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1. Freiburger Lesebuch - S. 98

1912 - Freiburg im Breisgau : Troemer
— 98 — anlagen von der Stadtgemeinde angekauft; sie werden nicht gedüngt, und es wird dadurch der Verunreinigung des Wassers vorgebeugt. Da das Wasser durch ganz kalkarmen Boden fließt, so ist es auch ein sehr weiches Wasser, das außerordentlich wenig Kalk enthält. Da Kalk jedoch für die Entwicklung des Körpers, seines Knochengerüstes und der Zähne in gewissem Maße ein Bedürfnis ist, wurde gelegentlich schon angeregt, man solle dem hiesigen Wasser künstlich Kalk zuführen. Im Vergleich zu anderen Städten ist die Versorgung Freiburgs mit Wasser sehr reichlich. Es gibt viele und große Städte, bei denen der Wasserverbrauch im Durchschnitt etwa 100 Liter täglich auf den Kopf der Bevölkerung ausmacht, während in Freiburg die Tagesabgabe zwischen 200 und 300 Litern zu liegen pflegt. Auch im Jahre 1911, dem ganz außerordentlich trockenen Jahr, in welchem die Ergiebigkeit der Wasserleitungen erheblich zurückging, betrug die Mindestabgabe noch 186 Liter-täglich auf den Kopf der Bevölkerung. M. Buhle. 4$. Die Entwässerung. Ebenso wichtig wie die Wasserversorgung ist oitch die Abwasser-beseitiguug. Das dem Hause rein zngesührte Wasser wird verunreinigt und muß entfernt werden. In ländlichen Gegenden kann man es, ebenso wie die in Gruben gesammelten menschlichen und tierischen Abgänge ans Aborten^ und Stallungen, zur Bewässerung und Düngung landwirtschaftlich bestellten Geländes verwenden. In Städten wird das unmöglich, weil die meisten Einwohner keine Landwirtschaft betreiben. In den Untergrund darf man die Stosse nicht versickern lassen, weil der Grundwasserstrom, der anderen zur Versorgung mit reinem Wasser dient, verunreinigt und vergiftet werden könnte. In kleineren Städten findet man immerhin noch das Grubensystem. Gewöhnlich besorgt daun die Gemeinde die Absuhr und sucht bei den Landwirten der Umgebung Abnehmer. Je größer aber die Stadt, desto schwieriger ist das durchführbar, weil die großen Mengen ein ausgedehntes Absatzgebiet fordern. Dadurch aber werden die Fuhrkosten zu hoch. In größeren Städten pflegt man deshalb sowohl die Abwasser, als auch die Abgänge der Aborte mit einem Rohrnetz zur Stadt hinauszuleiten, So ist es auch in Freiburg. Das Straßennetz enthält ein Netz von Kanälen. Stammkanäle, welche große Gebiete zu entwässern haben, nehmen die Hauptkanäle kleinerer Gebiete ans, die sich dann wieder in kleinste, nur einzelnen Straßen dienende Kanäle verzweigen.

2. Theodor Schachts Lehrbuch der Geographie alter und neuer Zeit - S. 228

1874 - Mainz : Kunze
228 Mittel-Eur op a. Vechte. 4) Kanal von Brüssel in den Rüpel zur graben Fahrt nach Antwerpen und' aufwärts nach Charleroi (a. d. Sambre) und westwärts nach Bergen und Doornik (a. d. Schelde). 5) Von Gent westwärts nach Brügge und Osteude. 6) Der Cam- pine- und Wilhelmskanal (Lier-Hertogenbosch). — Belgien besitzt außerdem ein eug- maschiges Netz vorzüglicher Eisenbahnen. Die Niederländer waren ehemals das gewerbsleißigste Volk Europas, und noch heutzutage, wo andere Völker, namentlich die Engländer, ihnen vielfach zuvorgekommen, ist ihr Kunstfleiß von Wichtigkeit. Schon die Menge und Bevölkerung der Städte, von denen einige ehemals noch größer waren als jetzt, beweist dies. Im 15. Jahrhundert waren in Brügge allein 50,000 Menschen mit Bereitung wollener Tuche beschäftigt, und Gent war so volkreich und mächtig, daß es beträchtliche Kriege, selbst gegen Frank- reich, führen konnte. Antwerpen zählte, bevor Amsterdam in die Höhe kam, 200,000 E., während Brüssel jetzt weit bedeutender ist, als früher. Niederländische Tücher gingen aber auch durch ganz Europa, was seit geraumer Zeit abgenommen hat. Ebenso ists mit Bearbeitung der Seide; Haarlem hatte ehemals 3000 Seideustühle, jetzt nur 50. Dessenungeachtet gehört Belgien durch seine Metall-, Wollen-, Linnen-, Baumwollen-, Rübenzucker-, Glas- und Thonwaarenindustrie zu den ersten Industrieländern der Erde. Hollands Tabake und Branntweinbrennereien („Schiedamer") sind so bekannt, wie Limburgs (Mastrichter) Gerbereien; gleichfalls berühmt sind die Brabanter (Brüsseler) Kanten oder Spitzen, wozn der feinhaarige Flachs, den man selber baut und spinnt, den Zwirn liefert. Ebenso vorzüglich ist holländisches Papier (Deventer, Zwolle, Zaan- dam), mit welchem in neuerer Zeit englisches und schweizerisches wetteifert. Schließlich sind auch die holländischen Thonpfeifen nicht zu vergessen, die am besten zu Gouda ge- macht werden, wo 5000 Menschen damit beschäftigt sind. Wie die Gewerbe, so ist auch der Handel der Holländer noch immer lebhaft, obwohl er sehr abgenommen. Der holländische Handel verhielt sich zum englischen im. Jahre 1640 (vor der Schifffahrtsacte Cromwells wie 5: 1; 1750 wie 6: 7; 1794 wie 6: 15. Unter Napoleons Herrschaft war er Null, dann hob er sich wieder. — Wie der Kaufmann Hollands im Ruf großer Rechtlichkeit und Pünktlichkeit steht, so gilt das dortige Volk überhaupt für sparsam, einfach, aufrichtig und mildthätig. Holländisches Phlegma und holländische Reinlichkeit sind zum Sprichworte geworden, und das Wort: Alte batavische Treue*) hält der Holländer ebenso in Ehren, wie der Bewohner des rheinischen Hochlands sich der Schweizer Treue rühmt. Wir sind eben allzumal Deutsche. Die ältesten bekannten Bewohner des Landes zwischen den Rheinarmen, vom Taunus dorthin ausgewanderte Chatten und vom Niedern Jnsellande (Bat-Auen) Batauer genannt, waren eine, zeitlang den Römern verbündet, später unter deren Herrschaft. Nördlich von ihnen saß ein Theil des deutschen Friesenvolkes. Beim Verfall des Römerreiches kam das Land in Besitz der Franken, mit denen sich die Bataver ver- mengten und deren Namen nun aus der Geschichte verschwindet. Auch ins südl. Bel- *) Man denke des hochherzigen Schiffskapitäns Speik, der 1831 den 5. Februar sich mit seinem Schiffe in die Luft sprengte, um die Ehre des holländischen Namens zu retten und nicht den untreu gewordenen Belgiern in die Hände zu fallen.

3. Das Mittelalter - S. 172

1884 - Mainz : Kirchheim
w Die roncalischen Beschlüsse. erstürmte einige Castelle und strafte die Lombarden für ihre ~uae^ mit der sie ihm überall Nachstellungen bereiteten. ^m Jahre 1158 endlich zog er gegen Mailand mit einem gewaltigen Heere und umlagerte die Stadt so lauge, bis sie sich auf Gnade und Ungnade ergab. Die Mailänder mußten den Etd der Treue fchwöreu. Außerdem sollte die Stadt dem Kaiser eine Pfalz bauen, 900 Mark Silber zahlen und 300 Geiseln stellen. Dafür sollten sie ihre Obrigkeit selbst wühlen. Nachdem btefe Bebingnngen von bethen Teilen angenommen waren, zogen die Mailänder barfuß und das blanke Schwert am Halse tragend, tief gebeugt durch die Reihen des Heeres bis zum Throne des Kaisers, stürzten auf die Kniee, und der Bürgermeister sprach: „Wir haben gesündigt, wir haben unrecht gehandelt, wir bitten um Verzeihung, wir legen unsere Schwerter vor Euch nieder und unser Leben in Eure Hand." Friedrich verzieh, nahm^die Vornehmsten bei der Hand, süßte und tröstete sie. Hierauf wurde auf den roncalischen Feldern bei Piaeenza int November 1158 ein großer Reichstag abgehalten, aus welchem festgesetzt wurde, was dem Kaiser in Italien zustehe. Vier gelehrte Juristen von der Hochschule zu Bologna und 48 Abgeordnete aus 14 italienischen Städten ordneten die Angelegenheit dahin, daß dem Kaiser außer allen Hoheitsrechten oder Regalien, als Münze, Zölle, Wege-, Hasen-, Fluß- und Brückengelder, Fischereien, ^alzgttellert, Bergwerken, erledigten und eingezogenen Gütern, das Recht zustehe, mit Beistimmung des Volkes in allen Städten die kaiserlichen Landvögte, Consnln und andere obrigkeitliche Personen einzusetzen, die Herzogtümer, Markgrasschasten und Grafschaften zu vergeben, zum Heereszuge aufzurufen und alle Lieferungen zum Römerzuge, Spann- und Fuhrdienst zu Wasser uttb zu Lande zu fordern. ^ Diese Beschlüsse von Roncaglta mußten sogleich und in der Folge alle 5 Jahre auss neue von allen Rittern und Bürgern von 18 — 70 Jahren beschworen werden. Allein ließen sich dieselben auch durchführen, ohne das bisherige Recht ans das schneidenste zu verletzen? Friedrich kannte die Rechtsverhältnisse zu wenig, und Schmeichler führten ihn irre. Genua rüstete sich znm Widerstand, Männer und Weiber halfen die Mauern bauen. Friedrich aber vertrug sich mit der mächtigen und gefährlichen ^tabt dahin, daß bte Genuesen bett Lehenseib leisten, ihre Güter und Besitzungen behalten, 12,000 Mark Silber aus einmal zahlen, die Küsten des westlichen Italien und des südlichen Burgund gegen die Ungläubigen schützen, bafür aber von Heerbienst und Abgaben frei bleiben uttb ihre eigenen Obrigkeiten behalten sollten.

4. Das Mittelalter - S. 171

1884 - Mainz : Kirchheim
Kampf gegen Mailand. 1*1 stellt. Der Schrecken wirkte heilsam. Personen und Eigentum waren sicher, Handel und Verkehr blühten wieder. Man pries Friedrich als Vater des Vaterlandes. 3. Friedrich im Kampfe mit Mailand. Weit schwerer als die republikanischen Römer waren die freien Städte der Lombardei zu bezwingen, über die Friedrich als Nachfolger Karls des Großen Lie Oberherrschaft beanspruchte. Diese waren seit Heinrich Iii. gewohnt sich selbst zu regieren, weil keiner der nachfolgenden Kaiser im Stande gewesen war, eine feste Herrschaft über sie geltend zu machen, und um die kaiserlichen Titel kümmerten sich die Städte wenig. Sie waren reich durch Gewerbe und Handel, namentlich machten die Lombarden fast alle Geldgeschäfte; hierin hatten sie nur die Juden zu Nebenbuhlern; da diese aber oft verfolgt und ausgeplündert wurden, behaupteten die Lombarden das Übergewicht. Der lombardische Adel wohnte in den Städten, freiwillig oder gezwungen, und bekleidete in der Regel die wichtigsten Ämter. Besonders hatten die Lombarden die Gelegenheit benutzt, welche thuen streitige Bischosswahleu darboten; mancher Bischos schenkte ihnen von seinen Hoheitsrechten, damit sie ihn anerkannten, andere verkanften ihnen dieselben, so daß die Städte wirklich Republiken waren. Unter ihnen waren Genna, Venedig und Pisa stark als Seemächte und reich durch Handel, der sich besonders durch die Kreuzzüge rasch zu großer Ausdehnung entfaltete. Unter den Städten des Binnenlandes war Mailand die mächtigste; aber auch Pavia, Tortoua, Cremona, Bologna, Verona u. a. waren reich und von einer zahlreichen und streitbaren Bürgerschaft bewohnt. Wären diese Städte einig gewesen, so hätten sie in jener Zeit, wo starke Mauern fast unüberwindlich machten, der ganzen Welt Trotz bieten können, allein sie haderten unaufhörlich mit einander. Pavia, als die alte lombardische Königsstadt, wetteiferte mit dem stärkeren, reicheren Mailand um den Vorrang, und dieses behandelte die kleineren Städte, welche sich nicht unterordnen wollten, mit grausamem Übermute. Die Bürger von Lodi baten den Kaiser um Schutz gegen Mailand, und dieser schickte den Mailändern ein Schreiben, in welchem er zu ihnen als Kaiser und Herr sprach; sie aber verspotteten das kaiserliche Handschreiben, beschimpften die Boten und zerstörten das wehrlose Lodi. Auf feinem ersten Römerznge konnte Friedrich nicht Rache nehmen, weil sein Heer zu klein war, doch verheerte er Mailands Gebiet bis vor die Thore der Stadt,

5. Das Mittelalter - S. 311

1884 - Mainz : Kirchheim
Genua. Mailand. Florenz. d11 b. Genua war, wie oben schon bemerkt wurde, die Nebenbuhlerin Venedigs' Wie dieses lange Zeit vorherrschend den östlichen, so betrieb Genua vorherrschend den westlichen Handel des mittelländischen Meeres. Als Geuua sich aber mächtig genug suhlte, suchte es ebenfalls im ausgiebigeren Morgeulande Handelsbeziehungen anzuknüpfen. Es führte dies zu blutigen Kämpfen mit Venedig. Gegen Ende des 13. Jahrhunderts war Pisa von Genua überwältigt und ihm Corsika und Sardinien genommen worden. Aus dem Festlande Italiens besaß Genua zur Zeit seiner Blüte deu Küstenstrich vom Arno bis Nizza. Wie für Venedig in Deutschland die Städte Augsburg und Nürnberg, so waren für Genua die Städte Basel, Straßburg und Ulm Hauptplätze für deu Handel nach den nördlichen Gegenden. Der zunehmende Reichtum verschlechterte die Sitten und erzeugte widerlichen Geld stolz und große Erbarmungslosigkeit gegen verschuldete und unverschuldete Armut. Während der äußere Glanz der Stadt, der Umfang des Landgebiets und die Zahl der Schiffe und der Kolonien zunahmen, sanken im Innern die Tugenden mehr und mehr, deren Vorhandensein allein der republikanischen Staatsform Dauer sichert. Es entbrannten in Genna die wildesten Parteikämpfe, die es endlich dahin führten, daß es feine staatliche Selbständigkeit verlor. In c. Mailand war die Familie Visconti zur Macht gelangt und hatte sich sogar vou dem deutschen Kaiser Wenzel den Herzogstitel erkauft. Allein fo wenig wie in Venedig und Genua die republikanische, so schützte iu Mailand die monarchische Staatssorm vor Handhabung eines überaus tyrannischen Regiments, und dort wie hier verschlechterten sich bei Zunahme äußeren Glanzes die Sitten. d. Florenz. Auch diese Stadt gelangte gegen Ende des Mittelalters zu bedeutender Macht und zu großem Reichtum. Letzteren erwarb es sich namentlich durch seinen großartigen Gewerbsleiß und erst von der Zeit an, in der es den Hafen von Livorno an sich gebracht hatte, begann es die Ausfuhr feiner Gewerbe-Erzengniffe selbst zu betreiben, womit sich ihm eine neue Quelle zur Erlangung von Reichtümern eröffnete. Die Adelsmacht vermochte

6. Die Neuzeit - S. 168

1884 - Mainz : Kirchheim
168 Dreißigjähriger Krieg. Waldstein. Werbungen betragen. Wie konnte aber Waldstein solche Summen aufbringen ? Der reiche Nachlaß feiner ersten Gemahlin wie die Zweite Vermahlung erklärt einiges, ebenso die Thatsache, daß er dem Kaiser große (Segenrechnungen zu machen hatte. Dennoch bürsten biefe und anbere sehr günstige Umstände nicht hinreichen, um jene ungeheuere Gesamtsumme der Kaufe Wald-steins begreiflich zu machen. Ohne Zweifel hat er in den verschiedenen Feldzügen, benen er feit 1617 anwohnte, nach damaliger Sitte der Obersten, auf gewaltsame Weise für feinen Vorteil gesorgt. Gewiß ist, daß Kaiser Ferdinand in einem noch vorhandenen Briefe Klage über die Erpressungen führt, welche sich das Kriegsvolk Walbsteins zu Schulben kommen ließ. Die Gier, Güter auf jebe Weise zu erwerben, würde bei Wald-ftein zur Leidenschaft, und er schonte babei selbst feine Blutsverwandten nicht. Gleichwohl war wiederum uicht Geiz die Ursache dieser Erwerbungslust; b er Besitz vou Laub und Leuten so 111 e_ vielmehr die Grundlage feiner p o-litisehen Größe sein. So eifrig er als Privatmann erwarb , so freigebig that er feine Schätze auf, als die Zeit zur Ausführung der Pläne gekommen war, die er in seinem Innern hegte. Stolz, leibenfchaftlich, der äußeren Pracht, dem Luxus und dem Prunk zugethan , strebte er nach jenem Menbenben Glanze, wodurch die Menge beherrscht wirb. Seine Waffenthaten in Ungarn und Böhmen hatten ihm einen Ruhm erworben, den er noch zu vermehren bemüht war. Übrigens war er persönlich tapfer, die Gefahr verachtenb; feine Manieren waren ebel, feine Gastfreundschaft prachtvoll. Er war geschickt, die Menschen zu durchschauen, sie zu beherrschen , sie bei ihren schwachen Seiten zu packen und an sich zu ziehen; in seinen Belohnungen war er bis zur Verschwendung freigebig, aufopfernd, wenn es galt, feine Freunde zu beschützen; gebulbig, wenn es nötig war; nachgiebig, wo er ein Hinbemis nicht mit Gewalt wegräumen konnte und in der Kunst des Zuwarteus wohl erfahren. Aber Selbstsucht, Haß , Neib , Zorn , Anmaßung , das gewöhnliche Gefolge des Hochmutes, stritten um die Herrschest über fein Herz. Nur nach feinem eigenen Ruhme ftrebenb, war ihm jeber anbere Gebanke untergeorbnet. Der Grunb feiner Freigebigkeit war Berechnung, und feine bewunderte Großmut war nichts als die Anlage eines Kapitals, von welchem er hohe Zinsen erwartete. Unerbittlich in feinem Haffe, war ihm Vergebung unbekannt, und nie vergaß er eine Beleidigung. Der geringste Widerstand brachte ihn außer sich; er nährte einen tödlichen Haß gegen diejenigen, welche sich

7. Die Neuzeit - S. 104

1884 - Mainz : Kirchheim
104 Heinrich Viii.-timt England. Cromwell. bet Papst eine so wichtige und folgenreiche Angelegenheit erst nach sorgfältigster Prüfung entscheiben. Er übertrug daher vorläufig die Untersuchung btefer Angelegenheit dem englischen Karbinal Wolsey — dem allmächtigen Günstlinge Heinrich Viii. — und schickte später zu bemselben Zwecke den Karbinal Campeggio nach England. Da Wolsey dem Könige bre ^cheibungssache als ungeheuer leicht hingestellt hatte, war es auch den beiben Kardinälen nicht möglich, beri König zu bewegen , von seinem Vorhaben abzustehen, und so mußten sie die Untersuchung eröffnen. Da inbessen Katharina an den Papst appellierte, so mochten die Kardinäle kein Urteil fällen, und Ele-men§, Yn- Zog die Entscheidung nach Rom und zugleich damit m. die Ferne. Dadurch wurde Heinrich von großem Ingrimm erfaßt, der sich zunächst gegen Wolsep wandte. Derselbe wurde des Hochverrates angeklagt und starb bald darauf, von Verbruß und Krankheit aufgerieben. (Sin verfehlter Versuch war es, daß Heinrich meinte, durch das Urteil vieler Universitäten gegen die Ehe mit Katharina könne er einen Druck auf den Papst ausüben. Ebenso verfehlt war das Angebot an Karl \. : 300,000 Kronen für seine Einwil- ligung , und ^ die Rückzahlung von Katharinas Heiratsgut und Zusicherung eines lebenslänglichen entsprechenden Unterhalts zu entrichten. — „Ich bin kein Krämer," sagte Kaiser Karl, „und werde die Ehre meiner Tante nicht verkaufen." Heinrich wurde beinahe trübsinnig und war schon bereit, den ganzen Scheidungsplan auszugeben. Da verlangte ein gewisser E r 0 rnw ell Audienz beim Könige, entschlossen, wie er erklärte, die Sache zum Biegen oder Brechen zu bringen. Er war der Sohn eines Walkmüllers, hatte sich als Solbat und Kaufmann in Italien Herumgetrieben, war dann von Wolsey gehoben und zum Verweser kirchlicher Länbereien gemacht worben. Dieser stellte nun dem Könige vor, wie er, ohne seinen Glauben zu veränbern, das Beispiel der beutfchen Fürsten insoweit nachahmen könne, daß er statt des Papstes sich selbst zum Oberhaupt der Kirche in England mache. Wenn der König die päpstliche Autorität übernähme, so hänge die Entscheibung nur von ihm selbst ab, und die Geistlichkeit, bereu Leben und Vermögen in feiner Hand stehe, werbe das g ehorsame Werkzeug seines Willes werben. „Sire," schloß er seine Rebe, „werden Sie englischer Papst, und ihre Macht wird größer sein, als die des Kaisers und des Papstes zusammen!" — Wie lachend war dieser Antrag für Heinrichs Leidenschaft, Herrschsucht und Habgier! Cromwell würde auf der Stelle zum Mitgliebe des

8. Die neueste Zeit - S. 282

1886 - Mainz : Kirchheim
^o2 Frankreich. Die dritte Republik. bereiten. Noch einmal wurde am 19. Mai ein Ausfall versucht, er scheiterte aber vollstänbig und am 21. überfielen die Regierungstruppen das Thor von St. Cloub. Am andern Tage * drangen sie weiter vor und nun begann ein erbitterter Straßen- j kämpf, der vier Tage und fünf Nächte bauerte. Als Mac Ma- j hon des rechten Seineufers Herr geworben war, machten sich i die wuthschnaubenben Kommunisten an ihre greulichsten Rache- I aste. Kolonnen von Branbstistern würden abgesanbt, um das stolze Paris in Asche zu legen; die Flammenglut, die abenbs < am 23. von den Tuilerien und dem Louvre aufstieg, ! gab das Zeichen; rasenbe Männer und Weiber, die Petroleurs ] und Petroleusen, trugen ausgestapeltes Öl und anbere Brenn- j stoffe herbei, und balb standen das Palais Royal, das j S t a b t h a u s, die Polizeipräfektur, eine lange Reihe von Ministerien, Klöstern, Kirchen, Thealern, Bahnhöfen, Ma- I gazinen, Museen in Flammen. Auch an den unglücklichen Gei- ■ seln kühlte der Wahnsinn noch feine Wut: der Erzbischof und viele andere wurden zum Tode geführt; Delescluzes, der Verruchteste unter der ganzen Mordbande, fand den Tod auf einer Barrikabe und mir ihm fielen Hnnberte der Commuuemit-glieber, währenb Tansenbe ihr Heil in der Flucht suchten. Die Zahl der Getöteten wirb auf 17,000 angegeben, die der Gefan- : genen auf 25,000. Die Truppen der Regierung hatten 1000 ; Tote und 6000 Verwunbete. Daß die Gefangenen der Com-mune auf feine Gnabe zu rechnen hatten, verstaub sich von selbst. Die ungeheure Menge derselben machte es freilich nötig, Tau- ; fenbe schließlich ohne Strafe laufen zu lassen; aber über die Häupter würde von den Kriegsgerichten das Todesurteil gefällt, und über Tansenbe lebenslängliche Zwangsarbeit ober die Te- ; portation nach Australien verhängt. Nach der Nieberwerfimg biefer Revolution konnte mit Ruhe die Ordnung der staatlichen Verhältnisse Frankreichs von der | Nationalversammlung in Angriff genommen werden. Thiers j wurde am 31. August 1871 zum Präsidenten der Republik ernannt. Dieser Mann wußte in kurzer Zeit Frankreichs Krebit wieber zu heben, vor allem aber den Abzug der deutschen Truppen aus dem Laube zu beschleunigen, welcher natürlich die frühere Zahlung der Kriegskontribution voraussetzte. Und es gelang ihm wirklich, inbem ein Vertrag mit der deutschen Re-

9. Erdkunde - S. 188

1888 - Freiburg im Breisgau : Herder
188 auf Nipon 4000 m). Das Klima ist gemäßigt, der Boden sehr fruchtbar und durch den Fleiß der Bewohner so ertragsfähig, daß Japan zu den reichsten Ländern der Erde zählt. Unter den Naturprodukten steht obenan der Neis, welcher in unübertrefflicher Güte erzeugt wird. Daneben werden noch alle anderen Getreidearten, sowie auch Thee und Zuckerrohr gebaut. Die Wälder liefern den nützlichen Kampferbaum. — Sehr bedeutend sind die Mineralschätze Japans. Die Berg- werke liefern Gold, Silber, Blei, Eisen, besonders aber feines Kupfer. Die Industrie, welche schon seit alter Zeit in hoher Blüte steht, übertrifft die der anderen asiatischen Staaten und ist in manchen Artikeln sogar der europäischen überlegen, so in der Porzellan-, Email- und Lackwarenfabrikation. Berühmt ist japanisches Papier, wie auch die eigentümliche Bemalung von Seide, Holz, Por- zellan n. s. w. Der japanesische Handel hat sich, seitdem das Land den Fremden geöffnet ist (1854), schnell gehoben. Die wichtigsten Ausfuhrartikel sind: Seide, Thee, Reis, Kampfer, Kupfer, Por- zellan, Lack- und Papierwaren. Die Bevölkerung Japans beträgt ans einem Flächenranme von 382000 qkm an 37 Millionen; demnach ist das Land durch- schnittlich dichter als das Deutsche Reich bevölkert. — Die Japanesen sind ein begabtes Volk, reinlich, heiter, tapfer und ehrgeizig, doch auch hinterlistig und betrügerisch. Im Gegensatze zu den stammver- wandten Chinesen sind sie lebhaft, wißbegierig, fassen schnell ans und zeigen sich dem europäischen Einflüsse sehr leicht zugänglich. In dem kurzen Zeitraume von 30 Jahren haben sich in Japan wie in keinem andern asiatischen Staate europäische Sitten und Einrichtungen eingebürgert. Seit 1872 werden Eisenbahnen gebaut und Telegraphen errichtet. Das Heer und die Verwaltung Japans sind nach europäischem Muster organisiert. Besondere Aufmerk- samkeit wird der Hebung des Schulwesens gewidmet. Auf Kosten der Regierung werden Hunderte von jungen Japanesen zur Aus- bildung nach Europa geschickt.

10. Erdkunde - S. 114

1888 - Freiburg im Breisgau : Herder
114 der englischen übertroffen ist; vorzugsweise wird sie im Norden Frankreichs betrieben. — c. Die Verfertigung von Luxus- und Modewaren. Paris ist hierfür die erste Stadt der Erde. — Außerdem liefert Frankreich noch besonders Glas, Papier, Leder, feines Porzellan u. f. w. Der Handel Frankreichs ist von sehr großer Bedeutung. Unter den europäischen Staaten wird er nur von demjenigen Groß- britanniens und Deutschlands übertroffen. V. a. Frankreich nimmt nach Größe und Einwohner- zahl unter den europäischen Großmächten die vierte Stelle ein. Es hat auf einem Flächenraum von 528 000 qkm 387* Million Einwohner. Ans 1 qkm treffen durchschnittlich 72 Menschen. Am dichtesten ist der gewerbereiche Norden bewohnt. In Flandern kom- men ans 1 qkm 300 Seelen. Am schwächsten sind naturgemäß die Gebirgsgegenden — besonders die Alpen und Pyrenäen — be- völkert. Außer Paris hat Frankreich noch zehn Städte mit mehr als 100000 Einwohnern. d. Die Franzosen gehören dem romanischen Stamme an. Sie sind ein Mischvolk ans keltischen, römischen und germanischen Ele- menten. — Der allgemeine Volkscharakter zeigt neben manchen Lichtseiten auch erhebliche Schattenseiten. Der Franzose ist tapfer, vaterlandsliebend, ehrgeizig, offen, fröhlich, von großer geistiger Ge- wandtheit; er ist aber auch außerordentlich eitel, heftig, leichtsinnig und sehr unbeständig. Große Neigung hat er zu Selbstüberhebung und Verachtung anderer Völker. — Außer den eigentlichen Fran- zosen finden sich in der Bevölkerung als Überreste des alten keltischen Stammes Bretonen in der Bretagne, ferner Basken im Südwesten (s. S. 38). Die Bewohner Korsikas und der Alpenlandschaften sind größtenteils Italiener. o. Vorherrschend ist die römisch-katholische Religion mit mehr als 36 Millionen Bekennern. Außerdem zählt man un- gefähr 172 Millionen Protestanten und 50000 Juden. ä. Für die Volks schuld ildung geschieht in Frankreich bedeutend weniger als in Deutschland. Es giebt ziemlich viele Franzosen, die des Lesens und Schreibens unkundig sind. Für
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