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1. Leitfaden zum methodischen Unterricht in der Geographie - S. 93

1836 - Eisleben : Reichardt
Mitteleuropa. Könige. Sardinien. 93 der Produkts des Landes von Bedeutung, aber mehr in den Händen der Ausländer. Zn den schönen Kün> sten hat Italien sich von jeher ausgezeichnet und Mei- ster darin hervorgebracht. Auch die Wissenschaften wer- den mit Erfolg betrieben, wiewohl im Ganzen hierin die Italiener mehrere andere Europäische Völker nicht erreichen. Italien steht nicht unter einem einzigen Fürsten, und bildet also nicht Einen Staat, sondern besteht aus 3 Königreichen, einem geistlichen Staate, einem Groß- herzogthum, 3 Herzogthümern und einer kleinen Re- publik. Auch gehören einige Theile des Landes zu andern nicht Ztalienischen Staaten. Die einzelnen Theile sind: 1. Das Königreich Sardinien. Es gehören dazu die Insel Sardinien, und vom Festlande der westlichste Theil des nördlichen Italien. Die Gränzen dieses letzkern sind gegen Westen Frank- reich, gegen Norden die Schweiz, gegen Osten das Lombardisch-Venezianische Königreich und das Herzog- thum Parma, und gegen Süden das Mittelländische Meer, welches hier den Meerbusen von Genua macht. Die Größe beträgt über 1300 Qmeilen, wor, auf 44 Millionen Menschen leben. Der Boden ist theils gebirgig, theils eben. Von Gebirgen gehören die Lepontischen, Penninischen, grauen, Cot- tischen und die See- Alpen und die Apenninen hieher. Der höchste Berg der Alpen, der Montblanc, erhebt sich im Umfange desselben, und zwar südlich vom Genfersee und in der Nähe der Schweizerischen Gränze. Der Po nimmt hier seinen Ursprung, und ist der Hauptfluß. Von dem Genfersee gehört der süd- liche und vom. Lago maggioro der westliche Theil hieher. Aus diesem letzten See fließt der Ticino (spr. Tikschino) und geht in den Po. Sardinien hat einen eigenen König, jetzt Karl Emanuel V. (Albert). Turin, die Hauptstadt des ganzen Staates und Residenz des Königs, östlich von den Cottischen und nördlich von den Meer- alpen, südöstlich von Genf, am linken Ufer des Po, in einer schönen Ebene, eine der schönsten und regelmäßigsten Städte, hat ein großes königliches Schloß, eine Universität und 120,000 E n- wohner. — Alessandria, große Stadt südöstlich von Turin,

2. Leitfaden zum methodischen Unterricht in der Geographie - S. 94

1836 - Eisleben : Reichardt
94 Mitteleuropa. Lomb. Venez. Könige. wo berühmte Messen gehalten werden. — Genua, die vornehm- ste Handelsstadt des Staates, südöstlich von Turin, am südlichen Abhange der Apenninen und am Meerbusen von Genua, ist groß und befestigt, und hat einen Hafen, eine Universität, viele Pal- läste, bedeutende Fabriken und 80,000 Einwohner. -— Nizz a, Seestadt am Mittelländischen Meere, südwestlich von Genua, ist wegen ihres milden Klimas berühmt, und treibt lebhaften Han- dels— Die Insel Sardinien, südlich von Corsica, im Mit- telländischen Meere gelegen, mit der Hauptstadt Cagliari, (spr. Kaljiaro, an der Südküste der Insel und an einem Meer- busen, hat einen Hafen und eine Universität. 2. Das lombardisch-Venezianische Königreich. Es begreift den nordöstlichen Theil des Festlands von Italien, und gränzt gegen Westen an das König- reich Sardinien, gegen Norden an die Schweiz und Deutschland; gegen Osten an Deutschland und das Adria- tische Meer, welches hier den Meerbusen von Venedig bildet und gegen Süden an den Kirchenstaat, Modena und Parma. Der kleinere nördliche Theil ist gebirgig, der größere südliche Theil eine sehr fruchtbare und wohl angebaute Ebene. Die Hauptflüsse sind der Po, wel- cher die südliche Gränze des Landes macht, und sich hier in das Adriatische Meer mündet, und die Etsch, welche in dasselbe Meer ihre Mündung hat. Der Ti- cino, ein Nebenfluß des Po, ist als Gränzfluß ge- gen Sardinien zu bemerken. Von großen Landseen ge- hören der östliche Theil des Lago maggiore, der Comersee und der Gardasee hieher; dessen südliche Spitze aber zu Deutschland gerechnet wird. Dieses Kö- nigreich. welches 850 Qmeilen mit 4s- Millionen Ein- wohnern enthält, gehört dem Kaiser von Oesterreich, der es durch einen Vicekönig regieren läßt. Mailand, Hauptstadt und Residenz des Viceköm'gs, nörd- lich von Genua und südlich vom Comersee, an einem kleinen Ne- benflüsse des Po, in einer großen herrlichen Ebene, hat eine prachtvolle Domkirchc und 140,000 Einwohner. — Brescia, Stadt, westlich vom Gardasee und nordöstlich von Mailand, mit berühmten Metallwaarcnfabriken und starkem Handel. ■— P avia, (spr. Pawia), Stadt, südlich von Mailand, am Ticino, unweit seiner Mündung in den Po, hat eine berühmte Universität. — Mantua, Stadt und starke Festung, südlich vom Gardasee und östlich von Pavia, liegt in einem See. — Verona, große Stadt, nordöstlich von Mantua und östlich von der Südspitze des Gardasees, zu beiden Seiten der Etsch, hat ein merkwürdiges

3. Leitfaden zum methodischen Unterricht in der Geographie - S. 95

1836 - Eisleben : Reichardt
Mitteleuropa. Herzogth. Modena. 95 Römisches Amphitheater und 53,000 Einwohner. — Padua, alte Stadt, östlich von Verona und nördlich vom Po, liegt in der Nähe des Flusses Brenta, und hat eine Universität. — Vene- dig, große und berühmte Stadt, sonst eine der wichtigsten Han- delsstädte, etwas nordöstlich von Padua, in einem Busen des Adriatischcn Meeres, auf 60 Inseln erbaut, daher Kanäle die Stelle der Straßen vertreten, hat 100,000 Einwohner. Unter ihren Gebäuden ist die St. Markuskirche am merkwürdigsten. 3. Das Herzogthum Modena. Ein kleines Land, das nicht völlig 100 O.meilen mit 400,000 Menschen in sich faßt, südlich vom Po und von dem Lombardischen Königreiche, wird von die- sem letztern, von dem Kirchenstaate, den Herzogthü- mern Lucca und Parma eingeschlossen, und stößt auch an das Mittelländische Meer, ist im nördlichen Theile eben, im südlichen von den Apenninen durchzogen, wird vom Po an der Nordgränze berührt und steht unter einem eignen Herzog. Modena, Hauptstadt und Residenz des Herzogs, südlich von Mantua und vom Po, zwischen 2 Nebenflüssen des Po, ist schön gebaut und hat ein prächtiges herzogliches Schloss, eine Universität und 27,000 Einwohner.— Carrara, kleine Stadl, südwestlich von Modena und unweit des Mittelländischen Meeres, mit den berühmtesten Marmorbrüchen. 4. Da6 Herzogthum Parma. Dieses kleine Land, südlich vom Po, der die nördr liche Gränze desselben gegen das Lombardisch - Venezia- nische Königreich macht, gränzt aus den übrigen Seiten an Modena, das ihm östlich liegt, an einen getrennten Theil von Toscana und an das Königreich Sardinien, hat 100 Qmeilen mit 460,000 Einwohnern, ist sehr fruchtbar, und nur im südlichen Theile von einigen Zwei- gen der Apenninen durchzogen. Der Po, der Haupt- fluß des Landes, berührt dasselbe nur als Gränzstrom. Es gehört bis jetzt einer Erzherzoginn von Oestreich, welche die Gemahlinn des vormaligen Kaisers von Frank- reich Napoleon war, und fällt nach ihrem Tode an den Herzog von Lucca. Parma, Hauptstadt und Residenz, nordwestlich von Mo- dena und südlich vom Po, an einem Nebenflüsse desselben und in einer schönen Ebene, hat eine Universität und 30,000 Einwohner.

4. Leitfaden zum methodischen Unterricht in der Geographie - S. 96

1836 - Eisleben : Reichardt
96 Mitteleuropa. Herzogth. Lucca. 5. Das Herzogthum Lucca. Noch kleiner als die Herzogthümer Modena und Parma, indem es nur 20 Qmeilen mit 150,000 Ein- wohner enthält, gränzt nördlich an Modena, und wird auf den übrigen Seiten von Toscana und vom Mit-' telländischen Meere umgeben. Es ist fruchtbar und wohlangebaut, hat nur an der Nordseite, wo die Apen- ninen durchstreichen, einen bergigen Boden, und steht unter einem eignen Herzog. Lucca, Haupt- und Residenzstadt, an einem kleinen Flusse, östlich vom Meere und südöstlich von Carrara, hat eine Universität, bedeutende Fabriken, in der Nähe besuchte warme Bäder und 22,000 Einwohner. 6. Das Herzogthum Toskana. Es liegt am Mittelländischen Meere, das hier das Tyrrhenische oder Toscanische heißt, gränzt an Lucca und Modena und an den Kirchenstaat, der es auf der gan- zen Ost- und zum Theil auf der Nordseite umgiebt, ent- hält 400 Qmeilen mit 1,400,000 Einwohnern, und hat im Ganzen einen fruchtbaren wohlangebauten Boden;, nur die Sumpfgegend längs der Küste macht davon eine Ausnahme. Der nördliche und östliche Theil des Lan- des ist ein von den Apenninen gebildetes Gebirgöland, wo die Tiber und der Arno entspringen, von wel- chen der letztere der Hauptfiuß ist, und nach einem west- lichen Laufe, südwestlich von Lucca, in das Toscanische Meer sich mündet. Toscana wird von einem eigenen Großherzoge regiert. Florenz, Haupt- und Residenzstadt, südlich von Modena und östlich von Lucca, eine große und berühmte Stadt, in einer schönen Gegend, am schiffbaren Zlrno, hat eine Universität, eine prachtvolle Domkirche, ein großes Residcnzschloß, eine der merk- würdigsten Kunstsammlungen und 93,000 Einwohner. — Pisa, Stadt, westlich von Florenz und südlich von Lucca, am Arno, mit dem bekannten hängenden Thurme, einer Universität und berühmten warmen Bädern, die aber 3 Stunden von der Stadt liegen. — Livorno, große, blühende und zum Theil regelmäßig gebaute Handelsstadt, südwestlich von Pisa, am Toscanische» Meere, hat einen Hafen und unter ihren 70,000 Einwohnern viele Juden, die sehr reich sind. — Elba, kleine an Eisen reiche Insel, südlich von Livorno, zwischen der Westküste von Toscana und der Insel Corsica, wo Napoleon, nachdein er dem Französi- schen Throne entsagt hatte, sich von 1814 bis 1815 aufhielt.

5. Leitfaden zum methodischen Unterricht in der Geographie - S. 98

1836 - Eisleben : Reichardt
98 Ii. Mitteleuropa. Rep. San. Marino, rc. Nähe des Küstenflusses Reno, hat eine Universität, viele Pallaste und 70,000 Einwohner, welche sich durch ihre Industrie auszeich- nen. — Ravenna, Stadt, südöstlich von Bologna, unweit des Adriatischen Meeres. -— Ferrara, wohlgebaute Stadt, nordöstlich von Bologna, an einem Arme des Po, mit einer Universität. 8. Die Republik San Marino. Sie liegt im Umfange des Kirchenstaates, in der Nähe des Adriatischen Meeres, südöstlich von Ravenna, begreift nur die Stadt San Marino und 4 Dörfer, zusammen mit 7000 Ein- wohnern, und steht unter padstlichcm Schutze. 9. Das Königreich beider Sicilien. Es begreift die ganze südliche Hälfte der Halbinsel Italien oder das Königreich Neapel und die Insel Si- cilien nebst mehreren dazu gehörigen kleinern Inseln; wo- von Neapel gegen Nordwesten an den Kirchenstaat gränzt und auf den übrigen Seiten von dem Adriatischen, Io, nischen und Mittelländischen Meere umgeben wird; und Sicilien südwestlich vom Festlande liegt, nur durch die schmale Meerenge von Messina davon getrennt. Der ganze Staat enthält 2000 Qmeil. mit 7,800,000 Einwohnern. Der Boden ist sowohl in Neapel als in Sicilien meistens gebirgig und zwar von großer Frucht/ barkeit. In Neapel sind die Apenninen das Haupt- gebirge, welche daselbst ihre größte Höhe erreichen und an der Eüdküsie in die Vorgebirge Leuca und Spar- t ivento auslaufen. Sicilien wird gleichfalls von Berg- ketten durchzogen, die gleichsam als Fortsetzung der Apen- ninen angesehen werden können, und sich an den Kü- sten dieser dreieckig gestalteten Insel in Vorgebirge endi- gen, davon Peloro den nordöstlichsten, Passaro den südöstlichsten und Boeo den westlichsten Punkt Sici- liens macht. In Neapel ist der Vulkan oder feuerspeien- de Berg Vesuv und in Sicilien der weit höhere Aetna. Große Flüsse haben weder Neapel noch Sicilien. Erd- beben sind häufig und zuweilen sehr verheerend. Der äußerst fruchtbare Boden ist reich an köstlichen Erzeug- nissen, wird aber von den Einwohnern zu wenig ange- baut. Der jetzige König heißt Ferdinand Ii. t

6. Deutsche Schulgeographie - S. 130

1908 - Gotha : Perthes
130 Frankreich (Mont Cenis-Bahn) zusammentreffen, liegt die ehemalige Haupt- stadt des Königreichs Sardinien, Turin, eine moderne Stadt mit schnür- geraden, breiten Straßen. Die Festung Ales fandria (alessandria) wird wegen ihrer Lage in der Nähe des Endes der Bocchettastraße (bokötta) über den Apennin der „Schlüssel Italiens" genannt. — 2. Ligurien, nach dem alten Volke der Ligurer benannt, ist der gebirgige Küstenstrich auf der Sonnenseite des Apennin und der ligurischen Alpen und daher wärmer als die Ebene. Die milden Winter der Riviera (Küste) ziehen besonders Brustkranke an. Neben Seefahrt und Handel, die sich in Genua (am Endpunkte der Bocchettastraße) konzentrieren, herrscht auch rege industrielle Tätigkeit, besonders in der Papierfabrikation. Spezia (spezia) ist der Kriegshafen Italiens. — 3. Die Lombardei (nördlich vom Po, zwischen dem Tessin und Mincio) ist die industriellste Provinz des Reiches, und zwar am meisten in denjenigen Zweigen fortgeschritten, die sich auf die Landwirtschaft stützen: in der Seidenindustrie und Käse- bereitung (Parmesankäse im Addagebiet). Mittelpunkt der Seiden- industrie ist Mailand zwischen dem Tessin und der Adda am Ver- einigungspunkte der Straßen aus der Schweiz. Wie der Tessin mit seinen versumpften Ufern im W., so ist der Mincio im O. eine Haupt- Verteidigungslinie gegen die von W. oder O. kommenden Heere, daher wurden hier viele Schlachten geschlagen. M an tu a am Mincio, ringsum von schützenden Sümpfen umgeben, ist eine der Hauptfestungen Italiens. P a v i a (pavia) am Tessin war einst die Hauptstadt des Longobardenreiches, von dem die Lombardei den Namen führt. — 4. Venetie« ist das flache Küstenland nördlich vom Po. Den Ausgang der wichtigen Brennerstraße bewacht die starke Festung Verona; in der Mitte zwischen Alpen und Meer liegt die Universitätsstadt Padua (pädua), am Meere die Lagunen- stadt Venedig, im Mittelalter die erste See- und Handelsstadt Europas, deren Macht über viele Inseln und Küstenländer des öst- lichen Mittelmeeres reichte (bis zum Ende des 18. Jahrhunderts eine Republik, die von Dogen [boschen] regiert wurde), aber auch jetzt noch die erste Seestadt am Adriatischen Meere. Sie ist auf mehr als 100 In- seln erbaut, zwischen denen die die Kanäle befahrenden Gondeln (Boote) den Verkehr vermitteln. — 5. Emilia, die östlichste Landschaft südlich vom Po, erhielt ihren Namen von der alten Römerstraße (jetzt Eisen- bahn) Via Aemilia. Diese beginnt bei der Festung Piacenza (pia- tschendsa) am Po, wo sich die Straßen aus der Schweiz und aus Frankreich vereinigen, sührt über Parma und Modena (früher Haupt- städts von Herzogtümern gleichen Namens) nach Bologna (bolönja), der ältesten Universität und jetzt wichtigem Kreuzungspunkte der Emilia- bahn mit der Bahn von Venedig über den Apennin nach Toskana, und

7. Deutsche Schulgeographie - S. 129

1908 - Gotha : Perthes
129 Daß die Italiener später von anderen Völkern überflügelt wur- den, hat seinen Grund in der politischen Zerrissenheit. Bis 1859 bestanden in Italien sieben Staaten, und außerdem besaß Österreich einen großen Teil der Poebene. Die Einigung ging 1860 vom Königreich Sardinien aus, das außer der gleichnamigen Insel noch Piemont und Ligurien und die jetzt an Frankreich abgetretenen Land- schasten Savoyen und Nizza umfaßte, und vollendete sich 1870 durch die Besetzung des letzten Restes des ehemaligen Kirchenstaates, der dem Papste gehörte. Landwirtschaft und Seehandel sind die Haupterwerbsquellen der Italiener. Außer China erzeugt kein Land soviel Rohseide wie Italien, daneben sind Olivenöl, Wein und Südfrüchte die wich- tigsten Produkte. Die Industrie ist von geringerer Bedeutung, weil das Land wenig Kohle und Eisen besitzt, und wird nur m Norditalien in größerem Maßstabe betrieben. Der Handel wird durch die Lage Italiens gefördert. Die einstige Größe der italienischen Seestädte ist zwar geschwunden, seit sich infolge der Entdeckung Amerikas und des direkten Weges nach Ostindien (um Afrika herum) der Welthandel von dem Mittelländischen Meere nach dem Atlantischen Ozean wandte, aber in neuester Zeit haben sie durch den Ausbau der Alpen- und italienischen Eisenbahnen und die Eröffnung des Suezkanals wieder außerordentlich gewonnen. Der kürzeste Weg von West- und Mitteleuropa nach der Levante und nach Indien führt über die Alpen und auf der östlichen Küstenbahn nach Brindisi (brindisi), wo sich die Dampfschiffahrt anschließt. § 168. Oberitalien umfaßt die Poebene und die ligurische Küste (am Golf von Genua) und bildet auch durch sein Klima und seine stark gemischte Bevölkerung (Kelten, Germanen) den Übergang von Deutschland und Frankreich nach Italien. Als Grenzland ist es eins der größten Schlachtfelder Europas, auf dem so oft die Geschicke des heiß umkämpften Italien entschieden wurden. An Bildung und Tüchtigkeit übertreffen die Norditaliener die Bewohner der Halbinsel. Die Land- Wirtschaft steht auf einer hohen Stufe; zahlreiche, zum Teil auch schiff- bare Kanäle durchschneiden die Ebene, um den Wasserreichtum gleich- mäßig zu verteilen, während anderseits Dämme die Flußniederungen vor Überflutungen schützen. Auch die italienische Industrie hat ihren Haupt- sitz in Oberitalien. Die Bevölkerung ist daher hier dichter als durch- schnittlich in Italien; seit dem Altertum ist Oberitalien das Land der Städte, in denen in Europa zuerst ein kräftiges Bürgertum erwacht ist. Die Landschaften von Oberitalien sind: 1. Piemont'), der west- * lichste Teil der Poebene. Am oberen Po, wo die Straßen aus *) Heißt soviel wie „am Fuße des Gebirges gelegen". 6up an, Deutsche Schulgeograpbie 9

8. Bilder aus Europa mit Ausschluss des Deutschen Reiches - S. 159

1890 - Gotha : Behrend
Florenz. 159 6. Florenz Florenz, mit dem Zunamen „la bella", früher die Hauptstadt des Großherzogtums Toskana und von 1865 bis 1871 die Hauptstadt des Königreichs Italien, liegt in fruchtbarer, von anmutigen Hügeln und sanftwelligen Bergen umkräuzter Niederung des Arno. Wenn auch ihre Eigentümlichkeit weniger in die Augen springt, als die ihrer Schwesterstädte Venedig, Bologna und Genua, so verdient sie doch, unter der Beleuchtung der Geschichte und Kunst durchwandert, Rom an die Seite gestellt zu werden. Denn Florenz hat nicht bloß eine der bedeutsamsten Staatsgeschichten aufzuweisen: es war, wie Rom im Altertume, so im Mittelalter und über dieses hinaus der Brennpunkt der geistigen Entwickelung Italiens. Die italienische Sprache sand hier ihre Läuterung, und neben Handel und Industrie blühte hier unter dem Schutze der Mediceer, namentlich Cosmo des Älteren und Lorenzo des Prachtliebenden, Wissenschaft und Kunst, und außer den Werken, mit denen heimische Meister die schöne Arnostadt schmückten, war man zugleich eifrig daranf bedacht, hervorragende Schöpfungen anderer Künstler herbeizuschaffen und in Kirchen, Museen und Palästen anzu- sammeln. So kommt es, daß Florenz eine Fülle von Kuustschätzen aufzuweisen hat, wie kaum eine Stadt der Welt, und diese sind es, welche neben der Anmut der Lage die Stadt zu einem Lieblingsziel der Reisenden macht. Der von breiten Quais eingefaßte Arno, über den fünf steinerne Brücken ihre Bogen spannen, zerschneidet die Stadt in zwei ungleiche Teile, von denen der nördliche, die alte Stadt genannt, auf dem rechten Ufer sich eben ausbreitet. Die bei weitem kleinere Hälfte der neuen Stadt zieht sich die Höhen des südlichen Ufers hinan, die mit einer Menge schöner Landhäuser und Gartenanlagen geschmückt sind. Eine große Ringmauer von etwa 13 km Länge umschließt das Stadtgebiet, zahlreiche Thore von autiker Bauart vermitteln den Zugang, und zwei Citadellen im Norden und Süden verteidigen die Stadt. Zu dem schönen reinlichen Plattenpflaster derselben hat der nahe Apennin in dem „Pietra forte" genannten Kalkstein ein treffliches, festes Material geliefert. Die Häuser sind meist aus einem feinkörnigen, durch Kalk gebundenen Sandstein aus den Brüchen von Fiefole erbaut, und der bräunliche Ton dieses Baumaterials erhöht den düsteren Eindruck, den namentlich einige enge, von hohen Häusern eingefaßte Gassen der Alt- stadt machen. Daneben fehlt es in den neuhinzugekommenen Stadt- teilen nicht an schönen, breiten Straßen, und z. B. der Lungarno längs der beiden Arnoufer, in feinen einzelnen Teilen meist nach den anstoßenden Palästen berühmter Familien benannt, ist eine prächtige, von großartigen Häusern umrahmte Straße. Werfen wir nun einen Blick auf einige der fchönsten Bauwerke der Stadt, einige ihrer Kirchen und Paläste, in Hinsicht auf deren Zahl Florenz nur Rom nachsteht. Unter den Kirchen ist der Dom, ziemlich in der Mitte der nörd-

9. Bilder aus Europa mit Ausschluss des Deutschen Reiches - S. 146

1890 - Gotha : Behrend
146 Bilder aus Süd-Europa. Weil wir als Deutsche nun gern da weilen, wo deutsche Großthaten geschehen sind — und wir stehen in Italien ja auch in geschichtlicher Beziehung auf klassischem Boden —; weil ein großer Teil der Deutschen in Italien die Befriedigung der heiligsten Gefühle des Menschen sucht: darum ist auch die Geschichte, sowohl die der Vergangenheit, als- auch die der Gegenwart, ein Faktor, der die Deutschen mit unnenn- barer Sehnsucht über die Alpen zieht und vielen Tausenden die Bitte auspreßt: „Dahin! Dahin Geht unser Weg! O, Vater, laß uns ziehn!" Tausende sind diesem Zuge gefolgt, sind mit dem Zugvögeln über die Alpeu gezogen und haben sich gelabt an Italiens Naturschön- heiten, an seinen Kunstdenkmälern und an den dort auftauchenden ge- schichtlichen Erinnerungen. Und noch alljährlich folgen viele diesem Zuge. Wer kennt aber die Zahl derjenigen, die auch von brennender Sehnsucht nach diesem Wnnderlande verzehrt werden, die aber ihre Sehnsucht im Innersten ihres Herzens verschließen müssen, weil unüber- windliche Hindernisse sich der Erfüllung ihres Wunsches entgegenstellen,, und die mit Geibel klagen: „Ich blick' in mein Herz und blick' in die Welt, Bis vom schimmernden Auge die Thräne mir fällt, Wohl leuchtet der Süden mit goldenem Licht, Doch hält mich der Nord — ich erreiche ihn nicht. O, die Schranken so eng, und die Welt so weit, Und so flüchtig die Zeit! O, Hütt' ich Flügel, durchs Blaue der Luft, Wie wollt' ich baden im Sonnenduft! Doch umsonst! Und Stunde auf Stunde entflieht — Vertraure die Jugend, begrabe das Lied. O, die Schranken so eng, und die Welt so weit, Und so flüchtig die Zeit!" Joh, Meyer. 2. Italiens Natur. 1. Eintritt in Italien. — 2. Italiens Schönheit. — 3. Italiens Pflanzenwuchs» 1. Selten hat mir das Herz über Naturpracht und Menschenlos höher geschlagen als an jenem unvergeßlichen Sonntage, an welchem wir die herrliche, gewaltige Strecke von Trient bis Venedig, mehr als 25 Meilen,, durchrollten. Flugschnell ging es an der breitströmenden Etsch hin durch das prangende Thal nach Roveredo, dieser alten, über einem ansgeiodeten Eichenwalde gegründeten Stadt, deren neuer, mit statt- lichen Bauten geschmückter Corso den Gegensatz zu den grauen, hoch- schattigen Häusern der Altstadt bildet. Links und rechts trägt die Natur und die menschliche Kultur bereits völlig ein italienisches Ge- präge. Überall hohes, reizend ausgezacktes, kaum bis zur Mittelhöhe
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