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1. Nationale Erdkunde - S. 1

1911 - Straßburg i.E. : Bull
I. Des Deutschen Weiches Wirtschaft mii* seine Stellung in der Weltwirtschaft. 1. Deutschland vor 100 Jahren. „And seien es kahle Felsen und öde Inseln, und wohne Armut und Mühe dort mit dir, du mußt das Land ewig lieb haben." o hat in trüber Zeit vor 100 Iahren, als unser Vaterland noch der Schemel fremder Füße war, als scheinbar nichts von Deutsch- lands Ruhm zu künden, als nur seine Schmach zu beklagen war, Ernst Moritz Arndt gesungen. And heute? Äeute schauen wir in frohem Stolze auf eine Entwickelung unseres Vaterlandes, wie sie der kühnste Dichtertraum nicht zu erhoffen gewagt hat. Ein Blick auf ein paar Tatsachen läßt uns den Unterschied zwischen einst und jetzt erkennen. Zur Zeit Napoleons I. zählte Deutschland etwa 20 Millionen Menschen, nährte es schlecht und recht ein Volk von Bauern und Handwerkern. Preußen führte damals für etwa 45 Millionen Mark Waren aus. In der Hauptsache waren es schlesische Leinwand, Schafwolle, Getreide, Äolz und Äanf. Die damalige deutsche Einsuhr besriedigte nur das Luxusbedürfnis der Äöfe. Der Spott der Franzosen konnte in der Zeit noch den Sand „das Erzeugnis Deutschlands" nennen. Neben der geringen Menge der oben ge- nannten Güter war tatsächlich — Sand der Ballast der aus Deutsch- land ausgehenden Schiffe, — Sand, „le produit d'allemagne". Vom Auslande brauchte wenig bezogen zu werden. Kolonialwaren wurden damals noch nicht von der großen Masse als Nahrungs- und Genußmittel verlangt. Da die Fabriktätigkeit noch gering war, be- durste es auch nicht der Einfuhr von Rohstoffen für die Industrie wie heute. Später kamen Dampfmaschine, Eisenbahn und Dampf- schiff auf. Nun war die Möglichkeit gegeben, mehr Geld zu ver- dienen, und dies nicht mehr ausschließlich durch Ackerbau und Äand- Äauptmann, Nationale Erdkunde 1

2. Nationale Erdkunde - S. 43

1911 - Straßburg i.E. : Bull
43 In der Zukunft werden wir die Auslanddeutschen wohl noch mehr brauchen als heute. Wir haben gesehen, wie wir von Jahr zu Jahr mehr Nahrungsmittel und Rohstoffe vom Auslande kaufen und Waren dorthin verkaufen müssen, wenn unser Volk in der bisherigen Weise leben will. Im Laufe der späteren Ausführungen wird noch deutlich werden, wie die Absatzmärkte uns nach und nach beschnitten werden, vor allem durch Nord-Amerika, Nußland (S. 75). Kommt es gar noch zur Ausführung des Chamberlainschen Planes, wonach alle englischen Kolonien sich zu einem großen Zollverbande zusammenschließen, alle fremden Waren möglichst ausschließen sollen, so tritt eine weitere, sehr tiefgehende Beschneidung unserer Absatzmärkte ein. Verluste, die uns von dieser Seite drohen, können nur ausgeglichen werden, wenn wir uns auf unsere Volksgenossen in fremden Ländern zu stützen verstehen. Ist es da nicht eine gute Kapitalanlage, wenn wir durch Anter- stützung der Auslanddeutschen ihren Zusammenhang mit der Heimat immer fester knüpfen? Sehen wir nur das Beispiel anderer Staaten. Welche Summen werden nicht von Frankreich, Italien, der Union und England angelegt, um ihrer Sprache, ihren Volksgenossen in fremden Ländern Rückhalt und Stütze zu geben! Dieser Zusammenhang der Auslanddeutschen mit der alten Heimat verträgt sich sehr wohl mit den neuen Pflichten dem neuen Vaterlande gegenüber. Die Ausgewanderten und ihre Kinder sollen treue Bürger des Staates sein, der sie aufgenommen — ohne Hin- terhalt, ohne unlautere Nebenabsichten. Sie dienen aber dieser neuen Heimat mindestens ebensosehr, wenn sie unsere Waren kaufen, als wenn sie fremde begünstigen. So stellen die Deutschen im Auslande „Menschenkolonien unter fremder Herrschaft" dar, und die sind dem Deutschen Reiche ein Ersatz für die Landkolonien, die es nicht in derselben Aus- dehnung und Bedeutung besitzt wie andere Großstaaten. (Vergl. Brasilien.) Förderung deutscher Schulen im Auslande, Bestellung geeigneter Vertreter des Reiches in frem- den Staaten, das sind wichtige Aufgaben und nicht die geringsten Stützen unserer Stellung als Handels- und Weltmacht. Vor allem aber bedürfen wir, wenn wir es unfern Lands- leuten da draußen leicht machen wollen, gute Deutsche zu bleiben und ihre Anhänglichkeit an das alte Vater-

3. Nationale Erdkunde - S. 14

1911 - Straßburg i.E. : Bull
14 1. Des Deutschen Reiches Wirtschaft und seine Stellung in der Weltwirtschaft. Etwas anders gestaltet sich das Bild, wenn man die vorhandenen Vorräte der einzelnen Länder schätzt und berechnet, wie lange sie noch reichen werden. Wie ist eine solche Berechnung möglich? Wie weit sich die Kohlenflöze in der Breite ausdehnen, läßt sich annähernd feststellen. In der Tiefe aber ist dem Bergbau eine gewisse Grenze gesetzt durch die steigende Temperatur. Bei 1356 m Tiefe beträgt die Wärme bereits 43 Grad. In Oberschlesien hat man ein Bohr- loch 2003 m tief getrieben. Tiefer wird man kaum eindringen dürfen. Im allgemeinen ist anzunehmen, daß bei einer Tiefe von 1500 m die Möglichkeit des Bergbaues aufhört. Läßt man diese Zahl gelten, so reichen die Kohlenschätze der bekannteren Lager: In Mittelfrankreich..... Böhmen......... Provinz und Königreich Sachsen. Nordengland....... In den übrigen englischen Feldern Im Waldenburg-Schatzlarer Revier (Österreich)....... Nordfrankreich....... Bei Saarbrücken...... In Belgien........ Im Aachener Revier . . . . Nuhrgebiet........ In Nordamerika...... noch 100—200 Jahre. noch 200—300 Jahre. noch 600—800 Jahre. In Oberschlesien noch mehr als 1000 Jahre. Die deutschen Lager gehören also zu den reichsten der Welt. Wir brauchen demgemäß eine Erschwerung oder Herab- setzung der Leistungsfähigkeit unserer Industrie nicht zu befürchten. And wenn einmal unsere Eisenerzschätze zur Neige gingen, könnten wir Erz vom Auslande heranziehen. Es wäre jedenfalls nicht so schlimm, als wenn die Kohlenlager versagten. Am leichtesten sind die Steinkohlen zu fördern in der Anion. Für den Versand nach auswärts ist England am meisten begünstigt, weil seine Kohlenlager in Küstennähe liegen (vergl. England). Darum ist England auch der Äauptkohlenlieferant der Welt. Deutschland bezieht trotz seiner Kohlenschätze noch Kohlen aus dem Ausland. Die nachfolgende Tabelle gibt ein Bild von Ein- und Ausfuhr der verschiedenen Länder für das Jahr 1908.

4. Nationale Erdkunde - S. 52

1911 - Straßburg i.E. : Bull
52 Ii. Europa. Insel P erim, im Persischen Golf die Bahreininseln, Singapur, Hongkong, Weihaiwei. Im Atlantischen Ozean u. a.: Neufundland, Bahama-Inseln, Iamaica und mehrere Inseln in Südamerika. Im Stillen Ozean die meisten Inselschwärme östlich und südöstlich von Australien, sowie alle kleineren Eilande im Indischen Ozean. 8. Endlich kommt dem englischen Handel der Charakter des englischen Volkes zugute. Der Engländer kauft, wenn irgend möglich, nur die Waren seines Landes. Im fremden Lande verlangt er, daß man seine Sprache verstehe und spreche, die Speisen auf englische Art zubereite und auf englische Weise speise. Das hat, neben der Ausdehnung des englischen Kolonialreiches, mit dazu beigetragen, daß Englisch die Welthandelssprache wurde, die gegenwärtig von 150 Millionen Menschen gesprochen wird. Männlich trägt der Engländer auch nationales Unglück, ohne durch Zanken und Streiten wider die eigene Landesregierung die schwierige Lage seines Volkes noch schwieriger zu machen. — Darin sind die Engländer uns sicher ein Vorbild. Englands Nachteile. Beim Reichtum Englands an natürlichen Schätzen, bei seiner gewaltigen Industrie und seiner riesenhaften Kriegs- und Handelsflotte müßte andern Völkern ein drückendes Gefühl eigener Schwäche aufsteigen, wenn der englische Riese nicht auch einige verwund- bare Stellen aufwiese. Solcher lassen sich in der Tat mehrere ausweisen. Lins Deutschen macht die Versorgung unseres Landes mit Ge- treide Sorgen. Diese Sorge ist in England aber noch viel größer. Mehr als 2/3 des gesamten Lebensmittelbedarfs muß vom Auslande bezogen werden. Die Landwirtschaft, das Rückgrat des Volkslebens, geht in England stetig zurück. Dafür einige Zahlen: England Deutsches Reich Gesamtbodenfläche........... 31 000 000 ha 54 000 000 ha davon landwirtschaftlich benutzt . . . 20 000 000 „ 49 000 000 „ unbebaut................. 11 000 000 „ 5 000 000 „ Die Art der Bebauung ersehen wir aus folgenden Zahlen. Es waren bebaut England Deutsches Reich mit Weizen............... 562000 ha 2000000 ha „ Roggen .............. — 6000 000 „ „ Gerste............... 800 000 „ 1 700000 „ „ Äafer................ 1800000 „ 4200000 „

5. Nationale Erdkunde - S. 17

1911 - Straßburg i.E. : Bull
5. Der deutsche Bergbau. 17 Einfuhr Deutsches Reich (1907) 8,5 England (1907) . . 7,8 Vereinigte Staaten . 1,3 Schweden (1906) . . — Spanien (1906) . . — Ausfuhr 3,9 (besonders nach Belgien) 3,7 9,3 Daß die drei Äaupthandelsländer eine ziemlich starke Einfuhr an Eisenerz aufzuweisen haben, bedeutet nicht etwa eine Schwäche; es ist vielmehr ein Zeichen ihrer Stärke darin zu sehen. Länder wie Schweden und Spanien sind vorderhand unfähig, ihr Eisenerz selbst zu Eisen zu verarbeiten. Das Schmelzen des Erzes, seine Um- wandlung in Roheisen ist es aber gerade, was Gewinn bringt. Diesen Gewinn müssen sich also jene Länder entgehen lassen. Die Staaten mit Eisenerzeinfuhr dagegen ziehen fremdes Erz an sich, um durch den Amwandlungsprozeß Geld zu verdienen. Allerdings ist sür uns der Bezug von Eisenerz aus fremden Ländern nicht ohne Gefahr und kann nicht ohne Sorge betrachtet werden. Während England infolge seiner übermächtigen Kriegsflotte, Nordamerika im Hinblick auf die ungeheuren Schätze seiner Lager sicher sein darf, daß ihm der Erzbezug nicht unterbunden werden kann, steht doch für uns die Möglichkeit eines ungestörten Bezugs im Kriegsfalle nicht fest, weil wir die schwedischen, spanischen, afrika- nischen Erze über See beziehen müssen, und weil doch unsere Kriegs- flotte ihren möglichen Gegnern sehr stark unterlegen ist. Nicht ganz gefahrlos ist auch die Lage unseres reichen lothrin- gischen Erzgebiets so nahe an der französischen Grenze, da wir voraus- sichtlich in jedem Kriege mit der französischen Gegnerschaft zu rechnen haben. Es erzeugt deshalb ein gewisses Gefühl der Sicherheit, daß es unserer Eisenindustrie gelungen ist, den Bezug von schwedischen Erzen durch Verträge auf längere Zeit hin festzulegen, und daß diese Erze über die Ostsee zu uns kommen, wo unsere Handelsschiffe von den Angriffen feindlicher Kriegsschiffe doch etwas weniger zu befürchten haben als auf der Nordsee. (Vergl. Dänemark und Schweden.) Unsere Eisenindustrie hat es ferner verstanden, sich durch Ver- träge oder Ankäufe den Bezug von französischen Erzen zu sichern. Die Firma Krupp schloß mit den Erzgruben in der Normandie auf Lieferung von 12 Millionen Tonnen ab. Andere deutsche Äütten- werke sind Mitbesitzer der sranzösischen Gruben aus der Hochebene Hauptmann, Nationale Erdkunde. 2

6. Nationale Erdkunde - S. 20

1911 - Straßburg i.E. : Bull
20 I. Des Deutschen Reiches Wirtschaft und seine Stellung in der Weltwirtschaft. Dazu kommt noch Galizien. Deutschland erzeugte 1907 nur 10600 t im Werte von 7 Millionen Mark, führte aber rund 995 000 t, im Werte von über 65 Millionen Mark ein. Das ist eine sehr starke Abhängigkeit vom Auslande, am meisten von den Vereinigten Staaten. Linter die Erzeugnisse bergmännischer Tätigkeit kann man auch rechnen die verschiedenen Salze. Sie finden in mannigfachen Berufszweigen Verwertung, bei der Glas-, Seifen-, Farbenherstellung, in der Gerberei und bei der Färberei, hauptsächlich aber in der Landwirtschaft und in der chemischen Industrie. In der Stein- und Sudsalzgewinnung sind wir einmal nicht vom Auslande abhängig. Deutschland und England stellen die zwei großen europäischen Salzländer dar. (Werke in Staßfurt, Schönebeck, Erfurt, Berchtesgaden, 5)all i. W.; Salinen in Salle a. S., Magdeburg, Reichenhall, Lüneburg ) Ganz ohne Wettbewerb stehen wir da in der Gewinnung von Kalisalzen (Abraumsalzen). Sie dienen namentlich der Verstellung von künstlichem Dünger. Ansere Landwirtschaft hat also einen guten Rückhalt. Es ist sogar schon die Frage erwogen worden, ob es für das Gedeihen unserer Landwirtschaft nicht vorteilhafter wäre, wenn die Ausfuhr von Kali ganz verhindert werden könnte. Jedenfalls ist man ernstlich am Werk, die heimische Landwirtschaft zu schützen und zu fördern; liegt doch bereits ein Reichs-Kaligesetz vor, dem- zufolge „Kalisalze nur noch durch eine zu errichtende Betriebsgemein-' schaft abgesetzt werden dürfen. In diese Absatzgemeinschaft hätten die jetzt bestehenden 55 fertigen Kaliwerke einzutreten, und die ca. 25 Werke, die vor dem 1. November 1909 mit dem Abteufen eines Kalischachtes begonnen haben." Der Umfang unserer Kali- gewinnung erhellt aus folgenden Zahlen: Im Jahre 1908 betrug die Förderung über 6 Millionen Tonnen im Werte von 70,9 Millionen Mark. Ihr Wert ist zweifellos im Jahre 1909 reichlich über 80 Mil- lionen Mark hinausgegangen. Der Ertrag unseres Bergbaues läßt uns, wie wir eben sahen, nicht in gleichstarkem Maße vom Auslande abhängig werden, wie dies für die Erzeugnisse der Landwirtschaft der Fall ist. Doch treibt uns unser Bedarf an Kupfer, Petroleum, teilweise auch an Eisen immer noch in drückende Abhängigkeit von der Fremde hinein. Er vermehrt die Summen, die das Ausland alljährlich von uns fordert, ganz bedeutend. Noch vielmehr geschieht das aber durch unsere Industrie.

7. Nationale Erdkunde - S. 58

1911 - Straßburg i.E. : Bull
58 Ii. Europa. gewinnbringend werden. Da aber die fremden Länder zugleich infolge ihres Zollschutzes ihre eigene Industrie entwickeln, muß der englische Warenabsatz auch von Jahr zu Jahr geringer werden. Während also Englands Einfuhr mit jedem Jahr steigt, infolge der Bevölkerungsvermehrung, sinkt die Ausfuhr, fodaß zuletzt das britische Reich den Unterschied mit seinen Kapitalzinsen und Schiffahrtsgewinnen nicht mehr decken kann. Es müßte denn sein, daß beide, Kapitalzinsen und Schiffahrts- gewinne, wüchsen und größer würden. Das trifft nun nicht zu. Es ist sogar zu befürchten, daß die englischen Kapitalzinsen zurück- gehen. Viele Staaten, die früher die Schuldner Englands waren, zahlen ihre Darlehen zurück; vor allem die amerikanische Anion. So ergibt sich: Ein Wachstum der Verschuldung ans Ausland infolge eines Rückganges der Ausfuhr und eine Verminderung der Geld- einnahmen aus dem Auslande infolge.der Verminderung des im Aus- lande angelegten Kapitals. Wie ist da zu helfen? So fragen diese Männer. — England muß seinen Bezug aus den fremden Staaten einschränken, muß seine Rohstoffe und Nahrungsmittel aus den eigenen Kolonien be- ziehen und seine Waren vorzugsweise an diese abgeben. Dazu ist ein Zollverein nötig. Alle Waren aus britischen Kolonien sollen im Mutterlande zu einem geringen Zoll oder gar zollfrei eingelassen werden, alle Waren aus fremden Staaten sollen beim Eingang nach dem Inselreiche einen hohen Zoll bezahlen. Desgleichen müssen alle britischen Kolonien die englischen Waren zollfrei oder zu einem ganz geringen Zollsatze einlassen, alle fremden Waren mit hohen Zöllen belegen. Dann wird sich England mit seinen Kolonien langsam vor der übrigen Welt verschließen, wird sich selbst genügen. Ob dieser Plan ausführbar ist oder nicht, kann hier nicht erörtert werden. Seine Durchführbarkeit läßt sich auch nur durch den Versuch erweisen. Zudem ist dies englische Angelegenheit. Welche Folgen hätte aber die Ausführung für uns? Der Zollverein müßte unserem Äandel mit England einen un- heilbaren Schlag versetzen, er verschlösse uns viele Gebiete, mit denen wir jetzt im Verkehr stehen. Daß Englands Ausfuhr nach Deutsch- land dann auch Schaden leiden müßte, liegt auf der Äand. Lind so wäre die Gründung des Zollvereins für England selbst nicht ohne Gesahr. Das stärkt die Äoffnung auf die Möglichkeit einer friedlichen Arbeit der beiden großen Reiche nebeneinander, die nicht zu kriegerischer Auseinandersetzung führen muß.

8. Nationale Erdkunde - S. 61

1911 - Straßburg i.E. : Bull
2. Die nordischen Länder. 61 rechnen unsere Eisenerzlager zu den reichsten der Welt, aber sie liegen, wie z. B. das lothringische, meist sehr weit ab vom Mittel- punkte unserer Eisenindustrie, vom rheinisch-westfälischen Gebiet. Die Schiffsfracht von Schweden her ist immer noch billiger als die Bahnfracht von Lothringen nach Westfalen. Erst wenn die Mosel einmal für größere Schiffe fahrbar gemacht werden sollte, könnten die lothringischen Erze den Wettbewerb mit den schwedischen auf- nehmen. Neben diesen Äaupteinfuhrwaren fallen die andern. Steine aller Art, besonders Pflastersteine, Seefische (Geringe) und Preistet- beeren, weniger ins Gewicht. Größer aber noch als unsere Einsuhr aus Schweden ist unsere Ausfuhr dorthin. Äierin haben wir in letzter Zeit den englischen Mitbewerber überholt, was von den Engländern begreiflicherweise nicht gerade mit günstigen Blicken be- trachtet wird. And doch! Je eingehender wir uns mit Schweden beschäftigen, um so vernehmlicher tönt uns von dorther eine Warnung vor trügerischer Sicherheit entgegen. Wie wir streben auch andere Staaten, strebt auch Schweden danach, die Gewinne seiner Volks- wirtschaft möglichst zu steigern, so wenig als tunlich davon dem Auslande zugute kommen zu lasten. Am gewinnbringendsten ist nicht der Verkauf von Rohstoffen, sondern deren Veredelung. Die Verarbeitung schwedischen Eisenerzes ist bisher zum Nutzen fremder waschen erfolgt. Schweden besitzt eben keine Kohle, und der Mangel an Kohle ist, so sahen wir Seite 13, noch schlimmer als der an Eisenerz. Soll das Erz mit Äilfe eingeführter Kohlen ver- arbeitet werden, fo verteuert sich immerhin die entstehende Ware. Am hier einen Ausgleich zu schaffen, sagen sich die Schweden, bleibt uns nichts anderes übrig, als den fremden Erzbeziehern auch ihren Rohstoff zu verteuern. Legen wir auf das ausgeführte Erz einen Zoll, so erhöhen sich auch bei ihnen die Kosten der Eisen- gewinnung. Was ein solcher Ausfuhrzoll auf schwedisches Erz für uns bedeutet, läßt sich leicht ausdenken: Erhöhung der Herstellungs- kosten in unsern Eisenhütten, geringeren Gewinn und vielleicht auch geringeren Absatz an Waren, Herabsetzung der Arbeitslöhne. Auch die Waren einfuhr nach Schweden würde die dortige Regierung gern mit höheren Zöllen belegen, um die Unternehmung- tust im eigenen Lande zu reizen, um die Anlage von Fabriken und

9. Nationale Erdkunde - S. 66

1911 - Straßburg i.E. : Bull
66 Ii. Europa. ausschließlich beherrscht hat, wird diese seine Über- legenheit im Warenbezug aus Norwegen in anbetracht unserer Vorzugsstellung in der Einsuhr nach Norwegen wohl kaum als erfreulichen Ausgleich ansehen. Doch nicht nur im Handelsverkehr macht sich der deutsche Gegner England unangenehm fühlbar; es regt sich auch im nordischen Reiche zu nicht geringem Leidwesen unserer „angelsächsischen Vettern" das deutsche Kapital. Das erzeugnisarme und daher auch geldarme Norwegen bedarf naturgemäß in weitgehendem Maße fremder Kapitalien zur Entwickelung seiner Erwerbsquellen. Am meisten um- worden sind die norwegischen Erzlager und die Wasserfälle des Landes. Auch Norwegen besitzt Eisenerzlager, nur sind sie eben erst der Ausbeutung zugänglich gemacht worden, und da es seines Kohlen- mangels wegen seine Erze nie selber verhütten wird, streiten sich die Länder der Eisenerzeugung um den Besitz dieser Lager. Sicherung des Bezugs von Erz heißt die Losung für sie. (Vergl. Schweden, Spanien, Marokko.) Unsere Eisenindustrie behält die neuentdeckten norwegischen Lager scharf im Auge. Kürzlich erwarb ein großes schlesisches Hüttenwerk, das besonders Eisenbahnbedarfswaren herstellt, am Salangen-Fjord, nördlich der Lofotgruppe, große Eisenerz- lager. Das Erz soll dort gleich für die Weiterverarbeitung in den fchlesischen Kütten vorbereitet werden. Von gleich großer Wichtigkeit für uns sind die norwegischen Wasserfälle. Norwegen heißt ja „das Land der Wasserfälle". Bei dem Steilabfall des Gebirges zeichnen sie sich besonders durch die .Jöohe ihres Sturzes aus. Millionenwerte schlafen noch in diesen Fällen. Sie könnten gewaltige Mengen elektrischer Kraft liefern und sind erst zum kleinsten Teile zu diesem Zwecke in Angriff ge- nommen. Mit Äilfe dieser elektrischen Kraft erzeugt man heute, dank den Bemühungen der Wissenschaft, auch der deutschen, künst- lichen Salpeter. (Bei sehr hohen, durch den elektrischen Flammen- bogen erzeugten Temperaturen wird der Stickstoff der Luft durch den Sauerstoff zu Stickoxyd verbrannt. Stickoxyd kann ohne weiteres in Salpetersäure — Chilisalpeter übergeführt werden.) Was haben aber wir davon, wenn die norwegischen Wasser- fälle die künstliche Verstellung von Salpeter ermöglichen? Zunächst ist deutsches Kapital an der Errichtung der nötigen elektrischen Anlagen hervorragend beteiligt. Die badische Anilin- und Sodafabrik in Ludwigshafen plant die Verstellung einer gewaltigen Kraftstation am Sogne-Fjord. Der die elektrische Kraft erzeugende

10. Nationale Erdkunde - S. 67

1911 - Straßburg i.E. : Bull
2. Die nordischen Länder. 67 Fall hat eine Äöhe von 1002 m, das ist die größte Fallhöhe der Welt bei einer derartigen Station. Ganz neue Maschinen gelangen hier zur Ausstellung, die eine bessere Gewinnung des Stickstoffs ermöglichen. Dannaberist die Befchaffung von Salpeter sür unsere Landwirtschaft eine wichtige nationale Sorge, mehr als für jedes andere Land. Verbrauchte das Deutsche Reich doch von 1,4 Millionen t Chilisalpeter (1905) nicht weniger als 515 000 t, während auf Frankreich nur 245 000, auf England nur 100000 t kamen. Nun wird mit einer Erschöpfung der Salpeterlager in Chile in den nächsten Jahrzehnten gerechnet. Weil wir bisher die Äauptmenge des Chili- salpeters verbrauchten, muß es zunächst auch unsere Sorge sein, an Ersatz zu denken. Endlich aber bedarf unsere Industrie für Schieß- und Spreng- stoffe des Salpeters. Grund genug für uns, daß wir beizeiten uns unfern Anteil an den norwegischen Wasserfällen zu sichern suchen, um so mehr, als wir selber nicht genügend solche natürliche Wasserkräfte besitzen, daß wir Salpeter in der nötigen billigen Weise herstellen könnten. Im allgemeinen ist England für den Wettbewerb mit dem Deutschen Reiche in Norwegen günstiger gestellt als in Schweden. Äber den Atlantischen Ozean hinüber kehren sich Nor- wegen und Britannien das Gesicht zu, und bekanntlich ist der Ozean längst nicht mehr die trennende Wasserwüste, sondern die Verbin- dungsbrücke, auch für das seefahrende Norwegen, dessen Bewohner heute so wenig wie in grauer Vorzeit, als noch die Drachen der Normannen den Wogenpfad pflügten, den Kampf mit dem Wasser scheuen. England weiß auch jedes Mittel klug auszunützen, das zum engeren Anschluß der nordischen Länder an das britische Weltreich geeignet erscheint. Als die Norweger in echt germanischem Anab- hängigkeitsdrang die alte Verbindung mit Schweden lösten und sich auf eigene Füße stellten, da wußte England durch Äeirat das neue Königshaus sich zu verbinden. Schweden muß, schon um des Gegensatzes zu Norwegen willen, mehr nach der deutschen Seite neigen. Dem eben beobachteten Wettkampfe begegnen wir auch beim dritten der nordischen Reiche, bei 5*
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