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Mathematische Erdkunde.
Zuerst suchte man den Umfang zu finden; der ist aber
unmittelbar nicht zu messen, d. h. mit einem bekannten
Längenmaße zu vergleichen. Weiß man aber, wie groß
ein Grad ist, und multiplicirt die Anzahl der Meilen des-
selben mit der Zahl aller Grade, also mit 360, so ist auch
die Größe des Umfangs gefunden. Die Schwierigkeit be-
steht nur darin, daß man auf der Erde allein nicht be-
stimmen kann, wie groß ein Grad ist; am Himmel kann
man es aber bestimmen und diese Bestimmung dann auf
die Erde übertragen. Das ist auch geschehen und so hat
man den Umfang der Erdkugel genau ermittelt. Das Ver-
fahren dabei ist aber folgendes:
Man hatte beobachtet, daß der Polarstern, der ziem-
lich genau gerade über dem Nordpol der Erde steht, sich
immer mehr über den Horizont erhebt, je weiter man nach
Norden vordringt, daß derselbe Stern aber nach dem Ho-
rizonte immer mehr herabsinkt, wenn man mehr und mehr
von Süden aus ihn beobachtet, so daß er, vom Aequator
aus betrachtet, am Rande des nördlichen Horizontes sich
befindet, wahrend wir in Deutschland noch viele Sterne
über ihn hinaus nach Norden zu gewahr werden. Wie
hoch er nun von uns aus über dem nördlichen Horizonte
steht, maß man mit genauen astronomischen Instrumenten,
ging nun von dem Punkte der Messung aus weiter nörd-
lich, bis zu dem Punkte, von wo aus betrachtet der Stern
um einen Grad höher zu stehen schien, und so hatte man
auch den Grad auf der Erde gefunden. Umgekehrt nahm
man von einem Standpunkte aus die Höhe des Polar-
sternes auf und begab sich so weit nach Süden, bis der
beobachtete Stern um einen Grad nach N. sich gesenkt
hatte.
Auf diese Weise maß zuerst mit Genauigkeit Picard
1669 Meridiangrade von Paris aus und ermittelte die
Größe eines Erdgrades zu 1» deutschen oder geogr. Meilen.
Diese Zahl mit 360 multiplicirt giebt den Umfang der
Erde von 5400 Meilen. Spätere Gradmessungen in der
Nähe des Polarkreises (1735—37) ermittelten, daß hier
die Grade sich ungefähr um 4200 Fuß vergrößerten, und
dadurch die Ansicht Derer gerechtfertigt wurde, welche
schon aus physischen Gründen die Abplattung des Erd-
körpers behauptet hatten.
TM Hauptwörter (50): [T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode]]
TM Hauptwörter (100): [T27: [Erde Linie Punkt Breite Länge Kreis Ort Meile Winkel Meridian], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht]]
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§. 31. Die Atmosphäre. Der Wind.
Höhe und 3v" Breite mit einer Gewalt wirken, die dem
Drucke von 9,909,900 Pfunden gleich ist. Ein solcher Orkan
ist der Tornado odertravado im südlichen Afrika, der
mit Anfang und Schluß der nassen Jahreszeit eintritt und
jedesmal in Begleitung heftiger Gewitter erscheint. Noch
schrecklicher ist der T y p h o n oder L y p h o, der vorzüglich im
großen indischen Weltmeere, bei China, Japan und aus der
Halbinsel jenseit des Ganges während der wärmern Jahreszeit
wüthet. Beide Arten von Orkanen haben viel Aehnliches
mit einander. Sie fangen, bei heiterm Wetter, mit einer
kleinen, schwarzen Wolke an, breiten sich nach einer Stunde
über den ganzen östlichen Horizont und zerstören mit gren-
zenloser Wuth. Schiffe in dem sichersten Hafen werden zer-
trümmert, die stärksten Bäume ausgerissen, feste Gebäude
im Nu eingestürzt rc. — Auch auf den westindischen In-
seln wüthen ähnliche Orkane. Ost sind sie mit Erdbeben
vergesellschaftet. — Wenn zwei Luftströme sich entgegen
wirken, dann haben wir Wirbelwinde, die bei größerer
Stärke äußerst gefährlich werden können, indem sie als
Wind- oder Landhosen (S. 133) große Zerstörungen
anrichten. Ein reißender Wirbelwind wurde sonst wohl
Windsbraut (Braut von Brausen) genannt.
Me Winde werden ferner eingetheilt in regelmäßige
oder ordentliche und in unregelmäßige.
Die regelmäßigen Winde sind theils 1) unver-
änderlich. Diese behalten zu jeder Zeit ihre Richtung
bei. Dahin gehört der beständige Ost- oder Passat-
wind, der in einer Breite von 299 bis 399 deutschen
Meilen, zwischen den Wendekreisen, immerfort nach W.
weht. Nach N. zu weicht er etwas nördlich ab und nach
S. südlich. Er mag wohl seinen Hauptgrund in der un-
aufhörlichen Umdrehung der Erde von W. nach O. haben;
zugleich wird er aber auch durch die Sonnenwärme bewirkt.
Indem nämlich die Sonnenstrahlen jeden Augenblick in der
Richtung von O. nach W. über einen andern Punkt der
Erde zu stehen kommen, verdünnen sie daselbst die Lust so,
daß sich die dickere Luft zu beiden Seiten ins Gleichgewicht zu
setzen sucht und die Strömung in der bezeichneten Richtung
veranlaßt. — Manche Winde sind aber auch 2) regel-
mäßig abwechselnd, daher sie auch periodische
fälst *r\stustn om Un'iust& ^ '
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
TM Hauptwörter (100): [T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T50: [Klima Land Meer Gebirge Europa Zone Norden Küste Süden Winter], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T24: [Luft Wasser Wärme Körper Erde Wind Regen Höhe Temperatur Schnee], T180: [Erde Punkt Sonne Kreis Linie Ort Horizont Richtung Aequator Zone], T83: [Klima Winter Sommer Land Meer Wind Regen Niederschlag Zone Gebirge], T184: [Insel Amerika Portugiese Afrika Spanier Kolumbus Küste Entdeckung Jahr Indien], T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff]]
§. 22. Das Wasser. Das Meer. 10?
Sturm sich eben gelegt hat. Die Schiffer sagen dann:
Die See geht hohl. Am gefährlichsten für die Seefahrer
sind die Brandungen und Wasserwände. Erstere
entstehen durch die Anhäufung und Brechung der Wellen
an steilen, felsigen Küsten. Den zurückprallenden Wellen
begegnen neu andringende; schieben sich diese nun über
einander und erstrecken sie sich mauerartig in die Länge:
so ist dieß die verderbliche Wasserwand.
Die Strömungen des Meeres sind theils all-
gemeine, theils besondere. Indem die Erde sich von
W. nach O. um ihre Achse dreht, können die flüssigen
Theile der Bewegung nicht so schnell folgen; sie bleiben
also zurück oder vielmehr strömen in entgegengesetzter Rich-
tung von O. nach W. — Besonders ist dieß bemerkbar in
der Nähe des Aequators, wo der Erdumfang am größten
ist. Man nennt diese allgemeine auch die Aeq uin o ctial-
oder Aequatorialströmung, und sie mag wohl, außer
der Erdumdrehung, noch andere Ursachen haben. Nur
zwischen dem setwa) 40° nördlicher und 40u südlicher Breite
ist die Richtung von O- nach W.; weiter süd- und nord-
wärts nimmt die Strömung eine andere Richtung. Dieß
geht so zu: Das andringende Wasser wird von dem Fest-
lande zurückgeworfen und sucht sich nördlich und südlich
Rückwege. Bekannt ist die Golfströmung, welche aus
dem Meerbusen von Meriko bis Neufoundland nördlich
geht, sich sodann östlich wendet, bis sie in der Nähe Afri-
kas sich der Aequinoctialströmung wieder anschließt. —
Unter den besondern Strömungen merken wir die
Polarströmungen, welche entstehen, indem sich die käl-
tern Wassermassen mit dem Wasser der wärmern Meere
ins Gleichgewicht zu setzen suchen. Wo diese Polarstro-
mungen mit der Aequatorial- oder Golfströmung zusam-
mentrifft, müssen natürlich wieder eine Menge anderer
Strömungen entstehen, welche die verschiedensten Richtun-
gen nehmen. Oft sind zwei Strömungen einander gerade
entgegengesetzt; dieß sind die Doppelströmungen.
Stoßen mehrere Strömungen gegen einander, besonders in
engen Theilen des Meeres, so giebt es Meerstrudel,
Wirbel oder Malströme, die Alles, was in ihrenkreis
geräth, in ihrem Trichter verschlingen.
TM Hauptwörter (50): [T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer]]
TM Hauptwörter (100): [T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T50: [Klima Land Meer Gebirge Europa Zone Norden Küste Süden Winter], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T27: [Erde Linie Punkt Breite Länge Kreis Ort Meile Winkel Meridian]]
TM Hauptwörter (200): [T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle], T180: [Erde Punkt Sonne Kreis Linie Ort Horizont Richtung Aequator Zone], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke]]
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Mathematische Erdkunde.
wird: Der Spieß dreht sich mit dem Braten und dieser
kehrt nach und nach alle Seiten dem Feuer, aber auch den
Umgebungen in der Küche zu. Wer würde wohl behaup-
ten, daß, um das Fleisch mürbe zu machen, es nöthig sei,
das Feuer drehe sich um den Spieß? Aber nicht bloß das
Feuer, sondern der Herd, die ganze Küche mit ihrem Ge-
räth, ja das ganze Haus? Und doch ist dieser Vergleich
noch höchst unvollkommen. Jedes Haus, auch der größte
Palast, ist durch Grenzen beschränkt; aber die Welt ist ohne
Ende, und doch sollte sie sich um die beschrankte Erde in
so kurzer Zeit drehen? —
2) Die Himmelskörper schweben im freien Raume und
sind theils naher, theils entfernter- von der Erde. Wie könn-
ten sie nun, bei so verschiedener Entfernung, in gleicher
Zeit ihren Lauf vollenden, vorausgesetzt auch, daß sie sich
alle in concentrischen Kreisen bewegten?
3) Die kleine Erde kann nicht so viel Anziehungskraft
besitzen, daß die ungeheuern Himmelskörper in ihren unzu-
messenden Fernen von ihr am Bande der Centripetal- und
Centrifugalkraft (§. I.) gehalten würden.
4) Eben so beweist die abgeplattete Gestalt der
Erde den Umschwung um ihre eigne Achse (§.l.). Da die
Erdkugel anfangs eine weiche Masse bildete, so mußte
-durch ihr schnelles Umdrehen nothwendig der Erdgürtel in
der Nahe des größten Kreises hervortreten und die Pole
mußten sich abplatten. Hiermit hangen zusammen die Pen-
delschwingungen. Die 'Centrifugalkraft ist in den Polen
gleich Null, unter dem Aequator am stärksten. Ein Pen-
del, das in hohen Breiten Secunden schlägt, muß in der
Nähe des Aequators sehr verkürzt werden, wenn es Secun-
den angeben soll. Man hat berechnet, daß die Centrifugal-
kraft unter dem Aequator der Schwere beträgt, so daß
sie bei I7mal stärkerem Umschwünge der Erde der Schwer-
kraft gleich käme und folglich jeder Körper ohne Gewicht
sein würde (§. 1.).
5) Läßt man eine Bleikugel von einem hohen Thurm
auf die Erde fallen, so fällt sie nicht perpendikulär, son-
dern etwas mehr nach Osten zu. Die Spitze des Thurmes
beschreibt natürlich einen größer» Kreis, folglich theilt sie
auch der herabfallenden Kugel eine größere Schwungkraft
mit, als die Erde am Fuße des Thurmes sie besitzt.
TM Hauptwörter (50): [T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T81: [Sonne Erde Tag Mond Himmel Nacht Stern Zeit Licht Stunde], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T27: [Erde Linie Punkt Breite Länge Kreis Ort Meile Winkel Meridian], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann]]
TM Hauptwörter (200): [T180: [Erde Punkt Sonne Kreis Linie Ort Horizont Richtung Aequator Zone], T24: [Luft Wasser Wärme Körper Erde Wind Regen Höhe Temperatur Schnee], T164: [Sonne Erde Mond Tag Stern Planet Zeit Himmel Jahr Bewegung], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau]]