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1. Die Hohenzollern von Kaiser Wilhelm II. bis zum Großen Kurfürsten - S. 13

1901 - Halle : Gesenius
— 13 — Thränen in den Augen auf die greuelvolle Blutarbeit, und er hat dem feindlichen Bruder nach dem Kampfe die helfende und tröstende Hand gereicht. Am Morgen eines heißen Junitages rückte ein Teil der Armee des Kronprinzen unter dem Befehle des Generals von Steinmetz durch die Schlucht (den Paß) von Nachod ins österreichische Land ein. Als kühner Krieger befand sich der Kronprinz mit seinen Offizieren (dem Stabe) an der Spitze. Die Österreicher hatten es versäumt, die Schlucht zu besetzen. Sie wollten den Fehler wieder gut machen und warfen sich deshalb mit furchtbarer Wucht auf die heranrückenden Preußen. Namentlich waren es zwei Kürassierregimenter, die alles vor sich niederritten und niederhieben und die Preußen in den Hohlweg zurückdrängten. Der Kronprinz selbst geriet in große Gefahr. General von Steinmetz schickte rasch ebenfalls zwei Reiterregimenter den Kürassieren entgegen. Nach heftigem Kampfe wurden die Österreicher auseinandergejagt und in die Flucht getrieben. Jetzt drangen die Preußen wieder aus der Schlucht hervor, und der Feind wurde gänzlich geschlagen. Am Nachmittage ritt der Kronprinz über das blutige Gefechtsfeld. Da lagen die tapferen österreichischen Kürassiere mit ihren weißen Röcken, mit den Schwertern und den Stahlhelmen starr und kalt. Friedrich Wilhelm sah von fern unter einem Baume eine Gruppe von Offizieren stehen. Er sprang vom Pferde und schritt darauf zu. Schwer verwundet lag da, auf Moos gebettet, mit dem Rücken gegen den Stamm lehnend, der Oberst des einen Kürassierregiments. „Mein tapferer Oberst, muß ich Sie so wiederfinden!" rief der Kronprinz aus und reichte dem Sterbenden die Hand, die dieser mit beiden Händen ergriff. Noch kurz vor dem Kriege hatten die zwei Männer sich bei einem frohen Feste kennen gelernt. Der Oberst antwortete mit brechender Stimme, daß es ihn freue, nur ihm, dem Kronprinzen, sich ergeben zu dürfen. „Nein, nicht gefangen sollen Sie sein, Herr Oberst, sondern frei!" rief Friedrich Wilhelm, und wieder kamen ihm die Thränen. Der Sterbende lächelte heiter und meinte, nun würde es ihm auch wieder gut gehen. Aber wenige Augenblicke später starb er. Der Kronprinz hat nachmals gestanden, es sei dies einer der ergreifendsten Augenblicke seines Lebens gewesen. Ii.*) Alle Offiziere und die Soldaten hatten „Unsern Fritz" gern. „Wenn er uns führt", sagten sie, „können wir unbesorgt sein". Das zeigt die folgende Geschichte. Im Jahre 1866 hatten die Bayern, Württembergs und Badener gegen Preußen gekämpft; 1870 halfen sie die Franzosen besiegen und das Deutsche Reich gründen. *) Nach dem „Lahrer Hinkenden Boten" von 1871.

2. Die Hohenzollern von Kaiser Wilhelm II. bis zum Großen Kurfürsten - S. 195

1901 - Halle : Gesenius
— 195 — d. Der König ritt noch spät am Abend nach der Schlacht nach dem Orte Lissa, um die Besetzung der Straße nach Breslau anzuordnen. Nur wenige Begleiter waren mit ihm; aber in Lissa wimmelte es von flüchtenden Österreichern. In den dunklen Straßen schoß man auf den König, und die Offiziere um ihn schossen wieder. Das gab noch mehr Schrecken und Durcheinander. Die Offiziere warnten den König; er aber führte sie geradeswegs in das Schloß zit Lissa. Eine große Anzahl österreichischer Offiziere kam ihm mit Lichtern entgegen; leicht hätten sie ihn gefangen nehmen können. Er aber that, als hätte er die ganze Armee hinter sich. „Guten Abend, meine Herren", sagte er. „Sie haben mich wohl nicht hier erwartet. Kann man denn hier noch unterkommen?" Die Offiziere waren so betroffen, daß sie ihm die Treppe hinauf leuchteten. Im Saale ließ er sich die Offiziere vorstellen und sprach so lange mit ihnen, bis endlich die Preußen, voran die Reiter von Seydlitz, herankamen und die Österreicher wirklich gefangen nahmen. e. Die Feinde verloren auf der Flucht uoch 20 000 Gefangene; Breslau wurde zurückerobert, und am Ende des Jahres war kein Österreicher mehr in Schlesien. Erläuterungen. Berliner Wachtparade = die Wache vor dem königlichen Schlosse, soviel wie kleine Schar. — Wachtfeuer — Feuer, die des Abends im Lager angezündet werden. — Krückstock; Friedrich hatte überall einen solchen bei sich. — Aussetzen = sich in Gefahr begeben. — Adjutant = Offizier, der den Generalen die Befehle des Königs bringt. — Wiedergabe nach Konzentrationsfragen. Vertiefung. Von Roßbach nach Schlesien ist ein weiter Weg. Denkt an die Beschwerden des Marsches! Worin sie bestanden. Weshalb sie aber erduldet werden mußten. Warnm die Feinde Friedrichs Heer verspotteten. Ob sie ein Recht dazu hatten. Warum nicht? Warum der König die Schlacht wagen mußte. Warum sonst alles verloren war. Was heißt: Denken Sie, daß Sie Preußen sind? Beweisen Sie sich des Namens würdig? Sollte jemand gezwungen werden, zu kämpfen? Warum nicht? Welchen Eindruck die Rede machte. Welchem Beispiele alle folgen wollten. Warum es nötig war, daß der König feine Generale also anredete. Wozn er fest entschlossen war. Was mag der König wohl gedacht haben, als er am Morgen hinaus-ritt? Was Ziethen? Weshalb der König sich heute mehr aussetzen mußte als sonst. Was er deshalb befiehlt. Warum er den Offizier und die Hufareu verlangt. Was achtet er trotzdem nicht hoch? Warum aber der Öffizier so verfahren soll. Was wird dann ruhig weiter gehen? Und was folgt zuletzt? 13*

3. Die Hohenzollern von Kaiser Wilhelm II. bis zum Großen Kurfürsten - S. 103

1901 - Halle : Gesenius
— 103 — Da brach plötzlich ein furchtbarer Aufruhr iu Berlin los. Am 18. März 1848 empörten sich die Bürger, griffen zu den Waffen und bauten in den Straßen Schanzen und Barrikaden (Straßensperren). Das Pflaster wurde aufgerissen und die Steine wurden aufeinandergehäuft, Wagen und Fässer umgestürzt. Das geschah in dem Augenblicke, in dem der König gerade nachgeben wollte. Nun ließ er die Soldaten gegen die Empörer vorrücken; das Volk aber hatte im Gegenteile perlangt, daß alles Militär entfernt würde. Da begann ein erbitterter Kampf. Die Glocken stürmten, die Kanonen donnerten, das Gewehrfeuer knatterte, und an verschiedenen Stellen brannte es. Viele Bürger kamen im Kampfe um, der die ganze Nacht hindurch dauerte. Endlich, am Morgen, gab der König Befehl, daß die Soldaten sich zurückziehen sollten. Damit hörte der Kamps auf. Am Nachmittage verkündigte der König dem Volke, daß er seine Minister entlassen und andere ernannt hätte und daß er nun auch das Volk an der Regierung teil nehmen lassen wolle. Statt der Soldaten wurde eine Anzahl von Bürgern bewaffnet (Bürgerwehr), welche die Ordnung aufrecht erhielten. Ganz söhnte sich das Volk wieder mit dem Könige aus einige Tage später. Als die gefallenen Bürger beerdigt und in ihren Särgen am Schlosse vorübergetragen wurden, stand Friedrich Wilhelm auf dem Balkon und hielt den Hut in der Hand, bis alle vorüber waren. Damit war der Streit wieder beigelegt. Jetzt durfte das Volk seine Abgeordneten wählen, die es nach Berlin senden wollte. Die Versammlung dieser Abgeordneten nennt man heutigen Tages den Landtag. Der Landtag hat zwei Abteilungen, das Herrenhaus und das Abgeordnetenhaus. In dem Herrenhause sitzen die hohen Prinzen, Adeligen und Bürgermeister der großen Städte, im Abgeordnetenhause die von den Bürgerlichen Gewählten. Nun geht die Sache so. Der König und die Minister entwerfen die Gesetze. Diese werden dann dem Abgeordnetenhause vorgelegt. Da kaun jeder Abgeordnete feine Meinung sagen und Abänderungen oder Verbesserungen vorschlagen. Dann wird abgestimmt, wie das Gesetz werden, wie es lauten soll. Ist man damit fertig, dann geht das Gesetz, wie es festgesetzt ist, an das Herrenhaus und wird nochmals beraten. Mitunter ist der Gang auch umgekehrt. Ebenso geht es mit den Steuern. Ohne die Bewilligung der Abgeordneten darf die Regierung keine neuen Steuern erheben und auch nicht mehr ausgeben als bewilligt wird. Über die Ausgaben muß Rechenschaft abgelegt werden. Die Wahlen für das Abgeordnetenhaus finden seit neuerer Zeit alle füuf Jahre statt. (Ähnlich wie der Landtag im Königreiche Preußen wurde später der deutsche Reichstag gebildet. In den Reichstag werden Abgeordnete aus dem ganzen deutschen Volke gewählt, alle fünf Jahre. Neben dem Reichstage giebt es noch den Bundesrat, zu dem die deutschen Staaten Ge-

4. Die Hohenzollern von Kaiser Wilhelm II. bis zum Großen Kurfürsten - S. 35

1901 - Halle : Gesenius
— 35 — Und dann, so könnte man benfen, konnte er ja ruhig heimfahren; er ist ja ein hoher Herr und braucht nach niemanden zu fragen, niemandem Rechenschaft zu geben. Ganz falsch geraten! Er lebte ganz im Gefühle feiner Pflicht und mußte barum, wollte er sie nicht verletzen, dem Schulinfpektor die Anzeige machen. Ein anberer Hochgestellter hätt's vielleicht anders gethan, der Kronprinz nicht. Und was zeigt uns das Geschenk des Globus und der Bibeln wieder? Zusammenfassung mit Aufnahme der ethischen Gebanken. Iii. Stufe. Was wir hieraus vom Kronprinzen Friedrich Wilhelm lernen. 1. Er ist ein guter Hausvater. 2. Er besitzt einen scharfen Blick. 3. Er ist ein tröst- und hilfsbereiter Mann. 4. Er achtet das Lehramt hoch. 5. Er ist ein Mann der Pflicht. 6. Er sieht, wo's fehlt und bessert. Das sollt ihr mir nun nochmals ans der Geschichte beweisen. Und nun eine anbere Erzählung bazn. 2. Teilziel. Der Kronprinz als Arzt. I. Stufe. Nun werbet ihr sagen: „Als Arzt? Hat benn der Kronprinz auch Mebizin studiert?" Das würde am Ende gerabe ebenso schwer sein ober noch schwerer als Lehrer. Nun kann ich euch aber schon sagen, daß es nicht nötig ist, um Arzt zu sein, die ganze Medizinalwissenschaft zu durchforschen. Mancher hat schon geheilt und ist kein studierter Arzt gewesen. Und mit des lieben Gottes Hilfe ist manchmal feine Arznei gar wohl angeschlagen. Merkt einer von euch, wie ich's, oder was ich meine? — Hört zu! Ii. Stufe. a. Kaiser Friedrich verweilte einmal, als er noch Kronprinz war, in dem schönen österreichischen Badeorte Karlsbad. Denn es haben die hohen Herrschaften vor den anderen Sterblichen nicht das voraus, daß sie nicht krank werden. Und wie schmerzlich haben wir das gerade bei Kaiser Friedrich später erfahren müssen. Also unser Kronprinz spazierte einmal in Karlsbad in den Anlagen und dachte an seine liebe Frau und seine Kinder daheim und 's wurde ihm dabei so wehmütig, daß er sie nicht bei sich hatte. Als er nun so weiter schritt, hörte er aus einmal ein leises Weinen neben sich, und als er sich umblickte, stand da ein kleines, blasses Mädchen in zerlumptem 3*

5. Die Hohenzollern von Kaiser Wilhelm II. bis zum Großen Kurfürsten - S. 214

1901 - Halle : Gesenius
— 214 — Aber statt erzürnt zu werden, lachte er kräftig mit und befahl das Bild niedriger zu hängen, damit es jeder deutlich sehen könnte. Aber irre machen ließ er sich nicht. Wenn seitdem jemand einen schlechten Witz macht, sagt man deshalb wohl scherzhast: „Niedriger hängen!" Wiedergabe nach Konzentrationsfragen. Vi. Teilziel. Ein solcher König, der darauf sah, daß alles in seinem Lande zum Wohle seines Volkes geschah, der hielt auch darauf, daß es überall nach dem Rechte zuging. Also: Wie Friedrich die Gerechtigkeit pflegt. I. Stufe f. Wie wir uns das wohl denken. Wie das heute geschehen könnte. (Die Kinder geben an, was sie vom heutigen Gerichtswesen kennen, wie wohl ein oder der andere Mangel vorkommen konnte und wie da der König diesen habe abstellen können.) Ii. Stufe f. Friedrich fand bei seiner Thronbesteigung das Recht nicht so geübt wie er gewollt hatte. Für Rechtsstreitigkeiten gab es in Berlin als höchstes Gericht das Kammergericht: sonst aber waren keine Richter angestellt wie heute. Die Amtmänner, die die kleineren Kreise verwalteten, hatten die Rechtspflege gepachtet, lind da ging es oft gar willkürlich zu. L>o ein Amtmann richtete manchmal nicht nach dem Rechte, sondern nach Belieben, und zu allermeist kamen die höherstehenden Leute besser und die anderen schlimmer weg. Jetzt wurde das anders. Friedrich ließ den Amtmännern nur die Verwaltung und setzte für die Rechtspflege besondere Richter ein, die das Recht und die Gesetze studiert hatten. Die mußten nun strengste Gerechtigkeit üben. Niemand durfte bevorzugt werden. Hoch und niedrig war vor dem Gesetze gleich. Sogar der König wollte nicht mehr sein als ein anderer. Konnten die Richter in einer schwierigen Sache nicht ins klare kommen, dann ließ Friedrich sich diese vorlegen und entschied sie. Die Gesetze ließ er sammeln, ordnen und ein großes Gesetzbuch anlegen ; das nannte man das Allgemeine Landrecht. Aber das war eine so schwierige Arbeit, daß die Gelehrten fast fünfzig Jahre brauchten bis es fertig war, und das war erst nach Friedrichs Tode der Fall, jßon den Strafen schaffte Friedrich die grausamen ab und befahl auch, daß die Verbrecher nicht mehr gefoltert werden sollten, damit sie ihre Verbrechen geständen. . Auch gab er in seinem Staate die Religion frei. In den übrigen Staaten mußten zumeist die Leute denselben Glauben haben wie der

6. Die Hohenzollern von Kaiser Wilhelm II. bis zum Großen Kurfürsten - S. 215

1901 - Halle : Gesenius
— 215 — Landesherr. Friedrich aber sagte: „In meinen Staaten kann jeder nach seiner Fagon (Weise) selig werden." Wie der König die Gesetze achtete, so wollte er sie bort jedem anderen auch geachtet wissen. Auf seinen Reisen stand es jedem zu, sich zu beschweren. Und wehe dem Richter, der das Recht verletzt hatte! Wiedergabe nach Konzentrationsfragen. Hauptzusammenfassung. 1. Wie Friedrich der Große seinem Lande aufhilft. 2. „ „ „ „ für den Ackerbau sorgt. 3. „ „ „ „ Gewerbe und Handel unterstützt. 4. „ „ „ „ seine Unterthanen in Notfällen unterstützt. 5. „ „ „ „ die Zölle einführt. 6. „ „ „ „ die Gerechtigkeit pflegt. Generalbetrachtung (Vertiefung). Iii. Stufe. (Fürs Ganze.) I. 1. Vergleichung der einzelnen Regierungshandlungen Friedrich's untereinander. 2. Nachweis, wie Friedrich alle Regententugenden bei seinen Handlungen offenbarte. 3. Angabe, was Friedrich durch seine Regierungsweife erreicht hat. 4. Aufsuchen dessen, was Friedrich zu seinen Handlungen bewog. Ii. 1. Geschichtliches Ausgesondertes. Die große Hungersnot 1771/72. Die Erwerbung Westpreußens, Austrocknung des Oderbruchs. Die Einführung des Kartoffelbaues. Die Erbauung des Finow-, Plauenfchen und Bromberger Kanals. Das Gesetzbuch: Allgemeines Landrecht. Kammergericht. Trennung von Justiz und Verwaltung. König „von" Preußen. 2. Ethisches Ausgesondertes. „Ich bin der erste Diener meines Staates." „Ich bin arm, aber mein Volk ist reich." „Ich baue am liebsten den Armen Häuser." „In meinen Staaten kann jeder nach feiner Fagott selig werden." Iv. Stufe. (Fürs Ganze.) 1. Einlesen und Memorieren des Gedichtes „Der Helser." 2. Warum Friedrich mit Recht „der Große" heißt.

7. Auswahl erdkundlicher Charakterbilder - S. 12

1907 - Münster i.W. : Aschendorff
12 Die deutschen Ströme. Teutschlands von der Elbe nach Osten. Die in den Mittelgebirgen aus einen weiten Raum, in Tausende von Tälern zerteilten Quellflüsse sammeln sich bei allen deutschen Strömen bald nach dem Austritt aus dem Gebirge, wo daher alle unsere Ströme auf kurzer Strecke eine Menge von Zuflüssen empfangen, wogegen das Tiefland nur wenige größere Zuflüsse zusendet. So erhält die Elbe nebeneinander Saale, Mulde und Schwarze Elster, die Oder Meitze, Bober und Bartsch und die Weser Fulda, Eder, Werra und Diemel. Weiter unten tritt in allen diesen Fällen nur noch ein größerer Nebenfluß: Aller, Havel, Warthe hinzu, der in jedem Falle die Schiffbarkeit auf eine höhere Stufe hebt. Außerdem tritt in den mitteldeutschen Flußsystemen in jedem einzelnen ein Nebenfluß hervor, in dessen Richtung sich der Hanptflnß fortsetzt, so daß eine längere Hydro- graphische Linie entsteht, die verhältnismäßig kleinen Nebenflüssen wie Saale und Neiße eine höhere Beden- tung verleiht. Ein anderer Einfluß der Bodengestalt macht den Unterlauf aller Flüsse in den Küstengebieten der Ostsee durchaus abhängig von dem Zug der die Ostsee umgürtenden Höhenrücken. Wo dieses System in Holstein und dann wieder in Ostpreußen nordsüdliche Richtung annimmt, geht sein Abfluß westwärts, wo es nordöstlich gerichtet ist, nordwestwärts und in der Senke der untern Oder ostwärts. Früher, als die Geographie den Wasserscheide n ■Gtne große, aber nicht begründete Bedeutung beilegte, war viel die Rede davon, daß durch Deutschland ein Teil der großen europäischen Wasserscheide zwischen Ozean und Mittelmeer ziehe. Auch der Ruhm des Fichtelgebirges geht darauf zurück, daß dort die Quellen des Mains und der Eger, der Nab und der Saale liegen, der Zuflüsse des Rheius, der Donau und der Elbe. Praktisch bedeuten solche Annäherungen nichts, wenn sie so hoch gelegen sind, daß der Verkehr sie nicht -benutzt. Wenn auf den? 800 in hoheu Brockenfeld in

8. Auswahl erdkundlicher Charakterbilder - S. 195

1907 - Münster i.W. : Aschendorff
Vom Kassai bis Mukenge. Palmen beschattet wird. Tambo selbst ist an einer regel- mäßigen Palmenallee angelegt, die von 50 zu 50 in kreisförmig erweitert ist, um hier Hütten und Wohn- räume auszunehmen. Im Zentrum dieser Kreise sieht man des Abends die Eingeborenen um ein Feuer ge- schart, wo sie gemütlich plaudernd ihren Hanf rauchen. Nicht nnnder schön sind drei nördlich von Tambo ange- baute Ortschaften, von denen aus die Täler des Kalambei und des Dischibi ein hübsches Panorama abgeben. An letzterem entlang ziehen sich ausgedehnte Maniokfelder, und jenseits derselben sieht man die düstern Umrisse des Urwaldes. Das Wesen des Baluba ändert sich von hier ab, die Hütten von Tambo sind geräumig und in anderer Art hergestellt wie die der bisher berührten Ortschaften. Wir finden hier die Hausform. Die Bevölkerung hat nicht mehr den scheuen Charakter, der uns noch vor wenigen Tagen so unangenehm aufgefallen war. Der nächste Marsch führte über hügeliges, mit mehreren kleinern Urwaldparzellen und Baumfavanne bedecktes Gelände nach dem Dorfe Mukelle. Nur der Tfchikamakama und sein Schwesterbach, der Kange, durch- schneiden mit feuchten Niederungen unfern Pfad. Auch der folgende Tag brachte uns dasselbe landschaftliche Bild, nur die Zahl der Wasseradern ward größer. Der Aufenthalt, den sie und einzelne Urwaldungen bereiteten, war doch fo erheblich, daß wir erst spät am Tage einen Platz erreichten, wo wir trotz seiner ungünstigen Lage unser Lager aufschlagen mußten. Wasser und Ortschaften waren weit entfernt. Die Leute machten keine ver- gnügten Gesichter, doch der kommende Tag entschädigte sie durch einen kurzen Marsch und die günstige Lage des neuen Rastplatzes. Vom Lager aus konnten wir das schöne Tal des Luengo von der Quelle bis zur Eiumün- dnng des Kaminango verfolgen. Die Savanne war mit Baumgruppen angefüllt. Im Osten lag ein größerer Urwald, im Norden zwischen kleinern Urwaldstrecken 13*

9. Auswahl erdkundlicher Charakterbilder - S. 196

1907 - Münster i.W. : Aschendorff
196 Vmn Kassai bis Mukenge. waren große Maniokfelder, und in unmittelbarer Näh? umgaben die drei Hüttenkomplexe des Dorfes Kiassa- Muschilla das Lager. Die Anlage der Hütten war hier nicht so regelmäßig und geschmackvoll wie in Tambo. Nur einige Wohnungen trugen ein Palmdach, die meisten waren bloß mit breiten Baumblättern gegen die Regen- güsse gedeckt. An einzelne Hütten lehnte sich eine kleine Veranda, und neben dieser lag dann der Gemüsegarten, in welchem Hanf, Pfeffer, Bohnen, Kürbis, Erdnuß, Bataten und die hohen Stauden der Hirse bunt neben- einander standen. Erst außerhalb des Dorfes begannen Maniokfelder. Tie Eingeborenen machten einen znfrie- denen Eindruck. Nahrungssorgen kennen sie nicht- ohne erhebliche Mühe gibt ihnen der fruchtbare Boden eine reiche Ernte und die Palme den erfrischenden Wein. Am nächsten Morgen setzten wir den Marsch fort. Wieder passierten wir im Luengotal einen ausgedehnten Bestand an Weinpalmen und traten dann in die Ur- Waldungen ein. Die Nacht verging unter Gewitter und starkem Regen, so daß wir schon für den Aufbruch Be- fürchtungen hegten; indes klärte sich der Himmel auf, und wir konnten den Marsch nach Tumba-Tschimbari antreten. Die vorwiegend aus Urwald bestehende Be- deckung des hügelförmigen Terrains bot Schutz gegen die brennenden Strahlen der bereits hoch am Firmamente stehenden Sonne. Tumba liegt auf einer steilen Er- Hebung, welche das linke Kandimbanfer begleitet. Es hat 50 schön angelegte und mit Blättern bedachte Hütten. Seine günstige Lage an der Straßengabelung nach Mukenge und Kapungu, einem Baketedorfe am rechten Lnluaufer, wo sich ein bedeutender Elfenbeinmarkt be- findet, gestaltet Tumba zu einem vielbesuchten Knoten- Punkt der Karawanen. . . . Am 2. November führte der Marsch bis an den 30 m breiten Luebo. Die erwartete Baumbrücke war nicht vorhanden. Da der Fluß bei einer Stromgeschwin- digkeit von 120 m in der Minute 2 bis 4 in tief toarr

10. Auswahl erdkundlicher Charakterbilder - S. 233

1907 - Münster i.W. : Aschendorff
Die Bedeutung der Mittellage. 233 politische Frühreife Frankreichs führt zum Teil auf die natürlichen Schranken feiner Ausbreitung zurück. Es ist halb zentral und doch randlich gelegen. Tie Rand- lagen sind wenigstens an den Rändern durch die Natur bestimmt und festgehalten, die Jnnenlage wird natur- gemäß immer nur an wenigen Stellen diesen Vorteil haben. Staaten von dieser Lage, die wie Deutsch- l a n d viel mehr nur politische als geographische Begriffe sind oder £ ^erreich, müssen in vielen Fällen ein Ausgreifen nach einer Seite hin unterlassen, weil die Deckung uach der andern zu fehlte. In der österreichischen Orientpolitik des 19. Jahrhunderts ist echt zentral- europäisch der ängstliche Zug, der bei jedem Schritt vor- wärts die Flanke oder den Rücken durch Rußland, Frank- reich oder Preußen bedroht sah. Welcher Gegensatz zu dem rücksichtslosen, weil rückenfreien Vordringen Ruß- lands! In diesem Andrängen von allen Seiten hält nur eine starte Organisation, ein starkes Bewußtsein seiner selbst, Arbeit, Ausdauer, Wachsamkeit, Schlagfertigkeit ein Volk aufrecht. Daher wirkt diese Lage auf ein er- ziehungsfähiges Volk stählend, während ein schwaches ihren Anforderungen erliegt. Deutschland ist nur, wenn es stark ist. Dieselbe Stellung legte im fernen Inner- afrika dem zentralen Sudanftaate Bornu gleiche Pflichten auf. Barth schrieb vorausblickend vor bald 50 Jahren: Die zeutrale Lage ist für Bornu ebensowohl eine Quelle vou Macht als von Gefährdung. „Welche Vorteile Bornu auch aus seiner zentralen Lage ziehen mag, so hat diese doch zugleich die Gefahr zur Folge, mit dem einen oder andern seiner Nachbarländer in fortwährende Zwiftig- feiten verwickelt zu werden. Und daraus ergibt sich, daß sich dieses Reich unter einer schwachen Regierung auf die Dauer nicht wird erhalten können".*) Dieses auch schon nicht wegen der Unmöglichkeit, bei innerer Schwäche die *) Heinrich Barth, Reisen in Nord- und Zentral-Afrika. 1857. Iii. Seite 9.
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