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1. Erdkunde - S. 177

1900 - Freiburg im Breisgau : Herder
— 177 — fuhrartikel sind: Seide und Seidenwaren, Thee, Reis, Kampfer, Kupfer, Porzellan, Lack- und Papierware!?. Japan zählt auf einem Flächenraum von 417 000 qkm 45 Mil lionen E., ist also dichter bevölkert als das Deutsche Reich. — Die Japaner (Bild 58) sind -— im Gegensatze zu den stammverwandten Chinesen — dem europäischen Einflüsse leicht zugänglich, sehr gut begabt und ungemein strebsam, die Errungenschaften der christlichen Bild 58. Heiden in Japan bei einer religiösen Feier. Civilisation sich anzueignen. Darum haben sich in Japan so schnell wie in keinem andern asiatischen Staate europäische Sitten und Ein- richtungen eingebürgert. Eisenbahnen und Telegraphen durchziehen das Land; überall erstehen Fabriken; die Staatsverfassung und Verwaltung, das Heer- und Unterrichtswesen sind nach europäischem Muster eingerichtet. In ihrem Wesen freundlich und zuvorkommend, doch mit Würde und Selbstbewußtsein, können die Japaner durch ein ausgesprochenes Gefühl für Anstand und Schicklichkeit manchem Europäer zuin Vorbild dienen.

2. Erdkunde - S. 203

1900 - Freiburg im Breisgau : Herder
— 203 Portugal besitzt einen Teil von Senegambien sowie Angola, das große Gebiet südlich der Kongomündung. Der uuter der Souveränität des Königs der Belgier stehende Kongo st aat (auf 2 250 000 qkm und 14 Mill. E. geschätzt) reicht nur mit einem schmalen Streifen bis an die Mündung des Kongo, breitet sich aber in Centralasrika über den größten Teil seines Stromgebietes aus. (Bodenbeschaffenheit, Klima und Produkte der aufgezählten Ge- biete sind zumeist ähulich wie in Kamerun, siehe unten.) Deutsche Schutzgebiete sind: 1. Togo, 2. Kamerun, 3. Deutsch-Südwestafrika. Togo (82 000 qkm und 21/4 Mill. E., darunter etwa 100 Deutsche) liegt in Oberguinea zwischen der englischen Goldküste und dem französischen Dahome. Die Küste, nnr etwa 60 km lang, ist wegen der heftigen Brandung schwer zugänglich. Nach innen steigt das Land allmählich zu einer fruchtbaren, wohlbebanten Hoch- ebene und gut bewaldeten Gebirgszügen an. Die wichtigsten Er- zeugnisse sind Palmöl, Palmkerne und Kautschuk. Haupthafen ist Klein-Popo (5000 E.), Regierungssitz Lome (4000 E.). Kamerun (zu 495 000 qkm, also fast so groß wie das Deutsche Reich, und 3 Mill. E. geschützt, unter denen 250 Deutsche) liegt am innersten Teil des Guiueabusens zwischen Französisch-Kongo und Britisch-Nigerland. Die Ostgrenze bildet im allgemeinen der 15.° östl. L. von Greenwich bis zum Tsadsee. Nach seiner Oberflächen- gestalt besteht Kamerun aus einem schmalen, sumpfigen, feucht heißen und ungesunden Küstengebiet, das von einem Urwaldgürtel umschlossen wird. Jenseits desselben erhebt sich ein grasreiches, ziemlich gesundes Hochland, das im Norden zu dem Gebirge von Adamaua ansteigt. Doch steigt auch aus dem Küstenlande das vulkauische Kamerun- gebirge (4000 in) empor. Die zahlreichen Flüsse sind wegen der Stromschnellen nur streckenweise schiffbar. Die wichtigsten Ausfuhr- artikel sind Kautschuk, Palmöl, Palmkerne und Elfenbein. In neuester Zeit sind mit wachsendem Ersolg Kakao- und Kaffeepflanzuugen an- gelegt worden. Handelsmittelpunkt und Regierungssitz ist Kamerun.

3. Erdkunde - S. 207

1900 - Freiburg im Breisgau : Herder
— 207 Nördlich schließt sich daran das deutsche Schutzgebiet Deutsch- Ostafrika (941000 qkm, also fast zweimal so groß als Deutschland, und 3 Mill. E., darunter etwa 700 Deutsche). Das Gebiet erstreckt sich an der Küste vom Rovuma bis zum Wangafluß und landeinwärts über den Kilima-Ndscharo quer durch den Victoriasee und entlang dem Tauganyika- und Nyassasee. Die politischen Grenzen sind: Im Norden Britisch-Ostasrika, im Westen der Kongostaat, im Süden Britisch-Centralasrika und der portugiesische Freistaat von Ostafrika. Bild 75. Abessinier (König Menelik Ii.). und reichlichen Ertrag. Bei dem lichen Verkehrsweges in das Innere kann der in Aussicht genommene Bau einer Eisenbahn für die Erschließung des Landes und Förderung des Handels von großer Bedeutung werden. Ausfuhrartikel siud: Elfen- bein, Kautschuk (verdickter Saft einer Schlingpflanze), Kopal (bernstein- artiges Harz) und Tabak. Der Regierungssitz ist Dar-es-Saläm mit 6000 E. (Bild 74). Größere Handelsplätze sind: Tanga (4000 E.), Pangani (4000 E.) und vor allem Bagamoyo (10000 E.). Britisch-Ostasrika (über 1 Mill. qkm mit angeblich 6 Mill. E.) umschließt das Saud nördlich von Deutsch-Ostafrika bis zum Jubfluß. Hauptort ist Mombasa (15 000 E.). Das Kaiserreich Abessinien (Habesch) (508 000 qkm, 41f2 Mill. E.) auf dem mächtigen, schwer zugänglichen Hochland gl. N. ist ein Wie Kamerun, so hat auch Deutsch-Ostafrika einen schmalen, stark bewässerten, fruchtbaren, aber ungesunden Küstenstrich, dem sich nach innen ein grasreiches, von Gebirgen durchzogenes Hoch- land anschließt. An der Nord- grenze erhebt sich die vulkauische p fruchtbar. Die Anpflanzung von Kaffee und Tabak verspricht guten Masse des Kilima-Ndscharo bis zu 6130 m. Das Gebiet ist vollständigen Mangel eines natür-

4. Erdkunde - S. 200

1900 - Freiburg im Breisgau : Herder
— 200 — zerstörten frühern Hauptstadt Chartum gegenüber angelegte Omdnr- man, nnweit des Znsammenflusses des Weißen und Blauen Nils. Das eigentliche Ägypten breitet sich am Mittel- und Unter- lause des Nils aus; es reicht östlich bis zum Roten Meere, westlich mit unbestimmter Grenze bis in die Libysche Wüste. Den Kern des Landes bildet das Nilthal, das in Oberägypten nur eine Breite von 15 bis 20 km hat, in Unterägypten aber mit der Spaltung des Stromes sich bedeutend erweitert. Nur das Nilthal (ungefähr 30 000 qkm) ist anbaufähig; die regelmäßigen jährlichen Überschwemmungen Bild 72. Pyramiden. erzeugen eine außerordentliche Fruchtbarkeit. Die wichtigsten Pro- dnkte sind: Baumwolle, Getreide, Reis und Zucker. Der Handel hat dnrch die Erbauung von Eisenbahnen wie auch durch Eröffnung des Sueskanals in neuester Zeit einen lebhaften Aufschwung genommen. Die Bevölkerung — an 10 Millionen auf 1 Million qkm — ist in Unterägypten am dichtesten, wo auf 1 qkm un- gefähr 250 Menschen treffen. Mehr als 3/4 der Bewohner bilden die Fellachen (— Pflüger), größtenteils Taglöhner. — Herrschende Religion ist der Islam; doch giebt es über 1/2 Million Christen, zumeist Kopten, daneben an 60 000 Katholiken.

5. Erdkunde - S. 202

1900 - Freiburg im Breisgau : Herder
— 202 — welche in früher Jahreszeit nach Europa versandt werden, ferner von Getreide, Wein, Olivenöl, Vieh, Korkholz und Halfa, d. i. Steppen- gras, welches zur Papierbereitnng verwendet wird. — Die Haupt- stadt Algier (alsche, arabisch El-Dschesair) mit 92 000 E. steht in lebhafter Handelsverbindung mit Marseille. — Andere größere Orte sind: Oran mit 81 000 und Konstantine mit 48000 E. Marokko (812 009 qkm und 8 Millionen E.) ist ein Snltanat, dessen mohammedanische Einwohner dnrch ihren wilden Haß gegen die Christen berüchtigt sind. Das Land ist mit Ausnahme des südlichsten Teiles sehr fruchtbar, wird aber schlecht ver- waltet. — Hauptort ist das gewerbereiche Fes. zugleich wichtigster Handelsplatz des Innern, mit etwa 150 000 E. Von dieser Stadt haben die roten türkischen Mützen ihren Namen. — Die alte Haupt- stadt Marokko (ca. 50 000 E.) liegt prächtig am Fuße des schnee- bedeckten Atlas. — Tanger (20 000 E.), unfern der Straße von Gibraltar, ist der bedeutendste Seehandelsplatz. West- und Südafrika. Mit Ausnahme der Negerrepnblik Liberia an der Pfeffer- küste (85 000 qkm und 2 Mifi. E.) ist das ganze Gebiet in den Händen europäischer Mächte. Frankreich besitzt: 1. Senegambien und dessen Hinterland am Niger bis zu der bedeutenden Karawanenhandelsstadt Timbnktu, 2. die Elfeubeiuküste und Dahoine in Oberguinea, 3. Französisch- Kongo in Niederguinea. Zu Großbritannien gehört: 1. das Land am untern Gambia, 2. Sierra Leone, 3. die Goldküste, 4. Lagos mit der lebhasten Handelsstadt gl. N. (37 000 E.) und das Gebiet des untern Niger, 5. die Kapkolonie und Natal, endlich 6. Britisch- Süd- und Centralasrika, das sich vom Kapland nordwärts bis Deutsch-Ostafrika und dem Kongostaat erstreckt. 1

6. Bd. 2 - S. 283

1838 - Freiburg im Breisgau : Herder
203 Allgemeiner Ucberblick. Uebungen — waren mehrere Spiele — wie die pythischen — aus- schließend, oder wenigstens vorzugsweise, gewidmet. Zwar erlangte niemals der Dichter, der die beste Hymne gesungen, oder der Tonlünst- ler, der die schönste Melodie erdacht, die ausschweifende Lobpreisung Desjenigen, der am schnellsten das olympische Stadinm durchlaufen (*): aber dennoch Ruhm genug, um die Seele der Preiswerber durch Nach- eiferung zu entzünden, und ihr Genie znm kühnsten Fluge zu starken. Zudem waren solche Spiele für sich selbst, als Schauplaze aufgereg- ter Leidenschaften, so wie unverhüllter Menschenformen und lebendi- ger Kräfte, als Versammlungspnnkte ungezählter Volkshaufen ans alten Ländern der griechischen Zunge, auch für die trägste Phantasie erhebend, für die reizbare begeisternd. Endlich fanden hier der Redner, der Philosoph, der Historiker, so auch der bildende Künstler, die herr- lichste Gelegenheit, die Schöpfungen ihres Genies — wenn sie auch ohne Beziehung auf den eigentlichen Wettkampf waren — einer ge- drängten und geschmackvollen Versammlung vorzulegen, und durch ihren lohnenden Beifall zu neuer Anstrengung sich zu ermuntern. Von diesen griechischen Spielen waren die r ö m i sch e n durchaus an Charakter und Zweck verschieden. Die griechischen Athleten waren freie Bürger; an einigen Spielen nahmen die vorneh msten Män- ner, ja selbst Könige der griechischen Zunge, wenigstens durch Stell- vertreter, Theit. Bei den Römern waren die Spiele blose Volksbe- lustigung, die durch gedungene Leute vom niedrigsten Pöbel oder durch abgcrichtete Sklaven geschah. Anstatt, wie bei den Griechen, die edle Ruhmbegierde zu entzünden, durch Wetteifer das Talent zu erhöhen, und ein Band der Vereinigung für freie Völker zu scyn, bewirkten die römischen Spiele späterhin das Vergessen der Freiheit, und nähr- ten zugleich die Frivolität und die Barbarei des Charakters. Von den Ausschweifungen und den selbst staatsvcrderblichen Faktionen des Circus wird noch in der späteren Kaisergeschichte die Rede seyn. Eine noch schärfere Rüge verdienen die amphitheatralischen Spiele, welche wir schon in den Zeiten der Republik in ihrer empö- renden Abscheulichkeit erblicken. Im 490stcn Jahre nach Erbauung der Stadt wurden znm erstenmal öffentliche gladiatorische Spiele gege- den. Als eine barbarische Privatleichenfeier waren sie schon von (*) Wahrhaft abenteuerlich ist die Ehre, die solchen olympischen Siegern widerfuhr. Sie wurden von den größten Dichtern besungen, in die Annalen verzeichnet, im Triumphgepränge von ihren Mitbürgern eingeholt, oft mit reichen Gaben belohnt und lebenslang verehrt. Es war unmöglich für den Retter des Vaterlandes niehr zu thun. Aber gerade durch solche Ver- herrlichung der olympischen Sieger übte und vervollkoirmmete sich die bildende und redende Kunst.

7. Bd. 2 - S. 287

1838 - Freiburg im Breisgau : Herder
Schöne Künste und Wissenschaften. 287 Das Detail der Kunstgeschichte überlassen wir den Acsthetikern. Unserem Zwecke mögen weinige Säze genügen. 1) Von eben so rohem Anfänge, als bei den barbarischen Völkern, ging die griechische Kunst ans. Phönizier mögen sie etwas verbessert haben. Aber ihre eigentliche Weihe und ihre charakteristi- sche Gestalt erhielt sic durch die Mythologie oder durch die Göt- ter- und Heroen-Geschichte, welche ihrerseits der Poesie den Ur- sprung dankte. Was Phidias laut bekannte, daß er das Ideal sei- nes olympischen Jupiter in Homer gefunden, das mochte von allen griechischen Künstlern gelten. Nicht die Natur, die sie umgab, so an- muthig sie war, nicht die Menschengestalten in Hellas, so schön sie sich entfalteten, wurden hie Modelle ihrer Werke. Etwas Höheres, was nur in der Dichterphantasie, nicht in der Wirklichkeit lag, schwebte als Urbild den Künstlern vor, und ließ sich selbst in jenen Gestalten erkennen, deren äußeren Umriß oder deren einzelne Züge sie von Sterblichen entnommen. 2) Die Kunst war nach ihrer Anwendung und ihren Gegenstän- den ganz oder größtcntheils öffentlich. Nicht zur Ausschmückung von Privathänsern, zur Befriedigung der Liebhaberei oder der Laune der Reichen, sondern einzig und allein zum öffentlichen Genuß und zum öffentlichen Bedürfniß arbeitete sie. Die Kunst wurde, fo wie die Wissenschaft, als etwas Hohes, dem ganzen Volke oder der Menschheit Angehörigcs betrachtet; und so konnten auch ihre Produkte nicht Privateigenthum seyn. Sie erbaute Tempel für Göt- ter; Hallen, Theater, Gymnasien, Odeen für's Volk und die Ma- gistrate; sie verherrlichte solche Gebäude und die öffentlichen Pläze durch Statuen der Götter und Heroen oder der Sieger in Kampf- spielcn, durch Abbildung mythologischer und Helden-Geschichten, durch sinn - und geschmackvolle allegorische Verzierung; gewöhnlich auf öffentliche Anordnung, oft auch auf jene von Privaten, welche die Andacht zu Weihgeschenken, patriotische Freigebigkeit oder Eitelkeit zur Errichtung von Denkmalen trieb. Es ist wohl begreiflich, daß solche Zwecke und Darstellungen geeigneter seyen, den Künstler zu be- geistern, als die knechtische Arbeit im Dienste von Privaten oder zu alltäglichem und unedlem Gebrauche. Indessen hatte freilich der all- gemeine Kunstsinn der Nation auch ans geringere Produkte, auf Ge- räthsehaften und Fabrikate Einfluß; selbst der Gcwerbsmann in Grie- chenland arbeitete mit Geschmack. Die Schmeichelei gegen die Ge- waltigen, denen man Statuen bei ihrem Leben schon errichtete, und die Portraitmalerei, endlich der überhandnehmende Lnrus führten die Kunst allmälig auch in'ö Privatleben ein. Jedoch im eigentlichen

8. Bd. 2 - S. 292

1838 - Freiburg im Breisgau : Herder
202 Drittes Kap. Kunst und Wissenschaft. Nicht blos die eigentliche Tonkunst wurde darunter verstanden; ge- wöhnlich rechnete man auch Deklamation, Tanz und Geber- dcnspiet, Poesie und Redekunst dazu (*); oder überhaupt alle geistige Uebungen (daher die uyooyss /jcva/Kc), im Gcgensaze der yvvvty.c'y, oder endlich in noch größerer Allgemeinheit Alles, worauf sich der Begriff der Harmonie natürlich oder figürlich au- wenden laßt, sonach fast das ganze Gebiet sowohl der spekulativen Wissenschaften, als der praktischen Philosophie und die wirkliche Tu- gendübung. Diese schwärmerische Erweiterung des Begriffes galt vor- züglich in der pythagoreischen Schule, wie wir unten bemerken wer- den. Für sezt haben wir nur von der Tonkunst zu reden. Schon in frühen Zeiten lernten die Griechen dieselbe kennen, im Geleite der Poesie und der sanfteren Gesittung. Die ältesten Dich- ter und so auch die meisten ihrer Nachfolger waren zugleich Tonkünst- ler, was den Eindruck ihrer Gesänge verstärkte. Daher der Musik nicht minder, als der Dichtkunst die erste Civilisirung der Nation zugeschrieben wird. Deßwegcn, und weil man ihre mächtige Wirkung auf die Gemüther fortwährend erkannte, hielten die größten Gesezge- der und einsichtsvollsten Magistrate für uothwendig, sie durch Anstal- ten und Verordnungen zu begünstigen, und nn't Strenge über ihrer Erhaltung zu wachen (**). Man gebrauchte sie beim Gottesdienste, bei Volksversammlungen, bei jeder öffentlichen und Privatfeicr; un- wissend darin zu seyu, war Schande. Aber ihr Charakter war Würde und Ernst, Vergnügen nur ein untergeordneter Zweck. Den Sturm der Leidenschaften sollte sie besänftigen, nicht erregen. So wurden bei Gastmalen Götter- und Heldenhymnen gesungen, um die Ausschwei- fungen des Trunkes zu verhindern; so folgte eine Zahl Flötenspieler den Spartanern in die Schlacht, um den Ungestüm der jungen Krie- ger zu mäßigen u. s. f. Bei solcher Anwendung schien auch wichtig, den wohlbcrechneten Erfolg durch unveränderte Beibehaltung dersel- den Instrumente, Tonarten und Saugweisen zu sichern. Aber die Einführung der Musik auf das Theater, mehr noch der allgemein ein- reißeude Hang des Vergnügens, änderte nach und nach ihren Cha- rakter. Die Musik wurde künstlicher, vollkommener, aber auch wei- cher, üppiger, gefährlicher für Phantasie und Herz. Solche Aende- (*) Die Wunder, die man von der Musik erzählt, konnten nur von der vereinten Wirkling jener Künste herrühren. So muß die Mythe von der Lever Amphion's, so die Sage von Terpander, der durch die Musik einen Aufruhr dämpfte, verstanden werden. (**) Plato behauptete, daß Neuerungen in die Musik einführen so viel heiße, als die Grundfesten des Staates erschüttern.

9. Bd. 2 - S. 225

1838 - Freiburg im Breisgau : Herder
223 Kultur überhaupt. Feine Formen , Ucbcrsiuß an Bildungsanstalten, Politur der Sitten; aber wenig Leben, lauter Maschinenartiges und Armuth an Geist und Herz. Nicht also die Griechen. Keine Kraft, weder der Seele noch des Körpers, blieb unentwickelt (*), keiner war die Form der Ent- wicklung vorgeschriebe«; jeder Bürger, jede Gemeinde war selbststän- dig, und aus dem bauten Gemische der persönlichen und der Votkscha- raktere ging als allgemeiner Charakter die Regsamkeit, Vielseitigkeit, das stolze Selbstgefühl und das rivalisirende Streben nach Vervoll- kommnung hervor. 2) Dieses Alles ist schon vielmal gesagt worden; aber es ist der Wiederholung werth. Nicht zu oft kann die Freiheit gerühmt werden. Einige der neuesten Schriftsteller, um ja nicht zu sagen, was andere, haben das Verdienst der griechischen Kultur lediglich oder doch vorzüglich der — Poesie zugcschricbcn. Allerdings hat dieselbe Vieles gewirkt (s. das folgende Kapitel Iii. und schon I. B. S. 306.), aber darum Alles? — Sie hat der griechischen Kultur einen eigenen Ton und einen höheren Schwung gegeben, sie aber nicht erschaffen. Ja sie selb st war ein Kind der Freiheit, oder doch des Freiheitsinn es. Die älte- sten Dichter sangen in Zeiten noch ungebündigter Natursreiheit, und ein Homer, wiewohl er theoretisch die Fürstenmacht verthcidigte [f. Jl. Ii. 204.] (doch lebte er gerade in der Periode ihres Sturzes in Grie- chenland), würde wohl so wenig, als seine großen Nachfolger unter einem Sklaveuvolke erstanden, oder doch ohne mächtige Wirkung für ein solches geblieben seyn. Anstatt allso die Poesie zur Hauptquclle der griechischen Kultur zu machen, mögen wir lieber behaupten, daß der allzupoetische Sinn der Griechen, während dem er den Künsten förderlich war, die ernsten Disciplinen in ihrem Fortgange zurückgc- halten habe, und daß durch ihn die Kultur zwar ästhetischer, schimmern- der, aber minder solid, ja zum Theil frivol geworden. 3) Auch mittelst der Religion, welche großcntheils aus Poesie hcrvorgegangen, hat leztere die Eigenthümlichkeit der griechischen Kultur bestimmt. Wir kennen diese griechische Religion (s. B. I. S. 272 ff.), wir wissen, wie sehr sie in's Privat- und iu's öffentliche Leben Angriff, aus die Poesie selbst, von welcher sie ihre Gestaltung empfangen, ver- edelnd zurückwirkte, den Künstlern Stoff und Begeisterung gab, und die Menschen durch einen fortwährenden Zauber in einer Welt von Göttern und Halbgöttern erhielt. Allerdings erhebend für's Gefühl und . (*) Hievon machen etlicl'e Staaten, die, wie Sparta, eine auf ein- seitige Zwecke berechnete Gelezgebung hatten, eine Ausnahme. Auch gab es Stämme, wie die Aetolier, deren hartnäckige Wildheit die Kultur nicht aufkommen ließ. Ii. 15

10. Bd. 2 - S. 296

1838 - Freiburg im Breisgau : Herder
260 Drittes Kap. Kunst und Wissenschaft. §. 10. Beredsainkeit. Nicht minder, als durch die Dichtkunst glanzten die Griechen durch Beredsainkeit hervor. Wenn jene in einer glücklichen Na- turanlage und in der Harmonie der schönsten, klangvollsten aller Sprachen eine mächtige Begünstigung fand: so war diese vorzugs- weise die Frucht der freien Verfassung. Gleichwohl hob sich, bei der Leidenschaft der Griechen für Poesie, die Prose nur langsam; selbst Gescze wurden in Versen abgefaßt. Empedoklcs und Parmeni- dcs trugen die Lehrsäze ihrer Philosophie in dichterischer Sprache vor. Endlich bewirkten Pherccydes aus Scyros und Kadmns von Milet die Aufnahme der ungebundenen Rede. Schriftsteller aller Art, be- sonders Geschichtschreiber, vervollkommneten sie, und die lebendige Beredsamkeit blühte auf in Volksversammlungen, Senaten und Ge- richten. Auch die Redekunst gedieh, und verstärkte die Kraft der natürlichen Suade. In Sicilien stiftete Korar von Syrakus die erste Schule der Rhetorik; bald kamen ähnliche in Griechenland auf. In diesen, wie in den philosophischen. Schulen herrschten aber nur allzulang die Sophisten, welche mit ihrer spizfindigen und feilen Kunst dem Verstand und Herzen schadeten. Gorgias vor den meisten Anderen war berühmt in derselben, und erwarb sich großen Reichthum. Die edlere Beredsamkeit siegte jedoch im Ganzen, und auch hier, wie sonst allenthalben, hat der Ruhm Athens den der übrigen Griechen überstrahlt. Kaum mögen neben den athenischen Rednern noch andere genannt werden. Wir haben der merkwürdigsten unter denselben — von Solon und Pisistratus an durch alle Zeiten der Freiheit —, als eines Thcmistokles, Perikles (des Donnernden), Alcibiades, Äschi- nes, vor Allen aber des großen Demosthenes (*), theils in der politischen Geschichte, theils in jener der Staatsverfassnng (S. 232) gedacht. Auch Antiphon, Andocides, Lysias, Lykurgus, Dc- m ades und viele Andere haben Ruhm erlangt; aber Mehrere schän- deten denselben durch feile Gesinnung. Nicht also der ehrwürdige Iso- krates, welchem jene zum Theil ihre Bildung verdankten. Isokra- ste den Römern gefallen sollte, erheischte, konnte die Sitte anfkommen, die Deklamation der Rolle davon zu trennen, und einem anderen Schauspieler zu überlasten. Endlich machte die Vervollkommnung der Geberdensprache die Deklamation ganz entbehrlich. Von dem Künstler Memphis wird behauptet, daß er nicht nur leidenschaftliche Rollen, sondern sogar Lehrsäze einer abstrak- ten Philosophie durch Mimik dargestellt habe! — (*) Diesem herrlichen Manne hat Heeren (Ideen Iii. Thl. S. 411 f.) ein würdiges Denkmal gesezt. Und auch Sich selbst. In der Auswahl der Lieblingecharaktere spiegelt stch die eigene Seele des Schriftstellers.
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