Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Geschichte des Mittelalters - S. 208

1887 - Leipzig : Teubner
208 Schlacht bei Crecy 1346, bei Maupertuis 1356. Engländern mit einem Heere von 100 000 Mann entgegen und lieferte ihnen 1346 bei Crecy in der Picardie eine Schlacht, in welcher sich der schwarze Prinz, damals 15 Jahre alt, an der Spitze der englischen Ritter besonders auszeichnete. Als dieser in Not geriet und ein Eilbote von dem König Eduard schnelle Hilse erbat, fragte dieser: „Ist mein Sohn vom Pferde geworfen, verwundet oder tot?" und als dies verneint ward, fuhr er fort: „So soll auch keine Hilfe kommen. Der Knabe mag sich heute die Sporen verdienen; so Gott will, soll die Ehre des Tages sein bleiben." Und die Ehre des Tages blieb ihm; er schlug die Franzosen völlig in die Flucht. Nach der Schlacht umarmte ihn der Vater mit den Worten: „Mein braver Sohn, du hast dich ritterlich gehalten und dich der Krone würdig gezeigt." Der Sohn kniete nieder und erbat sich den Segen des Vaters und Königs. In dieser Schlacht war auch der blinde König Johann von Böhmen, der Sohn des Kaisers Heinrich Vii. (S. 189), der, von vier Rittern geführt, im dichtesten Kampfgewühl focht, unter den Streichen des schwarzen Prinzen erlegen. Der Prinz nahm dessen Schwertdevise: „Ich dien'!" in sein Wappen auf. In der Schlacht bei Crecy sollen auch schon Donnerbüchsen, welche mit Pulver Kugeln gegen den Feind schleuderten, im Gebrauch gewesen sein. Philipps Vi. Nachfolger, Johann der Gute (1350 bis 1364), der den Krieg fortsetzte, erlitt im I. 1356 eine schwere Niederlage durch den schwarzen Prinzen bei Maupertuis unweit Poitiers. Der Prinz gebot nur über 8000 Mann, gegenüber 40 000 Franzosen, und suchte daher den Kampf zu vermeiden; da der König Johann aber verlangte, daß der Prinz mit 100 seiner vornehmsten Ritter sich in Gefangenschaft begebe, so wurde der ungleiche Kampf gewagt, und der Ausgang desselben war, daß die 8000 Engländer das ganze französische Heer auseinander warfen. Johann selbst focht mit seiner wuchtigen Streitaxt noch unter den Letzten und ergab sich erst, als er, durch Wunden und Anstrengung erschöpft, nicht mehr zu

2. Von der Reformation bis zur Französischen Revolution - S. 113

1879 - Leipzig : Teubner
Pariser Bluthochzeit 1572. 113 Meinung bei, die reformirte Partei rüste sich wegen der Verwundung Colignys zum Kampfe gegen ihn; man müsse der Gefahr durch rasches Handeln zuvorkommen und in einer Nacht die Führer der Hugenotten nebst allen andern, deren man habhaft werden könne, ermorden. Der schwache König gerieth in Schrecken und Zorn und schwur zuletzt nach seiner Gewohnheit mit starken Flüchen, er wolle, daß alle Hugenotten in Frankreich getödtet würden und daß man sogleich für die Ausführung sorge. Der junge Herzog Heinrich von Gnise erhielt den Auftrag, den Admiral Coligny ermorden zu lassen, der Marschall von Tavannes übernahm es, die Anführer der Bürgermiliz, welche um Mitternacht auf dem Stadthause versammelt wurden, für die Theilnahme an dem Mordplane zu gewinnen. Am nächsten Abend um 9 Uhr sollte mit der Glocke des Lonvre das Zeichen zum Morde gegeben werden; zur Unterscheidung von den Hugenotten sollten die Katholiken während des Gemetzels ein weißes Tuch am Arm und ein weißes Kreuz auf den Hüten tragen. Nur der König von Navarra und Conde sollten als Prinzen königlichen Geblütes verschont werden. Die Vorkehrungen zu dem furchtbaren Ueberfall wurden mit solcher Verschwiegenheit getroffen, daß keinhugeuott etwas davon erfuhr. Als der verhüuguißvolle Abend erschien und es zu dunkeln begann, erwartete der König mit bangem Herzklopfen die bestimmte Stunde. Die Mutter blieb stets an seiner Seite und sprach ihm Muth zu; sie mußte ihm zuletzt den Befehl zum Läuten der Glocke abnöthigen. Darauf ging er in höchster Unruhe aus seinem Cabinet in ein Vorzimmer und sah zitternd zum Fenster hinaus. Auch hier wichen seine Mutter und sein Bruder, der Herzog von Anjou, der spätere König Heinrich Iii., nicht von ihm. Sie wünschten den Befehl wieder zurücknehmen zu können; aber schon hatte das Blutbad begonnen. Gnise hatte sich mit Bewaffneten zu der Wohnung Colignys begeben; das Hans ward besetzt, und einige der Bewaffneten stürmten die Treppe hinauf und drangen unter dem Rufe: „Mord und Tod!" mit gezücktem Schwert in das Schlafzimmer des verwundeten Admirals. Stoll, Erzählungen. Iv. g

3. Die neue Zeit - S. 60

1895 - Leipzig : Dürr
— 60 — erteilen, beim er war Coligny aufrichtig zugethan, und obgleich er seit seiner Kiubheit einen Hang zur Grausamkeit gezeigt hatte, so überwog boch in ihm die Furcht vor beit Folgen der gräßlichen That längere Zeit die fanatische Rachbegierbe. Erst als seine Mutter ihm erklärte, daß sie mit den Guisen sofort den Hos verlassen werbe, wenn er sie den Ketzern opfern wolle, willigte er ein. Die späten Abenbstunben würden zur Vorbereitung des teuflischen Werkes benutzt. Die Vorsteher der Bürgerkompagnien erhielten Befehl, im Schlöffe zu erscheinen, sie mußten geloben, die katholischen Bürger um Mitternacht vor dem Rathause zu versammeln und anzuweisen, sobalb die Glocke geläutet würde, in die Häuser einzubrechen und alle Hugenotten niebei0 metzeln. Als Erkennungszeichen sollten die Katholiken ein weißet Tuch um den Arm legen und ein weißes Kreuz auf den Hut stecken. Aber je näher Mitternacht heranrückte, befto banger würde dem Könige, er zitterte vor Angst, und selbst die Königin-Mutter hätte ant liebsten den Befehl rückgängig gemocht. Doch es war zu spät, es gab zu viele Mitwisser des verbrecherischen Planes. Die Glocke ertönte, die „Bluthochzeit" begann. Coligny war eins der ersten Opfer. Heinrich von Guise besetzte das Haus mit 300 Bewaffneten und schickte einige verwegene Gesellen hinaus in das Zimmer, wo der Abntiral krank lag. Als diese einbraitgen, hatte sich Coligny, durch den Lärm erschreckt, vom Lager erhoben und lehnte mit dem Rücken an der Wanb. „Bist du Coligny?" rief einer der Mörber. „Ich bin es," antwortete ruhig der Admiral, „junger Mensch, habe Ehrfurcht vor meinen grauen Haaren!" Aber schon burchbohrte ihn der Degen des Elenden, und unter vielen Hieben und Stichen sank er zu Bobeit. Heinrich von Guise, der unten wartete, verlangte beit Toten zu sehen, und so warb der Sterbenbe zum Fenster hinabgestürzt; ein Italiener hieb ihm den Kopf ab. Unterdes wütete das Morbeit in bett Straßen, in den Häusern, selbst im Palaste (int Louvre). Den König ergriff mitten in biefem Tumult eine mörberische Raserei. Von beut Fenster seines Zimmers aus forberte er fluchenb die Menge auf, die Flüchtigen nieberzuschießen. Heinrich von Navarra und der Prinz (Sonde mußten noch in der Nacht vor ihm erscheinen und sollten sofort ihren Glauben abschwören. Heinrich von Navarra schwieg und der Prinz von Conds weigerte sich. Erst nach mehreren Tagen würden sie durch Drohungen dahin gebracht, sich wieber in den Schoß der katholischen Kirche aufnehmen zu lassen. Am Morgen nach der furchtbaren Bartholomäusnacht machte der König mit dem ganzen Hose einen Spaziergang durch die Straßen der Stadt und weibete sich an dem Anblicke der Gemordeten. Etwa 2000 Menschen verloren bei dem unmenfch-

4. Bd. 2 - S. 385

1844 - Leipzig : Kollmann
385 man darin, daß ein Sturm in der Nacht das prächtige Zelt umwarf, in welchem Tags darauf Heinrich hatte bewirthet wer- den sollen. Anfangs sahen sich beide Fürsten unter einer steifen Etikette und mit mißtrauischer Vorsicht. Die Stärke ihres bei- derseitigen Gefolges war genau bestimmt, ja, die Entfernung und die Schritte festgesetzt, wie weit sie sich einander nähern sollten. Wenn der König von England die Königin von Frankreich in Andres ' «richte, so mußte sich der König von Frankreich zu der- selbe ocit zur Königin von England nach Guines begeben, so daß sie einander gegenseitig als Geißeln dienten. Doch dieser Förmlichkeit wurde Franz bald überdrüssig. Eines Morgens stand er, gegen seine Gewohnheit, sehr früh auf, stieg zu Pferde und stog im Galopp, nur von zwei Edellcuten und einem Pagen beglei- tet, nach Guines. Auf der Brücke von Guines traf er den Stadt- kommandanten mit zweihundert Bogenschützen. „Ihr scyd meine Gefangenen — rief er ihnen entgegen — geschwind führt mich in das Zimmer meines Bruders, des Königs!" Staunend sagten ihm diese, daß der König noch nicht aufgestanden sey. —> Franz ging unaufhaltsam fort, pochte an Heinrichs Thüre und trat vor dessen Bett. Ganz überrascht rief dieser mit Erstaunen: „Sie spielen mir den angenehmsten Streich, mein Bruder! Gut, ich bin Ihr Gefangener und gebe Ihnen mein Ehrenwort. Sie zei- gen wie man mit Ihnen leben muß; wobei er ihm zugleich ein Halsband von sehr großem Werhe mit den Worten überreichte: „Ich bitte, tragen Sie es heute aus Liebe zu Ihrem Gefange- nen." Franz nahm es an und schenkte ihm dagegen ein Arm- band von doppeltem Werlhe. Heinrich wollte nun aufstehen. „Mein Bruder, — sagte Franz — heute müssen Sic mich zu Ih- rem Kammerdiener annchmen" und reichte ihm die Wasche. Bald darauf stieg er wieder zu Pferde und ritt nach Andres zurück. Die Seinigen, voll Unruhe über seine unbegreifliche Abwesenheit, kamen ihm entgegen, und einer seiner Vertrauten rief in der Hitze des Diensteifers: „Mein Gebieter, Sie sind ein Tollkopf, daß Sic dieses gethan haben; wer Ihnen das gcrathen, den wünsche ich zur Hölle." — „Ich habe Keinen um Rath gefragt, — ccwie- derte der König — weil ich wohl wußte, daß mir Niemand das rathen würde, was ich wünschte." Den folgenden Morgen machte der König von England seinen Gegenbesuch auf dieselbe Weise. Die Geschäfte, welche diese glänzende Zusammenkunft vcr- Ii. 25

5. Bd. 6 - S. 149

1845 - Leipzig : Kollmann
149 garde und der Stab der Nationalgarde auch eingeladen wurden. Zu diesem Mahle wählte man den großen Opernsaal, der aus- schließlich zu den größten Hoffesten bestimmt und seit der Ver- mahlung des zweiten Bruders des Königs nicht geöffnet war. Die Musik des Königs hatte sich bei diesem Feste einfinden müssen, und die Logen waren mit Zuschauern angefüllt. Wäh- rend des Mahles brachte man mit Begeisterung die Gesundheit des Königs und seiner Gemahlin aus. ,Bei dem zweiten Aufsatze wurden die Grenadiere von Flandern, die Schweizer und Dra- goner eingelassen, um Zeugen dieses Schauspiels zu seyn. — Plötzlich erscheint die Königin mit dem Dauphin auf dem Arme und von ihrem Gemahle begleitet, wie ehemals ihre verlassene Mutter in der Versammlung der treuen Ungarn erschien. Sie gehen um die Tische und werden mit jubelnder Freude empfangen. Die Königin unterhält sich sehr herablassend mit den Offizieren, und der kleine Dauphin geht von Hand zu Hand. Die Freude der Versammlung geht jetzt in Begeisterung über; den bloßen Degen in der Hand brings man der königlichen Familie ein Lebe- hoch, und im Augenblicke, wo sie sich wieder entfernt, spielt dis Musik die Arie aus Richard Löwenherz: ,,O Richard, o mein König! ob dich die Welt verläßt, ich bleib' dir treu :c." Die Scene gewinnt nun ein sehr bedeutungsvolles Ansehn. Berauscht von dem verschwenderisch gereichten Weine, verlieren die Gäste alle Zurückhaltung und begehen im Taumel der Sinne tausend Thorheiten, die sie leider zu theuer bezahlen müssen. Dcr Uhlanen- marsch begeistert zum Angriffe, die wankenden Offiziere erklettern die Logen, als wenn man Sturm liefe, weiße Kokarden werden ausgctheilt *) und, wie man sagt, die dreifarbige mit Füßen getreten; dann verbreitet sich der Schwarm in die Gänge des Schlosses, wo die Damen vom Hofe sie mit Glückwünschen empfangen und sie mit Bändern und Zweigen schmücken. — Das war das berüchtigte Mahl vom i. October, welches dcr Hof die Unbesonnenheit hatte, am 3. zu erneuern. Am darauf folgenden Abende erhielt das Militair ein neues Gastmahl von dem Versailler Bürgerrathe. Einige Hofdamen erschienen gegen *) Wae andere Geschichtschreiber jedoch verneinen und behaupten, daß blos einige Offiziere ihre Nationalkokarde» umgekehrt hätten, die auf der andern Seite weiß waren.

6. Bd. 6 - S. 560

1845 - Leipzig : Kollmann
— 560 konnte, was erst bei der Eröffnung des Maifeldes geschah. Als bald darauf Napoleon nach Belgien aufbrach, erhielt Mural keine Befchlshaberstelle, und nach Napoleons Falle mußte auch er auf's Neue flüchtig werden. Nach langem Umherirren — wobei er jeden Augenblick fürchten mußte, erkannt zu werden, da ein Preis von 2000 Louisd'or auf seine Person gesetzt war — glückte es ihm, das Ufer zu gewinnen und auf einem kleinen Fahrzeuge nach Korsika zu entkommen. Hier faßte er den Gedanken, Neapel, das ihm entriffene Königreich, wieder zu gewinnen. Ec knüpfte in dieser Absicht Unterhandlungen mit Algier an, so daß er bei seiner Expedition der Hülfe der Barbaresken gewiß war. Mehr als 200 französische Offiziere, von der Gegenpartei der Bourbons, gesellten sich zu ihm, der jetzt noch der Einzige der Napolconiden war, welcher nicht abgcdankt hatte. Mit Zuver- sicht hoffte Murat, — an der Spitze der vielen Mißvergnügten, de- ren Zuströmen noch zu erwarten war, und in Erwägung, daß sein Name auf italienischem Boden immer noch vielen Anhang hatte, daß der Italiener ungern dem Negentenstolze der Bour- bons wieder huldigte, und daß gerade die verwegensten Köpfe, die geschicktesten Offiziere der entlassenen französischen und italie- nischen Armee zu seinem Paniere hineilten — das Wagstück aus- zuführen. — In der Nacht zum 28. September schiffte er sich mit 100 bewährten Männern zu Ajaccio ein, ohne daß irgend Einer ans seinem Gefolge wußte, wohin die Unternehmung ei- gentlich gerichtet sey. Seine ganze Flottille bestand aus sechs Barken, und der Capitain erhielt die Anweisung, nach Tunis zu segeln. Man war zwei Tage auf dem hohen Meere, als Murat auf einmal den Befehl gab, nach Calabrien zu segeln. Ein Windstoß zerstreute an der dortigen Küste die Flottille und warf zwei Barken, worunter die war, auf welcher Murat sich befand, hart an das Ufer; die übrigen vier gewannen Zeit, das hohe Meer wieder zu ereilen, und verließen Murat, der von ih- nen erwartet hatte, daß sie in der nächsten Bucht auch landen würden. Auf der Höhe von Calabrien erfuhr er schon, daß ein Schiff mit vielen mißvergnügten Neapolitanern, die sich ihm zugesellen wollten, vor Toscana untergcgangen sey; diese böse Vorbedeutung hielt ihn aber nicht zurück, am 6. October bei dem Städtchen Pizzo zu landen. Hier sammelte er seine Waf- fengesährlen um sich her, erschien auf dem Marktplatze, ließ sich

7. Bd. 6 - S. 561

1845 - Leipzig : Kollmann
561 — als den rechtmäßigen König ausrufen und rief das Volk zu den Waffen auf. Kaum hatte er jedoch mit seinem geringen Haus- lein das erstaunte Pizzo verlaffen, um tiefer Ln das Land hin- ein sich zu begeben, als ein Agent des Herzogs von Infantado dort erschien und rief: Vivat Ferdinand! Dies war das Signal, daß das Volk von Pizzo sich bewaffnete und die An- kömmlinge verfolgte. Das Landvolk ward ebenfalls schnell unter die Waffen gebracht, und Murat sah sich mit seinem Haufen bald umringt. Als man dies an der Küste vernahm, stachen zwei Barken, welche eben zu seiner Unterstützung landeten, wie- der in- See, ihn seinem feindlichen Schicksale überlastend» Bei Montc-Leone kam es zu einem sehr ungleichen Gefechte; der Rückzug nach dem Gestade war ihm bald abgeschnitten; neben ihm siel der Capitain Moltedo und der Lieutenant Parnier ward tödtlich verwundet; ihn selbst verschonten die Kugeln, und er ward mit achtundsiebenzig Individuen gefangen. Noch wollte er, mit der Pistole in der Hand, den Augenblick gewinnen, sich die Kugel durch den Kopf zu jagen, um einer unwürdigen Ge- fangenschaft zu entgehen; ein Gensd'armerie-Hauptmann entwand ihm aber das Geschoß, und ein roher jubelnder Pöbel begleitete den königlichen Gefangenen nach dem Schloßgefängniffe in Pizzo. Von Neapel wurden die Befehle eingeholt, wie gegen den hohen Gefangenen zu verfahren sey, und nach einer Ordre des Königs beider Sicilien vom 10. Octobcr 1815 sollte Murat, unter der Bezeichnung: der französische Genera! Joachim Murat, am 13. October vor das Kriegsgericht der Provinz gestellt und als Feind des Staats gerichtet werden. Von diesem Kriegsgerichte, vor welchem zu erscheinen der Gefangene standhaft sich weigerte, („es sind nicht Richter — sagte er — es sind Hen- ker, vor denen ich stehen soll; das Urtheil ist schon gefallt.") ward Vormittags 10 llhr das Urtheil gegen ihn dahin aus- gesprochen, daß, da er zum Zwecke gehabt, einen Bürgerkrieg zu erregen, er zum Tode verurthcilt sey, mit Eonfiscation seines Vermögens. — Murat, ein Mann, der dem Tode so oft dreist in das Auge gesehen hatte, verlor auch hier, nach Anhörung des Todesurtheils, seine Besonnenheit nicht. Nachdem er meh- rere Briefe geschrieben, verlangte er eine Schecre, um sich eine Haarlocke abzuschneidcn und sie dem Abschiedsbriefe an feine Ge- mahlin beizulegen. Man verweigerte ihm die Erfüllung dieser N. G» 11!. 30

8. Bd. 7 - S. 178

1845 - Leipzig : Kollmann
. — 178 — sich den Truppen zu zeigen, weil man hoffte, daß sein Erscheinen dieselben"bewegen werde, ihn zum Könige auszurufen. ■— Wäh- rend dies aus dem Roscio-Platze vorging, hatte sich das diplo- malische Corps auf Einladung des französischen Gesandten, Hyde de Neuville, versammelt, und über den Roscio hinschreitend, verlangte es, den König zu sprechen. Als die Gesandten vor dem Palaste angelangt waren, weigerten sich die Wachen, sie ohne eine besondere Erlaubniß des Infanten eintreten zu lassen. Unter diesen Umstanden wendete die Geistesgegenwart des französischen Gesandten die beabsichtigte Frevelthat ab, indem er nemlich sagte: „Europa erkennt nur den König für denjenigen an, der in Por- Lugal zu befehlen habe," und durch diese wenigen Worte den In- fanten so sehr schreckte, daß dieser dem Adjutanten, den der com- mandirende Offizier an ihn abschickte, den Befehl ertheilte, das diplomatische Corps durchzulassen. Dies geschah, wie behauptet wird, in demselben Augenblicke, wo Johann V!. (den man bis dahin, Morgens zehn Uhr, noch nicht einmal das Frühstück ge- reicht hatte) abdanken wollte. Aufgerichtet durch die fremden Ge- sandten, versicherte der König, daß von dem, was vorgehe, nichts auf seinen Befehl geschehen sey, und er seinen Sohn erwarte, um Ausschluß darüber zu erhalten. Der Infant sah sich durch das Dazwischentreten des diplo- matischen Corps in eine peinliche Lage versetzt. Auf allen Gesich- fern feiner Freunde stand die angstliche Frage, was nun zu thun sei. Dieser Verlegenheit wurden sie durch den Lord Beressord — der sich damals, angeblich in Privatangelegenheiten, zu Lissabon befand —' entrissen, indem er dem Infanten den Befehl überbrachte, sogleich vor dem Könige zu erscheinen. Diesem Befehle mußte gehorcht werden. Die Truppen wurden demnach in ihre Käfer- nen zurückgeschickt, und Don Miguel erschien beim Könige. Er küßte, nachdem er ein Knie gebeugt hatte, die Hand seines Va- ters und erklarte hierauf den Gesandten, daß eine Verschwörung gegen das Leben des Monarchen entdeckt worden sei, und daß er diese Maßregeln habe nehmen müssen, um die Plane der Uebel- wollenden Zu vernichten. Der König jedoch überhauste ihn mit Verweisen und Vorwürfen, in welche auch der englische und französische Gesandte mit einstimmten. Das diplomatische Corps verweilte bis gegen Mitternacht bei dem Könige; es bildete gleich- sam die europäische Leibwache des Königthums. Im Allgemeinen I

9. Bd. 7 - S. 236

1845 - Leipzig : Kollmann
— 236 Die den König begleitenden Commissarien fürchteten, daß derselbe die Absicht haben möchte, sich mit der Bretagne in Wer- bindung zu setzen, auf Hülfe der Engländer rechnend, einen royalistischen Verein zu bilden und von dort aus die Contre-Revo- lution Zu beginnen. Sie suchten daher den Zug von der Grenze der Bretagne zu entfernen; doch bald überzeugt, daß es Karl X. sowohl, der sich mit Vogelschießen unterwegs die Zeit vertrieb, wie seiner Umgebung, zur Ausführung eines solchen Plans an Muth und Entschlossenheit gebreche, ließen sie ihn auf der von ihm gewählten Straße über Conde fortziehen. Was der ent- thronte Monarch in Conde sah, mußte vollends seine letzten Hoff- nungen ersticken. Nicht nur war dort von militairischen Ehren- bczeigungen keine Spur, sondern das erbitterte Volk rief auch den Namen Polignac mit den furchtbarsten Verwünschungen aus, und Marmont wäre sicher ein Opfer der Volkswuth geworden, hätte nicht Maifon durch sein Ansehen die Zufaminenrottirung zerstreut. Der Marschall legte nun seine Ordensdecorationen ab und fand Schutz in unmittelbarer Nahe des Königs, der selbst kein sichere- res Nachtquartier, als im Hause eines Protestanten, finden konnte. Zu Valognes fand der gebeugte königliche Greis Aufnahme im Haufe eines normannischen Edelmannes, Namens Dume- nildot, dessen Urgroßvater auch den verjagten Jacob Stuart aufgenommen hatte. Dies waren für Karl und seine Getreuen schreckende Nückerinnerungen. Jetzt ward also der Entschluß gefaßt, ohne längeren Verzug nach Cherbourg aufzubrechen und sich ein- zuschiffen. Dennoch Wurden die letzten Trümmer der Leibwache, welche treulich bei den Unglücklichen ausgehalten hatte, aufgefor- dert, ihre Fahnen nunmehr an den König abzugeben. Die Offl- ziere und die vier und zwanzig Attesten der Gemeinen erschienen, wie im Trauerzuge, mit ihren Fahnen vor dem Konige. Dieser schien tief bewegt; die Dauphine zerfloß fast in Thranen, und ihr Gemahl, der Herzog von Angouleme, stand dabei in dumpfer Betäubung. Die Herzogin von Bern) aber und ihre Kinder sahen ruhig dem ezßchütternden Schauspiele zu. „Ich nehme — sagte Karl — Eure Fahnen zurück; sie sind ohne Makel! mein Enkel wird sie Euch wiedergeben!" Darauf nahm er die Fah- nen und umarmte die Offiziere; die Damen reichten den treuen Trabanten die Hand zum Kusse. Nun entfernten sich auch die- jenigen Offiziere, welche ohne Truppen dem Könige gefolgt waren.

10. Bd. 7 - S. 243

1845 - Leipzig : Kollmann
— 243 — zwanzig der rechten Seite angehörten. Alle in bürgerlichen Klei- dern. Auch von den Pairs, deren sich etwa sechszig einfanden, trug keiner das blaue Band, noch das liliengemte Costüm; nur Wenige hatten das große Band der Ehrenlegion umgehängt, und Mehrere erschienen sogar mit dreifarbigen Bandern geziert. Von dem diplomatischen Corps war nur der Gesandte der Vereinigten Staaten von Nordamerika anwesend; von den europaischen Mach- ten waren nur einige Legationssecretaire zugegen, da es den Bot- schaftern noch an Instructionen ihres Verhaltens fehlte. Außer- halb des Saales standen Nationalgarden unter den Waffen, um- geben von einer zahllosen Volksmenge. Im Uebrigen war das seit der Restauration hergebrachte Aeußere beibehalten. Die Er- höhung, auf welcher der Thron ruhte, war mit carmoisinsarbe- nein Sammet belegt, der noch mit goldenen Lilien verziert war; nur über der Krone schwebte eine dreifarbige Fahne. Die Tri- bünen hatten sich mit geputzten Damen gefüllt. In demselben Augenblicke, wo die Herzogin von Orleans mit ihren Töchtern von einer ihr vorbehaltenen Loge Besitz nahm, verkündigte der Kanonendonner des Invalidenhauses die Ankunft des General- statthalters. Eine starke Deputation von Pairs und Abgeordne- ten ging ihm entgegen. Der Herzog erschien in Gencralsunisorm, begleitet von einem Detachement Nationalgarde zu Pferde und einem nicht sehr zahlreichen Generalstabe. Nationalgarden und Bürger ohne Uniform bildeten Spaliere. Angelangt in dem Saale, nahm der Herzog nicht auf dem königlichen Thronstuhle Platz, son- dern auf einem Sessel zur Rechten des Throns, wahrend der Herzog von Nemours, sein ältester Sohn, einen Sessel zu seiner Linken einnahm. Der Prinz grüßte die Versammlung und sagte dann, ohne den bisherigen Unterschied zwischen den Pairs und Deputirten zu machen, zu allen Anwesenden: „Setzen Sie sich, meine Herren." In seiner Rede, die er sitzend und mit bedeck- tem Haupte sprach, zeigte er an, daß ihm die Entsagungsacte Karls X., in welcher auch Ludwig Anton, Frankreichs Dau- phin, auf seine Rechte verzichtete, behandigt worden sei, und sprach zugleich von einigen nothwendigen Verbesserungen, deren die Verfassungsurkunde bedürfe; auch forderte er die Kammern auf, ihn bei dem wichtigen Geschäfte der Aufrechthaltung der Freiheit, die zum zweiten Male in Frankreich triumphirt habe, zu leiten. Die Rede hatte großen Eindruck gemacht. Beifallsrufe 16*
   bis 10 von 21 weiter»  »»
21 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 21 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 0
1 0
2 0
3 1
4 0
5 11
6 0
7 3
8 0
9 0
10 4
11 0
12 9
13 0
14 0
15 0
16 2
17 0
18 0
19 0
20 0
21 0
22 0
23 0
24 2
25 0
26 0
27 0
28 3
29 0
30 0
31 8
32 0
33 1
34 0
35 0
36 2
37 10
38 0
39 0
40 0
41 0
42 0
43 2
44 0
45 0
46 0
47 0
48 0
49 0

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 5
1 65
2 0
3 22
4 14
5 1
6 1
7 87
8 107
9 143
10 1
11 2
12 7
13 11
14 5
15 52
16 100
17 346
18 2
19 21
20 615
21 8
22 0
23 66
24 3
25 30
26 11
27 5
28 6
29 33
30 13
31 0
32 26
33 60
34 37
35 21
36 43
37 47
38 24
39 51
40 4
41 74
42 22
43 41
44 14
45 48
46 9
47 0
48 1
49 0
50 0
51 7
52 32
53 19
54 1
55 0
56 138
57 1
58 17
59 13
60 15
61 1
62 11
63 2
64 47
65 8
66 40
67 218
68 95
69 27
70 1
71 44
72 23
73 15
74 193
75 17
76 18
77 51
78 19
79 1
80 11
81 6
82 35
83 67
84 0
85 12
86 92
87 24
88 25
89 48
90 33
91 4
92 192
93 1
94 73
95 10
96 272
97 10
98 414
99 30

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 49
1 3
2 81
3 54
4 4
5 14
6 28
7 13
8 2
9 55
10 6
11 4
12 235
13 12
14 3
15 11
16 21
17 437
18 8
19 10
20 0
21 74
22 3
23 3
24 25
25 56
26 60
27 15
28 5
29 6
30 175
31 15
32 2
33 174
34 23
35 106
36 0
37 19
38 8
39 64
40 16
41 7
42 29
43 66
44 23
45 15
46 36
47 23
48 8
49 142
50 210
51 109
52 26
53 8
54 8
55 82
56 1
57 8
58 13
59 420
60 161
61 18
62 17
63 1
64 11
65 590
66 8
67 24
68 6
69 6
70 10
71 20
72 8
73 200
74 2
75 117
76 8
77 11
78 6
79 12
80 27
81 358
82 42
83 3
84 26
85 29
86 24
87 21
88 54
89 19
90 5
91 24
92 37
93 6
94 26
95 3
96 7
97 32
98 46
99 17
100 181
101 1
102 293
103 48
104 9
105 3
106 7
107 6
108 5
109 2
110 91
111 19
112 90
113 6
114 44
115 4
116 27
117 21
118 4
119 7
120 1
121 927
122 11
123 78
124 51
125 55
126 2
127 12
128 3
129 125
130 19
131 256
132 5
133 5
134 3
135 7
136 81
137 2
138 2
139 11
140 434
141 103
142 94
143 285
144 13
145 6
146 5
147 18
148 1
149 10
150 17
151 15
152 104
153 9
154 13
155 121
156 374
157 18
158 5
159 2
160 2
161 24
162 0
163 5
164 10
165 3
166 38
167 15
168 23
169 69
170 46
171 10
172 5
173 78
174 7
175 204
176 10
177 180
178 8
179 66
180 3
181 2
182 183
183 232
184 21
185 6
186 12
187 3
188 5
189 9
190 1
191 8
192 1
193 3
194 1
195 12
196 239
197 28
198 110
199 14