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1. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 470

1906 - München : Oldenbourg
470 94. Ludwig I. und die Kunststadt München. Bayern und Berufene haben dabei zusammengewirkt: neben den Einheimischen Schwanthaler, Miller, Ainmiller, Ohlmüller, Stiglmayer, Ziebland, Schraudolph, Bürkel, Spitzweg Männer aus allen deutschen Gauen: Cornelius und Kaulbach, Klenze und Gärtner, Schwind und Schnorr v. Carolsfeld, Rottmann und die Heß. Auch von der Kunst gilt das schöne Wort, mit dem Thiersch die allgemeine deutsche Kultur zeichnete: ein Baum, der seine Wurzeln nach allen Seiten hin ausstreckt, aus allen Provinzen Leben zieht und dafür freigebig an jeden seine Früchte verteilt. Aber unter den Bäumen deutscher Kunst steht der mächtigste Stamm auf bayerischem Boden und eine unerläßliche Voraussetzung seines hier besonders fröhlichen Gedeihens ist doch die durch die bayerische Stammesnatur bedingte erfrischende Atmosphäre eines gesunden und farbigen Volkslebens, eines unbewußten Schönheitssinnes im Volke, wie er sich z. B. in den einzig schönen Bauernhäusern des bayerischen Gebirges und der Vorberge ausspricht, einer zwanglosen und nicht durch allzu starre Standesunterschiede eingeschnürten Geselligkeit. Auf unsere Feste darf man das Wort des Dichters anwenden, daß die Zauber der Freude wieder binden, was die Mode streng geteilt. In dem gemütlichen München, sagt Knapp, haben die Berufe das Schöne, daß sie ihren Trägern nicht das Mark aussaugen. „Ein festlich heiteres Volk" hat Treitschke die Bayern genannt und ein solches wird in der Kunstpflege vor den arbeitsameren und ernsteren, aber prosaischeren Stämmen des Nordens immer viel voraus haben. Dazu kommt die engere Fühlung Münchens mit Italien, dem ewigen Lande der Kunst. 1830 schrieb Montgelas: „München ist ein wahrer Leichnam, bedeckt mit einem Tuche von Goldbrokat, der, ohne selbst fetter zu werden, die Kräfte der Provinzen aufsaugt." Jetzt lächeln wir darüber, nicht nur wegen der kühnen Schiefheit des Bilbes. Wir lächeln ebenso über die Prophezeiung Lewalbs von 1835, daß es zur Ausführung der Ludwig- und Briennerftraße in der Länge, wie sie geplant seien, einer Bevölkerung bedürfe, die für München niemals denkbar sei. Und wenn sich anfangs wohlverdienter Spott über die Münchener ergoß, daß sie in ihren Bilder- und Skulpturtheken durch ständige Abwesenheit glänzten, werden heutzutage München und Nürnberg in Liebe und Verständnis für die Kunst von keiner deutschen Stadtbevölkerung übertroffen, von äußerst wenigen erreicht. Mögen nun andere bentsche Städte, barunter Berlin, mit reicheren materiellen Mitteln den Wettstreit in der Kunst-pflege mit der bayerischen Hanptstabt aufgenommen haben, es liegt boch keine Uberhebung und keine Unklarheit in unserem Bewußtsein, daß bei uns zwischen dem Dnrchschnittsfühlen und -benken des Künstlers und der großen Masse keine so breite Kluft gähnt wie in Berlin und daß unser Boden für Kunstpflege geeigneter ist als der nordische.

2. Vom großen Interregnum bis zur Reformation - S. 170

1893 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
170 versehen werden konnte. Neben der Schießwand waren in dem Bau selbst zuweilen vorspringende Schutzhäuschen oder Türmchen für die Zieler, von denen aus sie die Wand beobachten konnten, ohne getroffen zu werden. Ganz oben ans dem Bau war ein künstliches Uhrwerk, ein Zifferblatt mit den Ziffern eins bis vier, darüber ein Glöckchen, auf der höchsten Spitze stand in der Regel eine bewegliche geschnitzte Figur, oft Fortuna auf einer Kugel, welche nach einem schlechten Schuß dem Schützen den Rücken zukehrte, oder ein Männlein auf einem Turme, welches nach einem guten Schuß eine Fahne schwenkte, dem schlechten Schützen höhnend einen Esel bohrte." Zur Aufrechthaltung der Ordnung auf dem Festplatze berief der Rat eine Anzahl von sogenannten Pritschmeistern. Sie waren zuweilen sehr stattlich herausgeputzt. „1614 trugen ihrer fünf in Koburg die fürstlichen Hausfarben, gelbes Wams von Seide, schwarze Hosen, gelbe englische Strümpfe, lange schwarz und gelbe Kniebänder, schöne Korduau-schuhe mit seidenem Band, einen spanischen Sammethut mit gelben Federn, darüber eine Kasseke mit fliegenden Ärmeln, rot gelb schwarz, vorn und hinten mit Wappen bestickt, dazu die große Pritsche, und um das Knie ein Band mit mächtigen Schellen, welche laut rasselten. Die Pritsche war von Leder oder von gespaltenem klatschenden Holze. Mit ihr fegten die Meister die .Freiheit' des umsteckten Raumes von dem andrängenden Volke und straften die Vergehen gegen die Ordnung. Wer zwischen die Schützen und ihr Ziel rannte, sobald die Uhr aufgezogen war, wer die Schützen in ihrem Stande störte, in Trunkenheit und Übermut Unarten wagte, aus Mutwillen oder Tücke fremde Waffen beschädigte, verfiel ihrem Gericht, ohne Rücksicht auf seinen Rang. Und dies Gericht wurde sehr auffällig geübt. Denn auf dem Schießplatz erhob sich zur Seite ein weit sichtbares Gerüst, darauf zwei bunt bemalte Bänke. Dieser Bau hieß mit altem, herbem Scherzwort der ,Rabenftein‘, später des ,Pritschmeisters Predigtstuhl'; zu ihm wurde der Schuldige unter vielen lächerlichen Bewegungen gezogen, dort über eine Bank gelegt und mit der Pritsche in einer Weise bearbeitet, welche die alte Kunstsprache zierlich durch die Worte ausdrückte: es wurde ihm der Kopf am H— weggeschlagen. Dazu hielt der Pritschmeister eine Rede, welche dem Sträfling das Lästige seiner Lage nicht verringerte." — Zu Gehilfen des Pritschmeisters wurden einige der unnützesten Knaben der Stadt erwählt und wie ihr Herr und Meister in Narrentracht gesteckt.

3. Vom großen Interregnum bis zur Reformation - S. 173

1893 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
173 und angeschrieben. Die Zieler zogen die Bolzen heraus, besserten entstandene Schäden aus und schoben eine neue Scheibe ein. Nachdem jede Abteilung ihren Schuß abgegeben hatte, führte der Pritschmeister die Schützen mit Musik nach dem Schießhause. Dort wurden die minder guten Bolzen in eine Trnhe geworfen, die guten aber in einem wertvollen Behälter aufbewahrt. Der beste Schuß hieß Zlveckschuß, er mußte deu in der Mitte der Scheibe sitzenden Zweck (— Nagel) getroffen haben. Dieser Schuß erhielt einen Ehrenplatz, ebenso bekam der schlechteste, der sogen. ,weite Schuß', eine auffallende Stelle. Bei der Verteilung der Preise, die gleich nach dem ,ersten Schuß' begann, berücksichtigte man zunächst die glücklichen Schützen, es fanden sich aber immer auch solche, denen kein Preis zuerkannt werden konnte. Diese wurden an einigen Orten von dem Pritschmeister zu ,Rittern' geschlagen. Sie erhielten dadurch das Recht, mit Unglücksgefährten um besondere Fahnen und kleine Gewinne zu kämpfen, damit sie doch nicht ganz leer ausgingen. Wer einen Zweckschuß gethan hatte, empfing seinen Gewinn unter ganz besonderen Ehrenbezeugungen. Der Pritschmeister bestieg seinen Predigtstuhl, rief den Namen des Glücklichen, der nun vortrat, und hielt ihm eine Rede in Knittelversen. Der Redner rühmte das Verdienst des Schützen und pries den Gewinn. Darauf überreichten Beamte der Stadt dem Sieger eine schone seidene Fahne, an welcher eine silberne Klippe, d. i. eine für diesen Fall besonders geprägte, oft drei- oder viereckige Münze, hing. ferner einen zinnernen Teller mit einer gebratenen Forelle, eine Semmel und ein Glas Wein mit einer Pomeranze. Musikanten, Trompeter oder Pfeifer führten ihn zu seinem Sitz zurück. Wenn die Gewinner es wünschten, empfingen sie den Geldwert des Preises. Die Beschaffung der Gewinne ermöglichte der Rat zum Teil durch die Einzahlungen der Schützen, die von Fest zu Fest höher wurden. Während sie anfangs 2 Gulden betrugen, stiegen sie in den letzten fünfzig Jahren der Freischießen bis aus 8 Gulden, etwa 54 Ji. nach heutigem Geldwert. Wurde der Zweckschuß besonders geehrt und belohnt, so harrte des ,weiten Schusses' eine besondere Demütigung. Nach der Verteilung aller andern Gewinne rief der Pritschmeister den Unglücklichen hervor, dessen Bolzen am weitesten vom Ziele abgeirrt war. „Der Pritschmeister verneigte sich vor dem mit Gewalt herbeigeholten Schützen und sprach: .Seht zu, schöner Schütz, daß ihr eure Kunst besser lernt. Ich habe hier einige freie Knaben, die euch das Treffen beibringen werden.

4. Vom großen Interregnum bis zur Reformation - S. 174

1893 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
174 Dürft ihnen kein Geld dafür zahlen. Franz Floh, nimm den Sprengwedel, segne ihn mit geweihtem Wasfer, es ist sehr möglich, daß er beschrieen ist. Komm, Hans Hahn, läute ihm mit deiner hölzernen Glocke um die Ohren! — Doch ich merke, ihr seid ein guter Christ, ihr wollt andern auch was übrig lassen. Darum, liebe Vexatoren (Peiniger), nehmt euch seiner an, der Mann hat's wohl um die andern verdient, pfeift ihm einen hübschen Reihen vor, und bohrt ihr ihm Eselsohren, so seid anständig und thnt's hinter seinem Rücken. Bringt ihm seine Ehrengeschenke. Zuerst eine Fahne von der Art Atlas, in welchem die Bauern ihren Hafer zur Stadt führen. Die Klippe, welche daran hängt, ist leider nur von Blech, dazu ein Teller von Holz, darauf ein schöner Quarkkäse, statt der Pomeranze ein Apfel und in thönernem Napf ein Trunk leichtes Bier!' So höhnte der Pritschmeister und zuletzt bot er ihm noch eine Narrenkappe mit Hahnenfedern ein; unterdes gellten, klapperten und pfiffen des Pritschmeisters Jungen um den Schützen, schlugen Purzelbäume, bohrten ihm Esel und verfolgten ihn mit Grimassen bis zu seinem Stande, während ihm wohl auch ein Dudelsackpfeifer voranschritt und aus seinem Schlauch die grimmigsten Töne preßte." Während in dieser Weise das eigentliche Schießen verlief, vergnügte sich die Volksmenge zwischen den Zelten. Da übten die fahrenden Leute', Pfeifer und Spielleute ihre Kunst in den Tanzzelten. Fechter und Ringer traten auf und forderten die Menge zum Kampfe heraus. Ein possierlicher Narr, mit Schild und kurzem Lederkolben bewaffnet, rief jeden an, ihn mit einer Lanzenstange anzugreifen. Wer dem Rufe folgte, erhielt von dem Narren so titele Püffe, daß er bald weichen mußte und obendrein den Spott der Umstehenden erntete. Neben ihm stand 1586 zu Regensburg ein wilder Mann, dem man Kugeln in den geöffneten Mund warf, neun Kugeln für einen Kreuzer u. s. w. Knaben suchten den Kletterbaum zu erklimmen, um die oben hängenden Preise zu erlangen, oder schlugen nach dem Hahn im Topfe, Erwachsene, auf einem Pferde reitend, griffen nach einer über ihnen aufgehängten Gans und glitten dabei häufig von ihrem Klepper. Überall fröhliches Leben, überall Gelegenheit zum Lachen! Wie hätten Landstreicher und Gesindel solche Feste ungenützt vorübergehen lassen können! Bequemer fanden sie es nirgends zu ernten, wo sie nicht gesät hatten. Aber die gestrenge Stadtobrigkeit hatte Vorsorge getroffen und ihren Trabanten anbefohlen, wohl aufzuachten, daß nicht den Einheimischen oder den Gästen durch die landfahrenden Diebe Schaden erwachse.

5. Vom großen Interregnum bis zur Reformation - S. 195

1893 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
195 Straßburger Münster, hielt sogar Predigten darüber. In einer dieser Predigten sagt er: ,Ganz eine Schande ist's, daß die Weiber jetzt Barette tragen mit Ohren, gestickt mit Seide und Gold. Hinten aber an den Köpfen ein Diadem, sehen aus wie die Heiligen; vorn um den Mund herum geht ein Tüchlein, kaum zwei Finger breit. Da schauen sie umher, als ob ihnen ihr Gesicht in einem Hafenring hinge. Dazu tragen sie gelbe Schleier, die sie jede Woche wieder färben müssen; darum ist der Safran so teuer! Man macht aber feinen gelben Pfeffer an frisches Fleisch, sondern an übriggebliebene Stückchen. So sehen denn die Weiber, die nicht schön sind, aus wie ein Stück geräuchertes Fleisch in einer gelben Brühe. Nun schaue man ihre Leibzier, die ist voll Narrheit oberhalb und unterhalb des Gürtels. Voll von Falten sind die Hemden und die Oberkleider so weit ausgeschnitten, daß man die Ballen sieht. Sie ziehen weite Ärmel an wie die der Mönchskutten und so kurze Röcke, daß sie weder vorn noch hinten etwas bedecken. An den Gürteln aber, die der Goldschmied fein und herrlich machen muß, tragen die Frauen klingende Schellen. Dann tragen sie auch lange Schwänze, die auf dem Boden nachschleifen, und spitzige (Schnabel-) Schuhe', die entweder in der Spitze ausgefüttert und dann straff waren, oder, wenn sie schlaff waren, mit einem Häkchen unterhalb des Kniees am Beine befestigt wurden. Ganz besonders offenbarte sich die Zuchtlosigkeit der Frauen in den Badehäusern. Männer und Frauen stiegen, häufig ganz unbekleidet, gemeinsam ins Bad, in welchem sie oft stundenlang verweilten und von schwimmenden Tischen speisten. Bekannte und Fremde sahen von Umgängen, die an den Seiten des Hauses über dem Bade angebracht waren, dem Treiben zu. Im Mittelalter beurteilte man diese Sitte sehr milde, war es doch ebenso eine gewöhnliche Erscheinung, daß Frauen den Gast des Hauses im Bade bedienten, daß beide Geschlechter ans einem Glase tranken, sich küßten und umarmten. Ein gewisser Zwang verhütete in der ehrbaren Gesellschaft die Niederreißung aller Schranken, die sich einem zuchtlosen Leben ent- Frauen, gegenstellten, mochte auch manche Leichtfertigkeit mehr und mehr um sich greifen: ganz entblößt von Schamgefühl erscheinen nur die fahrenden Frauen', die sogen. Freudenmädchen. Sie fanden sich zahlreich ein, wo Jahrmärkte, Turniere, Schützenfeste, Kirchenversammlungen, Reichstage u. s. w. gehalten wurden. Beim Konzil zu Konstanz sollen sich 700, nach anderen gegen 1000 fahrende Frauen in der Stadt 13* /

6. Das Zeitalter der Reformation, Das Jahrhundert des großen Krieges, Das Zeitalter der unumschränkten Fürstengewalt - S. 82

1900 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
82 Bürgerstand längst besaß; vorzugsweise aus diesem wurden noch lange die höchsten Regierungsbeamten genommen, cikget. Weltmännische Bildung, Wohlstand und Freude am Genuß hatten auch noch im sechzehnten Jahrhundert ihre Heimstätte wesentlich in den Patricierfamilien der größeren Reichsstädte; sie übten den wichtigsten Einfluß auf die Industrie, den Luxus, die Mode aus. Denn da sie sich zuerst gewöhnt hatten, ihre Söhne nach Italien zu schicken, — oft um dort die Rechte zu studieren, damit sie später Räte und Freunde fürstlicher Herren werden könnten, — so wurde auf diesem Wege nicht minder, als durch den Handelsverkehr vieles Fremdartige nach Deutschland eingeschleppt. Im allgemeinen freilich herrschte im ganzen sechzehnten Jahrhundert die spanisch-niederländische Tracht mit ihrem gestutzten Haupt- und Barthaar, ihrem nur bis zum Gürtel reichenden enganliegenden Wams, ihren Wülsten um die Oberschenkel, ihrem zweckwidrig verkürzten und verengten Mantel und ihrem schmalkrempigen Hut. Aber die Tage des Glanzes waren für diese Patricierhäuser auch schon gezählt, soweit sie dem Welthandel ihre Stellung verdankten. Noch behaupteten sie dieselbe, auf die Dauer aber konnten sie gegen die sich erhebende spanisch-portugiesische, dann niederländische und englische Macht nicht aufkommen, und am Ende des Jahrhunderts machte sich schon der Mangel einer deutschen Flotte bemerklich; auch zeigte sich immer deutlicher, daß der Weltverkehr bereits andere Bahnen eingeschlagen hatte. Seit der Zeit standen auch die größten süddeutschen Häuser hinter den Niederländern und Engländern zurück, aber das bereits Erworbene genügte zu reichem bequemen Wohlleben und vornehmen Haushalten. Der Verfall ging nicht so rasch, als man anzunehmen geneigt ist, und in den deutschen Reichsstädten war kein Mangel an stattlichen, vermögenden Kaufmannshäusern, in deren Speichern sich die Waren von Venedig und London, aus dem Osten und Norden begegneten. Berühmt ist die Schilderung, welche ein Augenzeuge im Jahre 1531 von dem Fuggerschen Luxus entwirft. „Welch eine Pracht ist nicht in Anton Fuggers Haus auf dem Weinmarkt! Es ist an den meisten Orten gewölbt und mit marmornen Säulen unterstützt. Was soll ich von den weitläufigen und zierlichen Zimmern, den Stuben, Sälen und dem Kabinett des Herrn sagen, welches sowohl wegen des vergoldeten Gebälks, als der übrigen Zieraten das allerschönste ist." Auch in den Denkwürdigkeiten des Ritters von Schweinichen wird der märchenhafte

7. Teil 2 - S. 407

1882 - Leipzig : Brandstetter
Unehrliche Gewerbe und Dienste. 407 dieses verminderten Ehrengenusses waren im Laufe der Jahrhunderte sehr verschiedene. In der älteren Zeit beschränkten sie sich ans den Mangel der prozessualischen Ehrenrechte und des Wergeldes. Wie tief aber schon damals der Ehrenmakel an den davon Betroffenen haftete, ergiebt sich daraus, daß der Sachsenspiegel nicht für unnötig erachtet, dieselben von den Verbrechern durch eine ausdrückliche Erklärung zu treuueu, indem er bemerkt, wenn auch jemand ein Spielmann rc. sei, so sei er doch deshalb nicht Diebes oder Räubers Genoß. In Bezug auf Hab und Gut wurde Spielleuten und Fechtern unparteiisch Recht gemessen. Nur in Bezug auf Beleidigungen war ihr Recht gemindert. Im Sachsenspiegel heißt es: „Spielleuten und allen denen, die sich zu eigen geben, denen giebt man zur Buße deu Schatten eines Mannes, Kämpfern und ihren Kindern, denen giebt man zur Buße den Blick von einem Kampfschilde gegen die Sonne." Die ganze Genugthuung also, die einem uuverdieut gekränkten Spielmanne zu teil werden konnte, bestand lediglich darin, daß man ihm den Schatten seines im Sonnenschein gegen die Wand gestellten Beleidigers preisgab, damit er das Schattenbild schlage. Dem beleidigten Lohnfechter bot man nur den Schild des Gegners zum Kampfe dar. (Die Lohn- oder Klopffechter, die sich bis ins 18. Jahrhundert erhielten, sind verschieden von den in Städten seßhaften Fechtmeistern, welche in ihren Fechtschulen die Jünglinge wehrhaft machten und gewiß ganz geachtete Leute waren, zumal wenn sie zuvor dem Kriegerstande angehört hatten. Die Klopffechter dagegen waren umherziehende Darsteller ziemlich ungefährlicher Zweikämpfe und anderer Kampffpiele. Unter sich zu einer mystischen Genossenschaft verbunden, nannten sie sich prahlend, aber etwas rätselhaft: „St. Marcus- und Lucasbrüder, Freifechter von der Feder, Fechtmeister von St. Marco und Löwenberg, und angelobte Meister des langen Schwerts von Greifenfels." Ein solcher war Hans Jochim Ohlsen, der im Sommer 1754 in Hamburg seine „hochadlige ritterliche Kunst" sehen ließ, mit allen Gewehren stritt, vom kürzesten bis zum längsten, und zwar mit einigen Dilettanten um einen Dukaten, mit seinen Waffenbrüdern aber bis aufs Blut. In den Pausen unterhielt man das Publikum durch Pistolenschießen nach Türkenköpfen, dnrch Pikenwerfen und besonders durch Fahnenschwingen, ein Kunststück, das auch bei Handwerksgehilfen jener Zeit sehr beliebt war und wobei es galt, mittelst rascher, geschickter Schwenkungen der wallenden Fahne eine Reihe von Figuren darzustellen. Die Lust an den Fechterspielen verlor sich mehr und mehr mit dem Auskommen der Schießübungen und Schützenfeste der Schützengilden.) In späterer Zeit änderten sich die Wirkungen der gewerblichen Unehrlichkeit. Mit dem Aufhören des Wergeldes und der gerichtlichen Entscheidung durch Zweikampf fielen die darauf begründeten Nachteile der Unehrlichkeit von selbst weg. An ihre Stelle aber traten andere, für die Beteiligten mindestens ebenfo lästige Folgen. Leute, die ein unehrliches Gewerbe trieben, waren von der Ordination und der Ausnahme in geistliche Orden,

8. Teil 2 - S. 182

1882 - Leipzig : Brandstetter
182 Fürstenleben im 16. Jahrhundert. Einen _ großen Teil ihres Stilllebens verbrachten die Fürstinnen mit allerlei weiblichen Handarbeiten, namentlich waren Stickerei und Perlenarbeit eine stehende Beschäftigung der Fürstinnen. Vorzüglich werden gestickte Hauben, Barette, Kragen, Brusthemden, Koller, Halstücher und Halsbänder, Armbänder, Kissen auf Stühle und Kleider als Stickereiarbeiten erwähnt. Durch Schönheit besonders ausgezeichnete Muster schickten sich die Fürstinnen häufig gegenseitig zu. In der Regel waren die Stickereiarbeiten stark mit Gold und Silber geschmückt. Der Geschmack, den man darin am meisten liebte, war der italienische; man schätzte daher vor allen die „welschen Muster", die man sich aus Nürnberg oder Leipzig kommen ließ. Häufig dienten solche Stickereien zu fürstlichen Geschenken. Die Perlenarbeit war im 16. Jahrhnndert besonders beliebt. Fast an jedem Fürstenhof war ein sogenannter Perlenhefter als fürstlicher Diener angestellt. Es galt als ausgezeichneter Kopfschmuck, die Hauben von Gold und Silberstoffen nebst deren Schlingen und Binden so geschmackvoll und reichlich als möglich mit den kostbarsten Perlen zu schmücken. Welcher bedeutende Wert von Perlen, Gold- und Silberstickereien u. dgl. auf Putz und Kleiderschmuck der Fürstinnen verwendet wurde, lehrt ein Blick auf die fürstliche Garderobe. In dem Inventarium der Garderobe einer Herzogin aus dem Jahre 1557 werden unterschieden: „die weiten Röcke" und „die gestickten engen Kleider". Unter den ersteren fällt als besonders glänzend auf ein lederfarbiger Atlasrock mit Hermelin gefüttert und sehr reich mit goldenen und silbernen Schnüren besetzt, ein Staatskleid, welches die Fürstin schmückte, wenn sie außer ihrem Schlosse erschien. Unter den engen Kleidern werden erwähnt: ein gestickter Rock von Goldstoff mit einem eine halbe Elle breiten mit Perlen gestickten Strich, auch um die Ärmel und um den Hals nebst dem Brustlützlein mit großen, schönen Perlen gestickt, ferner zwei Kleider von grauem und braunem Atlas, mit vier Strichen von goldenem Tuch verbrämt, mit goldenen und silbernen Schnüren gestickt, oben um den Brustlatz mit einem Perlengebräme u. s. w. Eine Herzogin von Braunschweig-Lüneburg, die in große Armut geraten, will einen weiten Perlenrock verkaufen und schreibt in dem betreffenden Briefe: „Er hat 600 Lot Perlen, ist schön gemacht, und wäre schade, daß er zerschnitten werden sollte, kostet mich selber 6000 Thaler." Auch die Gesundheitspflege nahm manche Stunde des Stilllebens der Fürstinnen in Anspruch. Ein tüchtiger Arzt an einem Fürstenhofe war damals bei weitem noch nicht allenthalben zu finden. Die Apothekerkunst lag ebenfalls noch in ihrer Kindheit. Apotheken waren eigentlich mehr nur Zuckerbäckereien, die ihren größten Absatz in Zuckerwerk, eingemachten Früchten u. dgl. fanden. Man vertraute im ganzen mehr auf die wirkende und abwehrende Kraft gewisser Stoffe aus der Tier- und Pflanzenwelt oder ans dem Mineralreiche, als auf ärztliche Kunst. Fürstinnen teilten sich dergleichen Heilmittel gern gegenseitig mit. Zur Abwehr und Wegleitung böser Krankheitsstoffe trugen sie Bernstein - oder Elensklauen-Paternoster

9. Teil 2 - S. 275

1882 - Leipzig : Brandstetter
Altdeutsches Badewesen. 275 Das Klingen in dem Ohr und Schwachheit im Gehör Verschwindet vom Gebrauch des Wassers mehr und mehr. Den Schuppen nimmt es weg und öffnet, wenn die Nase Vom Schleim verstopfet ist und wenn der Nahrung Straße Im Hals entzündet wird, es stillt der Zähne Weh Und bringt, wenns fast verfault, das Zahnfleisch in die Höh. Wo Lähmung sich erregt und die Gelenke zittern, Wo sich das Zipperlein in Hand und Fuß läßt wittern, Von kalter Feuchtigkeit, wo Krampf und Glieder-Gicht Und Schwinden in dem Leib mit großen Schmerzen ficht. Die Krätze an der Haut, Geschwür und alter Schaden, Und die mit mancher Noth vom Scharbock sind beladen, Und sonst breßhafftig sind, empfinden Heilungskraft, Wenn auch die Medicin darbei das Ihre fcbafft; Das Kopfweh lindert es, befreyt das Haupt von Flüssen, Macht Lösung umb die Brust, wenn man hat keuchen müssen. Es hebt der Lungen Schleim und heilet das Geschwür, Wenn man das Wasser nur gebrauchet nach Gebühr. Der Magen wird erquickt, der Soth hört aus zu brennen, Der Appetit wird stark, wie viele schon bekennen, Wenn sie nur dieses Bad zwey und dreymahl gebraucht, So ist der Ekel weg, als wär er ausgeraucht." Je zahlreicher der Besuch der Wildbäder wurde, desto mehr wurden diese allmählich zu Vergnügungsorten, zu denen auch Leute kamen, die sich nur unterhalten wollten. Viele der früheren Luxusbäder, wie Schwalbach, Pyrmont, Spaa und Baden im Aargau, haben ihre Rolle ausgespielt, andere sind an ihre Stelle getreten. Von dem letztgenannten Bade besitzen wir eine Schilderung von dem Italiener Poggio, welcher den Papst Johann Xxiii. zu der Kircheuversamm-lnng in Konstanz begleitete, und von da aus, zur Heilung seines Chiragra, die Bäder zu Baden besuchte. Von dort aus richtete er 1417 einen Brief an seinen Landsmann Niccolo Niccoli, in welchem er über das Badeleben in Baden berichtet. Die Zahl der Badegäste giebt er auf fast 1000 an. Sie wohnten in den zahlreichen prächtigen Gast- und Badehäusern, die Zahl der öffentlichen und Privatbäder belief sich auf 30. Besonders ausführlich berichtet Poggio über das gemeinsame Baden beider Geschlechter. Man hält sich stundenlang in den Bädern auf und speist darin auf schwimmenden Tafeln. Man besucht täglich drei bis vier Bäder und bringt den größten Teil des Tages mit Singen, Trinken und Tanzen zu. Selbst im Wasfer setzen sich einige hin, spielen Instrumente und singen dazu. Die Frauen haben die Sitte, wenn Männer ihnen von den um das Bad herum erbauten Gallerien zusehen, daß sie scherzweise um eine Gabe bitten. Man wirft ihnen kleine Münzen und Blumenkränze zu. Außer diesen Vergnü- 18*

10. Teil 2 - S. 262

1882 - Leipzig : Brandstetter
262 Altdeutsche Schützenfeste. Steuern und Biergeld genossen hatte, die Vergünstigung, daß „Derjenige, so an Pfingst-Feyertagen mit der Büchsen und Armbrust das Beste thun würde und an der Stadt nicht begütert, ein Handwerker oder sonst von fremden Orten dahin gelanget wäre, und sonst an Steuer und Bier-Geldern keine Mitleidnng zu tragen hätte, zu einer Verehrung jedes Jahres nach verrichtetem Schießen 10 Rthlr. erhalten sollte". Bogen und Pfeil finden wir in Schützengesellschaften fast gar nicht in Anwendung; wenn in den ersten Jahrhunderten des Schützenwesens von Schützenübungen und Schützenfestlichkeiten die Rede ist, wird immer nur die Armbrust erwähnt, fo daß diese vor Erfindung der Feuerwaffen als die allgemeine Waffe der Schützen angesehen werden kann. Von dem Stahlbogen, mit dem die Armbrust versehen war, hatten die Schützenfeste zuweilen den Namen: Stahlfchießen. Mit der Armbrust wurde meist nach dem Vogel, mit der Büchse dagegen später nach der Scheibe geschossen. Die abergläubische Meinung, daß mancher durch Zauberkünste imstande sei, sicher zu treffen, was er wolle, spielte in früheren Zeiten auch auf den Schießplätzen eine Rolle. Aus Zittau wird berichtet: „Anno 1679 am Pfingstschießen hat sichs begeben, daß Mstr. Andreas Mechel, Tischler in der Bader-Gassen, Schützen-König worden, weil aber Vermutung entstanden, als ob er mit den characteribus geschossen, haben ihm die Schützen das Königreich dispntirlich gemacht und nicht ihn, sondern einen andern, nämlich des vorhergehenden Jahres König, herein gesühret." Eine Schilderung eines Schützenfestes, die durch viele knltnrgeschicht-liche Bezüge sich auszeichnet, ist die von Enoch Widmann gelieferte „Beschreibung des großen Schießens, so zu Hos Anno 1540 gehalten worden". Es waren 180 Schützen erschienen, darunter solche aus Nördlingen, Nürnberg, Erfurt, Zwickau, Eger, Koburg, Joachimsthal, Bamberg re. Der Schießplatz war auf der Hofpitalwiese, wo drei Scheiben aufgerichtet waren. Es wurde mit Büchsen geschossen und das Ziel war 285 Ellen weit. Eine vierte Scheibe diente zum Vergleichen, dem sogenannten „Stechen" zwischen gleichguten Schützen. Sonntag, den 5. Septbr. zu Mittag „zogen Bürgermeister und Rath sambt den Höfischen Schützen (= denen ans Hof) mit Trommel und Pfeifen hinaus auf die Wiesen und empfingen allda die frembden Schützen gantz ehrlich. Es waren auch 10 Buden aufgeschlagen, darinnen man die Büchsen wischet, auch sechs Zelt für die Herrn und Schützen. Mehr waren alda 3 Buden und darinnen Silbergefchmeid, gülden und seiden Borten, allerlei Messinggeräth und viel Zinn. Bei diesen Buden warf man in die Arendten (= würfelte man), da lief jedermann zu, fpilete und suchte sein glück, beides Mans- und Weibspersonen, alte Leut, Eh-männer, Frauen, Jungfrauen, junge Gesellen, Knaben und Mägdlein, und wurden 300 Gulden in die Arendten verspilt. Auch hatte man einen Raben-stein mitten auf dem Plan zwischen den Buden und Zelten aufgerichtet, darauf man diejenigen, so es verdienet, es waren gleich Adelspersonen, Schützen, Bürger oder Bauer, gestraset und ihnen die Pritschen geschlagen.
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