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1. Nationale Erdkunde - S. 17

1911 - Straßburg i.E. : Bull
5. Der deutsche Bergbau. 17 Einfuhr Deutsches Reich (1907) 8,5 England (1907) . . 7,8 Vereinigte Staaten . 1,3 Schweden (1906) . . — Spanien (1906) . . — Ausfuhr 3,9 (besonders nach Belgien) 3,7 9,3 Daß die drei Äaupthandelsländer eine ziemlich starke Einfuhr an Eisenerz aufzuweisen haben, bedeutet nicht etwa eine Schwäche; es ist vielmehr ein Zeichen ihrer Stärke darin zu sehen. Länder wie Schweden und Spanien sind vorderhand unfähig, ihr Eisenerz selbst zu Eisen zu verarbeiten. Das Schmelzen des Erzes, seine Um- wandlung in Roheisen ist es aber gerade, was Gewinn bringt. Diesen Gewinn müssen sich also jene Länder entgehen lassen. Die Staaten mit Eisenerzeinfuhr dagegen ziehen fremdes Erz an sich, um durch den Amwandlungsprozeß Geld zu verdienen. Allerdings ist sür uns der Bezug von Eisenerz aus fremden Ländern nicht ohne Gefahr und kann nicht ohne Sorge betrachtet werden. Während England infolge seiner übermächtigen Kriegsflotte, Nordamerika im Hinblick auf die ungeheuren Schätze seiner Lager sicher sein darf, daß ihm der Erzbezug nicht unterbunden werden kann, steht doch für uns die Möglichkeit eines ungestörten Bezugs im Kriegsfalle nicht fest, weil wir die schwedischen, spanischen, afrika- nischen Erze über See beziehen müssen, und weil doch unsere Kriegs- flotte ihren möglichen Gegnern sehr stark unterlegen ist. Nicht ganz gefahrlos ist auch die Lage unseres reichen lothrin- gischen Erzgebiets so nahe an der französischen Grenze, da wir voraus- sichtlich in jedem Kriege mit der französischen Gegnerschaft zu rechnen haben. Es erzeugt deshalb ein gewisses Gefühl der Sicherheit, daß es unserer Eisenindustrie gelungen ist, den Bezug von schwedischen Erzen durch Verträge auf längere Zeit hin festzulegen, und daß diese Erze über die Ostsee zu uns kommen, wo unsere Handelsschiffe von den Angriffen feindlicher Kriegsschiffe doch etwas weniger zu befürchten haben als auf der Nordsee. (Vergl. Dänemark und Schweden.) Unsere Eisenindustrie hat es ferner verstanden, sich durch Ver- träge oder Ankäufe den Bezug von französischen Erzen zu sichern. Die Firma Krupp schloß mit den Erzgruben in der Normandie auf Lieferung von 12 Millionen Tonnen ab. Andere deutsche Äütten- werke sind Mitbesitzer der sranzösischen Gruben aus der Hochebene Hauptmann, Nationale Erdkunde. 2

2. Nationale Erdkunde - S. 20

1911 - Straßburg i.E. : Bull
20 I. Des Deutschen Reiches Wirtschaft und seine Stellung in der Weltwirtschaft. Dazu kommt noch Galizien. Deutschland erzeugte 1907 nur 10600 t im Werte von 7 Millionen Mark, führte aber rund 995 000 t, im Werte von über 65 Millionen Mark ein. Das ist eine sehr starke Abhängigkeit vom Auslande, am meisten von den Vereinigten Staaten. Linter die Erzeugnisse bergmännischer Tätigkeit kann man auch rechnen die verschiedenen Salze. Sie finden in mannigfachen Berufszweigen Verwertung, bei der Glas-, Seifen-, Farbenherstellung, in der Gerberei und bei der Färberei, hauptsächlich aber in der Landwirtschaft und in der chemischen Industrie. In der Stein- und Sudsalzgewinnung sind wir einmal nicht vom Auslande abhängig. Deutschland und England stellen die zwei großen europäischen Salzländer dar. (Werke in Staßfurt, Schönebeck, Erfurt, Berchtesgaden, 5)all i. W.; Salinen in Salle a. S., Magdeburg, Reichenhall, Lüneburg ) Ganz ohne Wettbewerb stehen wir da in der Gewinnung von Kalisalzen (Abraumsalzen). Sie dienen namentlich der Verstellung von künstlichem Dünger. Ansere Landwirtschaft hat also einen guten Rückhalt. Es ist sogar schon die Frage erwogen worden, ob es für das Gedeihen unserer Landwirtschaft nicht vorteilhafter wäre, wenn die Ausfuhr von Kali ganz verhindert werden könnte. Jedenfalls ist man ernstlich am Werk, die heimische Landwirtschaft zu schützen und zu fördern; liegt doch bereits ein Reichs-Kaligesetz vor, dem- zufolge „Kalisalze nur noch durch eine zu errichtende Betriebsgemein-' schaft abgesetzt werden dürfen. In diese Absatzgemeinschaft hätten die jetzt bestehenden 55 fertigen Kaliwerke einzutreten, und die ca. 25 Werke, die vor dem 1. November 1909 mit dem Abteufen eines Kalischachtes begonnen haben." Der Umfang unserer Kali- gewinnung erhellt aus folgenden Zahlen: Im Jahre 1908 betrug die Förderung über 6 Millionen Tonnen im Werte von 70,9 Millionen Mark. Ihr Wert ist zweifellos im Jahre 1909 reichlich über 80 Mil- lionen Mark hinausgegangen. Der Ertrag unseres Bergbaues läßt uns, wie wir eben sahen, nicht in gleichstarkem Maße vom Auslande abhängig werden, wie dies für die Erzeugnisse der Landwirtschaft der Fall ist. Doch treibt uns unser Bedarf an Kupfer, Petroleum, teilweise auch an Eisen immer noch in drückende Abhängigkeit von der Fremde hinein. Er vermehrt die Summen, die das Ausland alljährlich von uns fordert, ganz bedeutend. Noch vielmehr geschieht das aber durch unsere Industrie.

3. Nationale Erdkunde - S. 61

1911 - Straßburg i.E. : Bull
2. Die nordischen Länder. 61 rechnen unsere Eisenerzlager zu den reichsten der Welt, aber sie liegen, wie z. B. das lothringische, meist sehr weit ab vom Mittel- punkte unserer Eisenindustrie, vom rheinisch-westfälischen Gebiet. Die Schiffsfracht von Schweden her ist immer noch billiger als die Bahnfracht von Lothringen nach Westfalen. Erst wenn die Mosel einmal für größere Schiffe fahrbar gemacht werden sollte, könnten die lothringischen Erze den Wettbewerb mit den schwedischen auf- nehmen. Neben diesen Äaupteinfuhrwaren fallen die andern. Steine aller Art, besonders Pflastersteine, Seefische (Geringe) und Preistet- beeren, weniger ins Gewicht. Größer aber noch als unsere Einsuhr aus Schweden ist unsere Ausfuhr dorthin. Äierin haben wir in letzter Zeit den englischen Mitbewerber überholt, was von den Engländern begreiflicherweise nicht gerade mit günstigen Blicken be- trachtet wird. And doch! Je eingehender wir uns mit Schweden beschäftigen, um so vernehmlicher tönt uns von dorther eine Warnung vor trügerischer Sicherheit entgegen. Wie wir streben auch andere Staaten, strebt auch Schweden danach, die Gewinne seiner Volks- wirtschaft möglichst zu steigern, so wenig als tunlich davon dem Auslande zugute kommen zu lasten. Am gewinnbringendsten ist nicht der Verkauf von Rohstoffen, sondern deren Veredelung. Die Verarbeitung schwedischen Eisenerzes ist bisher zum Nutzen fremder waschen erfolgt. Schweden besitzt eben keine Kohle, und der Mangel an Kohle ist, so sahen wir Seite 13, noch schlimmer als der an Eisenerz. Soll das Erz mit Äilfe eingeführter Kohlen ver- arbeitet werden, fo verteuert sich immerhin die entstehende Ware. Am hier einen Ausgleich zu schaffen, sagen sich die Schweden, bleibt uns nichts anderes übrig, als den fremden Erzbeziehern auch ihren Rohstoff zu verteuern. Legen wir auf das ausgeführte Erz einen Zoll, so erhöhen sich auch bei ihnen die Kosten der Eisen- gewinnung. Was ein solcher Ausfuhrzoll auf schwedisches Erz für uns bedeutet, läßt sich leicht ausdenken: Erhöhung der Herstellungs- kosten in unsern Eisenhütten, geringeren Gewinn und vielleicht auch geringeren Absatz an Waren, Herabsetzung der Arbeitslöhne. Auch die Waren einfuhr nach Schweden würde die dortige Regierung gern mit höheren Zöllen belegen, um die Unternehmung- tust im eigenen Lande zu reizen, um die Anlage von Fabriken und

4. Nationale Erdkunde - S. 66

1911 - Straßburg i.E. : Bull
66 Ii. Europa. ausschließlich beherrscht hat, wird diese seine Über- legenheit im Warenbezug aus Norwegen in anbetracht unserer Vorzugsstellung in der Einsuhr nach Norwegen wohl kaum als erfreulichen Ausgleich ansehen. Doch nicht nur im Handelsverkehr macht sich der deutsche Gegner England unangenehm fühlbar; es regt sich auch im nordischen Reiche zu nicht geringem Leidwesen unserer „angelsächsischen Vettern" das deutsche Kapital. Das erzeugnisarme und daher auch geldarme Norwegen bedarf naturgemäß in weitgehendem Maße fremder Kapitalien zur Entwickelung seiner Erwerbsquellen. Am meisten um- worden sind die norwegischen Erzlager und die Wasserfälle des Landes. Auch Norwegen besitzt Eisenerzlager, nur sind sie eben erst der Ausbeutung zugänglich gemacht worden, und da es seines Kohlen- mangels wegen seine Erze nie selber verhütten wird, streiten sich die Länder der Eisenerzeugung um den Besitz dieser Lager. Sicherung des Bezugs von Erz heißt die Losung für sie. (Vergl. Schweden, Spanien, Marokko.) Unsere Eisenindustrie behält die neuentdeckten norwegischen Lager scharf im Auge. Kürzlich erwarb ein großes schlesisches Hüttenwerk, das besonders Eisenbahnbedarfswaren herstellt, am Salangen-Fjord, nördlich der Lofotgruppe, große Eisenerz- lager. Das Erz soll dort gleich für die Weiterverarbeitung in den fchlesischen Kütten vorbereitet werden. Von gleich großer Wichtigkeit für uns sind die norwegischen Wasserfälle. Norwegen heißt ja „das Land der Wasserfälle". Bei dem Steilabfall des Gebirges zeichnen sie sich besonders durch die .Jöohe ihres Sturzes aus. Millionenwerte schlafen noch in diesen Fällen. Sie könnten gewaltige Mengen elektrischer Kraft liefern und sind erst zum kleinsten Teile zu diesem Zwecke in Angriff ge- nommen. Mit Äilfe dieser elektrischen Kraft erzeugt man heute, dank den Bemühungen der Wissenschaft, auch der deutschen, künst- lichen Salpeter. (Bei sehr hohen, durch den elektrischen Flammen- bogen erzeugten Temperaturen wird der Stickstoff der Luft durch den Sauerstoff zu Stickoxyd verbrannt. Stickoxyd kann ohne weiteres in Salpetersäure — Chilisalpeter übergeführt werden.) Was haben aber wir davon, wenn die norwegischen Wasser- fälle die künstliche Verstellung von Salpeter ermöglichen? Zunächst ist deutsches Kapital an der Errichtung der nötigen elektrischen Anlagen hervorragend beteiligt. Die badische Anilin- und Sodafabrik in Ludwigshafen plant die Verstellung einer gewaltigen Kraftstation am Sogne-Fjord. Der die elektrische Kraft erzeugende

5. Nationale Erdkunde - S. 166

1911 - Straßburg i.E. : Bull
166 Iii. Amerika. vom Red River, weiter um das Felsengebirge herum, in Kali- fornien und im Staate Washington. Pittsburg ist durch Verschickung von Kohlenschätzen groß geworden. Wir sehen, auch im Bergbau ist uns die Union weit überlegen. Nur spüren wir diese Überlegenheit weniger als die in Getreide oder Baumwolle, weil wir sür uns ziemlich reichlich haben. Aus der Reihe der übrigen Mineralschätze seien nur noch zwei genannt: Kupfer und Petroleum. Auch unter den Kupferländern marschiert die Anion an der Spitze (Kupferlager längs des Colorado, auch im Staate Michigan bei Detroit), während wir erst an vierter Stelle kommen, hinter Mexiko und Chile. Die Anion ist Weltkupfermarkt, wie sie Weltbaumwollenmarkt ist. Daraus ergeben sich dieselben Folgen für die Preise des Kupfers, wie für die der Baumwolle. Für uns fällt das um so mehr ins Gewicht, als unsere elektrische Industrie, die erste dieser Art in der Welt, ganz von den Vereinigten Staaten abhängig wird. (Vergl. Süd- westafrika.) In der Petroleumerzeugung endlich kann sich nur ein Land der Erde mit den Vereinigten Staaten annähernd messen; das ist Rußland. Mehr als die Äälfte alles Petroleums der Welt liefern die Vereinigten Staaten, mit Rußland zusammen 9/10 der ^gesamten Welterzeugung. (Erdölquellen namentlich in Pennsylvanien; Äauptausfuhrhafen: Philadelphia.) Gestützt auf die reichen Boden- und Mineralschätze, mußte auch die amerikanische Industrie ins Riesenmäßige, wachsen. Welche Vor- teile hat nicht, um nur einen Zweig zu nennen, die amerikanische Eisen- und Stahlindustrie vor der unsern! Für sie gibt es keine „Erznot". (Vergl. S. 18.) Sie könnte verkaufen, ohne über ihre Grenzen hinaus zu gehen. Der Eisenbahnbau schafft ihr fortwährend neue Beschäftigung, denn wenn auch die amerikanischen Eisenbahn- linien eine viel größere Schienenlänge aufweisen als die unsern, so ist doch das Eisenbahnnetz bei der Größe des Landes noch viel weit- maschiger als bei uns und bedarf sehr des Ausbaus. An der über- wiegend mit Maschinen arbeitenden Landwirtschaft hat die Eisen- und Stahlindustrie dauernd einen vorzüglichen Auftraggeber. Endlich schafft ihr die amerikanische Art des Ääuserbaues (unter Verwendung des Eisens) fortdauernd neue Beschäftigung. Das alles sind Vorteile, deren sich unsere Industrie leider nicht erfreuen darf.

6. Nationale Erdkunde - S. 180

1911 - Straßburg i.E. : Bull
180 Iii. Amerika. Der größere, nordwestliche Teil der etwa 2 Millionen qkm um- fassenden mexikanischen Republik bildet eigentlich nur das Südende des nordamerikanischen Festlandes. Nur der kleinere Teil, von jenem durch die Landenge von Tehuantepec getrennt, ist mittelameri- kanisch. Eine natürliche Grenze zwischen der Union und Mexiko be- steht nicht. Es sei denn, daß man den Rio Grande delnorte als natürliche Grenze gelten lassen will. Aber diese Grenze wäre dann gerade das beste Sinnbild des Verhältnisses zwischen Mexiko und der Anion. Da, wo der Fluß die mexikanische Grenze erreicht, ist sein Bett, wenigstens in der trockenen Zeit, völlig wasserleer, weil die Nordamerikaner ihm sein Wasser zu Bewässerungszwecken abgezapft haben. So saugt die Anion auch in anderer Beziehung das Beste auf, was Mexiko abzugeben hat. Sie hat sich geeilt, die günstige Lage Mexikos gehörig auszu- nützen. Unheimlich schnell wußte sie Mexiko mit eisernen Banden an die eigenen Staaten zu ketten. Schienenwege von bedeutender Länge wurden von den Grenz- städten der Llnion aus ins weite Mexiko vorgetrieben, und so ward eine Verbindung geschaffen zwischen den wichtigsten mexikanischen Orten: Mexiko, Vera Cruz, Puebla, San Louis Potosi und den Mittelpunkten der nordamerikanischen Industrie. Mit be- sonderem Eifer aber strebten die eisernen Stränge den hauptsächlich im Nordwesten gelegenen mexikanischen Bergwerksgebieten zu, die Silber, Kupfer, Blei, Quecksilber, Gold liefern, um diese Schätze der amerikanischen Industrie zuzuführen; dann aber auch dem Äerzen des Landes, der großen mexikanischen Äochebene, (Ab- dachung nach beiden Ozeanen) mit ihrem Reichtum an Rindern, Schafen und Schweinen, der in den amerikanischen Großschlächtereien und Konservenfabriken willkommene Verwendung finden kann. Die Nordamerikaner sind klug genug gewesen, den Mexikanern zum Vorteil der Union Bahnen zu bauen. (Vgl. S. 32 u. 33.) Wie muß deren Bedeutung aber erst wachsen, wenn der Panama- kanal gebaut sein wird! Dann bilden diese Bahnen für die amerikanischen Waren bequeme Abfuhrwege nach einer Welt- Handelsstraße. Aber die Anion baute nicht nur mexikanische Bahnen; überall beginnt ihr Kapital Einfluß zu gewinnen und zu suchen: In den Bergwerken, in der Ausbeutung der großen Mahagoni- und Eben- holzbestände, in den Kaffee-, Zuckerrohr-, Kakaoplantagen (diese be- sonders auf den vor der mexikanischen Hochebene liegenden Stufen-

7. Nationale Erdkunde - S. 145

1911 - Straßburg i.E. : Bull
10. Die Mittelmeerländer. 145 Deutsche und österreichische Äandelsinteressen gehen aber auf der Balkanhalbinsel wie überhaupt im östlichen Mittelmeer Äand in Äand, obwohl bei vielen Warengattungen ein Wettbewerb zwischen deutscher und öster- reichischer Industrie besteht. (Zucker, Gewebe.) Für beide liegt der größte Wert in einem Ausbau der Balkanbahnen. .Joeute ist die Verbindung von Wien oder Berlin nach Saloniki noch schlecht, weil zeitraubend. Und doch beträgt der Weg Berlin- Saloniki über Land nur 3362 km, das heißt 383 km weniger als die Strecke Berlin-Brindisi. Von Saloniki nach Port Said, dem Eingange des Suezkanals, beträgt der Seeweg 735 See- meilen, von Brindisi aus aber 940 Seemeilen. Die gesamte Strecke Berlin-Saloniki-Port Said wäre 763 km kürzer als der Weg von Berlin über Brindisi nach dem Eingange des Suezkanals. (Vergl. auch Griechenland.) Die Türkei. Das Deutsche Reich, der zuverlässigste Freund der Türkei, so sahen wir bereits. So verschieden auch die beiden Länder voneinander sein mögen, deutscher und türkischer Vorteil gehen Äand in Äand. Die Türken wissen auch, daß sie ringsum von kleinen und großen Gegnern umgeben sind, die an eine „Austeilung" des türkischen Gebietes denken. Sie müssen deshalb einen Rücken suchen an einer Macht, der an der Erhaltung einer starken Türkei liegen muß. Warum müssen wir eine starke Türkei wünschen? In erster Linie unseres Handels wegen. Wenn die Aufteilung zustande käme: England: Mesopotamien; Rußland: Armenien und Kleinasien; Frankreich: Syrien; Italien: Albanien und Tripolis; Bulgarien, unter russischem Schutze: Mazedonien, so müßten sich deutschem Handel und deutscher Arbeit eine Reihe von Gebieten verschließen. Das könnte nicht ohne schädliche Rück- wirkung auf unsere gesamte Volkswirtschaft geschehen. Wir brauchen aber eine Ausdehnung und Erweiterung unserer Märkte, neue Felder friedlicher Betätigung. Jede Einengung und Ein- schränkung macht unsere Lage mehr und mehr unerträglich. Wenn nun auch deutscher und türkischer Vorteil Hand in Hand gehen, so ist doch unser Handelsverkehr mit der Türkei vorerst nicht so, wie er unserer Stellung auf dem Welt- Hauptmann, Nationale Erdkunde. 10

8. Nationale Erdkunde - S. 207

1911 - Straßburg i.E. : Bull
10. Chile. 207 reiten und überall nach dem Rechten zu sehen. Tausende von Rindern und wunderte von Pferden gehören zu seinem Gute. Sicher wäre ein neuer Aufschwung der Auswanderung nach Chile für uns in der Heimat von höchstem Wert. Deutsch-chilenischer Handel. Alles, was in Chile vor- geht, wird in Hamburg mit aufrichtiger Teilnahme verfolgt, und Valparaiso z. B. hat für die Hamburger Reeder einen guten Klang, denn der Handelsverkehr zwischen Hamburg und den chilenischen Häfen ist groß. Wir gehören zu den besten Abnehmern chilenischer Waren. Von allen Ausfuhrgütern Chiles steht für uns, wie für die meisten andern Handelsländer, an erster Stelle der Salpeter; macht doch der Wert dieser Ausfuhr drei Viertel der Gesamtausfuhr von Chile aus. Jährlich werden in der Welt 1,4 Millionen t Chili- salpeter verbraucht. Davon kommen auf Deutschland 515000 t, auf Frankreich 245000 t, auf Großbritannien 100 000 t. 1907 wertete unsere Einfuhr an Chilisalpeter 127 Millionen Mark. Man sieht wieder, wieviel unsere Landwirtschaft für Düngemittel ausgeben muß. (Vergl. die Landwirtschaft der Anion S. 62 und Skandinavien S. 67.) Der Abbau der Lager fordert nicht etwa ein Eindringen ins Innere der Erde. Der Salpeter liegt offen zu Tage, braucht nur ausgebrochen oder abgesprengt zu werden. Natürlich wird er gleich an Ort und Stelle aufgelöst und so verwandelt, daß er sofort als Düngemittel oder zu anderen Zwecken verwendbar ist. In der Einfuhr nehmen Steinkohlen die erste Stelle ein. Da können wir leider nicht mithalten. Solch weite Fahrten von Europa nach Chile kann nur die Kohle ertragen, die den kürzesten Landweg bis zum Verschiffungshafen zu durchlaufen hat. Welche wäre das anders als die englische? Überhaupt kann sich England im Sandel mit Chile als erste Handelsmacht ausweisen. Es sührt mehr Waren ein und empfängt mehr von dort als wir. Die anderen Mitbewerber, die Anion und Frankreich, bleiben allerdings hinter uns weit zurück. Seine günstige Stellung verdankt England nicht nur dem Alter seiner Handelsbeziehungen, sondern mehr noch der gewaltigen Summe seines in Chile arbeitenden Kapitals. Ansere Haupteinfuhrwaren sind Maschinen, Instrumente, Ton- und Glaswaren, Waffen, chemische Erzeugnisse, Spielwaren, Zucker.

9. Nationale Erdkunde - S. 270

1911 - Straßburg i.E. : Bull
270 Iv. Asien. einer Beziehung ist der rusische Besch besser gesichert als der englische: Langsam entsteht dort im Norden ein zweites Ruß- land. heimatlos gewordene russische Bauern siedeln sich hier an; die Eingeborenen weichen vor ihnen einfach zurück. Es bildet sich daher kein Völkermischmasch. Das ganze Land wird ein neues Aus- dehnungsgebiet der slawischen Nasse. And welche Möglichkeiten bieten sich dieser Ausdehnung! Selbst bei dünner Besiedelung vermöchte Sibirien 50 Millionen Bewohner gut zu beherbergen. Dazu kommen die natürlichen Reichtümer Sibiriens. Man tut dem Lande unrecht an, wenn man es nur als das trostlose Gebiet der Schnee- und Eiswüsten, der Sümpfe und der russischen Verbannten ansieht. In Westsibirien dehnen sich in weitem .Umkreise um die Städte T o b o l s k und Tomsk (ersteres am I r i t s ch, letzteres am O b), riesige Getreidegebiete aus, in Ostsibirien liegen sie um Minussinsk. Wenn einmal die Schwarzerdländer am Dnjepr und Dnjestr er- schöpft sein sollten, dann tun sich am Ob und Ienissei neue Korn- kammern auf. Auch die Viehzucht Sibiriens muß genannt werden. Sie wirft jetzt schon ganz ansehnliche Erträge ab. London allein bezieht jährlich sür über 60 Millionen Mark Butter aus Sibirien. Auch Berlin erhält große Mengen sibirischer Butter. Weite Waldstrecken füllen die Landschaften im Gebiete des Amur und in Kamtschatka. Sie könnten mit ihrem Äolze den Weltmarkt versorgen. Kohlen, Gold-, Silber- und Kupfererze liegen noch unausgenützt im Boden. Das Sajanifche Gebirge ist außerordentlich reich an Graphit, wie überhaupt Sibirien die größten Graphitlager der Erde besitzt. (Die Bleistiftfabriken in Nürnberg verarbeiten meist sibirischen Graphit.) Zu diesen Schätzen kommen noch Pelztiere. Alles in allem übertreffen nach sachverständigem Arteil Sibiriens natürliche Reich- tümer diejenigen Kanadas bei weitem. Aber was geht das alles uns Deutsche an? Wenn es den Russen gelingen sollte, Sibirien zu der Bedeutung zu erheben, die es haben könnte, dann würden sich auch unserm Sandel neue Möglichkeiten bieten. Das ist schon etwas. Leider liegen die Aussichten hier in noch viel, viel fernerer Zukunft als beispielsweise diejenigen, die uns China eröffnet.

10. Nationale Erdkunde - S. 219

1911 - Straßburg i.E. : Bull
2. China. 219 Zwei Ernten bringt dieses Gebiet alljährlich hervor und versorgt damit nicht nur die eigenen Bewohner, sondern führt noch bedeutende Mengen seiner Schätze aus. Es ist Chinas Kornkammer. Wenn man hier einmal nach Art der deutschen Bauern den Boden bearbeiten wird, dann muß das Iangtsegebiet zu einem der reichsten der Welt werden. Zudem harren auf der rechten Seite des Iangtse unermeßliche Mineralschätze der Ausbeute: Kupfer, Silber, Gold und vor allem Kohle. Äier liegt ein einziges gewaltiges Kohlenfeld von der Größe Pennsylvaniens. Wir haben gelernt, die Kohlenschätze der heutigen drei Hauptkohlenländer (Hntott, England, Deutschland) anzustaunen. Noch schlafen aber die wichtigsten, eben die chinesischen, fast vollständig, Die Vorräte in der Provinz Echantung, von denen noch die Rede sein wird, (s. Kiautschou), schätzt man allerdings nur auf 272 Milliarden t, diejenigen der Provinz Schansi aber auf 1260 Milliarden t. Wie klein nehmen sich dagegen die ge- schätzten Mengen in England und Deutschland aus! (England 193 Milliarden, Deutschland 415 Milliarden t). Doch Kohle allein tut's nicht. Ist auch Eisenerz vorhanden? Auch das. Wieder müssen wir nach der Provinz Schansi gehen, wo die Kohlenflöze von Eisenerz umlagert sind, und zwar handelt sich's hier um hochwertiges Erz. (50%.) Wie reichhaltig die Lager sein müssen, lassen einzelne Erzvor- kommen erkennen. Unterhalb Äan kau, nicht weit vom Südufer des Iangtse bildet Magneteisenstein förmliche Berge von rund 175 m Äöhe, sodaß das Erz also durch Tagbau gewonnen werden kann, und die so gewissermaßen offen daliegenden Erzmassen werden auf 100 Millionen Tonnen geschätzt. Auch in der Provinz Schantung hat man zahlreiche und wertvolle Magneteisensteinlager festgestellt. Da aber der chinesische Boden beinahe noch gar nicht nach Erzen durchforscht ist, darf man wohl annehmen, daß noch manche Lager unbekannt irgendwo schlummern. Wenn es wahr ist, daß auf dem Reichtum an Kohle, der Reichtum, die Größe, die Macht eines Volkes beruhen, dann hat China noch eine glänzende Zukunft. Doch der Äauptreichtum Chinas ist seine gewaltige Bevölkerung; ihr Wachstum erst gibt China die Aussicht auf Größe in der Zu- kunft, wie unsere starke Bevölkerung und ihre rasche Vermehrung
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