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des Kaisers). Warum weigerte sich Friedrich anfangs, dem Papst den Steigbügel zu halten? (Er wußte nichts von der Sitte, hielt auch den Dienst für eine Demütigung des Königs). Warum gab er zuletzt nach? . . . Woraus sieht man, daß der Papst hohen Wert auf diese Ehrenbezeigung legte? (Er hätte beinahe um ihretwillen den ganzen Vorteil des Vertrages fahren lassen). Warum wurde Friedrich so
zornig über das Verlangen der Römer? (Erniedrigung des Kaiseramtes). Welches sind die Hauptgedanken der Rede Friedrichs? Die Tugenden und die Herrschaft der alten Römer sind auf die Deutschen übergegangen. Der König kommt nicht zu den Römern, um zu dienen und zu bitten, sondern um zu befehlen und zu geben. Er braucht nicht die Krone zu kaufen, die ihm schon von Rechts wegen gehört. Der Herr braucht den Unterthanen keinen Eid zu leisten, sondern er fordert von ihnen die Eide. Warum sind die römischen Gesandten
über diese Rede erschrocken? (Kraft und Stolz, Weigerung und
Drohung des Königs). Und warum ergrimmt? (Verspottung und Beleidigung der jetzigen Römer, Zurückweisung aller Forderungen). —
Überschrift: Der Zug nach Rom.
Was wird jetzt geschehen? (Krönung in der Peterskirche). Aber
werden das die ergrimmten Römer dulden? . .. Erinnerung an die Lage der Stadt Rom (Leostadt und die eigentliche alte Stadt Rom, zwischen beiden der Tiber; vergl. die Belagerung Roms durch Heinrich Iv).
Zur Erläuterung des 3. Abschnittes.
Warum ließ Friedrich vor der Krönung die Leostadt besetzen? (Verhütung eines störenden Angriffs der Römer). Der Hergang bei der Krönung? (Gelübde, das Gebet, Salbung, Krönung, Segen). Warum war der Jubel der deutschen Krieger ein so gewaltiger? (Freude und Stolz, daß ihr König nun zum obersten unter allen christlichen Fürsten erhoben war). Wie erklärt ihr euch die Wut und Rachgier der Römer — es war ihnen doch gar nichts zu leide geschehen? (Durch die Krönung ohne ihr Wissen und Einverständnis fühlten sie sich in ihrem Recht und in ihrer Ehre verletzt und wollten nun ihre Beleidiger dafür strafen). Wie fiel ihr Strafgericht aus? Sie selbst wurden für ihren Übermut blutig gestraft. Ausmalung des eigenartigen Kampfes an dem Dom und an der Tiberbrücke (Überlegenheit der deutschen Kraft und Waffenübung trotz den römischen Übermacht). Inwiefern hat der Kaiser der Wunsch der Römer erfüllt und nicht erfüllt? . . . Zusammenfassung. Überschrift: Die Kaiserkrönung. —
Was erwartet ihr nun zu hören? Vielleicht unterwerfen sich nun die Römer, oder der Kaiser zwingt sie mit Waffengewalt, sich dem Papst zu unterwerfen. Auch Mailand muß noch unterwarfen werden.
Zur Erläuterung des 4. Abschnittes.
Warum verzichtete Friedrich auf die Unterwerfung Roms? . . . Wird der Papst damit zufrieden fein? . . . Wie wird ihn der Kaiser beruhigt haben? („Aufgeschoben ist nicht aufgehoben"). Warum unterließ Friedrich auch die Belagerung Mailands? (Aus denselben Gründen wie bei Rom, besonders aber, weil er mit einer so kleinen Schaar
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrichs Heinrich_Iv Heinrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Friedrichs Rom Peterskirche Rom Rom Roms Mailand Roms Mailands Rom
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Viertes Stück. Gregors Flucht und Ende.
Erster Abschnitt: Gregors Befreiung und Flucht.
. 2 l e l: Wie Gregor durch ein mächtiges Kriegsheer befreit wird und aus Rom flieht.
klingt sonderbar. Woher sott dem Bedrängten ein mächtiges Krregsheer zu Hilfe kommen? Aus Deutschland schwerlich. Wa-luii! r^Und n0(^ sonderbarer ist, daß der befreite Papst aus Rom flieht, Natt stch mtt Hilfe des Heeres wieder zum Herrn der abgefallenen Stadt zu machen. Und warum sieht Heinrich mit seinem Heere ruhig an, daß ihm fern Feind entrinnt? Hört die Lösung dieses Rätsels.
Iia Darbietung des Stoffes (nebst Erläuterung).
Boten aus Boten hatte der bedrängte Papst an den Normannen-herzog Robert Guiskard geschickt und ihn um Hilfe angefleht. Robert hatte vor kurzem mit seinen kriegerischen Rittern Unteritalien und Sizilien erobert und nannte sich den Lehnsmann des Papstes. Endlich kam die Kunde, daß em Normannenheer von 6000 Rittern und 30 000 Fußsoldaten heranziehe. (Was wird Heinrich thun? Entweder . . . oder . . . Was ist das bessere?) Heinrich wollte nicht seinen Gewinn aufs Spiel setzen und beschloß daher, dem übermächtigen Feind auszuweichen. Er übergab den Römern den Schutz der Stadt und die weitere Belagerung der (^'ngelsburg und zog mit seinem Heere ab. Eine Woche nach seinem -lbzug stand Robert vor den Mauern Roms. (Was werden die Römer thun? Entweder . . . oder ... Was ist das bessere?). Schon am tiächstcn L-ag öffneten ihm einige Römer heimlich ein Thor, und die Normannen strömten in die Stadt. Widerstand war unmöglich. Mit dem Rufe: Guiskard! stürmten die Feinde über die Tiberbrücke zur Engelsburg. Die Thore öffneten sich den „Getreuen des heiligen Petrus", Gregor war befreit und nahm mit seinem Retter Wohnung in der Stadt. Mit Gewalt und Übermut schalteten die Normannen in Rom. Dabei geschah es, daß ein Normannenfürst erschlagen wurde. Da gab der ergrimmte Robert die Stadt der Plünderung preis. Racheschnaubend drangen die Normannen in die Häuser, raubten alle Kostbarkeiten, mordeten die 9nönner, mißhandelten die Frauen und Kinder und schleppten Tausende gefangen fort, um )ie als Sklaven zu verkaufen. Ganze Straßen und herrliche Paläste und Kirchen, ehrwürdige Bauwerke des Altertums wurden durch Feuer vernichtet. Rom war ein rauchender Trümmerhaufen. (Erläuterung und Zusammenfassung).
Könnt ihr nun das Rätsel lösen, daß der befreite Gregor doch aus Rom flüchtete ? Die überlebenden Römer gaben ihm und seinem Starrsinn die Schuld an der gräßlichen Zerstörung, entbrannten in furchtbarer Wut gegen ihn und zeigten ihm ihren Groll so deutlich, daß
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Extrahierte Personennamen: Gregors Gregors Gregors Gregors Gregor Gregor Heinrich Heinrich Robert_Guiskard Robert Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Robert Guiskard Gregor Gregor Robert Gregor Gregor
Extrahierte Ortsnamen: Rom Deutschland Rom Unteritalien Sizilien Engelsburg Rom Rom Rom
— 102 —
die Erzeugnisse des eigenen Gewerbefleißes überwiegend ausgeführt
werden, müssen Lebensmittel (Getreide) und die Rohstoffe der Industrie
eingeführt werden. Durch die Gotthardbahn ist die Schweiz
nunmehr die Vermittlerin des Handels zwischen Deutschland, Italien
und dem Oriente geworden. Schöne Heerstraßen und ein reiches
Netz von Eisenbahnen durchziehen das Land, kühn die vielen Hinder-
nisse des gebirgigen Bodens überwindend.
V. a) Die Schweiz zählt bei einem Flächeninhalte von 41000 qkm
über 3 Mill. Eiuwohner; somit treffen auf 1 qkm durch-
schnittlich 75 Menschen. Naturgemäß siud die Hochalpengebiete sehr
dünn bevölkert; die Jndustriebezirke dagegen gehören zu den stärkst-
bewohnten Gegenden Europas.
b) Der Abstammung nach zeigt die Bevölkerung große Ver-
schiedenheit; doch überwiegen die Deutschen, welche den Norden,
Osten und die Mitte des Landes bewohnen, weit an Zahl, indem
sie mehr als 7/io aller Einwohner ausmachen. Über 2/10 sind
französisch (im Westen). Der Rest verteilt sich auf die Italiener
(im Süden) und etwa 40 000 Rätoromanen (im Kauton Grau-
bünden).
c) Der Religion nach sind fast 3/5 der Schweizer prote-
stantisch, über 2/ö katholisch. Während das Alpenland vorzugsweise
katholisch blieb, verbreitete sich die Reformation besonders auf der
Ebene und im Jura.
ä) Für geistige Bildung ist in der Schweiz durch zahl-
reiche Volks- und viele Mittelschulen trefflich gesorgt. An Hoch-
schulen besitzt das Land sechs Universitäten und eine technische
Hochschule.
e) Die Schweiz ist eiu Bundesstaat — die „Schweize-
rische Eidgenossenschaft" — von 22, richtiger 25 Kan-
tonen, da Basel, Appenzell und Unterwalden je zwei Halbkantone
bilden. Jeder Kanton hat seine eigene Verfassung. Die gemein-
samen Angelegenheiten werden durch die Bundesversammlung und
den Bundesrat besorgt. Die Bundesversammlung, welche ans
dem National rat (den Vertretern des Volkes) und dem Stände-
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Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Italien Europas Basel Appenzell
war es Mittag geworden. Nun zogen die Deutschen mit ihrem Kaiser in das Lager vor der Stadt, um beim fröhlichen Mahl des Tages Ehre zu feiern.
Da erscholl plötzlich wildes Geschrei und Getümmel von der Stadt her. Die Römer hatten von der Kaiserkrönung gehört und drangen nun racheschnaubend über die Tiberbrücke in die Leostadt. Rasch griffen die Deutschen zu den Waffen und eilten dem Papste zu Hilfe, der Kaiser voran. Der hitzigste Kampf war um St. Peters Dom und um die Tiberbrücke. Es war ein wüstes Gemetzel, in dem sich besonders Heinrich der Löwe mit seinen Sachsen den Römern surchtbar machte. Erst die Nacht machte dem Morden litt Ende. Die Römer wurden über die Brücke zurückgetrieben. Aber mehr als 1000 von ihnen waren dem Schwerte der Deutschen oder den Fluten des Tiber zum Opfer gefallen. „So haben wir denn," sagte Friedrich, „den Wunsch der Römer erfüllt und das Kaisertum erkauft, aber nicht mit Gelde, sondern, wie es die deutsche Sitte verlangt, mit dem Schwerte."
4. Die steigende Hitze des Sommers verursachte Seuchen im deutschen Heere, die Krieger sehnten sich nach der kühlen nordischen Heimat, auch war ihre Dienstzeit abgelaufen. Ungern gab der Kaiser dem Drängen der Ritter nach, unterließ den Angriff auf Rom und zog mit dem Papste nordwärts. In Ancona entließ er sein Heer. Ein Teil der Fürsten schiffte sich nach Venedig ein, die andern folgten dem Kaiser in die Lombardei. Hier entzog er durch einen Urteilsspruch den Mailändern wegen fortdauernden Ungehorsams ihre Hoheitsrechte (Münze, Zoll, Gericht) und wandte sich dann zur Heimkehr auf Verona zu. Aber auch auf der Heimkehr sollte es nicht an Gefahren fehlen.
Nach altem Brauche hatten die Bürger von Verona für das kaiserliche Heer eine Schiffbrücke über die Etsch geschlagen. Aber sie hatten die Brücke auf Anstiften der Mailänder sehr schwach gezimmert und überdies noch oberhalb der Brücke gewaltige Baum-
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Extrahierte Personennamen: Heinrich_der_Löwe Heinrich Friedrich Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Schwerte Rom Ancona Venedig Verona Verona
126
Viertes Kap. Römische Geschichte.
wahrend aufzuopfern verbunden waren. Jedoch hatten sie ihre eigene
Verfassung beibehalten, und hingen von Roms Willkür nicht weiter,
als nach den Artikeln des geschlossenen Bundes, ab. Am günstigsten
waren dieselben für die lateinischen Völkerschaften—als für die
ältesten Bundes- und zugleich Stammesgcnossen — (socii latini
nominis), drückender für die übrigen (80eii italici nominis); wiewohl
auch von diesen einige ein gelinderes, andere ein härteres Gescz, je nach'
den Umständen der Unterwerfung oder nach einzelnen Rücksichten erhal-
ten hatten. In allen Gegenden wurden endlich auch römische Kolo-
n i e n angelegt, zur Wiederbevölkernng verödeter Städte oder zur Be-
hauptnrig der römischen Herrschaft, daher meist an der feindlichen Grenze,
oder unter Nationen von zweifelhafter Treue. Solche Kolonien — eigent-
lich Besazungen — genossen das römische Bürgerrecht, aber ohne
Antheil an den Eomitien und an den Magistratswürden der Hauptstadt.
Der Zustand Italiens nach seiner Unterwerfung bildet einen trau-
rigen Kontrast mit demjenigen, dessen cs früher, so lange es frei war,
sich erfreute. Welch' ein Gedräng von kräftigen, regsamen, glücklichen
Völkern erfüllte da das schöne Land! Zwar rohe Völker mitunter —
zumal in den Gebirgsgegenden — aber größeren Theiles gebildet, voll
Thätigkeit und Industrie, dem Handel und den friedlichen Künsten ob-
liegend und in fast ungestörtem Gedeihen. Wir haben Hetrnriens,
wir haben der großgriechischen Kolonien und ihres blühenden Zu-
standes schon früher gedacht (B. 1. S. 169 und 170 und 178.). Fast
jede Stadt war ein mächtiges, glückliches Gemeinwesen. Aber auch
das übrige Italien stand in einem schönen, wenn gleich etwas gerin-
geren Flore, wie ans den Berichten der Römer selbst, insbesondere
aus der ungemein dichten Bevölkerung des Landes zu erkennen ist; und
nach dem, was bereits geschehen, ließ sich mit Grund eine noch glän-
zendere Zukunft hoffen. Wie ganz anders wurde dies Alles unter dem
römischen Joche? — Viele Nationen hatte schon der Krieg vernichtet,
oder so sehr verdünnt, daß nur noch elende Reste derselben in verödeten
Ländern hausten, und nie mehr die alte Volksmenge sich ersezte. Von
vielen Städten des alten Italiens ist kaum die Lage mehr bekannt, von
anderen sicht man noch traurige Trümmer. Welche aber verschont blie-
den von gewaltsamer Verwüstung, die wurden dafür zu dauernden
Leiden und langsamem Ruine verdammt. Viele büßten einen Theil ihrer
Ländereien ein; man gab dieselben an römische Bürger. Diese zogen
meistens den Reichthum nach Rom, wohin sich auch, durch die natür-
liche Anziehungskraft der Gebieterin, die Blüthe der Bevölkerung ans
allen Ecken Italiens drängte. In den unaufhörlichen Kriegen Roms
wurden die Schäze und das Blut der Bundesgenossen vergeudet; aus
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Extrahierte Personennamen: Roms_Willkür
Extrahierte Ortsnamen: Italiens Italien Italiens Rom Italiens Roms
26
wird; doch ist der 4 Stunden lange und V2 Stunde breite
Ueberlingersee ausschließlich badisches Desitzthum^. Der See,
dessen absolute Höhe über dem adriatischen Meer und der
Nordsee nun ermittelt ist, liegt 1232' ü. d. M., mißt von
Bregenz bis Constanz 10 bad. Stunden und bis zur Mün-
dung der Stockacher Aach 14 Stunden. Seine größte
Breite zwischen Arbon und Bregenz beträgt 5 Stunden;
zwischen Friedrichshafen und Romanshorn 3 Stunden,
zwischen Constanz und Meersburg 1v2 Stunden. An
Flächenraum nimmt er 9*/2 lum. ein.
Er ist also dreimal größer als das Fürstenthum Lichtenstein
(3 sim.). Uebrigens sind außer diesem noch 7 Deutsche Staaten
an Umfang kleiner als der Bodensee: die Landgrafschaft Hessen (5
s)M-), das Fürstenthum Lippe-Schaumburg 8 ssim., das Fürsten-
thum Reuß-Greiz 7 s)M. und die 4 freien Reichsstädte: Frank-
furt 2, Hamburg 6, Lübeck 6, Bremen 3y2 f)M.
Unter der Benennung Dbersee begreift man die süd-
lichere Seehälfte: von Immenstaad-Romanshorn bis Bregenz.
Im Ueberlingersee liegt die hochanstcigende aber kleine
Insel Mainau mit schönem Schloß, setzt Eigenthum des
Großherzogs.
Ehedem eine Besitzung des deutschen Ordens, wurde diese Insel
im 30iährigen Krieg 1647 von den Schweden mit einer Flotille
von 17 Schiffen erstürmt und geplündert.
Die vorzüglichsten Seehafen sind: Constanz, Ludwigs-
hasen, Meersburg (badisch), Friedrichshafen (württember-
gisch), Lindau (bayerisch, auf einer Insel im südöstlichen
Theil des Bodensees), Bregenz (österreichisch), Rorschach
und Romanshorn (schweizerisch).
Bei starkem Wind, namentlich beim Südwind, „Föhn" genannt,
ist der See sehr bewegt und auch für größere Schiffe gefährlich;
der Obersee ist selbst zeitweise sehr stürmisch, während die Seefläche
bei Constanz sich ruhig verhält; doch zeigt er manchmal bei stil-
lem Wetter ein starkes sogenanntes „Grundgcwell", wobei der ganze
See in Bewegung ist. Die tiefste Stelle desselben ist in der Mitte
zwischen Friedrichshafen und Romanshorn 856'. Bei Constanz
zwischen Horn und Kreuzlingen beträgt dieselbe 140'. In den See
ergießen sich gegen 50 Bäche und Flüsse. Unter den vielen (26)
Fischarten, die derselbe enthält, sind die Felchen und Gangfische
dem See allein eigentümlich. Von crsteren werden die Blaufel-
chen nur zwischen der Mainau, Meersburg und Bottighofen und
in der Bucht von Constanz im Juni und Juli gefangen; die Sand-
felchen im Winter am Untersce; die Gangfische aber in den Mo-
naten November und December. Der Fang der letzteren beginnt
im Untersee bei Ermatingen und Gottlieben und endet bei Constanz
oberhalb der Rheinbrücke, wo sie zu Tausenden innerhalb der nach
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27
der Fischerordnung hiesür festgesetzten 13 Nächte gefangen werden.
Letztere kommen geräuchert in den Handel. Aber es gibt im See
auch Hechte bis zu 40 Pfund; Seeforellen bei Constanz und Lachs-'
forellen bei Lindau bis zu 30 Pfund. Außerdem werde>a 73 Vögel-
arten, worunter 36 Arten Schwimm- und 30 Arten Sumpfvögel
an demselben aufgezählt.
5 Eisenbahnen münden am Bodensee: 1) die baye-
rische Staatsbahn in Lindau, 2) die Schweizerbahn von
Winterthur nach St. Gallen, 3) die Schweizerbahn von
Winterthur nach Romanshorn, 4) die württembergische
Staatsbahn bei Friedrichshasen, 5) die badische bei Constanz.
Vom Bodensee 3/4 Stunden entfernt, doch mit demselben
durch den bei Constanz abfließenden Rhein verbunden, ist
der Zetter- oder Untersee — ein selbständiges Seebecken
von mehr als 1 Om. Umfang, von Gottlieben bis zur
Zeller Aach 3% Stunden, bis Stein Vj2 Stunden lang;
die Breite beträgt 1—iy2 Stunden. Die größte Tiefe
zwischen Hornstaad und Berlingen beträgt 148'. Er um-
schließt die Insel Reichenau, die °/4 Stunden lang und
gegen % Stunden breit ist.
Die vom irländischen Bischof Pirmin 724 gegründete, 1538 mit
dem Hochstift Constanz vereinigte Benediktinerabtei Reichenau war
eine der wichtigsten Bildungsstätten Süddeutschlands. Die Kirche
von Oberzell (unfern der Ruinen der 1370 zerstörten Burg Scho-
pfeln), wurde 888 von dem später zum Erzbischof von Mainz er-
nannten Abt Hatto von Köln erbaut. Auf dieser Insel liegt der
als Heerführer sagenberühmte Schwager Carls des Großen, Gerold,
damals Herr des ganzen Linz- und Argengaues, der im Kampfe
wider die Avaren fiel, begraben. In Mittelzell ist die Grabstätte
Kaiser Carls des Dicken, f 888.
Der Seearm zwischen der Reichenau und Allensbach heißt auch
der Gnadensee.
Von Constanz bis in die Nähe von Gottlieben ist der Rhein
ganz badisch; von da an bildet der Thalweg, der am Schweizer
User hinzieht, die Landesgrenze, so daß fast der ganze Unterscc zu
Baden gehört. Dieser See gefriert beinahe alljährlich zu, so daß
er von der Reichenau in die Schweiz oft mit Magen befahren
werden kann. Der Bodensee dagegen gefriert seiner bewegten
Wellen wegen höchst selten zu. Doch fand dieß statt in den Jah-
ren 1277, 1560, 1573, 1587, 1695 und 1830.
Besonders hoch (10'/2‘ über den Nullpunkt des Lindauer Pegels,
der den niedersten Stand des Wassers bezeichnet, während der Con-
stanzer Pegel den höchsten angibt) war der Wafferstand in den
Jahren 1343, 1511. Nahezu gleich hoch in den Jahren 1640, 1770, <
1785. Auch in den Jahren 1817, 1821, 1822, 1857, 1858 er-
reichte der See eine bedeutende Höhe. Sehr niedrig war der Wasser-
stand 1672, 1725, 1779, 1784, 1797 und 1859. Am höchsten steht
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890
Europ a
— Schweiz.
Sie erhebt nur unbedeutende Finanzzölle, nicht zum Schutze ihrer Industrie, sondern
zum Vortheil der Bundeskasse. „Weislich sind die verschiedenen Importe mit entweder
unbedeutenden oder sehr mäßigen Ansätzen belegt; das Zollsystem beruht auf einer
Klassifikation, welche die Rohprodukte und die einfacheren Erzeugnisse von den verfeiner-
ten und Luxusartikeln trennt und somit auch die Bedürfnisse des Lebens und der In-
dustrie bedeutend weniger als die entbehrlicheren belastet (Egli)." Die Durchfuhrzölle sind
ganz aufgehoben. Die Brutto-Einnahme aus allen Zöllen beträgt an 3mill.thlr.; einen
ungefähr gleich hohen Ertrag wirft die Post ab. Die jährlichen Bundesausgaben
betragen 7 Mill. Thlr. (gegen 5 Mill. Cantonsansgaben); die Staatsschuld beläuft sich
auf 9'/, Mill. Thlr. (gegen 60 Mill. Cantonsschnlden).
Aber, so fragt man, bei diesem außerordentlichen Aufschwung des Nationalwohl-
standes hat wohl die alte Einfachheit des schweizerischen Lebens gelitten? Das ist
wahr, besonders da, wo der jährliche Strom der Fremden sich ergießt; und das war
unvermeidlich! Alles ist ja der Veränderung unterworfen. Auch der Ausschwung der
Fabrikation, sagt man, hat seine bekannten Nachtheile mitgebracht. Das ist eben-
falls nicht zu leugnen; wo Reichthum aufwächst, tritt Armut greller hervor, und mit
Übeln Folgen in Momenten, wo die Arbeit stockt. Allein die Schweiz wird dennoch
weniger davon betroffen als manche andern fabricirenden Landstriche. Sie hat keine
großen Güter, der Boden befindet sich in so viel Händen, daß kaum der fünfte
Theil der Bewohner ohne eignen Grundbesitz ist. Eine Menge Fabrikarbeiter
hat also noch ein eignes Heimwesen, etwas Feld und Wiese, und weiß wohin, wenn
es einmal an Arbeit fehlt. Ueberdies ist der Sinn für Wohlthun und alles
Gemeinnützliche sehr verbreitet, zahlreiche Stiftungen aus alter und neuer Zeit,
von Jahr zu Jahr sich vermehrend, oft mit bedeutenden Fonds, zeugen davon. Jedes
Dorf fast hat sein Spittel oder Armenhaus. Und was für Unterricht und Bil-
dung geschieht, ist nicht gering anzuschlagen. Für den Volksschulunterricht, mit Aus-
nähme von Uri und Genf in allen Cantonen obligatorisch, bestehen ca. 7000 Primär-
schulen. Freilich ist er nicht in allen Cantonen gleich gut. Es gibt Cantone, die mehrere
Jahre hintereinander keine Rekruten ohne Schulbildung haben; im allgemeinen sind
die Cantone der deutschen und ebenen (industriellen, resormirten) Schweiz (Schaffhausen,
Thurgau, Zürich :c.) den übrigen weit voran. Aber auch das Schulwesen von St.
Gallen, einem Gebirgskanton, steht auf sehr hoher Stufe. Haben nun auch alle Gemein-
den Schulen, so ist doch in manchen bloß sommers, in anderen nur winters Unterricht.
Die Gehälter der Lehrer sind in den verschiedenen Cantonen sehr verschieden, in mehreren
erschreckend gering. In Bern zeigten 1871 25°/o der Rekruten geringe, 15°/o (vorzugs-
weise aus den jurassischen Gemeinden) gar keine Schulbildung; in Lnzern 25 °/u geringe,
10 °/o keine; in Gens ll°/o geringe, 2°/o keine; in Aargau I0°/o geringe, 6o/0 keine.
Zu den zurückgebliebensten gehört in dieser Beziehung Freiburg, wo das gegenwärtige
Regiment den Beitrag der Cantonskässe an die Primärschule von 100000 auf 20000
Francs herabgesetzt hat; dort ist laut Gesetz der Lehrer Gehilfe des Geistlichen, der als
Inspektor alljährlich den Gehalt des elfteren bestimmt (meist 500 Francs); der obliga-
torische Schulbesuch steht bloß auf dem Papier. In Tessin sind (wie auch in Wallis,
Unterwalden, Zug und Graubünden) sehr zahlreich geistliche Lehrer und Lehrschwestern
thätig; es kannten aber auch in einem der letzten Jahre von 554 Rekruten 63 kanm
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888
Europa —
Schweiz.
denn Artillerie, Kavallerie ,c. haben natürlich länger. Zum Offizier befähigen noch
besondere Kurse und die Kriegsschule zu Thun. Uniform und Gewehr nimmt jeder
Soldat von den Hebungen mit in die Heimat, um ungesäumt, wenn es gilt, auf dem
Sammelplatze sich einfinden und in Reih und Glied stellen zu können; eine Mobil-
machung geht deshalb rasch vom Fleck, man ist eigentlich immer mobil. — Von Zeit
zu Zeit ordnet die Bundesbehörde Truppenzusammeuzüge aus Armeetheilen mehrerer
Cantone an. An der Spitze der Truppencorps stehen nur Obersten; im Kriegsfall
allein wird einer zum General ernannt. Offiziere und Soldaten beziehen natürlich
nur für die Wochen und Tage Sold, die sie einberufen und im Dienst sind; denn
Soldaten und der größere Theil der Offiziere betreiben, wenn nicht im Dienste, da-
heim ein bürgerliches Geschäft, sei es als Landleute oder in einem Gewerbe, als Fabri-
kanten. Beamte, Richter ?c. Daher ist das schweizerische Militärbudget niedrig und
beträgt, die cantonalen Budgets ungerechnet, nur ca. 1,400000 Thlr.
Die schöne Schweiz ist von der Natur gerade nicht mit Reichthümern bedacht.
Eisen ist wenig vorhanden (2/ß des Bedarfs), Kohlen noch weniger. Obst hat sie in Fülle,,
folglich auch Obstmost, aber ihre Weine decken bei weitem nicht den Bedarf. Auch
was die zum Ackerbau geeigneten Landstriche an Getreide hervorbringen, ist viel zu
wenig zur Ernährung der jetzigen Bevölkerung. Sie muß gar Vieles, selbst Honig,
obwohl ihre Bienenzucht blüht, vom Auslände beziehen. Mit Wiesen und Alpenmat«
ten gesegnet, hegt sie einen herrlichen und zahlreichen Viehstand, so daß 500000 Eft-
Käse (besonders geschätzt sind Emmenthaler und Greyerzer) im Werthe von 6^/s Mtfl
Thlr. jährlich produzirt und mehrere tausend Kühe und viele Zuchtstiere iu die Fremde
verkauft werden und doch muß sie Vieh, zum Schlachten nämlich, kommen lasfen.-
Was braucht sie nicht allein der Reisenden halber, die in außerordentlicher Anzahl zur
Sommerzeit ihre Berge und Seeuser besuchen! Faßt man dies zusammen, so begreift
man, wie vor Jahrhunderten das Schweizervolk für arm galt und von der benachbarten
Ritterschaft, wie von den reichen Flandrern im Burgunderheere nur Kühmelker geschol-
ten wurde. Heutzutage steht es indes anders. Die wackern Kühmelker sind freilich
immer noch da, Viehzucht und Landban sind gottlob — wie unter andern der
wohlhäbige Bauernstand im Canton Bern bezeugt — noch immer Hauptbeschäftigung des
Volkes; allein in mehreren Cantonen, besonders in St. Gallen, Zürich und Außer-
rhoden, Basel und im Aargan, auf und am Jura, ja im Hochthale von Glarus und
in der Gersauer Schlucht hat sich immer mehr ein industrielles Leben entwickelt,,
das gegenwärtig auf einer Höhe steht, die Erstaunen erregt.
Nennen wir zuerst die Uhrenfabrikation. Ihre Hauptsitze sind in Chauxdek
fonds, Locle, im Traversthale und in anderen Jurathälern, besonders auch in Genf,
„der Hochschule der Uhrmacher"; sie beschäftigt 40000 Menschen und erzielt einen jähr-
lichen Produktionswerth ca. 27 Mill. Thlr. Der europäische Markt ist für sie längst zu
eng. In Genf wird ferner, theils mit der Uhrmachern verbunden, theils als selbstän-
dige Industrie auftretend, die Verfertigung von Gold- und Silberwaaren, welche
genannte Stadt zu einer Art „Klein-Paris" macht, ins großartige betrieben. Die Her-
stelluug von Musikdosen, ein Nebenzweig des Uhrgeschäfts, ist fortdauernd in Flor;
ihre Fabrikate gehen bis nach China. — Gleichwichtig ist die Verarbeitung der
Baumwolle, der Hauptindustriezweig der Schweiz, rücksichtlich welcher sie den
3. Rang in Europa einnimmt; sie hat ihre Hauptsitze in der Ostschweiz, beschäftigt an
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Extrahierte Ortsnamen: Europa_—
Schweiz Reih Bern Basel Aargan Glarus Chauxdek Genf Genf China Europa Ostschweiz
Europa —
Schweiz.
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60000 Menschen, setzt l7/io Mill. Spindeln in Bewegung und ergibt einen Produk-
tionswerth von ca. 40 Mill. Thlr. Ihr schließt sich in Appenzell und St. Gallen
die Weißstickerei und Mo usseliusabrikation an. Zu den Spinnereien und
Webereien kommen noch die Anstalten zum Färben, Bleichen, Zeugdrucken u. s. w.
— Auch das Stroh flechten, dessen Export auf 3^/s Mill. Thlr. angegeben wird,
nimmt viele Hände in Anspruch; man verbindet dabei mit dem Roggenstroh Mauilla,
Hanf, Roßhaar, Seide und Basthalm. Einer der Mittelpunkte des Geschäfts ist Wohlen
im Aargan. — Wichtiger ist die Seidenmanufaktur, die in den letzteren Iahrzenten
überaus bedeutend geworden. Im Laude selbst, d. h. in warmen Thäleru, prodncirt
man Seide, doch höchstens für 2/5 Mill. Thlr., während der Werth der im Lande ver-
arbeiteten Rohseide auf 15 Mill. Thlr. angegeben wird; es muß deshalb, wie die
Baumwolle und wie das Metall zu deu Uhren, so auch größtentheils die rohe Seide
vom Auslande her bezogen werden, und doch ist der Gewinn außerordentlich. Denn
der Werth der Seidenfabrikate wird auf 56 Mill. Thlr. angegeben; 40000 Personen
sind dabei beschäftigt. Zürich (für Stoffe) und Basel (für Bänder) sind vorzüglich da-
bei betheiligt. — Die Holzschnitzerei in den Gebirgen, z. B. zu Brieuz im Ber-
ner Oberland, gehört mit zur schweizerischen Industrie; und wie vieles wäre sonst noch
aufzuzählen! Die Pianos und Dampfmaschinen Zürichs, die feinen Aarauer Reiß-
zeuge u. f. w.
Der Verkehr im Innern und nach außen hält natürlich mit der gewerb-
lichen Thätigkeit gleichen Schritt; darum war er vor 30 Jahren nicht halb so umfang-
reich als jetzt. Die kleine Schweiz, mehrentheils gebirgig, ohne schiffbare Ströme —
denn der Rhein wird erst in Deutschland zu einer Handelsstraße — fern von der See,
und umgeben von den Zollstätten mächtiger Nachbarländer, hat sich Absatzwege überall
bis in ferne Weltgegenden zu verschaffen gewußt. Im Verhältnis ihrer Bevölkerung
nimmt sie unter deu handeltreibenden Staaten einen hervorragenden Platz ein.
Die jährliche Ausfuhr einheimischer Erzeugnisse hat einen Werth von Iii Mill. Thlr.,
die Waareneinsuhr zum Verbrauche von 122 Mill. Das Straßennetz, mit so großen
Schwierigkeiten seine Erstellung auch zu kämpfen, ist nicht nur in der „ebenen Schweiz"
sondern auch im Berglaude durchaus befriedigend. Die Telegraphenverwaltung ging
anderen Staaten mit dem Beispiel eines niedrigen Tarifs voran. Auf allen bedeuten-
den Seen ist ein lebhafter Dampfschiffahrtsverkehr. Die Hauptlinie des Bahnsystems
verbindet, zwischen Boden- und Genfer See, die deutschen und südfranzösischen Bahnen
und hat im No. und Sw. sogar Parallellinien; diese Läugenrichtuug wird von meh-
reren Querlinien gekreuzt, die theils (in Basel, Waldshut, Schaffhausen) an die deutsch-
rheinischen Bahnen anknüpfen, theils (durch die Flußthäler der Rhone, der Aar, der
Reuß, des Rheins) zu den Hochalpenpässen des Simplon, Gotthard und Splügen an-
streben. Von diesen Alpenbahnen hat zunächst die Linie über den Gotthard Ans-
sicht auf Verwirklichung; in gerader Linie zwischen Hambnrg-Bremen und Genua, in
der Mitte zwischen Brenner und Mont-Cenis gelegen, wird sie, vollendet, namentlich
auch dem Handel Deutschlands zu großer Förderung gereichen (S. S. 167). Und
welch riesigen Aufwand von Kunst und Geld muß der Bau so vieler Bahnen in einem
Hochlande, wie die Schweiz, erfordern!
Die Schweiz genießt einer vollständigen Gewerbe- und Handelsfreiheit.
Schacht, Lehrb. d. Geographie 8. Aufl. 57
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