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1. Landeskunde des deutschen Reiches - S. 39

1890 - Meißen : Schlimpert
— 39 — Zahlreiche alte Kirchen strecken Türme und Türmchen über die Dächer. Umfangreiche Paläste heben sich mit starken Mauern über die Giebel der Häuser. Drüben aber thront die Feste Marien- berg auf einer vorspringenden Höhe, an deren Südseite („Leiste" genannt) der Leistenwein reift. Fruchtgärten umgeben die schmücken Villen, und hüben kocht die Sonne am Steinberg den edelsten Trank im „Steinwein". Auch iu Asch äffe n bürg (12 T.), das am Austritte des Mainstromes aus dem Gebirgs- raude liegt, hatte eiu Bischof (der vou Mainz) seinen Sommer- sitz in einem stattlichen Schlosse, das mit seinen starken Mauern und 4 gewaltigen Türmen noch hente ausdrückt, wie die geistliche Gewalt sich mit der weltlichen einte. Zugleich aber weist uns die Forstlehranstalt der Stadt darauf hiu, daß wir uns in der Nähe reichbewaldeter Gebirge befinden, die der Staat forstmännisch oer* walten läßt. Saalanfwärts aber treffen wir ans Kissingen (4 T.), in dessen mineralreichem Wasser nicht bloß der Kanzler unseres Reiches, sondern neuerdings auch die Kaiserin mit ihren jngend- lichen Prinzen Heilung und Stärkung suchten. Die Badestadt der Saale, die Forst- und Bischofs-, sowie die Kreis- stadt des Maines mögen uns das Bild von Unterfranken zeichneu. Und nun noch Mittelfranken einen kurzen Besuch, das sich vou der Tauber zur Pegnitz zieht und vor allem das sandige Becken zwischen Kenper- und Jnrastufe umfaßt! Hier hat sich mitten in waldiger Gegend an der Pegnitz Nürnberg zu der größten Stadt Frankens (120 T.) erhoben. Schon in grauer Vor- zeit gründeten hier deutsche Kaiser auf einem Sandsteinselsen eine Burg, in deren Schutze sich eiu freies Bürgergeschlecht ansiedelte. Hoch- giebelige Häuser, mit Erkern geschmückt, drängten sich aneinander. Ehrwürdige Kirchen mit kunstvollen Altären und Grabmäleru, aus Holz oder Beiu geschnitzt, erhoben sich auf freiereu Plätzen. Präch- tige Brunnen, aus Metall gegossen, entstiegen den Märkten. Eine hohe Ringmauer mit Türmen und Thoren umzog das Häusermeer. Ein Albrecht Dürer entwarf seine Gemälde in einfacher Werkstatt. Ein Haus Sachs dichtete bei seinem ehrsamen Handwerke lehrhafte Lieder. Überall saug und klang es; Handel und Wandel blühte; „Nürnberger Tand ging durchs ganze Land!" Bis auf unsere -i.age ist die Stadt ein Handelsplatz für Spielwaren und Lebkuchen, für Biere und Bleistifte (von Faber), für Schmuckwaren und

2. Landeskunde des deutschen Reiches - S. 45

1890 - Meißen : Schlimpert
— 45 — und Standuhren verwendet worden, ein Erwerbszweig, der heute uoch Tausende von fleißigen Händen daheim oder in den Fabriken beschäftigt. Außer für Uhren aber verwendet der Wäldler den Holzreichtum seines Gebirges auch zur Herstellung von Musikwerken, die als Leierkästen oder Orchestrions nach Rußland und in die Türkei, uach Amerika und Australien versendet werdeu. Dort aber, wo der Wald sich öffnet und grüne Thäler sich erschließen, wird Feld- und Wiesenbau getrieben. Hafer und Korn reifen auf den Äckern, die den Hof des Bauern umgeben. Das geräumige Schwarzwaldhaus ist im Untergrund ans Steinen, im Stockwerk aus Balken erbaut, die außen und innen mit Brettern belegt sind. Ein hohes, seitlich vorspringendes Dach deckt eine Gallerie oder einen Laubeugaug und reicht nach hinten wohl bis zur Erde herab, so daß es zngleich Stall und Scheuer mit überziehen kann. In den Stubeu wurde früher der Kienspahn gebrannt, das Spinnrad gedreht und dabei ein Märchen erzählt. Gegenwärtig dringen mit neuen Erwerbsarten, z. B. der Strohslechterei, auch neue Lebens- formen in die Waldorte der Thäler und Höhen vor und drohen die Herzlichkeit und Gutmütigkeit, den Frohsinn und die Frömmig- keit, wie auch die Biederkeit und Offenheit der einfachen Bewohner des Schwarzwaldes zu verwischen. Zusammenfassung der Lage, der Ausbreitung, Thalbildung, Bewaldung, Höhennatur und Be- schüftigungsweise im Schwarzwalde. Nördlich vom Schwarzwalde erhebt sich als zweites Gebirgs- glied der westlichen Randstufe der Odenwald. Auch dieses Ge- birge baut sich aus Granit und Gneis und buntem Sandstein auf. Daher zeigt es ebenfalls gewölbte Kuppen und gestreckte Rücken wie sein südlicher Nachbar. Aber es erreicht in seiner Höhenaus- dehuuug nur etwa die Hälfte der Kammhöhen des Schwarzwaldes. Auch fehlt ihm der volle, dunkle Mantel des Waldes, da das Ge- birge im westlichen Teile namentlich Buchen und Eichen und nur im Südosten größere Bestände von Nadelholz trügt. Eine Thal- spalte (Weinheim—reinheim) gliedert den Odenwald in einen klei- neren nordwestlichen und einen größereu südöstlichen Teil, den „vorderen und hinteren Wald". Jener zeigt schöne Kegelberge, unter denen sich der Melibokns oder Malchen am höchsten (520 in) erhebt. In diesem aber drängen sich massigere Bergzüge aneinander, über die sich der sanftgebogene Rücken des Katzen- buckels (620 in) krümmt. Am reichsten ist das Gebirge am

3. Landeskunde des deutschen Reiches - S. 60

1890 - Meißen : Schlimpert
— 60 — erfahren, die zur Zeit der Römerherrschaft auf dem tinfeit Ufer tag, feit einigen Jahrhunderten auf die rechte Stromseite gerückt ist und im Mittelalter eine Rheininsel war. Erst bei Straßbnrg, das aber selbst noch den Rhein flieht und seinen Stadtkern an die ruhigere Jll aulegt, beruhigt der Strom mehr und mehr seine Wasser, um ein gemäßigter Strom des Tieflandes zu werden. Nun dieut er deu Schiffern bereitwillig zur Thal- und Bergfahrt, läßt Brücken leichter von Ufer zu Ufer spannen und größere Städte au sich herantreten. Fließen ihm doch nicht bloß aus dem Schwarzwalde, sondern auch aus dem Wasgau eiue Reihe Berg- flüffe zu, welche die Jll sorglich sammelt und in ihrem nach Norden gerichteten, vom Rheine gleichsam verschleppten Laufe dem Hauptstrome zuführt. Um deu eigenwilligen Strom einzudämmen und die Sicherheit seiner Ufer zu mehren, ist seine gewundene und geteilte Rinne gerade gelegt und durch Ufermauern befestigt worden, so daß wir gegenwärtig in dem Rheinstücke von Basel bis Mainz die größte Strecke eines geregelten Stromes ans der Erde vor uns haben. Nun rollt der Rhein feine Wasser in ge- schlossenem Bette dahin und verwendet alle seine Kräfte darauf, das Geröll der Berge weiter fortzufchaffeu und feine Riune immer mehr nach der Tiefe hin auszugraben. Jetzt werden auch feine Ufer, soweit sie uicht mit Steiugeröll, Saudauhäusuugeu und Schlammresten bedeckt sind, fleißig bebaut, da durch die Regulie- ruug des Stromes zugleich viel Weide-, Wald- und Weizeulaud gewouueu worden ist. Da wird er zu einem wirklichen Segens- ströme für die Anwohner, zu deueu er auf großeu Schiffeu Wolle und Getreide aus deu ferueu ozeauifcheu Ländern heranführt, die er zu Städtegrüuduugeu anlockte und deren Gewerbe (Farben- industrie) er mächtig förderte. Denn in dem Tieflaude wächst ja feine Wassermenge in heroortreteuder Weise. Hat er dann seine Wasserfülle durch die Nebeuflüsfe des Schwarzwaldes und der Vo- gesen bis Speier schon verdoppelt, so spendet ihm überdies der Neckar bei Mannheim, der Main bei Mainz noch weitere Schätze. In einer Breite von 300 m kann er dann aus der Tiefebeue treteu, die er vou dem Ost- uach dem Westraude hiu durchfurcht hat, und die nun nach ihm deu Namen „oberrheinische" erhält, wenn wir in hergebrachter Weise den Strom zwischen Basel und Biugeu den deutschen Oberrhein nennen. Ehe er aber unser Gebiet verläßt, fafseu wir uoch eiumal kurz zusammen, was wir

4. Landeskunde des deutschen Reiches - S. 130

1890 - Meißen : Schlimpert
— 130 — an der Stelle, wo der Zacken sich in den Bober ergießt. Eine katholische Kirche mit gotischen Formen und eine protestantische mit schöner Kuppel heben sich über die schmücken. Häuser der Stadt empor. Die Bewohner derselben fertigten im vorigen Jahrhnn- derte besonders zarte Schleier, weben gegenwärtig aber feine Lein- wand und kostbare Spitzen. Südwestlich von Hirschberg breitet sich Warmbrunn (2,5 T.) in dem lieblichen Thale des Zacken- flnsses ans. Blnmige Wiesenflnren, Obstgärten und Saatfelder umkränzen den Ort. Waldhöhen umsäumen die Aue, und die Rnine des sageureicheu Kynast (Theodor Körner: „Der Kynast") blickt ans bläulichen Fernen in das fruchtreiche Thal herein. Zwei warme Quellen sprndeln ans der Sohle desselben auf, siu'd in Granitbecken gefaßt und mit einem großen und einem kleinen Bade- Hanse überbaut worden. — Noch näher am Gebirge dehnt sich der Ort Schreiberhan (5 T.) als Eingangspforte zur Besteigung des Riesenkammes ans. Der Onarzreichtnm des Bodens und der Holz- reichtnm des Waldgebirges haben hier zur Anlage der Josephinen- Hütte geführt, in deren Öfen jährlich viele Centner von Quarz und Kalk, Potasche und Soda zu einer glasigen Masse geschmolzen werden, ans der geschickte Bläser Glasgefäße formen. Zahlreiche Schleifereien, vom Wasser der Berge getrieben, geben dem rohen Glase im Orte dann weiter die feinere Form und den rechten Glanz. So tritt uns im westlichen Sudetengliede neben der Leinenstadt Hirschberg und dem Badeorte Warmbrunn der Gebirgsort Schreiberhau mit seiner hochentwickelten Glasindustrie entgegen. Zusammenfassung. In dem mittleren Gliede des Sudeteuzuges bilden die Waldenburger Berge die stadtreichste Gegend. Hier haben besonders die Kohlenflöze eine zahlreiche Bevölkerung in die Thäler gezogen. Mit emsigem Geiste arbeitet diese unter und über der Erde. Tiefe Schächte wurden in den Boden gesenkt, die Kohlen zu heben. Hohe Öfen entfachen ihre Glitten, um aus den Kohlen Coaks zu bereiten. Dampfessen qualmen und treiben Maschinen, die Flachs und Baum- wolle spinnen, Fäden mit bunten Farben tränken und zu kleidsamen Stoffen verwebeu. Der Bergbau wird besonders dnrch die Stadt Waldenburg (13 T.) selbst, Spinnerei und Weberei hingegen in deu Dörfern getrieben, die sich von Waldenburg aus in langen Linien durch die Thäler der Berglandschaft ziehen. Unter diesen heben wir Waltersdorf als eins der belebtesten Weberdörfer hervor.

5. Landeskunde des deutschen Reiches - S. 94

1890 - Meißen : Schlimpert
— 94 — so werden wir auch in den württembergischen Dörfern und Städten umsomehr dieselben vielfältigen Wald-, land- und Viehwirtschaft- lichen, sowie gewerblichen und fabrikmäßigen Betriebe, wie in dem genannten Narbarlande antreffen. Um die Forst- und Landwirt- schaft des Königreiches zu heben, ist in dem Schlosse Hohenheim bei Stuttgart eine Hochschule für Forstbeamte und Landwirte ge- gründet worden. In der Nahe der Lehranstalt befinden sich Muster- wirtschaften für Landbau und Pferdezucht. Den Salzreichtum des Landes sucht seit alter Zeit die Stadt Hall (Schwäbisch-Hall an der Kocher) zu verwerten. Die reichen Eisenschätze des Jurage- birges haben in der Stadt Eßlingen und in dem Bezirke von Aalen zur Anlage von Hüttenwerken und großen Maschinenwerk- statten geführt. Die Blechwaren und der Schaumwein der erfteren Stadt werden nach allen Gauen Württembergs und über die Gren- zen desselben hinaus in weitere Fernen geführt. Besonders aber hat sich Heilbroun am Neckar zu einer bedeutenden Industriestadt erhoben. War es früher vor allem durch seine Quellen bekannt, die unter dem Altarplatze der Kilianskirche rauschten und aus einem Brunnen rannen, so ist die Stadt heutigen Tages, nachdem die Heilquelle versiegt ist, besonders durch die gewerblichen Betriebe berühmt geworden, die sie in den vielartigsten Zweigen pflegt. Die Blätter des Tabaks schneiden die Ortsbewohner oder wickeln sie zu Rollen, und aus dem Safte der Rüben sieden sie Zucker. Das Getreide der fruchtbaren Umgebung wird in großen Mühlen- werken gemahlen und die Felle der Rinder zu Leder gegerbt. Aus Lumpen und Holz wird das Papier, aus Papier und Farbe die Tapete bereitet. Die Wolle spinnt Heilbronn zum Faden, und den Faden webt es zu wollenen oder baumwollenen Stoffen. Aus dem Erz gewinnt es das Eisen und aus dem Eisen den Draht und den Stahl. Allerlei Instrumente fertigt es aus Metall, und Schmucksachen aus Silber. In benachbarten Brüchen wird der Sand- stein und in ansehnlichen Lagern der Gips gefunden. Kähne und Schiffe, mit den Erzeugnissen des In- und Auslandes reich be- laden, fahren den Neckar hinab. Und bei all dem Getriebe hat die innere Stadt, ihren schon genannten schwäbischen Schwestern bis hinauf zur Königstadt gleich, ,das Aussehen der altdeutschen Reichsstädte treu bewahrt. Da stehen noch die Bürgerhäuser mit ihren Erkern und Türmchen am Markte und kehren ihre hohen Giebel- seiten dem Brunnen zu! Da sind die Hausgiebel noch kunstvoll x

6. Landeskunde des deutschen Reiches - S. 158

1890 - Meißen : Schlimpert
— 158 — über einem Schachte im Stadtgebiete, der Ruf der Bergglocke im Petridom, der freundliche Gruß des Bergmannes („Glück auf!") beim Schichtenwechsel, die Parade der Bergleute am „Streittage" und die metallene Figur eines wehrhaften Bergmannes am Schwedendenkmal im grünen Ringe der Promenade, besonders auch die Schutthalden in der Umgebung der Stadt, die dunklen Schachthäuser der Mulden Hütten und die reizlose Umgebung, welcher der Wald genommen wurde, erinnern uns daran, daß Freiberg die alte, echte Bergstadt Sachsens ist. Zusammenfassung. 2. In dem östlichen Flügel des erzgebirgischen Kohlenbeckens ist als die größte Fabrikstadt Sachsens Chemnitz (135 T.) ein- porgeblüht. Es liegt in einer langen Thalweitung eines gleich- namigen Flusses („Steinbach"), der nach der Zwickauer Mulde geht. Der flache Thalkessel legt sich zwischen das gewerbreiche Erzgebirge im Süden und das fruchtreiche Mittelgebirge im Norden ein. Hier kreuzten sich schon frühzeitig zwei alte Handelsstraßen, von denen die eine von Süddeutschland nach Schlesien, die andere aber aus dem böhmischen Landbecken zur sächsisch-thüringischen Bucht bei Leipzig führte. Der dadurch ermöglichte Durchgangsverkehr trug dazu bei, in der Stadt einen regen Handel und Gewerbe- betrieb zu vermitteln. Durch die Thatkraft einzelner unternehmender Bürger, wie auch durch die Geschicklichkeit eiuer verständnisvollen Arbeitermenge und dnrch das Wohlwollen der Landesregierung ist Chemnitz besonders in den letzten 20 Jahren zu der bedeutendsten Industriestadt Sachsens erwachsen. Um den Stadtkern mit der Jakobskirche legen sich lange, einförmige Hänserreihen. Zwischen diesen rollen Lastwagen, Dampfzüge schnauben, Geschäftsleute eileu nach den Geschäftsräumen, und Arbeiterscharen ziehen nach den Fabriken. Ein Wald von Schornsteinen entsteigt den Dächern, und der Rauch senkt sich bei trübem Wetter in die Straßen herab. Große Fabrikhäuser erhebeu sich mit ihrem umfänglichen Gehöfte hinter einer Umzäunung aus Eifenftüben. In der Aktienspin- nerei wird die rohe Baumwolle gereinigt, geschlagen und gepreßt, wieder aufgelockert, auf 65 Tausend Spindeln gesponnen und ans Spulen gewickelt. Aus baumwollenen Fäden, wie auch aus Wolle und neuerdings ans Seide werden aus mechanischen Stühlen gegen- wärtig besonders schöne Möbelstoffe gewebt. In der sächsischen Maschinenfabrik wird Eisen geschmolzen und geschmiedet, zu Platten gewalzt und mit Bohr- und Stoßmaschinen durchlöchert,

7. Landeskunde des deutschen Reiches - S. 159

1890 - Meißen : Schlimpert
— 159 — zu Walzen gedreht und zu Gewinden geschnitten. Die einzelnen Eisenglieder werden dann in einem großen Saale zu Lokomotiven oder Maschinen für Weberei, Stickerei und Landwirtschaft zusammen- gestellt. Ju den Werkzeugfabriken entstehen allerlei Geräte für das Haus und die Werkstatt, wie für den Land- und See- verkehr der Erde. Vor allem aber ist Chemnitz der Sitz für die Wirkerei geworden. Aus Wolle, Baumwolle und Seide werden auf Maschinen und durch Handbetrieb Handschuhe und Strümpfe, Unterkleider und Taillen in allen Formen und Farben hergestellt. An dieser Herstellung beteiligt sich aber nicht nur die Stadt Chemnitz selbst, sondern vorzugsweise auch die zahlreiche Bevöl- kerung in den Dörfern und kleineren Städten im Umkreise der Stadt. Gegen 40 Tausend Abeiter sind hier im Wirkbetriebe thätig, dessen Erzeugnisse zumeist über den Ozean nach Nord- und Südamerika versendet werden. Zur Erhaltung und Hebung dieses vielseitigen Betriebes der Großgewerbe siud vom Staate eine höhere Gewerbeschule, eine Werkmeister-, eine Gelverbezeichen- und eine Baugewerbeschule errichtet worden. Die Handwerker der Stadt unterhalten selbst eine starkbesuchte Fortbildungsschule. Lange Züge aber führen Rohstoffe für die Fabriken von dem Central- bahnhofe der Stadt Chemnitz zu, und reichbeladene Wagen fahren wiederum die Erzeugnisse der Fabriken von dem Bahnhofe aus nach allen Euden der Erde hin. So ist Chemnitz durch den Betrieb der Wirkerei, wie durch Herstellung von Möbel- stoffen und einen vielseitigen Maschinenbau zu einem ansehnlichen Wohlstande gelangt. Znr gewerblichen Be- deutung der Stadt hat neben dem Scharfsinn und der unternehmenden Thatkraft einzelner Bürger besonders der Fleiß und die Geschicklichkeit einer zahlreichen Ar- beiterbevölkerung, sowie auch die Förderung beigetragen, welche die Regierung dem industriellen Auffchwunge an- gedeihen läßt. Nur ist das Großgewerbe nicht bloß auf die Stadt selbst beschränkt, sondern zieht auch meilen- weit die Umgebung derselben mit in das fleißige Schaffen ein. Zusammenfassung. 3. Nordwestlich von dem sächsischen Mittelgebirge liegt die Stadt Leipzig in dem Niederungsbecken, welches Sachsen mit Thüringen und Norddeutschland verbindet. Hier vereinigen die auenreiche Pleiße und die wiesengrüne Part he ihre langsam

8. Landeskunde des deutschen Reiches - S. 162

1890 - Meißen : Schlimpert
— 162 — englischen Gardinen, Stickereien und Weißwaren berühmt, zu denen leichte Kleiderstoffe und Wäschestoffe, Putzartikel und Konfektions- waren gehören. Die „Planeuscheu Waren" kommen ans den Jahr- markten des Ortes, dann auf den größeren Messen, vor allem aber durch Reisende und Ausfuhr bis nach den entferntesten Erdteilen in den Handel. Dafür empfängt Plauen ans den wärmeren Erd- strichen Kaffee und Gewürze, Tabak und Zucker und versorgt mit diesen Kolonialwaren das gesamte westliche Vogtland. Dieses führt ihm wiederum Getreide und Holz, Schlacht- und Nutzvieh zu. Eine Handelskammer und Handelsschule wollen den Handelsbetrieb der Stadt immer noch heben, wie denn auch eine Gewerbekammer und eine Vereinigung für die vogtländische Industrie bemüht sind, mit vollen Kräfteu besonders die Weberei und Stickerei des Vogt- landes zu fördern. In alter Zeit bewegte sich anch der Verkehr besonders auf zwei belebten Straßeu, die hier die Elster überschritten. Die eine zog von Nürnberg nach Leipzig, die andere von Böhmen nach Thüringen. Für den Po st verkehr ist in Plauen ein stattliches Gebäude errichtet worden, das in bezeichnender Weise zwei guß- eiserne Adler ans dem Mittelbane trägt. Dem Bahn verkehre aber dienen die Linien nach Eger und Hof, nach Greiz und Reichenbach (Leipzig, Dresden). Die rührige Stadtverwaltung hat im Rathause ihreu Sitz, an dem wir auch das Wappen der Stadt, eine kunstvolle Uhr und eine Mondkugel als Wahrzeichen bemerken. Das Schloß (Hrad- schin) ist eine alte slavische Feste und diente im 13. Jahrhunderte als Sitz der Vögte, der „Herren von Planen". Im 15. Jahr- hunderte wurde es von den Hnssiten, im 1l>. von aufständischen Bauern bestürmt. Bald daraus hat es Kaiser Karl V. bewohnt. Jetzt aber sind die Schloßräume dem Amts- und Landgerichte überlassen worden. Im Südosten der Stadt erhebt sich der Kemmler, ein kahler und steinichter Aussichtsberg, von dem ans wir das Vogt- land mit seinen Bergen und Thälern, Wiesen und Wäldern, Brücken und Burgen, Dörfern und Städten, darunter vor allem die Stadt Plauen selbst, gut überblicken können. Diese bildet in ihrer Lage an der Elster, mit ihrem Gewerbe und Handel, mit ihrem Post- und Bahnverkehre, mit ihrem geschichtlichen Schlosse und dem Landgerichte

9. Landeskunde des deutschen Reiches - S. 244

1890 - Meißen : Schlimpert
— 244 — Königliche Pracht hat sie entfaltet, als in ihr römische Kaiser wie in einem zweiten Rom ihren Hof hielten und Erzbischöfe mit fürstlichem Range später hier ihren Sitz aufschlugen. Königliche Macht hat sie erlangt, seitdem sie — neben Kob- lenz — ein Waffenplatz der Könige von Preußen und nun mit der Stadt Dentz anf dem rechten Ufer des Rheines eine der ersten Festungen des deutschen Reiches geworden ist. Zur Königin am Rheine aber ist sie, begünstigt durch ihre Lage, vor allem durch den Gewerbefleiß, Handelsgeist und Kunst- sinn ihrer Bewohuer geworden, die sie znr wichtigsten Stadt des Verkehrs in der Rheinprovinz erhoben. Köln liegt ans dem linken Ufer des Rheines, dort, wo der Strom die engen Gebirgsschranken verlassen hat und nun seine Wasser in breiter, ruhiger Fülle zwischen niederen Uferrändern er- gießt. Hier haben sich die Gebirge anf beiden Seiten zurückge- zogeu, und die Niederung buchtet sich zwischen die abseits dahin- streichenden Höhenränder ein. Die niederrheinische Bucht findet aber bei Köln ihren Mittelpunkt, und von den seitlichen Höhen werden die Schätze der Erde an diese Stelle des Stromes gebracht, damit der Umtausch, die Verarbeitung oder Verschiffung derselben hier vorgenommen werde. In früheren Jahrhunderten erwarb sich die Stadt Köln durch ihre Tücher und Teppiche schon hohen Ruhm. Auch wurden ihre Gold- und Glaswaren bis nach den Märkten Italiens und Hollands hin versandt. Nachdem aber der Seeweg nach Ostindien aufge- fluiden und im Westen des atlantischen Ozeans in Amerika ein neuer Erdteil entdeckt worden ist, empfängt nunmehr die Stadt Köln aus Indien besonders den Zucker zur Reinigung und die Baumwolle zum Verspinnen und Weben. Gewürze und Farbhölzer werden auf Seeschiffen nach der Stadt geführt und allerlei Metall- waren wiederum vom Strome hinab nach den Ländern am Ozeane getragen. Köln ist der bedeutendste Handelsplatz am deutschen Rheine geworden. Aber nicht bloß durch das natürliche Wasser des Rheinstromes hat Köln seine Bedeutung erlangt, vielmehr ist es durch ein künstliches Wasser fast noch bekannter geworden. Unter dem Namen „Kölnisches Wasser" (eau de Cologne) wird seit Ende des 17. Jahrhunderts durch ein ursprünglich italienisches Geschäfts- haus (Farina) ein wohlriechendes Wasser hier bereitet, das sich

10. Landeskunde des deutschen Reiches - S. 283

1890 - Meißen : Schlimpert
zu werden. Als ein solcher hat die Stadt auch wirklich bis zum Jahre 1873 hohe Wälle und starke Mauern getragen. In dem genauuteu Jahre aber wurde die Stadt ihres Festungsgürtels ent- kleidet, da im neuen Reiche die Hauptfestuugeu mehr in den Grenzbezirken desselben augelegt wurden. An Stelle der niedergelegten Befestigungen sind im Norden der Stadt schmucke Landhäuser mit Türmchen und Erkern er- richtet wordeu. Eiues derselben diente im Sommer 1889 zum Aufenthalte unseres Kaisers, der die alte Stadt mit ihren roten Ziegeldächern aufsuchte, nachdem er bei den Feldübuugen in den Söhnen der Wesergegend tüchtige Soldaten erkannt hatte. Wir teilen den Wuusch des Kaisers, daß die Stadt Minden mit der Provinz Westfalen wachsen und blühen möge und es ihren Söhnen nach wie vor beschieden sei, Ruhm und Sieg an ihre Fahnen zu heften. Durch freundliche Lage am Strome, als Vorort eiues Bistumes, sowie als Verkehrsstadt und Festung ist dieser Sitz einer preußischen Regierungsbehörde zu der wichtigsten Weserstadt in der Provinz Westfalen ge- wordeu. Zusammenfassung. 2. Gehen wir dann weiter in das Innere des Regieruugs- bezirkes Minden, so begegnen wir am Fuße des Teutoburger Waldes der Stadt Bielefeld (35 T.). Wir wissen bereits, daß sie an derjenigen Gebirgslücke liegt, welche den südlichen und mitt- leren Teil des Waldgebirges scheidet. Hier hat sich der Ort unter dem Schutze eiuer Burg (Feste Sparreuburg) zu eiuer berühmten Leineustadt Westfalens er- hoben. Denn auf den Feldern des westfälischen Gebirgsrandes gedieh der Flachs in ganz besouderer Güte. Die Faser desselben wurde früher vou den Landleuten gesponnen und als Leinengarn nach der Stadt Bielefeld gebracht. Schon seit dem 13. Jahr- hunderte blüht hier ein lebhafter Garnhandel. Das Garn wurde auf Handstühlen auch zu Leinewand gewoben und iu großeu Ballen besonders nach dem Norden Deutschlands versendet. Die Leine- Weberei nahm einen hohen Aufschwung, als im 16. Jahrhun- derte Auswanderer der Niederlande sich in Bielefeld niederließen und feinere Sorten webten. Besonders aber wurde iu uuserm Jahrhunderte das Leinengewerbe immer mehr ausgebildet, da durch Maschinen neue Kräfte iu Bewegung gesetzt und durch
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