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Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Bd. 1 - S. 654

1835 - Eisleben : Reichardt
654 Deutschland. allerlei Form unter einer Art von Zelten aufgestellt sind. Nach der südöstlichen Seite des Platzes sind viele Buden erbaut, in denen man die sogenannten Meßsehenswürdigkeiten zeigt, wahrend in andern Getränke und Speisen zu haben sind und Trompeten, Orgeln oder Leierkasten, Harfen, Geigen, Ausruferstimmen rc. auf die bunteste Weise durch einander tönen. Die Ostermcsse führt über 400 Deutsche, Französische, Englische und Dänische Buch- händler hiehcr, welche alle hier ihre Kommissionäre und größten- thcils ihre Niederlagen haben. Leipzig, wo allein an 00 Buch- händler wohnen, ist die einzige Stadt Europa's, wo eine Buch- handlermesse gehalten wird; und sehr bedeutend sind die Buch- händlergeschäfte, die hier gemacht werden, so daß sie in die Millio- nen gehen. Leipzig sah zweimal in seiner Nahe Schlachten liefern, die von den wichtigsten Folgen auf die Schickfale ganzer Völker waren. Die erste dieser Schlachten siel im 30jährigen Kriege am 7. Sep- tember 1651 zwischen den verbündeten Schweden und Sachsen un- ter Schwedens berühmtem Könige Gustav Adolph, und den Kai- serlichen und Truppen der Ligue unter dem bekannten Tilly, nörd- lich von Leipzig bei dem Dorfe Breitenfeld vor, wonach sie auch oft benannt wird. Keine der sich gegenüber stehenden Ar- meen betrug über 56,000 Mann, und die beiden Heerführer wa- ren die größten Feldherrn ihrer Zeit, beide bisher unüberwunden. Anfangs lächelte in dieser Schlacht das Glück den Kaiserlichen, indem die Sachsen bald geschlagen wurden und in Unordnung ent- flohen, aber an den Schweden scheiterten alle Angriffe der Kaiserli- chen; und zuletzt eroberten die Schweden die Anhöhen, auf denen das feindliche Geschütz aufgestellt war, und richteten nun dieses auf den Feind selbst. Dieser entflieht in wilder Flucht, die in völlige Auflösung ausartet. Die ganze Artillerie, das ganze Lager! der Kaiserlichen werden erobert, Tilly selbst wird beinahe gefangen, verdankt feine Rettung bloß dem Ohngefahr und erliegt fast den erhaltenen Wunden, mehr aber noch dem Schmerz, seinen Ruhm zu überleben. Gering war der Verlust der Schweden, groß hin- gegen der Kaiserlichen, deren bis dahin siegreiches Heer, das noch kürzlich Deutschland in Schrecken gefetzt hatte, nach der Schlacht sich ganz zersprengt befand. Dies war der erstere wichtige Sieg der Protestanten in Deutschland über die Katholiken in offenem Felde. Noch weit wichtiger und folgenreicher war die große Schlacht, welche 182 Jahre spater, am 16ten, 18ten und 10ten Oktober 1815, auf Leipzigs Fluren, vorzüglich auf seiner Südostseite, zwi- schen der Parde und Pleiße geliefert wurde, sich aber auch auf einen Theil der nördlichen Umgegend Leipzigs ausbreitete. Man nennt diese Schlacht mit Recht die Völkerschlacht, denn die meisten Völker Europa's, namentlich Franzosen, Italiener, Deut- sche, Oestecreicher, Preußen, Ruffen, Polen, Schweden kämpften i /

2. Bd. 1 - S. 682

1835 - Eisleben : Reichardt
682 Deutschland. reise vom Reichstage zu Worms nach Wittenberg begriffen war und von Eisenach aus seine Verwandten in Möhra (einem Dorfe, wo- her Luthers Vater war) besucht hatte, und von da aus über Alten- stein in die Straße nach Waltershausen reisen wollte, auf Veran- staltung des Kurfürsten von Sachsen, Friedrich des Weisen, von zwei verkleideten Edelleuten und nebst 3 Knechten überfallen, und nachdem man ihm die Mönchskutte aus - und ein Reiterkleid ange- zogen hatte, in der Nacht heimlich auf die Wartburg gebracht wur- de, wo er eine Zeitlang in Ritterkleidung, vor allen öffentlichen und heimlichen Nachstellungen gesichert, im Verborgenen lebte; denn kaum dort angelangt, erfolgte auch die Nachricht, daß ec und seine Anhänger vom Kaiser Karl V. in die Neichsacht erklärt worden seyn. Wöhlsdorf, kleines Dorf in dem Meiningischen Fürsten- thum Saalfeld, unweit der von Rudolstadt nach Saalfeld füh- renden Ehauffee, ist merkwürdig wegen des daselbst errichteten Denkmales von Gußeisen des tapfern Prinzen Ludwig von Preußen, der hier, beim Ausbruche des Krieges zwischen Frank- reich und Preußen, am 10. October 1806 kämpfend siel. Es ist von der Schwester des Prinzen, der Fürstin Louise von Radzivil 1823 errichtet worden, 255 Etr. schwer, 26 F. hoch, zu Berlin gegossen und enthüllt die einfache Inschrift: „Hier siel kämpfend für sein Vaterland Prinz Ludwig von Preußen." Um dasselbe steht ein Halbkreis von hohen Pappeln. Dieser Prinz war ein Sohn des Prinzen August Ferdinand (Bruders des großen Königs Friedrichs Ii.) und 1772 geboren. Bei dem Kriege 1806 kom- mandirte ec die Avantgarde und stand bei Saalfeld, um das Saalufer zu decken. Ueberzeugt, daß die Franzosen ihn angrei- fen würden, griff er selbst sie an, die weit stärker als er waren. Bei dem unglücklichen Ausgange dieses Gefechtes für die Preußen hätte er sich noch retten können; allein er blieb so lange im Hand- gemenge, bis er zuletzt ganz allein in einem nahe bei Wöhlsdorf befindlichen Hohlwege, an welchem das Denkmal steht, von feind- lichen Husaren umzingelt wurde, nachdem ec sich schon einmal durch die Feinde durchgehauen hatte. Ec würde sich vielleicht noch einmal durchgehauen haben, wenn der Stern auf der Brust und sein schönes Englisches Pferd nicht die Aufmerksamkeit der Feinde zu sehr auf sich gezogen hätten und der Hohlweg nicht zu tief gewesen wäre, um über den hohen Rand zur Teite wegsetzen zu können. Die Feinde suchten ihn zu schonen und boten ihm Par- don an, den er aber nicht annahm, worauf er einen Stich in die linke Brust erhielt, während zugleich eine Pistolenkugel ihn rückwärts vom Pferde stürzte. Weimar, die Haupt- und Residenzstadt des Großherzog- thums gl. N., an der Ilm, in einem Thale gelegen, zwischen dem £ Stunde entfernten 1450 F. hohen Ettersberge im N. und geringen Höhen im S., von denen das Lustschloß Belvedere

3. Bd. 1 - S. 699

1835 - Eisleben : Reichardt
699 Braunschwelg. ßens, und stellte 42,000 Mann ins Feld. Don seinen Söhnen folgte Karl Wilhelm Ferdinand ihm in der Regierung; Friedrich August brachte das Schlesische Fürstenthum Oels an die Braunschweigische Familie, und Leopold fand 1765 in der Oder bei Frankfurt seinen Tod, da er aus Menschenliebe den von der Wassersnoth Bedrängten helfen wollte. Karl Wilhelm Ferdinand, der unter Deutschlands Fürsten eine ausgezeichnete Stelle einnahm, ist zugleich als Feldherr bekannt, und zeichnete sich schon im 7jahrigen Kriege unter seinem Oheim Ferdinand aus. Allein auf diesen großen Mann, dessen Andenken in dem Herzen seiner Unterthanen, die unter ihm einen seltenen Wohl- stand erlangten, nicht verlöschen wird, stürzte sich am Abend sei- ner Tage das Unglück in vollem Maße. Er sah sich als Greis von 71 Jahren genöthigt, im Jahre 1806 das Preußische Heer in die Schlacht bei Auerstedt zu führen. Wenige Wochen vorher hatte ihn der Tod seines Erbprinzen erschüttert, und noch ehe die Schlacht sich verbreitete, traf ihn eine Kugel an der Spitze seiner Truppen an seinem Auge und verwundete ihn tödtlich. Er wurde unter dem stiehenden Heere nach Braunschweig gebracht und auch von da flüchtig, starb er am 10. November zu Ottensen bei Al- tona. Das Herzogthum Braunschweig wurde von den Franzosen besetzt, als ein erobertes Land behandelt, nach dem Tilsiter Frie- den 1807 mit dem neugeschaffenen Königreiche Westphalen ver- einigt, und so seinem rechtmäßigen Herrn, dem Prinzen Fried- rich Wilhelm, einem Sohne des unglücklichen Herzogs, Karl Wil- helm Ferdinands, entriffen. Bei dem 1809 zwischen Oesterreich und Frankreich ausgebrochenen Kriege versuchte Friedrich Wilhelm sich mit bewaffneter Hand wieder in den Besitz seines Herzogthums zu setzen, und übernahm die Anführung eines selbst geworbenen Truppenkorps, womit er den merkwürdigen, ruhmvollen Marsch von der Gränze Böhmens bis an die Mündung der Weser machte und daffelbe nach England überführte, wo er blieb, bis die Schlacht von Leipzig 1813 Deutschland von den Franzosen be- freite und das Königreich Westphalen auflöste. Kaum war der Herzog in sein Land zurückgekehrt und hatte daffelbe wieder in Besitz genommen, so arbeitete er dahin, Antheil an dem fernern Kriege gegen Napoleon zu nehmen, und brachte eine bedeutende Kriegesmacht zusammen; doch der zu Paris 1814 geschloffene Frieden verhinderte für diesmal einen thätigen Antheil seiner Truppen. Allein bald hot sich die Gelegenheit dazu dar, indem durch Napoleons Rückkehr von der Insel Elba der Krieg 1815 aufs Neue entbrannte. Friedrich Wilhelm führte 7000 Mann seiner Truppen zu Wellingtons Heere und starb am 16. Junius 4.815 in der Schlacht bei Quatrebras den Tod für das Vater- land, nachdem er in demselben Jahre dem Deutschen Bunde bei- getreten war.

4. Bd. 1 - S. 928

1835 - Eisleben : Reichardt
928 Preußischer Staat. diese heilige Beute zu entreißen. Um seinen Leichnam entbrennt ein mörderisches Gefecht, und der entstellte Körper wird unter einem Hügel von Todten begraben. Die Schreckenspost durcheilt in kurzer Zeit das Schwedische Heer; wüthend über diesen Verlust verdoppelt es seine Anstrengungen, schlagt den linken Flügel der Kaiserlichen gänzlich, nimmt das feindliche Geschütz, bringt den rechten Flügel zum Weichen, die Schlacht neigt sich zur Entscheidung, und das Schicksal des Tages hangt nur noch an einem einzigen Augenblicke — Da erscheint Mppenheim auf dem. Schlachtfelde, mit seiner Kavauerie von Halle her eilend; eine ganz neue Schlacht fangt an; die errungenen Vortheile werden den Schweden wieder entrissen. Allein als auch Pappenheim in der Hitze des Kampfes von 2 Musketenkugeln durch- bohrt siel, verschwand das Glück der Kaiserlichen, Bestürzung ergreift ihre Reiterei, wahrend ihre Infanterie verzweiflungsvoll fortkampft. Zum drittenmal setzen die Schweden über die Graben und zum drit- tenmal werden die dahinter gepflanzten Kanonen erobert. Die Sonne neigt sich eben zum Untergang, indem beide Schlachtordnungen au^ einander treffen. Heftiger erhitzt sich der Streit an seinem Ende, Geschicklichkeit und Wuth thun ihr Äußerstes, in den letzten theuern Minuten den ganzen verlornen Tag nachzuholen. Endlich setzen Nebel und Nacht dem Gefecht eine Gränze, dem die Wuth keine setzen will, und der Angriff hört auf, weil man seinen Feind nicht mehr findet. Beide Kriegsheere scheiden mit stillschweigender Übereinkunft auseinander, und jedes, für unbesiegt sich erklärend, verschwindet aus der Gegend. Die Artillerie beider Theile blieb, weil die Rosse sich verlaufen, die Nacht über auf dem Schlachtfelde verlassen stehen. Wal- lenstein kam mit kaum 80 Reitern fliehend in Leipzig an, wohin ihm am andern Morgen der zerstreute Überrest seines Heeres und seines Geschützes beraubt, folgte. Von beiden Armeen lagen über 9000 todt auf dem Schlachtfelde; noch weit größer war die Zahl der Verwundeten, und unter den Kaiserlichen besonders befanden sich nur wenige, die aus dem Treffen unverletzt zurückgekehrt waren. Gustav Adolphs Leichnam fand man erst nach langem Suchen, von Wunden entstellt, von Ros- sen zertreten, alles Schmucks selbst der Kleider beraubt, unfern der Lützner Windmühlen, bei einem Steine, der vorher der große Stein hieß, seitdem aber der Schweb en stein genannt wird. Großgörschen ist ein Dorf, ß- M. von Lützen entfernt, und nach demselben wird eine Schlacht benannt, die in dieser Gegend, nur eine Stunde südlich von dem Schlachtfelde der Lützener Schlacht, am 2. Mai 1813 zwischen den Franzosen und den alliirten Preußen und Russen vorfiel. Auf Seiten der Franzosen, die 115,000 Mann stark waren, hatte Napoleon, und auf Seiten der 70,000 Mann starken Alliirten Wittgenstein das Oberkommando. Die Alliirten griffen die von Lützen nach Leipzig marschirenden Franzosen im Rücken und in der Flanke an; der Kampf, der Mittags begonnen hatte, dauerte mit A

5. Bd. 1 - S. 930

1835 - Eisleben : Reichardt
930 Preußischer Staat. hielt auch Wort. Zum Andenken an diese Rettung wird nun das Hufsi- ten- oder Kirschfest gefeiert, welches sonst ein bloßes Kinderfest war, ge- genwärtig aber zum allgemeinen Volksfest geworden ist, und viele Fremde nach Naumburg führt. Die Kinder ziehen mit Fahnen und Musik, unter Gesang vor die Stadt auf die Vogelwiese, wo sie mit Kirschen beschenkt werden und sich dann auf verschiedene Weise belustigen. Das Dorf Roßbach, 3 Stunden südwestlich von Merseburg, ist weltbekannt durch die Schlacht, welche am 5. November 1757 im sieben- jährigen Kriege hier geliefert wurde. Das Preußische Heer unter Frie- drich dem Großen war nur 22,000 Mann, das feindliche aus Fran- zosen und Reichstruppen unter dem Oberbefehl des Prinzen Soubife stehende Heer hingegen 64,000 Mann stark, und doch siegten die Preu- ßen mit einem ganz unbedeutenden Verluste. Die Feinde, in dem Glauben, der König wolle sich zurückziehen, um ihrer Übermacht zu ent- gehen, verließen ihre vortheilhafte Stellung, und dehnten sich links und rechts über feine Flanken aus. Mit Erstaunen bemerkten sie, daß bei diesen drohenden Vorbereitungen die Preußen mit Kochen beschäftigt wa- ren, hielten diese Ruhe für Verzweiflung, und hofften, daß die Armee sich ohne Widerstand zu Gefangenen ergeben würde. Allein mit Bli- tzesschnelle brachen die Preußen ihr Lager ab, und gingen zum Angriff über, indem ihre Kavallerie unter dem berühmten Seidlitz, hinter verber- genden Anhöhen den rechten Flügel der Franzosen umging und ihn mit solcher Gewalt angriff, daß in wenig Minuten die ganze weit stärkere feindliche Reiterei über den Haufen geworfen wurde. Zugleich rückte die Infanterie mit der Artillerie vor und eröffnete ein so wohl unterhalte- nes Feuer, daß die Reichstruppen sogleich ihr Heil in der Flucht such- ten. Die Franzosen, die noch Stand hielten, wurden jetzt ebenfalls in der rechten Flanke angegriffen, und der rechte Flügel derselben, der schon von aller Reiterei entblößt war, warf sich bald in völliger Flucht auf den linken und verursachte eine schreckliche Unordnung, die durch die An- griffe der Preußischen Kavallerie auf das furchtbarste vermehrt wurde. Bald löste sich alles in wilder Flucht auf, nur einige Regimenter thaten noch einen kurzen Widerstand; die bald einbrechende Nacht allein rettete das fliehende Heer vom gänzlichen Untergange. Nur \\ Stunde dau- erte diese Schlacht und bloß 7 Bataillons Preußen kamen in derselben zum Feuern. Der Preußische Verlust bestand in 91 Todten und 274 Verwundeten, der Feindlichen hingegen in 10,000 Mann, worunter 7000 an Gefangenen. 63 Kanonen und alles was im feindlichen La- ger sich befand, sielen in die Hände der Sieger. Nach allen Richtun- gen flohen die Feinde in zersprengten Haufen; denn kein General hatte an Bestimmung eines Sammelplatzes gedacht, so daß Friedrich für eine ganze Zeit von dieser Seite nichts mehr zu fürchten hatte. Die Roß- bacher Schlacht blieb von da an der Schimpf des Französischen Heeres. Zum Andenken dieses Sieges ist auf dem Schlachtfelde jetzt eine ei- serne Denkfaule errichtet.

6. Bd. 1 - S. 702

1835 - Eisleben : Reichardt
i 702 Deutsch land. fern Besitze festgesetzt, als 1806 der Französisch-Preußische Krieg ausbrach und ein französisches Heer Hannover von Neuem über- schwemmte und es abermals aussog, bis 1807 der größte Theil desselben mit dem neuen Königreich Westphalen vereinigt wurde. Aber zu Ende 1810 nahm Napoleon einen großen Theil des Han- növerischen von dem Königreiche Westphalen wieder ab und mach- te ^ daraus Departements seines Französischen Kaiserreichs. Die Völkerschlacht von Leipzig 1813 gab Hannover seiner angestamm- Regentenfamilie zurück. 1814 wurde der bisherige Kurstaat zu ei- nem Königreich Hannover erhoben, dessen Gebiet, vermöge des Wiener Kongresses 1815, eine bedeutende Vergrößerung erhielt, indem die Fürstenthümer Ostfriesland und Hildesheim, die Reichs- stadt Goslar, ein Theil des Fürstenthums Münster und des Eichs- feldes und die niedere Grafschaft Lingen von Preußen und einige Aemter von Kurhessen an Hannover abgetreten wurden; auch er- hielt es die Oberhoheit über die Grafschaft Bentheim, über das Arembergische Amt Meppen und über einen Theil von Rheina- Wolbeck, und trat dem Deutschen Bunde bei, wogegen es nur 2 Aemter und den größten Theil des Lauenburgischen an Preußen überließ. Nach seines Vaters Tode 1820 bestieg der Prinz-Re- gent, unter dem Namen Georg Iv. als König von Großbritan- nien und Hannover den Thron, der schon 1819 die landständische Verfassung des Königreichs Hannover vom I. 1814 dahin abgeän- dert hatte, daß statt der einen Kammer, zwei gebildet wurden. Nach dem 1830 erfolgten Tode Georgs Iv. ist Wilhelm Iv., der jetzige König, auf den Thron gelangt. Da derselbe als König von Großbritannien nicht im Königreiche Hannover sich aufhält, so vertritt dessen Bruder Adolph Friedrich, Herzog von Cam- bridge (spr. Kembritsch), als Vizekönig, seine Stelle. Braunschweig, die Haupt- und Residenzstadt des Her« zogthums, liegt in einer großen, fruchtbaren Ebene, an der Ocker, welche die Stadt in mehreren Armen durchfließt, ist statt der vori- gen Festungswerke, jetzt von schönen Anlagen und Gärten umge- den, und von 35,000 Menschen bewohnt. In diesen Anlagen erhebt sich die 1823 errichtete 60 F. hohe eiserne Spitzsäule, auf einem von 4 eisernen Löwen umgebenen Piedestale von Sandstein, zum Andenken des am 14. Oktober 1806 bei Auerstädt verwunde- ten Herzogs Karl Wilhelm Ferdinands und seines Sohnes, des am 16. Iunius 1813 in der Schlacht bei Quatrebras gefallenen Herzogs Friedrich Wilhem. Die größtentheils breiten und wohl gepflasterten Straßen sind an den Seiten mit steinernen Platten belegt und mit vielen großen ansehnlichen, aber auch noch vielen altmodischen Häusern besetzt. Das vormalige Residenzschloß, der graue Ho f genannt, wurde bei dem Aufstande am 7. September 1850 bis auf den linken Flügel eingeäschert. An seiner Stelle wird jetzt ein ganz neues Schloß gebaut, dessen Bau schon weit

7. Bd. 1 - S. 926

1835 - Eisleben : Reichardt
926 Preußischer Staat» sehrten Stiftsornate gekleidet, so wohl erhalten, daß man in den nur wenig entstellten Gesichtszügen noch Spuren der Schönheit entdecken kann, wodurch sie sich in ihrer Jugend ausgezeichnet hatte. In einer andern Abtheilung des Gewölbes sieht man ein vor etwa 70 Jahren gestorbenes Kind, welches man erst vor kurzer Zeit gestorben glauben würde, wenn nicht die Inschrift am Sarge den Todestag anzeigte. Dicht bei der Stadt ist der Brühl, ein mit Spaziergängen und Alleen durchschnittenes Lustwäldchen, worin auch die Marmorbüste des zu Quedlinburg 1724 gebornen, berühmten Dichters Klopstocks steht. Merseburg, eine Stadt von 9000 E., an der Saale in einer angenehmen Gegend, verspricht durch ihr äußeres Ansehen mehr, als das Innere derselben gewahrt, und nur sehr wenige ihrer Hauser zeichnen sich durch ihre Bauart Vortheilhast aus; auch sind die Straßen krumm und enge. Am sehenswerthesten sind das Schloß, ein altes Gothisches Gebäude von 3 Flügeln und die Domkirche, welche den vierten Flügel macht; so daß Schloß und Domkirche zusammen ein Viereck mit 7 Thürmen bilden, wovon 4 Thürme die Domkirche zieren. Die Orgel derselben ist eine der größten Deutschlands, und hat 4 Klaviere, 60 Register, und 4000 Pfeifen. Man zeigt auch, außer andern Alterthümern, die Hand des Gegenkaifecs Rudolph von Schwaben, der 1080 an der Elster unweit Gera in der Schlacht gegen Kaifer Heinrich den Iv. schwer verwundet wurde. Er soll, da ihm seine im Treffen abgehauene Hand gezeigt wurde, reumüthig gesagt haben: ,,Di/s ist die Hand mit welcher ich dem König Heinrich Treue geschworen habe". Sein Grab befindet sich auch in der Kirche. In einem Bosquet des Schloßgar- tens steht das Denkmal des Grafen Kleist von Nollendorf, nach Rauchs Modell von Bronze gegossen und mit einem Eifengitter umgeben. Das 3|- Stunden von Merseburg entfernte und von 1700 Menschen bewohnte Städtchen Lützen ist durch die am 6. November 1632 vorgefallne Schlacht merkwürdig, in wrlcher der vortreffliche König von Schweden, Gustav Adolph umkam. Das Heer der Kai- serlichen unter dem berühmten Wallenstein und das Schwedische Heer, jenes gegen 40,000, dieses gegen 27,000 Mann stark, von ihrem Könige angeführt, waren beim Anfange der Schlacht durch die von Weißenfels über Lützen nach Leipzig führende Landstraße getrennt, doch hatte Wallenstein sich derselben Abends vorher bemächtigt, die zu beiden Seiten laufenden Graben vertiefen und durch Musketiere besetzen lassen, daß der Übergang mit Mühe und Schwierigkeiten verbunden war. Die kaiserliche Infanterie, in 5 große Vierecke getheilt, stand 300 Schritte hinter der Landstraße in Schlachtordnung, und die Reiterei deckte die Flanken. Zwei der größten Feldherren damaliger Zeit standen hier einander gegenüber, die im ganzen Laufe des Krieges noch in keiner offenen Schlacht mit einander ihre Kräfte gemessen hatten. Ein undurchdringlicher Nebel bedeckte am Morgen des verhängnißvollen

8. Bd. 1 - S. 929

1835 - Eisleben : Reichardt
Preußischer Staat. 929 abwechselndem Glücke fort, bis Abends um 6 Uhr auf dem linken Flü- gel der Franzosen der Vizekönig von Italien mit einem neuen Korps Franzosen ankam, worauf Napoleon einen neuen Angriff auf das Cen- trum der Alliirten unternahm, und sie zum Rückzüge nöthigte, der in größter Ordnung erfolgte. Zwar hatten die Alliirten einen geringem Verlust (gegen 10,000 an Todten und Verwundeten) als die Franzosen, bei weichen er 10,000 Mann betrug, allein die Alliirten waren doch durch diese Schlacht genöthigt, Sachsen bis jenseits der Elbe zu raumen und sich bis in die Stellung von Bautzen zurück zu ziehen, wohin ihnen Napoleon folgte. In dieser Schlacht blieb auch der Preußische General, Prinz von Hessen-Homburg, dem auf einem Hügel als Denkmal, eine 11 F. hohe eiserne Pyramide, mit einem eisernen Kreuze errichtet wor- den ist. Naumburg hat eine unmuthige Lage zwischen Weinbergen und Wiesengründen, in geringer Entfernung von der Saale und ist von 11,000 Menschen bewohnt. Das merkwürdigste Gebäude ist die alte ehrwürdige, im Gothischen Style erbaute Domkirche. Von den 3 Thür- men, welche dieselbe zieren, ist der eine von besonderer durchsichtiger Bau- art. Ihre Lange betragt 159 urrd ihre Breite im Mittelschiffe mit Ein- schluß der beiden Seitengange 78 Ellen. Zwanzig schlanke, in Grup- pen verbundene Säulen tragen im Innern das eigentliche Kirchenge- wölbe und gewahren einen sowohl gefälligen als erhabenen Anblick. Diese Kirche enthalt mehrere schöne Altäre und viele kostbare Denkmäler alt- deutscher Kunst an Statüen, Schnitz- und Gußarbeiten, Gemälden, Glas- malereien. Besonders zeichnet sich die Taufkapelle durch 12 schöne Bild- säulen aus. Unter dem hohen Chore befindet sich die Unterkirche, eine unterirdische auf Säulen ruhende Kirche. — Jährlich wird zu Naum- burg das Hussiten- oder Kirsch fest zur Erinnerung an den Kinder- auszug am 28. Julius 1432 gefeiert. Man erzählt nämlich, ohne daß jedoch die Begebenheit für gewiß behauptet werden kann, daß im Jahre 1432, Prokopius, der Anführer der Hussiten (s. S. 614) mit einem Heere Naumburg belagert und die Verwüstung der Stadt beschlossen ge- habt habe, weil er glaubte, daß der kürzlich verstorbene Bischof von Naum- burg mit für die Verbrennung von Huß gestimmt hatte. Vergebens stellten die Bürger vor, daß sie dafür nichts könnten; der Feldherr blieb unerbittlich. Endlich sey ein kluger Bürger auf den Einfall gekommen, sämmtliche Kinder der Stadt, in weiße Sterbegewander gekleidet, mit Citronen in der rechten und grünen Zweigen in der linken Hand, -hinaus in das feindliche Lager zu schicken, um knieend den furchtbaren Feld- herrn um Gnade für die Eltern und für die Stadt anzuflehen. Dieser sey auch dadurch so gerührt worden, daß er die Bitte der Kinder nicht nur erfüllt, sondern sie sogar mit Kirschen und Wein bewirthet, unter der Musik seiner Hussiten im Lager tanzen lassen und sie erst gegen Abend den angstvollen Eltern mit der Nachricht zurückgeschickt habe: er werde von Naumburg abziehen, ohne ein Huhn mitzunehmen; und er 59

9. Bd. 1 - S. 982

1835 - Eisleben : Reichardt
982 Preußischer Staat. zur Fortsetzung des Kampfes auf den folgenden Tag zu haben, zog sich in der Nacht nach Königsberg, ohne daß Napoleon im Stande war, ihn lebhaft zu verfolgen; denn die Korps von Augereau und Davoust waren fast ganz aufgerieben und nur das Korps von Ney und die Garde befanden sich noch im schlagfertigen Stande. Der Rückzug der Russen war daher Napoleon sehr willkommen. Auch die kleine, von 2300 Menschen bewohnte und an der Alle, 6 M. südöstlich von Königsberg gelegene Stadt Fried land ist durch eine große Schlacht am 14. Junius 1807 bekannt. 75,000 Franzosen unter Napoleon schlugen hier 66,000 Russen unter Ben- uingsen. Die letztem standen längs des linken Ufers der Alle, und hatten diese und die Stadt Friedland hinter sich. Die Franzosen tref- fen erst nach und nach von früh Morgens bis Nachmittags um 3 Uhr auf dem Schlachtfelde ein. Daher haben die Russen Vormittags einige Vortheile und dringen vor. Damit begnügt sich Benningsen, und statt die schöne Gelegenheit zu benutzen, die eintreffenden Franzo- sen im Einzelnen zu schlagen, laßt ec sich durch das Geschützfeuer der- selben und ihre Plankeleien hinhalten und sieht ruhig zu, wie die feindliche Armee sich immer mehr verstärkt. Diese geht, nachdem end- , lieh ihr letztes Korps angekommen ist (Nachmittags um 3 Uhr) zum kraftvollsten Angriff über und wirft sich auf die Mitte der Russischen Stellung, wahrend der rechte Französische Flügel unter Ney in die linke Seite der Russen dringt. Deßhalb zieht sich der linke Flügel der Russen nach Friedland zurück und da gleichzeitig auch ihr Mittelpunkt gedrängt wird, so müssen die Vortheile, welche ihr rechter Flügel über die Franzosen erhalten hat, aufgegeben werden, und der allgemeine Rück- zug des Heeres wird nun nothwendig. Der Übergang über die Alle, welche hier steile Ufer hat, ist für die hart bedrängten Russen mit groß- ßem Verluste verbunden; viele ertrinken darin. Der Verlust der Russen betrug 20,000 Mann an Todten, Verwundeten und Gefangenen, der Französische nur 6000 Mann nach ihren Berichten. So hatte Napo- leon den vollständigsten Sieg erfochten, allein den Ruhm der verzweif- lungsvollen Tapferkeit mußte er selbst seinen Gegnern zollen, sie hatten sich aufs tapferste geschlagen, sich durch das brennende Friedland und mitten durch die Franzosen einen Weg gebahnt, und lieber den Tod in den Fluthcn gesucht, statt sich gefangen zu geben. Die Folge die- ses Siegs war das Ende des Kriegs und der Frieden zu Tilsit (s. S. 868). Ende des ersten Bandes.
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