Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Evangelische Volksschule
Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
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ohne Erfolg: Es standen einander die r ömisch-kath olischeu und
die evangelischen Christen gegenüber.
Allein bei der blofen Spaltung blieb es nicht. In die Mitte der
katholischen Partei hielt der bitterste Haß und die blutigste Verfolgungs-
sucht zuerst den Einzug. Der katholische, deutsche Kaiser, Karl V.,
von dem Papste wiederholt gedrängt, die abgefallnen Schafe mit Gewalt
unter den päpstlichen Hirtenstab zurückzuführen, hielt es anfangs für
klug, das Schwert ruhen zu lassen. Hier beunruhigten ihn die Türken,
dort drohten die Franzofen und deshalb mußte er sich den Beistand der
Protestanten zu erhalten suchen. Als endlich die Religionsangelegenhei-
ten in Trident geordnet werden sollten, hielten es die Protestanten gegen
ihr Gewissen, an diesen Verhandlungen Theil zu nehmen. Hierdurch
brachten sie die über ihrem Haupte aufgestiegenen Gewitterwolken ihrer
Entladung nahe. Die protestantischen Fürsten erkannten die Gefahr
und verbanden sich enger und enger. Unentschlossenheit und Eifersucht
schwächten aber ihre Macht und erleichterten Karl V. den Sieg. Der
Kurfürst von Sachsen, Johann Friedrich der Großmüthige, siel den
24. April 1547 bei Mühlberg zuerst in des Kaisers Gewalt und zwei
Monate spater mußte der Landgraf Philipp von Hessen dem stolzen
Sieger ebenfalls als Gefangener folgen.
Die Angelegenheiten der Protestanten schienen nun die unglück-
lichsten von der Welt zu sein. Eine kräftige Wiedecerhebung hielt man
für unmöglich; doch plötzlich sollte ihnen von einer Seite her Hülfe zu
Theil werden, von der man keine mehr erwarten konnte. Derselbe
Mann, den Karl erhoben und mit dem Kurhute von Sachsen geschmückt
hatte, brach nicht blos dessen Uebermuth, sondern wurde auch der Netter
der evangelischen Kirche. — Wie ein junger Löwe erhob sich nämlich
der feurige Kurfürst Moritz von Sachsen, verband sich mit andern
Fürsten, brach mit seinen Schaaren in Baiern ein, drang in Sturmes-
lauf nach Tyrol vor, nöthigte den Kaiser zur eiligsten Flucht von Inns-
bruck nach Villach und erzwang zunächst den Passauer Vertrag,
welcher den 31. Juli 1552 zu Stande kam. In demselben wurde fest-
gesetzt, daß „Niemand von beiden Religionsparteien wider sein Ge-
wissen beschwert, sondern ruhig und friedsam gelassen werden sollte."
Diesem Vertrage folgte den 26. Septbr. 1555 der Religionsfriede
zu Augsburg, in welchem bestimmt wurde, daß „die Evangelischen
im ganzen deutschen Reiche freie Religionsübung haben, daß Niemand
wegen des Glaubens eine Kränkung erfahren und daß Jeder bei seinem
Lande und bei seiner Gerechtigkeit ruhig gelassen werden sollte."
Nur zu bald lehrte die Zukunft, daß der Augsburger Religions-
friede den Evangelischen das nicht gewahrte, was man anfangs hoffte.
Während die Katholiken meinten, zu viel verloren zu haben, klagten die
Protestanten, übervortheilt worden zu fein und so erhoben sich denn auf
beiden Seiten die lautesten Klagen über Verletzung der Friedensbestim-
mungen. Hatten katholische Unterthanen eine evangelische Obrigkeit, so
schrieen jene über Bedrückungen, war das Gegentheil der Fall, so wur-
TM Hauptwörter (50): [T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst], T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
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Extrahierte Personennamen: Karl_V. Karl_V. Karl_V. Karl_V. Johann_Friedrich_der_Großmüthige Johann Friedrich Philipp_von_Hessen Philipp Karl Karl Moritz_von_Sachsen
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den die Klagen noch lauter. Hierzu kam, daß das Feuer der Zwietracht
von den Jesuiten noch mehr angeschürt und durch ihre Kunstgriffe so
gewendet wurde, daß die Protestanten ein Recht nach dem andern ver-
loren. Auch machte der Papst keinen Hehl, öffentlich zu behaupten:
„Gegen Ketzer sei weder Treue, noch Glauben zu beobachten."
Um das Unglück voll zu machen, bestieg im Jahre 1576 Ru-
dolph Ii. den deutschen Kaiserthron; ein Mann, der, schwach an Kör-
per und Geist, sich willenlos der Leitung der Jesuiten überließ. Die
Unordnung in seinen Staaten stieg zusehends. Bei dieser Verwirrung
gelang es seinem Bruder Matthias, sich zum Herrn von Ungarn,
Mahren und Oesterreich zu erheben, so daß dem schwachen Rudolph nur
noch Böhmen und die deutsche Kaiserkrone verblieb. Um die Protestan-
ten zu bewegen, ihm wenigstens Böhmen mit schützen zu helfen, ver-
sprach er in der Angst, die alte Religionsfreiheit der Evangelischen wie-
der herzustellen. Als Rudolph seine Zusage nichterfüllte, ging die Ge-
duld der Protestanten zu Ende. Schaarenweise sammelten sie sich unter
den Fahnen ihres Landsmannes, des Grafen Heinrich Matthias
von Thurn, und setzten den ohnmächtigen Rudolph dadurch so in
Angst, daß er 1609 (den 11. Juli) mit zitternder Hand den wichtigen
Majestätsbrief unterschrieb, in welchem den böhmischen evange-
lischen Einwohnern mit den Katholiken gleiche Rechte zugestanden und
ihnen erlaubt wurde, so viel Kirchen zu bauen, als man wolle. Letztere
Bestimmung wurde die nächste Ursache, welche den gefährlichen Zünd-
stoff eines nahen Krieges zu einer Flamme ansachte, die erst nach 30
Jahren gedampft werden konnte.
Scheinbar waren nun die Gemüther in Böhmen beruhigt. Ueber-
haupt belebte sich der Muth der Protestanten, seitdem sie in einem Bünd-
nisse •— Union genannt — 1608 enger zusammengetreten waren.
Mit nicht geringem Mißtrauen sahen die Katholiken auf den gethanen
Schritt und schlossen 1609 einen Gegenbund — Liga —• an dessen
Spitze der Herzog M a x i m i l i an von Baiern stand.
In kurzer Zeit erfüllten indeß die protestantischen Böhmen neue Be-
sorgnisse. Rudolph wollte nämlich seinen Bruder Matthias Böhmen
und Schlesien, das ihm erblich zufallen mußte, entziehen. Er zog ein
Heer zusammen, erregte aber hierdurch bei seinen protestantischen Unter-
thanen die Meinung, daß diese Zurüstungen ihnen gelten. Sie riefen
deshalb 1611 Matthias auf den Thron und Rudolph starb tief gekränkt
ein Jahr später. Matthias begünstigte augenfällig seine katholischen
Unterthanen und beschwor dadurch das nahende Unglück immer weiter
herauf. Seine beiden Brüder, die, wie er kinderlos waren, hielten es in
so bedenklichen Zeiten am gerathensten, auf die Regierungsnachfolge zu
verzichten und so wurde 1617 Matthias Vetter, der Erzherzog Ferdi-
nand von Steiermark, als künftiger böhmischer König anerkannt,
eine Wahl, die für die Folgezeit von außerordentlicher Wichtigkeit wurde.
Ferdinand, von Jesuiten erzogen, lebte des festen Glaubens, daß in der
katholischen Kirche allein das wahre Heil zu finden sei. Diese weiter aus-
TM Hauptwörter (50): [T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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TM Hauptwörter (200): [T40: [Protestant Kaiser Kirche Katholik Reichstag Jahr Lehre Reformation Augsburger Land], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze]]
Extrahierte Personennamen: Matthias Rudolph Rudolph Heinrich_Matthias
von_Thurn Heinrich Rudolph Rudolph Matthias_Böhmen Matthias Rudolph Matthias Matthias_Vetter Ferdinand
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zubreiten und die protestantische Kirche auszurotten, hielt er für ein
Werk, in Gott gethan. Schon als Herzog von Steiermark suchte er sein
Land von den Protestanten zu säubern. Wer nicht auswandern oder der
neuen Lehre entsagen wollte, endete sein Leben in den Flammen oder an
dem Galgen. Derartige Maßregeln des künftigen Herrn der österreichi-
schen Staaten erweckten bei den Katholiken hohe Freude, bei den Evan-
gelischen aber die bangsten Besorgnisse. „Der Majestatsbrief," sollen
Jene gesagt haben, „hat keine Gültigkeit, denn er ist dem Könige Ru-
dolph abgezwungen. Wenn Ferdinand König ist, wird es heißen: Ein
neuer König, ein neues Gebot;" ferner, „dann werden wohl einige Köpfe
herunter müssen; die Güter werden in andere Hände kommen und man-
cher arme Gesell wird sich wohl dabei befinden." Ferdinands Maßregeln
und dergleichen Redensarten reizten die Gemüther so sehr, daß es nur
noch eines kleinen Umstandes bedurfte, die Erbitterung zum furchtbaren
Ausbruche zu bringen. Die Stunde schlug. Ein Kampf begann, der
Deutschlands Einwohner mordete und seine gesegneten Fluren in eine
Einöde verwandelte.
n. Der böhmische Krieg.
Der Majestatsbrief, welcher den Frieden befestigen sollte, brachte
Unheil und Verderben. Es war nämlich in demselben, wie schon oben
erwähnt, den Protestanten gestattet, Kirchen zu bauen, aber nicht aus-
drücklich hervorgehoben worden, daß sich diese Freiheit auf alle ohne Aus-
nahme erstrecke. Sehr bald wendeten nun die Katholiken die Sache so,
daß sie meinten, dieses Recht beziehe sich nur auf die protestantischen
Stande*), nicht aber auf deren Unterthanen, oder auf die Unterthanen
der katholischen Stande. Natürlich wollten die Protestanten von einer
solchen Einschränkung Nichts wissen. Sie behaupteten, im vollen Rechte
zu sein, als sich die protestantischen Unterthanen des Prager Erzbischofs
im Städtchen Klo stergrab und die Unterthanen des Abtes von Brau-
nau zu Braunau eine Kirche errichteten (1617). Der Erzbischof und
der Abt beschwerten sich zwar beim Kaiser, dieser mißbilligte auch den
Schritt der Protestanten, aber Letztere bauten ruhig fort. Der Kaiser
befahl hierauf, beide Kirchen niederzureißen. Wirklich geschah auch dies
mit der Kirche zu Klostergrab, wahrend die in Braunau verschlossen
wurde.
Einen Schrei des Entsetzens stießen jetzt alle böhmischen Protestan-
ten aus. Der M a j e sta ts b r i e f i st verletzt! hallte es überall wie-
der. Aller Blicke richteten sich abermals auf Matthias von Thurn.
Eiligst rief er Abgeordnete der protestantischen Stande zu einer Versamm-
*) Stande waren Besitzer größerer Herrschaften, welchen über die Bcwoh-
ner ihrer Ländereien gewisse Negiernngorechte znstandcn.
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst]]
TM Hauptwörter (100): [T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod]]
TM Hauptwörter (200): [T40: [Protestant Kaiser Kirche Katholik Reichstag Jahr Lehre Reformation Augsburger Land], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte]]
Extrahierte Personennamen: Ferdinand_König Ferdinand Ferdinands Matthias_von_Thurn
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nannten sich seine getreuen Unterthanen, und ihr Bestreben ginge nur
dahin, die alten Rechte zu schützen und zu erhalten. Der Kaiser gerieth
in große Verlegenheit und war zum Nachgeben geneigt. Seine Rache
stimmten ihm bei. Anderer Meinung jedoch war der Erzherzog Ferdi-
nand. Er meinte, der Kaiser muffe das Aeußerste wagen und sofort die
Waffen ergreifen, um die Ungehorsamen auf's Härteste zu bestrafen.
Matthias wählte aber den Frieden, statt des Krieges. Er versprach so-
gar öffentlich, den Majestatsbrief nie wieder zu verletzen, aber diese Zu-
sage blieb ohne Wirkung. In Kurzem erstreckte sich der Aufstand fast
über das ganze Land, die kaiserlichen Truppen rückten ein, gelangten aber
sehr bald zu der Ueberzeugung, daß jeder Schritt vorwärts nur durch hef-
tiges Blutvergießen erkämpft werden könne.
Die böhmische Angelegenheit wurde bald eine deutsche. Die
Häupter der Union versprachen Hülfe und in Kurzem rückte Graf Peter
Ernst von Mansfeld, ein geborner Krieger, in Böhmen ein. Des
Kaisers Lage wurde immer verwickelter; da schloß er den 10. Marz 1619
die Augen zum ewigen Frieden. Den erledigten Thron bestieg Ferdi-
nand H., ein unversöhnlicher Feind der Protestanten. Da derselbe un-
verholen den Grundsatz aussprach: „Lieber nicht zu regieren, als über
Ketzer," so beschlossen die Böhmen, ihn nicht als König anzuerkennen.
Wohin Ferdinand blickte, sah er für sich nur Unheil und Verderben.
Schlesien und Mahren traten offen auf die Seite der Böhmen. Oester-
reich schwankte und Ungarn, das gegen die Türken auf derhut sein mußte,
war ebenfalls ein unsicherer Stützpunkt seiner Macht.
Gras Thurn überschritt siegreich die böhmischen Grenzen und siel in
Mahren ein, das ihn mit offenen Armen aufnahm. Hierauf drang er
im Siegeslauf sogar bis Wien vor und besetzte die Vorstädte. Schrecken
und Verwirrung auf der einen, Freude und Hoffnung herrschten auf der
andern Seite in der Kaiserstadt. Ferdinand schien unrettbar verloren.
Die protestantischen Einwohner wollten nicht allein dem Grafen Thurn
die Thore öffnen, sondern auch den Kaiser gefangen nehmen, in ein
Kloster stecken, seine Kinder in der evangelischen Konfession erziehen und
des Kaisers Anhänger umbringen. In der That schien die persönliche
Sicherheit des Kaisers gefährdet zu sein. Sechzehn österreichische Herren
drangen nämlich in die kaiserliche Burg ein, überhäuften den Kaiser mit
den bittersten Vorwürfen und wollten ihn zwingen, mit den Böhmen ein
Bündniß zu schließen. Als der Kaiser diese Forderung verweigerte, trat
Andreas Thronradel naher zu ihm, erfaßte ihn beim Wammse, schüttelte
ihn unsanft und rief ihm mit donnernder Stimme zu: „Ferdinand ergieb
Dich, Du mußt unterschreiben!" Der Kaiser verharrte bei seiner Ver-
weigerung.
Plötzlich nahm dieser Auftritt, sowie die ganze Angelegenheit eine
andre Wendung. Ein geringfügiger Umstand war, wie schon oft, in sei-
nen Folgen von unberechenbarer Wichtigkeit. 500 Kürassiere waren in
Wien eingerückt und, ohne zu wissen, was im kaiserlichen Schlosse vor-
ging, ritten sie unter Trompetenschall über den Burgplatz, um den Kaiser
TM Hauptwörter (50): [T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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TM Hauptwörter (200): [T40: [Protestant Kaiser Kirche Katholik Reichstag Jahr Lehre Reformation Augsburger Land], T30: [Gustav Schweden Adolf Wallenstein Kaiser Heer Tilly König Krieg Schlacht], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke]]
Extrahierte Personennamen: Matthias Peter
Ernst_von_Mansfeld Ernst Ferdinand Ferdinand Andreas_Thronradel
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ihre Aufwartung zu machen. Die Verschwornen glaubten, ein ganzes
Regiment habe die Burg umstellt, eilten von dannen und flohen in
Thurn's Lager. Neuer Muth erfüllte den Kaiser und die katholischen
Einwohner. Man traf Anstalten zum Widerstande und da Thurn mitt-
lerweile die Nachricht erhielt, daß die kaiserlichenhülfstruppen in Böhmen
reißende Fortschritte machten und sogar Prag bedrohten, mußte er die
Belagerung aufgeben.
Ferdinand athmete wieder frei auf. Vor Allem lag ihm nun daran,
sein Haupt mit der deutschen Kaiserkrone zu schmücken. Ohne Kampf
sollte ihm auch dieser Wunsch nicht erfüllt werden. Die meisten deutschen
Fürsten stimmten gegen ihn, da sie in ihm nur den heftigsten Feind ihres
Glaubens erblickten; dagegen boten die geistlichen Kurfürsten und der
Kurfürst von Sachsen, Johann Georg I., Alles auf, die Kaiserkrone
bei dem Hause Oesterreich zu erhalten. Ihren ernsten Willen krönte ein
erwünschter Erfolg. Die Wahl lenkte sich endlich auf Ferdinand und
im August 1619 erkannte man ihn allgemein als Kaiser an.
Wahl eines böhmischen Königs. Die Freude über den
neuen Sieg wurde dem Kaiser indeß von einer andern Seite her sehr ver-
bittert- In demselben Monate, in welchem man sein Haupt mit der
deutschen Kaiserkrone zierte, ging für ihn Böhmens Königskrone verloren.
Böhmen, Mahren, Schlesien und die Lausitzen schloffen sich enger an ein-
ander an, um für jeden Preis die religiöse und bürgerliche Freiheit ihrer
Lander gegen Ferdinands Eingriffe zu wahren. Vor aller Welt erklärte
man, „Ferdinand sei ein Feind der Gewiffensfreiheit, ein Diener der
Jesuiten, ein Mensch, der Böhmen ins Unglück gestürzt, und den Krieg
über das Land herbeigeführt habe." Man schritt zur Wahl eines neuen
Königs und diese siel auf den reformirten Kurfürsten von der Pfalz,
F r i e d r i ch V. Diese Wahl war eine unglückliche.
Dem jungen Friedrich fehlte es keineswegs an Macht, diesen damals
so hochwichtigen Posten gegen seine Feinde zu vertheidigen; nein, es fehlte
ihm Willensstärke und Umsicht. Er war ein heiterer, lebenslustiger
Mann, der nur Zugriff, wenn man ihm das Glück in offnen Händen ent-
gegen brachte, dem es aber nicht beikam, es zu erkämpfen und seine Erhal-
tung zu vertheidigen. Außerdem sahen auch die evangelisch-lutherischen
Fürsten, namentlich der Kurfürst von Sachsen, mit Mißvergnügen auf
diese Wahl. Fast scheint es, als habe den jungen Friedrich auch eine
dunkl-e Ahnung von der Unsicherheit seines neuen Glückes beschlichen. So
sehr er nämlich diese Wahl gewünscht, so konnte er doch eine gewisse
Aengstlichkeit nicht unterdrücken, als er am Ziele seines Strcbens stand;
er zeigte sich sogar unentschlossen, ob er die Wahl annehmen solle oder
nicht. Anstatt mit sich einmal recht ernstlich zu Rache zu gehen, hörte er
nur auf die Meinungen Anderer. Seine Mutter, der Kurfürst von
Sachsen, der Herzog von Baiern und selbst sein Schwiegervater, Jakob I.
von England, riechen ihm, diese gefahrvolle Krone nicht anzunehmen.
Sein Beichtvater und seine Gemahlin Eleonore waren aber anderer
Ansicht. Letztere sagte sogar: „Du konntest Dich vermessen, um die
TM Hauptwörter (50): [T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst]]
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TM Hauptwörter (200): [T55: [Friedrich Kaiser Kurfürst Herzog Sachsen Johann Karl Land Bayern Wilhelm], T40: [Protestant Kaiser Kirche Katholik Reichstag Jahr Lehre Reformation Augsburger Land], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution]]
Extrahierte Personennamen: Ferdinand Johann_Georg_I. Johann Ferdinand August Ferdinands Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Jakob_I.
von_England Eleonore
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Hand einerkönigstochter zu freien und bebst zurück vor ebner Krone,welche
man Dir entgegen bringt. Lieber will ich Brod essen an einer königlichen
Tafel, als an Deinem kurfürstlichen Tische schwelgen."
Friedrich widerstand nicht langer, er nahm die Wahl an und wurde
den 4. Novbr. 1619 in Prag mit Glanz und Pracht gekrönt. Alles ging
anfangs nach Wunsch und Friedrich schien ein auserlesenes Schooßkind
des Glückes zu sein. Schlesien und Mahren huldigten ihm ebenfalls und
mehrere Staaten Europas erkannten ihn sogleich als rechtmäßigen König
von Böhmen an. Auch schien das Waffenglück ihm lächeln zu wollen.
Die böhmische Armee stand zum zweiten Male vor Wiens Mauern und
trieb den Kaiser abermals in die Enge. Bald zeigte sich aber in Friedrichs
Heere der bitterste Mangel, der durch eine empfindliche Kalte noch ver-
mehrt wurde. Die Böhmen eilten nach Hause und Ferdinand war wie-
derum gerettet.
Weislich benutzte der Kaiser diese glückliche Wendung der Dinge,
wahrend Friedrich unthatig blieb. Ferdinand wendete sich mit der drin-
genden Bitte an seinen Jugendfreund und Schwager, Maximilian von
Baiern, ihm seine Hülfe zu widmen und als Oberhaupt der Liga gegen
Böhmen, sowie gegen die Union ins Feld zu ziehen. Hierauf schloß er
mit Spanien ein Bündniß, welcher Staat versprach, von den Niederlan-
den aus, die damals zu Spanien gehörten, in Friedrichs Erblander ein-
zufallen. Durch Sachsens Vermittelung kam außerdem zwischen mehre-
ren deutschen Fürsten noch ein neues Bündniß zu Stande, nach welchem
man dem Kaiser beistehen und ihm sogar zur Wiedererlangung Böhmens
behülflich sein wollte. Maximilian zog ein Heer zusammen und es gelang
ihm, die Unirten zu überlisten und sie zur Auflösung ihres Heeres zu
bestimmen.
Was that denn Friedrich, um der drohenden Gefahr die Stirn zu
bieten? Sorglos verließ er sich auf fremde Hülfe, lebte alle Tage herrlich
und in Freuden und vergeudete auf diese Weise Summen Geldes, die er
zur Ausrüstung eines Heeres nothwendiger gebraucht hatte. Der zuge-
sagte Beistand Dänemarks, Schwedens, Hollands und anderer Staaten
blieb aus und selbst sein Schwiegervater that so gut als Nichts zu seiner
Unterstützung. Ein ewiger Schandfleck in drr Geschichte des 30jahrigen
Krieges bleibt es, daß sogar die Union mit der Liga Frieden schloß. Alle
diese Vorgänge öffneten Friedrich keineswegs die Augen über seine gefähr-
liche Lage. Hatte er sich ganz in die Arme seiner Böhmen geworfen, so
wäre er auch jetzt noch seinen Feinden gewachsen gewesen; allein er wollte
mit sehenden Augen nicht sehen. Seine Sorglosigkeit wandte die Herzen
seiner Unterthanen von ihm ab, die nur zu bald zu der trostlosen Gewiß-
heit gelangten, daß ihr König seiner Zeit nicht gewachsen sei.
Die Schlacht auf dem weißen Berge. Maximilian rückte un-
erwartet mit 50,000 Mann in Böhmen ein, nahm eine Stadt nach der
andern und wo er auf Widerstand stieß, verscheuchte er den Feind, wie
Spreu, die der Wind zerstreuet. ■ Schlesien und die Lausitz hatten Hülfe
versprochen, konnten aber ihr Wort nicht halten, da inzwischen der Kur-
TM Hauptwörter (50): [T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T85: [Friedrich Schlacht Heer Sachsen Schlesien Sieg König Böhmen Feind Kaiser], T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann]]
TM Hauptwörter (200): [T55: [Friedrich Kaiser Kurfürst Herzog Sachsen Johann Karl Land Bayern Wilhelm], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution], T198: [Friedrich Schlacht Heer Schlesien Sachsen Armee Sieg General Mann Feind], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch]]
Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Novbr Friedrich Friedrich Friedrichs Ferdinand Friedrich Friedrich Ferdinand Maximilian_von
Baiern Maximilian Friedrichs Maximilian Maximilian Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Maximilian Maximilian
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erhielt Böhmen einen kaiserlichen Statthalter, Maximilian reiste wieder
nach München, sein Feldherr Tilly blieb aber mit einem Theile des
Heeres in Prag zurück.— In Wien und Rom frohlockte man vor Freude
und Maximilians Ruhm wurde vom Papste und Kaiser bis in den Him-
mel erhoben. Fast unter allen Protestanten zeigte sich Schrecken und
Verwirrung; nirgends nahm man ernstlichen Widerstand wahr und so
wagte es der Kaiser sogar, über Friedrich und die mit ihm verbündeten
Fürsten die Acht auszusprechen, ohne doch vorher die Kurfürsten gehört
zu haben. Dies war ein Gewaltstreich, den zwar die meisten mit einem
tiefen Ach! begleiteten, der aber ihr Zagen nur vergrößerte. Nirgends
zeigte sich ein Freund, welcher entschieden für den unglücklichen Friedrich
in die Schranken getreten ware. Jeder suchte das Seine, mochte es dem
Nächsten gehen wie es wolle.
Ohne Etwas thun zu können, mußte es Friedrich ruhig geschehen
lasten, daß die Spanier in Kurpfalz einsielen, ihre Winterquartiere hier
nahmen und das Land aussogen und verwüsteten. Die Unirten konnten
helfen, aber es geschah nicht viel. Sie wünschten dem Kaiser Glück zu
dem Siege und da sie endlich doch den Verwüstungen der Spanier Einhalt
thun wollten, entschuldigten sie sich sogar bei dem Kaiser und setzten
demüthig hinzu, daß dies nicht ihm, sondern den Spaniern gegolten habe.
Die Union, die Großes auszuführen im Stande gewesen wäre, löste sich
1620 auf. Wohin man blickte, stieß man auf Zittern und Zagen, auf
Wankelmuth und Abfall vom Glauben der Vater.
Ungescheut behandelte ferner der Kaiser Böhmen nach Willkür als
ein erobertes Land. Zwar ließ er seinem Zorne nicht augenblicklich freien
Lauf, sondern verzog drei Monate, um die Gemüther sicher zu machen und
die Geflüchteten zur Rückkehr zu bewegen. Wirklich gelang ihm auch diese
List und Mancher kehrte mit der Hoffnung in's theure Vaterland zurück,
das Vergangene sei vergesten. Unerwartet aber brach ein furchtbares
Ungewitter über das sicher gewordene Land herein. So ließ der Kaiser
nur allein in Prag 48 der angesehensten Einwohner, die sich unter Fried-
rich durch Wort und That ausgezeichnet hatten, verhaften, vor ein Gericht
ziehen und 24 durch das Schwert und 3 durch den Strang hinrichten.
Zwölf Köpfe und 4 abgehauene Hände wurden auf den Thoren und
Brücken und 2 Leichname auf den Straßen aufgestellt. Blutdürstende
Dragoner durchzogen das Land und wer nicht in die katholische Kirche zu-
rückkehren wollte, wurde ohne Barmherzigkeit niedergestoßen. Tausende
von Familien verloren Hab und Gut; die eingezogenen Güter überstiegen
die Summe von 5 Mill. Thalern. 30,000 Familien, die man aber vor-
her an den Bettelstab zu bringen suchte, wunderten aus und fanden in
Sachsen und Brandenburg ihr zweites Vaterland.
Die Jesuiten und Mönche erkannten bald, daß Böhmen ein reiches
Feld für ihre Thatigkeit sei. Wie Heuschrecken überschwemmten sie das
Land, um die Evangelischen durch Zureden, Versprechungen und Droh-
ungen zumabfall von ihrer Kirche zu bewegen. Spottend riefen sie den
Auswanderern nach: „Wo wollt ihr hin! Des Papstes und des Kaisers
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T85: [Friedrich Schlacht Heer Sachsen Schlesien Sieg König Böhmen Feind Kaiser]]
TM Hauptwörter (200): [T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T143: [Stadt Kind Tag Haus Straße Mann Mensch Weiber Nacht Soldat], T55: [Friedrich Kaiser Kurfürst Herzog Sachsen Johann Karl Land Bayern Wilhelm], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T40: [Protestant Kaiser Kirche Katholik Reichstag Jahr Lehre Reformation Augsburger Land]]
Extrahierte Personennamen: Maximilian Maximilian Tilly Maximilians Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Prag Wien Rom Maximilians Prag Sachsen Brandenburg
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Hälfte seines Heeres. - Die geretteten Trümmer erreichten endlich die
mansfeldifchen Truppen und so hatte Mansfeld wenigstens einigen Zu-
wachs erhalten.
Der Kaiser kam bald zu der Einsicht, daß ihre gänzliche Besiegung
langwierig werden würde. Abermals verschmähte er es nicht, zur List zu
greifen. „Ich bin nicht abgeneigt," sagte er, „Friedrich wieder in
seine Erblander einzusetzen, aber derselbe muß vorher alle Feindseligkeiten
einstellen und Mansfeld und Christian entlasten." Friedrich traute den
glatten Worten des Kaisers und entsagte aller Gemeinschaft mit seinen
Bundesgenosten. Diese mußten Deutschland verlassen und kamen nach
unsäglichen Mühen und Beschwerden mit einem ganz zusammengeschmol-
zenen Heere endlich in Holland an.
Dem Kaiser war es mit seinem Versprechen keineswegs Ernst ge-
wesen. Auf dem Kurfürstentage in Regensburg mußte Friedrich mit
blutendem Herzen die Erfahrung machen, daß Maximilian von Baiern
mit der Kurpfalz belehnt wurde. Um keinen ernstlichen Widerspruch zu
erfahren, beschwichtigte der Kaiser zuerst den mächtigsten Reichssürsten
unter den Protestanten, den Kurfürsten von Sachsen. Dies gelang ihm
bald, da er ihm die Lausitzen noch langer pfandweise überließ, und einige
andere brachte er dadurch zum Schweigen, daß er ihrer Habsucht Aussich-
ten zur Befriedigung machte. Die schöne Pfalz wurde unter dem katho-
lischen Oberherrn bald ein zweites unglückliches Böhmen. Wer dem
evangelischen Glauben nicht entsagen wollte, mußte den heimathlichen
Boden verkästen und in fremden Gegenden eine Zufluchtsstätte aufsuchen.
Schaarenweise strömten die Jesuiten herbei und in kurzer Zeit war die
Pfalz in ein katholisches Land umgewandelt.
Iv. Der dänische oder niedersächsische Krieg.
Abermals schien der Krieg zu Ende zu sein, wenigstens stand dem
Kaiser kein Feind mehr gegenüber; aber dennoch entließ er sein Heer nicht.
Dieser Umstand brachte die Evangelischen zu immer größerer Gewißheit, daß
es auf ihre völlige Unterdrückung abgesehen sei. Selbst die übrigen europäi-
schen Staaten richteten ihre Blicke mit Mißtrauen nach Wien, weil die wach-
sendemachtdeskaiserssi'e mitbesocgniß erfüllte. Das nördliche Deutsch-
land, von Tilly bedroht, suchte die Schwerter zuerst wieder hervor. Eng-
land, Holland und die andern Großmächte Europa's versprachen Unter-
stützungsgelder, und so wurde es möglich, in kurzer Zeit 60,000 Mann
auszurüsten. Die Herzöge von Mecklenburg und Braunschweig, sowie
Mansfeld und Christian, schlossen sich mit ihren Truppen dem Bundes-
heere an. Lange war man wegen der Wahl des Kriegsobersten zweifelhaft.
Endlich entschied man sich für Christian Iv., König von Dänemark.
Mit einem Heere von nahe an 100,000 Mann umgeben, hoffte dieser, den
Krieg sehr bald zu Ende zu führen; die Folgezeit lehrte ihm aber, daß diese
Erwartung eine bittere Täuschung war.
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Extrahierte Personennamen: Christian Friedrich Friedrich Ernst Friedrich Friedrich Maximilian_von_Baiern Maximilian Tilly Christian Christian_Iv. Dänemark
Extrahierte Ortsnamen: Mansfeld Mansfeld Deutschland Holland Regensburg Sachsen Wien Holland Braunschweig
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Evangelische Volksschule
Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
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den Kämpfen mit Friedrich diente er im Heere als Oberster und zeichnete
sich rühmlichst aus. Der Kaiser beschenkte ihn mit vielen eingezogenen
Gütern, und da Wallenstein auch große Summen auf seinen Kriegszügen
erpreßte, so erreichte sein Vermögen eine fast unglaubliche Höhe. Im
Jahre 1624 ernannte ihn der Kaiser zum Herzoge von Friedland, einer
Herrschaft, welche 9 Städte und 57 Dörfer umfaßte.
An diesen Mann, welchen das Glück anfangs gleichsam auf dem
Fuße nachzueilen schien, erging im Jahre 1625 von dem Kaiser die Auf-
forderung, ihm ein Heer von 20,000 Mann zu werben. Wallenstein er-
bot sich, das ganze Heer aus eignen Mitteln auszurüsten und zu erhalten,
wenn ihm der Kaiser gestatten wolle, dasselbe bis auf 40 — 50,000 Mann
vergrößern zu dürfen. Die kaiserlichen Rathe verspotteten dieses Aner-
bieten und sahen in Wallenstein nur einen ehrgeizigen, großsprecherischen
Mann. Der Kaiser, ohne eigne Mittel, überließ ihm vertrauensvoll die
unbeschrankte Ausrüstung des Heeres, ja er ertheilte ihm sogar das Recht,
die Ofsicierstellen selbst zu besetzen. Als „General-Oberster-Feldhaupt-
mann" trat Wallenstein im Juli 1625 an die Spitze seinesheeres. Von
allen Seiten strömten seinen Fahnen junge Männer zu, hoffend, unter ihm
zu Ehrenstellen und Vermögen zu gelangen. Gestattete er seinen Sol-
daten in Feindes Land nach Willkür zu plündern und zu rauben, so bestrafte
er dagegen den geringsten Ungehorsam gegen sein Gebot auf's Härteste.
„Laßt die Bestie hangen," lautetegewöhnlich das kurze, aber unabänderliche
Urtheil. Als Feldherr trug Wattenstein eine Kleidung von wunderlichem
Schnitte. Ein spanischer Kragen hing über einem Reiterrocke von Elens-
leder und seinen Hut schmückte, wie bei Tilly, eine rothe Feder. Seine
Ofsi'ciere bewirthete er mit kaiserlichem Aufwands.
Der Kaiser wünschte, daß sich sein Heer mit Tilly's Truppen ver-
einigen möchte, aber Wallenstein zog es vor, seinen Waffenruhm ohne
einen Kampfgenossen zu begründen. Er kümmerte sich nicht um den
baierschen Feldhercn, sondern siel in das magdeburgische Gebiet ein, brand-
schatzte dasland undbeschäftigte sich mitdem Plane, dem dänischen Könige
in den Rücken zu fallen und dann in dessen Länder einzudringen. Christian
erkannte sogleich das Gefährliche seiner Lage und trug deshalb Mansfeld
auf, Wallenstein's Plan zu vereiteln. Mansfeld verhütete auch wirklich
das Vordringen des Friedländers, wurde aber endlich an der Dessauer
Brücke im Rücken angesallen und gänzlich geschlagen. Der Besiegte eilte
durch Schlesien nach Ungarn, um sich mit dem Fürsten Bethlengabor
von Siebenbürgen, einem Feinde des Kaisers, zu vereinigen. Wal-
lenstein eilte seinem Gegner nach, um diese Verbindung zu verhindern.
Da Mansfeld ohne alle Geldmittel war, lehnte der Fürst eine Verbindung
ab. Der flüchtig gewordene Krieger setzte seinen Marsch nach Venedig
weiter fort, um Geldunterstützungen von England zu erwarten. Unter-
wegs wurde er krank und da er sich dem Tode nahe fühlte, ließ er sich seinen
Harnisch anlegen und seinen Degen umschnallen. So wankte er in's
Freie hinaus und, auf zweisoldaten gestützt, erwarteteer stehend den Tod.
Wallenstein war in Ungarn unglücklich. Durchs Schwert und
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Wattenstein Tilly Christian
Extrahierte Ortsnamen: Friedland Mansfeld Ungarn Mansfeld England Ungarn
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Evangelische Volksschule
Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
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f<e allmälig zu bemächtigen, weshalb er auch dem neuen Reichsfürsten den
Titel beilegte: „Admiral der Nord- und Ostsee."
Jemehr der Mensch hat, destomehr begehrt er gewöhnlich. Wallen-
stein begnügte sich nicht mit der erlangten Macht. Tag und Nacht beschäf-
tigte ihn der Gedanke, das benachbarte Pommern mit Mecklenburg zu ver-
einigen. Dies ermöglichen zu können, erschien ihm leicht, da der pom-
merischeherzog(Bogislav) alt und kinderlos war. Zunächst sollte Stral-
sund mecklenburgische Truppen aufnehmen. Die Bürger weigerten sich
und da sie von der Seeseite her Unterstützung erhielten, setzten sie dem ge-
fürchteten Friedländer Widerstand entgegen. Im Frühjahre 1628 bela-
gerte er die Stadt und da die Gegenwehr fortgesetzt wurde, ergrimmte der
sieggewohnte Held dermaßen, daß er ausrief: „Und wenn die Stadt mit
Ketten an den Himmel gebunden wäre, so muß sie doch herunter!" Ein
Sturm nach dem andern blieb erfolglos, 10 — 12000 der tapfersten
Krieger waren hingeopfert und Wallenstein mußte sich endlich zum Rück-
züge bequemen. Das verheerte Deutschland schien des Friedens sich bald
wieder erfreuen zu können. Wallenstein war nämlich als Herzog von
Mecklenburg Dänemarks Nachbar und er hielt den Besitz seines Landes
für so lange nicht recht gesichert, als er mit Dänemark in Feindschaft lebte.
Er bewog deshalb den Kaiser, mit Christian Frieden zu schließen. Im
Mai 1629 kam derselbe zu Lüb eck auch wirklich zu Stande und war zur
allgemeinen Verwunderung für Dänemark höchst günstig. Christian erhielt
nicht nur alle seine verlornen Länder wieder zurück, sondern hatte auch nicht
einen Pfennig Kriegskosten zu zahlen, mußte aber dafür dem
Bunde mit den protestantischen Fürsten entsagen und
Wallenstein als Herzog von Mecklenburg anerkennen.
Das Nestitutionsedikt. Abermals stand der Kaiser als Sieger
da, abermals lag das Geschickdeutschlands in seinen Händen. Von allen
Seiten her gab sich der Wunsch nach einem allgemeinen Frieden laut zu
erkennen. Dessenungeachtet kam derselbe nicht zu Stande. Die Katho-
liken wollten durch denselben an Rechten gewinnen, die Protestanten
dagegen nichts aufgeben. Die blutige Kriegsfackel entzündete sich auf's
Neue und ihr Wüthen war furchtbarer, als zuvor-
Hatteferdinand den Protestanten in seinen Erbstaaten erklärt: „Ent-
weder ihre Religion zu ändern, oder das Land zu verlaffen," so machten ihn
endlich die neuen Siege so dreist, daß er mit dem Bestreben frei und offen
hervortrat, ganz Deutschland wieder in den Schooß der katholischen Kirche
zurückzuführen. Vor dem Lübecker Frieden schon hatten ihn die Katho-
liken bestürmt, die Protestanten zu zwingen, alle seit dem Passauer Ver-
trage eingezogenen geistlichen Güter an die Katholiken wieder herauszu-
geben. So erwünscht auch dem Kaiser dieser Antrag kam, so zauderte er
doch lange, mit diesem Begehren hervorzutreten, namentlich fürchtete er,
hierdurch seinen mächtigen Freund, den Kurfürsten von Sachsen, zu belei-
digen. Als aber durch den Lübecker Frieden die Angelegenheiten der
Protestanten fast ganz zu Boden getreten waren, zögerte Ferdinand nicht
länger, jene unheilvolle Forderung vor aller Welt auszusprechen. Den
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Extrahierte Personennamen: Bogislav Mecklenburg_Dänemarks Christian Christian Ferdinand
Extrahierte Ortsnamen: Ostsee Deutschland Deutschland Sachsen