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1. Deutsche Schulgeographie - S. 75

1908 - Gotha : Perthes
75 sich in unterirdischen Hohlräumen, von denen die durch prächtige Tropf- steinbildungena) ausgezeichnete Adelsberger Grotte die größte Höhle Europas ist. Die Flüsse fließen bald oberflächlich durch wannen- artige Vertiefungen, die sich von gewöhnlichen Tälern durch ihre allseitige Geschlossenheit unterscheiden, bald verschwinden sie im Boden. Seen entleeren und füllen sich periodisch durch Kanäle, die in die Tiefe führen (Zirknitzer See). Die Hochflächen sind, soweit man sie des Waldes entkleidet hat, wahre Felswüsten geworden. Zwischen den Alpen und dem Karst breitet sich das weite Talbecken von Laib ach* (Hauptstadt) aus, der natürliche Mittelpunkt des Landes. Jdria ist eins der ersten Ouecksilberbergwerke der Erde. § 96. Die drei nördlichen und das östliche Alpenland haben mit- einander gemein, daß sie sich nicht bloß über die Alpen, sondern auch über die fruchtbaren Vorländer ausdehnen. Am wenigsten daran teil hat Salzburg mit der gleichnamigen Hauptstadt* in herrlicher Lage am Fuße der Alpen. Das Land (bis 1814 selbständiges geistliches Fürstentum) umfaßt das Salzachgebiet bis zu den Hohen Tauern, in denen die berühmten Thermen von Gast ein liegen. Die Salzburger Alpen zu beiden Seiten des Salzachquer- tales sind sehr salzreich. Das Berchtesgadener Land wurde schon bei Bayern erwähnt (S. 17). Das durch herrliche Seen geschmückte und daher viel besuchte Traungebiet, im S. überragt von dem mächtigen Dachsteinstocke (3000 m, östlichster Gletscher), führt von seinem Haupt- Produkte den Namen Salzkammergut (zu Oberösterreich gehörig). Inmitten davon liegt der vornehme Badeort Ischl. Die Provinzen Ober- und Niederösterreich, die noch in die Sudetenländer hinübergreifen, bilden gleichsam eine Mulde mit niederem Nord- und hohem Südrand (Alpen), deren tiefste Stelle das Donau- tal einnimmt. Die breite Lücke zwischen der böhmischen Masse und den Alpen ist eine der wichtigsten Verkehrslinien zwischen den mittleren und unteren Donauländern einerseits und Deutschland und Westeuropa anderseits (Hauptbahn Wien—paris). Die Hauptstadt Oberösterreichs, Linz* liegt an der Stelle, wo die seit alters wichtige Salzstraße (aus dem Salzkammergut nach dem salzarmen Böhmen) die Donau über- schreitet. Das Eisen der österreichischen Kalkalpen wird an vielen Orten verarbeitet, größere Bedeutung besitzt aber nur die Eisenindustrie von Steyr. Niederösterreich hat mehr Flachland und ist daher fruchtbarer; hier beginnt auch bereits der Weinbau, der sich längs des Ost- . Das durch die Höhlenwände durchsickernde Wasser läßt beim Verdunsten seinen Kalkgehalt als Tropfstein zurück.

2. Allgemeine Erdkunde - S. 40

1904 - Gotha : Perthes
40 Die äuszern Aräfte. § 58. Die äußern Kräfte hängen vom Klima ab; besonders wichtig ist die Verteilung der Niederschläge, und wir werden zunächst die Gegenden in das Auge fassen, wo reichlich oder wenigstens genügend Wasser vorhanden ist. § 59. Jedes Gestein, das mit der Luft in Berührung tritt, verwittert an der Oberfläche, und durch zahllose Risse und Spalten, wie sie infolge wechselnder Erwärmung entstehen, dringt die Verwitterung auch in das Innere des Gesteins. Je feuchter die Luft ist, desto rascher geht dieser Prozeß vor sich. Das Endergebnis ist die Auflösung des Felsens in groben oder feinen Schutt, auf dem sich immer größere und anspruchsvollere Pflanzen ansiedeln. Wo der Boden nicht durch eine dichte Vegetation befestigt ist, rutscht er ab oder wird vom Regen abgespült, und die leichtesten Teilchen werden vom Winde fortgeführt; auf diese Weise werden neue Felsflächen bloßgelegt und der Verwitterung preisgegeben. Da aber Wasser auch in den Boden eindringt und die Pflanzen selbst chemisch und mechanisch (besonders durch die Baumwurzeln) zerstörend wirken, so schreitet der Anslösuugsprozeß stets, wenn auch langsam, nach unten fort; namentlich in regenreichen Tropengegenden erreicht der Verwitterungsboden eine bedeutende Mächtigkeit. § 60. Das Regenwasser und der geschmolzene Schnee fließen teils oberflächlich ab, teils verdunsten sie, teils werden sie von den Organismen aufgenommen, teils endlich sickern sie im Boden ein und sinken immer tiefer, bis sie eine undurchlässige Touschicht erreichen. Hier sammelt sich das Grundwasser, das unsere Brunnen speist, und tritt dann an einer günstigen Stelle als Quelle wieder zutage. In klüstereichem Gelände, besonders im Kalkgebirge, verschwindet sast der ganze Niederschlag im Gelände, das daher oberflächlich an Trockenheit leidet, und gelangt oft in bedeutende Tiefen. Kalkstein, Gips und Salzstöcke werden vom kohlensäurehaltigen Wasser aufgelöst, und die Klüfte und Spalteu auf diese Weise zu oft weitverzweigten Höhlen erweitert (vgl. D. Sch.-G., § 95, S. 75). Auf seinem unterirdischen Wege belädt sich das Wasser mehr oder weniger mit gelösten Mineralsubstanzen; geschieht dies in reichlicher Weise, so entstehen Mineralquellen, die zu Heilzwecken benutzt werden. Die aus großer Tiefe aufsteigenden Thermen sichren ihren Namen von ihrer hohen Temperatur, die sie aus dem Erd'innern mit- bringen, und dienen gleichfalls als Heilquellen. Kochend heiße Quellen

3. Allgemeine Erdkunde - S. 41

1904 - Gotha : Perthes
41 kommen nur in vulkanischen Gegenden vor; periodische Springquellen dieser Art sind die Geiser Islands (f. D. Sch.-G. S. 104), Neuseelands (S. 185) und des nordamerikanischen Nationalparks (S. 196). § 61. Alles Wasser strebt, der Schwerkraft folgend, dem tiefsten Punkte zu. Sobald seine Unterlage eine, wenn auch noch so geringe Neigung besitzt, kommt es in Fluß. Hindernisse werden, wenn möglich, um- gangen, und daher nimmt alles fließende Zvasser einen ge- schlängelten Lauf. Quellen vereinigen sich zu Bächen, Bäche zu Flüssen, Flüsse zu Flußsysteinen. Die Wasserscheide, d. h. die Grenze zwischen Gewässern, die nach entgegengesetzten Richtungen fließen, ist nicht immer eine deutliche Erhöhung, ja manchmal so un- bestimmt, daß das Wasser weithin den Boden versumpft und erst in einiger Entfernung eine bestimmte Richtung einschlägt. Selbst innerhalb der Gebirge liegt die Wasserscheide nicht immer auf dem Kamme, sondern häufig mitten im Tale. (Die Alpenkarte im D. Sch.-A. 10/11 bietet viele Beispiele.) Wichtige Wasserscheiden, die zwei Flußsysteme von- einander trennen, liegen oft im Tieflande (Rußland, Südamerika); ja stellenweise verflachen sie so sehr, daß zwei Flußsysteme dauernd oder wenigstens bei Hochwasser miteinander in Verbindung treten (Gabe- lung oder Bisurkation, s. D. Sch.-G. S. 200). Anderseits spielen selbst hohe Gebirge bei der Verteilung der Flüsse eine ganz unter- geordnete Rolle, und manche werden in ihrer ganzen Breite von Flüssen durchbrochen (Himalaja, Balkan). Das Endziel aller fließenden Gewässer ist das Meer, aber es wird nicht von allen erreicht. In regenarmen Gebieten ist die Ver- dunstung zu übermächtig, als daß die Flüsse alle Hindernisse überwinden könnten. Nur dann sind sie dazu befähigt, wenn sie (wie der Nil) mit ihrem Quellgebiete in eine sehr niederschlagsreiche Gegend hineinreichen. Ungefähr ein Viertel der Landoberfläche ist abflußlos; das größte dieser Binnengebiete gehört der Alten Welt an (vgl. D. Sch.-A. 44/5). Das zweite Viertel wird zum Großen und Indischen und die ganze übrige Hälfte zum Atlantischen Ozean einschließlich des nördlichen Eis- meeres entwäffert. § 62. Das fließende Wasser übt auf die Oberflächengestaltung den größten Einfluß aus. Es führt die lockeren Bestandteile des Bodens mit sich fort und benutzt sie als Feile, um auch das feste Gestein ab- zuschleisen und zu zerstören. Man nennt diesen Vorgang Grosisn *); J) lat. erodere = abnagen.

4. Lernbuch der Erdkunde - S. 9

1902 - Gotha : Perthes
9 5. Mergelboden: aus Lehm und gleichmäßig (viel) Kalk (wärmer und leichter zu bearbeiten als Tonboden). 6. Humusboden: andere Bodenarten mit verwesenden Stoffen. Die Fruchtbarkeit des Bodens hängt ab von den Eigenschaften und der Zusammensetzung. Wie kann man schlechteren Boden verbessern? Manche Pflanzen lieben Sandboden, andere Tonboden u. s. w. Jas Wasser. § 14. Eigenschaften des Wassers. Weil das Wasser leicht beweglich ist, sucht es die tiessteu Stelleu der Erdoberfläche auf, — welche Kraft wirkt dabei auf das Waffer? Hauptformen des flüssigen Wassers an der Erdoberfläche? Fließendes und stehendes Wasser — wann fließt es? Erkläre: Bach, Fluß, Strom (Quelle, Mündung, rechtes und linkes Ufer, Bett); Hauptfluß, Nebenfluß, Flußgebiet, Wasserscheide; Teich, See, Meer, Ozean (Küste, Meerbusen, Meerenge, Kap, Landzunge, Land- enge oder Isthmus, Kanal, Straße)! Erkläre: Inseln, Festland, Archipel! Wie wird das Wasser auf den Karten dargestellt? Wie stellt man die verschiedenen Meerestiefen dar? (K. 44 und 45.) § 15. Woher kommt das Waffer eines Flusses? Beobachtungsaufgabe 11. Wie kommt das Waffer in die Luft? Beschleunigung der Verdunstung durch Wärme und Wind! (Beispiele!) Beobachtungsaufgabe 12. Wodurch wird der Wafserdampf wieder flüssig? Kreislauf des Wassers: Erde — Nebel — Wolken — Regen — Erde. — Zeichnung davon! Welche Wege schlägt das Regenwasser ein? Wann oberirdisch? — wann unterirdisch? Entstehung einer Quelle? — Zeichnung! Wonach richtet sich der oberirdische Weg des Wassers? Versuch: Nachahmung der Erdoberfläche im kleinen, Regen (Gieß- kanne!) — Wiederhole den Versuch zu Hause! Wonach richtet sich das Gefälle des Flusses? Wo ist es also am stärksten? Bedeutung für die Schiffahrt?

5. Lernbuch der Erdkunde - S. 12

1902 - Gotha : Perthes
12 § 22. Wetter oder Witterung: Zustand der Luft hinsichtlich Wärme, Wind und Niederschlag. Klima: Durchschnittlicher Zustand der Witterung. Wie ge- funden? Leobachtungsaufgabe 16. Landklima (fern vom Meer!): Heiße Sommer, kalte Winter — weshalb? Seeklima: Milde Sommer und Winter — weshalb? Iv. Die Bewohner der Erde. Formen der Landschaft. § 23. Welche Wesen leben auf der Erde? Wonach richtet sich die Verbreitung von Menschen und Tiereu? Wonach richtet sich die Verbreitung der Pflanzen? Ein Land, in dem es oft lange nicht regnet, heißt Steppe. Wie sieht es in der Steppe aus? — Pflanzen und Tiere der- selben ? Ein Land, in dem es fast nie regnet, heißt Wüste! Wie sieht es in der Wüste aus? — Pflanzen und Tiere der- selben? — Was siud Oasen? Wo es sehr heiß ist und viel reguet, gibt es Urwald. Tropen: Heiße und feuchte Gegenden. Wie sieht es im Urwald aus? — Pflanzen und Tiere desselben? § 24. Wie sind die Polargegenden und die Gipfel des Hochgebirges beschaffen? Was ist die Baumgrenze? Pflanzen und Tiere daselbst? Wie ist unser Klima? — Woran liegt dies? Was folgt daraus für Tier- und Pflanzenwelt? Erkläre folgende Landschastsformen der gemäßigten Zone: Acker, Wiese, Sumpf, Bruch, Heide, Moor. — Am Meer: Marsch, Geest, Watteu! Auch diese finden auf den Karten ihre Darstellung (s. K. 2 oben links). § 25. Verhältnis des Menschen zur Tier- und Pflanzenwelt? (nützlich, schädlich, gleichgültig!)

6. Deutscher Aufstieg 1750 - 1914 - S. 42

1914 - Gotha : Perthes
— 42 — zutn Himmel gestiegen! Allein sie wurden aus der Zeit nicht befnedigt, und wenn diese solcher Kost damals dennoch bedurfte so blieb kaum etwas übrig, als auf die großen Führer des alteren Klassizismus zurückzugreifen. Und so erwachten ste von neuem, die^ Kant, Fichte, Schelling, Hegel: und der —prette Kosmopolitismus ihrer Systeme flutete in abgeänderter vielfach mehr konkret gefaßter Strömung neben den Bestrebungen, aus eigener Kraft zum Hochgewinn moderner ^^..Weltanschauungen zu gelangen. Diese Bewegung, die auf den gewaltigsten Gebieten menschlicher Leistungen überall zum Wollen, zum Tun, zum Schaffen hindrängte, drang nun auch schon in die Politik e*n< W- Innern fand man sich längst unter den steigenden Drohungen der äußeren Lage mehr zueinander: die Gemeinschaftsgefühle stiegen; ungeheure Summen für Stärkung der Abwehr nach außen wurden von der Volksvertretung einstimmig und anstandslos bewilligt. Im Jahre des Heils 1913, unter den Erinnerungen der Freiheitskriege und der Völkerschlacht, sammelte sich die Nation bereits einmütig um die drohende Gefahr. _ Zugleich aber ging das Verständnis der äußeren Lage zusehends in den bisher noch unbestimmteren Rpsjiipgoji-,________________ tismus ein und machte diesen zu einem Element: praktischer -.— Politik. Es war insofern eine nterkröuregiwendurtg, als sie nicht, wie man hätte meinen müssen, vom Auswärtigen Amte ausging. Diese Behörde, seit vorbismarckischen Zeiten kaum reorganisiert, versagte. Aber in der Nation selbst, aus wirtschaftlichen wie gelehrten Kreisen, erhob sich im letzten Jahrzehnt mit steigender Stärke der Ruf nach einer äußeren Kulturpolitik, nach einer geregelten Einwirkung deutscher Hochkultur auf die Völker des Erdballs. Es waren Ansätze, die innerlich schon aus dem Deutschland des neuen Reiches hinüberführten in jenes höhere, größere, zur geistigen Führung der

7. Bilder aus dem Deutschen Reiche - S. 68

1890 - Gotha : Behrend
68 Bilder vom deutschen Rhein. scheint. Die Arbeit bei einem „Knöpfle-Efser" ist mit sehr viel Präzision ausgeführt, und seine vermeintliche Thätigkeit wirklich täuschend. Die Originalität dieses Gedankens findet in zahlreichen Bestellungen ihren Lohn, wie überhaupt die hier erwähuteu drei Gattungen Uhren in neuerer Zeit wieder mehr iu Aufnahme kommen. Daneben sendet der Wald in die breisganischen, schwäbischen oder ober- und niederrheinischen Wirtschaften und Haushaltungen beträchtliche Mengen hölzernen Geräts und blecherner Löffel, die auf eigenen Mühlen verfertigt werden. Das hackt und bohrt und klappert, wenn man durch den Wald fährt, daß man meint, in die Werkstätte unterirdischer Gnomen gekommen zu seiu. Glashütten und Hammerschmieden trifft man in jedem Waldbezirke. An der Haslach, die sich wild aus den Wäldern von Dittishausen herabstürzt, treiben stämmige Holzhauer ihr hartes Gewerbe und schaffen bei nie verlöschendem Feuer rußige, wild- blickende Schmiede. Hier und da liegt in dunkler, schweigender Ein- samkeit eine Terpentinschwelerei oder eine Pechhütte, deren gerade auf- steigende Rauchsäule weithin ihre strengen Düfte verbreitet. Dort, wo der Bach hastig hinabjagt, lugt aus dem tiefen Grün die Hütte eines Holzflößlers hervor; keine ist ohne plätschernden Brunnen, und nicht selten steht eine Kapelle daneben mit einem Glöckchen zum Morgen- und Abendgebet. Buddeus, Daniel und Hobirk. 8. Aus der Umgebung von Baden-Baden. Die Umgebung Baden-Badens enthält eine unendliche Fülle land- schaftlicher Schönheiten. Nicht leicht ist ein anderes Stück Erde in Deutschland zu ueuueu, welches von der Natur so reich ausgestattet ist, als das anziehende Oosthal mit seinen Nebeuthälern. Nach wenigen Schritten sind wir au dem neuen Schlosse, das über der Stadt auf einem Hügel thront und zur Sommerzeit als Residenz des Großherzogs eingerichtet ist. In weniger als einer Stunde gelangt man auf grünen Fußpfaden durch einen Eichen- und Tannenwald von hier nach den Ruinen des von den Franzosen ver- brannten alten Schlosses, das die Höhe des Battert krönt. Der Wanderer geht immer im Schatten, während an jedem hervorragenden Felsstücke, an dem sich eilte neue Aussicht eröffnet, Ruheplätze zur Er- holung und zum Naturgeuusse angebracht sind. Die Trümmer des Schlosses sind noch so ansehnlich und so gut erhalten, daß wir sie zu deu schönsten Ruinen Deutschlands zählen dürfen. Die hohen, ge- waltigen Mauern, die engen Höfe, die unterirdischen Gewölbe, die man bald für Römerbäder, bald für Kerker des Femgerichts ausgegeben hat, die weiten Gemächer, deren Boden und Decke eingebrochen, das üppige Grün von Sträuchern und Gras, das auf deu Ziunen und Türmen wuchert, all' das bildet ein so liebliches Ganze, das den Be- schauer immer von neuem sesselt. Bon dem viereckigen murine der St. Ulrichskapelle bietet sich dem trunkenen Auge eine prachtvolle Aus- sicht auf Baden, das Oosthal, die Berge des Schwarzwaldes mit ihrem

8. Bilder aus dem Deutschen Reiche - S. 70

1890 - Gotha : Behrend
Bilder vom deutschen Rhein. lebendige Geräusch herauf, durchmischt mit dem lauten Rufen der Flößer. Wir biegen um eine letzte Wendung des waldfrischen Weges, und vor uns steht eine kleine gotische Kapelle, die den wunderlichen Namen die „Klingel" trägt. Wir eilen Gernsbach zu. Durch einen dunkeln, steingewölbten Bogengang betreten wir das Städtchen, durch das die Murg ihr klares Wasser treibt. Die Bewohner leben nur vom Holze und für das Holz. Die Murg vertreibt die kostbare Ware, die in den Wäldern geschlagen wird. Das Bett derselben, zwischen zwei wilde Ufer eingezwängt, auf denen Wälder ihre Tannen und Eichen in das Blaue des Himmels emporrecken, ist überall von ungeheuren Felsen unterbrochen, welche die Gewalt des Wassers geglättet. Die Wellen brechen sich an diesen alten Häuptern und werfen ihren weißen Schaum daran empor. In die Tiefe der Schlünde, die sich überall öffnen, stürzen die Wasser, welche der Schnee plötzlich anschwellt. Die gewerbthätige Hand des Menschen hat die Abstürze für den Transport des Holzes nutzbar gemacht. Die Wasser, durch starke Schleusen zurückgehalten, sammeln sich in kleinen Thälern, die von allen Seiten geschlossen sind. An der ganzen Murg hin und vor allem an dem Hauptabsturz haben die Holzhauer das Holz aufgeschichtet, das uach Gernsbach hinabgeflößt werden soll. Endlich schicken die Waldbesitzer den Befehl, die Schleusen zu öffnen. Es ist ein Festtag für die ganze Gegend; von allen Seiten strömt es herbei. Der Student kommt von Freiburg und Heidelberg, der Gymnasiast von Mannheim und Karlsruhe, die Reisenden und Kurgäste von Badeu: alle wollen das großartige Schauspiel sehen. Eine Brücke gewährt namentlich einen prächtigen Anblick; sie befindet sich an dem Zusammen- flnsse der Raumünzach und des Schwarzenbach. Ihr einziger Bogen, der auf zwei Granitblöcken steht, bietet die Aussicht auf ein weites Thal, durch das die mit geschälten Stämmen angefüllten Wasser schießen. Einige Schritte unter der Brücke schäumt ein 10 m hoher Wasserfall, der den malerischen Eindruck der zwischen Bergen eingezwängten Land- schast noch erhöht. Die Stunde schlägt, und die Schleusen öffnen sich. Wie fernes Grollen des Donners rauscht es heran, bis das ganze Thal von wildem Getöse erdröhnt. Wie eine Mauer von Holz wälzt sich die Masse der Stämme herab; der Fluß schäumt hoch an ihnen hinauf und verschlingt sie dann wieder. Die Stämme ächzen, das Wasser braust; es ist, als ob sich Wald und Berg und Thal in ein Urgemisch auflöste. Nicht lange, fo ist alles vorüber; die Neugierigen entfernen sich, und Einsamkeit und Öde herrscht wieder ringsumher. Nichts aber vermag mehr in dem Fremden, welcher der rauschenden Welt Baden-Badens entfliehen will, das Gefühl der Verlassenheit und Einsamkeit hervorzurufen als ein Besuch des Mummelsees, der ihm, eine halbe Stunde im Umfange, in der Nähe der kahlen Berggipfel der Hornisgrinde entgegenschimmert. Sein schwärzliches Wasser, durch die nahen Torfgründe so dunkel aussehend, nährt bloß Salamander, keine Fische. Ode und abgeschieden liegt das unheimliche Gewässer da, die verkümmerten Föhren und Tannen neigen ihre Gipfel zur Erde und

9. Bilder aus dem Deutschen Reiche - S. 91

1890 - Gotha : Behrend
Der Odenwald, 91 steiners. Deutlich wollen die Landleute dieser Gegend den nächtlichen Zug von Reitern, Wagen, Heergerät u. a. gehört, aber niemals gesehen haben. Kehrt das Geisterheer bald wieder zurück, so hat die Sache nicht viel zu bedeuten; bleibt es aber lange entfernt, ist böser Krieg zu er- warten. Der letzte Umzug des wilden Jägers d. h. des „watenden" Sturmgottes Wodan, der durch die in Gebirgsgegenden häufig vor- kommenden Windstöße veranlaßt wird, soll im Dezember des Jahres 1815 geschehen sein. Die vormalige knrpsälzische Regierung hat wiederholt zu verschiedenen Zeiten gerichtliche Zeugenverhöre über die Erscheinungen des Geistes anstellen lassen, aber nie deren Resultat bekannt gemacht. 2. Die Bewohner des Odenwaldes, Abkömmlinge der hier zurück- gebliebenen und durch Klodwigs Eroberungen in fränkische Knechtschaft geratenen Alemannen, haben insbesondere durch den dreißigjährigen Krieg und die französischen Verheerungen der Jahre 1688 bis 1699 viel gelitten; die leergewordenen Striche wurden durch neue Einwanderer aus der Schweiz und aus Sachsen wieder bevölkert. Nur in der Grafschaft Erbach und in der Herrschaft Breuberg hielt sich ein wackerer Kern der Bevölkerung. Hier blieben auch bis heute manche uralte deutsche Rechtsgewohnheiten haften, während daneben das offene freie Gericht, der Centverband, Recht und Pflicht der Waffen seit der Mitte des vorigen Jahrhunderts verschwunden sind und nur etwa eine „Cent- linde" noch an die Zeit erinnert, wo das freie Gericht im Freien ge- hegt wurde. Auch die Mundart hat im Erbachschen noch manches Eigentümliche bewahrt, was in anderen Gegenden des Odenwaldes schon verschwunden ist. Bei Einweihung eines Schildes „zum Hirsch" redete ein Bursch von Wald-Bullau seine Genossen folgendermaßen an: Ich griefs aich all, eer liewe lait, die eer zum fescht hait kumme seid; e vivat hoch! de jung un alte! die noch uf alte braich ebbs halte ; die munder .seen zu rechter zeit, un darum aa senn kumme hait. Jetz gebb mer's glas her, kummerad, un halt nor die budell barad! Defs erschte glas mit purem wei, es soll zu aller gsundheit sei; defs zwatte, defs ich drinke aus, vivat! es gilt dem herschwertshaus ! Hallo, bafst uf, jetz weis ichs schild, seht her, de hersch, e koschtba bild! es is e bild vum Oorewald, Wo's jagdhorn schallt, die büchse knallt. Ei bravo! mäddche, aierm fleifs! Ar kränz verdien kaan klaane preis.

10. Bilder aus dem Deutschen Reiche - S. 117

1890 - Gotha : Behrend
Aus dem Lahnthale. 117 Bei Nieder-Lahnstein, unterhalb der Burg Lahneck, erreicht die Lahn den Rhein. An Großartigkeit wird das Lahnthal von vielen Gegenden über- troffen, aber kaum an Anmut und lieblichem Wechsel der Landschafts- bilder; die letzteren haben durch die zahlreichen Eisenbahntunnel noch wesentlich gewonnen. Schon Goethe hat das Lahnthal, das er als Jüngling durchwanderte, begeistert gepriesen, und in sein Lob stimmen alle gern ein, welche neuerdings einen Blick in seine Gründe gethan und seine Berghöhen bestiegen haben. 2. Das deutsche Land ist reich an Mineralquellen, welche von Kranken und Schwachen aufgesucht werden, die dort Genesung und Kräftigung finden möchten. Kein Teil Deutschlands aber ist reicher an solchen wohlthätigen Gesundbrunnen, als der Rheingau, die herrliche Gegend zwischen dem Rhein, der Lahn und dem Main. Mehr als vierzig Heil- quellen sprudeln im Taunus, dem schönen, mit prächtigem Laubwald geschmückten Gebirge, welches den Rheingau durchzieht. Da liegeu Homburg und Soden, Wiesbaden und Schlangenbad, Selters und Ems. Eins der berühmtesten von allen Bädern des Taunus und des ganzen deutschen Landes überhaupt ist Ems. Zwischen dem Taunus im Süden und dem Westerwald im Norden fließt die Lahn dem Rheine zu, überall von ihrer Quelle bis zu ihrer Mündung von Bergen umschlossen. Nicht weit von ihrem Ausflusse zieht sich an ihren Ufern in einer besonders reizenden Gegend des Thales die Stadt Ems hin. Was hat hier die Reihe stolzer, prächtiger Hänser entstehen lassen und den Namen der Stadt weltberühmt gemacht? Es sind die warmen, dampfenden Quellen, die zahlreich aus dem Boden hervorsprudeln und deren Wasser teils genossen wird, teils zu Bädern dient, die Quellen, denen Tausende und aber Tauseude Labung, Stärkung und Wieder- Herstellung ihrer Gesundheit verdanken. Als die Römer noch vor Christi Geburt unter Drnsus in diese Gegend kamen, lernten sie auch die warmen Quellen kennen. Da sie an das Baden in warmen Wassern gewöhnt waren, benutzten sie diese und erbauten sich dort Badehalleu. Mancherlei Überbleibsel von Münzen, Krügen, Töpfen und anderen Gegenständen bezeugen noch heute die Anwesenheit der Römer, und vielfach aufgefundene Steine mit Inschriften sagen uns, daß hier auch die 23. Legion ihr Standquartier hatte, welche an der Zerstörung Jerusalems (im Jahre 79 nach Chr.) teilnahm und danach an den Rhein verlegt wurde. Dreihundert Jahre dauerte die römische Herrschaft im Rheingau, und nach dieser Zeit weiß man Jahr- hunderte lang wenig von dem Bade Ems. Seit fünfhundert Jahren aber sind seine Wasser wieder mehr und mehr in Gebrauch gekommen, und heutigestags ziehen alljährlich viele Tausende nach der freundlichen Lahnstadt, um von ihren berühmten Quellen zu trinken oder sich in denselben zu baden.
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