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1. Deutsche Schulgeographie - S. 162

1908 - Gotha : Perthes
162 Die Araber sind Semiten (vgl. D. Sch.-A. 48) und halten sich selbst für Nachkommen Jsmaels, des verstoßenen Sohnes Abrahams. Gering an Zahl und in ihrer Wüstenheimat abgeschlossen, bewahrten sie treu die Sitten ihrer Väter, bis sie Plötzlich, durch den Islam (islam)') be- geistert, hervorbrachen, um im Sturme ein Weltreich zu gründen. Die arabische Sprache wurde die herrschende von Mesopotamien bis Marokko, einst auch auf Sizilien und in Südspanien. Zur Zeit ihrer höchsten Blüte haben die Araber in Kunst und Wissenschaft viel geleistet. Im Vaterlande verharren sie noch jetzt in ursprünglicher Einfachheit. Sie sind in zahlreiche Stämme zersplittert; an der Spitze eines jeden steht ein Schech (schech), an der Spitze mehrerer Stämme ein Emir (emir), der den Titel Im am (imam) sührt, weil er zugleich geistliches Oberhaupt ist. Die hohen Randländer haben mehr Regen und sind daher frucht- barer und seßhaft bewohnt. Die Landschaft Hedschas im W. steht unter türkischer Oberherrschaft und enthält die heiligen Städte der Mohammedaner: Mekka, den religiösen Mittelpunkt der ganzen mohammedanischen Welt, und Medina (med1na)2) mit dem Grabe Mohammeds. Mekka, der Geburts- ort Mohammeds, besitzt die Kaaba (ka-aba) mit dem schwarzen Steine, das uralte Nationalheiligtum der Araber, zu dem jeder Mohammedauer ein- mal im Leben zu wallfahrten verpflichtet ist; jedes Jahr kommen große Scharen hierher. Mekka wird in kurzer Zeit durch die Hedfchasbahn mit Damaskus—beirut verbunden sein. Im Sw., ganz innerhalb der heißen Zone, liegt Jemen (jemen)^), mit Recht das „glückliche Arabien" genannt. Es ist die wahre (obwohl nicht ursprüngliche) Heimat des Kaffee- baumes, welche die berühmte Mokkabohne (nach dem Ausfuhrhafen Mocha benannt) liefert, der Dattelpalme und Balsambäume, des Gummi arabi- cum und des Weihrauchs. Die Insel Per im inmitten der Straße Bab- el-Mandeb^) und Aden (edn) sind englische Besitzungen zum Schutze der Straße von Suez nach Indien, das letztere eine wichtige Kohlen- station für die Schiffe und der bedeutendste Handelshafen Arabiens. Das Randland Oman (oman) im So. beherrscht der Imam von Maskat. Die Bahrein-Jnseln im Persischen Golfe, bekannt durch ihre er- giebige Perlenfischerei, stehen unter englischer Oberhoheit. i) Der Islam (d. b. Ergebung in den Willen Gottes) oder die moham- medanische Religion, em Gemisch aus Juden- und Christentum, wurde im 7. Jahrhundert n. Chr. von Mohammed gegründet. Mit Feuer und Schwert verbreiteten ihn die Araber über Westasien und Nordafrika, wo er auch bis zum heutigen Tage noch herrscht. (Vgl. D. Sch.-A. 49.) Das Symbol der Moham- medaner ist der Halbmond, ihre Bibel der Koran (korän), dessen Lehre in dem Satze gipfelt: Es ist nur ein Gott (Allah), und Mohammed ist sein Prophet. Mohammedanische Tempel nennt man Moscheen (mosche-en). ») Arabisch, ----- Stadt. ») Arabisch, ----- die Rechte (das rechts oder im S. gelegene Land). 4) Arabisch) — Tor der Tränen (angeblich wegen der vielen Schiffbrüche).

2. Bilder aus dem Deutschen Reiche - S. 91

1890 - Gotha : Behrend
Der Odenwald, 91 steiners. Deutlich wollen die Landleute dieser Gegend den nächtlichen Zug von Reitern, Wagen, Heergerät u. a. gehört, aber niemals gesehen haben. Kehrt das Geisterheer bald wieder zurück, so hat die Sache nicht viel zu bedeuten; bleibt es aber lange entfernt, ist böser Krieg zu er- warten. Der letzte Umzug des wilden Jägers d. h. des „watenden" Sturmgottes Wodan, der durch die in Gebirgsgegenden häufig vor- kommenden Windstöße veranlaßt wird, soll im Dezember des Jahres 1815 geschehen sein. Die vormalige knrpsälzische Regierung hat wiederholt zu verschiedenen Zeiten gerichtliche Zeugenverhöre über die Erscheinungen des Geistes anstellen lassen, aber nie deren Resultat bekannt gemacht. 2. Die Bewohner des Odenwaldes, Abkömmlinge der hier zurück- gebliebenen und durch Klodwigs Eroberungen in fränkische Knechtschaft geratenen Alemannen, haben insbesondere durch den dreißigjährigen Krieg und die französischen Verheerungen der Jahre 1688 bis 1699 viel gelitten; die leergewordenen Striche wurden durch neue Einwanderer aus der Schweiz und aus Sachsen wieder bevölkert. Nur in der Grafschaft Erbach und in der Herrschaft Breuberg hielt sich ein wackerer Kern der Bevölkerung. Hier blieben auch bis heute manche uralte deutsche Rechtsgewohnheiten haften, während daneben das offene freie Gericht, der Centverband, Recht und Pflicht der Waffen seit der Mitte des vorigen Jahrhunderts verschwunden sind und nur etwa eine „Cent- linde" noch an die Zeit erinnert, wo das freie Gericht im Freien ge- hegt wurde. Auch die Mundart hat im Erbachschen noch manches Eigentümliche bewahrt, was in anderen Gegenden des Odenwaldes schon verschwunden ist. Bei Einweihung eines Schildes „zum Hirsch" redete ein Bursch von Wald-Bullau seine Genossen folgendermaßen an: Ich griefs aich all, eer liewe lait, die eer zum fescht hait kumme seid; e vivat hoch! de jung un alte! die noch uf alte braich ebbs halte ; die munder .seen zu rechter zeit, un darum aa senn kumme hait. Jetz gebb mer's glas her, kummerad, un halt nor die budell barad! Defs erschte glas mit purem wei, es soll zu aller gsundheit sei; defs zwatte, defs ich drinke aus, vivat! es gilt dem herschwertshaus ! Hallo, bafst uf, jetz weis ichs schild, seht her, de hersch, e koschtba bild! es is e bild vum Oorewald, Wo's jagdhorn schallt, die büchse knallt. Ei bravo! mäddche, aierm fleifs! Ar kränz verdien kaan klaane preis.

3. Bilder aus dem Deutschen Reiche - S. 254

1890 - Gotha : Behrend
254 Bilder aus den mitteldeutschen Gebirgslandschaften. zahlreichen Geschützkugeln jener Tage bezeichnet. Auf dem Schlachtfeld selbst erregt vor allem der Napoleonstein in der Nähe der Vorstadt Thonberg unser besonderes Interesse. Hier war es, wo der Kaiser sich während des ganzen verhängnisvollen 18. Oktobers aufhielt, wo er am Abend, erschöpft von den Anstrengungen des Tages, auf einem Schemel für kurze Zeit einschlief. Sein Haupt sank auf die Brust, und die Häude ruhten gefaltet im Schöße. Düfter und schweigend standen die Generale und Offiziere um ihn her; niemand wagte seine Ruhe zu stören. Außer dem entfernten Marschtritt der retirierenden Truppen war nur das Lodern des Wachtfeuers, das Knistern des brennenden Holzes hörbar. Plötzlich erwachte er, hob sein Haupt kräftig empor und gab den Befehl zum Rückzüge. Auf dem mit Bäumen umpflanzten polierten Granitwürfel liegen aus Gußeisen eine Landkarte, ein Degen, ein Fernrohr und eiu dreieckiger Hut in Form der bekannten Napoleons- hüte. Nach Süden liest man die Inschrift: „Hier weilte Napoleon am 18. Oktober 1813, die Kämpfe der Völkerschlacht beobachtend;" nach Norden zu den Bibelspruch: „Der Herr ist der rechte Kriegsmann. Herr ist sein Name." Aus dem sogenannten Monarchen-Hügel, eine halbe Stunde weiter von Probstheida, dem Mittelpunkt der französischen Stellung, entfernt, erhebt sich ein auf zwei Stufen von Quadersteinen ruhender Obelisk, der auf fetner Vorderseite den verschlungenen Lorbeer- kränz des Sieges sowie zwei sich freundschaftlich fassende Hände zeigt; es ist die Stelle, wo eine irrtümliche Überlieferung die drei Monarchen an jenem Abend vereint fein läßt, als von allen Seiten die Sieges- botschafteu eintrafen. Etwas weiter, bei der Schäferei Meusdorf, steht auf einem Hügel ein Würfel von Granit, dem Fürsten Schwarzenberg von seiner Gattin gesetzt. Auf dem Wachtbergs' bei Göhren, wo die alliierten Fürsten in Gefahr gerieten, von der französischen Reiterei unter Murat gefangen genommen zu werden, auf dem Kolmberg bei Liebertwolknitz, dem Galgenberge bei Wachau erinnern andere Denk- mäler an die furchtbaren Reiterschlachten jener Tage. Wenn es auch au einem großen, das welterschütternde Ereignis der Leipziger Schlacht in seiner Totalität feiernden Nationaldenkmal fehlt, zu dem bei der fünfzigjährigen Erinnerungsfeier 1863 auf der Anhöhe neben dem Thonberg der Grund- stein gelegt ist, so sind doch der einzelnen Denkzeichen, der Monumente für bestimmte Personen oder Episoden des Kampfes seit den verflossenen 70 Jahren so viele errichtet worden, daß sie mit den 44 Marksteinen, die Dr. Apel gesetzt, jedem Besucher des Schlachtfeldes zur bequemen Orientierung dienen und zugleich zeigen, in welch großem Umfange der Kampf sich erstreckte und welch gewaltige Truppenmafsen damals Leipzig umlagerten. Doch nicht alle Erinnerungen der Umgegend sind so mit Krieg und Blut getränkt. Mit gerechtem Stolze preist der Leipziger die friedlichen Waldungen feiner Nachbarschaft, das in einen Lustpark ver- wandelte Rosenthal, seit fast zwei Jahrhunderten einer der besuchtesten Spaziergänge, wo einst der ehrwürdige Gellert, dem hier ein Marmor- standbild gesetzt ist, auf seinem Rößlein, das sein Landesherr ihm ge-

4. Aus allen Erdteilen - S. 13

1887 - Münster i.W. : Schöningh
Stanley: Kampf mit Kannibalen auf dem oberen Kongo. 13 gewiß schon vorher manchen Wald gesehen, aber diese Waldscenen waren eine Epoche in unserem Leben, deren wir wegen der bittereil Schmerzen, die sie uns bereitet hat, immerdar gedenken werden. Die beständige Dunkel- heit steigerte noch das traurige Elend unseres Lebens; dazu die alles be- schmutzende Feuchtigkeit, die ungesunde, dampfende Atmosphäre und die Einförmigkeit der Landschaftsbilder; nichts als das ewige Gewirr von Zweigen und Laubwerk, diese hohen Stämme, welche aus einem zu lauter Knoten verschlungenen Dickicht emporstiegen, durch welches wir, wie wilde Tiere, uns auf Händen und Füßen durchzuwühlen und durchzuwinden hatten. 4. Kampf mit Kannibalen auf dem oberen Kongo. H. M. Stanley. Am Morgen des 29. Dezembers 1876 fuhren wir, von ein paar Eingeborenen in einem kleinen Fischer-Kanoe begleitet, am linken Ufer des Kongo entlang und kamen zu der Einmündung des Kasuku, eiues Flusses mit schwärzlichem Wasser und an seiner Mündung gegen 100 Meter breit. Dieser gegenüber liegt auf dem Südende von Kaimba, einer langen, waldbewachsenen und am rechten Stromufer, etwas oberhalb des Zusammenflusses, belegenen Insel, das bedeutende Dorf Kisauga- Sanga. Unterhalb der Insel Kaimba und des Nachbarlandes nimmt der Livingstone (Kougo) eine Breite von beinahe 1650 Meter an. Die Ufer- gegenden sind sehr stark bevölkert; die Dörfer auf dem linken Ufer bilden den Distrikt Luavala. Wir glaubten eine Weile, daß man uns würde ruhig vorbeifahren lassen, aber bald ließen die großen hölzernen, ans riesigen Bäumen ausgehöhlten Trommeln donnernd das Signal ertönen, daß Fremde angekommen seien. Um jede Möglichkeit eines Friedens- bruches zwischen uns zu erschweren, zogen wir uns bis zur Mitte des Stromes zurück, legten dann unsere Ruder ruhig in die Boote und ließen uns von der Strömung treiben. Aber von beiden Ufern fuhren jetzt plötzlich die wilderregten Eingeborenen im Einverständnis auf uns los. Sie trugen prunkende Federaufsätze auf ihren Köpfen und waren mit breiten, schwarzen Holzschilden und laugen Speeren bewaffnet. Es wurde unseren Dolmetschern, zwei jungen Leuten aus Ukusu (Kannibalen), befohlen, das Wort „Sennenneh!" (Friede) auszurufen und den Dorf- bewohnern zu sagen, daß wir Freunde wären.

5. Aus allen Erdteilen - S. 109

1887 - Münster i.W. : Schöningh
v. Chavanne: Anblick der Sahara in ihrer dreifachen Gestalt. 199 An einer Eingangspforte der großen Sahara hat die Natur hier ein Asyl für alles Lebende geschaffen. Ein Asyl, kein Paradies, wie es die Phantasie des Dichters schmückt, ist die Oase. Der Kampf mit der Wüste, die ihre Sandwellen bis hart an den Rand der Palmen- Wälder und selbst in sie hineinwirft, ist ein ununterbrochener: mensch- licher Fürsorge und Anstrengung bedarf es, um diese Freistätte für Pflanzen- und Tierleben ungeschmälert zu erhalten. Die Fee dieses El Aruat (Laghuat). Asyls heißt Wasser; sie zaubert die wunderbaren Haine hoher, schlanker, fächergekrönter Palmen, deren Dattelfrüchte den Reichtum des Oasen- bewohners bilden, sie schenkt ihm den ganzen Schmuck und Segen seiner Gärten, sie malt jenes unvergeßliche, das Gemüt entzückende Bild, das uns die Oase bietet. Jenseits ihrer Marken dehnt sich — hier zu mäch- tigeu 59—100 Meter hohen, steilabfallenden und fcharfgratigen Dünen aufgetürmt, dort in kaum gewundenen, sanften Wellenlinien oder stellen- weise spiegelglatten Flächen — das Sandmeer der Wüste aus. Dem Fremden ist sie, wie ihr Schweigen, unverständlich — der Nomade, der Chabir (Karawanenführer) weiß in ihr wie in einem offenen Buche zu lesen. Ihre heilige Stille zur Nachtzeit ist dem Gemüte Labsal; wenn in ihrer klaren, reinen, durchsichtigen Atmosphäre die Sterne Heller funkeln, als irgendwo anders auf dem Erdenrund, und die Schatten

6. Aus allen Erdteilen - S. 129

1887 - Münster i.W. : Schöningh
Vary: In Rhat, 129 Die Einwohner von Rhat, sowie die fremden Kaufleute sind begreif- licherweise über die Besetzung durch die Osmanli sehr erfreut. Vorher war man ja der Willkür der Tuareg vollständig preisgegeben, nnb eine Sicherheit von Leben und Eigentum gab es nicht. Der Schech jedes einzelnen Stammes mußte befriedigt werden,' bevor der Kaufmann das Gebiet der Tuareg betreten konnte, und diese Schutzgelder waren recht .ansehnlich; ein einziger Unzufriedener genügte, um deu erkauften Schutz der andern in Frage zu stellen. In der Stadt Rhat selbst benahmen sich die Tuareg ganz als die Herren und Besitzer derselben; wurde eine Thür dem pochenden Targi nicht schnell genug geöffnet, so brach er sie in Stücke, und die Insassen durften froh sein, wenn sie ohne Schläge davonkamen. Sah er etwas, was ihm gefiel, so nahm er es ohne weiteres, und wehe dem, der protestieren wollte! Die rohesteu Gewaltthä- tigkeiten folgten unmittelbar. Dies war früher in Rhat der gewöhnliche Zustand. Wie hat sich dies nun alles geändert! Vor dem Eintritt in die Stadt muß der Targi seine Waffen abgeben, und er erhält sie erst wieder beim Austritt. Umsonst verlangt er nach Bewirtung, selten öffnet sich ihm eine Thür, meist wird er mit Schimpfworten fortgewiesen, und läßt er sich von seinem Hang zu Gewaltthätigkeiteu hinreißen, so wird ihm vom Kadi unerbittlich Gefängnisstrafe auferlegt, die für ihn ilnerträg- lieh ist. Hungrig und schlecht gekleidet irrt er ans den Wegen umher, im stillen die Türken verwünschend, mit denen fremdes Gesetz und fremder Zwang in die Stadt eingezogen ist. Die Vornehmen der Tuareg siud freilich besser daran; wenn sie auch innerhalb der Stadt nichts mehr zu sagen haben, so sind sie doch noch die alleinigen Herren draußen in der Wüste und auf der Hammada, wo sie den Karawanen Abgaben auserlegeu für den ungehinderten Durchzug. Um unter sich nicht in Streit zu ge- raten, sind die Rechte der Besteuerung ein- für allemal unter den Schechs verteilt, ja selbst durch Erbschaft übertragbar 37. In M'ursuk. G. Nachtigal. Wenn man von dem Ost- oder Hanptthore — Büb el Keblr — "der Hauptstraße folgt, so fällt der Blick vor allem auf die Hauptwache mit ihrer von Holzsäulen getragenen Vorhalle und ans eine Reihe von Verkaufsläden jederseits, vor denen ebenfalls fäulengetragene Hallen zum Aus allen Erdteilen. q

7. Aus allen Erdteilen - S. 84

1887 - Münster i.W. : Schöningh
84 Afrika. sicher. Ganze Tage wateten wir bis zu den Hüften im Wasser, nur froh, wenn der Bodeu kein Thonboden war. Und solchen Weg mußten zarte Kinder, Mädchen im Alter oon 10—15 Jahren — die beliebteste Menschenware — wochenlang überwinden! An manchem Tage sand ich gegen Abend diese kleinen Wesen auf einer niedrigen Erhöhung, den Körper im Wasser oder Sumpfe, den Kops kanm nnterfcheidbar von der morastigen Umgebung, teilnahmlos und unbemerkt hingesunken, und nicht immer konnte ich sie vom Untergänge retten. Für mich wurde die Sache leichter, als wir den Schar? erreichten; denn der König hatte mir einen Boten mitgegeben, der von den Orts- Vorstehern meinen Transport zu Boot, den Schari abwärts, erzwingen sollte, und so fuhr ich von Maffala bis Bugoman den herrlichen Fluß hinab und kounte allmählich genesen. Hier traf ich unsere Karawane wieder. Nur eine kurze Entfernung trennte uns von Bornn, und wir waren ge- wissermaßen in Sicherheit. — Doch wie traurig sah es um die Sklaven aus! Mein einer königlicher Geleitsmann besaß von zehn noch sechs; der zweite hatte sechs besessen, und von den vier noch lebenden war einer erblindet. Mein marokkanischer Diener hatte sich auf drei geschwuugeu, von denen er eine alte Frau für einige Metzen Getreide verkauft hatte, und von denen ein anderer ebenfalls erblindet war. Ich hatte von vier einem mir befreundeten Scherif ans Mekka gehörenden, die ich in meinen Schutz genommen hatte, als ihr eigentlicher Führer krank zurückbleiben mußte, zwei verloren; ein kleines Mädchm war der Krankheit erlegen, ein Mann, durch Krankheit und Schwäche widerstandslos, von einer Hyäne angefressen worden und mußte in einem Bagirmi-Orte zurück- gelassen werden. Mit den übrigen gezwungenen Mitgliedern der Karawane stand es nicht besser: wir hatten ein gutes Drittel der Sklaveu eingebüßt, die meisten durch den Tod, weniger durch die Flucht. Nehmen wir dazu die während unseres Aufenthaltes im Lager schon Gestorbenen und die bei den Überfällen Erschlagenen, so erhellt uns daraus die Thatsache, daß mindestens ebenso viele bei den Sklavenjagden und auf den ersten Transporten zu Gruude gehen, als die großen innerafrikanischen Marktplätze erreichen. Und auch hier, wo sie in Natur und Menschen noch Anklänge an die Heimat finden, wird ihnen noch kein Friede gewährt. Sie gehen in die Hände arabischer oder berberischer Kaufleute über und werden von diesen nach kurzer Rast durch die eudlose Sahara, welche in ihrer grenzen- losen Öde einen trostlosen Kontrast mit ihrer fruchtbaren, Wasser- reichen, üppigen Heimat bildet und ihnen als Bild der eigenen, hofsnungs- losen Zukunft erscheint, gen Norden geschleppt. Wer noch jetzt, nachdem auf der Nordküste und in Ägypten Sklaverei und Sklavenhandel abge- schafft, unterdrückt oder doch erheblich abgeschwächt worden sind, in

8. Aus allen Erdteilen - S. 137

1887 - Münster i.W. : Schöningh
Kayser: Die landschaftliche Schönheit Ägyptens. 1^7 Das ist majestätisch und furchtbar zugleich! Beleuchtet aber nun all- abendlich, wie ich es in den Februartagen des Jahres 1877 sah, die sinkende Sonne das ganze, weite Felsen- und Wasserchaos von Rosen- granit und Silberschaum, so daß diese Blöcke noch rosiger erscheinen, als die Natur sie geschaffen, dann glänzt es wie ein Meer von Purpur- wellen und Purpurbergen, und wo die Fels kuppen sich nahern, da winden sich, wie hastige, silberglänzende, zischende Schlangen, die Nilwasser tosend hindurch und hinab. Ja, wunderbare Schönheit und ergreisender Ernst paaren sich, um dies Kataraktenpanorama dem, der es einmal gesehen, unvergeßlich zu machen; hier redet der Schöpfer in seinem Werke zu- gleich von seiner Macht und Kraft und von seiner erhabenen Herrlich feit! — Und tritt man nun aus diesem Labyrinth von Felsen und Strömen nach Süden heraus, so liegt vor deu erstaunten Blicken, wie ein Idyll, das lieblichste Eiland: Philä, „das schönste Bild auf Gottes weiter Erde", wie Brngsch es nannte. Ans eigener Erfahrung und mit vollster Überzengtlng setzte ich den Satz hierher, daß der landschaftliche Reiz des Katarakts von Assnan und seiner Umgebung allem die lange Nilreise Herr- lich lohnt! Indessen — wie gesagt — alles das sind Ausnahmen: landschaft- liche Schönheit tritt in Ägypten nur hier und da. im ganzen selten auf', aber außerdem hat das ägyptische Nilthal seine besonderen, regelmäßigen Schönheiten und Reize. Einen unbeschreiblich schönen Eindruck macht allüberall der wunderbare Kontrast des üppigen Fruchtbodens zur an- grenzenden Wüste; au vielen Stelleu ist dieser Eindruck geradezu über- wültigeud. Wer die Cheops-Pyramide erstiegen, wird nie den Blick von dieser Höhe herab vergessen: auf der einen Seite das Nilthal in üppigem, herrlichem Grün von Baum und Flur, auf der anderen die libysche Wüste, farblos, grenzenlos, lautlos hingelagert; — dort schwellendes Leben, hier starrer Tod. „Es spricht es keine Zunge aus, es malt es kein Claude Lorraiu, wie diese Niederung von Licht und Äther, von Ruhe und Schweigen umschlossen ist." Dieser Kontrast aber ändert sich; Flur und Wüste wechseln die Rollen, wenn die Souueuscheibe zum Horizont hinabsinkt: matt und tot erscheint dann das eben noch lachende, frische Grün des Kulturbodens, während die untergehende Souue ihre ganze, nur in jenen südlichen Strichen mögliche Farbenglut der eben noch farblosen Wüste mitgeteilt zu haben scheint, die nun in allen Tönen vom zartesten Violett bis zum tiefsten Purpurrot leuchtet. Uud noch eine andere Schönheit weisen die Nilufer auf. Wie es einst ein großartiger Anblick gewesen sein muß, unmittelbar am Flusse die majestätischen, herrlichen Städte Memphis und das „hnndertthorige" Theben und andere sich erheben zu sehen, so geben jetzt ihre kolossalen, imponierenden und dabei überaus schönen Trümmer der Nillandschaft

9. Aus allen Erdteilen - S. 159

1887 - Münster i.W. : Schöningh
Rohlfs: Audienz bei dem Negus Negesti von Abessinien^ 159 das Siegel und entfaltete den auf großen Quartseiten kalligraphierten Brief, welcher die eigenhändige Unterschrift unseres deutschen Kaisers enthielt. Eben wollte ich mit dem Lesen desselben beginnen, als der Negus rief: „Verzeih, laß mich vorher den Brief sehen?" Ich beeilte mich, das Schreiben dem Negus wieder zuzustellen. Jede Seite wurde mm genau untersucht, besonders aber das unten sich befindende große Staats- siegel gemustert. „Frankreich hat auch einen Adler im Wappen", hob der Kaiser wieder an. — „Ja", sagte ich, „es hatte vorübergehend dieses Wappenzeichen unter der Herrschaft der Napoleouideu." „Warum sind gewisse Worte im Briefe besonders schon und größer geschrieben?" fragte dann der Negus, und dabei zeigte er auf die Worte „Wilhelm" und auf feinen eigenen Namen „Johannes". Ich erklärte ihm, daß der Künstler die Namen des deutschen Kaisers und des Königs der Könige von Äthiopien stets durch besondere kalligraphische Schönheiten hervorgehoben hätte. „Das ist eine große Aufmerksamkeit, welche früher auch in Abessinien Sitte war", bemerkte er. — „Ihr Kaiser ist ein wirk- licher Kaiser", hob der Negus wieder an. „er ist Negus Negesti von Deutschland, wie ich es jetzt von Abessinien bin; denn man hat mir ge- sagt, daß viele Könige uuter dem Kaiser von Deutschlaud regieren." — „Das ist vollkommen richtig, Majestät; alle Fürsten Deutschlands erkennen im Kaiser ihren obersten Kriegsherrn." „Das ist gerade wie bei uns iu Abessinien", erwiderte der Negns. Am Schluß unserer Unterhaltung sragte ich den Negus, ob er ge- statte, daß ich ihm einige Gaben überreiche. Nach erhaltener Erlaubnis hieß ich Schimper, die vor dem Gemach mit den Geschenken wartenden Diener hereinzurufen. Zuerst brachte mau das prachtvolle Solinger Schwert *). „Hat Ihnen;" fragte der Negus, „der Kaifer von Deutschland diese Geschenke für mich mitgegeben?" — „Nettt, Majestät, diese Gegenstände sind alle von mir und sollten ein geringes Zeichen meiner Hochachtung sein für den Herrscher der Könige von Äthiopien." Sodann erschien der bei Gerson in Berlin gefertigte Schirm, eigentlich ein kleines Sonnenzelt, und erregte durch feine gediegene Pracht fast noch eine größere Wirkung, als das Schwert. Von echtem grünen Samt, reich mit Stickereien echter Goldarabesken bedeckt und langen, echten Goldfransen ringsum behangen, war er inwendig mit dickem gelben Atlas gefüttert und hatte aufgespannt ca. 2 Meter 1) Die Geschenke, selbstverständlich aus kaiserlichen Mitteln beschafft, sollten aller- dings ursprünglich dem Sultan von Wadai übergeben werden, sie wurden mir jedoch in Berlin schon 1878 mit dem Bemerk überwiesen, daß ich sie als Geschenk für einen anderen Fürsten verwenden könne, falls ich Wadai nicht erreiche.

10. Aus allen Erdteilen - S. 389

1887 - Münster i.W. : Schöningh
Colquhoun: Von Lasa nach Maykong. 389 heiterer Stimmung streckten wir uns neben dem Feuer zum Schlafen nieder. Kurz vor Mitternacht wurde ich durch Stimmengeräusch erweckt und sah, daß noch weitere Kachyen eingetroffen waren, die sich angelegentlich mit den zuerst gekommenen unterhielten, und da alle Kachyen mehr oder weniger Räuber sind, und ein jeder von ihnen bewaffnet ist, so war ich keineswegs von ihrem Besuche erfreut. Unter solchen Umständen kommt es, welches Gefühl einen auch beherrschen mag, vor allen Dingen darauf Kachyen-Gruppe. an, ruhig zu fcheiueu. Ich drehte mich daher herum, stopste mir eine Pfeife und weckte den neben mir liegenden Pater Vial unter dem Vor- wände, mir Feuer zu erbitten. Die fremden Kachyen blieben noch eine Weile, zündeten dann Fackeln an und entfernten sich zu unserer größten Beruhigung. Noch längere Zeit vernahmen wir ihre Stimmen und hörten einige Töne ihres rohen Gesanges. Ein dreistündiger Marsch brachte uns am 9. Juli nach Maykong, (westlich von Lasa, also näher nach Bhamo zu) dem Dorse des „Großen Häuptlings", wo wir sowohl diesen als auch den folgenden Tag auf- gehalten wurden, weil jener abwesend war und wir ohne seine Erlaub- uis den Weg nicht fortsetzen durften. Seine Gattin und Diener behan-
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