Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Deutschland einschließlich seiner Kolonien - S. 19

1912 - Leipzig [u.a.] : Teubner
Der wirtschaftsgeographische Einfluß von Deutschlands Gestalt u. Ausdehnung. 19 Million Quadratkilometer umfassenden Bodenfläche des Gesamtstaates auch nicht allzugroß erscheinen und für den Ausgang zu dem Weltmeere auch nicht allenthalben günstig sein: sie läßt ihn doch auf weit mehr als hundert Meilen hin ungehindert zum großen Wettbewerb mit dem Auslande auf das Meer hinausziehen. Schon dadurch allein kann ihm nichts in der Welt sein Recht auf die See streitig machen, ein Recht, das die Engländer treffend andeuten, wenn sie die Nordsee Oermau Ocean nennen. Den erziehlichen Einfluß der letzteren auf die Bewohner ihres Strandes und auf diejenigen der langen Reihe von Inseln, welche sie umsäumen, hat ein Dichter anschaulich mit den Worten geschildert: Wohl wiegst du deiner Söhne Schar Ein Kiel, den du im Zorn umtobt, In rauhgewalt'ger Wellenwiege, Darf kühnlich ziehn auf Abenteuer; Doch machst du ihre Augen klar Wer dir getrotzt, der ist erprobt, Und ihre Sehnen stark zum Siege. Zu treten keck an jedes Steuer. Im deutschen Norden sind Land und Meer eng verschwistert. Der flach hingestreckte Boden mit den Trichtermündungen und Deltaarmen seiner Ströme, den Strandseen und Buchten schmiegt sich innig an das Wasser an. Die Städte scheinen aus diesem hervorzutauchen. Stralsund schwimmt ähnlich auf dem Meere wie Venedig; die Marienburg spiegelt sich in der Nogat; die Häuser mancher westdeutschen Küstenstädte aber sind unmittelbar ins Wasser gebaut gleich jenen Amsterdams. 3. Der wirtschastsgeographische Einfluß von Deutschlands Geflatt und Ausdehnung. Die wirtschaftsgeographische Bedeutung von Deutschlands Lage und Grenzbeschaffenheit ist ungleich größer als diejenige seiner Gestalt und Ausdehnung. Unser Vaterland gleicht annähernd einem unregelmäßigen Viereck von ungefähr gleicher Breite und Länge. Es erstreckt sich von den deutschen Alpen bis zur Ostsee bei Memel über fast 8% Breitengrade oder rund 1000 Ion. Dieser Ausdehnung von Norden nach Süden ent- spricht längs des mittleren (51.) Breitengrades eine ostwestliche Aus- dehnung von 930 km zwischen dem 6. und 23.° östlicher Länge von Green- wich. Deutschlands Längenerstreckung hat zur Folge, daß die Bewohner des äußersten Ostens eine Stunde früher Sonnenaufgang und Sonnen- untergang haben als jene des äußersten Westens. Seine Breitenaus- dehnung aber bewirkt, daß an der äußersten Nordgrenze der längste Tag iy2 Stunden länger währt als an der äußersten Südgrenze. Nach seiner Umrißform zeigt sich das Deutsche Reich der Pyrenäen- halbinsel und Frankreich näher verwandt als etwa Italien oder Groß- britannien. Diese lagern schmal, lang und vielgebuchtet zwischen dem Meere. Jene dagegen bilden gleichfalls trapezartige, allerdings ungleich

2. Charakterbilder aus der Völkerkunde - S. 30

1895 - Leipzig : Hinrichs
30 Indianer in Nordamerika. zuletzt auch darin, denn ihm geben Geist und Wille immer neuen Autrieb; wenn aber des Indianers körperliche Kraft er- mattet, dann bricht er auch ganz zusammen, weil er in seinem Geiste keine Hilfsquellen mehr findet. Die Jndianer-Natnr widersteht lange Zeit den Einwirkungen von Frost, Nässe und Hitze, Hunger und Elend. Jede ernste Krankheit aber greift gleich den Lebensnerv an und hat in ihrem Gefolge hänfig völlige Verheerungen der Stämme. Die Blattern haben wieder- holt die belebtesten Jndianerdörfer in stumme Leichenhöfe ver- wandelt. Fieber sind auch in den Hütten der Indianer heimisch, und wer mit diesen echten Netnrsöhnen ein paar Tage lang auf der Jagd gewesen ist, entdeckt, daß sie auch genug von Reißen geplagt sind. Ist es aber nickt möglich, daß der Wilde, erweckt und be- lehrt durch den Gesitteten, den sinstern Bann durchbreche, in dem ihn eine dämonische Gewalt wie in einem geistigen Tode gefangen hält? Kann nicht auch der Indianer der Wohlthaten der Gesittung teilhaftig werden? Die Erfahrung sagt entschieden nein. Der Wilde kann nur gedeihen in freier Wildnis; wo die Kultur ihm näher rückt, entweicht er oder er vergeht wie das Waldtier. Die Berührung mit der Gesittung ist seinem Leben feindlich, schon der Atem des weißen Mannes scheint ihm verderblich. Die Völkerschaften aus den westindischen Inseln, die mächtigsten Stämme der nordamerikanischen Indianer sind in wenigen Jahrhunderten von der Erde verschwunden. Auch auf allen Inseln der Südsee macht sich ein rasches Absterben der einheimischen Bevölkerung bemerkbar. Dies traurige Schicksal erklärt sich zuerst aus äußeren Ursachen. Die wilden Tiere, deren Jagd dem Indianer in Nordamerika einen Hauptteil fetner Nahrung verschaffte, fliehen, sobald ihnen aus hundert Meilen der weiße Ansiedler naht, als verkündige ihnen der Instinkt ihr nahendes Verderben. Während der Indianer noch seine alten Jagdgründe durchstreift, sind Büffel, Bären und Hirsche längst in weiter Ferne, und die Folge der mageren Jagd ist, daß Hunger und Elend Wochen- lang in der Jndianerhütte herrschen, deren Bewohner entkräften und dem Tode durch Frost und Fieber entgegenführen. Brannt- wein ferner und ansteckende Krankheiten, beides Gaben der Weißen an die Indianer, richten unter diesen entsetzliche Ver- heernngen an. Dann kommt der Weiße selbst, kaust ihnen

3. Charakterbilder aus der Völkerkunde - S. 83

1895 - Leipzig : Hinrichs
Alpenbewohner. 83 Priester den Trost der Religion hinauftragen in entlegene Hütten hinter Wasserfällen und Gletschern; und der Handels- mann, sei es der Spitzen- und Schnittwarenhändler aus Vorarl- berg und dem Lechthale, der Handschuh- und Teppichverkäufer aus dem Zillerthale, der Viehhändler aus Passeier odrr der Wein- und Fruchthändler aus den gesegneten Etschganen — sie alle ziehen über die Alpenpässe, aus einem Thale ins andere, vorüber an den gletschergepanzerten Bergriesen, die in vielfachem Wechsel sich ihrem Blicke darstellen, bald in der blendenden Hülle des Winters, bald im lachenden, bunten Frühlingskleide, bald von stürmenden Wolken umsaust, bald wieder von Regen- strichen gepeitscht oder von Blitzen umzuckt, heute von dicken Nebeln umzogen, morgen vom Glänze der scheidenden Sonne verklärt Sollte im steten Umgang mit dieser schönen und großartigen Natur nicht der Bewohner der Alpen von leben- diger Liebe zur Heimat erfüllt werden? — In der Ab- geschlossenheit seines Thales ist er in der Großartigkeit seiner Naturumgebung immer auf dieselben Gegenstände und deren Wiederkehr angewiesen. Auf denselben Wegen zieht er in seinen Alpenthälern und Bergen fortwährend hin und zurück. Ein Abweichen rechts oder links vom gewohnten Thal- und Berg- wege könnte oft nur mit großer Mühe, ja nicht ohne die Ge- fahr eines bedenklichen und lebensgefährlichen Abirrens geschehen. So wirkt die Natur vou verschiedenen Seiten her, um ihn auf dem alten Geleise der Gewohnheiten zu halten. — Viele gewöhnliche Geschäfte, bei deren Verrichtung der Bewohner des Flachlandes wenig oder gar nichts von Mühe verspürt, sind für den Älpler nicht nur höchst anstrengend, sondern bisweilen ebenso gefährlich, als in dem Erfolge unsicher. Jahre hat er auf die Urbarmachung seiner Wiesen und seines Ackers an des Berges Abhange verwendet; ein einziger Gewitterguß vernichtet schonungslos diese Mühe, die Felder fußhoch mit Steingetrümmer überschüttend. Des Lebens Notdurft fpornt ihn an, anfs neue an das Werk zu gehen, die Steine weg oder in die Tiefe und die Fruchterde obenauf zu bringen, bis sein Feld wieder her gestellt ist; und doch befindet er sich jetzt in demselben Zustande der bangen Ungewißheit, ob nicht schon in den nächsten Tagen das Werk unsäglicher Anstrengungen anss neue vernichtet werde. Da ist also seine Besitzesstätte eine fortwährende Übungsstätte zu Ausdauer, Unverdrossenheit, Genügsamkeit und 6*

4. Charakterbilder aus der Völkerkunde - S. 99

1895 - Leipzig : Hinrichs
Holländer. Ää der Holländer ist im Winter das Schlittschuhlaufen, das die praktischen Bewohner aber auch gleichzeitig als Verkehrsmittel benutzen. So beschaffen ist der Seelöwe, der fest und ruhig dahinlebt, der unter einem stillen Äußern einen trotzigen Mut und tiefe Leidenschaft verbirgt. Rühr' ihn nur an, wo sein Leben sitzt und wo er es bedroht fühlt, und du wirst sehen, mit welchen Zornesflammen er auflodert, und wie die erregte Natur im Aufruhr alles um sich her aufschrecken und niederwerfen will. Sie zeigt das Ungestüme und Unbändige, wenn dieser friesische Mann seine Freiheit in Gefahr glaubt; das Feste und Stille, wenn die gewöhnlichen Zustände bestehen. Wie gesagt, er hat das Gefühl, und wer wagt es ihm zu bestreiten, daß dieses Land im eigensten Sinne sein Land ist. daß er es sich geschaffen hat. 7*

5. Erdkunde - S. 309

1900 - Freiburg im Breisgau : Herder
— 309 — und bringt ihm außer zeitlichem Erwerbe auch den ehrenvollen Titel eines Hadschi (t>. i. Pilger) ein, den er nach der Zurückkunft seinem Namen vorsetzt. Nicht selten bringen räuberische Beduinen, den hei- ligen Zweck des Zuges uicht achtend, Verwirrung und Wehklagen in die Reihen der frommen Pilger. Größer noch sind die Schrecken der Natur, wenn die Orkane der Wüste, der feueratmende Samum oder der giftige Chamsin, daherstürmen. Letzterer hält nicht lange an, hinterläßt aber eine drückende, trockene Schwule von 38—40° Wärme im Schatten. Zuerst erscheinen am Horizonte dichte schwarze Wolken; ihnen folgen feuerrote, wie Brandwolken aufsteigend. Ein fahles, rötlichgelbes Licht verbreitet sich, drückende Hitze folgt. Noch herrscht Windstille und ängstliche Rnhe. Tiere und Menschen verbergen sich. Bald aber hört man ein dumpfes Brausen und Knistern. Tief herab- hängend wälzen sich die Wolken heran, und im Augenblicke ist in rasender Wut der Sturm da mit einem Meere von Sand und Staub. Der Atem wird schwer; Tiere und Menschen taumeln umher; ihre Sinne verwirren sich, und das Blnt steigt zum Gehirn; nicht selten erfolgt durch Schlagfluß der Tod. Der Samum (d. i. Giftwind) ist ein gewöhnlicher Orkan; aber durch die Hitze des Wüstenbodens, über den er hinbraust, und dnrch die Wogen von glühendem Sand, die er mit sich führt, wird er gefährlich und im höchsten Grade peinigend. Die Tiere werden wild und werfen ihre Ladung ab; der Mensch ermattet und erliegt im Kampfe mit Hitze, Sand und Sturm. Hohe Sandwellen kommen und verschwinden und hängen sich an jeden hervorragenden Gegen- stand (vgl. Bild 61, S. 184). Die Karawanen müssen trotz des fürchterlichen Unwetters aufbrechen, um nicht im Sande begraben zu werden. Kommen dann die verschmachtenden Reisenden endlich voll Freude zu einer der Oasenquellen, so finden sie vielleicht den Brunnen versiegt und sehen dem gräßlichsten Tode entgegen. So fand im Jahre 1805 eine Karawane, welche sich von Timbuktu nach Tafilet begab, die Quelle versiegt, auf die sie gerechnet hatte. 2000 Menschen und 1800 Kamele starben vor Durst. An solche Unglücksfälle er-

6. Erdkunde - S. 285

1900 - Freiburg im Breisgau : Herder
— 285 — weggeschafft wird. Dann wiederholt sich das blutige Schauspiel an einem andern Stiere und so noch öfters nacheinander. London. An der südöstlichen Ecke Englands, gegenüber der Mündung des Rheines, führt die Themse, der größte Strom der britischen Insel, ihre Gewässer dem Meere zu. Fast 100 km von der Mün- duug entfernt, aber der Flut und den größten Seeschiffen erreichbar, liegt London im Mittelpunkte der fruchtbarsten Landschaften von England, ebenso zum Hauptsitz des Handels wie zum Königssitz geschaffen. Schon zur Zeit des römischen Kaisers Septimius Severus (1- 211 n. Chr.) war London als eine bedeutende, reiche Stadt be- kannt. Unter der Herrschaft der Dänen nahm die Wichtigkeit des Platzes zu, und seit der Krönung Wilhelms des Eroberers (1066) kann London als die Hauptstadt des Königreiches betrachtet werden. Im Laufe der Zeit wurde sie mit vielen Freiheiten ausgestattet. Seuchen und Feuersbrünste richteten oft furchtbare Verheerungen an; aber dennoch wuchs die Bevölkerungszahl unglaublich. Besonders verhängnisvoll für London waren die Jahre 1665 und 1666; denn im erstern Jahre raffte die Pest gegen 70 000 Einwohner hinweg, und im letztern wütete „das große Feuer" vier Tage und Nächte hindurch mit unwiderstehlicher Wut und vernichtete 89 Kirchen und über 13 000 Wohnhäuser. Unendlich groß war der Schaden; aber schon nach vier Jahren war alles regelmäßiger und bequemer wieder aufgebaut. Zur Zeit bedeckt die unglaublich wachsende Stadt einen Flächenraum von mehr als 300 qkm; rechnet man die angrenzenden Vorstädte und Städte hinzu, so bedeckt „Groß-London" ein Areal von 1792 qkm mit mehr als 6 Millionen Menschen. 11000 Straßen durchziehen die Riesenstadt; doch nnr verhältnismäßig wenige der- selben zeichnen sich durch architektonische Schönheit aus. Die Häuser sind meist aus Backsteinen aufgeführt, 2—3 Stockwerke hoch, ganz schmal und gewähren in der Regel nur Raum für eine Familie; denn der Engländer liebt es, mit den Seinigen ein Haus allein zu

7. Erdkunde - S. 289

1900 - Freiburg im Breisgau : Herder
— 289 — fach herrscht unter ihr die gräßlichste Armut. In elenden Keller- Wohnungen leben die Familien zusammengepfercht; von den Tauseu- den und aber Tausenden, die dort das Licht der Welt erblicken, wachsen die meisten ohne alle Erziehung und ohne allen Unterricht auf. Schon in den Kinderjahren müssen diese Unglücklichen ihr Bild 93. Themsc-Tunnel. Durchschnitt. Brot zu verdienen suchen. Die Eltern kümmern sich oft nicht um sie. Zwar geschieht sehr viel zur Linderung der Not und des Elendes. In den Armenhäusern sind 40—50 000 altersschwache Männer und Frauen untergebracht, für mittellose Kranke bestehen an 140 Spitäler; zahlreich sind die Waisenhäuser, Bessernngs- anstalten u. s. w. Man hat berechnet, daß in London durchschnittlich Bumüllcr-Schuster, Erdkunde. Neue Ausg. 2. Aufl. 1z

8. Illustrierte Geographie und Geschichte von Württemberg - S. 8

1901 - Stuttgart : Lung
dem „schwäbischen Städtebund" vereinigt. Weil Eberhard diesem Bund nicht gegen den oberschwäbischen Adel beigestanden war, fielen die Städter ins südliche Württemberg ein, sengend und plündernd. Eberhard zog durchs Filsthal hinauf gegen sie, während sein Sohn Ulrich von der Achalm aus die Rentlinger im Auge behalten sollte. Am 14. Mai 1377 machten aber dennoch 700 Rentlinger einen nächtlichen Raubzug ins Uracher Thal, führten 250 Stück Rindvieh aus dem Uracher Tiergarten weg und brannten Dettingen nieder. Ulrich erwartete sie mit 232 Rittern bei der Leonhardskapelle,„wurde aber aus der Stadt Reutlingen im Rücken ange- griffen und mußte der Übermacht weichen. Ulrich verlor 78 Ritter und das Banner; er selbst entkam schwer verwundet mit dem Rest seiner Schar auf die Achalm. Als Ulrich fpäter feinen Vater in Stuttgart besuchte, soll dieser schweigend das Tischtuch zwischen sich und seinem Sohn zerschnitten haben, zum Zeichen/daß ein solcher Sohn nicht wert sei, mit dem unbesiegten Vater an einem Tische zu speisen. Gras Eberhard der Tremer und sein Zohn Ulrich nach der Achlacht bei Reutlingen. Die schwäbischen Städter, dnrch diesen und einen andern in der Schweiz er- sochtenen Sieg noch übermütiger geworden, vereinigten sich mit dem rheinischen Stadtebnnd, um ihren Todfeind Eberhard zu vernichten. Dieser sah sich daher genötigt, mit vielen Rittern und Grafen den Löwen bund zu schließen. Unter Anführung des Ulmer Hauptmanns Besserer zogen die Städter 1388 verheerend durch Württemberg und belagerten schließlich mit 800 Reitern und 2000 Fußgängern den befestigten Kirchhof zu Döffingen, in welchen sich eine Schar von Eberhards Leuten

9. Illustrierte Geographie und Geschichte von Württemberg - S. 9

1901 - Stuttgart : Lung
— 9 — stark verschanzt hatte. In der Frühe des 23. August eilte der Greiner mit 600 Rittern und 2000 Baueru den Bedrängten zu Hilfe. Sein >sohu Ulrich, der den Schimpf von Reutlingen tilgen wollte, eröffnete mit Ungestüm den Angriff, fiel aber bald unter den Streichen der Städter, unter die er sich zu weit vorgewagt hatte. Schrecken ergriff die Ritter, und zaghaft wollten die Scharen Eberhards vor den ermutigten Städtern weichen, als der alte Recke, feinen tiefen Schmerz über des eigenen Sohnes Tod niederkämpfend, den Seinen zurief: „Mein Sohn ist wie ein anderer Mann! Schlagt drein, die Feinde fliehen!" Diese List und Unerfchrockenheit des greisen Helden begeisterten aufs neue seine entmutigten Scharen und brachten die überraschten Städter zum Wanken, da in diesem entfcheidnngsvollen Augenblick der Vogt von Herrenberg mit frischer Mannschaft auch von der Seite her^die Städter angriff. Eberhard hatte einen zwar teuer erkauften, aber glänzenden Sieg errungen und die Macht der Städter für immer gebrochen. Knrz daranf wurde ihm die Geburt eines Urenkels, des nachmaligen Grafen Eberhard Iv, angezeigt, welche Bolschaft Eberhard mit dem freudigen Ausruf entgegennahm: „Gottlob, der Fink hat wieder Samen!" An die Rückreise Eberhards von Döffingen nach Stuttgart knüpft sich folgende Sage: Graf Wolf von Wunueusteiu, der die Städter doch noch mehr haßte als den Grafen Eberhard, foll mit 500 Reitern den Sieg noch rechtzeitig für Eber- hard entschieden und die Städter in die Flucht gejagt haben. Zum Dank dafür habe ihn Eberhard nach Stuttgart zur Siegesfeier eingeladen. Als Wolf eine Strecke weit mitgeritten gewesen fei, habe ihn seine Zusage gereut, da er sich von den Eber- steinern nicht als Höfling ansehen lassen wollte. Plötzlich sei er deshalb mit den Seinigen umgekehrt und habe dem verdutzten Greiuer zugerufen: „Gute Nachts! nun stehts bei uns wieder in alten Rechten!" und sei dem Wuuuenstein zugeritten. Seinen Söldnerlohn habe er sich dadurch verschafft, daß er in Zuffenhausen eine Viehherde mitgenommen habe. Auf die Nachricht vou diefem Raube habe Eberhard lachend geäußert: „Alt Wölslein hat wieder Kochfleisch geholt!" Eberhard starb am 15. März 1392, nachdem er sein Land vergrößert hatte durch die Erwerbung von Böblingen, Calw, Wildbad und Zavelstein, den Schön- bnchwald, Haiterbach, Lauffeu, Nagold, Ebingen, Tuttlingen, Waldenbuch, Herren- berg, Sindelsingen, Owen n. f. f. Die Grafschaft reichte jetzt von Heilbronn bis Reutlingen und von Gmünd bis Neuenbürg. In der folgenden Friedenszeit erholte sich das von Raub, Brand und Verwüstung schwer heimgesuchte Ländchen rasch wieder. Bei der Belagerung Ulms durch Kaiser Karl Iv wurde i. I. 1376 zum erstenmal in Deutschland das Schieß Pulver angewendet, und im folgenden Jahre 1377 haben die Ulmer zum Dank für die glücklich überstaudeue Belagerung d'eis'bau ihres prächtigen Münsters begonnen. Eberhard Iii, der Milde (1392—-1417), ein Enkel des Greiners und Sohn des bei Döffingen gefallenen Ulrich, liebte den Frieden mehr als sein Großvater. Durch die Gefangennahme der 3 „Schleglerköuige" p .£) eiinsbei in 1395 brach er die Macht dieses Bundes vollständig, so daß sich derselbe im folgenden Jahre auflöste. Er stand im Reich in sehr hohem Ansehen, so daß er i. I. 1399 sogar bei der Kaiserwahl in Borschlag kam. Durch die Einrichtung einer glänzenden Hofhaltung eröffnete er die Reihe der weniger sparsamen württembergischen Fürsten. Ve ränß erun g der Herrschaft Sigmaringen sowie einiger jetzt hohenzollern- scher Städte und Dörfer. Erwerbung von Murrhardt, Balingen, Mössingen, Bietigheim u. f. f. Durch Verheiratung seines Sohnes Eberhard (Iv) mit Henriette von Mömpelgard (in Frankreich) brachte er diese Grafschaft an Württemberg, die von'da an 4uu Jahre lang bei dem Hause Württemberg verblieb und durch die spätere Abtretung an Frankreichs den Grund zur Erwerbung von Neuwürttemberg legte. Eberhards Iii Tod am Sauerbrunnen in Göppingen 1417.

10. Illustrierte Geographie und Geschichte von Württemberg - S. 21

1901 - Stuttgart : Lung
— 21 Eberhard Iii, Johann Friedrichs Sohn (1628—1674, regierte bis 1633 u n t e r V o r m u n d s ch a f t zweier Oheime. Infolge der Siege Lillys und Wallensteins erließ der Kaiser (1629) das Rest itnti ons- edikt (Wiederherstellungserlaß), nach welchem alle seit 1555 reformierten Kirchen und Klöster samt allen eingezogenen Kirchengütern wieder an die katholische Kirche zurückgegeben werden sollten. Jetzt kamen die Mönche und Priester unter dem Schutze der Wallenstein'schen Truppen wieder ins Land. Die bisherigen Schnleinrichtuugeu des Landes wurden auf- gehoben und die evangelischen Pfarrer und Schullehrer vertrieben; überall herrschte Jammer und Verwirrung. (schaler mit dem Bildnisse Herzog Eberhards Iii 016^7). Nach der Schlacht bei Lützen (6. Nov. 1632), in welcher die Schweden siegten, ihr König Gustav Adolf aber fiel, schloß sich Eber- hard den Schweden an. Doch schon 2 Jahre darauf (6. Sept. 1634) wurde das Schwedeuheer bei Nördliugeu vollständig geschlagen; auch 4000 Württemberger deckten das Schlachtfeld. Die Besiegten und ihre Verfolger nahmen ihren Weg nach dem Rheine hinüber durch Württem- berg, das nun der Schauplatz der entsetzlichsten Greuel wurde. Der Herzog floh nach Straßburg. Die Einwohner waren der Raubgier, dem Blutdurst und wütenden Glaubenseifer der rohen Kriegshorden preis- gegeben; nur Höhlen, Schluchten und Wälder waren noch einigermaßen sichere Zufluchtsorte. Städte und Dörfer wurden niedergebrannt, Felder, Weinberge und Obstgärten verwüstet, Brunnen verschüttet und Nahrungs- Vorräte verderbt. Wer nicht geflohen war, wurde aufs unmenschlichste verstümmelt und mißhandelt; kein Alter, kein Geschlecht und kein Stand wurde verschont; besonders hart ging man mit den Geistlichen und Schul- lehreru um. Das Schwert, die Mißhandlungen und die nachfolgende Hungersnot und Pest rafften 7/s der Bevölkerung des Landes hinweg. Im Jahr 1641 hatte Württemberg statt x/2 Million noch 48 000 Be- wohner, welche großenteils in Unglauben und Frechheit, in tierische Leidenschaft und Roheit versunken waren. (Ev. Leseb. Ii, Nr. 180 a 3 — 7). Der Kaiser hatte — unter Verletzung des Prager Vertrags — den größten Teil des Landes teils unter seine Generale verteilt teils für sich in Besitz genommen; für den abwesenden Herzog schien alles
   bis 10 von 92 weiter»  »»
92 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 92 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 1
1 1
2 4
3 6
4 1
5 9
6 2
7 31
8 9
9 7
10 18
11 2
12 0
13 4
14 0
15 0
16 12
17 5
18 6
19 0
20 0
21 2
22 6
23 0
24 15
25 0
26 0
27 0
28 6
29 5
30 7
31 2
32 2
33 1
34 0
35 0
36 23
37 19
38 16
39 2
40 4
41 5
42 0
43 1
44 0
45 1
46 8
47 1
48 4
49 3

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 2466
1 168
2 150
3 2186
4 2511
5 2237
6 1101
7 72
8 74
9 258
10 1593
11 1752
12 980
13 529
14 58
15 130
16 744
17 537
18 1275
19 58
20 61
21 2760
22 23
23 92
24 458
25 168
26 197
27 1354
28 1472
29 16
30 180
31 3
32 158
33 624
34 140
35 93
36 341
37 206
38 189
39 90
40 1051
41 255
42 369
43 580
44 859
45 947
46 444
47 1286
48 2953
49 2397
50 3235
51 91
52 126
53 27
54 593
55 2
56 24
57 700
58 118
59 65
60 210
61 2402
62 1272
63 29
64 1695
65 154
66 414
67 22
68 113
69 182
70 5629
71 176
72 323
73 594
74 148
75 397
76 2048
77 1206
78 525
79 914
80 1024
81 854
82 200
83 89
84 592
85 65
86 46
87 274
88 1
89 193
90 23
91 516
92 2691
93 1410
94 219
95 1804
96 81
97 1098
98 260
99 609

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 7
1 0
2 10
3 0
4 0
5 1
6 13
7 0
8 0
9 0
10 1
11 0
12 1
13 5
14 2
15 0
16 1
17 1
18 3
19 1
20 1
21 1
22 0
23 0
24 5
25 7
26 0
27 0
28 1
29 1
30 3
31 0
32 7
33 0
34 9
35 0
36 5
37 0
38 0
39 0
40 0
41 0
42 5
43 0
44 0
45 1
46 0
47 3
48 3
49 0
50 2
51 6
52 0
53 2
54 0
55 2
56 3
57 0
58 0
59 13
60 0
61 0
62 0
63 0
64 0
65 2
66 5
67 0
68 1
69 0
70 7
71 0
72 2
73 0
74 0
75 1
76 0
77 0
78 3
79 1
80 3
81 22
82 1
83 2
84 1
85 0
86 4
87 3
88 0
89 6
90 0
91 0
92 0
93 0
94 4
95 6
96 0
97 7
98 0
99 0
100 3
101 1
102 6
103 0
104 6
105 1
106 1
107 0
108 0
109 1
110 2
111 1
112 3
113 1
114 0
115 0
116 0
117 1
118 0
119 1
120 0
121 19
122 2
123 1
124 1
125 5
126 2
127 3
128 0
129 1
130 0
131 11
132 0
133 5
134 2
135 2
136 4
137 0
138 2
139 1
140 6
141 1
142 17
143 12
144 0
145 0
146 0
147 1
148 0
149 0
150 0
151 0
152 11
153 2
154 1
155 4
156 6
157 0
158 0
159 6
160 3
161 0
162 0
163 0
164 0
165 0
166 1
167 0
168 1
169 0
170 0
171 3
172 0
173 1
174 0
175 17
176 0
177 2
178 2
179 0
180 0
181 0
182 3
183 4
184 1
185 2
186 0
187 2
188 3
189 1
190 0
191 0
192 0
193 1
194 1
195 4
196 3
197 0
198 1
199 0