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1. Bilder aus dem Deutschen Reiche - S. 254

1890 - Gotha : Behrend
254 Bilder aus den mitteldeutschen Gebirgslandschaften. zahlreichen Geschützkugeln jener Tage bezeichnet. Auf dem Schlachtfeld selbst erregt vor allem der Napoleonstein in der Nähe der Vorstadt Thonberg unser besonderes Interesse. Hier war es, wo der Kaiser sich während des ganzen verhängnisvollen 18. Oktobers aufhielt, wo er am Abend, erschöpft von den Anstrengungen des Tages, auf einem Schemel für kurze Zeit einschlief. Sein Haupt sank auf die Brust, und die Häude ruhten gefaltet im Schöße. Düfter und schweigend standen die Generale und Offiziere um ihn her; niemand wagte seine Ruhe zu stören. Außer dem entfernten Marschtritt der retirierenden Truppen war nur das Lodern des Wachtfeuers, das Knistern des brennenden Holzes hörbar. Plötzlich erwachte er, hob sein Haupt kräftig empor und gab den Befehl zum Rückzüge. Auf dem mit Bäumen umpflanzten polierten Granitwürfel liegen aus Gußeisen eine Landkarte, ein Degen, ein Fernrohr und eiu dreieckiger Hut in Form der bekannten Napoleons- hüte. Nach Süden liest man die Inschrift: „Hier weilte Napoleon am 18. Oktober 1813, die Kämpfe der Völkerschlacht beobachtend;" nach Norden zu den Bibelspruch: „Der Herr ist der rechte Kriegsmann. Herr ist sein Name." Aus dem sogenannten Monarchen-Hügel, eine halbe Stunde weiter von Probstheida, dem Mittelpunkt der französischen Stellung, entfernt, erhebt sich ein auf zwei Stufen von Quadersteinen ruhender Obelisk, der auf fetner Vorderseite den verschlungenen Lorbeer- kränz des Sieges sowie zwei sich freundschaftlich fassende Hände zeigt; es ist die Stelle, wo eine irrtümliche Überlieferung die drei Monarchen an jenem Abend vereint fein läßt, als von allen Seiten die Sieges- botschafteu eintrafen. Etwas weiter, bei der Schäferei Meusdorf, steht auf einem Hügel ein Würfel von Granit, dem Fürsten Schwarzenberg von seiner Gattin gesetzt. Auf dem Wachtbergs' bei Göhren, wo die alliierten Fürsten in Gefahr gerieten, von der französischen Reiterei unter Murat gefangen genommen zu werden, auf dem Kolmberg bei Liebertwolknitz, dem Galgenberge bei Wachau erinnern andere Denk- mäler an die furchtbaren Reiterschlachten jener Tage. Wenn es auch au einem großen, das welterschütternde Ereignis der Leipziger Schlacht in seiner Totalität feiernden Nationaldenkmal fehlt, zu dem bei der fünfzigjährigen Erinnerungsfeier 1863 auf der Anhöhe neben dem Thonberg der Grund- stein gelegt ist, so sind doch der einzelnen Denkzeichen, der Monumente für bestimmte Personen oder Episoden des Kampfes seit den verflossenen 70 Jahren so viele errichtet worden, daß sie mit den 44 Marksteinen, die Dr. Apel gesetzt, jedem Besucher des Schlachtfeldes zur bequemen Orientierung dienen und zugleich zeigen, in welch großem Umfange der Kampf sich erstreckte und welch gewaltige Truppenmafsen damals Leipzig umlagerten. Doch nicht alle Erinnerungen der Umgegend sind so mit Krieg und Blut getränkt. Mit gerechtem Stolze preist der Leipziger die friedlichen Waldungen feiner Nachbarschaft, das in einen Lustpark ver- wandelte Rosenthal, seit fast zwei Jahrhunderten einer der besuchtesten Spaziergänge, wo einst der ehrwürdige Gellert, dem hier ein Marmor- standbild gesetzt ist, auf seinem Rößlein, das sein Landesherr ihm ge-

2. Bilder aus Europa mit Ausschluss des Deutschen Reiches - S. 217

1890 - Gotha : Behrend
Die Natur Spaniens. 217 es keinen Ubergang, sondern wie man hinaustritt aus dem Bereiche der von künstlichen Wasserkanälen durchzogenen und genährten Pflan- zungen, hat man nackte, tote, wüstenartige Steppen oor sich. Kein größerer Gegensatz ist denkbar als derjenige des campo und der vega oder huerta. Die vega oder huerta ist noch mehr als der campo ein echt afrikanisches Bild. Selbst in Italien giebt es nicht so schöne Gärten, eben weil nach Italien arabische oder vielmehr berberische Kultur nicht eindrang; nnr Sieilien hat etwas Ähnliches aufzuweisen. Denn Berber sind die eigentlichen Gartenbaner Nordafrikas, und schon die Römer nahmen manche den Gartenbau und die verschiedenen Gemüsearten be- zeichnende Namen von den Berbern oder Mazighs Nordafrikas herüber. Genau genommen übrigens enthält die vega oder huerta gar keine Gärten im eigentlichen Sinne, fondern Gartenfelder, in kleinen Vier- ecken ausgelegte und von Wasserkanälen oder acequias, die von dem arabischen Schöpfrade, der noria, gespeist werden, durchzogene Feld- stücke. Dieser Charakter ist es, der die Hnertas von Valencia und Murcia in Anlage und Natur den schönsten Pflanzungen in den nord- afrikanischen Küstenländern nahe an die Seite stellt, z. B. derjenigen von Gabes, nur daß hier die den Unterwuchs beschattenden Palmen in ungleich größerem Maße vorwiegen, während die Palme in Spanien nur ganz vereinzelt ihr malerisches Haupt über die Reihen von Maul- beerbäumeu und die schönsten Haine von Granat-, Feigen- und Orangenbäumen und die Felder von Getreide, frischem jungen Reis und üppigem Hanf erhebt. Nur iu der Ebeue von Elche im Südwest von Alieante und vereinzelt in der Ebene südwestlich von Valencia stehen die Palmen zu Wäldchen zusammen. Bei solcher Fülle des verschiedensten Pflanzenwnchses ist in der Bega ewiger Wechsel von Blühen und Reifen, Keimen und Sprossen, Säen und Eruteu, aber die Grenze eben dieser reichen Fülle ist mit scharfen Linien vorgezeichnet, und an die Sielle dieses mannigfaltigen Reichtums tritt dann plötzlich wüste Dürre und Trockenheit; denn die Feuchtigkeit und Wasserfülle, welche an der betriebsamen Hand des Menschen all dies Leben erzeugt, wird umgrenzt und gebannt von nackten kahlen Gehängen. Aber bezeichnend für den afrikanischen Charakter ist eben dieser Rand der Vega; denn außer der aus dem ueuen Weltteil eingeführten Agave (spanisch pita), die meist mit einem Blütenstengel bis 6 rn Höhe aufsteigt, wird dieser Heckenrand fast ausschließlich vou der fogeuauuteu indischen Feige, der Opuntia vulgaris, gebildet. Diese für den südlichen Teil der pyrenäischen Halbinsel so charak- teristische vega oder huerta ist, wie gesagt, ganz arabisch -manrische Schöpfung, aber das arabische Wesen belebte nicht allein Berg und Thal, Plateau und Stromfal bis hinauf in die kleinsten Verzweigungen der größereu Flüsse, deren Namen zum großeu Teil erst durch die Kenntnis des Arabischen ihr wahres lebendiges Interesse erhalten.

3. Bilder aus Europa mit Ausschluss des Deutschen Reiches - S. 215

1890 - Gotha : Behrend
Die Natur Spaniens. an Alexandria und so viele andere! Auch in unfern Tagen blühen an seinen Gestaden Handelshäfen von großer Bedeutung: Odessa, Trapeznnt, Konstantinopel, Smyrua, Beyrut, Alexandria, Tunis, Algier, Malaga, Alicante, Valencia, Barcelona, Marseille, Genua, Livorno, Neapel, Cagliari, Palermo, Messina, Aucona, Venedig, Triest. Durch Wasser- und Karawanenstraßen übt das Mittelmeer seine anziehende Gewalt über die weite Handelsstrecke von Donauwörth in Schwaben bis Khartnm in Afrika und weiter Nil aufwärts: bis Kuka in Bornu und bis Kauo iu Haussa; von Gibraltar bis Teheran und Bagdad, von Mohilew am Duiepr bis zum Bab el Maudeb. Das Mittelmeer war im Altertum gleichsam das pulsierende Herz. An ihm stand mehr als eine Wiege der Kultur; hier war immer ein buntes Völkergewimmel, dessen einzelne Bestandteile sich des Waren- austausches halber mit einander berührten. An seinen Gestaden blühten bildende und verbindende Handelsmärkte, auf denen Bernstein, Zinn und Zimmet neben einander lagerten. Das wechselseitige Geben und Empfangen von Waren aber zog einen Austausch der Civilisation und der geistigen Kultur uach sich. Pütz. Andre? und Böttger, Iii. Die pyrenäische Halbinsel. 1. Die Natur Spaniens. Aus der pyrenäischen Halbinsel ist das afrikanisch-arabische Bildungswesen und das afrikanische Leben dem oberflächlichen Anscheine nach wieder in die Heimat, aus der es hervorbrach, zurückgedrängt worden; im Grunde aber lebt es fort und fort und ist in Saft und Blut des Volkslebens übergegangen, und was die Natur anbelangt, so gehört der südliche Teil der pyrenäischen Halbinsel viel entschiedener Afrika als Europa an. Schon die Kette der Pyrenäen bildet mit ihrem verhältnismäßig hohen Kamm und ihren schwierigen Pässen eine viel bezeichnendere Scheidegrenze für Natur und Völkerleben als die leicht zu durchschneidende Meerenge von Gibraltar. Die an den südlichen Abhang der Pyrenäenkette sich anlehnenden nördlichen und nordwestlichen Provinzen Spaniens schließen sich der europaischen Natur noch ziemlich eng an mit ihren Fichten- und Föhren- Wäldern, ihren freundlichen grünen Bergthälern und fruchtbaren Felsen- schlachten, mit großartigen Wasserfällen und schönen Bergseeen, im Mittelgebirge reiche Roggenfelder, frifchfaftige Wiesen, wasserreiche Bäche und Flüsse. Schon die mittlere Zone mit Neu-Castilieu und den umher- gelagerten Landschaften gehört aber nicht mehr Europa an und weist ein Mittelglied auf zwischen der Natur der beiden Weltteile, das auf den Fremdling aus dem Norden einen höchst trübseligen Eindruck macht. Nichts als einförmige Hochebenen, von nackten Hügelreihen durchzogen, bieten sich hier dem Auge dar, Kastanien und immergrüne Eichen auf

4. Deutschlands Kolonieen - S. 23

1889 - Gotha : Behrend
287] Die deutschen Kolonieen in Afrika. 23 „Kaiser Wilhelms-Land und Bismarck-Archipel". Im Jahre 1886 wurden die drei nordwestlichen Inseln der Salomon-Grupp< dem Gebiet der Neuguinea-Kompanie hinzugefügt. — Zu den ferneren Kolonialbesitzungen des Reichs kamen die Admiralitäts-Jnseln, nördlich von Kaiser Wil- Helms-Land gelegen, und im Jahre 1885 die Marschall-Inseln, zu denen auch die Brown- und Providence-Jnseln zu rechnen sind. — Die Karolinen, auf welche Deutschland Anspruch machte, wurden infolge des Karolinenstreites, welcher 1885 durch päpstliche Vermittelung geschlichtet wurde, den Spaniern zugesprochen. Bedeutende Handelsthätigkeit entfaltet Deutschland auf den — ein selbständiges Reich bildenden — Samoa-Jnseln, welche jedoch nicht zum deutschen Kolonialbesitz gehören. Nach vorstehenden Ausführungen kann man den deutschen Kolo- nialbesitz der Verwaltung gemäß folgendermaßen gliedern: 1. Kronkolonieen (staatliche): Togoland, Kamerun und die Marschall-Inseln. Sie stehen unmittelbar, auch in der Verwal- tung, unter dem Reiche. 2. Deutsche Privatkolonieen (kommerzielle): Südwest- asrika, Deutsch-Ostafrika, Kaiser Wilhelms-Land :c. Es sind Ko- lonieen von deutschen Privatgesellschaften unter dem Schutze des Reichs. B, Randeskunde der einzelnen Kolonieen. «t. Die deutschen Kolonieen in Afrika. 1. Togoland. a) Jas Land. a) Lage, Größe. Togoland, die kleinste der deutschen über- seeischen Besitzungen, liegt auf der „Sklavenküstemit diesem Namen bezeichnet man denjenigen Teil von Ober-Guinea, der zwischen den Mündungen des Voltaflusses und des großen Nigir- stromes gelegen ist. Der größte Teil der Sklavenküste ist englisch, und in diesem Gebiete die Stadt Lagos (80 000 Einw.) die größte Stadt von ganz Ober-Guinea. Zwischen diese englischen Besitzungen drängen sich nun: im Innern ein großer Negerstaat, Dahome, südlich davon die französischen Gebiete von Groß-Pöpo und Agwe, und westlich von diesen das deutsche Kü st engebiet Togoland und Klein-Pöpo.

5. Deutschlands Kolonieen - S. 24

1889 - Gotha : Behrend
24 Deutschlands Kolonieen. [288 Die geradlinig ziemlich von Westen nach Osten verlaufende Küste hat eine Länge von etwa 50km, doppelt so weit, als von Berlin nach Potsdam, oder gerade so weit, als von Augsburg nach München, oder von Elbing nach Danzig. Ins Landinnere erstreckt sich das deutsche Gebiet etwa 30 km (manche Geographen nehmen auch das Doppelte an), so daß sich ein Flächeninhalt von der halben Größe von Mecklenburg-Strelitz ergiebt. Auf diesem Gebiete wohnen 40000 Einwohner. b) Bodenverhältnisse und landschaftliches Ge- präge. Das Land läßt drei natürliche Teile unterscheiden: die Küste, die Lagune und das Land innere. Die Küste ist flach und hafenlos, so daß die Schiffe genötigt sind, in offener See mehrere Tausend Meter vom Strande vor Anker zu gehen. Eine bedeutende Brandung, der von Sylt ver- gleichbar, erschwert den Verkehr zwischen Schiff und Land. Dieses selbst zeigt zunächst ein Sandufer, doch nicht nach Dünenart, sondern fest gelagert. Wenige Schritte landeinwärts überzieht diesen festen Sandboden niedriges, dornenreiches Buschwerk, und durch enge, gewundene Negerpfade gelangt man in ein savannen- artiges Gebiet mit hohem, schilfartigem Gras, hohem Busch- werk und Gruppen von Ölpalmen und vereinzelten Affenbrotbäumen. 3 km vom Meere trifft man binnenwärts einen Süßwassersee von beträchtlicher Ausdehnung, das große Hass von Togo, wodurch das Strandgebiet den Charakter einer Nehrung erhält. Solche Haffe oder Lagunen sind auf der Küste von Ober- Guinea nicht selten. In der Regel sind sie sehr seicht, aber von großer Bedeutung für den Binnenhandel, und ihre Wasserflächen stets belebt von den Kähnen der zu Markte fahrenden Eingebornen. So auch die Lagune von Togoland. Ihre Südküste verläuft parallel der Küste des Meeres, während das Haff nach N. zwei seenartige Erweiterungen aufweist, welche über 10—12 km ins Land- innere reichen. Die Ufer sind mit einer 1|—2 km breiten Schilf- und Röhrichtzone eingerahmt. Das ganze Haff hat nur 2—3 m, in der Regenzeit bis zu 15 m Tiefe, so daß die Kähne der Neger meistenteils nicht gerudert, sondern mit langen Stangen gestakt werden. Einen Abfluß zum Meere hat das Haff auf deutschem Ge- biete nicht. Erst bei Groß-Pöpo, wo der tief aus dem Innern kom- mende Agomestrom mündet, öffnet sich das schmale Hass dem Meere. Da es nur sehr geringen Zufluß aufweist, so besteht es der Haupt-

6. Deutschlands Kolonieen - S. 31

1889 - Gotha : Behrend
295] Die deutschen Kolonieen in Afrika. 31 Tabak (deutsch)............. 520000 Mk. Manufakturen (meist aus England)....... 687000 „ Eisenwaren (deutsche)........... 40000 „ Parfüms (deutsche, aber auch französische)..... 57000 „ Salz................ 40000 „ Summa 2 944000 Mk. Diese Summe verteilt sich auf die drei Haupthandelsplätze folgender- maßen: Klein-Pöpo........ 1 369000 Mk. Bageida........ 305000 „ Lome......... 1 270000 „ Summa 2 944000 Mk. Mit Berücksichtigung von Porto Seguro würde diese Summe über 3 Millionen betragen. Als bares Geld ist englisches Silber und der amerikanische Dollar im Verkehrsgebrauch, im Landinnern die Kaurimuschel. — Der Verbrauch von Spirituosen ist im Lande selbst nicht von erheblicher Masse, da der weitaus größte Teil durch den Zwischenhandel tief ins Innere Afrikas geschafft wird. Gelingt es, den Binnenhandel in große Verkehrswege zu lenken, welche im Togohaff zusammenlaufen, so dürfte der Handel einen großartigen Aufschwung nehmen. Auch könnte durch regelrechte Anpflanzung und Pflege der in Togoland vorzüglich gedeihenden Olpalme die Ausfuhr erheblich gesteigert werden. An der Spitze der Verwaltung steht ein Kaiserlicher Reichkommissar. 2. Kamerun. a) Äas Land. a) Lage, Größe »Verhältnisse. Wenn man von Westen her in die Meerenge zwischen dem Festlande und der Insel Fer- nando Po einfährt, bietet sich dem Beschauer ein eigenartiger An- blick dar. Zur rechten steigt der Pik von Fernando Po 3600 m. hoch über den Meeresspiegel empor, und zur linken erhebt sich, schroff und steil vom Meeresufer emporstrebend, ein riesiger Berg- kegel, von welchem sich nordwärts eine Reihe kegelförmiger Höhen ins Land zieht. Das ist der 4200 m hohe Mungo ma Loba, der Berg des Donnerers, der Götterberg, unser Kamerun. Die beiden dichtbewaldeten Berge bilden gleichsam ein Riesenportal, eine groß- artige Eingangspforte zum „Herzen Afrikas". Hier, wo die Westküste von Afrika mit ihren nach Westen und Süden verlaufenden Küstenlinien ziemlich einen rechten Winkel bildet, breitet sich um die Bai von Biasra das deutsche Kamerun-

7. Deutschlands Kolonieen - S. 32

1889 - Gotha : Behrend
32 Deutschlands Kolonieen. [296 gebiet aus. Es reicht vom 2.° bis 9.° nördl. Br., grenzt im Süden mit dem Kampofluß an französisches Gebiet und reicht im Norden und Nordwesten bis zu den englischen Besitzungen. Die 1887 zwischen Deutschland und England festgesetzte Grenzlinie ihrer Ko- lonieen beginnt an der Mündung des Rio del Rey, überschreitet in nordöstlicher Richtung die Ethiop-Stromschnellen des Old Calabar und reicht bis Jola am oberen Benue, einem linken Nebenfluß des Nigir. Nach dem Innern zu nimmt man den 15.° östl. L. v. Gr. als Grenze an. Die Größe des Hinterlandes ist etwa die des König- reichs Preußen. Das Küstengebiet lumfaßt 26000qkrn, ist also etwa so groß wie die Rheinprovinz, und hat 500000 Einw. Die Küstenlinie von Kamerun beträgt ungefähr 300 km. d) Ober flächenge st alt und landschaftliches Gepräge. Das Kamerungebiet gliedert sich in drei von einander wesentlich ver- schiedene Teile: das Deltagebiet des Kamerunflusses, das innere Terrassen -und Hochland und das Kamerungebirge. Das Deltagebiet des Kamerunflusses lagert sich als ein etwa 40 Q.-Meilen großes Tiefland- und Sumpfgebiet um die Bai von Biafra. Nicht weniger als sieben bedeutende Ströme tragen zur Bildung des Deltas bei. Von Süden her sendet der Edea- fluß einen Hauptarm, von Osten kommt der Lungasi, von Nor- den der bedeutende Mungo. Der Hauptstrom ist aber der Ka- merun. Breite Seitenarme des Hauptstromes und eine Unzahl kleiner Wasseradern, welche diesen mit den anderen Strömen ver- binden, bilden ein weitverzweigtes Netz von großen und kleinen Wasserstraßen. Noch weit in die See hinaus macht die Strömung des Flußwafsers durch die schmutziggelbe Farbe sich bemerkbar, welche die von den Flüssen mitgeführten Sand- und Schlamm- Massen dem Seewasser verleihen. Die Mündung des Kamerun- flusses ist 32 ^ breit und hat 7 in Tiefe. Sie gleicht einem in viele kleine Buchten zerrissenen Meerbusen. Da die Mündungen der anderen großen Flüsse fast durchweg durch Flußbarren gesperrt sind, was beim Kamerun nicht der Fall ist, so ist dieser der einzige große Fluß des Deltas, welcher bis weit in das Land hinein für große Seeschiffe fahrbar und so für Handel und Verkehr von großer Bedeutung ist. Zahlreiche Bänke und Schlamminseln, welche zur Zeit der Flut zum Teil unter Wasser stehen, lagern vor der Küste. Hier Wim-

8. Deutschlands Kolonieen - S. 53

1889 - Gotha : Behrend
317] Die deutschen Kolonieen in Afrika. 53 Branntwein) unter die Leute. Für den Viehhandel bildet das Kapland noch immer ein gutes Absatzgebiet. Die Ausfuhr von Straußenfedern und Elfenbein beginnt sich zu heben. c) Verwaltung. Die staatlichen Hoheitsrechte übt unter dem Schutze des Reichs die „Deutsche Kolonialgesellfchaft für Südwest- afrifa" aus. Außerdem hat ein Deutscher Reichskommissar mit seinen Beamten in Otyimbingue seinen Sitz. Um dem deutschen Einfluß bei den gegenwärtigen unruhigen Zeiten den nötigen Nach- druck zu verleihen, wird eine Kolonialtruppe aus zuverlässigen Ein- gebornen gegründet, und dem Vertreter der Regierung ist eine berittene Polizeimannschaft zur Seite gestellt. — Die Erforschung des Landes hat durch mehrere Forschungsreisen seitens der genannten Gesellschaften bedeutende Fortschritte gemacht. 4. Deutsch-Ostafrika. a) Jas Land. a) Lage, Größenver Hältnisse, Teile. Dentsch-Ost- afrika umfaßt das Hauptgebiet hinter der Sansibarküste, das kleine Schutzgebiet von Witu und die Somaliküste. Das Hauptgebiet von Deutsch - Ostafrika umschließt die Hinterlandschaften der Sansibarküste bis zum Ukerewe und Tanga- nikasee, grenzt im Süden an das portugiesische Gebiet von Mosam- bik, im Norden an englisches Schutzgebiet. Nach dem Londoner Übereinkommen vom Jahre 1888 beginnt die Nord grenze des deutschen Gebiets an der Mündung des Flüßchens Wanga oder Umba, geht in gerader, scharf nordwestlicher Richtung bis zum Jipesee, wendet sich hier nach Norden und umgrenzt in einem Bogen das Kilimandscharo-Gebiet, geht dann in gerader, Nordwest- licher Richtung bis zum Ukerewesee (1° südl. Br.), durchschneidet diesen See und geht südlich vom Reiche Uganda bis zum Muta Nsige-See. Die We st grenze fällt ziemlich mit der Ostgrenze des Kongostaates zusammen. Sie läuft von dem vorhin genannten See südlich zum Tanganikasee, folgt der Südrichtung dieses Sees, wendet sich vom Südende desselben zum Niassasee und folgt der Südrichtung desselben bis etwa zur Hälfte des Sees. Die Süd grenze geht von diesem See in gerader Linie nach Osten und folgt dann dem ostwärts gerichteten Fluß Rovuma. Die Ost grenze bildet das Sultanat Sansibar, welches sich nach einem Übereinkommen zwischen Deutschland und England vom

9. Deutschlands Kolonieen - S. 56

1889 - Gotha : Behrend
56 Deutschlands Kolonieen. [320 Farnen, Sykomoren und dichtem Unterholz bestanden und reich an landschaftlichen Schönheiten. Überall zerstreut liegen die Dörfer der Eingebornen, von großen Fruchtgärten umgeben. Den großartigsten Eindruck von allen Landschaften Deutsch- Ostafrikas macht indes das Kilimandscharo-Gebiet. Der Kilimandscharo (d. h. Geisterberg) ist eine unregelmäßige, birn- förmige Gebirgsmafse, welche sich unmittelbar aus der Ebene er- hebt. Die große Achse des Gebirges streicht von Südost nach Nordwest (vgl. den Harz!) und ist fast 100 km lang; die kleine mißt nur etwa 50 km. Wenn der Kilima Ndscharo aus den Nebelschleiern hervortritt, die ihn oft tagelang einhüllen, und in hellem Glänze leuchtend vom Horizont sich abhebt, gewährt cr- emen wahrhaft großartigen Anblick. Wer nur die Gebirge Europas kennt, hat keine Borstellung von der Großartigkeit einer Bergmasse, welche übergangslos, ohne Vorländer, aus der Ebene aufsteigt. Bei uns sind die Gipfel der höchsten Berge entweder nur aus sehr beträchtlicher Ferne sichtbar und dann wenig auffallend, oder von nahe gelegenen hohen Punkten aus. In letzterem Falle schrumpfen sie zusammen durch die Erhabenheit des Standpunkts und durch die Nähe vieler Wipfel von nahezu gleicher Größe. Hier aber bietet sich der Anblick eines vom Fuße bis zum Gipfel sichtbaren, alleinstehenden Riesenberges. Seine Abhänge sind ein reichgesegnetes Land. Den Fuß bedeckt üppiger Rasen, dem weiter aufwärts ungeheure tropische Laubwälder folgen. In einer Höhe von 1000 bis 1300 in beginnen die Anpflanzungen der Eingebornen. Sie verstehen es, aus den wilden Bergwassern durch zahlreiche Kanäle das befruchtende Naß in ihre mit Jams, süßen Kartoffeln, Bohnen, Hirse und Mais bepflanzten Fruchtfelder zu leiten. Stolze Palmen und schattige Bananenhaine umgeben ihre bienenkorbartig erbauten Wohnungen. Die Bananen der schönen und fruchtbaren* Landschaft Dschagga haben an Blattreichtum und Fruchtgüte überhaupt nicht ihresgleichen. Die Banane ist die köstlichste unter den afrikanischen Früchten und wie die Kokospalme unerschöpflich in den Gaben, welche sie dem Menschen liefert. Ihre Frucht dient roh und verschiedenartig zubereitet als Nahrung, ihre bis 4 m langen Blätter werden zum Decken der Hütten und zur Kleidung verwertet und dienen getrocknet als Brennmaterial. Der saftige Schaft wird als Futter für Rinder und Ziegen verwendet und kann wochenlang aufbewahrt werden, ohne zu verderben.

10. Deutschlands Kolonieen - S. 57

1889 - Gotha : Behrend
321] Die deutschen Kolonieen in Afrika. 57 Weiter aufwärts erinnern die Pflanzenwelt und die ausge- breiteten Almen an die Alpen. In der Höhe von 4000 in plattet sich das ganze Gebirge zu einer Hochebene ab, aus welcher die beiden Gipfel Kibo und Kimawensa in das Gebiet des ewigen Schnees ragen. Lava und zerklüftetes Gestein bedeckt diese Berg- riefen, und ihre weißen Schneehäupter (Gletscher fehlen!) sind weit- hin in den Gebieten der umwohnenden Völker sichtbar, welche diesen „Geisterberg" nicht zu ersteigen wagten. Wer es unternehmen wollte, das oben erglänzende Silber herabzuholen, würde von den Geistern in Abgründe geschleudert und zerschellt. Obwohl man bereits im Altertum Kunde von diesem höchsten Schneeberge Jnnerafrikas hatte (Mondgebirge!), wurde der Kilima Ndscharo doch erst 1848 von Missionar Rebmann entdeckt und auch von Missionar Kraps auf seinen Reisen gesehen. Der Forscher v. d. Decken untersuchte seine Natur näher und erstieg ihn 1862 bis zur Höhe von 4280 m. Im Jahre 1884 gelangte Johnston bis gegen 5000 in Höhe, und 1887 gelang es dem Reisenden Hans Meyer, ihn von Taveta (Südostseite) aus, 1888 Ehlers, ihn von der Nordseite aus zu ersteigen. Man schätzt seine Höhe auf 6300 m. Er ist mithin der höchste Berg Afrikas. Der Mannigfaltigkeit in der Natur des ganzen Binnenlandes entspricht auch die Reichhaltigkeit der Tierwelt. In den Dschungel- gebieten der großen Seeen trifft man die großen Dickhäuter Inner- afrikas, den Elefanten und das Nashorn, an. Die Flüsse und Seeen mit ihren Sumpfgebieten wimmeln von Nilpferden, Kroko- dilen und Sumpfvögeln. In den Urwäldern haust das Volk der Affen und Meerkatzen, sowie zahlreiche Vögel und Raubtiere. Die weiten Steppengebiete durchstreifen Antilopenherden, Giraffen, Büffel und Zebras. Hier ist auch das Hauptjagdgebiet der Leo- parden, Schakale, Hyänen, und nachts ertönt das Gebrüll des Löwen durch die weite Wildnis. — Die Jnsektenwelt ist auch hier dem menschlichen Aufenthalt vielfach schädlich. Gefräßige Ameisen und Termiten, namentlich aber die dem Zugvieh äußerst schädliche Tsetsefliege sind auch hier heimisch. c) Klima. Seiner äquatorialen Lage entsprechend hat Deutsch- Ostafrika durchaus tropisches Klima mit geringen Schwankungen in den Wärmeverhältnissen während des Jahres; dem jedesmaligen Scheitelstand der Sonne folgt eine Regenzeit. Die große Trocken- zeit währt von Mitte Juni bis November; hierauf folgt eine kleine
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