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1. Geschichte der neuesten Zeit - S. 39

1912 - Frankfurt a.M. [u.a.] : Diesterweg
Napoleons Kriege in Spanien und mit Osterreich. Ii 4252. 39 der deutscheste aller Erzherzoge, und die junge Kaiserin Maria Ludo-vika hielten den Augenblick fr gekommen, wo sterreich die bedrngte Menschheit retten knne. Auch Napoleons schnelle und siegreiche Rckkehr aus Spanien vermochte den Entschlu zum Kriege nicht rckgngig zu machen. Nationale Begeisterung erfllte vornehm und gering; Vter und Shne traten in Freibataillone ein, ungarische Adelsfamilien stellten ganze Husarenregimenter ins Feld. sterreichs bester Feldherr, Erzherzog Karl, wute sein Heer mit der berzeugung zu beseelen, da der bevorstehende Krieg der Befreiung ganz Deutschlands gelte. Zugleich erhoben sich die Tiroler gegen die Bayernherrschaft. Sie zrnten, weil die neue Obrigkeit in ihre alten Rechte der Selbstverwaltung und Selbstbewaffnung eingriff, und besonders, weil ihre religisen Gewohnheiten angetastet wurden; sie wollten wieder zu ihrem Kaiserhause gehren. Mit der Untersttzung eines sterreichischen Heeres, das das Pustertal heraufkam, nahmen sie franzsische und bayrische Heeresteile gefangen; nach einer Schlacht am Iselberg eroberten sie Innsbruck. Tirol war frei von Rooereit (Roveredo) bis gegen Kufstein hin. 2. Allein während Erzherzog Johann auf dem sdlichen Kriegsschauplatz den Feind bis hinter die Etsch zurckschlug, verzgerte sich der Aufmarsch des Donauheeres; die Franzosen bekamen Zeit, sich zu sammeln. So wurde Erzherzog Karl in den Gefechten des Regensburger Feidzuges" aus Bayern hinausgedrngt; er zog durch Bhmen gen Wien, in das Napoleon schon eingerckt war. Damit war der Krieg in der Hauptsache schon entschieden: ein geschlagenes sterreich durfte auf keine Verbndeten hoffen. Der Oberfeldherr riet denn auch zum Frieden; aber die Kaiserin Ludovika widersetzte sich mit tapferem Mut. Als nun die Franzosen am Pfingstmontag von Wien aus die Donau berschritten, warf sie Erzherzog Karl in der Schlacht bei Aspern blutig zurck. Von ihm persnlich angefeuert, hielt das Fuvolk dem wilden Ansturm der franzsischen Reiterei stand wie ein Wall; auch am zweiten Schlachttage warf sich der Erzherzog selber, mit der Fahne eines Regiments in der Hand, dem Vorsto der Franzosen entgegen. Die Donaubrcke brach: Napoleon war von seinen Reserven und seinen Munitionswagen getrennt; er mute den Rckzug befehlen. Zum erstenmal war der Unberwindliche berwunden; weithin durch Deutschland erscholl der Ruf der Schlacht bei Aspern und erregte mchtig die Gemter. Aber nun versanken die sterreicher, die furchtbare Verluste gehabt hatten, in Unttigkeit. Erzherzog Karl konnte weder selbst zu einem Ent-

2. Geschichte der neuesten Zeit - S. 81

1912 - Frankfurt a.M. [u.a.] : Diesterweg
Die soziale Frage. Romantik; Musik und Baukunst. Iii 7482. 81 8. Das geistige Leben und der Zollverein. 1. Die politische Einigung Deutschlands hatte Metternichs Staatskunst" zu hintertreiben gewut. Da das geistige und das Wirtschaftsleben unser Volk immer inniger umschlang, konnte keine Macht der Erde verhindern. In der Franzosenzeit hatte die Dichtung der Weimarer Dios-kuren" ihre schnsten und unvergnglichsten Meisterwerke geschaffen, die in der immer reicheren Bewegung der folgenden Jahrzehnte Gemeingut aller Gebildeten wurden. Kurz vor seinem Tode (f 1832) vollendete Goethe seinen Faust"; und neben diese Verkrperung des strebenden und irrenden Mannes trat die Verherrlichung der hingebenden Frauen-seele im Fidelis", der Oper des Flamen Ludwig Beethoven. Um dieselbe Zeit griff die Romantik immer tiefer in die Regungen des deutschen Gemtes hinein; zugleich versenkte sie sich in den Glanz der sagenhaften Vorzeit. Herders Volkslieder" fanden ihre Ergnzung in Des Knaben Wunderhorn", einer Sammlung deutscher Volkslieder, die Achim von Arnim und sein nachmaliger Schwager Klemens Brentano unter Goethes freudiger Teilnahme Herausgaben. Auch hier stellte sich die Musik an die Seite der Dichtung: der junge Franz Schubert, der Sohn und Gehilfe eines mit vierzehn Kindern gesegneten Volksschullehrers, vertonte während der Freiheitskriege eine groe Anzahl Eoethescher Lieder, und Karl Maria von Weber grndete die deutsche Oper. Goethes Altersfreund Zelter, von Beruf ein Maurer-meister", rief in den schweren Tagen, wo Fichte seine Reden an die deutsche Nation" verfate, in Berlin die erste Liedertafel" ins Leben, und in der Schweiz entstand der erste Mnnergesangverein; der Schwabe Silcher gab dem Mnnergesang eine Sammlung sorgsam bearbeiteter Melodien zu deutschen Volksliedern; einige Zeit nachher (1843) wurde Zelters musikalischer Schler Felis Mendelssohn-Bartholdy in Leipzig der Grnder des ersten Konservatoriums. 2. Whrend der Reaktion reifte dann die darstellende Kunst der Deutschen. Es schenkten ihr König Ludwig I. von Bayern in beiden Pinakotheken und in der Glyptothek in Mnchen durch Leo v. Klenze, der ihm auch die Walhalla bei Regensburg baute, die Könige Friedrich Wilhelm Iii. und Iv. im Museum und in der Nationalgalerie zu Berlin wrdige Heim- und Pflegesttten. Baumeister war hier Karl Fried-rieh Schinkel, dem Berlin auch das Schauspielhaus, Potsdam die Friedenskirche verdankt und das Schlo Babelsberg, den Landsitz des sptem Kaisers Wilhelm. Christian Rauch aus Waldeck schmckte Berlin mit dem Denkmal des Alten Fritz und den Bildnisfiguren der Feldherren der Befreiungskriege, nicht mehr in der Gewandung rmischer Imperatoren, sondern in der preuischen Uniform. Ludwig Schwan- Keller, Geschichte. Teil Iv. 6

3. Geschichte der neuesten Zeit - S. 46

1912 - Frankfurt a.M. [u.a.] : Diesterweg
46 Das Napoleonische Kaiserreich und die Befreiungskriege. 7. Bisher hatte jede Provinz, ja einzelne Teile einer Provinz ein abgesondertes Dasein gefhrt, die andern Provinzen und Landesteile als Ausland betrachtet und behandelt; einige hatten sogar eigene Ministerien: jetzt wurde das Gefhl der Zusammengehrigkeit in allen ge-weckt; das gelang um so besser, als seit dem Tilsiter Frieden Preußen nur noch aus den vier alten Provinzen Friedrichs des Groen bestand, die schon fester miteinander verwachsen waren. Die Verteidigung des Vaterlandes betrachteten die verschiedenen Stnde bisher als die Aufgabe des Heeres, die sie nichts angehe: jetzt lernte jeder sich als den mitberufenen Schtzer seines Landes ansehen. 8. .Krperliche und geistige Bildung zugleich sollte das preuische Volk erneuern. Fr den Turnvater Jahn wurde auf der Hasenheide unweit Berlins ein Turnplatz errichtet; Schillers und Goethes Freund Wilhelm von Humboldt, der Bruder des Naturforschers, grndete als Kultusminister die Universitt Berlin, die bald der Sammel-punkt der charaktervollsten Gelehrten und Lehrer Deutschlands wurde; der Theologe Schleiermacher, der die Unabhngigkeit des Denkens und Forschens von kirchlichen Vorstellungen und Vorschriften lehrte; der Philosoph Fichte, der, fast umringt von franzsischen Bajonetten, seine flammenden Reden an die deutsche Nation" hielt, um unser Volk zu lehren, was deutsch sei; der Geschichtsforscher Niebuhr, der an der Rmischen Geschichte zeigte, wie Sagendichtung und Geschichte zu unter-scheiden sind: sie alle wirkten an der neuen Hochschule. Durch die Anordnung einer wissenschaftlichen Prfung, worin die Be-fhigung zum Unterricht an hheren Schulen zu erweisen war, ist W. v. Humboldt auch der Begrnder des modernen Gymnasiums und des Oberlehrerstandes geworden. Da alle Krfte geweckt werden sollten, wurden auch die Juden Staatsbrger. Sie muten daher Familiennamen annehmen: nur christ-liche Vornamen durften sie nicht führen; bis auf die Staats- und Offiziers-mter sowie das hhere Lehramt wurden ihnen alle Berufe geffnet. 9. So lernten alle Preußen und weiterhin alle Deutschen das schne Wort Steins auf sich beziehen: Es gibt nur ein Vaterland, das heit Deutschland, und ich bin nur ihm von ganzem Herzen ergeben." Schon lebte auch der Schlachtenmut wieder auf: die Brgerschaft und die leitenden Männer des Staates waren schon im Jahr 1809 bereit, sich am Kriege gegen Napoleon zu beteiligen, und der König sagte zu einem Abgesandten des Kaisers Franz: Wenn ich nicht hhere Pflichten htte, ich dchte wie sie." Napoleon, dem diese Stimmung nicht entging, peinigte das unglck-liche Preußen durch heftige Einforderung der Kriegsentschdigung; um ihn

4. Geschichte der neuesten Zeit - S. 49

1912 - Frankfurt a.M. [u.a.] : Diesterweg
Der russische Feldzug. Ii 714. 49 Herden von Schlachtvieh, die ihr nachgeschickt wurden, vermochten die Marschsulen nicht einzuholen. Menschen und Pferde fielen massenhaft vor Hunger und Hitze; Raub und Plnderung waren allgemein; der Selbstmord nahm berhand. Am meisten litten die Rheinbndischen: 22000 Bayern hatten die Oder berschritten, 11000 erreichten die Dna. Dennoch drang Napoleon unaufhaltsam vorwrts. Nur zweimal hielten die Russen ernsthaft stand: am Eingang ins eigentliche Rußland bei Smolensk und dann bei Borodino an der Moskwa, in der blutigsten Schlacht der Geschichte: vom 1. bayrischen Chevauleger-Regiment waren am Abend noch dreiig Mann und zwei Offiziere dienstfhig. Aber der Feind entschlpfte der Nacht. 4. Endlich hielt der Kaiser auf einem Hgel vor Moskau. Da lag die halbasiatische Stadt mit ihren Bndeln goldstrahlender Kirchtrme, mit den Prunkpalsten der Bojaren und der Kaiserburg aus felsiger Hhe, dem Kreml mit seinen goldenen Toren, Trmen und Zinnen. Napoleon glaubte sich am Ziel seiner Wnsche: von hier aus konnte er nach gypten, nach Indien ziehen oder auch England unmittelbar angreifen! Aber die Einwohner hatten sich geflchtet; durch entvlkerte Straen ritt der Eroberer ein, wie einst der Brennus in Rom. In Moskau sollten die Winterquartiere genommen, der Friede diktiert werden. Aber in der Nacht schlugen Flammen empor und wlzten sich bei wtendem Nordsturm der die hlzernen Dcher auf den Kreml los: durch brennende Huser mute Napoleon sich auf ein naheliegendes Schlchen retten. Nach fnf Tagen und Nchten lagen zwei Dritteile der Stadt in Asche. Der Stadtkommandant Fürst Rostopschin hatte die Spritzen fortschaffen und die Stadt durch freigelassene Verbrecher anznden lassen. Auf Friedensanerbietungen Napoleons ging der Zar nicht ein; Frei-Herr vom Stein, den er zu sich geladen, war in seinem Rate der einflureichste Mann. An Steins Persnlichkeit hing in jenen entscheidenden Wochen das Schicksal Europas. Ihm zur Seite stand als sein Freund und Helfer ein andrer Verbannter: der Greifswalder Professor Ernst Moritz Arndt.*) Einen vollen Monat lie Napoleon sich hinhalten, während seine Soldaten darbten. Erst im Oktober, als er die Zahl der feindlichen Streit-krfte immer mehr anwachsen sah und der Winter nahe war, trat er, den Kreml in die Luft sprengend, den Rckzug an, notgedrungen auf der leichenbesten Strae, auf der er hergekommen, durch ein unabsehbares Land ohne Haus, ohne Nahrungsmittel. *) Arndts Buch: Meine Wanderungen und Wandelungen mit dem Reichs-freiherrn Heinrich Karl Friedrich vom Stein" (in Diesterroegs Sammlung) ist noch heute eine Freude fr jeden deutschen Leser. Keller, Geschichte. Teil Iv. 4

5. Geschichte der neuesten Zeit - S. 59

1912 - Frankfurt a.M. [u.a.] : Diesterweg
Die Vlkerschlacht bei Leipzig. Ii 8 b502. 59 Napoleon mute aus Leipzig zurckgehen. Am 14. Oktober wurde der König von Neapel in einer Reiterschlacht bei Wachau im Sden der Stadt von Preußen und Russen geworfen. Am 16. begann die Vlkerschlacht. Im Halbkreis umstellt, drngte Napoleon im Sden bei Lieb ert-wolkwitz das Bhmische Heer zurck. Siegesboten flogen nach Paris; in Leipzig luteten die Glocken. Aber im Norden, bei Mckern, hielt Blcher die Franzosen fest, da sie den anderen nicht helfen konnten zu entscheidendem Schlag. 9)orcf selbst fhrte mit blitzendem Degen die Schwarzen Husaren zum Sturm. Denn seine bestgezielten Schlge tat Blcher allemal durch sein Jorcksches Storps; auf die Russen war nicht immer Verla. Auch bei Mckern focht die Landwehr ruhmvoll: Wenn eine feindliche Kugel zehn bis fnfzehn daniederri, riefen sie: ,Es lebe der König!' und schlssen sich wieder in den Lcken der den Getteten zusammen," schrieb Eneisenau seiner Frau. Am folgenden Tag, einem Sonntag, drang Blcher bis unter die Mauern Leipzigs vor, während Napoleon unttig den Erfolg der Ver-Handlungen abwartete, die er mit seinem Schwiegervater angeknpft hatte; aber er erhielt auf sein Angebot gar keine Antwort. Im Osten fgten sich mittlerweile die Russen unter Barclay de Tolly und am 18. das Nordheer in den eisernen Ring, der den Kaiser umklammerte. Am Morgen des 18. ritt Blcher selbst mit dem Prinzen Wilhelm zu Bernadette. Nach einer heftigen Auseinandersetzung versprach der Kronprinz seine Teilnahme an der Schlacht; aber er griff erst am Abend ein, und nicht mit seinen Schweden. 2. Der Ausgang war schon am 16. entschieden; die Kmpfe, die am 18. rund um Leipzig tobten, galten nur noch der Deckung des Rck-zuges, den Napoleon schon in der vorhergehenden Nacht vorzubereiten begann. Aber das Ringen war furchtbar: im Sden und im Westen, bei Probstheida und Lindenau, stritten die sterreicher mit den Russen zusammen, tapfer wie immer, aber ohne Erfolg. Im Osten machten die Russen, besonders aber im Norden die Preußen siegreiche Fortschritte. Schsische und wrttembergische Abteilungen traten mitten im Feuer zu den Verbndeten der; den Franzosen ging das Pulver aus. Der schwedische Kronprinz rckte dicht an Leipzig heran: am nchsten Tag mute das franzsische Heer abgeschnitten sein. Whrend sein Rckzug begann, stiegen die drei Monarchen von den Pferden und dankten Gott auf den Knien fr den Sieg; die Truppen stimmten fromme Lieder an. Am Morgen des 19. Oktobers erkmpften die Preußen, Russen, Schweden sich den Einzug durch das Grimmaische Tor. Blcher wurde zum Feldmarschall befrdert; ihn und Eneisenau umbrauste der Jubel

6. Geschichte der neuesten Zeit - S. 99

1912 - Frankfurt a.M. [u.a.] : Diesterweg
Der Krieg um die Einheit der Union. Iv 2ba3i. 99 3. Wenige Tage nachher wurde Lincoln im Theater zu Washington von einem Sdlnder erschossen. Vor kurzem hatten ihn die dankbaren Mitbrger fast einstimmig zu zweiten Male zum Prsidenten gewhlt. Der Krieg war furchtbar blutig gewesen. der eine halbe Million, nach anderer Schtzung eine Million Menschenleben hatte er verschlungen. Aber er hat auch groe Fortschritte gezeitigt: Eisenbahn und Telegraph wurden in den Dienst der Kriegfhrung gestellt, die Panzerschiffe kamen in Gebrauch. Insbesondere erfuhr die Pflege der Kranken und Ver-mundeten Verbesserungen: man entfernte sie mglichst vom Kriegschauplatz und verteilte sie der das Land; so war der Ausbreitung ansteckender Krankheiten vorgebeugt, und die Krankenpfleger aller Landesteile und aller Stnde, zumal die Frauen, konnten den rzten ihren Beistand leisten. Die Unteilbarkeit der Union stand ebenso fest wie die Abolition. An Lincolns Todestag berschtteten Negerkinder, die ihren Eltern zurckgegeben waren, den alten Garrison mit Blumen. Schon 1870 erhielten die Neger das Brgerrecht; sie werden aber heute noch als Fremde behandelt und vom Umgang der Weien ferngehalten. Die Sudstaaten haben sich allmhlich mit der neuen Lage vershnt. Die ehemaligen Pflanzer wandten sich neben der Baumwoll- und Tabak-Erzeugung dem Krner- und Bergbau zu; die Einwanderung strmte auch der den Potomac. In Nord-Alabama fand sich ein Reichtum an Kohle und Eisen, der dem Segen von Pennsyl-vanien wenig nachsteht. In diesem ehemaligen Sklavengebiet ist die taube und blinde Helen Keller durch die wunderbare Erziehungskunst Mary Sullivans zur lebensfreudigen Denkerin geworden. 4. Nach einem Vierteljahrhundert hat auch Brasilien die Sklaverei ab-geschafft. Heute gibt es kein gesittetes Volk mehr, das den Sklavenhandel treibt oder auch nur duldet. 3. König Wilhelm I. und seine Paladine". 1. König Friedrich Wilhelm Iv. lebte fast so schlicht wie ein vornehmer Privatmann; mit seiner Gemahlin fhlte er sich im Umgang mit Gelehrten und Knstlern behaglich wie einst Friedrich der Groe, in dessen Sanssouci er gern verweilte. Als König Mar von Bayern den Geschichtsforscher Leopold Ranke nach Mnchen berufen wollte, schrieb ihm sein kniglicher Schwager in Sorgen um den ihm drohenden Verlust: Die Sache schwebt in der Luft wie eine Orchis mit unentfalteter Blte. Ich wei durchaus nicht, ob die Blume Deine oder meine Farbe tragen wird." Aber seine Regierung war nach seinem eigenen Urteil Friede ohne Freude". 7*

7. Geschichte der neuesten Zeit - S. 109

1912 - Frankfurt a.M. [u.a.] : Diesterweg
Die Schlacht bei Kniggrtz. Iv 535. 109 Zwei weithin sichtbare Linden bezeichnete Friedrich Wilhelm mit dem Degen als Ziel des Angriffes: eine Batterie, die von dieser Landwarte herunter Feuer spie, wurde trotz aller Ermdung genommen und nach ge-waltigem Kamps auch der Schlssel der sterreichischen Stellung: die Hhe von Chlum. Im Augenblick angekndigter Hilfe, mit dem Wort: Nun wird ja alles gut!" starb General Hiller v. Ertringen den Heldentod. Gleichzeitig brachte auch im Sden General Herwarth v. Bitten-feld mit der Elbarmee die tapfern Sachsen zum Weichen. In Front und Flanke gefat, stand Benedeks Heer in Gefahr, abgeschnitten zu werden. Aber Feldherr und Offiziere warfen sich und ihre gleich braven Truppen mit dem Ungestm der Verzweiflung wiederholt dem Ansturm der Preußen entgegen; erst als der Versuch, Chlum zurckzuerobern, unter grlichen Verlusten milang, als seine Reiterei nach groartigem Vor-sto das eigene Fuvolk berritt, verlie auch Benedek das Schlachtfeld. Bis zuletzt suchte seine wackere Artillerie den Feind zurckzuhalten: als König Wilhelm der die Walstatt ritt, schlugen die Granaten noch neben ihm ein. Er schien es gar nicht zu bemerken in seiner Freude der seine Soldaten; ruhig und behaglich sa er auf seinem Pferd und fand, so schrieb Bismarck seiner Frau, immer wieder Bataillone, denen er danken und ,Guten Abend, Grenadiere!' sagen mute, bis wir dann richtig wieder ins Feuer hineingetndelt waren". Halb gewaltsam entfernte der treue Minister seinen Herrn aus der Gefahr. 70000 Preußen waren gar nicht ins Gefecht gekommen; fnf Armeekorps hatten acht feindliche geschlagen. Moltke hatte schon am Morgen gesagt: Ew. Majestt gewinnen heute nicht nur die Schlacht, sondern den Feldzug." Bismarck aber sprach am Abend: Dre Streitfrage ist also entschieden; jetzt gilt es, die alte Freundschaft mit sterreich wieder zu gewinnen." In der grten Schlacht des Jahrhunderts war die Zukunft Deutschlands, fter-reiche und Italiens entschieden worden. 5. Die todmden Preußen erhielten einen Rasttag; unoerfolgt zog sich Benedek nach Olmtz zurck. Mit ungebrochener Kriegszucht stellten sich seine geschlagenen Abteilungen wieder her; aber als er mit ihnen gen Wien aufbrach, drngten ihn die Preußen von der March ostwrts der die Kleinen Karpaten. Bei Blumenau, nahe bei Preburg, wurde das letzte Gefecht dieses dreiigtgigen Krieges unterbrochen durch die Kunde eines Waffenstillstandes, den sterreich erbat, als die preuischen Marschsulen bereits die Spitze des Stephansturmes im Gesicht hatten. Kurz vorher schlug der sterreichische Admiral Tegethoff die italienische Flotte bei der Felseninsel Lissa: der erste Seesieg, der mit Panzerschiffen erfochten wurde.

8. Geschichte der neuesten Zeit - S. 119

1912 - Frankfurt a.M. [u.a.] : Diesterweg
Gravelotte und Gebart. Iv 7bi3, 119 Tobesmutige Anlufe ihrer Reiterei schlug Geschtz und Fuvolk un-barmherzig zurck. Um vier Uhr muten die Franzosen nach Seban zurck. Es war eine groartige Schlacht," berichtet des preuischen Kronprinzen Eeneralstabsches v. Blumenthal, bis sieben ober acht Uhr fr uns durch bicken Nebel begnstigt, der den wir von unserm hohen Stanb-punkt aus fortsehen konnten. Nachbem der Nebel sich verzogen hatte, wrbe es ganz klar, und der Anblick des Kampfes in der malerischen Gegenb der alle Beschreibung schn." berall," erzhlt ein anbrer Augenzeuge, sahen wir die weien Wlkchen der platzenben Geschosse aufsteigen, und beutlich konnte man auf einer Walbble die Masse von Flchtigen er-kennen, die eilig herber hinwegliefen, um nach Seban zu entkommen. Das Gebrnge auf den Brcken und unter den Toren erinnerte an den bergang der die Beresina. Wie ein wimmelnber Ameisenhaufen, den eine strenbe Hand aufgeweckt hat, so liefen, brngten und krochen die Tausenbe und Tausenbe von Menschen, Pferben, Wagen, Geschtzen und Karren burcheinanber, bis alles, eingekeilt in drangvoll frchterlicher Enge, keinen Raum, keinen Ausweg, keine Rettung mehr sah. Ringsum aber stanben unsere Batterien, und Granate auf Granate kam gesaust und schmetterte Tod und Verberben in die gengsteten Scharen. Bayrische Jger wollten die Wlle ersteigen: ba erschien die weie Fahne. Da schwiegen die Batterien, und eine tiefe, feierliche Stille folgte auf das Gebrll der Schlacht. Ein leises Summen stieg aus dem Tale herauf, und lautlos erhoben sich-bie Rauchsulen der Branbsttten in den golbenen Abenbhimmel. Zum König kam eine Melbung: ,Ew. Knigliche Ma-jestt, Seban kapituliert mit der ganzen Armee und dem Kaiser, der sich in ihrer Mitte befinbet.' Einen Augenblick stockte ba jebem der Hrer der Atem in der Brust; dann aber brach ein Freubensturm los, der die ernstesten Männer minutenlang fortri." 3. Feuchten Auges reichte der König jebem seiner Palabine die Hand: dem Kronprinzen, Bismarck, Moltke, Roon, bessert Sohn unter den Ge-fallenen war, und empfing dann den Abjutanten Napoleons, der ihm ein Schreiben seines Herrn berreichte: Monsieur mon frere, N'ayant, pas pu mourir au milieu de mes troupes il tie me reste qu' remettre mon epee entre les mains de Votre Majeste." Wie ein Blitz flog die Botschaft burchs Heer: Napoleon gefangen mit 100000 Mann!" Nie war eine so groe Heeresmacht durch eine Felb-schlacht zur bergabe gezwungen worben. Als König Wilhelm im Scheine der brennenben Drfer in sein Quartier ritt, brngten sich die Soldaten heran; sie hatten Kerzchen in die Gewehr-laufe gesteckt, die leuchteten wie am Weihnachtsbaum, und weithin klang es durch die Nacht: Nun batiket alle Gott!"

9. Geschichte der neuesten Zeit - S. 144

1912 - Frankfurt a.M. [u.a.] : Diesterweg
144 Das Zeitalter des Deutschen Kaiserreichs. in einer Reichstagsrede fallen liefe, shnte sie mit dem Gedanken aus, da auch Deutschland sich herrenloses Land aneignen drfe. 3. Diese Kolonien, die in den drei Iahren 188385 erworben waren, umfassen ein Gebiet, das zehnmal so groß ist als das Deutsche Reich. Fr jeden der Gouverneure (Statthalter) bten deutsche Offiziere und Unter-offiziere Schutztruppen ein, die zumeist aus Schwarzen (Somali, Askari) bestanden. Mit dieser Streitmacht wurden die Handelswege ins Innere gesichert, ruberische Wilde bestraft, der deutsche Besitz erforscht und aus-gedehnt; einen Aufstand, den arabische Sklavenhndler angefacht hatten, warf der Statthalter in Ostafrika, Hauptmann Wissmann, mit wohl-angebrachter Strenge nieder. Deutschland beteiligte sich berhaupt nachdrcklich an der Ausrottung des Sklavenhandels: europische Kreuzergeschwader lauerten im In-dischen Ozean den Sklavenschiffen auf, um die grausam geraubten Menschen zu retten und den Missionen zuzufhren. Am oberen Nil schenkte der fromme Schotte Gordon als gyptischer Statthalter Hunderttausenden dieser Unglcklichen die Freiheit. Als er in dem Aufstand eines muselmnnischen Propheten", des Mahdi, umkam, behauptete der schleiche Arzt Schnitzer (Ernin Pascha) die Landschaft am quator, die ihm Gordon anvertraut hatte; er bereiste sie unermdlich, um den Einwohnern behilflich zu sein, die Pflanzen- und Tierwelt zu erforschen. Von dem englischen Forschungsreisenden Stanley befreit", trat er in deutsche Dienste. Arabische Sklavenhndler haben ihn ermordet. 4. Auch sonst war die Aufteilung Afrikas weit vorgeschritten. Frankreich hatte 1830 die Hand auf Algerien, 1881 auf Tunis gelegt, England sich gleich nachher der Verwaltung gyptens bemchtigt. Schon schickte es sich an, ganz Mittelafrika sich anzueignen: eine englische Eisenbahn sollte den Erdteil von Kairo bis Kapstadt der Lnge nach durchziehen und der Macht englischen Geldes und Unternehmersinns unterwerfen. Dagegen erhoben die andern Staaten Einspruch, und eine Konferenz in Berlin schuf unter der Leitung des deutschen Kanzlers, der gleichsam der Vertrauensmann Europas war, einen unabhngigen Kongo staat, in dessen weitem Bereich alle Völker freien Handel genieen sollten; die Schiffahrt wurde frei. Als Souvern" dieses Staates erkannte die Kongo-Konferenz seinen Grnder und Organisator, den König der Belgier an, L e o p o l d Ii. Dieser knigliche Kaufmann" hatte u. a. Sta n-ley und Wissmann zur Erforschung des Kongo und seiner Nebenstrme ausgesandt; nunmehr lie er den natrlichen Reichtum seines Landes, Elfenbein und Kautschuk, schonungslos ausbeuten. Kurz vor Leopolds Tod ist der Kongostaat in den Besitz Belgiens bergegangen.

10. Geschichte der neuesten Zeit - S. 154

1912 - Frankfurt a.M. [u.a.] : Diesterweg
154 Das Zeitalter des Deutschen Kaiserreichs. her zu sichern, sondern auch dem deutschen Handel der See Schutz und Ansehen zu verschaffen, dem deutschen Volke, nach einem Ausdruck des vierten Reichskanzlers, des Fürsten Blow, seinen Platz an der Sonne" zu verbrgen. Am Schlu des Jahrhunderts haben rasch aufeinander zwei Flottengesetze Zahl und Strke unserer Kriegsschiffe vom Torpedo- und Unterseeboot bis zum gewaltigen Dreadnought (nach englischem Muster) festgelegt, und selbst England kann sich der Einsicht nicht mehr ganz ver-schlieen, da diese starke Seewehr niemanden antasten, nur uns selbst verteidigen will. Rastlos verbreitet der Deutsche Flottenverein in allen blassen des Volkes Verstndnis und Freude an unserer Seekriegsmacht. Der neue Nord-Ostseekanal, dem der Kaiser zu dankbarer Ehrung seines Grovaters den Namen Kaiser-Wilhelm-Kanal gegeben hat, dient nicht nur der Kriegsflotte, die nun leicht und schnell zwischen unsern beiden nrdlichen Meeren sich bewegen kann, sondern auch unserer Handels-marine, die nchst der englischen die strkste der Welt ist. 3. Kaiser Wilhelm Ii. hat selbst mit seinem Bruder die oberen Klassen des Gymnasiums in Kassel durchgemacht und mit ihm die Reifeprfung vorschriftsmig abgelegt. Seither sind ihm vor allem die Mittelschulen (die hheren Schulen") ans Herz gewachsen. In zwei Beratungen, zu denen er Vertreter der verschiedenen hheren Schulgattungen, aber auch angesehene Laien nach Berlin einlud, betonte er die Notwendigkeit, in allen Fchern des Unterrichts die Bedrfnisse der Gegenwart mehr als bisher zur Richtschnur zu nehmen und der krperlichen Erziehung (im Turnen, Schwimmen, Sport nach englischem Vorbild) eine ausgiebigere Pflege zu widmen. Den drei Arten hherer Schulen: Gymnasium, Realgymnasium, Ober-realschule, ist nunmehr derselbe Rang und dieselbe Berechtigung zuerkannt; eine vierte Form ist zuerst in Frankfurt a. M. begrndet worden: das Reformgymnasium, das den franzsischen Unterricht schon im ersten Schuljahr beginnt, während das Lateinische und das Griechische erst spter einsetzen. Damit sollen die klassischen Sprachen nicht beschrnkt werden: aber es soll mehr als bisher auf grndliche und lebendige Erfassung des Alter-tums gedrungen werden. Wie König Ludwig I. von Bayern im Pompe-janischen Haus zu Aschaffenburg, Hat Kaiser Wilhelm ein treffliches An-schauungsmittel in der Saalburg geschaffen, einem rmischen Dauerlager im Taunus, das er unter dem Beirat hervorragender Kenner, besonders des Eeschichtforschers Theodor Mommsen, wieder aufbauen lie. Die Versenkung deutschen Geistes in Hellenentum und Renaissance verkrpert auch die deutsche Kunst des neunzehnten Jahrhunderts; am glnzendsten der Pflzer Anselm Feuerbach (Abb. 10) und der Schweizer Arnold Bcklin, während andere das deutsche Leben und
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