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Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Erläuterungen zu F. Hirts Bilderschatz zur Länder- und Völkerkunde - S. 119

1896 - Leipzig : Hirt
E. Amerika. 119 Die Kopfzahl eines solchen Zuges ist verschieden. Kleine zählen 20, grosse 500 bis 1000 Männer und Weiber. Die "Waren werden meist auf dem Kopf getragen. Die leichten Gegenstände, wie Körbe mit Lebensmitteln (Reis, Fleisch, Früchte, Kochgeschirre, zusammengerollte Tierhäute) werden von den Frauen, die schweren, z. B. Elefantenzähne, Ehinozeroshörner nur von den Männern getragen. Auch lebendiges Yieh, wie Schafe, Ziegen, Geflügel führt die Karawane mit sich. Affen, Papa- geien, Pfauen, junge Strausse sind begehrte Handelsartikel. Diese werden in Käfigen oder auf den Lasten festgebunden mitgeführt. Ausser den weissgekleideten, bewaffneten, europäischen Führern zeigt unser Bild im Y. 1. den sog. „Medizinmann", den „heiligen Mann". Er gilt als Wahr- sager und Regenmacher und fällt durch seine phantastische Kleidung und seinen Kopfputz auf. Neben ihm steht der Trommler mit seinem Instrument. Unterwegs wird viel Lärm gemacht, damit der Feind die Karawane für stark halte. Ein solcher Handelszug ist monatelang unter- wegs. Da immer ein Träger hinter dem anderen hergeht, so windet sich der Zug wie eine angeheuere Schlange über Berg und Thal, durch Wald und Feld. Bei räuberischen Überfällen machen die Sklaven von ihren Waffen Gebrauch. Am Wasser wird gewöhnlich Halt gemacht. Die Be- deutung dieser Handelszüge besteht darin, dass sie die Warenzufuhr aus dem Innern vermitteln. 9. Die meisten Karawanen in Deutsch-Ostafrika setzen sich von der Küstenstadt Bagamoyo nach dem Innern in Bewegung. Bild 85 c zeigt das Tort, die Gerichtshütte, eine exerzierende Schutztruppe u. a. aus Bagamoyo. Das Yerwaltungsgebäude im H. 1. trägt die deutsche Reichsflagge. Dahinter befinden sich die Mauer- und Bollwerke der Forts. Auf den flachen Dächern haben die Beamten und Offiziere Bretterbuden errichtet. Rechts von den Befestigungswerken steht die runde Gerichts- oder Schaurihütte und r. hiervon das sog. Ratuhaus ; im M. das Zeltlager der Karawanenleute und der Brunnen; links die offene Zollhütte. Rechts wird die Schutztruppe einexerziert. Das von einem hohen Pallisadenzaun eingeschlossene Haus r. ist der Pulver- schuppen. E. Amerika. Amerika wird die „Neue Welt" genannt. Die Kenntnis dieses Erd- teils datiert von 1492 an. Aber die vier Jahrhunderte haben ihm den Zauber der Neuheit noch nicht genommen. Es zeigt fast in allem die auffallendsten Gegensätze zu dem, was die „Alte Welt" bietet. Amerika, dehnt sich fast von Pol zu Pol aus. Es ist der einzige Erdteil, der sich durch alle Klimagebiete der Erde erstreckt. Das Eigenartige seiner Gebirge, Gewässer, Flächen, Landschaften, Naturerzeugnisse, Städte und seines Städtelebens wird uns in zahlreichen Bildern vor Augen geführt. Wir beginnen mit

2. Entdeckungen und geographisch bedeutsame Unternehmungen nach Auffindung der Neuen Welt bis zur Gegenwart - S. 215

1900 - Leipzig : Spamer
Stanley im Kongolande. 215 Jahr an Ausbreitung gewinnende protestantische Missionsthätigkeit. Ein paar hundert Männer in fast allen Ländern der Welt arbeiten in Verbin- dnng mit den deutschen Gesellschaften als Pioniere der Kultur, nicht wenige unter mannigfachsten Opfern. Was durch die Arbeiten der Missionäre für Ethnographie, Geographie, Sprachkunde gefördert und geleistet wird, ist in den Kreisen von Fachgelehrten auch in Deutschland nachgerade ziemlich anerkannt. Aus das Gebiet des Kongos hat auf Anregung Stanleys ganz beson- ders die unter dem Präsidium des Königs der Belgier stehende Jnter- nationale Afrikanische Assoziation ihr Augenmerk gerichtet. Seit 1879 war Stanley, der tatkräftigste aller Afrikareisenden, im Auftrage des Königs der Belgier daselbst thätig. Zunächst ging er daran, nachdem es seiner außerordentlichen Rührigkeit gelungen war, eine Verbindung von Jsangita nach Mandschanga am Kongo zu Wasser herzustellen, auf dem rechten Stromufer eine fahrbare Straße von den untersten Kongofällen bis zum Stanley-Pool, dem Anfangspunkte der großen schiffbaren Flußstrecke des Kongos, zu errichten. Die Schwierigkeiten, die sich überall der Auf- gäbe entgegenstellten, waren ganz außerordentliche, für einen weniger kühnen und energischen Mann als Stanley gar nicht zu überwinden. Das Ter- rain ist durch Urwald, Felsen, Schluchten sehr schwer passierbar, die Gegend sehr dürftig, so daß Proviant und Futter für die Lasttiere stets nachge- schafft werden müfsen, während das Klima die Arbeitskräfte ganz außerordent- lich dezimiert. Freie Arbeiter waren daselbst nicht zu haben, so daß er zu Sansibarnegern seine Zuflucht nehmen mußte, von welchen ihm im Jahre 1881 durch den deutschen Afrikareisenden Lindner und durch deu Belgier Roger neue größere Scharen zugeführt worden sind. Auch fanden sich mit der Zeit die Bewohner des Kongobeckens bereit, gegen hohen Lohn in Stanleys Dienste zu treten. Vier Dampfer standen dem kühnen Ameri- kaner bei feinem Unternehmen zur Verfügung, zwei für die Strecke von der Mündung bis zur Station Vivi und zwei andre für den mittleren oder oberen Lauf des Kongos. Der Dampfer, welchen er zur Befahruug der Kataraktenstrecke von Jsangita bis Mandschanga benutzte, hatte nur einen Meter Tiefgang. Nachdem Stanley den Dampfer „En. avant" glücklich bis zum Stanley- Pool gebracht und ungefähr 18 deutsche Meilen davon entfernt, an der Mündung des Jbari Nkutu, eine andre Station eingerichtet hatte, kehrte er im Sommer 1882 nach Europa zurück, um dem Könige der Belgier Be- richt über seine Thätigkeit zu erstatten, während Dr. Pechuel-Lösche berufen wurde, ihn während seiner Abwesenheit zu ersetzen und das Kommando über die Expedition zu führen. Seit April 1883 ist der ebengenannte Reisende von seinem Posten wieder zurückgekehrt. Dasselbe Ziel, welches Stanley im Auftrage der Internationalen Afrikanischen Assoziation ver-

3. Deutschlands Kolonieen in zwölf Bildern - S. 20

1900 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
20 großen Stämmen zusammen, die unter mächtigen Häuptlingen stehen; aber Hungersnot, Kriegs- und Beutelust treibt sie von jeher zum Wandern, und diese Wauderzüge verschieben fortwährend die Grenzen der Stämme und verringern ihre Zahl. Dazu kam früher der Sklaven- Handel, der jährlich gegen 20 000 Eingeborene, schwarzes Elfenbein, dem Lande entführte. Seitdem dasselbe unter deutschem Schutze steht, wird diesem scheußlichen Handel mit Menschenfleisch energisch entgegen- getreten, und heute haben die Sklavenjagden in Deutsch-Ostafrika völlig aufgehört. Die eingeborenen Bewohner der Küste, die Suaheli, gehören keinem gesonderten Stamme an; es sind vielmehr Mischlinge, welche sich von den übrigen Stämmen schon dadurch unterscheiden, daß sie die muhamedanische Religion angenommen haben. Auch in ihrer Kleidung, ihren Sitten und Gebräuchen ahmen sie die Araber nach. Die Armen tragen nur ein Tuch um den Körper geschlagen, oder ein Stück Baumwollenzeug um die Hüfte. Bei einigen Stämmen im Innern gilt es als besonders schön, den ganzen Körper mit Ocker zu färben oder mit Fett einzureiben. Einige Stämme tättowieren sich, schlagen sich wohl auch die vorderen Schneidezähne ans oder feilen sie fpitz. Die Wohnungen sind fast bei allen Stämmen schlecht gebaute Hütten aus Holz oder Lehm. Mehrere Hütten, welche zusammen ein Gehöft bilden, sind von einem Zaune umgeben, und das ganze Dorf umschließen Dorngehege, Verschanzungen oder Gräben. Die arbeitenden Völker treiben Ackerbau und Viehzucht. Es sind dies besonders die Bantustämme im Gebiete der Küstengebirge. Man bearbeitet den Boden mit einer Hacke, legt den Samen hinein und überläßt alles andere der Sonne. In einigen Gegenden ist auch das Handwerk vertreten; so sind die Dschaggas, die am Kilima-Ndscharo wohnen, als Schmiede und Zimmerleute bekannt. Einige Stämme, vor allen die Wanyamwesi und ihre Nachbarn am Südufer des Viktoriasees, ziehen in großen Scharen nach der Küste, um sich hier als Träger anzubieten und mit den Karawanen ins Innere zu ziehen. — Die übrigen eingeborenen Stämme des Innern treiben Ackerbau gar nicht. Es sind Viehzüchter, oder sie leben von Jagd, Raub und Vieh- diebstahl. Zu ihnen gehören auch die von Norden eingewanderten Massai, die bisher der Schrecken aller Karawanen waren, die nach dem Viktoriasee zogen. Der Reichtum und die Macht des kriegerischen Stammes ist aber gesunken, seit die Rinderpest des Jahres 1891 den größten Teil ihrer großen Herden vernichtet hat. Von Süden sind räuberische Sulustämme ins Land gedrungen, unter denen die Mafiti und Wahehe eine traurige Berühmtheit er- langten, da sie Karawanen und deutsche Expeditionen, selbst nach wieder- Holter Züchtigung durch unsere Schutztruppe, überfielen und nieder- metzelten. Die herrschende Klasse sind die Araber. Es sind die

4. Allgemeine Erdkunde in Bildern - S. 20

1898 - Breslau : Hirt
20 27. Verkehrsmittel. Die Tafel 27, zunächst bestimmt, die Formen des Reisens in den- jenigen Ländern darzustellen, in welche die Eisenbahnen und Tele- graphen noch keinen Eingang gefunden haben, darf deshalb zugleich als ein kleiner Beitrag zu der Kulturgeschichte derselben angesehen werden, weil der Forschungsreisendc in den meisten Fällen auf die jeweiligen einheimischen Verkehrsmittel angewiesen ist. Bei Anordnung unserer Bilder folgen wir der Richtung von Norden nach Süden. Der Hundeschlitten (Narte), fg. a, und das internationale Boot bilden da, wo Frost und Eispressungen dem Segel- und Dampf- schiff das Vordringen in die Polargebiete nicht mehr erlauben, fg. c, die einzigen Verkehrsmittel, mit deren Hilfe die Forschungsreisenden die nördlichsten Breiten erreicht haben (Markham durch den Smithsund 83° 20' am 12. Mai 1876; Parry nördlich von Spitzbergen 82° 45' am 23. Juli 1827 und Payer nördlich von Nowaja Semlja Kap Fligely unter 82° 5' am 12. April 1874, Fr. Nansen 86° 13' 36" am 7. April 1895). Die an diesen Schlitten gespannte Hundeart, die zuerst von den Russen im Anfang des 18. Jahrhunderts für geographische Forschungen verwendet wurde, kommt auf den äussersten Festland- rändorn vor und teilt also ihre räumliche Verbreitung mit dem Polarmenschen. Der canis groonlandicus ist mittelgross, hat eine spitze Schnauze und spitze Ohren, ähnelt an Gestalt dem Wolfe und ist mannigfach gefärbt. Das junge Tier nährt der Eskimo mit einer gut gekochten Fischsuppe, von der es so viel frisst, als sein Magen nur fassen will; im zweiten oder dritten Jahre haut er ihm den Schwanz ab, giebt ihm einen Namen und spannt ihn an; während des Fahrens lenkt er ihn nicht mit Zügeln, sondern durch Zuruf oder durch Winke mit der Peitsche. Im Sommer haben die Zughunde „Ferien“ und suchen sich, umherschweifend, die Nahrung selbst; hei Eintritt des Winters kehren sie, vom Hunger getrieben, zur Wohnstätte ihres Herrn zurück, der sie anbindet und zunächst abmagern lässt, weil sie, fett geworden, zum Ziehen nicht taugen. Nach beendeter Hungerkur er- halten sie wieder Nahrung, die in verfaulten Fischen besteht. Während der Schlittenreise erhalten sie so gut wie nichts, sondern die volle Fütterung wird ihnen erst nach gethaner Arbeit zu teil. Sechs solche Hunde bilden in der Regel ein Gespann und ziehen eine Last von etwa 300 Kilo; bei längeren Reisen macht man jedesmal am vierten Tage Rast. Das Gebiet des Renntierschlittens, fg. b, schliesst sich in Asien unmittelbar an das des Hundeschlittens an; er ist das charakte- ristische Verkehrsmittel der lappisch-mongolischen Völker Nordeuropas und Nordasiens, für deren Dasein das Ren in buchstäblichem Sinne unentbehrlich ist, denn es nützt ihm wie etwa die Kuh in einigen Gegenden Deutschlands durch Fleisch, Milch und Milchprodukte, durch seine Kraft (für Zug) und durch die Stoffe seines toten Körpers (für Verhrauchsgegonstände der mannigfachsten Art). In Nordamerika, wo es auch lebt, spielt es nicht die gleiche Rolle, sondern kommt ausschliesslich als Jagdtier in Betracht. In der alten Welt bildet eine Linie von dem Scheitel des Bottnischen Meerbusens nach der Mündung des Amur mit einigen Ein- und Ausbuchtungen seine südliche Ver- breitungsgrenze; doch hat es in früheren Zeiten auch die weiter süd- lich gelegenen Landschaften Europas und Asiens bewohnt. Das Pferd, dessen Verwendung nicht so vielseitig ist wie die des Ren, indem es zwar allgemein zur Beförderung, aber nur ver- einzelt zur Ernährung (Pferdefleisch, Kumys, d. li. gegorene Stutenmilch) dient, hat als Haustier nicht ganz die allgemeine Verbreitung gefunden wie der Hund, sondern ist im ganzen auf das Gebiet des Acker- baues, der Steppe und der tropischen Wüste beschränkt geblieben. Seine Verbreitung nach N. hin schliesst sich etwa an die Südgrenze des Rens an. Die Kirigisen, Araber und Indianer gebrauchen es ausschliesslich zum Reiten; als Zugtier vor dem Schlitten und dem Tarantass, fg. e, haben es die Russen nach Asien eingeführt. Sie spannen übrigens meist 3 oder 5 Pferde breit vor den Wagen, wobei das mittlere Pferd in einer Gabeldeichsel, die andern rechts und links auf der Wildbahn gehen. Der Tarantass, ein länglicher, schmaler Wagen, ruht auf einer Holzschleife, die den Vorteil bietet, dass sie auf den weiten menschenleeren Strecken leicht ausgebessert werden kann. Indes der Mangel an Federn macht eine längere Reise bei der pfeil- schnellen Fahrt des Jämtschik (russischer Kutscher) auf den meist schlechten Wegen zu einem wahren Martyrium. Das Kamel, fg. d und f, schiebt sich in Asien und Afrika in das Verbreitungsgebiet des Pferdes als besonderes Wüstentier ein, das wegen seiner eigenartigen Organisation besser als irgend ein anderes Wesen die Schwierigkeiten des Bodens und Klimas in Wüste und Steppe zu überwinden vermag. Es nimmt hier dieselbe Stelle ein, wie das Ren im Norden. Vorwiegend dient es zum Tragen von Personen und Lasten, seltener wird es an den Wagen gespannt. Mit Ausnahme einiger Gebiete Innerasiens, wo es noch wild lebt, wird es gezüchtet. Neuerdings ist es auch nach Australien eingeführt worden. Das Rind in seinen verschiedenen Spielarten dient allgemein zum Ziehen, seltener zum Reiten, z. B. bei den Kirigisen und in Vorder- indien; vereinzelt und nur auf Ostindien beschränkt ist seine Ver- wendung zum Ziehen von Luxuswagen, fg. h. Der Elefant, fg. k, auf Asien und Afrika beschränkt, schliesst sich an die südliche Grenze des Kamels an, wird aber nur in Vorder- und Hinterindien (weisse Spielart) und auf den südostasiatischen Inseln zu Dienstleistungen (Reiten, Lasttragen, Kriegführung, vereinzelt auch zum Ziehen des Pfluges) herangezogen', während er sich in Afrika, wo sein Vorkommen fast ganz mit dem des Negers zusammenfällt, noch einer völligen Freiheit erfreut. Dem Kamele verwandt sind zwei nur in den Anden von Süd- amerika sich findende Tiere, welche leider aus Mangel an Raum auf Tafel 27 nicht zur Darstellung gelangen konnten. Es sind dies das Lama und das Pako (Alpakka), die beiden einzigen Lasttiere, welche die Europäer bei ihrer ersten Ankunft in Südamerika vorfanden. Beide leben nur noch in gezähmtem Zustande, und beide dienen nur zum Tragen von Lasten. Zum Schluss erwähnen wir noch einige Beispiele, wo Menschen zur Beförderung für ihresgleichen Anwendung finden. Dem chine- sischen Palankin gleicht die noch in Konstantinopel gebräuchliche Sänfte, die im vorigen Jahrhundert auch im westlichen Europa viel- fach verwendet wurde. In Südafrika trifft man die Tipoja, ein Be- förderungsmittel von ziemlich einfacher Einrichtung: an einer langen Stange befestigt man nämlich eine Art Hängematte, vor und hinter derselben legt je ein Schwarzer das Ende der Stange auf die Schulter und trabt vorwärts. Eine Besonderheit Japans, aber neueren Datums, ist die Menschenkraftmaschine, fg. g. Diese kleinen zweirädrigen Wagen haben die früher üblichen Tragsessel (Kanglio) verdrängt und sind für den Europäer um vieles bequemer als die letzteren, weil man darin die Beine ausstrecken kann. Die Jinrikisha ist für eine Person eingerichtet und wird von einem Kuli, der fast immer im Trabe läuft, an einer Gabeldeichsel gezogen. Die Wagenkuli sind kleine, meist gedrungene Gestalten, einige von ihnen sind bis auf einen Lenden- gürtel fast nackend, viele haben sich die Arme und den Rücken in verschiedenen Farben künstlerisch tätowiert. Unter den Füssen tragen sie Strohsandalen, die an zwei Bändern befestigt sind. 28. Verkehrsmittel der Reisenden in Afrika. Für den Forschungsreisenden im schwarzen Erdteil, dem seit mehreren Jahrzehnten das hauptsächlichste Interesse aller geographischen Kreise zugewandt ist, bieten sich drei Möglichkeiten dar, seine Ziele zu erreichen: entweder stellt er sich eine eigene Karawane zu- sammen, oder er schliesst sich an eine andere an, die entweder zu Handels- oder zu Kriegszwecken auszieht, oder endlich er geht allein mit wenigen Begleitern. Die Verkehrsmittel der Reisenden in Afrika sind sehr verschieden, je nachdem das Reiseziel gewählt ist: im Gebiet der Sahara und in den Landschaften südlich von dieser grossen Wüste ist der Reisende auf das Pferd, besonders aber auf das Kamel angewiesen; s. Taf. 27 f. Für den Sudan, für Senegambien und Südafrika kommt das Kamel nicht in Betracht, sondern in diesem stehen zur Beförderung zu Lande nur zwei Tiere zur Verfügung: das Pferd und der Ochse. Die Ver- suche, den afrikanischen Elefanten den Zwecken der Wissenschaft dienstbar zu machen, haben bisher noch kein befriedigendes Ergebnis erzielt. Die Verwendung des Pferdes ist aber insofern beschränkt, als es hier nur zum Reiten dient und sich zum Transport dos unent- behrlichen Reisegepäcks nicht behilflich erweist. Der Ochse dagegen dient dem Reisenden als Zugtier hauptsächlich in Südafrika, vom Kapland bis an den Zambesi, sofern nicht die Tsetsefliege den Gebrauch der Ochsen gänzlich hindert. Der Ochsen wagen, den man als bezeichnendstes Verkehrsmittel in den nordamerikanischen Prairien und südamerikanischen Pampas wieder antrifft, ist in ausgespanntem Zustande durch fg. g und h dargestellt. Er ist ein einfaches, grössten- teils aus Holz hergestelltes, mit einer leinenen Plane überspanntes, geräumiges Gefährt, in dem das Reisegepäck seinen Platz findet; von mehreren Paaren Ochsen gezogen, bewegt er sich langsam und schwer- fällig vorwärts. Ausserhalb des Verbreitungsgebiets der Kamel- und Ochsen- karawane muss das Reisegepäck, welches aus Proviant, Tauschgegen- ständen, Waffen, Munition, Instrumenten, persönlichen Bedarfsartikeln und dergl. besteht, durch einheimische Träger fortgeschafft werden. Die Anwerbung derselben und die Aufsicht über sie bereiten dem Reisenden zahllose Schwierigkeiten und Verlegenheiten; manches wohl geplante Unternehmen, z. B. die deutsche Loangoexpedition 1874—76, ist an der Unmöglichkeit, die Trägerfrage zu lösen, gescheitert. Denn entweder wollen die Neger in ihnen fremde Gebiete nicht mit Vor- dringen, und es müssen deshalb von Strecke zu Strecke neue Träger gewonnen werden, was grossen Zeitverlust verursacht, oder sie zeigen, wenn sie über ihr Heimatsgebiet hinausgehen, stets Neigung, hei geeigneter Gelegenheit unter Zurücklassung oder auch unter Mitnahme von Gepäckstücken zu entfliehen. Die Trägerkolonne marschiert in einer vom Reisenden ein für allemal bestimmten Ordnung, gewöhnlich einer hinter dem andern, also im Gänsemarsch. Da häufig Angriffe von feindlichen Eingeborenen oder wilden Tieren (z. B. von Löwen oder Büffeln) zu fürchten sind, gehen sie bewaffnet, fg. e. Nach Beendigung des Tagemarsches wird, wo man bei den Einheimischen keine Unter- kunft findet, biwakiert; in der Errichtung von Zelten und Hütten zeigen die Neger grosse Gewandtheit (s. Zelt und Hütte auf fg. g): die Stangen werden aufgestellt, fg. d, und mit schilfähnlichen Pflanzen bekleidet (die fertige Hütte auf fg. g links). Während der Nachtruhe werden Posten ausgestellt, fg. f, und man versucht durch Verhaue und Feuer die wilden Tiere vom Lager fernzuhalten, fg. h. Fg. i zeigt einen ostafrikanischen Handelszug an einem Haltepunkte. Einige typische Gestalten solcher Handelszüge sind der Medizinmann, kenntlich an seiner phantastischen Kleidung, und der Trommler. Die Träger selbst befördern meist Elefantenzähne; die Frauen gehen mit leichteren Lasten. Letztere sind in Matten eingewickelte Kochgeräte, Körbe mit Lebensmitteln, zusammengerollte Tierhäute, wohl auch Hörner vom Nashorn und kleinere Elefantenzähne. Jede Karawane führt lebendes Vieh, namentlich Ziegen, Schafe und Geflügel mit sich; als begehrte Handelsartikel auch einige graue Papageien, Affen, junge Strausse u. a., die, entweder auf die Lasten gebunden oder in Käfigen untergebracht, die Reise mitmachen. Nicht geringe Schwierigkeiten bereiten die tieferen Flüsse, denen in der Regel die Brücken fehlen: die Trägerkolonne muss sie durch- waten, fg. b. Unvorhergesehene Tiefe oder reissende Strömung ver- ursacht manchen Verlust. Wo es angeht, benutzt der Reisende die Wasserkraft; aber gerade die afrikanischen Flüsse mit ihren zahlreichen Katarakten und Wasserfällen enthalten für die Kahnfahrt grosse Gefahren; nur die geringere Zahl unter ihnen lässt sich in der Form von fg. a über- winden; und in der Regel müssen die Boote von den Trägem um den Katarakt oder um den Wasserfall getragen werden, wie es fg. c zeigt.

5. Zur Erdkunde - S. 52

1905 - Leipzig [u.a.] : Teubner
52 Heinrich Barth. liehen afrikanischen Reisekollegen trennte, seine Aufmerksamkeit unter andern ganz besonders auf diesen Gegenstand gelenkt. Übrigens ist der „agu" im Venne nicht häufiger als im Issa bei Timbuktu, und es ist höchst merkwürdig, daß er dort eben- falls „agu" genannt wird. Er war, wie es scheint, der heilige Fetischfisch der Ssonrhai, und die Imo-scharh oder Tuareg am Ufer des Flusses tragen als größten Schmuck und zugleich als eine Art Präservativs Schnüre ans den Knochen dieses Fisches gefertigter Ringe um den Hals. von zahmen Tieren ist das Rind offenbar vor zwei oder drei Jahrzehnten von den Fulbe eingeführt worden, und es gedeiht, wie es scheint, gut, obgleich Viehkrankheiten häufig sind. Weil in Haussa die weiße Farbe unter dem Vieh vor- zuwiegen scheint, fiel es mir auf, daß ich hier kein einziges weißes Rind sah, so wenig wie später im Uiussgu-Lande,- aber die Tiere in Adamaua sind von ganz anderem Schlage als im letztern Lande. Das Pferd in Adamaua, das höchst wahr- scheinlich auch erst in verhältnismäßig junger Zeit eingeführt wurde, ist klein und schwach- die besten Pferde werden aus den nördlichen Distrikten gebracht, besonders von Uba. Die Provinz zerfällt in einzelne Distrikte, welche unter mehr oder minder mächtigen Häuptlingen stehen, die jetzt schon einzeln dahin streben, sich von Ssokoto, zum mindesten aber von I)oia unabhängig zu machen. Die Fulde sind vorerst nur in einzelnen Ansiedelungen über das Land zerstreut. Diese sind verschiedener Art, und zwar entweder größere Ortschaften und Städte, von welchen Privatansiedelungen ausgehen, wie die Landsitze des Statthalters, „ribago", ihrerseits wieder all- mählich zu größeren Ortschaften anschwellend, oder Sitze kleiner Unterhäuptlinge, „djoro", die ihre Vergrößerung den glücklichen Unternehmungen ihrer Herren verdanken, endlich Landbau- dörfer, „uro", wo der freie Landeigentümer mit seiner Familie wohnt, und Sklavendörfer, „rumde", wo nur Sklaven unter der Aufsicht eines Obersklaven wohnen. Obgleich die Herren im Lande, sind die Fulbe Adamauas doch vorzugsweise noch ge- I) Schutzmittel, Kmulett.

6. Die außerdeutschen Länder Europas - S. 187

1914 - Langensalza : Beltz
Xiii Das Königreich Italien. 167 seine Viehzucht besser dastehen. Am meisten blüht die Rindviehzucht in den Alpen und dem Polande. In Mittel- und Süditalien fehlt es bei der langen Trockenheit während des Sommers an Futter. Daher hält man dort vorwiegend Schafe und Ziegen; diese kann man auch auf dürre Weiden treiben. Italien hat doppelt soviel Schafe und Ziegen als Rinder. Die Italiener lassen ihr Vieh stets im Freien und kümmern sich wenig um dessen Wohl und Wehe. Oft raffen Viehseuchen Tausende der Tiere hin. Man hält in Italien wenig Pferde, aber viel Esel und Maultiere. In den Maremmen gibt es auch Büffel. Die Geflügelzucht ist sehr stark verbreitet, wiederum in der Poebene. Italien kann daher viel Eier ausführen. Am meisten Geld verdient Italien freilich mit der Zucht der Seidenraupe. Die Fischerei ist weit verbreitet, da ja Italien sehr viel Küste hat. Man fängt bei Sardinien namentlich Sardinen und Sardellen, ferner bei Genua Thunfische (bis 2x/2 m lang), Tintenfische usw. Daneben fischt man Korallen und Schwämme. Das W a l d l a n d ist bedeutend geringer als bei uns. Die Ziegen benagen die jungen Bäume. Die Köhlerei ist in Italien stark verbreitet: in Italien heizt man vorwiegend mit Holzkohlen, fast gar nicht mit Holz oder Kohlen. Die italienische Landwirtschaft leidet gleich der griechischen, türkischen, russischen unter mancherlei Mängeln. Da man wenig Rindvieh hält, kann man auch wenig düngen. Zudem gibt es doch fast gar keine Viehställe. Zum Kunstdünger hat der Bauer zu wenig Geld. Die Pflüge taugen nichts und ritzen den Boden nur notdürftig. Das Land ist zum allergrößten Teile im Besitz des Adels, der Kirche und der Städte. Sie verpachten die Güter an Pächter und Afterpächter und sind nur darauf bedacht, den Pachtzins einzu- treiben. Es gibt in Italien viel große Orte. Die Landarbeiter haben weite Wege. Um diese zu sparen, hausen sie vielfach während der Erntezeit in elenden Hütten, die auf dem Felde stehen. 10. Italiens Bergbau und Industrie. Italien ist arm an Bodenschätzen. Steinkohlen sind fast gar nicht vorhanden, Braunkohlen finden sich nur in geringer Menge. Man führt daher viel englische Kohle ein; Genua ist der wichtigste Kohlen- einsuhrhafen. In der Regel heizt man mit Holzkohle. Ofen zum bloßen Heizen gibt es wenig. Eisen findet sich auf Elba und Sardinien, in Tos- kana und Piemont. Doch muß Italien noch viel Eisen einführen. Sardinien liefert überhaupt die größte Ausbeute an Erzen, nicht bloß an Eisenerzen, sondern auch an Silber-, Blei- und Zinkerzen. Schwefel hingegen findet sich reichlich und zwar aus Sizilien. Gegen 4000 Schwefelgruben sind in Betrieb. Doch ist der Betrieb recht mangelhaft. Maschinen verwendet man fast gar nicht. Die Stollen sind so eng, daß nur ein Mann darin arbeiten kann. Auf steilen Treppen werden die Schwefelerze an die Oberfläche ge- tragen, statt daß man dies durch Hunde besorgen läßt. In Schmelzöfen reinigt man den Schwefel von allen Beimengungen. Der Abbau findet nur im Sommer nach der Ernte statt. Die giftigen Schwefeldämpfe vernichten weithin allen Pflanzenwuchs. Selbst die Arbeiter haben schwer unter dem Schwefeldampf zu leiden. Italien ist das schwefelreichste Land der Erde. Es erzeugt mehr reinen Schwefel als alle andern zusammen. Die Ausbeute an

7. Deutsche Forschertätigkeit in Afrika und Asien - S. 24

1910 - Paderborn : Schöningh
24 Deutsche Forschertätigkeit in Afrika und Asien einmal in der Hauptstadt Abesche unter dem Schutze des Königs Ali, so drohe mir keine Gefahr mehr; doch dürfe ich das Land nicht „aufschreiben", unterwegs die Leute nicht ausfragen und in Abesche keinen Versuch machen, im Lande herumzureisen. Nun konnte ich endlich an die Vorbereitungen zur Verwirklichung meines Planes gehen. Schwierigkeiten machte noch mein Geldmangel. Zwar hatte die heimische Regierung, wie mir Briefe aus Tripolis mitteilten, 2000 Mariatheresientaler angewiesen, aber angekommen waren sie noch nicht. Die Güte des Scheich hat mich in den Stand gesetzt, die nötige Ausrüstung und die Geschenke für die Könige von Wadai und Darfur rasch zu beschaffen, und am 1. März 1873 konnte ich mich von dem edlen Bornufürsten verabschieden und den Weg von Kuka nach Abesche antreten, der etwa 1000 Kilo- meter beträgt und von den Karawanen in 28 bis 34 Tagen zurückgelegt wird. Er ging mit geringen Abweichungen immer nach Osten. Mit mir reisten der Wadaigesandte Otman, ein Schoa-Araber Abo, der aus Wadai verbannt war und jetzt die Gnade des Königs zu erlangen hoffte, einige in Wadai geborene Leute von Bornu und zahlreiche Pilger. Bei der Stadt Gulfei am Schari endigte das erste Viertel unseres Weges, das in das Gebiet von Bornu fällt; für das zweite Viertel bis zum Fitrisee mußten wir uns mit Getreide versehen. Der tropische Pflanzenwuchs am Schari wird hier durch die Steppenvegetation abgelöst. Fruchtbarer ist wieder das unter der Votmäßigkeit Wadais stehende Land um den Fitrisee, ein etwa zwei Tagereisen im Umfang messendes ovales Becken ohne Abfluß, das während der Regenzeit weithin die Ufer überschwemmt. Das Fitrigebiet soll etwa 100 Ortschaften zählen. Sein Beherrscher Dschurab behandelte mich freundlich. Wir fanden ihn in einer gewöhnlichen Hütte auf einem einfachen Teppich sitzend, mit einer langen Tode von mäßiger Reinlichkeit be- kleidet. Der gegen 60 Jahre zählende kräftige Mann recht- fertigte in der Unterhaltung den ausgezeichneten Ruf, den er in Bornu wie in Wadai genoß. Er zeigte sich verständig, im Sinn der dortigen Welt gelehrt und versicherte mir, daß ich ungefährdet meine Reise fortsetzen könne.

8. Deutsche Forschertätigkeit in Afrika und Asien - S. 40

1910 - Paderborn : Schöningh
40 Deutsche Forschertätigkeit in Afrika und Asien Von Kuka nach Magvmmerl Als ich mit meiner Reisebegleitung am 13. Dezember (1866) nachmittags durch die Straßen (von Kuka) ritt, riefen mir die Bewohner von allen Seiten freundliche Abschiedsgrüße zu, nur ganz einzelne Stimmen ließen sich vernehmen: „Gottlob, daß er fortgeht, der Ungläubige, der Heide, der Christenhund!" Fünf Monate waren seit meinem Einzug in Kuka verflossen, die Stadt mit ihren grünumrankten Hütten und den schattigen, steis von einer munteren Vogelschar belebten Bäumen war mir wirklich lieb geworden, und nicht ohne Bedauern kehrte ich ihr für immer den Rücken. Wie in Kuka verwenden die Kanüri in allen ihren Städten und Dörfern bemerkenswerte Sorgfalt auf die Anpflanzung schattengebender Bäume; sie unterscheiden sich dadurch vorteilhaft von den Schua, die als echte Abkömmlinge der fatalistischen Araber zwar Gott für den Schatten danken, den ihnen ein am Wege stehender Baum gewährt, aber nicht daran denken, selbst einen Baum zu pflanzen, wo es Allah nicht gefiel, einen wachsen zu lassen. Kaum waren wir durch das Südtor ins Freie gelangt, so entzog der dichte Blätterschmuck die Häuser der Ost- und West- stadt Kuka unseren Blicken. Ich hatte meine Diener nach und nach entlassen und nur den treuen Hammed, den Marokkaner, und den Negerknaben Noel, der sich kräftig entwickelte, bei mir behalten. Mohammed Eatroni, bei dem sich das Alter sehr fühlbar zu machen begann, sollte mich noch bis Magommeri begleiten, von da aber nach Kuka zurückzukehren, um zwei von dem Dug-ma für mich in Ver- Währung genommene Kisten, meine gesammelten Mineralien und Sämereien, die mir vom Sultan geschenkten Proben der Bornuer Kunstindustrie und andere für die Reise entbehrliche Gegenstände enthaltend, mit der großen Karawane, die zu Ende des Rhamadan von Bornu abzugehen pflegt, nach Fefan zu bringen und sie dort Ben-Alua zur Weiterbeförderung nach Tripolis und Europa zu übergeben. Außerdem bildeten mein Gefolge ein berittener Kam-mai-be mit zwei Leuten, den mir der Sultan, und zwei Sklaven, die mir der Alamino durch seinen Intendanten in Kuka zur Verfügung gestellt. Zu den zwei Pferden, die ich besaß, hatte ich mir ein drittes nebst

9. Deutsche Forschertätigkeit in Afrika und Asien - S. 42

1910 - Paderborn : Schöningh
42 Deutsche Forschertätigkeit in Afrika und Asien Pferden an den Brunnen, um die Tiere zu tränken und unsere Schläuche mit Wasser zu füllen. Auch am folgenden Tage wurde erst um 8^ Uhr auf- gebrochen. Die Nacht rvar noch kälter gewesen als die vorige, das Thermometer sank bis auf 7°. Dagegen fiel jetzt in der Nacht kein Tau trotz der Nähe des Tschad-Sees, dessen Wasser doch um diese Zeit noch unvermindert hoch steht: es ist eben der Staub der Wüste, welcher nun der Luft alle Feuchtigkeit benimmt. Immer in sandiger, dichtbewaldeter Ebene weiter ziehend, gelangten wir um 10 Uhr an den Brunnen Karangüa, der eine Tiefe von 100 Fuß hat. Zehn Minuten östlich davon liegt der gleichnamige Ort, und ebenso weit westlich der Ort Eamgällerge. Um 11 Uhr überschritten wir die Grenze der Provinz Allarge. In einem der nächsten Dörfer wollte ich um 1 Uhr lagern lassen, aber die Besitzerin desselben, eine dicke Negerin, die früher Sklavin im Harem des Schich el-Kanemi gewesen war, gab vor, es sei kein Brunnen in dem Orte, und riet uns, lieber nach dem eine halbe Stunde rechts vom Wege liegenden Dorfe Toe zu gehen. Der Billa-ma (Ortsvorsteher) von Toe nahm mich sehr freundlich auf, ja er war so auf- merksam, daß er meine Hütte mit hohen Matten umgeben ließ zum Schutz gegen die Kälte, die seinem Gefühl schon fast unerträglich erschien. Die Bewohner dieses Ortes, wie aller anderen Orte zwischen hier und Kuka, sind Kanembu, d. h. Abkömmlinge der Bewohner Kanems, und mit dem Vater des jetzigen Sultans von Kanem nach Bornu übergesiedelt. Die Dörfer südlich von Toe aber haben eine aus Schua, Kanüri und Gämergu gemischte Bevölkerung, und zwar bilden letztere, Vettern der Uändala, welche selbst wieder mit dem Kanüri- und Kanembu-Stamme nahe verwandt sind, die überwiegende Zahl. Auf dem Wege hierher bemerkte ich wieder eine Menge oft 5 bis 6 Fuß hoher Ameisenhügel von eigentümlicher Form. Kein Land dürfte so viele Ameisen haben und so verschiedene Arten wie Bornu in seinen ausgedehnten Waldungen. Die Ameisen, die meine Wohnung zu Kuka scharenweis heimsuchten, gehören zu der großen roten Art. Vor ihrer Gefräßigkeit und ihrem Spürsinn ist nichts Süßes sicher; den Zucker mußte ich alle Tage anderswo aufhängen, sonst hatten sie ihn gleich ausgekundschaftet und verzehrt. Aber sie beißen den Menschen

10. Nationale Erdkunde - S. 345

1911 - Straßburg i.E. : Bull
8. Die selbständigen Staaten Afrikas. 345 wohl der beste Kenner des Landes, glaubt auf Grund aller dieser Verhältnisse annehmen zu dürfen, daß Marokko in 50 Iahren einen Gesamthandel von einer Milliarde Mark haben werde. Günstige Aussichten genug also. And doch ist Marokko nicht durch sie, sondern nur durch den deutsch-französischen Gegensatz bekannt geworden. Woher kommt das? Verschiedene Amstände tragen dazu bei. Die Küste ist hafenarm, steht zudem unter der Einwirkung der starken, westafrikanischen Brandung. Diese hat den Küstensaum langsam abgetragen und einen Gürtel gefährlicher Klippen um die Westküste herumgelegt. Casablanca, Masagan, Sassi, Mogador besitzen eigentlich keine Ääsen, sondern ziemlich unge- schützte Buchten, von der Brandung eingerissen. Oft müssen die Schiffe monatelang vor dem Äafen liegen, ohne einfahren zu können; sehr oft sogar sehen sie sich gezwungen, ohne Ausladung wieder heimzukehren. Selbst der Äafen von Tanger, der beste an der marokkanischen Küste, ist nicht hinreichend gegen die offene See geschützt. Marokko besitzt ferner keinen Kilometer fahrbare Straße. Noch viel weniger natürlich sind Eisenbahnen zu finden. Wie soll da ein Handelsverkehr entstehen? Auch zur Beschaffung von Berieserungsanlagen ist noch nichts getan. Trotzdem ist der Schluß wohl berechtigt: Marokko, vor den Toren Europa gelegen, ist ein Land von sehr wichtiger Lage, könnte eine Korn- und Fleischkammer Europas, ein ergiebiges Ausfuhrland für Südfrüchte aller Art, für Baumwolle, für Erz werden, besitzt dabei Millionen kulturfähiger Menschen. So war es also nichts Geringfügiges, um das der Streit zwischen Frankreich und dem Deutschen Reich sich drehte. Das wußten die Franzosen wohl. Was ist Marokko uns jetzt schon? Vorerst scheint ja der Streit beigelegt. Frankreich verzichtet darauf, Marokko „friedlich zu durch- dringen", wie die Franzosen so schön gesagt haben, das heißt das Land zur französischen Kolonie zu machen. Beide Länder besitzen gleiche Handelsrechte, nur die an Algerien grenzenden Gebiete sollen den Franzosen ausschließlich vorbehalten sein. Für uns ist
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