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1. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 130

1918 - Leipzig : Voigtländer
— 130 — Denn für sich selbst brauchte der König sehr wenig; seine Lebensweise und seine Kleidung waren höchst einfach. „3ch bin arm," pflegte er zu sagen, „aber der Staat ist reich; mein Schatz gehört nicht mir, sondern dem Staate." So half er freigebig und unermüdlich dem gesunkenen Wohlstände seines Landes wieder auf. Durch fortgesetzte Herbeiziehung von Ansiedlern, die ganze Strecken wüst liegenden Bodens urbar machten, durch Unterstützung der Gewerbetätigkeit und des Handels, durch Förderung j&er Rechtspflege und der Schulen erhob er sein Land bald zu einer staunenswerten Blüte. — Dem Bauern* stände suchte der König auch sonst zu helfen. Die Leibeigenschaft wurde aufgehoben und in das mildere Verhältnis der Gutsuntertänig* keil umgewandelt. Der Frondienst wurde beschränkt und die körperliche Mißhandlung der Bauern streng verboten. — Ruch war der König bemüht, die vollstereligionsfreiheit und Gleichberechtigung der verschiedenen Konfessionen durchzuführen. „(Es muß", so schrieb er, „unter den katholischen und evangelischen Untertanen nicht der allermindeste Unterschied gemacht werden, sondern selbige müssen ohne Rücksicht auf die Religion auf gleichem unparteilichen Fuß behandelt werden." 2. Schlesien und westpreutzen. Seine ganz besondere Fürsorge wandte Friedrich der Große der mit so großen Mühen und Dpfern erworbenen Provinz S ch l e \ i e n zu. Bald waren die Schlesier froh, Preußen geworden zu sein. (Ebenso erfreute sich später die neu gewonnene Provinz Westpreußen seiner landesväterlichen Pflege. Dieses Land war schon früher einmal, durch den deutschen Ritterorden, für Deutschland gewonnen worden (Nr. 23, 6), war aber wieder verloren gegangen und hatte drei Jahrhunderte unter polnischer Herrschaft gestanden. Durch die sogenannte erste Teilung Polens (1772) erwarb Friedrich der Große dieses wichtige Gebiet. Er nannte sich nun nicht mehr König in Preußen, sondern König von Preußen. 3n jämmerlichen Zustand war Idestpreußen unter der Polenherrschaft geraten. Friedrich sandte sofort eine Menge seiner besten Beamten in die neue Provinz; (Berichte, Schulen, Postanstalten wurden errichtet, Straßen gebaut, die Weichsel mit ©der und (Elbe durch einen Kanal verbunden und fleißige Ansiedler ins Land gerufen, fluch andere Teile des Königreichs erfreuten sich ähnlicher Fürsorge. Schon vor dem Siebenjährigen Kriege hatte Friedrich zwei öde Sumpfgegenden, den Gder- und den Idarthebruch, mit Dämmen umziehen lassen, die das Wasser ablenkten und 350000 Morgen Sumpf zum fruchtbarsten

2. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 113

1918 - Leipzig : Voigtländer
— 113 - 2. Der Große Nurfürst als Landesvaler. (Ein Held im Kriege, war Friedrich Wilhelm, der „Große Kurfürst", zugleich der beste Landesvater. Auf alle Weise suchte er seinem durch die Kriege er* schöpften Lande emporzuhelfen. (Er unterstützte die armen Bauern, wo er nur konnte. 3n die entvölkerten und verödeten Gegenden ließ er An« siedler aus Holland und der Schweiz kommen, die den sandigen Boden Brandenburgs in Ackerfeld und (Bärten verwandelten. (Er legte Straßen Und Kanäle an (z.b. den Friedrich-Wilhelms-Kanal zwischen (Dder und Spree), führte die Post ein und stiftete sogar eine Gesellschaft für den Seehandel nach Afrika. 3m Kriege mit Schweden hatte er einige Schiffe erbeutet. Aus diesen und anderen schuf er eine kleine Kriegsflotte, ftn ihre Spitze stellte er einen holländischen Seemann, unter dessen Sührung sie bald eine Fahrt nach der Goldküste in Afrika unternahm, hier ließ der Große Kurfürst die Feste Groß-Friedrichsburg anlegen, Uh vierzig Jahre behauptet hat, aber schließlich von den Holländern besetzt wurde. — (Ein besonderes Verdienst erwarb sich der Kurfürst kurch die Aufnahme von 20000 jener französischen Protestanten, die Ludwig Xiv. zur Flucht aus ihrem vaterlande genötigt hatte. Ausge* äeichnet durch Frömmigkeit, Fleiß und mancherlei Kunstfertigkeit, sind kiese neuen (Einwanderer dem Lande von großem Nutzen gewesen. — ^urch solch treue ausgezeichnete Regierung hat der Große Kurfürst die Grundlage zu Preußens Macht gelegt. „Mein Ziel war darauf gerichtet," sprach er kurz vor seinem Ende zu seinem Sohne, „mein kurfürstliches Haus in Ruf, Flor und Ansehen zu bringen. 3ch zweifle Nicht, mein Sohn, du werdest in den Grundsätzen, wodurch ich den Staat glücklich beherrschte, mein Nachfolger sein: vor allen Dingen ®°tt vor Augen haben, deine Untertanen herzlich lieben, treue Räte j)ören und das heft der Waffen nicht aus den Händen lassen, denn da« urch muß nächst göttlicher Hilfe die Sicherheit deiner Länder und der 1° sauer erworbene Ruhm des Kurhauses Brandenburg hauptsächlich aufrecht erhalten werden. Mit allem Fleiß sei darauf bedacht, den Ruhm, welchen ich dir als ein (Erbteil überlasse, zu wahren und zu ^hren." (Er starb, 68 Jahre alt, nach 48jähriger Regierung. Seine Worte waren: „3ch weiß, daß mein (Erlöser lebt." 50. Preußen ein Königreich. 1. Der Kurfürst wird König. Der Nachfolger des Großen Kurfürsten, Friedrich Iii. (1688—1713), war ein ehrgeiziger Herr« Icher. (Er wünschte, der von seinem Vater begründeten Macht durch fluösa, Erzählungen aus der Weltgeschichte. Ii. Ausg. A. 8

3. Das Deutsche Reich - S. 214

1900 - Leipzig : Spamer
214 Erstes Kapitel. deutscher Staat, der eine europäische Bedeutung, die Königskrone, eiue Groß- Machtsstellung und endlich auch die kaiserliche Herrschaft über Deutschlaud erringt. Tüchtig war schon die Regentschaft der Askanier (1134—1320) gewesen; zu wahrer Blüte und Bedeutung aber gelangte der Staat erst unter den Hohen- zollern (seit 1415). Kurfürst Friedrich I. vereinigte bei seiner Übernahme Bran- denburgs 23793 qkm mit seinen bisherigen fränkischen Besitzungen und brachte da- durch einen Staat von 30093 qkm zusammen. Derselbe stieg unter Johann Sigis- mund (1608—19) durch die preußische und klevesche Erbschaft auf 82800 qkm. Der Große Kurfürst aber (1640—88) erhob nicht nur den Staat aus dem Elende des Dreißigjährigen Krieges zu neuem Wohlstande, sondern erweiterte ihn auch auf 113231 qkm und errang die völlige Befreiung seines Herzogtums Preußen von der polnischen Lehnshoheit, so daß sein Sohn Friedrich I. (als König 1701—13) die Königskrone erwerben konnte. Das durch den Großen Kurfürsten geschaffene Heer wurde besonders durch Friedrich Wilhelm I. (1713—40) sorgsam gepflegt, so daß dessen Sohn Friedrich der Große (1740—86) Schlesien nicht nur erobern, sondern auch im furchtbaren Kampfe mit den meisten Großmächten Europas siegreich behaupten konnte; derselbe erwarb auch bedeutende Gebiete von Polen und Ostfriesland, so daß er den Staat, der von jetzt an eine Großmachtstellung einnahm, um 77620 qkm vergrößerte. Durch die unter Friedrich Wilhelm Ii. (1786—97) eingetretene weitere Vergröße- rung , besonders durch die Erbschaft der fränkischen Gebiete von Ansbach-Baireuth und polnischer Länder, erreichte der Staat einen Flächenraum von 312000 qkm. Friedrich Wilhelm Iii. (1797—1840), welcher diesen Staat von seinem Vater ererbt hatte, verlor freilich durch die schweren Niederlagen von Jena und Auerstädt im Frieden von Tilsit die Hälfte desselben an Napoleon I.; namentlich das Gebiet im Westen der Elbe, so daß er nur 161438 qkm behielt. Die Siege der Befreiungs- kriege, welche hauptsächlich durch den herrlichen Opfermut des preußischen Volkes möglich wurden, führten zwar aufs neue eine Vergrößerung des Staates herbei, doch erreichte derselbe mit im ganzen 284737 qkm keineswegs wieder seinen ehemaligen Umfang. Friedrich Wilhelm Iv. (1840—61) erwarb nur die hohenzollernschen Stamm- lande in Schwaben und das Jadegebiet (394 qkm), doch sein großer Bruder ver- größerte den Staat durch die infolge der glänzenden Siege von 1864 und 1866 be- wirkte Einverleibung von Schleswig-Holstein, Hannover, Kurhessen, Nassau, Frank- furt a. M. sowie einzelner kleinerer Gebiete um nicht weniger als 74213 qkm, so daß nunmehr das Königreich ein großes, zusammenhängendes Ganzes vom Mittel- rhein durch Norddeutschland hin bildet; zugleich schloß er die deutschen Länder zu einem engen Staatenbunde und demnächst (1871) zu einem neuen deutschen Kaiserreiche zusammen. Oberflächenform und Bodenbefchaffenheit. In dem Hanptteile des Staatsgebietes herrscht das Flachland ganz entschieden vor, denn demselben gehört der größte Teil des norddeutschen Tieflandes an; indessen reichen auch erhebliche Teile der deutschen Mittelgebirge in die südlichen Gebiete hinein; diese gehören zu dem mittelrheiuisch-westsälischeu und dem großen Sudeten- system sowie zu dem Triasgebiete. — Die Bodenbeschaffenheit ist im all- gemeinen nicht als gut zu bezeichnen. Im gebirgigen Teile finden sich, beson- ders auf dem Eichsfelde, im Sauerlande, Westerwalds und in der Eifel, rauhe, steiuige oder moorige, also unfruchtbare Hochebeueu, welche an Feldfrüchten wenig Ertrag ergeben und sich eigentlich nur zu dürrer Weide oder zu Wald- laud eignen; nur in den Thalsenkuugeu sind dort hin und wieder fruchtbare und ertragsreiche Gelände vorhanden. In dem weit ausgedehnten Tieflande ist gleichfalls unfruchtbarer Bodeu vorherrschend. Dasselbe enthält zu einem großen Teile dürreu Sand oder Moor, zu denen auf den Landrücken steiniger Bodeu tritt; ein andrer bedeutender Teil hat etwas bessereu Boden, kann indes noch immer nicht gerade fruchtbar genannt werden. Die besten und ergiebigsten

4. Geschichte für die Schulen des Herzogtums Braunschweig - S. 65

1912 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
— 65 — Sieg bei Torgau, den der tapfere und fromme „Husarenkönig" General Zieten erfocht. (Deutsche Jugend 4, S. 163: Der alte Zieten. Ebenso Hitsche Jugend 3, S. 126: Der alte Zieten.) 7. Die letzten Kriegsjahre. Friede. Im nächsten Jahre bezog Friedrich bei Bunzelwitz in Schlesien ein festes Lager. 135 000 Feinde umstanden ihn in weitem Kreise. Fast wollte ihm der Mut in dieser bedrängten Lage entfallen: Zieten aber suchte ihn zu trösten. „Hat Er sich etwa einen neuen Verbündeten angeschafft?" fragte ihn da einmal der König. „Nein, Majestät," entgegnete Zieten, „nur den alten dort oben, und der verläßt uns nicht." Zieten behielt Recht. In Rußland starb die Kaiserin Elisabeth, und ihr Nachfolger, Peter Iii., schloß sofort mit Friedrich ein Bündnis. Bald daraus bequemte sich auch Maria Theresia zum Frieden; dieser wurde 1763 auf dem Jagdschlösse Hubertusburg in Sachsen geschlossen; Friedrich behielt ganz Schlesien. c. Erste Teilung Polens. 1. Zustände in Polen. Ehemals war Polen das mächtigste Reich in Osteuropa. Als es dann aber ein Wahlreich wurde, schwand das Ansehen des Königs von Polen immer mehr; denn jeder neue König mußte dem Adel größere Vorrechte einräumen, und so regierte dieser bald ganz allein das Land. Immer größer wurde der Einfluß Rußlands auf das zerrüttete Reich. 1772 schloß es mit Preußen und Österreich einen Vertrag, infolgedessen jeder dieser Staaten einige an sein Gebiet grenzende polnische Landesteile an sich nahm. Friedrich erhielt „Westpreußen" und nannte sich von jetzt an nicht mehr König „in" sondern „von" Preußen. (S. 40.) 2. Friedrichs Sorge für das gewonnene Land. Das durch diese Teilung gewonnene Stück Land hatte für Friedrich insofern eine große Bedeutung, als es die Lücke zwischen Brandenburg, Pommern und Ostpreußen schloß. Wie eine treue Mutter nahm er sich des verkommenen Landes an. Seine besten Beamten schickte er in die Wildnis. In kurzer Zeit wurden 187 Schulen errichtet. Gleich im ersten Jahre nach der Besitznahme ließ er den 3 Meilen langen Bromberger Kanal graben, wodurch die Handelstätigkeit des Landes sehr gehoben wurde. Die Leibeigenschaft der Bauern hob er auf. Auch zog er 11000 deutsche Ansiedler herbei, so daß an Stelle der polnischen Wirtschaft bald deutscher Fleiß und deutsches Wesen die Oberherrschaft gewann. d. Friedrich als Landesvater. 1. Heilung der Kriegswunden. Der 7 jährige Krieg hatte große Opfer an Geld und Menschen gefordert. Dazu waren, namentlich in Schlesien, die Fluren vielfach verwüstet und die Dörfer niedergebrannt worden. Gleich nach Beendigung des Krieges ließ daher der König den verarmten Bauern die Häuser aufbauen (in Schlesien an 8000), auch gab er ihnen Vieh und Saatkorn zur Bestellung des Ackers. Dazu verteilte er reichlich Geld an die Bewohner (die Schlesier erhielten an 9 Millionen Mark). Sehr viel Geld gab der König von seinen eigenen Ersparnissen her. „Das Geld gehört nicht mir, sondern dem Lande," pflegte er zu sagen. 2. Hebung des Ackerbaus. Sodann richtete der König sein Augenmerk auf den Landbau. Auf seinen Domänen versuchte er den Wein- und Seidenbau und führte auch die Kartoffel ein. Als 1745 eine Hungersnot ausbrach, schenkte

5. Die Hohenzollern von Kaiser Wilhelm II. bis zum Großen Kurfürsten - S. 55

1901 - Halle : Gesenius
— 55 — mit 4, macht 1460; dann ab 240, bleibt 1220." „Bravo!" rief der König. „Gut gemacht! Und wenn nun zwei Leute sich in die Summe teilen sollen, wieviel kommt auf jeden?" Kurze Pause. „Sechshundertzehn", sagte Jochen. „Sehr gut," tief der König, „das ist ein kluger Bengel!" Wendroth hatte seine Linke auf Jochens Kopf gelegt. „Ein sehr kluger Junge", sagte er, „Majestät, fleißig, sehr fleißig." „Glaub's", sagte der König. „Was sind die Eltern?" „Arme Taglöhner", sagte der Lehrer. „Werde nachsehen lassen", entschied der König. „Hier, Jochen, sind zwei Dukaten, und immer ordentlich rechnen." Der Jubel der Jungen war groß, der König ward umringt, und da er sich gnädig über die Leistungen aussprach, auch noch andere Aufgaben glücklich gelöst wurden, so konnte Wendroth mit dem Tage zufrieden fein. Nachdem noch der König mit dem Pfarrer und dem Schulzen gesprochen hatte, stieg er wieder in feinen Wagen. Die Dorfbewohner standen um das Fuhrwerk. Jochen war der Held des Tages; er sollte in das Potsdamer Waisenhaus kommen. Als der König abfuhr, rief alles ein donnerndes Hoch. Abends langte der König in Soldin an. Der Domänenrat hatte den gewünschten Imbiß bereitet. „Sieht Er," sagte Friedrich Wilhelm zu dem Rate beim Abschied, „ich habe heute meine Tagfahrt gemacht. Erst die Soldaten, dann die Kassen, dann die Schulen. Ich weiß wohl, da draußen im Reiche nennen sie mich einen Unteroffizier. Ja, lasset sie nur; aber ich kenne mein Land, meine Mittel, und ich werde die Jungens nicht in der Dummheit aufwachsen lassen. Denn es wird der Tag kommen, wo Geld, offener Kopf mit guter Weisheit drinnen und gute preußische Soldaten notwendig sind, und kein Engländer oder Franzose soll über uns Deutsche gebieten. Dafür will ich allen Preußenkindern Degen und Pistolen in die Wiege geben, damit sie die fremden Völker aus Deutschland abhalten helfen. Aber Geld braucht man auch dabei, und ich spare für die Zukunft. Also haltet zusammen, und geht's einmal draus, werden wir mit dabei sein. Adieu, ich bin zufrieden mit Ihm, brave Wirtschaft hier!" Der König warf sich in den Wagen und fuhr davon. Das war eine Tagfahrt König Friedrich Wilhelms I. Außerordentlich viel hat der König Friedrich Wilhelm I. für den Ackerbau und neue Ansiedelungen gethan. Es gab im Lande viele öde und wüste Strecken, die durch frühere Kriege und Krankheiten entstanden waren. Da rief der König fleißige Bauern aus ganz Deutschland heran, schenkte ihnen Vieh und Geld, damit sie das Land bauten. So wurden weite, unfruchtbare Strecken in fruchtbares Ackerland verwandelt. Der König gründete an zweitausend Volksschulen; die Hälfte davon in der Provinz Ostpreußen. „Die Jugend soll nicht in der Dummheit aufwachsen", sagte er. 3. Der König als Soldat. Eine ebenfogroße Fürsorge verwandte er auf das Heer. Er hatte erkannt, daß Preußen ein starkes Heer haben

6. Die Hohenzollern von Kaiser Wilhelm II. bis zum Großen Kurfürsten - S. 255

1901 - Halle : Gesenius
255 Er befahl, daß den Bauern nicht so viele Dienste zugemutet werden sollten, und daß man ihnen Zeit ließe, auch ihre Äcker zu bestellen. Vor allen Dingen sollten den Leuten ihre Pferde gelassen werden, die die Beamten und Edelleute oft brauchten, um sie zum Vorspann zu verwenden. „Ich will nicht, daß die Herren mit den Pferden meiner Baueru spazieren fahren", sagte der König. So kam ein reges Leben in den Ackerbau. Aber der König selbst ging auch mit gutem Beispiele voran. An der Havel befand sich ein weiter sumpfiger und wüster Landstrich, das havelländische Luch geheißen, viele Quadratmeilen groß. Diesen ließ Friedrich Wilhelm ganz austrocknen, urbar machen und bebauen, und überall legte er Dörfer und Höfe an. Bei diesen erwuchsen bald die schönsten Getreidefelder und Obstgärten. In den Ställen stand das fetteste Vieh, und dieses lieferte die herrlichste Milch, die beste Butter und den saftigsten Käse. Der König ließ Schweizer und Holländer, die die Viehzucht verstanden, kommen und stellte sie an. Damit alles geriete, wendete der sonst so sparsame Mann Huuderttausende von Thalern daran. Er konnte sich wie ein Kind freuen, wenn ihm seine Verwalter von dem brachten, was in dem Lande erzeugt worden war. Damit die Bauern auch besseren Ackerbau und bessere Viehzucht erlernen möchten, legte er Musterwirtschaften an, wo die jungen Bauernsöhne sich unterrichten konnten. So sorgte der König für das Wohl des Landes, wie kein Fürst zu seiner Zeit. Wiedergabe nach Konzentrationsfragen. Erläuterungen. Erzähle! 2. Teilziel. Wie Friedrich Wilhelm sein Land bevölkerte-Ii. Stufe. b. Es war in der letzten Zeit, da König Friedrich I. regierte, in Ostpreußen eine große Hungersnot, die viele Krankheiten hinter sich herzog, ausgebrochen. Man konnte von ringsumher, aus Polen und aus Rußland kein Korn und kein Brot herbeischaffen; denn dort war selbst nichts gewachsen, und es herrschte da ganz dasselbe Elend. Da starben denn die Leute zu Tausenden dahin; ganze Dörfer hatten keine Bewohner mehr, selbst in den Städten raffte der Tod Massen von Menschen hinweg. Die Häuser verfielen; an fünfhundert wüste Dörfer und meilenweite Strecken, wo kein Schaf weidete und kein Hahn krähte, sondern nur Unkrant wucherte! — so sah es damals in der Provinz aus. Kein Mensch wußte Rat, wie da zu helfen wäre. Und je länger der Zustand dauerte, desto schlimmer wurde er. Da bestieg der König Friedrich Wilhelm I. den Thron. Einem Manne, der einen so eisernen Willen hatte, dem mußte das schwere Werk gelingen. Sofort ließ er in alle Länder ausschreiben: „Wem es daheim nicht mehr gefällt, sei er Bauer oder Handwerker, oder wer etwa gedrängt und ge-

7. Die Hohenzollern von Kaiser Wilhelm II. bis zum Großen Kurfürsten - S. 304

1901 - Halle : Gesenius
— 304 — Schweizer. Die Holländer hatte er bei seinem Aufenthalte in ihrem Lande kennen und achten gelernt; sie verstanden gut Land- und Viehwirtschaft. Und die Schweizer ebenso. Auch ausgedienten Soldaten schenkte er Äcker. Saatkorn und Vieh gab er her und that so viel als er konnte. Allein bald hatte er nichts mehr zu geben, wohl aber noch viel zu thun. Es wird erzählt, daß er eines Tages, in der größten Not und nicht wissend wie er ferner zu helfen vermöchte, zu Gott gebetet habe. Siehe, da wurden ihm plötzlich Edelleute aus Preußen gemeldet. Sie erzählten ihm, daß ihr Land vom Kriege nicht gelitten hätte, daß sie aber von Brandenburgs Leiden vernommen hätten. „Und", so fuhr einer der Edelleute fort, „wir sehen, die Not dieses Landes ist groß und des Elends und des Jammers ist viel. Unser Kurfürst — das wissen wir — kann nicht alles allein schaffen; wir müssen helfen, wenn es besser werden soll. So sind viele von uns zusammengetreten und haben Geld aufgebracht; dafür wollen wir Vieh, Ackergerät und Saatkorn kaufen für arme Bauern, damit sie ihr Feld bestellen und ernten können. Und wir sind hier, um unseres gnädigsten Herrn Erlaubnis dazu zu erbitten." Allmählich ward es besser, und zum Glücke waren die ersten Jahre nach dem Kriege sehr fruchtbar. Der Ackerbau blühte überall wieder auf. Der Kurfürst hielt darauf, daß jeder Bauer auf seinem Hofe einen Obst- und Gemüsegarten anlegte. Den jüngeren Bauernsöhnen gab er wüstes Land, das sie erst bebauen mußten, und keiner von ihnen durfte sich verheiraten, der nicht sechs Obstbäume gepfropft und sechs Eichbäume gepflanzt hatte. Dieses mußte der Bräutigam dem Pfarrer vorher nachweisen. Als neue Pflanzen führte Friedrich Wilhelm die Kartoffel und den Tabak ein. Beide wurden aus Holland gebracht. Die Kartoffeln hatte man wie anderes, feines Gemüse bisher mit der Post in kleinen Mengen bezogen. Auch der Tabak war fremd. (Syroße Augen machten die Leute, als der Diener des Kurfürsten, ein Mohr, mit einer Tabakspfeife im Munde, ans der der Rauch aufstieg, gesehen wurde. Der Schwarze bot die Pfeife einmal lachend einem Bauern an; aber der Bauer rief erschrocken aus: „Nee, gnädigster Herr Düvel, ik freete keeit Füer!" Wiedergabe nach Konzentrationsfragen. Überschrift: Des Großen Kurfürsten Sorge für den Landbau. Ii. Stufe. b. Die Städte glichen halben Trümmerhaufen. Da fehlte es auch an Händen, die aufbauten, was in Asche lag, und Ordnung in die Wirrsale brachten. Aber auch hier half der Kurfürst. Die Ansiedler in den Städten bekamen freies Bauholz, Steine, Kalk und anderes Material und brauchten

8. Die Hohenzollern von Kaiser Wilhelm II. bis zum Großen Kurfürsten - S. 278

1901 - Halle : Gesenius
— 278 — Iv. Stufe. 1. Verwertung der Sprüche an Beispielen. 2. Der Krieg sonst und jetzt. 3. Verantwortlichkeit des, der den Krieg hervorruft. 4. Neutralität. Aufsätze: Der große Kurfürst (Bild). Der dreißigjährige Krieg. Konzentrationsstoffe. Deutsch: Aus dem Simplizissimus. Gesang: Treue Liebe bis zum Grabe. Deutschland, Deutschland über alles. 27. Der Grütze Kurfürst als Wetter seines Landes. Ziel. Wie der Große Kurfürst feines Landes Retter würd e. I. Stufe. Das könnt ihr euch schon in gewisser Weise denken. Wie denkst du darüber? (Die Schüler sprechen ihre Meinung aus. Diese wird berichtigt, bezw. es werden die einzelnen vorgreifenden Angaben für später zurückgestellt. Z. B. werden die Schüler u. a. angeben, daß der Große Kurfürst für den Ackerbau gesorgt habe. Da dieses erst in einer folgenden Sektion vorkommt, so greife man später auf deren erster Stufe darauf zurück.) Ii. Stufe. a. Der neue Kurfürst übernahm die Regierung in einem Lande voll Elend. Die Mark Brandenburg war damals eine weite Ebene mit viel Sandboden, Sümpfen, Seen und Fichtenwäldern. Jetzt kamen dazu noch die Aschenhügel der ausgebrannten und ausgemordeten Dörfer, die Wege und Äcker voller Leichname von Menschen und Vieh. Überall Flüchtlinge, von Hunger und Krankheiten verfolgt, dazu die zuchtlosen, verwilderten Soldaten, die nicht einmal mehr dem Kurfürsten, sondern dem Kaiser gehorchten. Die Hauptstadt Berlin war verarmt und halb verlassen. Graf Schwarzenberg regierte. „Auf der einen Seite habe ich die Schweden, auf der anderen den Kaiser", sagte der neue Herr. „Ich sitze zwischen ihnen und erwarte,

9. Die Hohenzollern von Kaiser Wilhelm II. bis zum Großen Kurfürsten - S. 208

1901 - Halle : Gesenius
— 208 — ihr Konzert hielten und der Dunst von dem feuchten Moore aufstieg, wo man nichts sah als weite Wogen von rotem Heidekraut und gelbem Ginster, standen jetzt ganze Dörflein, glänzten fette, grüne Wiesen, wogten reiche Getreidefelder. An vielen Stellen legte Friedrich Musterhöfe an, von deren Bewirtschaftern die Bauern die Landwirtschaft lernen konnten. Er stellte auch auf einzelnen Gütern tüchtige Verwalter an, die auf den Ackerbau acht haben mußten. Besonders in dem neugewonnenen Lande Schlesien sorgte Friedrich für den Landbau am eifrigsten. Und dazu kam dann seine Fürsorge für Westpreußeu. Die Provinz bekam er zehn Jahre nach dem siebenjährigen Kriege von Polen. Denn dieses Land wurde damals von Preußen, Österreich und Rußland zum ersten Male geteilt, wie hernach nochmals von denselben Staaten. Friedrich nannte sich seitdem König von Preußen, während er und seine Vorgänger vorher Könige in Preußen geheißen hatten. Ju Westpreußen hat der König die snmpsigen Gegenden an der unteren Oder, Warthe und Netze ausgetrocknet. Das machte er so, daß er Kanäle durch die Gegeud graben ließ, in denen das Wasser zusammen-uud dann abfloß. Da kam der fetteste Boden zum Vorschein. Den ließ er bebauen, und bald trug der Boden die schönsten Wiesen und fruchtbarsten Kornfelder. So erwarb er eine Provinz dnrch das Schwert im blutigen Kampfe und eine andere durch den Pflug im stillen Frieden. Und dann muß noch erwähnt werden, daß Friedrich auch den Bau eines neuen und wohlfeilen Nahrungsmittels einführte, der Kartoffel. Wiedergabe nach Konzentrationsfragen. Ergänzung: Frieseibissen. Als der große König die Kartoffeln anzubauen befohlen hatte, wollten die meisten Bauern, namentlich die Schlesier, gar nicht recht folgen. Denn es ist das Schlimme, daß oft die Leute zum Guten erst gezwungen werden müssen. Die Bauern mochten das fremde Gewächs nicht leiden. Einige von ihnen hatten wohl auch einmal statt der Knollen die Früchte der Kartoffeln gekocht, und da war ihnen denn natürlich beim Kosten sehr übel geworden. Sie behaupteten sogar, man bekäme nach dem Genusse der Erdäpfel das Fieber, das sie Friesel nannten. Friedrich schlug erst gütliche Wege ein; er befahl seinen Beamten, Kartoffeln zu bauen und sie mit ihren Familien zu verbrauchen. Das half nichts. Nun ließ er die widerspenstigen Bauern strenge bestrafen. Das half auch nichts. Da kam ihm endlich ein Bundesgenosse zu Hilfe, ein schlimmer. Das war der Hunger, oder vielmehr eine Hungersnot. Hunger aber, ist, wie das Sprichwort sagt, immer der beste Koch gewesen.

10. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 323

1876 - Kreuznach : Voigtländer
— 323 — gezeichneter Sohn. Das war Friedrich Wilhelm, der große Kurfürst, welcher als der eigentliche Gründer der branden burgischen Macht zu betrachten ist. Im westfälischen Frieden erwarb er Hinterpommern und andere Gebiete, wodurch er den Umfang des Staates um ein Drittheil vergrößerte. Dann kämpfte er ruhmvoll gegen die Polen, vertheidigte als deutscher Reichsfürst den vaterländischen Boden gegen die Angriffe der eroberungssüchtigen Franzosen und schlug die gefürchteten Schweden, welche in sein Brandenburg eingefallen waren, im Jahre 1675 bei Fehrbellin auf's Haupt. 2. Die Schlacht bei Fehrbellin. — In dieser denkwürdigen Schlacht, wo der Knrsürst mit 6000 Mann einem doppelt so zahlreichen Feindesheer gegenüber stand, war sein Leben in höchster Gefahr. Die Schweden kannten ihn an dem Schimmel, den er ritt, und ihre Kugeln pfiffen dicht um ihn her. Da sprach sein Stallmeister Froben: „Herr Kurfürst, ich sehe, Euer Schimmel ist scheu geworden; gebt ihn mir und besteigt meinen Braunen". Kaum waren die Pferde gewechselt, da sank der treue Diener, von einer Kugel getroffen, todt herab. Der Kurfürst selber kämpfte mit Heldenkühnheit. Als eine Schwadron ihren Hauptmann verloren hatte, stellte er sich an ihre Spitze und rief: „Muth, Kinder! Ich, euer Fürst, bin jetzt euer Hauptmann und will siegen oder ritterlich mit euch sterben". Und er gewann den glorreichsten Sieg. Die Schweden wurden gänzlich geworfen und flohen eiligst zum Lande hinaus. 3. Der große Kurfürst als Landesvater. — Ein Held im Kriege, war Friedrich Wilhelm seinen Unterthanen zugleich der beste Landesvater. Auf alle Weise suchte er seinem durch den dreißigjährigen Krieg erschöpften und verwüsteten Lande emporzuhelfen. Er unterstützte die Landwirthschaft und ließ in die entvölkerten und verödeten Gegenden Ansiedler ans Holland und der Schweiz kommen, deren Fleiß den sandigen Boden Brandenburgs in Ackerfeld und Gärten umschuf. Für Gewerbe, Fabriken und Handel war er nicht minder thätig; er legte Straßen und Kanäle an, führte die Post ein und stiftete sogar eine Gesell- 21*
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