der ersten Stunden nach Mitternacht. Der Beamte er-hob sich in tiefer Stille - ein unbedingtes Erfordernis fr eine gnstige Auspikation von seinem Lager und nahm in dem an der Auspikationsstelle aufgeschlagenen tabernaculum oder templum minus, dem nur nach einer Seite geffneten Zelte, Platz und erwartete die Zeichen, die er entweder selbst von der Tre des Tabernaculums aus erblickte, oder die ihm ein Assistent (nie der Augur!) meldete. Nichteintreten der erbetenen Zeichen ober der Vorfall einer Strung durch dirae (Unheilzeichen) oder die Feststellung eines Fehlers oder Verstoes (vitium) machte die Wiederholung des Auspikationsaktes ntig (repetitio auspiciorum). An der Stelle der ursprnglichen, wichtigen und hufigen, aber umstndlichen und zeitraubenden Vogelschau kamen zu Ciceros Zeiten aus Bequemlichkeitsrcksichten fr die magistratische Auspikation nur noch die signa ex caelo und die signa ex tripudiis zur Anwendung, die Blitzbeobachtung im stdtischen, die Beobachtung des Fressens der hl. Hhner im militrischen Amtskreise. Der Magistrat be-austragte seinen technischen Unterbeamten, denhhnerwrter (pullarius), der ursprnglich nur die zum Tripudium ntigen Hhner verpflegte und beobachtete, schon frhzeitig mit seiner Vertretung beim auspicium militare. Ein gnstiges Zeichen war es, wenn die aus ihrem Kfig gelassenen Hhner Stcke der gierig aufgenommenen Nahrung wieder aus dem Schnabel fallen lieen. Wie es nun erlaubt war, zur Erzielung eines gnstigen Impetrativzeichens die Tiere hungern zu lassen und ihnen dann das Futter in Breiform vorzuwerfen, so gengte es auch, bei der Seltenheit dieser Himmelserscheinung einfach ein fingiertes gnstiges Blitzzeichen zu melden.1) Auf diese Weise ist natrlich groer Mibrauch getrieben worden. 3*. Die Sibqllinischen Bcher. 3. Die Sibqllinifchen Bcher wurden seit den Tarquiniern befragt; zu ihrer Befragung wurde das Kollegium der Orakelbewahrer, die Ii, X, Xv viri sacris faciundis, eingesetzt (s. unten!). i) De caelo servare (urtb signa caelestia), das ursprnglich technisch blofo auf die Blitzbeobachtung ging, wurde zum allgemeinen Ausdruck fr bte Erhaltung impetrativer ober oblativer Auspizien.

5. Griechisch-römische Altertumskunde - S. 255

1910 - Münster i.W. : Aschendorff
255 (trabea) den knotenlosen Krummstab (lituus) als uere Abzeichen hatten, waren die interpretes Jovis 0. M. (Cic. de leg. Ii, 20). Ihr Dienst umfate: 1. an selbstndigen Kulthandlungen die auguria, namentlich a) die Inauguration der Priester in dem von ihnen er-richteten Schautemplum auf der Burg; b) die Inauguration von Pltzen und Gebuden (Absteckung und Begrenzung eines rechteckigen Grund-planes) zum religisen und staatlichen Gebrauche; 2. die Mitwirkung bei der magistratischen Auspikation im stdtischen Amtskreise. Ihre Ttigkeit war hier a) vorbereitend: sie hatten als Trger der Lehre von den auspicia das irdische Templum zur Beobachtung der Vogel-Zeichen herzustellen und zu berwachen; b) kontrollierend und begutachtend: sie hatten auf die Aufforderung des Senates ihr Gutachten darber abzugeben, ob bei einer bestimmten Handlung den Vorschriften des Auguralrechts gengt war oder nicht; durch Feststellung ungnstiger Zeichen oder eines Versehens (vitium) konnten sie die Fortfhrung einer Handlung fr den betreffenden Tag verhindern oder einen staats-rechtlichen Akt rckgngig machen. 38. Die Ii, X. Xv viri sacris faciundis. 3. Die Ii, X, Xv viri sacris faciundis waren: 1. die interpretes Sibyllae (daher auch sacerdotes Sibyllini oder Xv viri libris inspiciendis gen.) und als solche betraut mit Ausbeutung der im Tempel des kapitolinischen Ippiter aufbewahrten, in griechischen Hexametern verfaten Sibyllinischen Bcher (libri Sibyllini oder libri fatales). Diese schlugen sie auf Grund eines Senatsbeschlusses in Zeiten schwerer innerer und uerer Krisen und auergewhnlicher Prodigien in Gegenwart von Magistratspersonen auf (adire, consulere, inspi-cere libros), suchten dann jedesmal den auf die vorliegende Sachlage gerade passenden Spruch aus und legten ihn, mit der ntigen Erluterung versehen, in Form eines schriftlichen Gutachtens dem Senate vor, der sodann nach Prfung des Sachverhalts und, wenn ntig, nach Anhrung der Pontifices und Haruspices die letzten Anordnungen traf. 2. Wie die Pontifices der den alten rmischen Kultus, so fhrten sie die Oberaufsicht der den ritus Graecus, d. h. der alle auf Grund der Sibyllinischen Bcher in Nom anerkannten neuen Gottesdienste der di novensides griechischer Herkunft. Sie leiteten insbes. den Dienst des Apollo sowie die Supplikationen und Lektisternien. Die haruspices waren die Vertreter der Divination der disci-plina Etrusca und sind niemals sacerdotes publici p. R. geworden. Seit der Zeit des Hannibalischen Krieges wurden diese Opferschauer und Zeichendeuter von Fall zu Fall von Staatswegen aus ihrer Heimat gegen Bezahlung nach Rom berufen, um ihr Gutachten vor dem Se-nate abzugeben. In Ciceros Zeit gehrten sie zu dem stndigen Beamtenpersonal der hheren Magistrate und bildeten in der Kaiserzeit den ordo haruspicum Lx, der unter einem haruspex maximus stand. 39. Dos Kollegium der Iii bezw. Vii viri epulones. 4. Das Kollegium der Iii bezw. Vii viri epulones, ein 196 v. Chr. zur (Entlastung von dem Pontisikalkollegium abgezweigtes und

6. Griechisch-römische Altertumskunde - S. 168

1910 - Münster i.W. : Aschendorff
168 in welchem ihr Spindel und Spinnrocken nachgetragen wurden, in das Haus des Gatten gefhrt wurde (uxorem ducere sc. domum). Im Atrium empfing sie die Schlssel des Hauses und wurde in die Gemein-schaft des Feuers und Wassers aufgenommen. Es folgte die feierliche cena nuptialis unter dem Klange der Flten und Hochzeitslieder (hymenaei). Am folgenden Tage brachte die junge Frau in ihrem Hause den Gttern das erste Opfer dar und empfing von Verwandten und Freunden Geschenke. Schon diese und hnliche Zeremonien lassen erkennen, da die Stellung der rmischen Frau eine wrdigere und selbstndigere war als die der griechischen. Sie war die wirkliche Herrin (domina) des Hauses und nahm an allen wichtigen Entscheidungen teil, die die Familie betrafen; sie war nicht auf ein besonderes Frauengemach angewiesen, sondern verkehrte frei mit den Mnnern, nicht blo in ihrem eigenen Hause, sondern auch auerhalb desselben, und besuchte gleich ihnen den Zirkus und das Theater, enthielt sich jedoch des Weines. Aber schon nach dem zweiten punischen Kriege trat mehrfach Sittenverderbnis ein, infolge deren die Frau, verschwenderisch und prunkschtig geworden, die Bande der Ehe nicht mehr achtete. Kein Wunder, da es da zu wiederholten Ehescheidungen (divortia, discidia) kam, zu denen schon eine mndliche oder schriftliche Erklrung eines der beiden (Batten gengte. So fiel es kaum auf, da auch sonst sittenstrenge Rmer, wie Pompejus, Cicero u. a., mehrfach ihre Ehen ohne triftigen Grund lsten. Schon Augustus sah sich daher gentigt, durch die leges Juliae gegen die Zuchtlosigkeit der Ehen nicht minder aufzutreten als gegen die mehr und mehr um sich greifende bequemere Ehelosigkeit. 55. e) ttmdererziehlmg. Ein neu geborenes Kind wrbe dem Vater vor die Fue gelegt, bamit er vermge seiner patria potestas entweber durch Aufheben besselben (tollere, suseipere) sich zur (Erziehung verpflichte ober es durch Liegenlassen zur Aussetzung ober Ttung bestimme. Erst die christlichen Kaiser verboten die Ttung des Knaben als parricidium. Am 9. Tage erhielt der Knabe, am 8. (dies lustricus) das Mbchen einen Namen, nachbem durch Waschung und Opfer die Reinigung ber-selben bewirkt war; auch wrbe den Kinbern an biesem Tage zum Schutze gegen Zauberei eine Kapsel mit einem Amulett (bulla) um den Hals gehngt. Die krperliche und geistige Ausbilbung der Kinder unter-stanb ganz der Bestimmung der (Eltern; namentlich war es die Mutter, die sich, wie der Pflege, so auch der geistigen Ausbilbung ihrer Kinder annahm. Mit dem siebten Jahre begann der eigentliche (Elementarunterricht, inbem der Knabe zu Hause ober in der Schule (ludus) bei einem Privatlehrer (litterator, ludi magister) Lesen, Schreiben und Rechnen lernte.

7. Bd. 2 - S. 285

1838 - Freiburg im Breisgau : Herder
Allgemeiner U eb erb lick. 286 rcdsamkeit waren noch zahlreicher besucht, als jene der Philoso- phie. Die Genügsamkeit der Lehrer verlangte nur eine geringe Bezah- lung, ihre Frugalität diente den Schülern zum Vorbild; man lebte nur für die Weisheit. Die Eroberungen Alexanders und selbst die Herrschaft der Römer vermehrten noch den Glanz dieser Schulen. Aus allen Landern der weitverbreiteten griechischen Zunge, so wie ans dem fernsten Abendlande, strömten wißbegierige Zöglinge dahin, und wie- wohl in der politischen Sphäre die Freiheit zu Grunde gegangen; so dauerte sie doch in den Schulen der Philosophen fort. Auch in anderen Städten, vornemlich in Rho dus und Alexan- drien, waren berühmte griechische Schulen; doch erreichten sie den Glanz der athenischen nicht. Insbesondere waren die von Alexan- drien fast ausschlicßcud den mathematischen und physikali- schen Wissenschaften gewidmet. Den freieren Forschungen der allge- meinen Philosophie, so wie der, erhebend auf die Genrüther wir- kenden, Beredsamkeit, konnten die ägyptischen Despoten nicht hold seyn. Die Naturwissenschaften dagegen und die Mathematik mochten sie ohne Gefahr begünstigen, ja wohl zu politischen und staatswirth- schaftlichen Zwecken uüzen. Dieallmälig aufkommenden Schulen der R ömer erscheinen ge- gen die griechischen in einer ärmlichen Gestalt. Jene der Jurisprudenz ausgenommen (Tib. Coruncanns, Pontifex Marimus, cröffnete dieselben im Jahr 500 der Erbauung Roms), waren sie alle ganz un- bedeutende Privatanstalten, deren Unzulänglichkeit für die höhere Bil- dung die Römer selbst erkannten (*). §.4. Bibliotheken. Von desto größerer Wichtigkeit mußte in jenen Zeiten die Beschaf- fenheit der Schuten seyn, je mehr der Selbstunterricht aus Büchern durch die Theueruug und Seltenheit der Exemplare erschwert ward. Zwar schrieben viele Freunde des Wissens die Werke ihrer Lieblings- schriftsteller ab (Demosthenes verfertigte mit eigener Hand acht Kopieen von Thucydides), und Andere trieben solches Kopiren als ein Ge- werbe (**) ; aber dies konnte dem Bedürfnisse nicht genügen. Auch hatten viele der vortrefflichen Lehrer ihre Grundsäze gar nicht, oder nur unvollständig, der Schrift vertraut. Daher blieb der Wißbegierige aus ihren mündlichen Unterricht beschränkt, aber gerade hiedurch ge- (*) Der jüdischen Schulen zu Jerusalem, Alerandrien, Babv- ton u. a., dann der chaldäilchen zu Babylon und jener der Magier zu Susa wollen wir wenigstens in einer Rote erwähnen. (**) Das gewöhnlichste Schreibmaterial waren Rollen von ägyptischem Papyrus; doch gebrauchte man auch Leder, Leinwand, Tafeln u. st w.

8. Bd. 2 - S. 264

1838 - Freiburg im Breisgau : Herder
264 Erstes Kap. Bürgerlicher Zustand. Der Spartaner brachte seine Zeit mit gymnastischen Uebungen und öffentlichen Angelegenheiten hin. Landwirthschaft und Industrie war ausschließend der Sklaven Sache. Die Athener ehrten beide, und liebten insbesondere das ländliche Leben mit wahrer Leidenschaft. Wie sehr sie den'gcwerbssieiß geachtet, beweist das Gesez, wornach ein Fremder, wenn er eine Fabrik in Attika errichtete, das Bürger- recht unweigerlich erhielt, jenes so sehr geschäzte Bürgerrecht, welches wohl Königen bisweilen versagt ward. Zn dem Reize eines freien, harmlosen, naturgemäßen Lebens, welcher die Athener auf's Land zog, kam noch die Neigung zur Be- quemlichkeit und Pracht. Republikanische Eifersucht war, wenigstens in früheren Zeiten, durch stolze Wohnhäuser in der Hauptstadt belei- digt worden: daselbst sollten alle Privatgcbäude den Schein einer be- scheidenen Gleichheit tragen, und nur die öffentlichen Gebäude Pracht verkünden. Aber ihre Landhäuser mochten die Reichen nach Gefallen vergrößern und schmücken; man fand nichts Arges daran. Die Kleidung beider Geschlechter war meist aus Wolle. Attika und Arkadien erzeugten die beste, und die Athenerinuen wußten sie sehr geschickt zu verarbeiten. Aber die mi lesi sch e oder überhaupt jo- nische Wolle wurde höher gcschäzt. Leinwand holte man aus dem Peloponnes, noch lieber austhracien und Aegypten. Seide und Baum- wolle dienten zur Pracht, lieber das anschließende Unterkleid wurde ein Mantel getragen; von den Frauen ein Rock und ein Schleier. Aber die Spartanerinnen gingen häufig ohne den leztern, welches den Strengen für eine Art der Nacktheit galt. Allenthalben waren öffentliche Anstalten zum Baden. Reinlich- keit war selbst Religionspflicht. Bäder, Salben, Räucherwerk wur- den unter die gemeinsten Bedürfnisse gerechnet. Die Griechen liebten die Vergnügungen der Tafel, würzten sie durch geistreiche Unterhaltung, und paarten damit noch vcrschledene Sinnenlust. Aber die Weiber — die Hetären ausgeuommen — blieben von den Malen der Männer entfernt. Die Reichen besezten ihre Tafel mit unzähligen Leckerbissen von nah' und fern. Die Schlemmer wußten genau, welches für jede Speise die beste Gegend, Jahreszeit und Zubereitung sey, und eine gute Anzahl Schriftsteller hatte die Kochkunst zum Gegenstände gelehrter Abhandlungen gewählt (*). Sy- rakus brachte die besten Köche hervor. Allgemein war der Hang nach berauschenden Getränken ; und frühe schon wurde das attische Bier durch die köstlichen Weine verdrängt, (*) Neben vielen ähnlichen Werken wurde insbesondere die Gastrono- mie des Archestralos gerühmt.

9. Bd. 2 - S. 84

1838 - Freiburg im Breisgau : Herder
84 Drittes Kap. Makedonische Geschichte. den muß. 2) Das große syrische Reich, gestiftet von Selenkns (welcher Nikator von seinen vielen Siegen heißt), und die Haupt- masse des alten Perserreichs enthaltend. Der p arth i sche und der wie- der auflebende jüdische Staat sind losgerissene Stücke davon. 3) Das ägyptische Reich, durch Ptotem aus Lagi gegründet, das langst- dauernde von allen. 4) Mehrere kleinere, vorzüglich kleinasia^ tische Reiche, deren Geschichte füglich die einiger benachbarter Staa- ten, welche durch das gemeinschaftliche Schicksal der Unterwerfung un- ter Rom in einer gewissen Verbindung stehen, angehängt wird. Aber nur die früheren Begebenheiten dieser Reiche werden hier mit einiger Ausführlichkeit erzählt. Ihre späteren Schicksale, welche meist in die Geschichte Roms, ihrer Siegerin, verflochten sind, müssen dort- hin zur zusammenhängenden Darstellung verschoben bleiben, und können hier, um Wiederholung zu vermeiden, nur eine flüchtige Berührung finden. I. Makedonien und Griechenland (*w §. io. Antipater, der Griechen Sieger. Makedonien, wiewohl unter den Hauptreichen das kleinste, war dennoch, als ursprünglicher Siz der Macht, und dessen Thron auf die Oberhoheit in den übrigen Ländern, besonders in dem so natürlich mit ihm verbundenen Griechenland, Anspruch zu geben schien, der vorzüg- lichste Gegenstand der Bewerbung für die herrschsüchtigen Generale und sowohl deswegen, als weil die Schwingungen der in Griechen- land neu erwachten Freiheitsliebe nothweüdig auch auf Makedonien wirkten, so wie Griechenland selbst ein Schauplaz vieler und schnell wechselnder Revolutionen. So sehr Philipp und Aterander die Griechen vor allen besiegten Völkern ausgezeichnet und mit weiser Schonung ihnen Namen und Form der alten Verfassung gelassen hatten; so wurde doch der Verlust der Unabhängigkeit und die Befleckung des Nationatruhms schmerzlich gefühlt; und ungeachtet aller Schmeicheleien und der kriechenden Un- terthänigkeit, die man in die Wette den gefürchteten Gebietern erwies, war dennoch der heftigste Haß gegen die fremde Herrschaft in den Her- zen der meisten Griechen lebendig. Als Al er an der siegreich r'n's Herz von Asien drang, fieng er die griechischen Abgeordneten auf, welche mit Darius ein Bündniß unterhandeln sollten, und bald ward ihm die Nach- (*) Da wir die allgemeine Geschichte der alexandrischen Monarchie bis zur Schlacht bei Ipsus — als wodurch ihre Zertrümmerung bleibend bestimmt wurde — der leichteren Uebersicht willen nur summarisch erzählt haben; so bleibt uns bei den folgenden Specialgeschichten, insbesondere bei der mace- doni sch-griechischen, noch Verschiedenes nachzuholen, was weniger auf's Allgemeine, als auf die einzelnen Reiche sich bezieht.

10. Abth. 1 - S. 328

1818 - Elberfeld : Büschler
5rñ Vh.ztr- vom westph. Fried, bis jetzt. ¿648-3817, so beseht, daß man sie mit sokratischett Gastinäh- lern verglichen hat. Freilich traten, nach der Weise der Zeit, vorzüglich nur Witz und Laune glanzend hervor. Die Schnelligkeit, da? Treffende und Ue- berraschende der Gedanken aalt vor Billern; Gründ- lichkeit »nd die treue, menschliche Nachsicht fanden in jenem Zeitalter weniger ihren Platz; und schon die französische Sprache, welche in Friedrichs Ge- sellschaft geredet wurde, mußte diese Richtung mit sich bringen. — Dt« übrige Zerr des Tages war zwischen dern Lesen der eingelausenen Berichte, den Vorträgen der Kabinetsrathe, dem, oft eigenhän- digen , Entwerfen der Antwertei!; ferner der An- ordnung seiner Artlaaen bei den Lustschlöffern, den fü'riststeileriichen Arbeiten , deren Frredr.ch eine reiche Sammlung hinkerlajsen hat, und endlich der Unterhaltung mir feiner Flöte, getheilt. Diese wiegte , >vie eine vertraute Freundin, die hefrcgern Regungen feines Innern sanft eilt; und wahrend er mit ihr oft Stundenlang durch feine Zimmer wa»derte, wrirde das Reich der Gedanken immer freier/ lind sein Geist war alsdann, wie er seibff bezeugt, anr u»igestö> tesieil thütkg. Doch litt nie ein Geschäft de? Staates nutet den jelbstgewahl- ten, gemüthlichern Genüffen, welche die Musik l'nd Dichtkunst ihm vorzüglich gewahrten. Das ist der gröfrle Ruhm des Königs, daß ihm Psucht und Beruf über Alles heilig waren, und daher hat man mit Recht von Friedrich gesagt, daß die Pflicht eines König?, in rhrcin ganzem Umfange und ihrer ganzen Würde, dis Idee, welche sein Leben beherrschte, und seiner Seele Mittelpunkt war. Wie hatte doch dieser König sein ganzes Zeitalter empv!heben und mit sich fortreißen, und an tausend gefährlichen Klippen vorüberfuhren kön- nen , wenn von seiner Jugend au , durch Innig- keit und Liebe, die treue, fesie, teutsche Natur, die in ihm lag, gepflegt wäre. Aber eben diese Jugend uno die Erziehung Fried- richs hat manchen edleren Keim in chm unentwickelt gelassen. Sein Barer Friedrich W U y • 1 m k
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