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1. Lesebuch der Erdkunde - S. 604

1884 - Calw [u. a.] : Verl. der Vereinsbuchh.
604 I. vorderagen. 8. Die Wüsten um Syrien. § 508. Die Wüste im O. Syriens, die sich als syrisch-arabische Wüste, 5000 Q.-M. groß, ostwärts bis zum persischen Meerbusen, südwärts bis nach Arabien fortsetzt, ist zum größten Teile flache Sandwüste, in der die von Syrien herabkom- Menden Flüsse alle verrinnen. Dennoch ist sie im ersten Frühlinge weithin eine herrliche blumenreiche Grassteppe, besonders an ihren Rändern, und hat hin und wieder Stellen mit wenn auch trockenem Gras und Gestrüpp, auch Oasen und Karawanenstätten. Sie ist von Antilopen, wilden Eseln und Straußen durchirrt, denen Leoparden, Hyänen und Löwen nachstellen, und von Beduinen mit ihren Herden durchschwärmt. * Die Beduinen stamme (vgl. S. 608), von mehreren hundert Zelten jeder, schweifen wegen der Menge ihrer Kamele in Abteilungen von 50—200 Familien in der Wüste umher. Von Halebs Umgebung an beschreiben sie bis Kurdistan einen weiten Kreis, entlang dem rechten Ufer des Euphrat, wo sie ihre Dattelvorräte aufstapeln; von da nach der süd- lichen Gegend der Wüste, um anf deren warmen trockenen Weiden mit ihren jungen Kamelen den Winter zu verbringen; im Frühling ziehen sie wieder nordwärts, um bei den Städten Syriens ihre Erzeugnisse zu verkaufen, Korn und Fabrikate einzuhandeln, zu plündern und ihre jährlichen Kämpfe mit einander anszufechteu. Der schnelle Zuwachs ihrer Schaf- und Kamelherden nötigt sie, den Anban des Landes an den Grenzen der Wüste aus alle mögliche Weise zu verhindern, um sich Weideplätze zu sichern. Die raub- gierigsten unter den Beduinen sind die Anazeh, die etwa vor 80 Jahren aus dem in- neren Arabien wegen Hungersnot und Mangels an Weideplätzen in die syrische Wüste zogen und die ursprünglichen syrischen Beduinenstämme, die Schamar und Mowali, nordwärts und westwärts drängten. Seit 2 Jahrzehnten jedoch haben sogar unter den Beduinen Ideen der Neuzeit Ein- gang gefunden. Durch einen britischen Konsul haben mehrere Scheiche sich bestimmen lafsen, ihr Wanderleben mit Ackerbau zu vertauschen und sich mit Ochsen und Pflügen angesiedelt. Doch fragt sich bei türkischen Zuständen sehr, ob der Umschwung Bestand haben wird. Die Wüste hat von jeher alle Versuche nördlicher Völker zur Unterwerfung der ara- bischen Stämme vereitelt; auch die römischen Heere mußten in ihr Halt machen, während es den Wüstenbewohnern ein Leichtes ward, sich nordwärts und über Mesopotamien aus- zudehnen. Erst nördlich der Linie Damaskus-Bagdad wird sie zum wichtigen Passage- land zwischen den Mittelmeerländern und Mesopotamien, in dem die Wege durch die wenigen Oasen vorgezeichnet sind.*) Furchtbarer ist die Wüste im S. Palästinas, die Stätte der 40 jährigen Wan- derung Israels, diesiuai-Halbiusel (Arabia Petraea, Nabataea), die sich als ein V zwischen Ägypten und Arabien, also zwischen den beiden dortigen Meerbusen (dem Golf von Akabah und dem von Suez) zum roten Meere zuspitzt. Ein Land von 1000 Q.-M. ohne Stadt oder Dorf, wo kein Säen noch Ernten ist, „die große und grausame Wüste Paran". Von Norden her senkt sich in dieses Dreieck das einförmige Kalkplateau des Tih (Jrrsal, nämlich der Kinder Israels), eine dürre, gestaltlose Öde, nur von vereinzelten Hügelgruppen durchzogen. Der Laus der Wadi (erstorbener Flußthäler) ist nur an ärmlicher Vegetation zu erkennen, in den größeren lassen sich durch Nach- graben etliche Quellen finden. Doch dient ein braunes dürres Gras zum Lagerfeuer, *) Von wichtigeren Karawanen st ragen seien hier genannt: die Route von Damaskus über Tad- mur an den Euphrat und nach Chusistan; die nördlichere Straße von da über Mosnl, Haleb und Antiochia an die Küste; die große syrische Pilger st raße (Hadsch) von Konstantinopel über Eskischehr, Kairo, Adana nach Damaskus, von da durch das Ostjordanland über Petra und Medina nach Mekka; die ägyptische Hadsch beginnt iu Kairo, durchschreitet die Wüste et Tih und verfolgt die Seeküste bis Dschidda, dem Hafen Mekkas, endlich die Straße von Ägypten über El Arisch, Gaza, Jerusalem und es-Salt nach Damaskus.

2. Lesebuch der Erdkunde - S. 698

1884 - Calw [u. a.] : Verl. der Vereinsbuchh.
698 I. Die Nil-Länder. Sig. 220. Abessinier aus Amhara. England und Frankreich sich heimlich bekämpften. Es ist eine „verdorrte Christen- insel im Ozean des Islams und des Heidentums." — Von S. her wanderten die Galla ein, die sich selbst Orma, d. i. „starke tapfere Männer" nennen. Der Name Galla (Gala) soll „Eingewanderte" bedeuten. Wo dieses Volk einzureihen ist, läßt sich nicht sicher sagen. Man rechnet sie etwa mit den Abessiniern zusammen zu den Bedscha- Völkern. Ein Mischvolk sind sie wohl, dessen ursprüngliche Bestandteile aber nicht mehr zu erkennen sind. Mit den Negern haben sie nur die Farbe gemein. Sie haben langes sich lockendes Haar, ziemlich üppigen Bart- wuchs, regelmäßige und gefällige, eher europäische als semitische Gesichtszüge und gelten als der schönste Menschenschlag Afrikas. Fast alle, Männer und Frauen, erscheinen be- ritten auf Pferden oder Ochsen. Ein streitbares, männliches, kraftbewußtes sittenstrenges und edles Volk, wohnen sie vom 8° N. bis 3" S. Br., teils Heiden, teils Mohammedaner, teils dem Namen nach Christen. Ihre Zahl wird im ganzen auf 6-8 Mill. geschätzt. An der Ostküste finden sich die mit ihnen verwandten Danakil, ein wildes, treu- loses, in feindselige Stämme gespaltenes mohammedanisches Volk, das den Zugang ins Innere sehr gefährlich macht, mit der elenden Hafenstadt Tadschurra. Im N. und W. wohnen in den dichten sumpfigen Wäldern der Kolla, von Jagd und Handel mit Gold und Elfenbein lebend, die Schankalla, d. i. schwarze Wilde. Tief im S. die G o n g a, vielleicht heidnische Überreste der Urbewohner, wie die A gau im N. Endlich durch das Land zerstreut, meist in Amhara, die Falascha, d. h. Juden, die frühe einwanderten (etwa 50000). — Die Abessinier wohnen in runden Lehmhütten mit spitzem Schilfdache, schmieren sich gern mit Fett und Butter ein und leben viel von rohem Rindfleisch, weshalb sie durchgängig am Bandwurm leiden, den sie mit dem Kosso abtreiben. — Ausfuhr: Ge- treide und Hirse, Salz, Vieh und Häute, Kaffee, Goldstaub, Sennes- blätter, Elfenbein, Harze und Gewürze. Statt des Geldes gebraucht man 5ig. 221. Maria-Theresia-Thaler. . Stücke Bllumwoll- zeug, Leinwandstreifen und Salztafeln, doch auch Maria-Theresia-Thaler.*) Einst war Abessinien ein großes'reich, das im Anfang der christlichen Zeitrechnung sogar Teile von Arabien umfaßte, unter einem König (Negns), der sich später auch Kaiser nannte und seinen Ursprung von der Königin von Saba herleitete. Seit dem 16. Jahr- hundert.löste es sich allmählich auf, die Galla drangen von S. ein, wehrten jedoch dem Andränge der Araber; die Statthalter (Ras) der verschiedenen Staaten erregten fort und *) Der Maria-Theresia-Thaler (= 4,2 Mk.) ist die in Abessinien und Bornu einzig gangbare Münze, auch in Nordafrika und Sudan weit verbreitet. Er wird noch immer (mit der Jahreszahl 1780) in Österreich geprägt.

3. Lesebuch der Erdkunde - S. 712

1884 - Calw [u. a.] : Verl. der Vereinsbuchh.
712 Iv. Sudan. Das dritte Volk der Wüste sind die Tib b u oder Ted a (S. 710); sie sind die ansäßigsten, ein dunkelschwarzer, munterer, wohlgebauter und begabter Stamm, der den Übergang zu den eigentlichen Negern bildet, zum Teil Heiden, auch Moham- medauer. Sie treiben vorzüglich Viehzucht, wo es geht auch Ackerbau, und ge- Winnen Korn, kennen aber das Brotbacken nicht. Sie sind auch unternehmende Handelsleute: das Hauptprodukt ihres Gebiets ist das Salz von Bilma, womit der Sudan versorgt wird. Am zahlreichsten und uuvermischt sind sie in Borkn, Tibesti, Wadschanga. Die kräftigsten unter diesen Völkern sind die Nomaden, auch erreichen sie durch ihre Mäßigkeit und das gesunde Klima der Wüste (gegenüber den Fieber- stätten der Oasen) ein sehr hohes Alter. Ihre Waschungen verrichten sie mit Sand, heilen auch damit. — Die ganze Bevölkerung ist natürlich nur klein an Zahl. Man schätzt die Mauren und Tuariks auf je 200 000 E.; ganz Tibesti soll nur 12 000 E. haben, die ganze Sahara kaum 1 Mill. Die Steppengegenden im S. sind dichter bevölkert, die Zahl der Sonrhai (S. 718) um den oberen Nigir soll 2 Mill. betragen. Seit uralter Zeit besteht der Binnenhandel der Saharabewohner in Austausch ihrer beiden Hauptartikel, Vieh und Salz, an die Sudanbewohner gegen Getreide, sowie gegen Goldstaub, Sklaven, Elfenbein und andern Erzeugnissen Inner- afrikas , die sie, nebst eigenen Artikeln, wie Straußfedern, Gummi, Alaun, in die Küstenländer des W. und N. bringen, wo sie sich mit Waffen und Pulver, und mit Kleidungsstücken versorgen. Gegen N. stehen die Wanderstämme mit den an- säßigen Berbern in regelmäßigem Verkehr. Sie streifen den Winter hindurch in der Wüste herum, so lange und wo ihre Her- den Weide finden. Am Ende des Frühlings ziehen sie den Oasen des Dattellandes zu, wo sie in den Dörfern (Kfur) ihre Habe aufbewahren oder auch ein Stück Land gekauft haben, das ihnen der Berber baut, wogegen dieser ihnen einen Hammel?c. zum Weiden anvertraut. Hier nun beladen sie ihre Kamele mit den Datteln und Wollgewändern der Oase, und ziehen nordwärts dem „T e l l" zu. Daselbst treffen sie zur Erntezeit ein und tauschen ihre Ladung gegen Getreide aus, das eben die niedrigsten Preise hat. Ist der lebhafte Tauschhandel vorüber, so läßt der Berber gern feine Felder vom Nomaden be- weiden, bis der Herbst herannaht, der das Zeichen zum Aufbruch gibt. Mit Freuden tritt Mensch und Tier die Rückkehr auf den heimatlichen Boden an, und gerade recht kommt die bewegliche Zeltstadt gegen Ende Oktober zur Dattelernte an. Denn die Oasen- bewohner leben fast ausschließlich von Datteln, samt allen ihren Haustieren (wie der Nomade oft 2/3 des Jahres von der Milch seines Kamels). Sie sind zwar nicht so näh- rend wie Korn, und erzeugen endlich ein peinliches Gefühl von Sattheit. Dann greift der Oasenbewohner zu seiner Lieblingsspeise, Heuschrecken, frisch gesammelt und gesotten mit Salz, oder getrocknet und zerstoßen für Zeiten des Mangels. — Alle Wüstenbewoh- ner sind träge, die Nomaden besonders; in Aufregung dagegen fähig, mit großer That- kraft zu handeln, und in der Ergebung des Schicksalsglaubens das Äußerste ohne Murren zu erdulden. Iv. Sudan, d. i. (Land der) Schwarzen. §571. Sudan (Nigritien) ist das Land der Neger, im Süden der Sahara bis zum Busen von Guinea; eine Reihe von Hochebenen, die zum Teil von Ge- birgen bedeutend überragt sind, mit der Einsenknng des Tsadsees in der Mitte.

4. Lesebuch der Erdkunde - S. 687

1884 - Calw [u. a.] : Verl. der Vereinsbuchh.
Der Ml. 687 das Land trocknet, wird es ohne Pflügen und Düngen besät, man treibt die Herden auf die Felder, den Samen festzutreten, und in wenigen Tagen ist das vom Schlamm schwarze Land in eine grüne Flur verwandelt. Bis bei uns der Winter erscheint, ist das ganze 5ig. 214. Nil-Landschaft mit den Pyramiden im Hintergrund. Nilthal eine von den lieblichsten Blumengerüchen bitftenbe, frische und saftige Aue. Der Landmann erwartet nun ruhig die Ernte, die im März eintritt. So hat dieser Strom ein Sandwüstenthal in eines der üppigsten Länder der Erde umgeschaffen. Er führt nämlich so viel schwarze Erde mit sich, daß sein Schlamm dem vortrefflichsten Dünger gleichkommt. So ist denn der ganze Boden Ägyptens, 150 M. lang, zwischen den hohen gelblichen Wüstenrändern eine schwarze Schlammschichte von etwa 9,7 m Tiefe, die in einem Jahrtausend um 1 m wächst. (Das Nildelta liegt ca. 17 m über dem Meer.) Daher hießen die Ägypter einst ihr Land das „schwarze Land" (Ehemi, das Land „Cham"). Denn von den 17000 Q.-M. oder 1 Mill. qkm Ägyptens sind nur etwa 560 Q.-M. oder 31000 qkm anbaufähiges Land (wovon mehr als die Hälfte auf das Delta kommt); dennoch ernährte es im Altertums 7 Mill. E., gegenwärtig 5x/2 Mill. E. Von dem Schlamme der Thalsohle baut man heute noch die Wohnungen; er wird an der Sonne hart und grau wie Stein, dann werden erstere weiß übertüncht. — Der Nil gibt auch das alleinige und zwar vortreffliche Trinkwasser (Ägypten hat nur eine einzige Quelle). Im Altertums ließen es sich die Könige auf allen Zügen nachführen und heute noch wird es, wie das Gaugeswasser, versendet; ja der Fluß gilt uoch für heilig, wie er deu alten An- wohnern göttlich dünkte. § 556. Die Ägypter waren das originellste Volk des Altertums, dessen Kultur uns ein mit den Entdeckungen noch immer steigendes Erstaunen abnötigt. Es hat Jahrhunderte lang daran gearbeitet, die Naturkräfte, die das Land, d. h. der Nil ihm bot, zu bewältigen und auszunützen, und hat eine durchaus eigentümliche Staats- einrichtung, Götterlehre, Kunst und Wissenschaft geschaffen, wovon die merkwürdigsten

5. Lesebuch der Erdkunde - S. 740

1884 - Calw [u. a.] : Verl. der Vereinsbuchh.
740 Vi. Südafrika. eingegraben und schwarzen Ameisen oder kleinen Skorpionen Preisgegeben, bis er bekennt oder stirbt. Der Geständige wird verbrannt oder „aufgefressen" d. h. seiner ganzen Habe beraubt und verjagt. In Gegenwart der Christen ist die Macht ihres Zaubers, wie die Zauberer sagen, vernichtet. - Für mannbar werdende Knaben ist die Beschneidung üblich. Eine weiche Kuhhaut oder ein Wildfell über die Schultern, neuer- dings dafür auch wohl eine wollene Decke ist die ganze Kleidung des Mannes, der sogar meist fast uackt geht, uur eingefettet und rot bemalt. Waffen sind die Assagai, von Ei- sen, schwertförmig, die Wurfkeule (Kiri) und ein Schild von Kuh- haut, auch europäische Gewehre. Diefraueu tragen außer dem Mantel einen kurzen ledernenunterrock.die Männer besorgen das Zuchtvieh und die Jagd, und raucheu in vergnügtergeselligkeit mit schauerlich schönem Gesang Hanf zu dem beliebten Kaferbier; ihr Reichtum besteht in vielen Rindern und vielen Weibern, welche den geringen Ackerball besorgen und die Deck- mäntel, Matten an- fertigen. Sie sind Halbnomaden, leben hauptsächlich vou sau- rer Milch und Käfern- Hirse, und wohnen wo- möglich längs der Flüsse in bienenkorb- ähnlichen, mit Röh- richt und Gras be- deckten Hütten, die sie innen mit Lehm oder Kuhmist überstreichen. Ihre Dörflein heißen Kraal (Fig. 234); in der Mitte ist die Viehherde; auch hat jeder Kraal eiueu gemeinschast- lichen Garten. Die vielen Stämme haben kriegerische Häuptlinge (Jnkosi) und ein Oberhaupt. Unter diesem rohen, durch Grenzkriege, Raub und Mord längst verwilderten Volke hat die Mission eine langsame und schwere Arbeit, sehr verschieden von dem leichten Eingang unter den verwandten Betschuanastämmen. Dagegen hat es schon einzelne gebildete Pre- biger unter jenen gegeben, von einer Energie und Tüchtigkeit, wie sie sich unter diesen nicht findet (Tijo Soga^ 1871). Norwegische, Hermannsbnrger und Anglikanische Missionare haben unter den Zulu gewirkt. Die Käfern im engern Sinne wohnen im „freien Käfer- land" und in den östlichen Bezirken des Kaplands. Im weiteren Sinn zählt man ihnen die nördlich bis zum Sambesi wohnenden Völker bei, die eigentlich selbständige Glieder der Bantnfamilie sind. Unter ihnen sind am bekanntesten neben den nördlicheren Ama- 5ig. 2zz. Zulukafern mit ihrem kaarputz beschäftigt.

6. Deutschlands Kolonieen - S. 28

1889 - Gotha : Behrend
28 Deutschlands Kolonieen. [292 sie sind hier aber eigentlich nur Leibeigene, welche von ihren Herren mild behandelt und nicht übermäßig angestrengt werden, Haus- dienste und den Feldbau gemeinschaftlich mit den Weibern ver- richten, nicht selten auch in den Faktoreien der europäischen Kauf- leute gegen Tagelohn beschäftigt werden. Die meisten Sklaven kommen aus den Reichen Dahome und Aschanti und sind Kriegs- gefangene, welche nach den Küstenländern verkauft werden. Doch können auch Landeskinder durch Gerichtsbeschluß infolge mancher Vergehen zu Sklaven erklärt werden. Die Ausfuhr von Sklaven hat seit 1863 aufgehört, weil es seit der Abschaffung der Sklaverei in Nordamerika kein Absatzgebiet für die schwarze Ware mehr gab und die englischen Schiffe mit durchgreifendem Erfolg die Sklaven- schiffe abfingen. Im Küstengebiet besteht aber der Handel weiter. Zuweilen kaufen Missionare Negerkinder, um sie zu erziehen und ihnen dann die Freiheit zu schenken. Die Sklaverei ist dort ein tiefgewurzeltes Übel, durch tausend Fäden verknüpft mit den Ver- Hältnissen des Landes und der umliegenden Negerreiche. Werden doch heutzutage alljährlich in Dahome Tausende von Kriegsge- fangenen niedergemetzelt, weil man sie nicht alle verkaufen kann, wie ehedem. Die Stellung der Frauen ist keine angenehme. Die Ein- gebornen pflegen alles, was sie ersparen, zum Ankauf von Sklaven oder — Frauen anzuwenden. Wer ans Heiraten denkt, muß sich eine Frau kaufen, und die Wohlhabenden haben eine große Anzahl derselben. Sie werden häufig schlechter behandelt als die Sklaven. Ihnen fällt die Hauptarbeit in Haus, Hof und Feld zu, und auch der größte Teil des Handels liegt ihnen ob, indem sie die Früchte von den Feldern zu Markte bringen und das Öl auf ihrem Kopfe den Faktoreien zutragen müssen. Die Herrschaft wird von Häuptlingen und Königen aus- geübt. Aber der Umstand, daß jeder größere Ort seinen eigenen König besitzt, läßt dieses Herrschertum nicht gerade bedeutungsvoll erscheinen. Die Anerkennung des Vorortes Togo als Oberherr- schaft ist bei den übrigen Städten und Dörfern nur dem Namen nach vorhanden. Der König erhebt keine Steuern, sondern stützt seine Macht auf den Ertrag seiner Handelsgeschäste und die Arbeit seiner zahlreichen Weiber und Sklaven. Zu seinen Einkünften ge- hören noch Zolleinnahmen. Seine hauptsächliche öffentliche Wirk- samkeit besteht in der Schlichtung von Streitigkeiten und in der

7. Deutschlands Kolonieen - S. 55

1889 - Gotha : Behrend
319] Die deutschen Kolonieen in Afrika. 55 Küstenebene hat eine Breite von 50—80 Seemeilen und ist außer einzelnen Hafenorten fast gar nicht bewohnt. Das Innere des Landes ist bereits vor der deutschen Be- sitzergreifung von deutschen Missionaren, englischen, französischen und deutschen Forschern durchzogen (Livingstone, Burton, Stanley, Thomson, Girand, v. d. Decken, Pogge, Denhardt, Wißmann :c.), und seitdem das Gebiet unter deutschem Schutze steht, haben zahl- reiche Forschungsreisen nach dem Innern die Ergebnisse jener Forschungen vermehrt. So besitzen wir über die Natur jener Landschaften ziemlich sichere Kunde. — Jenseit der Küstenebene steigt das Land terrassenförmig zu ausgedehnten Hochebenen von 1500—1800 m Höhe auf, welche von Höhenzügen durchlagert und von bedeutenden Gebirgen unterbrochen sind. Weiter nach dem Innern zu senkt sich das Land nach dem Gebiet der großen Seeen. Die Natur der einzelnen Landschaften ist sehr verschieden. Wüstenartige Wildnisse mit Mimosen, Dorngestrüpp und Akaziengebüsch wechseln mit tropischen Urwaldgebieten, welche den üppigsten, farbenprächtigsten Pflanzenwuchs aufweisen, die verschiedenartigsten Palmen, sowie Tamarinden, Affenbrot- bäume und andere Baumarten enthalten und von Schlingpflanzen aller Art durchwuchert sind. An den sumpfigen Ufern der Flüsse und Seeen finden sich große, ungesunde Dschungelgebiete mit strotzender Sumpfoegetation und vielgestaltiger Tierwelt. Weite, wellenförmige Savannen, von tiefen Furchen durchschnitten, in der heißen Zeit von der Sonnenhitze ausgetrocknet, zur Regenzeit mit saftigem Graswuchs und Buschwerk bedeckt, wechseln mit den Ansiedelungen der Eingebornen, welche mit Fruchtgärten und Getreidefeldern umgeben sind. Oft bauen die Bewohner im Überfluß, weit über ihren Bedarf, Mais, Reis, Hirse, Sorghum, Bohnen, Kürbisse, Knollengewächse, Zuckerrohr, Bananen und Tabak. Die Eingebornen halten es nicht (wie sonst fast überall) für eine Schande, den Spaten zur Hand zu nehmen. Männer und Frauen, Herren und Sklaven bringen den größten Teil des Tages auf ihren Feldern zu, verstehen es auch, ihre Grundstücke bei eintretenden Dürren künstlich zu bewässern, wenn die quellen- reichen Abhänge der Gebirge in der Nähe sind. Solche frucht- bare, wohlbevölkerte Landschaften sind die Gebirgsländer Khutu, Nguru und Ufa gar a. Die Gebirge erreichen hier eine Gipfel- höhe von 2000 bis 2400 m, sind mit prächtigen Nutzhölzern,
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