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1. Deutsche Schulgeographie - S. 161

1908 - Gotha : Perthes
161 Das Gh or ^), von dem am Hermon entspringenden Jordans durchflössen, ist eine tiefe und breite Erdspalte, deren Boden unter dem Spiegel des Mittelländischen Meeres liegt: so der See Genezareth (See von Tiberias^) oder Galiläisches Meer), —200 m, das Tote Meer, —400m4); das letztere ist ein gesättigter Salzsee und die tiefste sichtbare Depression (oder Landsenke) der Erdrinde. Da das Tal hierauf wieder ansteigt, so endigt der Jordan im Toten Meere. Jericho (jerichö) war einst die wichtigste Stadt in dieser jetzt menschenleeren Gegend. Das West-Jordanland, eine größtenteils wüste Hochfläche, die nur in ihren tief eingeschnittenen Tälern noch Spuren früherer Frucht- barkeit zeigt, zerfällt in drei Landschaften: a)Judäa, die südliche Land- schast, hat steinigen Boden und rauhes Klima, war aber trotzdem der wichtigste Teil des alten Judenreiches. Hier liegt Jerusalem5), ein heiliger Ort für die Bekenner aller drei Religionen, die nur einen Gott verehren, einst die glänzende Residenz der jüdischen Könige. Zwei Stunden davon liegt Bethlehems. Am philistäischen Küstensaume ist die Hafenstadt Jaffas (Joppe) jetzt durch eine Eisenbahn mit Jerusalem verbunden, d) In Samaria, der mittleren Landschaft, befindet sich Nablus (das alte Sichem), wo noch Nachkommen der alten Samaritaner leben, c) Galiläa8), die nördliche Landschaft, wird durch das Gebirge Karmel von Samaria geschieden; im Innern Nazareth. § 204. Arabien, die größte Halbinsel der Erde, fünfmal so groß wie Deutschland, teilt die Natur der Sahara, von der sie nur durch den schmalen Graben des Roten Meeres geschieden ist. (Vgl. D. Sch.-A. 32/33.) Steil erhebt sich daraus der Westrand, um sich allmählich nach O. hin zu senken (ebenso wie Syrien). Was hinter diesem westlichen Hochlande liegt, ist Wüste mit vielen Oasen, mit Dattelpalmen, Kamelen und edlen Pferden, die ebenso schlank, beweglich und ausdauernd sind wie die Beduinen (d. h. die Söhne der Wüste). Die Regenarmut kommt am klarsten dadurch zum Ausdrucke, daß Arabien trotz seiner Größe keinen einzigen das ganze Jahr hindurch Wasser führenden und überhaupt keinen größeren Fluß hat, der das Meer erreicht. i) Arabisch, = Ebene. s) Hebräisch, ---- Abfluß. s) Eine Stadt des Altertums, nach dem Kaiser Tiberins benannt. 4) Das Minuszeichen bedeutet Lage unter dem Meeresniveau. °) Hebräisch, --- Wohnung des Friedens. •) Hebräisch, ----- Brothaus. 7) Hebräisch, --- Schönheit. 8) Hebräisch, = Kreis (Kreis der Heiden). Supan, Deutsche Schulgeographie. jj

2. Deutsche Schulgeographie - S. 213

1908 - Gotha : Perthes
213 Namalmid1), und den größten Teil der Küste nehmen die gelbbraunen Hottentotten 2) oder Naman, die Urbevölkerung Südafrikas, ein; ihre Sprache zeichnet sich durch eigentümliche Schnalzlaute aus. Die Nordhälfte, das Tamara- (dämara) und Ambolaland^), wird von Bantunegern bewohnt, unter denen die Herero (hererv) durch Zahl und Reichtum an Rindern weitaus hervorragten. Früher lagen sie sich mit den Hottentotten wegen Weideplätze und Viehs beständig in den Haaren; erst die deutsche Herrschaft machte diesen Fehden ein Ende, brachte aber auch nicht den Frieden, weil sie trotz ihrer Schonung ein- heimischer Einrichtungen von beiden Volksstämmen gehaßt wurde. Zahl- reichen kleinen Erhebuugen folgte 180-4 der allgemeine Ausstand, der erst in dreijährigen Kämpfen niedergeworfen wurde. Keine Kolonie hat dem Reiche so viel Geld und Blut gekostet wie Südwestafrika. Aber es ist trotz seiner natürlichen Armut der Opfer wert, denn das Hochland ist, obwohl an der Grenze der Tropenzone gelegen, wegen seiner Trocken- heit gesund und eignet sich daher zur Besudelung durch deutsche Auswanderer. Freilich ist auch ihre Zahl sehr beschränkt, denn außer dem echt tropischen und genügend feuchten Amboland, das zwar Ackerbau in größerem Maßstäbe gestattet, aber wegen seiner Fieber- luft weiße Ansiedler ausschließt, eignet sich die Kolonie nur zur Vieh- zucht (Rinder in der Nord-, Schafe in der trockenen Südhälfte), und nur kleine Flecken können mit Hilfe künstlicher Bewässerung bebaut werden. Auch zur Hebung der Viehzucht muß das vorhandene Grund- Wasser durch Bruunenbohrungen erschlossen und das Regenwasser durch Stauvorrichtungen in den Tälern am Abfluß verhindert werden. Außer- dem muß auch für beffere Verkehrsmittel gesorgt werden. Bisher be- diente sich der Verkehr, wie in ganz Südafrika, nur des schwerfälligen Ochsengespanns und war durch den Mangel an Straßen und die zebirgige Beschaffenheit des Landes sehr gehemmt. Nur mit dem Kap- lande wurde etwas Handel getrieben. Eisenbahnen, die das Innere mit der Küste verbinden, sind hier in noch höherem Grade als in den tropischen Kolonien eine Lebensbedingung. Anfänge dazu sind schon vorhanden. Von Swakopmund führt eine Bahn durch das Tal des Swakop einerseits nachdem Regierungssitze Windhuk, anderseits nach den wertvollen Kupferbergwerken von Otavi; eine zweite, die zur Erschließung des bisher vernachlässigten Südens dienen soll, geht von der Lüderitzbucht aus, harrt aber mit Ausnahme einer kurzen Strecke »och ihres Ausbaues. x Zum Unterschied von Klein-Namaland südlich vom Oranje. 3) Hottentott ist ein holländisches Schimpfwort (Dummkopf); die Hotten-- t»tten nennen sich selbst Koi-Koin (d. h. Menschen) oder Naman. 3) Nach Negerstämmen benannt.

3. Deutsche Schulgeographie - S. 143

1908 - Gotha : Perthes
143 den Gebirgsketten gelegenen Hochflächen der Schotts (Salzseen) sind dagegen dürre Steppenlandschaften. Die ursprünglichen Bewohner sind die hamitischen Berbern (in Algerien Kabylen genannt), außerdem leben hier viele Araber und Juden. Die drei Atlasländer sind: 1. Marokko (im Altertum Mauretanien), ein mohammedanischer Staat,- der sich bis jetzt gegen Europäer ängstlich abgesperrt hat. Der Sultan residiert abwechselnd in Marokkos und Fes (fes); Tanger (tändscher) ist der Sitz der Vertreter der europäischen Mächte. 2. Algeriens (alscherien, im Altertum Nnmidien^)) ist die wichtigste französische Kolonie, reich an Getreide, Wein und Vieh. Die drei Provinzen benennen sich nach den drei wichtigsten Städten Algiers (alschlr), Oran und Constantine^). m 3. Tunis (als römische Kolonie Afrika genannt, welcher Name dann auf den ganzen Erdteil übergegangen ist) wird noch von einem eigenes Fürsten regiert, der aber unter französischer Oberhoheit steht. Die Haupt- stadt ist T u n i s. Nicht weit davon lag im Altertum Karthagos eine der berühmtesten phönicischen Kolonien und Handelsstädte, die im Kampfe mit Rom um die Herrschaft über das Mittelmeer untergegangen ist. § 183. Die Sahara 6), die größte Wüste der Erde (so groß wie Rußland, Skandinavien und Dänemark), ist ein Tafelland von 460 m mittlerer Höhe, aus der ausgedehnte Felsengebirge (besonders Tibesti) her- vorragen. Der Boden ist entweder nackter Fels oder mit großen und kleinen scharskantigen Steinen oder mit Sand bedeckt, den der Wind zu lang- gestreckten Hügelreihen (Dünen) auswirft. Man unterscheidet daher Stein- und Sandwüste. Da der Regen oft jahrelang ausbleibt, so fehlt der Pflanzenwuchs ganz oder besteht nur aus ärmlichen Dornstränchern und Kräutern, die aber dem Kamel (dem „Schiff der Wüste") wegen ihres Salzgehaltes eine willkommene Nahrung bieten. Wenn aber auch (mit Ausnahme des Nils) keine Flüsse die Wüste durchziehen, so fehlt es doch nicht an unterirdischen Wasserläufen (Grundwasser), die entweder in natürlichen Bodensenkungen oder durch Brunnenbohrung erschlossen zu Tage treten und an diesen Stellen die Wüste zu fruchtbaren Oasen?) umschaffen. Hier sammelt sich eine seßhafte Bevölkerung, der die Dattel- palme die Hauptnahrung bietet. (Vgl. D. Sch.-A. 50 und 48.) x) Marokko --- die Geschmückte, wegen ihrer schönen Lage am Fuße des Atlas, a) Algier --- Inseln (arabisch El-Dschesair), weil auf vier Inseln erbaut. Davon dann der Name des Landes. а) D. h. Land der Hirten (Nomas griechisch, ---- Hirt, daher auch Nomaden). 4) Nach Kaiser Konstantin d. Gr. б) = Neustadt. 6) Arabisch, = steinige Fläche. *) Griechisches Wort, dem Altägyptischen entlehnt (uad Station).

4. Lernbuch der Erdkunde - S. 112

1902 - Gotha : Perthes
112 Bewohner: Araber; — Viehzucht (z. B. Berber-Pferde), auch Gewerbe: Lederwaren, Maroquin! — Woll-uud Seiden- waren, Fes = rote Mützen. Arabisches Sultanat. Zwei Hauptstädte am Nordwestabhang des Atlas? Handelsstadt an der Straße von Gibraltar? Spanische Festnug Gibraltar gegenüber? — (spr. ße-uta). § 132. c) Die Alitte und der Westen: Viii. Die Mhara. Lage und Ausdehnung? — Bodenbeschaffenheit? Größte Wüste der Erde; — auf den dunkeln Felsengebirgen (bis 2000 m) wohl Regen, daher mit Flüßchen und Wäldern (Mimosen, Akazien), sonst höchstens Gewitterregen; — Dünenreihen, steinige Hoch- flächen; — Salzkruste (vom Tau und wenig Regen herrührend, der im Boden das Salz auflöst und oben beim Verdunsten zurückläßt) — Wärme bis 50° C., in der Nacht oft bis —7°; — Samum = Glut- wind. Oasen sind Orte mit ständigen, zutage tretenden Quellen; auch mit künstlichen Bruuuen, daher mit Obst, Getreide, Dattelpalmen. Bewohner: Araber (Beduinen), berberische Tnarek (Krieger und Räuber), im Osten Tubu (deu Negern ähnlich). Die Westküste ist im Norden spanisch, sonst meist französisch; ebenso: Ix, Senrgambien. Lage? — Zwei Flüsse? Heißes, ungesundes Klima! Bewohner: Neger und mnhammedanische Fulbe (Hirtenstämme). Stadt an der Senegalmündung? — (Ausfuhr: Gummi arabicum — Harz der Gummi-Akazie und Erdnüsse zur Ölgewinnung.) (I) Der Südwesten: X. West-Sudan (Hoch-Sudan). Lage und Ausdehnung? — Bodenbeschaffenheit? — (im Gegensatz zu Ost-Sudau). Flüsse? Klima: Heiß, doch reichlich Regeu und Flüsse, daher fruchtbar (Mais, Weizen, Durrha oder Mohrenhirse), andere Produkte: Kolanuß, Indigo, auch Gold.

5. Lernbuch der Erdkunde - S. 126

1902 - Gotha : Perthes
126 Ort nahebei? Hafenstadt? — früher Joppe. Bahn nach Jerusalem? Ort nordöstlich von Jerusalem? 4. Peräa (Gilead), östlich vom Jordan. Fruchtbar, aber verödet. 8 141. 5. Arabien. (K. 32/33.) Lage? — Grenzen? — Meeresstraßen? Gliederung: Halbinsel im Nordwesten? — Zwei Meerbusen? Bodenbeschaffenheit? — Einzeln liegende Hochfläche, in Stufen zum Meer abfallend, wo steiler? Gebirge auf der Halbinsel im Nord- Westen? (Granit). Bewässerung: Ohne dauernde Flüsse, die austrocknenden Täler- heißen Wadis (z. B. Wadi el Araba = Fortsetzuug des Jordantals). Klima und Pflanzenwuchs: Heiß und trocken, daher Wüste im Innern, an den Stufenländern mehr Regen, hier der Kaffeebaum, in Oasen und bei künstlicher Bewässerung (Zisternen) die Dattelpalme. Bewohner: Arabische Nomaden (Beduinen) und Fellahs (Vieh- zucht, besonders Pferde, Ackerbau). Heimat des Islam (Muhammed, starb 632); derselbe brachte eine mehrere Jahrhunderte anhaltende Einiguug der arabischen Stämme und ungeheure Ausdehnung des arabischen Volkstums und seiner Kultur und Herrschaft, bis es dem Ansturm der Türken erlag. Zahlreiche Stämme unter einem Schech, mehrere vereinigt unter einem Emir. — Nur die Küstengebiete zum Teil unter türkischer Herrschaft. Drei türkische Provinzen am Roten Meer? Hauptstadt in der Mitte? — (Geburtsort Muhammeds, mit der Kaaba, dem muhammedanischen Heiligtum, in dem ein schwarzer Meteorstein eingemauert ist; hierhin Pilgerfahrten = Hadsch.) Der Hafen von Mekka? Stadt nordöstlich davon? — (Muhammeds Grab.) In Jemen (wo?) besonders viel Kaffee (Mokka), Weihrauch. Nb. Unabhängig von der Türkei sind: a) Die Stämme im Innern, z. B. in der Mitte? — Hauptstadt? — kriegerische, Muhammed nicht vergötternde Araber, d) Die Südostküste, Name? — Hafen? — Perlenfischerei, c) Englischer Hasen im Südwesten? (spr. edn) — wichtig als Kohlenstation.

6. Lernbuch der Erdkunde - S. 139

1902 - Gotha : Perthes
139 Vulkan aus Basalt — gewaltiger Kegel mit zwei Gipfelu: Mawensi (d.h. der dunkle, an seinen Steilrändern haftet kein Schnee) und Kibo» (d. h. der helle, mit Schnee und Gletschern); Nordhang steil und fahl, Südhang fruchtbar, Urwald; — westlich davon ein zweiter Vulkan? 6. Grabensenkung (durch Einsinken einer Landscholle entstanden) zieht jenseits des Randgebirges, aus einzelnen abflußlosen Seebecken bestehend; — trocken, besonders das steinige "Ugogo, wo? 7. Westliche Randgebirge. — Wie heißt das Plateau zwischen Viktoria- und Tanganikasee? — aus Schiefer, freundlich. Bewässerung: Die Gewässer gehören zu den drei großen Strom- gebieten Afrikas, ebenso die Seen, — welche drei Gebiete sind dies? a) Zun: Indischen Ozean fließen? — durchbrechen das Rand- gebirge, reißend, landschaftlich schön. 1. Im Norden? — Quelle, Mündung? — nur 40 km aufwärts fahrbar. 2. Fluß südlich davon? 3. Mittelfluß? — länger als der Rhein, Deltamündung. 4. Südlicher Grenzfluß? — versandete Mündung. b) Zum Mittelmeer (Viktoriasee) fließt? — ist als eigentlicher Qnellsluß des Nils aufzufassen. Drei große Seen? 1. See im Norden? — fast so groß wie Bayern; wie hoch ge- legen? — wohin abwässernd? 2. See im Westen? — so groß wie Ostpreußen, schlauchförmig, wie hoch gelegen? — wohin abwässernd? 3. See im Süden? — so groß wie die Rheinprovinz, schlauch- sörmig, stürmisch, wie hoch gelegen? — wohin abwässernd? — auf ihm verkehren zehn Dampfer. 4. Kleiner See zwischen 2 und 3? — ohne Abfluß. § 150. Klima: Überwiegend feuchte Ostwinde, die sich am östlichen Rand- gebirge entladen (in Steigungsregen), je zwei Regenzeiten (Zenithalregen!) und Trockenzeiten — hinter dem Gebirge trocken, regenarm. An der Küste feucht-tropisches Seeklima; der heißeste Monat ist der Februar, weshalb? — auf dem Hochland gegensatzreiches Landklima (am Tage ost 45° C., in der Nacht + 5° C.), starke Tonsille. Pflanzen- und Tierwelt. 1. Küste mit üppiger Tropenvegetation, weshalb? 2. Dahinter Steppen (Savannen), zum Teil Grassteppe aus 4m hohem Gras; — zum Teil Dornbuschsteppe mit Aloe, kaktns-

7. Bilder aus dem Deutschen Reiche - S. 122

1890 - Gotha : Behrend
122 Bilder vom deutschen Rhein. zahlte 600 Schüsseln und ein halber 300. Liefen die Abgaben dem Kurfürsten richtig ein, dann konnte er alljährlich einen ganz anständigen Schüsselmarkt abhalten. Aber trotz dem vielhundertjährigen Stamm- bäum dieses Industriezweiges ließ man ihn verkümmern bis auf die neueste Zeit. Die rohen Thonblöcke wanderten großenteils ins ferne Ausland, nach Belgien, Holland und Frankreich, um dort verarbeitet zu werden! Den Fuhrlohn, den man dafür erhielt, daß man die Blöcke zur Verladung an den Rhein schaffte, nahmen viele als den höchsten für die Gegend ans dem edlen Rohstoff zu erzielenden Gewinn. Als am Ende der vierziger Jahre von Staatswegen eine Musteranstalt für die Ver- arbeituug des Thones, namentlich für die mehr künstlerische Modellierung desselben zu den mannigfaltigsten feineren Gefäßen, errichtet werden sollte, sträubte mau sich dagegen, weil man den Frachtgewinn für die rohen Blöcke einzubüßen fürchtete! Erst als einige Jahre später der rechte Mann kam und den Leuten aus dem Krugbäckerlande fast täglich ins Gewissen hinein predigte, daß nicht in der Ausfuhr des Rohstoffes, sondern in der möglichst ver- seinerten Verarbeitung desselben der beste Gewinn für die Gegend liege, raffte man sich auf. Die Krugbäcker einten sich zu sreien Innungen, die fröhlich gediehen, warfen sich auf feinere, kunstmäßigere Arbeiten, die sich zusehends einen immer größeren Markt eroberten. Und heute gleicht der Ensgergan einer gewaltigen kalifornischen Goldgräberkolonie; da wird gegraben, gewaschen, getreten, gekarrt — aber das Gold, das man hier fördert, kommt als schmutzige Thonscholle zu Tage. Das Wasser hält sich gerade in diesem starken grauen Geschirr gut. „Auf dem hohen Westerwald brauchen die Kirschen zwei Jahre Zeit, um reif zu werden. Im ersten Jahre nämlich wird die Frucht auf dem einen Backen rot und im folgenden auf dem andern." Mit diesem kleinen Zug hat der Volkswitz die ganze Obstkultur des Landstrichs meisterhaft gezeichnet. Man kann in runder Durchschnittssumme rechnen, daß hier auf 4000 Morgen Landes etwa drei Morgen Gartenland kommen. Dem Auge des Rheinländers macht es einen sibirischen Eindruck, daß längs der Landstraßen Ebereschen und in den Gärten wohl gar Tannen statt der Obstbäume stehen. Der Boden ist großenteils ausgezeichnet, aber der jähe Windstrom, welcher durchs ganze Jahr die kahle Hoch- ebene fegt, läßt keinen Obstbau aufkommen, und die Nässe dieses Nebel- und Regenlandes hat selbst die edleren Getreidearten verbannt. „Nord- weststurm und alter Weiber Gegreine hat nimmer ein Ende." Das Register der vornehmsten westerwälder Ackerpflanzen läßt sich leicht auswendig behalten: Kartoffeln, Hafer und Gerste. Gesottene Kartoffeln, Kartoffelbrot und Kartoffelbranntwein sind der tägliche Küchen- zettel gar manches Haushalts. Dazu kreist morgens, mittags und abends der Kaffeekessel, der hier ganz in die häuslich-gemütlichen Rechte des Theekessels der Küstenländer eingetreten ist. Man könnte den Volkscharakter unserer Basaltgebirgsgrnppe unter dem Gesichtspunkte des Kartoffelbaues darstellen, wie den rheingauifchen unter dem Gesichtspunkte des Weinbaues. Die Kartoffel übt vielleicht

8. Bilder aus dem Deutschen Reiche - S. 404

1890 - Gotha : Behrend
404 Bilder aus der norddeutschen Tiefebene. sinkenden Boden bedeutend erschwert. Daher richtete man notdürftige Hütten aus allerlei Material, anch ans Torf her. Dazu kam die erste Sorge um das tägliche Brot, die vermehrt wurde durch die Unkenntnis mit den neuen Verhältnissen. Viele oerließen die ihnen übergebene Stätte, um wieder anderswo in Dienst zu treteu. Allmählich aber wurde man mit den Verhältnissen vertraut, man lernte das Moor ab- brennen, Torf stechen und söhnte sich mit der Lebensweise ans. Von den Ansiedlern wuchs ein neues Geschlecht groß, das anderswo die Kolonisation fortsetzte. Die schwierigste Unternehmung blieb immer die Herstelluug guter Wege für Wagen und Schiffe. Es bedurfte einer fortwährenden Anfuhr vou Steinen und Sand, 11m die Landwege all- mählich festzumachen. Noch mehr kosteten die Schiffahrtsgräbeu und Kanäle, denn ohne den Verkauf und Versand des Torfes wäre die Er- Haltung der Kolonisten unmöglich geworden. Bremen war der nächste Markt. Daher entstanden im Laufe der Jahre neben den Gräben Kanäle, welche mit großen Kosten gebaut wurden, so die Wörpefahrt, die Semkenfahrt, die Umbecksfahrt und andere. Die Kanäle entwäfferten zugleich das Land; dadurch, daß die Schiffsgräben sich bis an die Geest verlängerten, erhielten sie zugleich genügendes Quellwasser, um die Gräben zu füllen. Um den Wasserstand in gleicher Höhe zu erhalten, wurden anfänglich „Schütte" angelegt, welche später durch die vom Moorkommissär Witte erfundenen Klappstaue ersetzt wurdeu. Diese sind so eingerichtet, daß sie durch das kommende Schiff niedergedrückt werden und sich nachher von selbst wieder aufrichten. Man würde aber irren, wenn man annähme, daß die von der Regierung und deren Beamten vorgeschlagenen Verbesseruugeu der bisherigen Zustände von den Kolonisten gern und leicht augeuommeu worden seien. Diese erhoben vielmehr regelrecht gegen jede Neuerung, z. B. die Klappstaue und die Abschaffung der Überzüge (die Schiffe mußten an einzelnen Stellen über die Deiche gezogen werden), Einspruch, es bedurfte langwieriger Ver- handluugen, und nicht selten mnßte das Bessere erzwungen werden. Jetzt kann jedoch der größte Teil des Moores als kolonisiert be- trachtet werden, nur die Ränder, welche den benachbarten Geestgemeinden gehören, harreu uoch der Besiedelung. Die vorhandenen 69 Moor- kolomen haben sich aber in einer äußerst günstigen Weise entwickelt. Wer heute auf den festen Wegen durch die Kolonien führt, wird seine Bewuuderuug über das Aufblühen derselben nicht zurückhalten können. Hering und Menke, 4. Heidelandschaft. 1. Charakter der Heide. — 2. Die Lüneburger Heide. 1. Außer dem Moore treten in der norddeutschen Tiefebene größere oder kleinere Strecken meist sandigen Bodens hervor, auf denen eine

9. Bilder aus dem Deutschen Reiche - S. 128

1890 - Gotha : Behrend
128 Bilder vom deutschen Rhein. Belgien gehörte, belebt hat, geht aus folgender «schildernng desselben Gedichtes von Ausonins hervor: „Diese nun, oder doch ähnliche wohl (wert ist es zu glauben) Haben im belgischen Land die Pracht der Paläste geschaffen Und erhabene Villen, die Zier des Stromes, erbauet: Die hier thronet erhöht auf dem Wall natürlicher Felsen, Jene gegründet am Rand des weit vorragenden Users; Dort steht eine zurück und fängt im Schöße den Arm auf; Jene, beherrschend den Hügel, der dicht am Fluß sich erhebet, Maßt sich freieren Blick in das Fruchtland an und die Wildnis. Und wie an eigener Flur ergötzt sich die reiche Beschallung/' Durch das mäandrische Hin- und Herirren des hiermit gleichsam mutwillig spielenden Flusses wird nicht blos der landschaftliche Schmuck des Moselthals erhöht und vermannigfaltigt; es äußert sich dadurch auch ein unverkennbarer und fast unzerstörbarer Einfluß auf alle seine wirtschaftlichen und Rechts- Verhältnisse. Indem nämlich fast mit jedem Schrittte das Verhältnis zu den verschiedenen Weltgegenden sich ändert, indem bald die rechte, bald die linke Seite des Flusses dem Norden oder Süden zugekehrt und somit den Sonnenstrahlen der Zutritt ver- schlössen oder geöffnet, dadurch aber der klimatische Unterschied zwischen linkem und rechtem Ufer fo gut wie aufgehoben ist: so wird auf bei- den Seiten immer stellenweise die Kultur in gleicher Art bedingt, nämlich bald Wein- und Gartenbau, bald wieder Wiesenwachs und Busch- werk. Dadurch aber ist für eiunnddieselben Wirtschaften zugleich auf beiden Seiten, auf dem rechten und auf dem linken Ufer Besitz wün- schenswert, ja zu auskömmlicher Haushaltung oft unentbehrlich. Daher die Besitzungen der Bewohner gewöhnlich auf beiden Seiten des Flusses, der infolge seiner Krümmungen und der daraus hervorgehenden klimatischen Eigentümlichkeiten der beiden Ufer wechselseitig zwischen letzteren die wirtschaftlichen Verhältnisse und Interessen des einzelnen Besitzers in innige Verflechtung gebracht hat. Eine auf jeder Mosel- reise leicht zu machende Erfahrung bestätigt die Bemerkung, daß die Mosel fast überall nicht nur die Dorfgemarkuugen und die ehe- mals hier vorhandenen größeren Grundherrschaften, sondern auch die geringere Habe des kleinen Eigentümers durchschneidet, indem dessen Weinberg oder Ackerfeld diesseits, sein Stückchen Wiese oder Gehölz jenseits liegt. Ebenso leuchtet uus infolge der besagten Eigentümlichkeit des Mosellaufes ein, daß der Fluß eine lebhafte Schiffahrt im großen nnmög- lich begünstigen kann, wogegen die Boot- und Nachenfahrt von Abschnitt zu Abschnitt, besonders zwischen den beiden Ufern nirgends lebendiger und geschäftiger ist, als hier an der Mosel; denn fast alle Tage wieder- holt sich mehr als einmal dem Anwohner für die durch feine Wirt- schaft bedingten Transporte die Nötigung, den Nachen in Bewegung zu fetzen; dieser vertritt hier fast die Stelle des Saumtiers und des Wagens. Bald sieht man Vieh, Heu oder Hausgerät und Markt- waren überfahren, bald Knechte und Mägde mit Sensen und anderen

10. Bilder aus dem Deutschen Reiche - S. 318

1890 - Gotha : Behrend
318 Bilder aus dem norddeutschen Gebirgslande. jüngeren Kameraden sich im Frühlinge zur ersten Waldfahrt rüsten, dann geht's ihm wie dem Zugvogel, den ein „Drang in der Brust" unwiderstehlich treibt, seinen Geführten sich anzuschließen, er holt das außer Dienst gestellte Waldgezäh wieder hervor und fühlt sich, alle Bequemlichkeit und Wohnlichkeit verachtend, erst auf seinem Hai und in seiner Kote wieder wohl und heimisch. Die Worte jenes Waldkindes nnsers Dichter sind ihm aus der Seele gesprochen: In Waldesnacht bin ich geboren, In Waldesdunkel steht mein Haus, Da leb' ich einsam wie verloren Und sehnte nimmer mich hinaus. — Den Ortschaften, welche den größten Teil ihrer männlichen Be- wohner zur Waldarbeit stellen, drückt dieses Verhältnis ein eigentüm- liches Gepräge auf. „Wenn ich zu meiner Gemeinde reden will," sagte mir der alte Pfarrer des größten dieser Dörfer, „so muß ich sie im Walde aufsuchen." Außer einigen hilflosen Greisen sieht man in solchen Dorfteilen in der Woche nur selten ein erwachsenes männliches Ge- meindeglied, und da auch die erwachsenen und heranwachsenden Töchter bei deu Kulturen beschäftigt sind, so bestehen die meisten Haushaltung nur aus der Mutter und kleinen Kinder. Fällt jener somit die Er- ziehung sast ausschließlich zu, so liegeil ihr auch diejenigen häuslichen Arbeiten allein ob, welche in Arbeiterfamilien sonst teilweise dem Manne zukommen. Sie bestellt Garten und Kartoffelfeld allein, trägt den Dünger in der „Butte" auf die steilen Bergwiesen hinauf und das Heu in „Säumen" oder da herunter; sie schafft auf dem Rücken und auf dem Schiebkarren das Brennholz ans dem Walde auf den Hof; sie besorgt daneben die kleine Viehwirtschaft und sindet bei soviel Arbeit oft noch Zeit, Maiblumen, Beeren und Schwämme zu sammeln und in die Stadt zum Verkauf zu tragen oder für ein Strickwarengeschäft zu arbeiten. 3. Bei der Wahl der Kohlenstätte kommt nicht nur die bequeme Anfuhr des Holzes und Abfuhr der Kohleu, sondern auch die mit dem Thal- zuge zusammenhängende vorherrschende Windrichtung, sowie die Be- schaffenheit des Terrains und die Art des Untergrundes in Betracht. Wenn irgend möglich, so sucht mau durch bloße Erdarbeit eine aus- reichende Ebene zu gewinnen. Am besten eignet sich dazu ein aus Sand und Lehm gemischter Boden; ist er zu feucht, so „frißt er zu viel Kohlen", besteht er uur aus Steinen, so brennt der Meiler „zu hitzig". Von großem Vorteil sind alte Kohlenstätten; erst der dritte Meiler auf derselben Stelle giebt das normale Quantum Kohlen. Bei Anlage einer neuen Kohlenstelle wird zunächst der Rasen weg- gestochen und der Boden glatt geschaufelt und festgestampft. Dabei stellt man den sogen. Anlauf her, d. h. man giebt der Stelle nach dem Mittel- punkte zu eine schwache Steigung von 15—20 cm. Dann wird die Grund- fläche des Meilers in höchst einfacher Weise festgestellt: der Köhler führt
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