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1. Aus allen Erdteilen - S. 13

1887 - Münster i.W. : Schöningh
Stanley: Kampf mit Kannibalen auf dem oberen Kongo. 13 gewiß schon vorher manchen Wald gesehen, aber diese Waldscenen waren eine Epoche in unserem Leben, deren wir wegen der bittereil Schmerzen, die sie uns bereitet hat, immerdar gedenken werden. Die beständige Dunkel- heit steigerte noch das traurige Elend unseres Lebens; dazu die alles be- schmutzende Feuchtigkeit, die ungesunde, dampfende Atmosphäre und die Einförmigkeit der Landschaftsbilder; nichts als das ewige Gewirr von Zweigen und Laubwerk, diese hohen Stämme, welche aus einem zu lauter Knoten verschlungenen Dickicht emporstiegen, durch welches wir, wie wilde Tiere, uns auf Händen und Füßen durchzuwühlen und durchzuwinden hatten. 4. Kampf mit Kannibalen auf dem oberen Kongo. H. M. Stanley. Am Morgen des 29. Dezembers 1876 fuhren wir, von ein paar Eingeborenen in einem kleinen Fischer-Kanoe begleitet, am linken Ufer des Kongo entlang und kamen zu der Einmündung des Kasuku, eiues Flusses mit schwärzlichem Wasser und an seiner Mündung gegen 100 Meter breit. Dieser gegenüber liegt auf dem Südende von Kaimba, einer langen, waldbewachsenen und am rechten Stromufer, etwas oberhalb des Zusammenflusses, belegenen Insel, das bedeutende Dorf Kisauga- Sanga. Unterhalb der Insel Kaimba und des Nachbarlandes nimmt der Livingstone (Kougo) eine Breite von beinahe 1650 Meter an. Die Ufer- gegenden sind sehr stark bevölkert; die Dörfer auf dem linken Ufer bilden den Distrikt Luavala. Wir glaubten eine Weile, daß man uns würde ruhig vorbeifahren lassen, aber bald ließen die großen hölzernen, ans riesigen Bäumen ausgehöhlten Trommeln donnernd das Signal ertönen, daß Fremde angekommen seien. Um jede Möglichkeit eines Friedens- bruches zwischen uns zu erschweren, zogen wir uns bis zur Mitte des Stromes zurück, legten dann unsere Ruder ruhig in die Boote und ließen uns von der Strömung treiben. Aber von beiden Ufern fuhren jetzt plötzlich die wilderregten Eingeborenen im Einverständnis auf uns los. Sie trugen prunkende Federaufsätze auf ihren Köpfen und waren mit breiten, schwarzen Holzschilden und laugen Speeren bewaffnet. Es wurde unseren Dolmetschern, zwei jungen Leuten aus Ukusu (Kannibalen), befohlen, das Wort „Sennenneh!" (Friede) auszurufen und den Dorf- bewohnern zu sagen, daß wir Freunde wären.

2. Aus allen Erdteilen - S. 114

1887 - Münster i.W. : Schöningh
114 Afrika. sprünglichen und eigentümlichen Pflanzencharakter zum großen Teil verloren, und bloß in den oberen Gebirgsregionen soll man noch auf Wälder treffen, die mit ihrer ganzen Vegetation noch als vollständig jungfräuliche, durch die Kultur nicht veränderte Urbestände angesehen werden können. 32. 3 n Tanger. A. Brassey. Am 19. September lagen Kap St. Vincent und Kap St. Maria hinter uns, und wir hielten auf Kap Spartel zu, als plötzlich eiue heftige Bö einsetzte, welche, die Wogen zu Schaum peitschend, uns mit solchen Sturzwellen überflutete, daß wir mehr Wasser an Bord nahmen, als uns angenehm war: doch auch diese Unbequemlichkeit erreichte ein Ende. Wir erfreuten uns, während wir an der Küste entlang fuhren, am An- blick der zahlreichen schönen Punkte, und nach Umschiffung eines Vor- spruugs lag Tanger vor uns. Kurze Zeit darauf bestiegen wir. bewaff- net mit unseren Pässen, das Boot, welches uns nach Tanger selbst bringen sollte. Indes die Landung wurde uns — nicht gestattet. Wir hatten den Gesundheitsbrief vergessen, und ein Diener mußte nach der Jacht zurückkehren, das wichtige Dokument zu holen. Er kam denn anch gerade mit demselben an. als sämtliche Konsuln und Vicekonsuln, deren Zahl hier Legion ist, im hohen Rat beschlossen hatten, unserer Aus- schiffung weiter kein Hindernis in den Weg zu legen. Während der drei Stuudeu, welche wir in der glühenden Sonnen- Hitze, in dem Bote schaukelnd, zubrachten, vertrieben wir uns die Zeit damit, die Eingeborenen zu beobachten, wie sie am Ufer entlang um die Wette reiten, oder auch ihre Pferde, des Badens halber, weit in die See hinaus treiben. Die Tiere schnaubten und bäumten sich vor Furcht, so- bald sie den Boden unter den Füßen verloren, die Reiter aber, deren glänzende, braune und schwarze Gestalten schönen Bronzestatnen glichen, saßen wie feftgemanert. Beim Betreten der Stadt waren wir so überrascht von dem male- rischen Anblick, welchen die Straßen und die Menschen in denselben boten, daß wir beschlossen, den Sonntag hier zu verbringen. Auf dem Marktplatze drängten sich Araber in ihren weißen Haiks, Neger in ihren gestreiften Abbats, Beduinen in ihren Burnussen und Mauren sowie Juden in ihren hellen, buntfarbigen Gewändern in dichtem Gewühle.

3. Aus allen Erdteilen - S. 191

1887 - Münster i.W. : Schöningh
v.schlagintweit: Sociale Zustände in den westlichen Territorien Nord-Amerikas. 191 Ncordbrennerbande das östliche Neu-Mexiko vielfach unsicher gemacht. Billy the Kid war geradezu eine Geißel für das Territorium, überhaupt einer der furchtbarsten Banditen, die jemals daselbst ihr Unwesen ge- trieben haben. Ende Dezember 1880 endlich gefangen genommen, dann in gesetzlicher Weise zum Tode verurteilt, gelang es ihm, ans dem Ge- fängnisse zu entspringen, nachdem er zwei Beamte erschossen hatte. In wenigen Wochen seit seiner Flucht hatte er drei Morde begangen. Die Freude war allgemein, als dieser Unmensch, der aus New-Jork gebürtig war, am 14. Juli 1881 in der Nähe des Fort Sumner von Pat Garrett, dem Sheriff !) des Lincoln Kreises, wie ein toller Hund niedergeschossen wurde. Garrett bekam als Belohnung die 500 Dollars, die von feiten des Gouverneurs des Territoriums sür die Unschädlichmachung dieses schrecklichen Unmenschen ausgesetzt waren. Wild Bell, ein anderer Bandit, hatte die Gewohnheit, am Schafte seines Revolvers für jeden von ihm Erschossenen eine Kerbe einzuschneiden; nach seinem gewaltsamen Tode fand man an seiner Waffe 26 Kerben! Curly Bill ermordete im Jahre 1881 den Marshal White zu Tomb- stoue in Arizona, drang mit seiner Bande zu Charleston (Arizona) in eine Kirche ein. während daselbst Gottesdienst gehalten wurde, und zwang den Geistlichen vor der von seinen Spießgesellen im Zaume gehaltenen Gemeinde zum Tauzeu auf dem Altar; überdies verübte er verschiedene Räubereien und Gewalthaten. Daß die Mehrzahl dieser Schandbuben ihr Leben nicht ans natür- liche Weise enden, sondern daß sie gewaltsamen Todes sterben, oder wie in Amerika der technische Ausdrucke hierfür lautet, „with their boots on", zu deutsch „mit ihren Stieseln an", ist nicht zu verwundern. Unter solchen wüsten Gesellen sindet „Richter Lynch" (d. h. die Volksjustiz) Arbeit genug, dessen Jurisdiktion freilich gesetzlich nicht anerkannt ist. Im Jahre 1882 sind innerhalb des weiten Gebiets der Vereinigten Staaten — richtiger gesagt, in seinen westlichen Teilen — insgesamt 57 Personen gelyncht worden. In zwöls Fällen wurden zwei und in vier Fällen vier Personen zu gleicher Zeit gelyncht; 35 der auf diese Weise Verurteilten waren Weiße, 21 Neger und einer ein Indianer. Teeren und Federn eines Verbrechers, eine nicht nur äußerst schimpf- liche, sondern aus nachstehenden Gründen auch mit großen körperlichen Schmerzen verbundene Strafe, kommt sehr selten mehr vor, — allenfalls noch hier und da in Nevada und Colorado. Durch das mittelst eines Besens bewerkstelligte Bestreichen des bloßen Körpers mit Teer wird die Thätigkeit der Hautporen wesentlich unterdrückt und hierdurch ein Zu- stand der Beängstigung herbeigeführt, der, zu lange fortgesetzt, den Tod 1) Oberster Beamter und Civilrichter eines Bezirkes.

4. Aus allen Erdteilen - S. 52

1887 - Münster i.W. : Schöningh
52 Afrika. als ein stillschweigendes Gesetz gegolten, daß, wer immer Waren ins Land brächte, geschützt werden müsse. Es war die Möglichkeit ins Ange gefaßt worden, daß Nsama fliehen könnte; wenn nach dem Norden, so würde mir der Dnrchzng dnrch sein Land offen stehen, wenn nach dem Süden, so war ich gegen die Gefahr gesichert, in seine Hände zu fallen. Aber es stellte sich herans, daß Nsama Frieden zu schließen wünschte. Er hatte zwei Boten mit Elesantenzähnen geschickt, um die Unterhand- lungen zu eröffnen; aber man vermutete Verrat dahinter, und sie wur- den niedergeschossen. Ein zweiter Versuch wurde gemacht, diesmal mit 10 Ziegen, indessen gleichfalls zurückgewiesen; die Führer der Araber bezeigten großes Bedauern hierüber. Es war ein Glück für mich, daß die Waren der Araber nicht alle verkauft waren; denn der Moerosee lag in Nsamas Lande, und ohne Frieden konnte weder Elfenbein gekauft werden, noch konnte ich den See besncheu. Das Friedenschließen zwischen den Eingeborenen und den Arabern war jedoch ein höchst langweiliges Geschäft, indem es 3 % Monate in Anspruch nahm und damit endete, -— daß sie gegenseitig ihr Blut tranken. Dies Verfahren, wie ich es 1854 westlich von hier sab, ist nicht schrecklicher, als es die 30. Verdünnung von tödlichem Nachtschatten oder Strychnin in der Homöopathie ist. Ich dächte, ich hätte es, wäre ich ein Araber gewesen, wohl über mich gewinnen können, das Blut eines andern zu trinken; aber das nächste Mittel znr Befiegelung der Friedenswürde würde mir doch widerstanden haben — nämlich eine schwarze Frau zu heiraten. Nsamas Tochter war die Braut, und sie siel sehr hübsch ans. Sie kam huckepack ans eines Mannes Schultern reitend; dies ist die würdevollste Art der Beförde- rung, über welche Häuptlinge und deren Familien gebieten können. Sie hatte zehn Dienerinnen bei sich, von denen jede einen Korb mit Lebensmitteln trug, und alle hatten ebenso hübsche Züge wie ihre Herrin. Sie wurde von dem Vornehmsten der Araber znr Frau genommen, zeigte aber bald, daß sie ihren Vater ihrem Manne vorziehe; denn als sie Vor- Bereitungen treffen sah zur Ausrüstung eines Zuges zum Einkauf von Elfenbein, glaubte sie, daß ihr Vater angegriffen werden solle, und ent- floh. Ich besuchte darauf Nsama, und da er nicht wünschte, diy; viele Leute auf einmal in feine Nähe kamen, so nahm ich von meinen acht Be- gleitern nur drei mit. Seine Leute hatten große Furcht vor Feuerwaffen und befühlten jedes Stück meiner Kleidung, um zu. sehen, ob ich welche auf meinem Leibe verborgen hätte. Nsama ist ein alter Mann, mit einemkops und Gesicht gleich den aus assyrischen Monumenten abgebildeten. Er ist seiner Zeit ein großer Eroberer gewesen und war mit Pfeil und Bogen nicht zu besiegen. Er soll viele eingeborene Händler vom Tanganjika vernichtet haben, aber zwanzig arabische Gewehre vertrieben ihn aus seinem eigenen befestigten Dorfe und riefen eine ungeheuere Aufregung im Laude

5. Aus allen Erdteilen - S. 63

1887 - Münster i.W. : Schöningh
Mackay: Bericht eines Großen von Uganda über seine Reise nach England. 63 18. Gericht eines Großen von Uganda über seine Utile noch England. Ch. Mackay. Als 1879 die Missionare C. T. Wilson und R. W. Felkin aus Rnbaga, der Hauptstadt des Königs Mtesa von Uganda, am Viktoria- Njansa nach Europa zurückkehrten, sandte dieser König auf ihre Veran- lassung drei seiner Großen mit, um unparteiische Berichte über europäische Verhältnisse zu empfangen. Über Chartnm und das Rote Meer kamen sie im Anfange 1880 in England an und kehrten nach mehrmonatlichem Aufenthalt daselbst über Sansibar in ihr Vaterland zurück, welches sie am 18. März 1881 nach einer Abwesenheit von 3/4 Jahren erreichten. Über die gewonnenen Eindrücke erstattete einer der Gesandten, Saabadn, seinem König einen mündlichen Bericht, welcher von Mr. Mackay aufgeschrieben, an die Church Missionary Society eingesandt und im Chnrch Missionary Intelligenter, November 188], veröffentlicht worden ist. Er spiegelt die Anschannngs- und Ausdrucksweise der centralafrikanischen Neger charakte- ristisch wieder. Die in Klammern eingeschlossenen Worte sind Erläute- rungen Mackays. Der Bericht lautet: „Nachdem wir Riongas Ortschaft (Fowera) erreicht hatten, ließen wir unsere Weiber zurück und wurden aller unserer Gewehre, Speere, Schilder, selbst unserer großen Stöcke beranbt, so daß wir schon glaubten, Mtesa habe uns als Sklave« den Weißen verkauft. Dann marschierten wir drei Monate lang durch eine Wüste (Dschungel?), bis wir nach Chartnm kamen. Darauf durch- zogen wir eine andere Wüste, was zwei Monate dauerte; aus diesem Wege sahen wir so große Berge, wie wir nie zuvor erblickt hatten. Dann kamen wir nach einem Njandscha (d. h. See, das Rote Meer) und wurden aus ein Schiff gebracht. O, mein Gebieter, ein Schiff ist sehr groß, so groß wie ein Berg. Dann kamen wir nach der Hauptstadt des Königs der Türken (Ägypten), aber hier bemerkten wir, daß nicht die Türken, sondern die Baznngn (Europäer) das Land beherrschen; die Türken be- sitzen durchaus keine Macht. Dann kamen wir nach einem anderen Njandscha (Mittelmeer). Wir segelten weiter, bis wir nach einer Insel (Malta) kamen, welche, wie man nns sagte, der Königin (von England) gehört, so daß wir sicher annahmen, die Königin wohne dort und wir wären am Ende unserer Reise. Aber nein; wir fuhren weiter und glaubten schon, wir würden nie ans Ziel kommen, weil man uns fagte, daß wir noch nicht die Hälfte zurückgelegt hätten. Dann kamen wir nach einem Lande, welches den Baznngn gehört, aber die Leute sahen alle wie Araber aus (Algier). Darauf gelangten wir nach einer hohen Insel der Baznngn, aber nicht der Königin gehörend (Lissabon?). Dies ereignete sich in dem dritten

6. Aus allen Erdteilen - S. 69

1887 - Münster i.W. : Schöningh
v. d. Decken: Wanderung durch die Stadt Sansibar. 69 Laute Rufe: „sumilla, sumilla" (macht Platz, macht Platz)! Ge- schäftige Lastträger wollen sich einen Weg durch das Gedrüuge bahnen. Diese sogenannten Kuli, meist aus Hadramaut im südlichen Arabien stammend, sind rüstige, kräftig gebaute Menschen. Schweißtriefend, jedoch unter stetem Gesänge, traben sie mit gleichmäßigen Schritten vor- über, immer zu je zweien oder vieren auf ihren Schultern eine lange Stange tragend, in deren Mitte mit Kokosstricken die Warenbündel befestigt sind. Der Vorderste singt im Takte der Schritte schnell die erste Hälfte eines kurzen Verses und bricht mitten im Worte ab, welches jedoch, unmittelbar darans einfallend, der Hintermann fortfetzt. Anfangs erscheint dies Gebaren sonderbar und spaßhaft; bald aber sehen wir ein, daß ohne Gefang und strenges Takthalten die Schwingnngen der Last unregelmäßig werden und den schnellen Laus der Träger hemmen würden. Ohne gestoßen und getreten worden zu sein, haben wir uns glück- lich durch das Gewühl gearbeitet und einen kleinen Platz hinter dem Fort erreicht. Auch hier herrscht reges Leben und Treiben; aber der Aufenthalt ist weniger gefährlich als auf der engen Straße, weil die Menge nur aus feilschenden Marktleuten besteht. Man verkauft übel- riechenden, getrockneten Haifisch, die riesige Jack- oder Stinkfrucht und an Ort und Stelle fertig gekochte, einfache Gerichte, welche ebenfalls keine für uns erträglichen Düfte verbreiten, fo daß wir uns, wollend oder nicht, genötigt fehen, dem unser Auge fesselnden Getreibe zu Gunsten unserer Nase baldmöglichst den Rücken zu kehren. Wenige Schritte bringen uns auf einen nach der See zu sich öfs- nenden freien Platz, in dessen Mitte sich ein schlanker Mast erhebt, geziert mit der blutroten Flagge des Sultans. Zur rechten Hand liegt der neue Palast des Herrschers, vor uns der alte, welcher bereits von Seid Said, dem Vater Seid Madjids, erbaut wurde. Beide können als Muster arabischer Bauart dienen. Sie wirken hauptsächlich durch ihre Massen- haftigkeit und durch die blendende Weiße der Übertünchung, beleidigen aber bei genauer Betrachtung den Schönheitssinn durch ihre schieseu und krummen Linien und die Ungleichmaßigkeit der Bogen und gewahren, abgesehen von ihren das Dach krönenden Zinnen, dem Auge keinen an- deren Ruhepunkt als die zahlreichen, viereckigen Fensteröffnungen. Nur die große Freitreppe des einen und die schöne Schnitzarbeit an der Thür des anderen Hauses sind unserer Beachtung wert. Zu beiden Seiten der stattlichen Eingänge befinden sich lange, gemauerte Sitze, auf denen sich Dienerschaft und Gefolge in gemächlicher Stellung unterhalten, ähn- lich wie in manchen unserer Städte die Hausbewohner sich am Abende auf das Plauderstühlcheu vor der Thüre niederlassen, um die Er- lebnisse des Tages auszutauschen. Aus jenen Steinbänken, Barasa ge- nannt, empfangen die reicheren Araber häufig ihre Besuche; die dann

7. Aus allen Erdteilen - S. 77

1887 - Münster i.W. : Schöningh
Felkin: In Obeid, der Hauptstadt Kordufans. 77 Der Baobab (Aäalisoilia digitata) ist für die Bewohner dieses Di- stnkts ein wahrer Schatz; wir sahen ihn zuerst in Kalaka, und seine Nord- grenze befindet sich einige engl. Meilen nördlich von Obeid. Er liefert nicht nur seine Früchte zur Nahrung, sondern dient anch ausgehöhlt als Wasserreservoir während der heißen Jahreszeit; aus der Rinde werden sehr gute Seile, Körbe, Matten, Sättel n. s. w. verfertigt. Alljährlich gehen von Kordufan aus ungefähr 8000 rohe Häute, 500 Centner Federn von allen Sorten und 70 000 bis 100 000 Centner Gummi. Letzteren gewinnt man von zwei Akazienarten, von welchen die mit der grauen Rinde (A. fistnla) der mit der roten (spirocarpa) vor- gezogen wird. Der Export von Kordufan beträgt, foviel ich erfahren konnte, gegen 120 000 Pfd. Sterling, der Import 50 000 Pfd. im Jahre. Etwa vier Fünftel der letzteren Summe kommt in Form von Baum- wolleustoff ins Land. Die Bevölkerung kann man auf 250 000 Seelen veranschlagen. Der Besitz des Volkes besteht hauptsächlich in den Haus- tieren. Die Ochsen dienen sowohl zum Reiten als zum Lasttragen. In Kordufan und Darfnr könnte, so weit ich das Land kenne, sehr wohl Wagentransport eingeführt werden, und zum Ziehen der Lasten würde man weniger Kamele brauchen als bei der üblichen Beförderung in Karawanen. Das Volk ist trotz der mannigfachen Mischung mit Sklaven und Soldaten von überraschend guter Rasse, hoch und schlank gewachsen und von dunkelbrauner Farbe. Der Kopf ist fein geformt, das Gesicht oval, die Stirn wohl gebildet, die Nase gerade und der Gesichtswinkel sehr gut, so daß die Leute wirklich schön zu ueuueu sind. Was die Kleidung be- trifft, so gehen die Kinder bis zu zehn Jahren nackt, dann legen die Mädchen einen Lederfransengürtel an; die Männer schlingen ein Stück Zeug um deu Körper und werfen einen Zipfel davon über die rechte Schulter zurück. Sie tragen Sandalen und scheren den Kops bis auf ein dünnes Schwänzchen; an diesem führt der Prophet seine Getreuen nach dem Tode, wenn sie das Schwert überschreiten müssen. Lane er- klärt in seinen „Modern Egyptians" diese Sitte daher, daß die Moham- medaner fürchten, wenn einer der ihren von einem Ungläubigen erfchla- gen würde, so möchte dieser den Kopf abschneiden und, in Ermangelung eines anderen Haltes, mit seiner unreinen Hand in den. Mund des Er- schlagenen greifen, um ihn fortzutragen. Die Frauenkleidung ist ähnlich wie die der Männer; in Obeid kommt ein Schleier über das Gesicht dazu. Die Haare werden immer in derselben Weise vom Wirbel aus in lange Zöpfe geflochten. Auf dem Kopfe werden mancherlei Zieraten getragen, Knöchel und Handgelenke, die Ohren und selbst die Nase mit silbernen und elfenbeinernen Ringen geschmückt. Als Waffen gebrauchen die Bag- gara lange, schwere Lanzen und zweischneidige Schwerter; in den Dörfern

8. Aus allen Erdteilen - S. 431

1887 - Münster i.W. : Schöningh
Baarts: Das Tote Meer. 431 ihm einen süßlichen Geschmack verleiht. Die Ränder des Rinnsals sind durch mancherlei Mollusken (Weichtiere) wie mit einem schwarzen Über- zng bedeckt. Unter den Steinen im Bette des Baches schlüpfen Süß- wasserkrabben (krebsartige Tiere) hin und her. Der weitere Lauf der Quelle ist mit dichtem Gebüsch, das den Charakter der arabischen Flora trägt, auf beiden Seiten eingefaßt, während mächtiges Schilfrohr im Wasser selbst emporschießt. Unter den Sträuchern sind am interessan- testen die mächtigen Zizyplius spina Christi -23ü]che, zwischen deren stacheligen Zweigen zahllose kleine Vögel nisten, welche aus ihrem sicheren Versteck lustiges Gezirp und Getriller hören lassen, während die Raub- Vögel, die gern an sie heran möchten, voll Verdruß darüber hinstreichen; und die Calotropis procera, die den echten Sodomsapsel trägt, eine gelbe Frucht von der Größe eines Apfels, deren dünne Schale leicht aufplatzt und dann eine Unmasse kleiner Samenkörner und seidenartiger Fäden hervorquellen läßt. Diese Fasern sollen von den Beduinen zu Luuteu verarbeitet, auch vou den Beduinenfrauen mit Baumwolle zusammen- gesponnen werden. Der unechte Sodomsapsel (Solanum sanctum) ist viel kleiner als die Frucht der Calotropis, enthält aber gleichfalls eine Menge kleiner Samenkörner, die oft, sei es infolge eines Insektenstiches, sei es durch Wirkung eines wuchernden Pilzes, in schwarzen Staub ver- wandelt werdeu. Der Kontrast zwischen der schönen, roten Schale und dem widerlichen Inhalt ist dann in der That seltsam. Die Blätter des Hennastrauches, Lawsonia alba, liefern den Orientalen das fchon im Altertum reichlich angewandte Mittel, Hände und Füße des zarten Ge- schlechtes mit bräunlichen Streifen zu bemalen, was zumal für das Bei- ramfest zum ordnungsmäßigen Ausputz aller Frauen und Mädchen gehört. Etwas nördlich von Eugedi tritt das Vorgebirge Mersed mit senk- rechtem Abhang ins Meer hinein. (Siehe die Abbildung auf S. 432). Die Pasfage über diese Felseu ist mit unsäglichen Schwierigkeiten ver- knüpft; Reiter müssen absteigen und in triefendem Schweiß zu Fuß hinauf- und hinabklettern; die Lasttiere müssen abgeladen und das Gepäck von den Leuten stückweise von Ort zu Ort geschleppt werden. Wir unserseits ritten, nachdem wir unser Bad im Meer genommen, bald wieder nordwärts nach dem Jordan hin. Seine doppelte Mün- dnng, vor welcher gewöhnlich eine Menge toter Fische, die den Übergang in den Salzsee nicht verwinden konnten, auf der Oberfläche des Meeres schwimmen sollen, ließen wir uubesucht. Auf dem glatten Wege, der durch die Ebene hinführt, ritt es sich munter voran. Einer von uns trng großes Verlangen, den schönen Granen unsers Beduinen zu probieren. Der Reiter ließ sich herbei, das Pferd uuserm Freunde für den Ritt zum Flusse zu überlassen. Der saß kaum im Sattel, als ein wildes Jagen begann; wir meinten, es sei Übermut des Reiters, doch es stand schlimmer.
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