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1. Geschichte für die Schulen des Herzogtums Braunschweig - S. 29

1912 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
— 29 — führte man ihn in den Kreis der Richter und las ihm die Anklage vor. Bekannte er sich schuldig oder wurde er überführt, so sprachen die Schöffen das Urteil. War es die Todesstrafe, so wurde er sofort, meistens von dem jüngsten Schöffen, an den nächsten Baum gehängt. Gelindere Strafen waren Landesverweisung und Geldbuße. Erschien der Angeklagte nicht, so galt er als schuldig und ward „verfemt". Dann wurde der Name des Verurteilten in das Blutbuch geschrieben und der also Verfemte von allen Wissenden verfolgt. Keiner von ihnen durfte das Urteil verraten, aber alle hatten die Pflicht, es zu vollstrecken, doch mußten sie dabei wenigstens zu dreien sein. Wo sie des Verfemten habhaft werden konnten, zu Hause oder auf der Straße, da stießen sie ihn nieder oder hängten ihn. Zum Zeichen, daß der Getötete durch die heilige Feme gefallen, ließ man ihm alles, was er hatte, und steckte ein Messer neben ihm in den Boden. In Westfalen bestanden die Femgerichte noch bis 1808, wo sie Jerome (S. 58) aufhob. Doch befaßten sich die letzten Femgerichte nur mit Felddiebstahl. Über ein Femgericht, das 1312 in der Stadt Braunschweig abgehalten wurde, wird uns folgendes berichtet: Zwei Bürgermeister und einige angesehene Bürger versammelten sich um Mitternacht auf dem Kirchhof zu St. Martinns und ließen auch den Rat dahin entbieten. Dann wurden alle Tore der Stadt besetzt, so daß niemand aus und ein konnte. Bei Anbruch des Tages wurden auch die Hauswirte zum „Femeding" geladen. Hierauf läuteten die Glocken dreimal Sturm, und nun eilten die Bürger mit dem Rat vor das Petritor. Dort lag der von Okerarmen fast umschlossene Richtplatz, der auch vom Fem-graben Begrenzt wurde. Auf der einen Seite dieses Grabens stand der Richter, auf der anderen das Volk. Beim Beginn des Gerichts rief der Büttel: Gy herren, gad in de achte (Gericht)! Hierauf traten die Ankläger vor. Auf der höchsten Stelle des Femgrabens saß der Femgraf, ihm zur Seite die Ratsherren und 12 Schöffen. Der Fernschreiber rief nun die des Diebstahls Angeklagten auf. Wer leugnete, mußte seine Unschuld beschwören, bei einer zweiten Anklage konnte er sich dadurch retten, daß sechs Eideshelfer seine Unschuld beschworen, bei der dritten mußte er sich dem Gottesurteil (S. Xiv) unterwerfen und ein glühendes Eisen in der Hand neun Fuß weit tragen. 28. f)e<ren und Hexenprozesse. 1. Hexenglaube. In der finsteren Zeit des Mittelalters war der Glaube an Hexen in ganz Deutschland verbreitet. Die Hexen, so glaubte man, gäben sich dem Teufel ganz zu eigen und verschrieben sich ihm mit ihrem Blute. Dafür verliehe er ihnen die Gabe, dem Nächsten Böses zuzufügen. So könnten sie durch ihren bösen Blick Menschen und Tiere krank machen oder Ungewitter, Hagel und Unfruchtbarkeit des Feldes herbeiführen. Auf dem Brocken fände jährlich in der Walpurgisnacht (1. Mai) eine Hauptversammlung statt. Die Hexen flögen dann auf Böcken, Gänsen, Besen, Oseugabeln, Stöcken, Spinnrocken u. bergt zum Schornstein hinaus durch die Luft zum Brocken. Hier schmausten sie im Beisein des Teufels, der in Bocksgestalt auf der Hexenkanzel säße, tränken ans Kuhklaueu und Pferdeschädeln und hielten dann ihre Hexentänze ab. Dieser Spuk eude erst mit Tagesgrauen, worauf die Hexen wieder heimflögen. 2. Verfolgung. Mit größter Strenge wurden die Hexen vom Staat und von der Kirche verfolgt. Triefende Augen, Verdacht der Ketzerei, Erfüllung einer ausgesprochenen Drohung und ähnliche, oft ganz unbedeutende Dinge waren genügend, eine Frau vor das Gericht zu bringen. Leugnete sie, ein Bündnis mit dem Bösen zu haben, so wandte man die „Hexenprobe" an. Man unterschied die Wasser-, Wage- und Tränenprobe. Bei der Wasserprobe wurde der Unglücklichen

2. Geschichte für die Schulen des Herzogtums Braunschweig - S. 42

1912 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
— 42 — Welt bis zu meinem Tode bleiben." So kam er zurück. Sein Vater versuchte noch einmal, ihn von der lutherischen Lehre abwendig zu machen. Als er aber sah, daß alles nichts half, ließ er ihn gewähren. Julius vermählte sich nun mit der edlen Hedwig, Tochter des Kurfürsten Joachim Ii. von Brandenburg, und lebte dann in fast dürftigen Verhältnissen abwechselnd in Schladen und Hessen. Als ihm aber der liebe Gott ein Söhnlein schenkte, da hielt es den immer noch zürnenden Vater nicht lange mehr, und er eilte hin nach Hessen, um seinen Enkel zu sehen. Seine Freude über ihn war so groß, daß er sich mit Julius jetzt immer mehr aussöhnte. Der neugeborene Prinz erhielt den Namen Heinrich Julius. Als der Großvater kam, um ihn zu sehen, fragte er die zitternde Hedwig in seiner derben Weise, wo denn „bat Krabbe" wäre. Die Mutter deutete ängstlich auf die Wiege. Da nahm der Alte das „Hetteleiu" auf seine Arme, zog das Schwert, legte das Blanfe Eisen aus die Ätust vey Knaben und sagte: „Du sasst nu myn leiroe Soen sien." Und als ihn der Kleine später einmal am Barte zupfte, sagte er: „Trecke man tau, myn Söenken, du magst et baun, aber bi den Seiben Gottes, kaiserliche Majestät solle mick wohl barut bliewen." (Deutsche Jugenb 2, S- 162: Aus bet Jugenbzeit des Herzogs Julius, und 5, S. 210: Herzog Julius.) 4. Heinrichs des Jüngern letzte Tage und Tod. In seinen letzten Jahren wurde Heinrich immer milder gegen seinen Sohn Julius sowie überhaupt gegen die Lutherischen gesinnt. Er erwirkte sogar vom Papste, daß den Laien beim Abendmahle auch der Kelch in seinem Lande gewährt werde, und ließ in seiner Schloßkapelle zu Wolfenbüttel auch zuweilen deutsche Kirchenlieder singen. Als die katholischen Geistlichen sich bar üb er beklagten und namentlich das Sieb: „Es woll' uns Gott genädig sein" nicht dulden wollten, sagte der Herzog: „Ei, soll uns bmit der Teufel gnädig sein?" Auch brachte er seine Zeit jetzt viel mit Lesen und Beten zu. Er hatte täglich seine besonderen Betstunden, wo er, ein Kreuz in der Hand, aus seinen^ Knien oder auch lang auf der Erde „als in einem Kreuze" lag und Gott anrief. Als er sein Ende nahen fühlte, ließ er feinen Sohn Julius zu sich kommen, redete mit ihm in herzlichen Worten und übergab ihm die Regierung. 1568 starb er als Greis von nahezu 79 Jahren. Julius aber ehrte sein Andenken in jeuer Weise. Er hatte ihn auch nicht gehaßt, als er verstoßen war. Ihm zu Ehren nannte Julius die von ihm angelegte Neustadt in Wolsenbüttel „Heinrichstadt . 5. Einführung der Reformation. Gleich nach seinem Regierungsantritte suchte Julius die Reformation überall im Lande einzuführen. Auf seinen Befehl mußte der General-Superintendent mit noch 2 Geistlichen von Stadt zu Stadt, von Dorf zu Dorf durch das ganze Land ziehen, die Geistlichen prüfen und die untauglichen absetzen. 1569 erließ der Herzog eine Kirchenordnung, worin festgesetzt war, was in Zukunft gelehrt und gepredigt, wie der Gottesdienst abgehalten und die heiligen Handlungen verrichtet werden sollten. Auch ©chiucn wurden an vielen Orten durch ihn ins Leben gerufen. So gründete^ er 1571 zu Gandersheim eine höhere Schule, sie wurde aber schon nach o ^ahien nach Helmstedt verlegt und in eine Universität umgewandelt. (Teutsche Jugend 4, S. 207: Helmstedt, und 2, S. 173: Conring.) Bei der Einweihung derselben (1576) erschien Julius als erster Rektor der Hochschule in schwarzer bischöflicher Kleidung. (Siehe Abbildung S. 27.) Über 200 Jahre hat die Universität (Julia Carolina) geblüht und viel Segen im Lande gestiftet. (1810 wurde sie von Hieronymus (S. 60) aufgehoben.)

3. Geschichte für die Schulen des Herzogtums Braunschweig - S. 43

1912 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
— 43 — 6. Julius als Landesvater. Herzog Julius war ein treuer Landesvater. Das Glück seines Landes war auch sein Glück. Um gute und nützliche Einrichtungen im Lande treffen zu können, lebte er sehr sparsam und einfach. Auf seinen Tisch kam nur einfache Hausmannskost. Leckerbissen verachtete er. „Speck und Wurst ist für mich gut genug," sagte er, „Leckerbissen macht böse Kriegsleute." So sparte er an 700 000 Taler. „ Aber nicht für mich spare ich diese Summen," sagte er, „sondern zum Besten derer, die mir Gott anvertraute; selbst meinlebengehörtdiesen." Er war ein Freund der Kunst und Wissenschaft. Besonders beschäftigte er sich mit Chemie, besaß darin auch große Kenntnisse. Trotzdem ließ er sich einmal von einem Schurken, Philipp Söm-mering, der vorgab, aus unedlen Metallen Gold machen zu können, furchtbar betrügen. (Deutsche fugend 5, S. 213: Herzog Julius als Rektor der Hochschule in Helmstedt. Philipp Sömmering.) Damit sich Kunst und Gewerbe im Lande höbe, kaufte er nichts im Auslande, was er bei seinen Landeskindern anfertigen lassen konnte. Sonnabends hatte jeder seiner Untertanen bei ihm freien Zutritt und konnte sein Anliegen ihm vor- bringen. Auch verschmähte er es nicht, an freudigen Ereignissen, wie z. B. an Hochzeiten und Kindtaufen seiner Untertanen, teilzunehmen. Um sein Land vor feindlichen Einfällen besser schützen zu können, schaffte er die Söldnerscharen (S. 15) ab und richtete eine allgemeine Volkswehr ein. In den Städten bestand diese schon länger. Jetzt mußten auch auf den Dörfern die Bauern jeden Sonntag zusammenkommen, und dann wurden sie von einem Landsknechte einexerziert. Jeder hatte ein Feuerrohr, das ihm für zwei Taler aus des Herzogs Eisenwerk in Gittelde verabreicht worden war. — Dem Müßiggänge war der Herzog „spinnefeind". Nur wenn seine Tagesgeschäfte vollendet waren, suchte er gern Erholung auf dem Altan seines Schlosses in Wolfenbüttel. Hier weilte er dann inmitten eines künstlich angelegten Gartens und schöner, auserlesener Singvögel. Besonders musterhaft war sein Familienleben, und mit größter Sorgfalt wachte er darüber, daß seine Kinder „nüchtern, sittig und in der Furcht des Herrn" erzogen wurden. Er starb 1589, tief betrauert von seinem Volke.

4. Geschichte für die Schulen des Herzogtums Braunschweig - S. 85

1912 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
— 85 — Jahre 1823 aber wurde Karl mündig und trat als Karl Ii. die Regierung an. Doch verstand er es nicht, sich die Liebe seines Volkes zu erwerben. Ja, es kam schließlich zu offenem Aufruhr. (7. September 1830.) Der Herzog mußte flüchten. Das herzogliche Schloß ging hinter ihm in Flammen auf. Er lebte von da ab größtenteils in Paris und zuletzt in Genf. In Genf ist er 1873 gestorben; dieser Stadt hat er auch sein ganzes Vermögen vermacht. 2. Wilhelm tritt die Regierung an. Sobald der Prinz Wilhelm, der damals in Berliu als Major diente, von den Vorgängen in Braunschweig Kunde erhielt, reiste er nach der Heimat. Im Schlosse Richmond vor Braunschweig nahm er Wohnung. Das Volk war hocherfreut und strömte in Scharen hinaus, den Prinzen zu sehen. Er übernahm sosort die Leitnng der Staatsangelegenheiten, aber erst an seinem Geburtstage, dem 25. April 1831, trat er endgültig die Regierung an. Von Richmond ans hielt er seinen Einzug in die Stadt, die sich festlich geschmückt hatte. Auf dem Altstadtmarkte leistete ihm die Bürgerschaft den Huldigungseid. 3. Wilhelm als Landesvater. Mit Wilhelm begann eine glückliche Zeit für unser Land. Schon 1832 kam eine neue Verfassung zustande. Nach dieser übt der Landesherr die Herrschaft in eigener Machtvollkommenheit aus. Ihm zur Seite steht das Ministerium, die höchste Landesbehörde. Es setzt sich aus einem Minister und zwei Wirklichen Geheimen Räten zusammen. Bei der Gesetzgebung sowie Aufstellung des Staatshaushaltes wirkt die Landesversammlung mit. Sie zählt 48 vom Volk erwählte Mitglieder. 1834 erschien dann auch das Ablösungsgesetz, wodurch die auf den Bauernhöfen lastenben Zehnten, Abgaben und Herrenbienste in eine einmalige Geldabgabe verwandelt wurden. Auch eine Stäbteorbnung würde eingeführt. Diese gab den Bürgern das Recht, sich den Magistrat und die Stadtverordneten selbst zu wählen, und befreite die Handwerker von dem drückenden Zunftzwange. So war für den Bürger und Bauer aufs beste gesorgt, und in kurzer Zeit gelangten beibe zu großem Wohlstanbe. Um Handel und Wandel zu fördern, legte der Herzog schon 1838 eine Eisenbahn von Braunschweig nach Harzburg hin an (eine der ersten Bahnlinien Deutschlands) und sorgte dafür, daß sich das Eisenbahnnetz in seinem Laube immer mehr erweiterte. Auch würden überall im Laube Steinstraßen (Chausseen) angelegt. In den Dörfern verschwanben nach und nach die alten Strohdächer und erhoben sich massive, mit Ziegeln gebeckte Wohnhäuser, gotische Kirchen und stattliche Pfarr- und Schulhäuser. In der Restbenz würden großartige Bauten aufgeführt: das neue Hoftheater, das Polytechnikum, das Lanbeskrankenhaus, ein Gymnasium, der Justizpalast u. a. (Deutsche Jugenb 5, Anhang, S. 397: Herzog Wilhelm von Bronswyk.) 5\. Kaiser Wilhelm I. 1861—1888. a. Wilhelm als Prinz. 1. Jugend. Wilhelm würde ant 22. März 1797 geboren. Sein Vater war der König Friedrich Wilhelm Iii., seine Mutter die Königin Luise (S. 56). In seinen Knabenjahren war der Prinz sehr schwächlich; die Mutter hatte oft große Sorge um ihn. Die Flucht von Königsberg nach Memel 1807 mitten im kalten Winter hatte feine Gesundheit so sehr angegriffen, daß er lange Zeit nachher das Bett hüten mußte. Im Alter von 13 Jahren raubte ihm der Tod Sa8nmetjer u. Schulze, Geschichte für braunschweig. Schulen. 7

5. Geschichte für die Schulen des Herzogtums Braunschweig - S. 90

1912 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
— 90 — Die Kämpfe um Metz. 1. Vionville und Mars la Tour. 16. August. Bei Metz zog Bazaiue eine große Armee zusammen. Bald merkten jedoch die Deutschen, daß es seine Absicht war, nach Westen abzuziehen und sich mit Mac Mahou zu vereinigen. Dieser Plan sollte vereitelt werden, weshalb man ihm in Eilmärschen zuvorzukommen suchte. Am 16. August entspann sich ein heftiger Kampf westlich von Metz bei Vionville und Mars la Tour. Der Feind hatte die Übermacht; dazu hatte er sich in den Wäldern eine feste Stellung geschaffen. Ganze Reihen der Deutschen wurden niedergeschmettert, aber andere rückten an ihre Stelle, und allmählich gelang es, den Wald zu erreichen. Jetzt kam das Bajonett an die Reihe, und bald mußten die Franzosen weichen. An einer Stelle hier waren neun feindliche Batterien aufgepflanzt. Diese aber wurden durch den berühmten Todesritt der Halberstädter Kürassiere und altmärkischen Ulanen genommen. (Deutsche Jugend 5, Anhang S. 324: Die Trompete von Vionville.) In der Schlacht bei Vionville zeichneten sich die Braunschweiger Husaren durch Mut und Kühnheit ganz besonders ans. So eroberten sie hier z. B. eine Batterie und machten die ganze Besatzungsmannschaft nieder. Fast wäre es ihnen auch gelungen, Bazaine gefangen zu nehmen. Ein Husar hatte ihn schon mit der Linken am Kragen ergriffen; da aber sprengte der Adjutant des Feldherrn herbei und stach den Braven nieder. 2. St. Privat und Gravelotte. 18. August. Zwei Tage später ver- suchte Bazaiue, nach Norden zu entkommen. Auf den Höhen zwischen Gravelotte und St. Privat hatte er Stellung genommen. Der heißeste Kampf entspann sich um das Dorf St. Privat. Ganz besonders zeichnete sich hier die Garde durch Heldenmut aus. Um an das Dorf heran zu kommen, legten sich die Soldaten oft platt auf die Erde, liefen einige hundert Schritt und warfen sich dann wieder nieder. Gegen 7 Uhr nahmen sie das Dorf mit Sturm. Bazaine zog sich nach Metz zurück. Als dann noch spät am Abend Fransecky mit seinen Pommern auch die Franzosen bei Gravelotte vollständig zurückwarf, da konnte Moltke dem König melden: „Majestät, der Sieg ist unser; der Feind zieht sich zurück." (Deutsche Jugend 4, S. 170: Die Rosse von Gravelotte.) Auch das Braunschweiger Infanterie-Regiment Nr. 92 kam am 18. bei St. Privat ins Gefecht. Nachdem die Garde das Dorf mit Sturm genommen, bekamen die Braunschweiger den Auftrag, es vom Feinde zu säubern, da noch fortwährend Schusse aus den Kellern, Bodenluken rc. fielen. Bei dieser Gelegenheit machten sie 150 Gefangene, verloren aber 47 Tote und Verwundete. Der König war fast den ganzen Tag zu Pferde. Gegen Abend machte man an einer Gartenmauer einen Sitz für ihn zurecht, indem man: eine Leiter von einem französischen Bauernwagen mit dem einen Ende auf eine Dezimalwage, mit dem anderen auf einen verendeten Grauschimmel legte. Erst als die Schlacht gewonnen war, dachte der König an Essen und Trinken. Ein Marketender schaffte etwas Brot und Bier herbei, der König trank aus einem abgebrochenen Tulpenglase, und Bismarck aß mit Vergnügen ein Stück trockenes Kommißbrot. Nun hatte man Mühe, ein Nachtquartier für den König aufzufinden. Die Häuser weit umher waren alle mit Verwundeten angefüllt; ihnen wollte er den Platz nicht nehmen. Endlich fand man noch ein leeres Stübchen, worin er die Nacht auf einer Matratze verbrachte. 3. Belagerung von Metz. Infolge dieser mörderischen Schlachten um Metz mußte sich Bazaiue mit seiner Armee in die Festung Metz zurückziehen.

6. Geschichte für die Schulen des Herzogtums Braunschweig - S. 3

1912 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
— 3 — die Naturgesetze aufheben werde. Das am häufigsten angewandte Gottesurteil war die Probe des heißen Wassers. Bei dieser wurde ein Stein an einer Schnur in einen Kessel mit siedendem Wasser gehalten. Der Verklagte mußte diesen Stein mit bloßen Armen herausheben. Zeigte der Arm nach drei Tagen Brandwunden, so war damit die Schuld bewiesen. Eine andere häufig angewandte Probe war die Feuerprobe. Dabei mußte der Verklagte über 6, 9 oder 12 glühende Pflugschare mit bloßen Füßen hinwegschreiten oder ein glühendes Eisen eine Strecke weit in der bloßen Hand forttragen. Verbrannte er sich dabei, so galt er für schuldig und hatte meistens eine qualvolle Todesstrafe zu erleiden. Auch der Zweikampf und das Los wurden in einzelnen Fällen an- gewandt, um Schuld oder Unschuld darzutun. An die Stelle des blutigen Zweikampfes wurde später von den Geistlichen die Kreuzprobe gesetzt. Während nämlich der Priester die Messe las, mußten Kläger und Angeklagter mit ausgebreiteten Armen vor einem Krenze unbeweglich stehen. Wer die Arme zuerst sinken ließ, wurde für schuldig erklärt. Bei einem Morde wurde gewöhnlich das Bahrrecht angewandt. Ter des Mordes Verdächtige mußte dabei an die auf einer Bahre liegende Leiche herantreten und mit der Hand einigemal die Wunden des Erschlagenen berühren. Fingen hierbei die Wunden an zu bluten oder zeigte sich Schaum vor dem Munde des Toten, so galt der Angeklagte für schuldig. U. Die Brunonen und die Gründung der Stadt Braunschweig. In dem alten Sachsenlande lebte ein mächtiges Grafengeschlecht: die Brunonen. Sie waren sehr reich und hatten an der Weser, Leine und Oker viele Güter. Ihr Haupt- oder Herrenhof war Brnneswiek (d. h. Brnnos Dorf) mit der daneben liegenden Burg Dankwarderode. Wer der eigentliche Gründer der Brnneswiek ist, ist unbestimmt. Der Sage nach soll sie 861 n. Chr. gegründet sein. Damals — so erzählt man — lebten hier zwei Brüder, Bruno und Dankward, Söhne des Sachsenherzogs Ludolf *) Bruno errichtete am rechten User der Oker einen Meierhof (Ackerhof)**) und nannte ihn Brunswick, sein Bruder aber erbaute auf dem linken Okerufer die nach ihm benannte Bnrg Dankwarderode. Wahrscheinlich aber ist Brannschweig erst von einem späteren Geschlechte der Brunonen gegründet. Ums Jahr 1000 lebte nämlich ebenfalls ein Graf Bruno, und dieser ist der erste der Brunonen, von dem wir sichere Knnde haben. (Von den Brunonen sind aus der Geschichte Kaiser Heinrichs Iv. besonders Ekbert I. und Ekbert Ii. bekannt geworden. (S. Xx und Xxiii.) \2. Kaiser Heinrich I., der Knkler. 919—936. 1. Wahl. Nicht lange nach dem Aussterben der Karolinger wurde Heinrich, der Herzog der Sachsen, König von Deutschland. Dieser hatte in der Nähe des Harzes seine Burg. Eines Tages, so erzählt die Sage, als er gerade am _ *) Karl d. Große hatte die Herzogtümer aufgehoben (S. Xi), sein Enkel Ludwig der Deutsche (S. Xii) sie aber wieder aufgerichtet. In Sachsen hatte zwar der Graf Ludolf nicht den Titel, aber das Ansehen eines Herzogs. Sein jüngster Sohn, der Sachsenherzog Otto der Erlauchte, war der Vater Heinrichs des Vogelstellers. Seine Nachkommen nennt man auch die Ludolfinger. **) Daher auch die Straßennamen dieser Gegend: Ackerhof, Ritterstraße, Herrendorfs- twete.

7. Geschichte für die Schulen des Herzogtums Braunschweig - S. 88

1912 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
Preußen. Sofort traten Preußen und die sich ihm anschließenden Staaten (Mecklenburg, Oldenburg, Braunschweig, Koburg-Gotha, Weimar, Bremen rc.) vom Deutscheu Bunde zurück, der damit sein Ende erreichte. Noch einmal bot Preußen seinen Nachbarn, Sachsen, Hannover, Kurhessen und Nassau, den Frieden an, jedoch vergeblich. Drei Tage später waren ihre Länder von Preußen besetzt. 2. In Böhmen. Das österreichische Heer stand in Böhmen unter Benedek. Mit drei großen Armeen rückten ihm die Preußen entgegen; die 1. befehligte Prinz Friedrich Karl, die 2. der Kronprinz, die 3. oder Elbarmee General Herwarth von Bittenfeld. Kühn wurde die Grenze überschritten und der Feind bei Hühnerwasser, Nachod, Skalitz, Schweinschädel, Münchengrätz und Gitschin zurückgeworfen. 3. Königgriitz. 3. Juli 186 6. Auf einer Anhöhe zwischen Königgrätz und Sadowa stand Benedek mit der Hauptarmee. Der König hatte sein Hauptquartier in Gitschin; am 2. Juli, Abends 11 Uhr, erhielt er vom Prinzen Friedrich Karl die Nachricht, daß dieser den Feind ganz nahe vor sich habe. Sofort ward beschlossen, den Feind anzugreifen. Zunächst begann Friedrich Karl allein den Angriff; in aller Frühe brach er auf; doch der Vormarsch ging sehr langsam; der Boden war vom Regen aufgeweicht, und die Räder der Geschütze schnitten tief in den lehmigen Boden ein. Um 9 Uhr griff auch Her Warth von Bittenfeld mit ein. Die Geschosse der an Zahl weit überlegenen Feinde richteten viel Unheil an, aber die Tapferen wichen nicht zurück. 6 Stunden lang hielt Franfecky mit feinem Korps gegen eine dreifache Übermacht in dem Walde vor Sadowa stand; als er dann doch bis ans eilt Dorf zurückweichen mußte, rief er aus: „Nicht weiter zurück, hier sterben wir!" Schon um 8 Uhr erschien der König auf dem Schlachtfelde. Sofort übernahm er den Oberbefehl. Ruhig und majestätisch sitzt er ans seinem schwarzen Streitrosse, ihm zur Seite reiten Bismarck, Moltke und Roon. Unverwandt ist sein Blick auf die Schlachtreihen gerichtet. Dicht neben ihm schlagen Granaten in die Erde, aber er merkt nicht die Gefahr, in der er schwebt. Da reitet Bismarck an ihn heran und bittet ihn dringend, sich nicht so großer Gefahr auszusetzen. Freundlich entgegnete er: „Wie kann ich davonreiten, wenn meine brave Armee im Feuer steht!" Um 2 Uhr stiegen in östlicher Richtung kleine Rauchwolken auf. Der Kronprinz war eingetroffen und hatte fofort den Feind angegriffen. Jetzt konnten sich die Österreicher nicht lange mehr halten; immer mehr wurden sie zurückgedrängt, und bald begannen sie zu fliehen. Um 4 Uhr stellte sich der König selbst an die Spitze der Reiterei und leitete die Verfolgung. An die Königin sandte er folgende Depesche: „Einen vollständigen Sieg über die österreichische Armee haben wir heute in einer achtstündigen Schlacht erfochten. Ich preise Gott für feine Gnade. Der Gouverneur soll Viktoria schießen." Nun ging es gerade aus Wien los. 4. Friede. Da bat der Kaiser von Österreich um Waffenstillstand, der ihm im Vorfrieden zu Nikolsburg gewährt wurde. Am 23. August kam der Friede zu Prag zustande. In diesem wurde festgesetzt, daß Schleswig-Holstein, Hannover, Kur Hessen, Nassau und Frankfurt a. M. an Preußen fallen sollten. Österreich mußte aus dem Deutschen Bunde ausscheiden. Preußen errichtete nun unter seiner Führung den „Norddeutschen Bund" und schloß mit den süddeutschen Staaten ein Schutz-uttd Trutzbündnis, demzufolge der König von Preußen für den Fall eines Krieges den Oberbefehl auch für alle Truppen der süddeutschen Staaten erhielt.

8. Geschichte für die Schulen des Herzogtums Braunschweig - S. 57

1912 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
— 57 — 4. Als Laudesvater. Friedrich I. war wegen seiner Gutmütigkeit und Freundlichkeit bei seinen Untertanen sehr beliebt. Seine Prachtliebe kostete zwar dem _ Lande viel Geld, aber man verzieh dem geliebten Fürsten um so lieber, als ja die von dem Könige ausgeführten Bauten dem Lande wieder zugute kamen. So ließ er seinem Vater ein prächtiges Denkmal errichten, erbaute das Zeughaus in Berlin, und auch das königliche Schloß erhielt unter ihm seine jetzige Gestalt. Auch gründete er die „Akademie der Wissenschaften", die wissenschaftliche Kenntnisse sammeln und durch Schriften verbreiten sollte. Hierzu veranlaßte ihn besonders seine geistreiche Gemahlin Sophie Charlotte, eine hannoversche Prinzessin. Leider wurde durch ihn das französische Wesen bei Hose eingeführt. Man kleidete ficfi französich, sprach französisch und ahmte überhaupt alle französischen Sitten und Gebräuche nach. Der König selbst trug eine sehr lange Lockenperücke, und bald kam es dahin, daß jeder Bürger eine Perücke trug. Die evangelischen Glaubensgenossen hatten an ihm einen treuen Beschützer, und jeden, der seines Glaubens wegen bedrängt wurde, nahm er mit offenen Armen auf. Auch der von der Universität Leipzig vertriebene Professor Thornasius fand bei ihm Auf» nähme. Durch ihn ließ der König die Universität Halle einrichten. Thornasius war es, der zuerst die Vorlesungen in deutscher Sprache hielt. Bis dahin waren sie nur in lateinischer Sprache gehalten. Später berief der König auch August Hermann ?yrantfe (den Gründer des Waisenhauses in Halle) an die Universität. (Deutsche Jugend 4, S. 48: August Hermann Francke.) 45. Friedrich Wilhelm I., König von Preußen. 1713—1740. 1. Sparsamkeit. Friedrich Wilhelm haßte Pracht und Aufwand. Von den 100 Kammerherren seines Vaters behielt er nur 12, und die Gold- und Lilbersachen, die sein Vater mühsam erworben hatte, verkaufte er und bezahlte davon die vorhandenen Schulden. In den ersten Jahren feiner Regierung trug er einfache, bürgerliche Kleidung, später die Uniform eines Obersten. Durch ihn ist es bei den Fürsten Sitte geworden, Uniform zu tragen. Auf feiner Tafel erschien gewöhnlich einfache Hausmannskost; nur wenn hoher Besuch eintraf, durfte sie mit seinen und teuren Speisen besetzt werden. 2. Strenge. Der König war von früh bis spät unausgesetzt tätig. Eine lolche Tätigkeit verlangte er auch von allen feinen Beamten. Wehe, wenn einer feine Schuldigkeit nicht tat! Als er erfahren, daß der Torfchreiber in Potsdam die Bauern des Morgens vor dem Tore warten läßt, begibt er sich eines Morgens selber dorthin; und da er den säumigen Beamten noch im Bett findet, prügelt er ihn mit den Worten: „Guten Morgen, Herr Torfchreiber!" höchst eigenhändig aus dem Bett heraus. Tagediebe und Müßiggänger waren ihm be-fonoer§ zuwider. Sah er irgendwo einen Arbeiter auf dem Felde oder bei einem Baue müßig stehen, so gebrauchte er ohne weiteres seinen Knotenstock. Wer den König kommen sah, lief davon oder arbeitete mit doppeltem Eifer. Einst holte er einen solchen Flüchtling ein. Auf die Frage, warum er davongelaufen erhielt der König die Antwort: „Weil ich mich vor Ew. Majestät fürchte." Da geriet der König in Zorn. „Ihr sollt mich nicht fürchten, Ihr sollt mich lieben!" itct er ihm zu und zerbleute ihm dabei mit seinem Knotenstock den Rücken. 3- $“rjor?c für das Heer. Das Hauptbestreben des Königs war, eine große, schlagfertige Armee zu haben; denn er erkannte, daß er den Feinden des Königreichs dadurch am meisten Achtung einflößen könnte. Er vergrößerte das Heer allmählich auf 83000 Mann. Die Soldaten wurden im In- und Aus-

9. Geschichte für die Schulen des Herzogtums Braunschweig - S. 2

1912 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
2- Das Kloster zu Gandersheim war ein Nonnenkloster und vom Grafen Ludolf (S. Xv) gegründet. Ursprünglich hatte dieser in Brunshausen, seinem Stammsitze, ein Kloster angelegt, später aber verlegte er es nach Gandersheim. Die Nonnen spannen, webten und fliesten, auch besuchten sie Kranke, bereiteten Arzeneien oder unterrichteten auch wohl die Töchter der Vornehmen. Einen berühmten Namen erwarb sich die Nonne Roswitha, die sich als Dichterin auszeichnete. (Deutsche Jugend 5, Anhang, S. 353: Gandersheim.) 3. Ausbreitung und Bedeutung der Klöster. Nach und nach wurden immer mehr Klöster in unserem Herzogtume angelegt, so in Braunschweig (Ägidien-, Pauliner-, Franziskaner-, Kreuzkloster), in Königslutter, Riddagshausen, Marien-thal, Schöningen, Walkenried, Ameluuxborn (Deutsche Jugend 5, S. 218: Kloster Walkenried und S. 221: Kloster Ameluuxborn) u. a. Orten. Sie waren alle ähnlich eingerichtet wie das Ludgeri-Kloster in Helmstedt. Allen diesen Klöstern verdankt unsere Heimat sehr viel; durch sie wurde das Christentum immer mehr ausgebreitet; Kunst und Wissenschaft fanden in ihnen Pflege, und öde Waldörter und nutzlose Brüche verwandelten sich durch den Fleiß der Mönche in fruchtbare Felder, Gärten und Wiesen. (Nach der Reformation wurden die Klöster aufgehoben und zum Teil in Domänen verwandelt.) 10. Altdeutsche Volksrechte. 1. Wergeld. Geschriebene Gesetze hatten die alten Deutschen noch nicht. Ihre Gesetze pflanzten sich von Muud zu Mund fort, wurden aber trotzdem unverbrüchlich gehalten. Erst im 5. Jahrhundert begann man, die Gesetze aufzuschreiben und zwar in lateinischer Sprache. Nach diesen sog. Volksrechten durften nur Unfreie mit dem Tode bestraft werden, während der Freie jedes Verbrechen (ausgenommen Fürstenmord und Landesverrat) durch ein Wergeld büßen konnte. (Wer — Mann, Wergeld — das für einen getöteten Mann zu zahlende Geld.) So heißt es z. B. im Gesetz der Franken: Wenn ein Freier einen Freien tötet, so soll er 200 Solidi*) zahlen. Hat er einen Knecht getötet, so soll er 36 Solidi zahlen. Wenn ein Freier dem andern den Daumen abschlägt, so soll er 50 Solidi schuldig sein rc. Bei Berechnung des Wergeldes galt eine Kuh 1, ein Ochse 2, ein Hengst 6, ein Schwert mit der Scheide 7, ein Helm 6 Solidi rc. 2. Gottesurteile. Wenn es dem Richter nicht gelingen wollte, Schuld oder Unschuld eines Angeklagten festzustellen, so griff er — besonders bei Frauen und Sklaven — zum Gottesurteil. Man glaubte nämlich, daß Gott den Unschuldigen in seinen Schutz nehmen und zu seinen Gunsten _*) 20 Solidi (Schilling, Gulden) — 1 Pfund Silber; 1 Solidus — 12 Denaren — Pfennigen. Ein Schilling hatte damals aber so viel Wert wie heute etwa 200 Mark. Gottesurteil.

10. Geschichte für die Schulen des Herzogtums Braunschweig - S. 28

1912 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
— 28 — pelle erbauen und „so viel Pilger nach Rom schicken, als Bürger in dem Aufstande ums Leben gekommen waren," damit sie hier für die Seelen der Verstorbenen beteten. 300 Jahre lang stand die Hansa in voller Blüte, zerfiel dann aber allmählich, weil die Fürsten selbst mehr für Ordnung und Sicherheit sorgten. (Deutsche Jugend 4, S. 150: Der deutsche Handel im Mittelalter.) 27. Recht und Gesetz im Mittelalter. 1. Strafen. An die Stelle des früher gezahlten „Wergeldes" (S. Xiv) trat nach und nach eine Bestrafung an Gut und Ehre, Leib und Leben. Die Strafen waren im allgemeinen sehr hart. So heißt es z. B. im Salzburger Stadtrecht: „Wer ein Falschmünzer ist, der wird verbrannt oder verfetten. Wer meineidig ist, dem soll die Zunge hinten zum Nacken herausgerissen werden." Ungetreue Frauen wurden lebendig begraben, Mordbrenner, Kirchenräuber, Grabschänder u. a. lebendig verbrannt. Landesverräter wurden gevierteilt, indem an jeden Arm und Fuß ein Pferd gespannt und so der Leib auseinander gerissen wurde. Sehr häufig wandte man auch das Verstümmeln an. Nasen und Ohren wurden abgeschnitten, die Hand oder der Fuß abgehauen, die Augen geblendet re. Daneben waren noch allerlei Ehrenstrafen in Gebrauch. So mußten z. B. die Obst-diebe, Verleumder u. a. mit dem Halseifen am Pranger stehen. Ein solches Halseisen befand sich noch zu Anfang unseres Jahrhunderts am Altstadt-Rat- — hause zu Braunschweig. Vor dem Petritore ^daselbst hing früher (noch 1605) über der Oker - an einer Wippe ein eiserner Korb. In diesen wurden die Bäcker, die zu kleines Brot gebacken hatten, Gartendiebe rc. gesetzt und zur Strafe Die Wippe. mehrmals im Wasser untergetaucht. Andere Strafen waren noch Acht und Bann. Die Acht wurde vom Kaiser, der Bann vom Papste ausgesprochen. (Deutsche Jugend 5, S. 157: Acht und Bann.) Auch die Strafe, Hunde zu tragen und verkehrt auf dem Esel zu reiten, war nicht selten. (Deutsche Jugend 4, S. 76: Der Kaiser und der Abt.) 2. Femgerichte. Aus den alten Volksgerichten der Franken entstanden in Westfalen die Femgerichte. Von hier aus verbreiteten sie sich in den schütz- und rechtlosen Zeiten des Mittelalters durch ganz Deutschland. Sie gewährten jedem Freien den sichersten Schutz und waren der Schrecken aller Übeltäter. Ihre obersten Richter hießen Freigrafen, die übrigen Mitglieder Freischöffen oder auch „Wissende", weil sie um die Geheimnisse der Feme wußten. Die Stätte, wo das Gericht abgehalten wurde, nannte man „Mahlstätte", das Gericht selbst den „Freistuhl". Der Freigraf und die Freischösfen saßen an einem Tische. Vor ihnen lagen Schwert und Strick, die Zeichen des Rechts über Leben und Tod. Der oberste Freiskrhl war in Dortmund unter der Femlinde, die noch heute als Zeuge jener Gerichtsstätte dasteht. War jemand beim Femgericht verklagt, so ward er durch den Ladebrief mit sieben Siegeln vorgeladen. Erschien der Angeklagte, so
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