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1. Für Oberklassen - S. 314

1893 - Altenburg : Bonde
314 am andern Morgen, als eben die Russen anrückten, wurde die Brücke abgebrannt. Alle die Unglücklichen, welche noch zurück waren, liefen nun in Verzweiflung am Ufer umher; einige suchten hinüberzuschwimmen, andere wagten sich aus die schwimmenden Eisschollen, und noch andere stürzten sich, jeder Überlegung beraubt, in die Flammen hinein. Der Überrest fiel den erbitterten Russen in die Hände, welche die meisten tot- stachen; am Leben Erhaltene wurden mit Knntenhieben ins Innere von Rußland zurückgetrieben. Die über die Brücke Entkommenen wären noch verloren gewesen, hätten nicht die Russen unbegreiflicher Weise alle die langen, über die Sümpfe der Beresina führenden Brücken stehen lassen; aber die meisten waren nur gerettet, um eines noch grausameren Todes zu sterben; denn die Kälte wurde von Tage zu Tage strenger, und nun ging die Not erst recht an. Die letzte Spur von Ordnung war aus- gelöst; alle liefen durch einander, so wie jeden die Flucht trieb. 251. An mein Volk. (17. März 1813.) So wenig für mein treues Volk, als für alle Deutsche bedarf es einer Rechenschaft über die Ursachen des Krieges, welcher jetzt beginnt. Klar,, liegen sie dem unverblendeten Sinne vor Augen. Wir erlagen unter der Übermacht Frankreichs. Der Friede schlug uns tiefere Wunden, als selbst der Krieg; das Mark des Landes ward ausgesogen, der Ackerbau, so wie der Kunstfleiß,, der Städte gelähmt; die Hauptfestuugen blieben vom Feinde besetzt. Übermut und Treulosigkeit vereitelten meine besten Absichten, und nur zu deutlich sahen wir, daß Napoleons Verträge mehr noch, als seine Kriege, uns langsam verderben mußten. Jetzt ist der Augen- blick gekommen, wo alle Täuschung aufhört. Brandenburger, Preußen, Schlesier, Pommern, Litauer! Ihr wißt, was euer trauriges Los sein wird, wenn wir den beginnenden Kampf nicht ehrenvoll endigen! — Große Opfer werden von allen gefordert werden; denn unser Beginnen ist groß und nicht gering die Zahl und Mittel unserer Feinde. Aber welche auch gefordert werden, sie wiegen die heiligen Güter nicht auf, für welche wir sie hingeben, für die wir streiten und siegen müssen, wenn wir nicht auf- hören wollen, Preußen und Deutsche zu sein. — Mit Zuversicht dürfen wir vertrauen, Gott und ein fester Wille werden unserer gerechten Sache den Sieg verleihen und mit ihm die Wiederkehr einer glücklichen Zeit. Friedrich Wilhelm Hl. 252. Der Trompeter an der Katzbach. 1. Von Wunden ganz bedecket, Der Trompeter sterbend ruht, An der Katzbach hingestrecket, Der Brust entströmt das Blut. 2. Brennt auch die Todeswunde. Doch sterben kann er nicht, Bis neue Siegeskunde Zu seinen Ohren bricht. 3. Und wie er schmerzlich ringet In Todesängsten bang, Zu ihm herüberdringet Ein wohlbekannter Klang. 4. Das hebt ihn von der Erde, Er streckt sich starr und wild — Dort sitzt er auf dem Pferde Als wie ein steinern Bild.

2. Für Oberklassen - S. 233

1893 - Altenburg : Bonde
233 Gegenden zwischen dem Rheine und der Weser schienen dem Varus schon so gut wie Unterthan. Da regte sich der Groll der Deutschen, und sie dachten darauf, den zudringlichen Fremdling los zu werden. Unter dem Volke der Cherusker stand ein Jüngling auf, der schon eine Zeit lang im römischen Heere gedient, die Kunst des Krieges erlernt und selbst die römische Ritterwürde erlangt hatte. Er hieß Hermann oder Armin. Ein schöner und gewaltiger Held, edeln Geschlechts, un- tadelig von Sitten, klug wie wenige seines Volks, von feuriger Bered- samkeit und glühend für die Freiheit, gewann er leicht die Herzen aller deutschen Männer und Jünglinge und ward der Stifter eines großen Bundes. In einer nächtlichen Versammlung im Walde schwuren sie allen Römern in Deutschland den Untergang. So geheim indes das Unter- nehmen betrieben wurde, so wurde es doch dem Varus verraten. Aber Varus hielt die Deutschen für zu dumm und sich für zu mächtig, als daß er irgend eine Gefahr hätte fürchten dürfen. Als der Herbst des Jahres 9 n. Chr. gekommen war, schritt Her- mann zur Ausführung seines Planes. Varus wurde von seinem festen Lagerplatze weg und immer tiefer in die deutschen Wälder hineingelockt. Er befand sich mitten in den Wildnissen des Teutoburger Waldes in einem Thale. Da ward auf einmal jeder Busch lebendig. Aus jeder Bergschlucht raschelte es wie viele hundert Schlangen empor, und die uralten Bäume schüttelten, wie sonst nach dem Wetter Regentropfen, jetzt Pfeile ohne Zahl auf die Römer herab. Der Himmel wollte auch nicht feiern und hals den Deutschen mit Sturm und Regen. Von den Güssen unterwühlt, sank die deutsche Erde unter den Füßen des Römers ein; im losen Erdreiche schwankend, vom Sturme gerüttelt, stürzten die deutschen Eichen über die Unterdrücker hin und zermalmten sie im Falle. Jetzt nahmen die Deutschen in Weidmannslust so recht die fremden Eber aufs Korn, die ihnen die heilige Erde des Vaterlandes so lange aufgewühlt. Pfeil an Pfeil, Fall an Fall! Schritt für Schritt kämpft der Feind um den Boden, auf dem er steht, um den Weg, um jeden Baum, um jeden Stein, und kommt nicht eher zu Atem, als bis die Nacht hereinbricht. Da läßt Varus Lager schlagen, und ermattet sinken die Römer hin; in jedem Augenblicke scheucht der Deutschen Kriegsgehenl sie aus der kurzen Nachtruhe empor. Wie der Tag sich lichtet, entdecken sie erst, wie licht es in ihren Reihen geworden. Mann an Mann geschlossen, brechen sie auf und kommen aufs offene Land. Da sehen sie mit Grausen die ganze Macht der Deutschen vor sich entfaltet. Rings umher Deutsche, nirgends ein Ausweg. Für alle Tapferkeit ist nichts mehr feil, als der Tod. Jauchzend stürzen jetzt die Deutschen in der verzweifelten Römer starre Reihen. „Die Freiheit! die Freiheit!" schallt es wie Donner des Himmels den Römern in die Ohren. Wie die Saat unter Hagelschloßen, sinken die Tapfern unter den deutschen Hieben hin. Hermann selbst ist überall. Hier ordnet er als Feldherr die Schlacht und ruft: „Drauf, Brüder, drauf!" Dort kämpft er mit der Kraft von zehn Männern, Stirn an Stirn; kein Deutscher, der nicht mit ihm um den Preis wetteiferte. Des Feindes Scharen sind zersprengt; nur wenige wilde Haufen ragen noch aus dem Meere der Schlacht empor. Jetzt wird die Flucht allgemein; doch wer sich retten will, rennt wie blind gerade recht in die Spieße der

3. Lesebuch für Ober-Klassen in katholischen Elementar-Schulen - S. 368

1886 - Münster i.W. : Aschendorff
368 <» einem Bündnisse gegen die Fremdlinge. Qnintilins Barns, der römische Statthalter, der sich gegen die armen Deutschen die här- testen Bedrückungen erlaubte, schenkte dem Hermann unbegrenztes Vertrauen; er ahnete nicht, welch ein Löwe hier schlummerte, der ihn zu vernichten nur die Gelegenheit erwartete. Segest, Fürst der Cherusker, der mit Hermann in Feindschaft lebte, bemühte sich umsonst, dem Qnintilins Barns die Augen zu öffnen; er verlangte vergebens, daß Barns den Hermann und die andern Häuptlinge gefangen nehmen sollte; der Jüngling hatte sich zu fest in sein Vertrauen gesetzt, und in vermessener Sicherheit lebte Barns dahin. Da brach an der Ems eine Empörung gegen die Römer aus, und Varus zog eiligst mit seinen Legionen dorthin, um die Ruhe wieder herzustellen. Hermann führte mit den deutschen Hülfs- völkern die Nachhut. Als Barns in dem jetzigen Fürstentnme Lippe in ein Thal, mit waldigen Bergen umgeben, vorgerückt war, wurden die Römer von den Deutschen plötzlich von allen Seiten angegriffen; denn Hermann mit seinem Nachtrabe fiel auch von hinten über sie her und richtete eine schreckliche und schmach- volle Niederlage unter ihnen an. Die ganze Natur schien sich mit den Deutschen gegen die Römer verschworen zu haben; der Regen goß in Strömen, alle Gewässer waren angeschwollen; aus dem sumpfigen Boden sanken die schwerbepackten Römer ein; Bogen und Pfeile wurden von dem drei Tage lang anhaltenden Regen unbrauchbar; der dichteste Wald mit seinen uralten Stämmen und seinem mächtigen Gestrüpp versperrte den Flüch- tigen den Weg. Barns ließ alles überflüssige Gepäck verbrennen, er ließ seine Soldaten sich verschanzen, sie wehrten sich drei Tage wie Verzweifelte; aber vergebens, der Vertilgungskamps wurde von den Deutschen mit allzugroßer Entschlossenheit und Begeiste- rung geführt, von allen Gauen strömten sie in Waffen herbei. Endlich am dritten Tage war den Römern jeder Ausweg ver- sperrt. Mit dem Rauschen des Regens und dem Geheul des Sturmes mischte sich der erneuerte Schlachtruf der Deutschen; dort Weheruf und Jammergeschrei, hier Schlachtgesang und Siegesruf. Die Römer warfen die Waffen weg oder gaben sich mit eigener Hand den Tod, und auch Barns, der die Gefangenschaft mehr fürchtete, als den Tod, stürzte sich in sein Schwert. Nur

4. Lesebuch für Ober-Klassen in katholischen Elementar-Schulen - S. 408

1886 - Münster i.W. : Aschendorff
408 vertilgen." Das ganze Volk staunte über diese neue Weissagung; Johann aber sank in die Kniee und ries: „Schon vor mehreren Tagen, liebe Brüder, hat auch miv Gott dies geosfeubaret; aber es gefiel seiner Weisheit, dieses Lurch einen andern zu verkündigen. Wohlan denn, du ge- beutst, Allmächtiger, und dein Knecht gehorcht!" Nun wurde der Schneider König und richtete sich einen förmlichen Hof- staat ein. Der Scharfrichter Knipperdölling wurde sein Mi- nister, Krechting sein Geheimrat. Achtundzwanzig Trabanten bildeten seine Leibwache. Von nun an erschien er stets im königlichen Gepränge, das Scepter in der Hand, sein schar- lachroter Mantel blitzte von Gold und Juwelen. Ihm zuv Seite gingen schön geschmückte Edelknaben, die ein Schwerts eine Bibel, den Neichsapfel und die Krone trugen. Das Belagerungsbeer machte unterdessen nur geringe Fortschritte; aber desto verderblicher wütete der Hunger unter den Aufrührern und die Grausamkeit des Königs, der jeden Tag mit Mordthaten bezeichnete. Seine Frau äußerte einst, sie könne doch nicht glauben, daß Gott mit dem Elende gedient sei, welches er über die unglückliche Stadt bringe. Dafür enthauptete er sie mit eigener Hand auf dem Markte und tanzte mit dem Volke um den blutigen Leichnam herum. Diese schaudervollen Unruhen dauerten bis Juni 1535. Da endlich erbarmten sich zwei Bürger der unglücklichen Stadt und leiteten in einer stürmischen Nacht mehrere feindliche Krieger durch den Graben auf den Wall. Diese hieben die Wache nieder, rissen die Thore auf, und mit lautem Sieges- geschrei strömten die Scharen der Bischöflichen in die offene Stadt. Lange leisteten die verhungerten Wiedertäufer ver- zweiflungsvolle Gegenwehr; endlich mußten sie sich ergeben. Rothmann war im Kampfgewühle gefallen, der König Johann aber, seine Minister Krechting und Knipperdölling wurden in eiserne Käfige gesperrt, eine Zeitlang wie wilde Tiere zuv Schau herumgeführt und zuletzt auf dem Markte mit glü- henden Zangen gezwickt und zu Tode gemartert. Ihre Leichname wurden in drei eisernen Käfigen hoch am St. Lamberti-Turiue, der König in der Mitte und etwas höher, aufgehängt.

5. Lesebuch für Ober-Klassen in katholischen Elementar-Schulen - S. 423

1886 - Münster i.W. : Aschendorff
423 Könige von Neapel. Seitdem wich alle Zucht und Ordnung, und das Elend der Franzosen überstieg jedes Maß. Soldaten von allen Regimentern liefen wild durch einander. Die we- nigsten Reiter hatten noch Pferde, vielen fehlte es sogar an Schuhen, und sie umwickelten kläglich die Füße^ mit abge- rissenem Tuche. Da wütete der Hunger so entsetzlich, daß selbst gefallene Pferde mit Gier verzehrt wurden. Wie Todes- gestalten wanderten die Soldaten über die Schnee- und Eis- felder; ganze Wolken von Kosacken zogen hinter ihnen her. Nirgends Ruhe, nirgends Rast. Kaum hatten sie ein Feuer angemacht und sich um dasselbe gelagert; augenblicklich störte sie wieder das Hurrah der Kosacken auf. Der bloße Ruf: „Kosacken!" setzte ganze Haufen in schnellen Trab; wen die Kraft zum Fliehen verließ, der streckte vergebens die Hand nach den atemlos Vorübereilenden aus. Betäubt vor Kälte wan- derten viele wie Wahnsinnige mitten in das Feuer. Die Russen fanden oft des Morgens um die erloschenen Wacht- feuer schauerliche Totenversammlungen. So endete das große, in so stolzen Hoffnungen ausgezogene Heer, und nur wenige sahen ihre Heimat wieder. Moskau war der Scheiterhaufen der Macht und Größe Napoleons. Jene sechs verhängnis- vollen Monate hatten über 300 000 Menschen und 130 000 Pferde gekostet. Jni Jahre 1813 verbrannte man noch in Rußland über 200 000 erstarrte Leichen. 26. Die Völkerschlacht bei Leipzig. Das niedergebeugte Europa sah in jenem grausigen Un- tergänge das Strafgericht Gottes selbst und erhob sich in kühner Begeisterung für die Wiedereroberung seiner Freiheit. Preußen ging mit seinem Beispiele voran. Der König schloß mit den Russen Friede und Freundschaft und rief, von Bres- lau aus, am 3. Februar 1813 sein Volk zu den Waffen auf. Und freudig drängten sich Knaben und Jünglinge, Männer und Greise, Reiche und Arme, das ganze Volk ohne Unterschied des Ranges und Standes, zum harten Dienste des Krieges. Von Weib und Kind schieden die Krieger, männlich entschlossen, alles für alles zu wagen. Und die Alten, welche nicht mitziehen konnten, waffneten und segne- ten ihre Söhne. Frauen und Mädchen, selbst Kinder leg- ten Geld und Gut, oder die Arbeit ihrer Hände, auf den Altar des Vaterlandes; das ganze Volk wetteiferte in Dar-

6. Lesebuch für Ober-Klassen in katholischen Elementar-Schulen - S. 449

1886 - Münster i.W. : Aschendorff
449 schlossen verließ der deutsche Krieger Haus und Hof, Weib und Kind. Nicht in wildem Jubel, nicht in aufregenden Versamm- lungen, nicht in wüstem Geschrei nach Kampf und Blut, wie in Frankreich, äußerte sich die deutsche Begeisterung: in den Gottes- häusern lag das Volk auf den Knieen, um den Lenker der Schlachten für die gerechte Sache anzuflehen. In der unglaub- lich kurzen Frist von zwölf Tagen standen die preußischen Heere gerüstet, ihnen schlossen sich ohne Verzug die süddeutschen Truppen an. Mit derselben Schnelligkeit eilten sie der bedrohten Grenze zu. Unter erprobten Führern, voll Entschlossenheit und brennend vor Kampfbegierde, waren in den ersten Tagen des August schon über eine halbe Million deutscher Krieger am Rhein versammelt, um das Wort des Dichters wahr zu machen, dessen Gesang aller Herzen entstammte: „Lieb' Vaterland, magst ruhig sein, — fest steht und treu die Wacht am Rhein." Unter dem 30. Juli rich- tete der König Wilhelm von Preußen in würdiger und männ- licher Sprache einen Erlaß an das deutsche Volk, in welchen: er erklärte, „daß er und sein Volk mit ihm entschlossen seien, gleich den Vätern und in fester Zuversicht auf Gott, den Kampf zu bestehen zur Errettung des Vaterlandes." Am 2. August über- nahm er den Oberbefehl über die gesamten Heere. Nach der prahlerischen Sprache ihrer öffentlichen Blätter hätte man glauben sollen, daß die Franzosen sofort nach der Kriegserklärung ge- waltige Truppenmassen nach Deutschland werfen würden, um in dem überraschten Lande den Kampf zu eröffnen. Allein Zö- gerung, Verwirrung, Mangel an einheitlicher Leitung und Ord- nung bewirkten, daß erst zu derselben Zeit, als unsere Heere sich am Rhein in Schlachtordnung aufstellten, es den Franzosen möglich war, ihre Truppen in Elsaß und Lothringen, den Grenzprovinzen gegen Deutschland, zusammen zu ziehen. Sie bildeten zwei Armeen: die eine unter dem Oberbefehle des Marschalls Mac Mahon, des berühmtesten unter den französischen Generalen, in einer Stärke von 120,000 Mann, welche nördlich von Straßburg Stellung nahm, um wo möglich einen Vorstoß über den Rhein »ach dem südlichen Deutschland zu versuchen; die zweite, unter- persönlicher Leitung des Kaisers und des durch seine Rücksichts- losigkeit und Grausamkeit während des mexikanischen Feldzuges bekannten Marschalls Bazaine. Eine dritte Armee unter Can- Lcscbuch für Ober-Klassen. 29

7. Abt. 2 - S. 241

1884 - Wismar : Hinstorff
241 Es war gegen den Herbst des Jahres 9 nach Chr. Geb., als Varus die Kunde erhielt, daß einige Völkerschaften an der Ems in offener Empörung begriffen seien. So war es nämlich unter den Bundesgenossen verabredet worden, um den Varus aus seinen festen Burgen zu locken. Segest, der Schwiegervater Hermanns, hatte Varus den ganzen Plan verraten, aber dieser glaubte ihm nicht, weil er den Haß des Segest gegen Hermann, der wider seines Schwiegervaters Willen die Thusnelda geheiratet hatte, kannte, und diese Verblendung des Varus gereichte unserm Volke zum Segen. Mit 50 000 kampfgeübten Kriegern rückte Varus stolzen Mutes in den Teutoburger Wald ein. Hier erwarteten ihn die Deut- schen. Es schien, als ob sich der Himmel mit ihnen zum llntergange der Feinde verbündet habe. Unwetter brachen los, der Regen strömte vom Himmel, die Waldbäche schwollen zu Strömen an, furchtbar sauste der Sturmwind durch die Gipfel der Eichen. Nur mit un- säglicher Mühe konnten die Römer vorwärts dringen. Viele erlagen schon im Kampfe mit der empörten Natur. Hermann, der sich an- fangs mit einer Abteilung deutscher Hülfsvölker dem römischen Heere angeschlossen hatte, verließ dasselbe in der Stille, rief seine Bundes- genossen herbei und führte sie auf bekannteren kürzeren Wegen gegen die Nachhut der Feinde. Es erfolgte der Angriff. Bald hier, bald dort fiel ein Römer im Engpaß. Die Toten zu zählen, die im Dunkel des Waldes dahinstarben, vermochte Varus nicht. Endlich neigte sich der Tag, und Varus gebot dem Heere, Halt zu machen, sich zu verschanzen so gut es ginge und Wagen, Karren und Gepäck zu verbrennen, damit man rascher vorwärts käme. Am andern Tage ging es weiter, jedoch auf Schritt und Tritt von den Germanen umschwärmt. Regen und Sturm wüteten noch heftiger als gestern. Jetzt kamen die Legionen auf offenes Feld, dann aber wieder in den Wald. Da wurde auf einmal jeder Busch lebendig, und: Als ob die Blätter würden Zeugen all'. So tönt hervor viel tausendstimm'ger Schall; Als ob die Zweige würden Schwert und Speer, So stürzt auf einmal aus dem Wald ein Heer! Die Römer kämpften wieder den ganzen Tag und kamen nicht eher zur Besinnung, als bis die Nacht hereinbrach. Da ließ Varus abermals ein Lager schlagen, und ermattet sanken die Römer hin; in jedem Augenblicke scheuchte der Deutschen Kriegsgeheul sie ans der kurzen Nachtruhe empor. Erst am dritten Tage entdeckten die Römer, wie licht es in ihren Reihen geworden mar. Die Feinde rückten abermals ungestüm von allen Seiten herein, und wie die Saat unter Hagelschlossen sanken die Römer wieder unter den deutschen Hieben hin. Da ging's denn schließlich mit den Römern in voller Ver- zweiflung vorwärts. Auch Varus selbst verlor den Mut, und als er nirgends Rettung, nirgends Hülfe sah, da stürzte er sich in sein Schivert. Denn es galt bei den Römern für eine Schande, wenn der Feldherr den Untergang seines Heeres überlebte. Andere An- Schraep, Lese- und Lehrbuch Ii. 2. 16

8. Das Vaterland - S. 119

1885 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
119 fläche aber beträgt über 9 Millionen Meilen im Gevierte, und davon sind über zwei Dritteile Wasser und ein Dritteil Land. Ihre ganze Masse aber beträgt mehr als 2662 Millionen Meilen im Kubikmaße. Das haben die Gelehrten mit großer Genauigkeit ausgemessen und ausgerechnet und sprechen davon wie von einer gemeinen Sache. Aber niemand kann die göttliche Allmacht begreifen, die diese ungeheuer große Kugel schwebend in der unsicht- baren Hand trägt und jedem Pflänzlein darauf seinen Tau und sein Ge- deihen giebt und dem Kindlein, das geboren wird, einen lebendigen Odem in die Nase. Man rechnet, daß jetzt 1400 Millionen Menschen zu gleicher Zeit auf der Erde leben und bei dem lieben Gott in die Kost gehen, ohne die Tiere. So viel für diesmal von der Erde. Gleichwohl, wenn ein Mensch von derselben sich aufheben und in gerader Richtung langsam oder geschwind zum Abendstern aufsteigen könnte, der unter allen Sternen mit der nächste ist (Merkur ist noch näher), so würde er noch merkwürdigere Dinge sehen. Der Stern würde vor seinen Augen immer größer werden, zuerst wie der Mond, bald darauf wie ein großes Rad, zuletzt wie eine unübersehbare Kugel oder Fläche. Sein Licht würde ihm immer milder erscheinen, weil es sich immer über eine größere Fläche verbreitete, ja er würde in einer gewissen Entfernung davon schon Berge und Thäler entdecken und zuletzt auf einer neuen Erde landen. Aber in dem nämlichen Verhältnisse müßte unter ihm die Erde immer kleiner werden, und glänzender ihr Licht, weil es sich auf einen kleinen Raum zusammendrängt. In einer gewissen Entfernung hätte sie für ihn noch den Umfang wie ein großes Rad, hernach wie eine Schützenscheibe, hernach wie der Mond, und endlich, wenn er gelandet wäre, würde er sie weit draußen am Himmel als einen lieblichen Stern unter den anderen erblicken und mit ihnen aus- und untergehen sehen. „Sieh dort", würde er zu dem sagen, mit dem er zuerst bekannt würde, „sieh jenen lieblichen Stern; dort bin ich daheim, und mein Vater und meine Mutter leben auch noch dort. Die Mutter ist eine geborene Soundso." Es müßte ein wunder- sames Vergnügen sein, die Erde unter den Sternen des Himmels und ganz als Ihresgleichen wandeln zu sehen. Hebel. 82. Die Sonne. Die Sonne, so nahe sie zu sein scheint, wenn sie früh hinter den Bergen in die frische Morgenluft hinauf schaut, ist doch zwanzig Millionen Meilen weit von der Erde entfernt. Weil aber eine solche Zahl sich geschwinder aussprechen als erwägen und ausdenken lässt, so merke: Wenn auf der Sonne eine grosse, scharf geladene Kanone stünde, und der Konstabler, der hinten steht und sie richtet, zielte auf keinen andern Menschen als auf dich, so dürftest du deswegen in dem näm- lichen Augenblicke, als sie losgebrannt wird, noch herzhaft anfangen, ein neues Haus zu bauen und könntest darin noch lange Zeit ruhig essen und trinken und schlafen. Denn wenn auch die Kugel in schnurgerader Richtung und immer in gleicher Geschwindigkeit fort und fort flöge, so

9. Das Vaterland - S. 95

1885 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
95 5. Mit Mann und Roß und Wagen, so hat sie Gott geschlagen; Feldherr'n ohne Witz, Stückleut' ohn' Geschütz, Flüchter ohne Schuh, nirgends Rast und Ruh. 6. Mit Mann und Roß und Wagen, so hat sie Gott geschlagen; Speicher ohne Brot, aller Orten Not, Wagen ohne Rad, alles müd' und matt, Kranke ohne Wagen; so hat sie Gott geschlagen. Arndt. 57. An mein Volk. So wenig für mein treues Volk, als für Deutsche bedarf es einer Rechenschaft über die Ursachen des Krieges, welcher jetzt beginnt; klar liegen sie dem unverblendeten Europa vor Augen. Wir erlagen unter der Über- macht Frankreichs. Der Friede, der die Hälfte meiner Unterthanen mir entriß, gab uns seine Segnungen nicht, denn er schlug uns tiefere Wunden als selbst der Krieg. Das Mark des Landes ward ausgesogen. Die Haupt- festungen blieben vom Feinde besetzt, der Ackerbau ward gelähmt, so wie der sonst so hoch gebrachte Kunstfleiß unserer Städte. Die Freiheit des Handels war gehemmt, und dadurch die Quelle des Erwerbes und des Wohlstandes verstopft. Das Land ward ein Raub der Verarmung. Durch die strengste Erfüllung eingegangener Verbindlichkeiten hoffte ich meinem Volke Erleichterung zu schaffen und den französischen Kaiser endlich zu überzeugen, daß es sein eigener Vorteil sei, Preußen seine Unabhängigkeit zu lassen. Aber meine reinsten Absichten wurden durch Übermut und Treulosigkeit vereitelt, und nur zu deutlich sahen wir, daß des Kaisers Ver- träge mehr noch wie seine Kriege uns langsam verderben mußten. Jetzt ist der Augenblick gekommen, wo alle Täuschung über unsern Zustand schwindet. Brandenburger, Preußen, Schlesier, Pommern, Lithauer! Ihr wißt, was ihr seit sieben Jahren erduldet habt; ihr wißt, was euer trauriges Los ist, wenn wir den beginnenden Kampf nicht ehrenvoll enden. Erinnert euch an die Vorzeit, an den großen Kurfürsten, an den großen Friedrich! Bleibet eingedenk der Güter, die unter ihnen unsere Vorfahren blutig erkämpften: Gewissensfreiheit, Ehre, Unabhängigkeit, Handel, Kunstfleiß und Wissenschaft! Gedenkt des großen Beispiels unserer mächtigen Verbündeten, gedenkt der Spanier und der Portugiesen; selbst kleine Völker sind für gleiche Güter gegen mächtigere Feinde in den Kampf gezogen und haben den Sieg errungen; erinnert euch an die heldenmütigen Schweizer und Niederländer! Große Opfer werden von allen Ständen gefordert werden, denn unser Beginnen ist groß, und nicht gering die Zahl und die Mittel unserer Feinde. Ihr werdet jene lieber bringen für das Vaterland, für euren angeborenen König, als für einen fremden Herrscher, der, wie so viele Beispiele lehren, eure Söhne und eure letzten Kräfte Zwecken widmen würde, die euch ganz fremd sind. Vertrauen auf Gott, Ausdauer, Mut und der mächtige Beistand unserer Bundesgenossen werden unseren redlichen Anstrengungen siegreichen Lohn gewähren. Aber welche Opfer auch von einzelnen gefordert werden mögen, sie wiegen die heiligen Güter nicht auf, für die wir sie hingeben,

10. 6. Schuljahr - S. 68

1895 - Leipzig : Siegismund u. Volkening
68 37. Körner an seinen Vater. Wien, am 10. März 1813. Liebster Vater! Ich schreibe Dir diesmal in einer Ange- legenheit, die, wie ich das feste Vertrauen zu Dir habe, Dich weder befremden noch erschrecken wird. Neulich schon gab ich Dir einen Wink über mein Vorhaben, das jetzt zur Reife gediehen ist. — Deutschland steht auf; der preussische Adler erweckt in allen deutschen Herzen durch seine kühnen Flügelschläge die grosse Hoffnung einer deutschen, wenigstens norddeutschen Freiheit. Meine Kunst seufzt nach ihrem Vaterlande — lass mich ihr würdiger Jünger sein! — Ja, liebster Vater, ich will Soldat werden, will das hier gewonnene glückliche und sorgen- freie Leben mit Freuden hinwerfen, um, sei’s auch mit meinem Blute, mir ein Vaterland zu erkämpfen. — Nenn’s nicht Übermut, Leichtsinn, Wildheit! — Vor zwei Jahren hätte ich es so nennen lassen, jetzt, da ich weiss, welche Seligkeit in diesem Leben reifen kann, jetzt, da alle Sterne meines Glückes in schöner Milde auf mich niederleuchten, jetzt ist es, bei Gott! ein würdiges Gefühl, das mich treibt, jetzt ist es die mächtige Überzeugung, dass kein Opfer zu gross sei für das höchste menschliche Gut, für seines Volkes Freiheit. Vielleicht sagt Dein bestochenes väterliches Herz: Theodor ist zu grösseren Zwecken da, er hätte auf einem andern Felde Wichtigeres und Bedeutenderes leisten können, er ist der Menschheit noch ein grosses Pfund zu berechnen schuldig. Aber, Vater, meine Meinung ist die: Zum Opfertode für die Freiheit und für die Ehre seiner Nation ist keiner zu gut, wohl aber sind viele zu schlecht dazu! Dass ich mein Leben wage, das gilt nicht viel; dass aber dies Leben mit allen Blütenkränzen der Liebe, der Freundschaft, der Freude geschmückt ist, und dass ich es doch wage, dass ich die süsse Empfindung hinwerfe, die mir in der Überzeugung lebte, Euch keine Unruhe, keine Angst zu bereiten, das ist ein Opfer, dem nur ein solcher Preis entgegengestellt werden darf. — In Breslau, als dem Sammelplätze, treffe ich zu diesen freien Söhnen Preussens, die in schöner Begeisterung sich zu den Fahnen ihres Königs gesammelt haben. Ob zu Fuss oder zu Pferd, darüber bin ich noch nicht entschieden und kommt einzig auf die Summe Geldes an, die ich zusammenbringe. — Tonie1) hat mir auch bei dieser Gelegenheit ihre grosse, edle Seele bewiesen. Sie weint wohl, aber der geendigte Feldzug wird ihre Thränen schon trocknen. — Die Mutter soll mir ihren Schmerz vergeben, wer mich liebt, soll mich nicht verkennen, und Du wirst mich Deiner würdig findem * *) - Dein Theodor. *) Körners Braut. Körner.
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