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1. Deutsche Schulgeographie - S. 143

1908 - Gotha : Perthes
143 den Gebirgsketten gelegenen Hochflächen der Schotts (Salzseen) sind dagegen dürre Steppenlandschaften. Die ursprünglichen Bewohner sind die hamitischen Berbern (in Algerien Kabylen genannt), außerdem leben hier viele Araber und Juden. Die drei Atlasländer sind: 1. Marokko (im Altertum Mauretanien), ein mohammedanischer Staat,- der sich bis jetzt gegen Europäer ängstlich abgesperrt hat. Der Sultan residiert abwechselnd in Marokkos und Fes (fes); Tanger (tändscher) ist der Sitz der Vertreter der europäischen Mächte. 2. Algeriens (alscherien, im Altertum Nnmidien^)) ist die wichtigste französische Kolonie, reich an Getreide, Wein und Vieh. Die drei Provinzen benennen sich nach den drei wichtigsten Städten Algiers (alschlr), Oran und Constantine^). m 3. Tunis (als römische Kolonie Afrika genannt, welcher Name dann auf den ganzen Erdteil übergegangen ist) wird noch von einem eigenes Fürsten regiert, der aber unter französischer Oberhoheit steht. Die Haupt- stadt ist T u n i s. Nicht weit davon lag im Altertum Karthagos eine der berühmtesten phönicischen Kolonien und Handelsstädte, die im Kampfe mit Rom um die Herrschaft über das Mittelmeer untergegangen ist. § 183. Die Sahara 6), die größte Wüste der Erde (so groß wie Rußland, Skandinavien und Dänemark), ist ein Tafelland von 460 m mittlerer Höhe, aus der ausgedehnte Felsengebirge (besonders Tibesti) her- vorragen. Der Boden ist entweder nackter Fels oder mit großen und kleinen scharskantigen Steinen oder mit Sand bedeckt, den der Wind zu lang- gestreckten Hügelreihen (Dünen) auswirft. Man unterscheidet daher Stein- und Sandwüste. Da der Regen oft jahrelang ausbleibt, so fehlt der Pflanzenwuchs ganz oder besteht nur aus ärmlichen Dornstränchern und Kräutern, die aber dem Kamel (dem „Schiff der Wüste") wegen ihres Salzgehaltes eine willkommene Nahrung bieten. Wenn aber auch (mit Ausnahme des Nils) keine Flüsse die Wüste durchziehen, so fehlt es doch nicht an unterirdischen Wasserläufen (Grundwasser), die entweder in natürlichen Bodensenkungen oder durch Brunnenbohrung erschlossen zu Tage treten und an diesen Stellen die Wüste zu fruchtbaren Oasen?) umschaffen. Hier sammelt sich eine seßhafte Bevölkerung, der die Dattel- palme die Hauptnahrung bietet. (Vgl. D. Sch.-A. 50 und 48.) x) Marokko --- die Geschmückte, wegen ihrer schönen Lage am Fuße des Atlas, a) Algier --- Inseln (arabisch El-Dschesair), weil auf vier Inseln erbaut. Davon dann der Name des Landes. а) D. h. Land der Hirten (Nomas griechisch, ---- Hirt, daher auch Nomaden). 4) Nach Kaiser Konstantin d. Gr. б) = Neustadt. 6) Arabisch, = steinige Fläche. *) Griechisches Wort, dem Altägyptischen entlehnt (uad Station).

2. Deutscher Aufstieg 1750 - 1914 - S. uncounted

1914 - Gotha : Perthes
Allgemeine Geschichte Briefe des Generals Neidhardt von j Sneisenau 1809—1815. «-lamm-» und h-mu-- ——. „ —-------------—— gegeben von Professor Dr. Z. b. Vflugk-Harltung, Geh. Archivrat. Mit dem Faksimile eines Briefes Gneisenaus. Xii u. 180 6. M. 3.60 Gneisenaus Name ist mit der großen Zeit vor 100 Jahren innig verbunden, und es braucht kaum gesagt zu werden, wie willkommen eine Sammlung von Briefen ist, die, bisher ungedruckt, in den Archiven verborgen, uns die Persönlichkeit des bedeutenden, scharf beobachtenden und rücksichtslos urteilenden Generals näher bringen. Schwab. Merkur 1913 Nr. m. Das Vreußlfche Heer und die Norddeutschen Bunbestruvpen unter General V Kleist 1815 Von 2. v. Vflugk-Harnung. 1 X u. 276 S. M. 5.- Es ist ein wissenschaftlich bedeutendes, dabei fesselnd geschriebenes Buch, an dem der Forscher, der sich mit dieser Periode beschäftigt, nicht vorübergehen kann. Mitteilung, a. b. histor. Literatur 1913. So muß man dem Werke als einer Fundgrube für den Geschichtschreiber und als einer ebenso belehrenden wie angenehmen Lektüre für weitere Kreise aufrichtig die größte Verbreitung wünschen. Militär-Literatur-Zeitung 1912 Nr. l. loo Mehrungen aus der Leit der Be- freiunaßfrime Zusammengestellt von Professor Dr. tmuziysnu^r. ^ Dütschke. geb. M. 1 — Der weite Kreis des literarisch gebildeten Publikums wird gern zu einem Buche greifen, in dem der Pulsschlag jener bewegten Zeit lebendig wird und der Klang, der sie belebend durchhallte, noch heute so frisch wie damals widerklingt. Hallesche Zeitung 1902 Nr. 228. Friedlich Andreas Verthes 2i.-G. Gotha

3. Bilder aus dem Deutschen Reiche - S. 91

1890 - Gotha : Behrend
Der Odenwald, 91 steiners. Deutlich wollen die Landleute dieser Gegend den nächtlichen Zug von Reitern, Wagen, Heergerät u. a. gehört, aber niemals gesehen haben. Kehrt das Geisterheer bald wieder zurück, so hat die Sache nicht viel zu bedeuten; bleibt es aber lange entfernt, ist böser Krieg zu er- warten. Der letzte Umzug des wilden Jägers d. h. des „watenden" Sturmgottes Wodan, der durch die in Gebirgsgegenden häufig vor- kommenden Windstöße veranlaßt wird, soll im Dezember des Jahres 1815 geschehen sein. Die vormalige knrpsälzische Regierung hat wiederholt zu verschiedenen Zeiten gerichtliche Zeugenverhöre über die Erscheinungen des Geistes anstellen lassen, aber nie deren Resultat bekannt gemacht. 2. Die Bewohner des Odenwaldes, Abkömmlinge der hier zurück- gebliebenen und durch Klodwigs Eroberungen in fränkische Knechtschaft geratenen Alemannen, haben insbesondere durch den dreißigjährigen Krieg und die französischen Verheerungen der Jahre 1688 bis 1699 viel gelitten; die leergewordenen Striche wurden durch neue Einwanderer aus der Schweiz und aus Sachsen wieder bevölkert. Nur in der Grafschaft Erbach und in der Herrschaft Breuberg hielt sich ein wackerer Kern der Bevölkerung. Hier blieben auch bis heute manche uralte deutsche Rechtsgewohnheiten haften, während daneben das offene freie Gericht, der Centverband, Recht und Pflicht der Waffen seit der Mitte des vorigen Jahrhunderts verschwunden sind und nur etwa eine „Cent- linde" noch an die Zeit erinnert, wo das freie Gericht im Freien ge- hegt wurde. Auch die Mundart hat im Erbachschen noch manches Eigentümliche bewahrt, was in anderen Gegenden des Odenwaldes schon verschwunden ist. Bei Einweihung eines Schildes „zum Hirsch" redete ein Bursch von Wald-Bullau seine Genossen folgendermaßen an: Ich griefs aich all, eer liewe lait, die eer zum fescht hait kumme seid; e vivat hoch! de jung un alte! die noch uf alte braich ebbs halte ; die munder .seen zu rechter zeit, un darum aa senn kumme hait. Jetz gebb mer's glas her, kummerad, un halt nor die budell barad! Defs erschte glas mit purem wei, es soll zu aller gsundheit sei; defs zwatte, defs ich drinke aus, vivat! es gilt dem herschwertshaus ! Hallo, bafst uf, jetz weis ichs schild, seht her, de hersch, e koschtba bild! es is e bild vum Oorewald, Wo's jagdhorn schallt, die büchse knallt. Ei bravo! mäddche, aierm fleifs! Ar kränz verdien kaan klaane preis.

4. Bilder aus dem Deutschen Reiche - S. 170

1890 - Gotha : Behrend
] 70 Bilder aus den süddeutschen Landschaften. wärts gekrümmt sein muß. Mit ihm wird aus Leibeskräften auf das dicke Eis geschlagen. Es bedarf manchmal eines Dutzend Hiebe, bis dieses bricht und die Smaragdflut des See's dem Arbeiter aufgepeitscht ius Gesicht spritzt. Wie davon die Armmuskeln geprellt werden, läßt sich denken. Ich für meinen Teil habe mich an dem Geschäfte deshalb beteiligt, weil mich der langandauernde Winter ärgerte und ich meinen Zorn an seinem Erzeugnis, der Frostbrücke, auslassen wollte. Ich schlug grausam darauf los, und schwere Schweißtropfen fielen auf die zer- schmetterten Trümmer; aber der Geschlagene war ich, nicht der grimmige Eiskönig. Frei und munter kehrten wir zum längst bereiten Abendessen zurück. Die Amseln, welche noch nicht erfroren waren, Pfiffen draußen unter deu entblätterten Büschen. Mir dänchte es, als ob sie uns grüßten. In dem Saale, dessen einer Teil in traulichem Halbdunkel lag, brannte eine helle Lampe. Die Uhr pickte langsam, und dnrch ein Fenster schaute ein heller Stern herein, der sich an den Rand einer ergrauenden Wolkenbank hielt. Er erlosch bald wieder. Je mehr unsere Unter- rednng über die Insel und den See an Lebhaftigkeit gewann, desto wilder wurde es draußen. Als ich durch den hallenden Korridor nach meinem Zimmer schritt, war in der Luft taube, unendliche Finsternis. Diese lagerte über den Wassern, über dem Eise, über den Schneeflächen, über Wald und See. Daniel und H. Noe, 4. M ü n ch e it. 1. Wanderung durch München. — 2. Der Münchener und sein Bier. 1. In geringer Entfernung vou dem Gebirgswall der Alpen liegt an der grünen Isar die Hauptstadt Bayerns. Es ist eine uralte Gründung H inrichs des Löwen. Aber als ihren zweiten Gründer kann man König Ludwig I. betrachten, der eine Menge Prachtgebäude in allen edlen Baustilen errichtete und München zu einem Sammelplatz der ausgezeichnetsten Künstler (Schwanthaler, Cornelius, Kaulbach, Schwind k.) machte. Wenn auch die Stadt auf einer unfruchtbaren Ebene gelegen ist und nach Gnstav Adolfs Ausspruch „einem goldenen Sattel auf dürrer Mähre" gleicht, so giebt es doch auch hier manchen an- mutigen Platz. Ein solcher ist der Englische Garten, unter dem man sich ein reizenden Park mit hochstämmigen alten Bäumen, grünen Wiesen, rauschenden Wasserarmen, die sich von der Isar abzweigen, vorzustellen hat. Den Mittelpunkt der Stadt bildet der Marien- oder Schrannen- platz. Hier wurden früher die Getreidemärkte oder Schrannen unter freiem Himmel abgehalten, während jetzt für dieselben auf der Blumen- straße eiue große Halle (vom Volke Schrannenhalle genannt) besteht, in welcher jeden Sonnabend bedeutende Getreidegeschäfte abgeschlossen werden. An dem Marienplatz, der ein längliches Viereck bildet, stehen

5. Bilder aus dem Deutschen Reiche - S. 173

1890 - Gotha : Behrend
München. 173 München braut in einem Jahre mehr als 1 200 000 hl (ganz Bayern zehnmal so viel). Uralte Volksbräuche beobachtet man in München bei den Festlich- leiten des Schäfflertanzes und Metzgersprunges. Der Schaffler- tanz (Schäffler = Böttcher, Küfner), ein fröhlicher Umzug durch die Gaffen der Stadt, hatte ursprünglich den Zweck, die Bewohner, denen durch die todbringende Pest aller Lebensmut benommen war, wieder zum alten Frohsinn zurückzubringen. Aus derselben Ursache mag der Metzgersprung entstanden sein. Auch bei letzterem findet ein Um- zng statt, dessen Ziel der Fischbrunueu auf dem Schraunenplatze ist; dort angekommen, springen die losgesprochenen Metzgerlehrlinge, welche die Hauptpersonen des Festzuges sind, in das Brunnenbecken, werfen Brezeln, Nüffe und Äpfel unter die Zuschauer, aber überschütte» auch die näher Herbeikommenden mit Wasser. Das Oktober fest, welches ganz München auf den Beinen sieht, ist ein landwirtschaftliches Central- fest, bei welchem Tiere und landwirtschaftliche Erzeugniffe ausgestellt werden und ein Rennen stattfindet. Ein damit verbundenes Festschießen, an dem sich Schützen aus allen Gauen Bayerns beteiligen, dauert die gauze Woche hindurch. Der Festplatz — die Theresienwiese — wird dabei nicht leer und von der wogenden Menge erst dann allgemach verlassen, wenn das Feuerwerk, das den Schluß des Festes bildet, ab- gebrannt ist. Bietet auch die nächste Umgebung von München wenig landfchaft- liche Reize, so gelangt man doch auf bequemen Schienenwegen rasch nach der schönen Gegend südlich von München, um vou Miesbach und anderen Orten aus die Berge der bayrischen Alpen zu erreichen. Nicht minder schön ist ein Ausflug nach dem ernsten Ammersee mit seinen bewaldeten Userhöhen oder nach dem lieblichen, mit schmucken Dörfern und Landhäusern gegürteten Starnberger See. Der bescheidene Natur- sreund wird aber auch uicht ohne Interesse jene nördlich von München gelegenen, weitgedehnten sumpfigen Landstriche besuchen, welche den Namen des Dachauer und Erdinger Mooses führen. Hier findet er nicht nur einen eigenartigen Pflanzenwnchs, fondern auch eine ursprüng- liche, wenn anch weniger schöne Bevölkerung, an welcher noch manches Stück alten Volkstums hasten geblieben ist. Näher bei München ver- dient das Schloß Nymphen bürg, das den Besucher lebhaft in die Zeit der Reifröcke und Allongeperücken verfetzt, und defsen Hofgarten prächtige Wasserkünste, Baumgänge und Lusthäuser aufzuweisen hat, die vollste Beachtung des Fremden. 2. Wenngleich die Lust am Biertrinken und die Knnst, vortreffliches Bier zu brauen, keineswegs auf das Bayerlaud beschränkt, sondern eine altdeutsche Tugend ist (konnten doch die Germanen sich ihre Götter und Helden iu Walhalla nur biertrinkend als der Seligkeit teilhaftig denken!), fo bleibt doch vornehmlich Bayern das Bierland, und München mit seinem Bockkeller ist ebenso eine dem Gott Gambrinus geweihte

6. Bilder aus dem Deutschen Reiche - S. 509

1890 - Gotha : Behrend
Breslau. 509 mal schon 350000 kg verkauft. Im Südwesten stößt an den Ring der Blücherplatz, welcher diesen Namen führt, seit sich hier ein von Ranch gefertigtes ehernes Standbild des deutschen Nationalhelden erhebt. Früher, als noch die Salzverkäufer hier in ihren Buden ihr Geschäft betrieben, war der Platz unter dem Namen des Salzringes bekannt. Vor dem Schweidnitzer° Thore liegt der Tauentzienplatz, auf welchem jenem preußischen Helden, der einst im Jahre 1760 Breslau so mannhaft gegen die Österreicher verteidigte, ein Marmordenkmal — zugleich sein Grabmal — errichtet worden ist. Mit nur 1000 zuverlässigen Truppen hat er in jenem Kriegsjahre nicht nur 9000 Kriegsgefangene zu über- wachen, sondern auch 20000 Österreicher so lange in Schach zu halten verstanden, bis Prinz Heinrich zum Ersatz herbeieilte. Unter den Gebäuden der schönen Stadt sind außer dem ehrwürdigen Rathause besonders hervorragend das königliche Schloß, die Universität, das Palais des Fürstbischofs. Mehrere der 37 Kirchen der Stadt sind reich an architektonischem Schmuck und haben teilweise ein hohes Alter anszu- weisen. Die schönste Zierde Breslaus sind seine Promenaden, die an Stelle der früheren Festungswerke angelegt wurden und sast die ganze innere Stadt umgeben. Durch den Stadtgraben, über welchen vielfach Brücken geschlagen sind, werden sie in einen inneren und äußeren Gürtel zer- legt. Wie anmutig wandelt man hier, wo ehemals die Geschütze von den Wällen donnerten, im Schatten ansehnlicher Bäume, im Anschauen freundlicher Gartenanlagen! Auf der breiten Wasserfläche aber zur Seite der Baumwege wiegen sich die prächtigen Gestalten edler Schwäne, die, unbekümmert um das Getümmel buntgesiederter Enten, die das gleiche Element mit ihnen bewohnen, zutraulich nach dem Ufer kommen, um die Bisfen zu erhaschen, welche ihnen von alt und jung gespendet werden. Noch lebendiger als im Sommer ist es an und auf dem Stadtgraben, wenn der Winter das stille Waffer in eine spiegelglatte Eisfläche gewandelt hat und über diese die fröhliche Menge mit beflügeltem Fuße dahineilt. Den Glanzpunkt der Promenaden bildet die Liebichhöhe. Auf derselben bietet ein achteckiger Aussichtsturm, den zwei Brüder erbauten und alsdann der Stadt überließen, einen prächtigen Blick auf das turmreiche Breslau und die blauen Höhen des Gebirges. Ein anderer hochgelegener Punkt der Promenaden ist die Ziegelbastion, mit herlicher Aussicht auf den breiten Oderstrom, auf zwei schöne gotisches Kirchen (Dom und Sandkirche), sowie auf die Residenz des Fürstbischofs. Hier weilte gern Holtey, der bekannte Verfasser der „Schlesischen Gedichte", und erinnerte sich der früheren Zeiten, in denen das „schermante Brassel" und seine heutigen „Prumenaden" ein ganz anderes Aussehen hatten. „De Festung han se reene weggeschliffen, Und Finken seifen, wn snst Kugeln fiffen. Zengstrüm bliehn Blumen uf der ganzen Plane, Und wu ma zieht, ist alles frisch und grien; Im Walle schwimmen de schlohweißen Schwane, Ma sit se mid a Wasserhiehndeln ziehn." —

7. Bilder aus dem Deutschen Reiche - S. 587

1890 - Gotha : Behrend
Zwei ostpreußische Seestädte. 587 Löbenichtsche haben ihre eignen Gotteshäuser, ebenso wie die Brüdergemeinde, die Mennoniten und Jrwingianer. Die Juden erfreuen sich ihres Tempels in stiller Gegend der Vorstadt. Der Nenroßgürtner Bezirk fuhrt uns zum botanischen Garten der Universität, zum Museum der in- und ausländischen Tiere, zu Unterrichts- Krankenhäusern für angehende Ärzte und auf einer Wallhöhe, mit schöner Aussicht auf das Pregelthal, zu der berühmten königlichen Sternwarte, deren reiche Ausstattung zur Beobachtung des Sternen- Himmels Napoleon einst bewunderte. Auf sieben Chansseeen und durch sieben Thore Königsbergs kommen die Zufuhren vom Lande. Betrachten wir nun den starresten und auch wieder belebtesten Teil der Stadt, das Speicherviertel, der Speicherinsel Danzigs vergleichbar. Im Winter sieht man nur das Getreide von den Wagen der Landleute aufwinden und hört den seltsamen Gesang der Arbeiter, welche das Getreide umstechen. Im Frühlinge aber erwacht hier neues Leben; das erste Schiff, eine wahre Sommerschwalbe, wird mit Jubel begrüßt, ein zweites, eine ganze Reihe folgt. Last auf Last wird nun von den sogenannten Sackträgern in Säcken von den Speichern in die Schiffe und vou diesen in die Speicher getragen. Im Sonnenschein füllt der Weizen wie ein Goldregen herab. Frauen, oft zu Hunderten, zupfen den Hanf und Flachs zurecht, der zur Weiterseuduug in Ballen gebunden wird. Mit nahendem Sommer kommen die großen Fahrzeuge der Polen, mit Getreide, Lein, Hanf und Flachs beladen. Im Naturzustände gutmütiger Halbwilden lagern die Schiffsleute, hier Dschimken genannt, um backtrogähnliche Mulden und langen mit hölzernen Rundlöffeln nach ihrer Speise. In langen, bis zu Fuß reichenden grauen Röcken, am Sonntag mit bunten Gürteln gehalten, gehen sie, den Strohhut auf dem Kopfe, auf Bastschuheu langsam durch die Straßen, die Wunder der großen Stadt anstaunend. Es ist Markt. Der Pole bleibt nie lange ohne Fiedel, die plötzlich aus ihm einen ganz anderen Menschen macht. Wir sehen eine muntere Schar, voran den Fiedler; die Tänzer folgen, wie beflügelt, der einfachen, gleichförmigen Melodie mit seltner Behendigkeit ihrer Füße; plötzlich wird auch wohl ein Kreis geschlossen und eine Masurka zu großer Erlustigung der Zuschauer zum besteu gegeben. Zahlreich angelegte grüne Plätze geben gesunde Luft und Licht und gewähren Kindern einen heitren Aufenthalt. Außer den schönen Gebäuden der Universität und ihren Anstalten im Neuroßgärtner Bezirk siud die neue altstädtische Kirche, die Kunstakademie mit dem Denkmal des Ministers von Schön, das schöne Postgebäude, das Friedrichs-Kollegium Geschenke aus der milden Hand des Königs. Unter den von der Stadt aufgeführten Gebäuden nennen wir noch das Kneiphöffche Gymnasium und die Löbenichtsche höhere Bürgerschule. Die wichtigsten Ereignisse und Personen aus der Geschichte der Proviuz Preußen. Königsbergs insbesondere, sind dargestellt an den Thoren der Stadt, an dem Prachtgebäude der Universität und an dem

8. Bilder aus Europa mit Ausschluss des Deutschen Reiches - S. 361

1890 - Gotha : Behrend
Kopenhagen. 361 Der Christianshafen und ganz Kopenhagen sind mit Festungswerken umgeben, deren wasserreiche Gräben vom Meere gespeist werden. Überhaupt mutz man sagen, daß das tiesblaue Meer mit seiner großen Schisfsheerstraße, die Blicke darüber hinaus bis an die gelben schwedischen Küsten und der herrliche Baumschmuck, welcher Kopenhagen umgiebt, voll großer Schönheit sind. Seeland heißt nicht mit Unrecht „das grüne", und wer die ganze Pracht eines nordischen Buchenwaldes kennen lernen will, der muß die Wälder durchstreifen, welche sich über einen Teil der Insel erstrecken. Die dänische Hauptstadt liegt in einer vollkommenen Flüche, welche ganz vorzüglich angebaut ist, aber eintönig aussieht. Kein Fluß oder Bach ergießt sich hier ins Meer; Kopenhagen muß mit Trinkwasser ans einigen kleinen Landseeen versorgt werden, da die Brunnen sümt- lich sumpfig und salzhaltig sind. — Von der Südseite her gerät der Fremde in den vornehmsten, langweiligsten und ödesten Teil der Stadt. Die langen Straßen stehen voll halbverlassener Häuser und Paläste. Zum Teil gehören sie vornehmen, alten Adelsgeschlechtern, welche sie nicht bewohnen, zum Teil sind sie königliches Eigentum, wie die Paläste der Amalienstraße, oder es sind Staatsgebäude, in denen die ver- schiedenen Bureaux der Beamten untergebracht sind. Wenige Menschen kommen hierher; denn hier giebt es wenige Geschäfte. Von dem großen und schönsten „Platze, Königs Neumarkt, aus laufen die beiden Hauptstraßen Öfter- und Gotengade in den lebendigsten und gewerb- reichsten Teil der Stadt und in ein Gewimmel von Gassen und Gäßchen, welche sie durchkreuzen. Unter den Gotteshäusern macht sich die Erlöserkirche dadnrch be- merkbar, daß ihr 9 m hoher Turm von außen bis zur Spitze mit einer Wendeltreppe umgeben ist. In der Frauenkirche sind Christus und die Apostel, von Thorwaldsen gemeißelt, aufgestellt und ziehen unsere Be- wundernng auf sich. Vier königliche Schlösser, mehrere Palais, die Universität, die Akademie der Wissenschaften, das polytechnische Institut, mehrere Gymnasien und Militärschulen sind nennenswert. Höchst sehens- wert ist Thorwaldsens Museum, in welchem viele Statuen, Büsten ic. stehen. Diese Kunstwerke, sämtlich Arbeiten von Thorwaldsen, sind teils in Gipsabgüssen, teils im Original aufgestellt. Thorwaldsen wurde in Kopenhagen geboren und lebte von 1770—1844. Das Streben nach Bildung ist den Kopenhagenern in hervorragender Weise eigen, weshalb es auch eine Menge von Lehranstalten giebt. Daß die Kopenhagener neben ihren ernsten Bestrebungen auch lebenslustige Leute sind, geht aus der großen Zahl ihrer Vergnügungs- orte hervor, welche sich in der Nähe der Stadt fast alle an einer Seite vor dem Westthor zusammendrängen. Gleich dicht am Stadt- walle hat ein erfinderischer Kops in solchen Dingen das größte von allen angelegt und „Tivoli" in beliebter Weise genannt. Die Ein- richtuugeu sind wirklich großartig, und gegen geringes Eintrittsgeld hat man Theater,^ Konzert. Feuerwerk, Rutschbahnen, Karussell, Scheiben- schießen, Wasserfahrten und eine ganze Reihe anderer Vergnüglichkeiten

9. Bilder aus Europa mit Ausschluss des Deutschen Reiches - S. 482

1890 - Gotha : Behrend
482 Bilder aus dem mittleren Europa. Nationaltheater giebt. Das Vereinswesen blüht in Prag außerordent- lieh, aber jede Rasse hat ihre besonderen Vereinigungspunkte. Turner und Sänger, Studenten, Handwerker, Kaufleute, Gelehrte und Künstler scheiden sich nach ihrem Volkstums und gehören entweder einem deutschen oder tschechischen Vereine an. Man wird nicht müde, die Stadt zu durchwandern. Überall findet man Abwechselung, Überraschungen. Jetzt schreiten wir durch enge, sinstere, menschenüberfüllte Gassen, durch kühle und schattige Lauben- gänge, gleich darauf treten wir auf einen freien, sonnigen Platz; jetzt stehen wir vor einem altersgrauen Turme, gleich darauf vor einem neuen, großen Gebäude; hier blicken wir durch eine endlose Reihe von Häusern in die Ferne, dort gebietet uns der steile Abhang eines nahen Berges Halt; hier ergötzt uns das heitere Grün der Gärten und Hügel, dort zieht uns das ehrwürdige Grau der alten Steine, der ewigen Ur- knnden aus der Vergangenheit, an. Der größere Teil der Stadt liegt auf dem rechten Ufer der Moldau; die beiden Stadtteile des linken Ufers sind die Kleinseite und der Hradschin. Auf der rechten Seite liegt die ehemalige Judenstadt (jetzt Josephstadt), deren Bewohner nur noch zur Hälfte aus Juden bestehen. Hier trifft man viel Armut; die Gaffen find eng. nnrein, finster. Aus den Fenstern und auf Stricken, die über die Straße ge- spannt sind, hängen Tücher, Hemden, Röcke, welche in Wind und Sonne trocknen sollen. Der alte, nicht mehr benutzte Judeukirchhos ist gleichfalls eines Befnches wert. Er hat einen großen Umfang; zahl- reiche Würfel, Pyramiden und Platten bilden die Grabsteine, über welche wild und verworren alte Fliederbäume ihre knorrigen Äste hin- strecken. Unter den Juden in Prag giebt es, wie überall, viele außer- ordentlich wohlhabende Familien, die sich in den schönsten Teilen der Stadt niedergelassen haben. Südlich von der Josephstadt liegen die Alt- und Neustadt. Der bedeutendste Platz in der ersteren ist der Ring (Marktplatz). An demselben liegen sich das Rathaus und die Teinkirche gegenüber. Die größte Merkwürdigkeit des Rathauses ist die astronomische Uhr, welche vor 400 Jahren verfertigt wurde und nach jedem Stundenschlage die 12 Apostel, den Tod und einen krähenden Hahn erscheinen läßt. Die Teinkirche, welche zwei Haupttürme hat, vou denen jeder wieder mit acht kleinen Türmen besetzt ist, war lange Zeit die Hauptkirche der Hussiten. Südlich vom Ringe befindet sich das deutsche Laudestheater und das Carolinnm (die Universität). Auch das umfangreiche Clementinum in der Nähe der Karlsbrücke dient Universitätszwecken. Von der Ausdehnung des letzteren kann man sich eiueu Begriff machen, wenn man hört, daß es u. a. zwei Kirchen, sieben größere und kleinere Höfe und drei Thore enthält. Zu den schönsten Plätzen Prags gehören die Quais oberhalb und unter- halb der Karlsbrücke auf dem rechten Ufer. Zugleich hat man von hier aus prächtige Blicke uach der Kleinseite und dem Hradschin. Unterhalb der Karlsbrücke erhebt sich das großartige Künstlerhaus (Rndolfinnm), welches Räume für eine Konfervatorinm und eine
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