752
Die einzelnen Lander Asien's.
wunderlieblichen Blumen sind die Rosen als die duftreichsten
der Erde ausgezeichnet. Arm ist das Land an Forstbaumen;
Waldungen sind nur ans den Gebirgen zu finden. — C. Das
Mineralreich. Iran hat zwar viele Metalle; aber der
Bergbau ist schlecht. Man hat Spuren von 1) Gold und
2) Silber und findet 3) Eisen, 4) Kupfer und 5) Blei.
6) Naphtha und 7) köstlicher Bergbalsam (Mmnia
liatlva) sind häufig, und 8) Salz ist in so ungeheurer Menge
vorhanden, daß weite Ebenen damit bedeckt sind. Auch an-
9) Mineralquellen fehlt es nicht.
§. 676. Die Volksmenge wird sehr verschieden ange-
geben, dürfte aber nicht über 9 Mill. betragen, so daß nur
etwa 450 Menschen auf die Qmeile kämen. — Auch hier
müssen wir ansässige Nationen und Nomaden unterscheiden.
Zn jenen gehören die Perser (Neu-Perser), das Haupt-
volk, die Parsen (Alt-Perser) und Armenier, zu diesen
aber die Turkomanen, Araber, Kurden und Lnren.
Die Parsen sind die Ueberbleibsel der alten Bewohner des
Landes; die jetzigen Perser aber ein Mischlingsvolk, von
verschiedenen Nationen abstammend. Die Laren, in des
Landes Mitte sich umhertreibend, sind ein eigenes Volk, aber
von nngewissein Ursprünge. — Die am weitesten verbreitete
Sprache ist die neu-persische, die nicht allein in einer
beträchtlichen Anzahl von Wnrzelwörtern, sondern auch in
Ableitungssylben und selbst in den grammatischen Formen auf
eine auffallende Weise mit der Deutschen übereinstimmt. Auch
hört man die persische, armenische und türkische Sprache in
diesem Lande; die Hof- und Gelehrten-Sprache ist das
Arabische. — Der Religion nach bekennen sich die meisten
Bewohner zur Lehre Mnhamed's, dem Islam; die Parsen
aber (nur noch 6 — 7000) halten fest an ihrem alten
Glauben. Sie sind nämlich Feueranbeter (Gebern)
und verehren ein höchstes Wesen, das sie den ewigen Geist
nennen, und dessen Symbol das Feuer oder die Sonne ist,
als Urquell des Lichtes. Der Stifter ihrer Religion ist
Zoroaster (Zerdutsch) im 6. Jahrhunderte vor Chr; ihr
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770
Die einzelnen Länder Asien'ö.
am zahlreichsten. — Die Gelehrten-Sprache der Hindus ist das
uralte Sanskrit; gegenwärtig nur Büchersprache, erscheint
dieselbe aber nicht allein als die Stammmutter der jetzigen
indischen Volks-Dialekte, sondern auch der meisten gebildeten
europäischen Sprachen. Die jetzige Sprache dieses Volkes
theilt sich in sehr viele Mundarten, von denen jede ihre
eigene Schrift hat. Das Englische in ihren Besitzungen
einzufschren und immer weiter zu verbreiten, ist das Streben
der jetzigen britischen Regierung, — Die Hindus bekennen
sich zur bra mini scheu Religion; Brama (der Erschaffer),
Wisch nn (der Erhalter) und Schiwa oder Schi wen
(der Zerstörer) werden als die drei Hauptgottheiteu verehrt.
Reben diesen gibt cs noch cinc zahllose Menge von Unter-
göttern; die indische Mythologie zählt deren nicht weniger
als 30,000 auf. Sehr zahlreich ist auch das Heer der
Priester (Braminen); sie sind theils Religions-Diener bei den
mit vielen Götzenbildern geschmückten Tempeln (Pagoden),
theils Mönche und Einsiedler. Glänzende religiöse Feste
werden häufig gefeiert; auch Tänzerinnen (Bajaderen)
erscheinen thätig bei denselben. Die uralten heiligen Bücher
oder die Weda ms — Seelenwanderung, Opfer, Baden,
Selbstreinigung und Selbstpeinignng, Verbrennung der Wittwen,
Die Sikh's sind Deisten, entfernt von Bilderanbetung und
Abgötterei; der Islamismus zählt viele Bekenner; auch
gibt cs Christen (..Va Mill.), Parsen und Juden. — Die
Hindus gehören zur kaukasischen Menscheuraffe; der Körper,
zwar zart gebaut, ist wohlgebildet; die Gesichtszüge sind
ausdrucksvoll. Die im Allgemeinen bräunlich-gelbe Hautfarbe
geht bei den höhern Kasten oder Ständen in eine lichtere
über. Dieses Volk sondert sich nämlich ab in vier Kasten
oder streng geschiedene Stände. — Diese sind: i) die Bra-
minen, zu denen die Gelehrten, Priester, Gesetzverständige
und Staatsbeamten gehören; die Tschettries oder die
Krieger und Fürsten (Radscha's, Raja's); 3) die
Waischias (Massier), welche.die Landwirthe und Kaufleute
begreift, und 4) die Schudders (Suders) oder die
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806 Die einzelnen Länder Asien's.
jeder Begriff hat sein eigenes Zeichen (Buchstaben); die Zahl
derselben soll sich ans 80,000 belaufen, von denen aber
nur 10 bis 12,000 im gewöhnlichen Gebrauche sind. —
Die Bewohner bekennen sich zu verschiedenen Religionen.
Zu der lamaischen oder der des Buddha, den die Chinesen
Fo nennen, hält der kaiserliche Hof und die große Volksmenge;
die Lehre der Taotse (Unsterblichkeitssöhne) hat eine große
Anzahl von Naturgöttern und Schutzgeistcrn, und die des
weisen Kong-fu-tse (Konfuzius) gründet sich auf den
Glauben an ein höchstes Wesen und findet nur unter den
Gebildeten Anhänger. Auch die katholisch-christliche Kirche
zählt seit dem 17. Jahrhunderte manche Bekenner, die sich
aber in neuerer Zeit sehr vermindert haben. Juden. — Die
Gliedmaßen der Chinesen sind unverhältnißmäßig klein; das
Gesicht ist breit, etwas platt, und die Backenknochen ragen
hervor. Die Nase ist klein und stumpf; die Augen sind
hervorstehend, die Kopf- und Barthaare schwarz und hart.
In den nördlichen Gegenden des Landes haben die Bewohner
eine hellgelbe Gesichtsfarbe, in den südlichen eine dunkelgelbe.
Wohlbcleibtheit zeugt von Wohlstand, verleiht Ansehen und
wird daher ungemein geschätzt. Auch die Länge der Nägel —
5 bis 6 Zoll — an dem kleinen Finger beweist den
vornehmen Stand, verbunden mit Wohlhabenheit. — Vor-
theilhafte Züge in dem Charakter des Volkes sind Milde,
Friedfertigkeit, Gelehrigkeit, Sinn für nützliche Beschäftigung,
Gehorsam, Ehrfurcht vor dem Alter — zu der Schattenseite
aber gehören Verstecktheit, Lügenhaftigkeit, Sinnlichkeit, Weich-
lichkeit, gegenseitiges Mißtrauen, Lust zum Betrügen und
persönliche Feigheit.
§. 9-14. Bereits in uralter Zeit haben die Chinesen eine
ziemlich hohe Stufe der Gesittung und Geistesbildung
erstiegen, und sie und die Japaner übertreffen hierin alle
asiatische Völker. Allein Jahrhunderte sind indessen vorüber-
gegangen, und es zeigt sich bei ihnen kein Fortschreiten weder
in Wissenschaft, noch in Kunst; überall herrscht ein trauriger
Stillstand. Gedruckte Bücher finden sich in großer Zahl und
TM Hauptwörter (50): [T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
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808
Die einzelnen Länder Asien's.
§. 946. Die Staats Verfassung ist monarchisch, aber
keineswegs unumschränkt. Sie beruht zugleich auf der Gnmd-
Jdce einer patriarchalischen Regierung. Der Kaiser führt
den Titel „Sohn des Himmels", wird als Vater seines
Volkes verehrt und mit dem heiligen Namen des "großen
Vaters" angerufen. Nur zehnmal zeigt er sich öffentlich
während eines Jahres. Der jetzige Kaiser heißt Tao Kuang,
geb. 1784, der seit dem 2. Sept. 1820 regiert. Die
Thronfolge ist erblich in männlicher Linie; doch wird das
Recht der Erstgeburt nicht immer beobachtet. Die vornehmsten
Reichsbeamten sind in Europa unter den: Namen der Man-
darinen bekannt und bestehen aus zwei Abtheilungen, nämlich
den Civil- und Kriegsbeamten. Sie stehen hinsichtlich ihrer
Dienstführung unter strenger Aufsicht und werden in gewissen
Fällen sogar mit Stockschlägen bestraft. Ein Geschlechts-
odcr Erbadel ist nicht vorhanden. Das übrige Volk theilt
sich in Gelehrte, Krieger, Geistliche, Bauern und Gewerbsleute.
Sehr zahlreich sind die Priester des Fo, die den Europäern unter
dem Namen Bonzen bekannt und bei den Chinesen sehr
verachtet sind. In Ansehung der Religion herrscht vollkommene
Freiheit; von einer kirchlichen Verfassung zeigt sich keine Spur.
§. 947. Die Einkünfte des gesummten chinesischen
Reiches (§. 64. 12), theils in Lieferungen von Getreide,
besonders Reiß und Korn, theils in Geld bestehend, mögen
etwa 480 Mill. Gulden betragen. Die Kriegsmacht soll
gegen 1 Mill. Streiter zählen, unter denen sich 60,000
Seesoldaten befinden. Alle sind schlecht bewaffnet, dagegen
aber mit großen Sonnenschirmen versehen. Die Flotte
besteht aus 1753 Fahrzeugen, von welchen ein jedes höchstens
20 Kanonen hat.
§. 948. Das eigentliche China wird in achtzehn
Provinzen eingetheilt. — 1) Nord-Provinzen sind vier. —
Peking, die Hauptstadt des Reiches, die Residenz des Kaisers
und zugleich die größte Stadt der Erde, breitet sich im nördlichen
Theile des Landes in einer Ebene aus, besteht aus der Thron-
stadt und der Altstadt, die einen Umfang von 4% Meilen
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782
Die einzelnen Länder Asien's.
vorigen, war früher die Residenz des Herrschers und hatte
damals über 100,000 Einw. In einigen Tempeln befinden
sich Werke altindischer Bildhauerei; es gibt mehrere Schulen;
viele Pilger wallfahrten zu den hiesigen Heiligthümern. —
Butschanpnr (Boochanpoor), eine volkreiche Stadt im
Süden der vorigen und am Tapty, treibt bedeutenden Handel.
§. 918. 2) Das Königreich Lahore erstreckt sich
zwischen dem 88. und 96.° der Länge und dem 30. und
3-1*/,.° der Breite über den nordwestlichen Theil Vorder-
Jndiens und wird im Norden und Westen von Afghanistan,
im Osten von Tibet und im Süden von dem indo-britischen
Reiche begrenzt. Die Größe beträgt 3300 Qmeil; die
Zahl der Einw. ist 4 Mill. Gebirge (der Himalaya)
ragen an der Nord- und Ostgrenze empor; das Uebrige ist
größtentheils eben. An der Westseite strömt der Indus, der
hier den Pnndschnud (Pendschnad) aufnimmt. Dieser
entsteht aus der Vereinigung von fünf ansehnlichen Flüssen,
welche dem Lande, das sie bewässern, den Namen Pendschab
(Pundschab) d. h. Fünfflußland, gegeben haben. Diese
Flüsse sind: der Dschylnm»(Ihylum), einst Hydaspes,
der T scheu ab, früher Akesines, der Rawi, vormals
Hydraotes, der Setledsche und der Bcgah. Rauh ist
die Luft in den Gebirgen, heiß und trocken in den südlichen Flach-
landen. Die Bewohner sind größtentheils Sikbs (Seikhs)
und von den übrigen Hindus nur in religiöser Hinsicht ver-
schieden; denn obgleich sie sich zur braminischen Religion
bekennen, so haben sie doch auch manche Lehren des Islam
angenommen. Sie stehen unter mehrern Häuptlingen (Ser-
bar s)./ an-deren Spitze aber ein gemeinschaftliches erbliches
Oberhaupt (Maha Radscha) sich befindet. Die Ein-
künfte sollen gegen 25 Mill. Gulden betragen; das Heer,
'größtentheils auf europäische Weise orgapisirt, besteht aus
80,000 Mann. — Amret'si.r, die offene Hauptstadt des
Bundes der Sikhs, im Nordwesten von Delhi und zwischen
den Flüssen Rawi und Begah, zählt 100,000 Einw., welche
Shawls, Steinsalz u. s.. w. ausführen.- — Lahore, eine
TM Hauptwörter (50): [T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm]]
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Extrahierte Personennamen: Maha_Radscha
Extrahierte Ortsnamen: Tapty Lahore Jndiens Afghanistan Tibet Lahore
790
Die einzelnen Länder Asiens.
bodscha-Spitze, des Landes südliches Ende. An der
Nordostküste breitet sich der Meerbusen von Tonkin
(Anam), im Südwesten aber der von Siam aus. Der
May-Kaung (Menam-Kom) ergießt sich in das chine-
sische Meer, der Sangkoi in den Busen von Tonkin.
Große Hitze herrscht in den Thälern und an der Küste; eine
milde und gesunde Luft weht in den Berggegenden. Verheerende
Orkane sind häufig. Der im Ganzen fruchtbare Boden erzeugt
besonders Reiß in Fülle; ungeheure Waldungen bedecken die
Gebirge. — Die Bewohner (Anamiten) gehören zur mon-
golischen Rasse und theilen sich in Tonkinesen und Co chin-
chin esen. Sie sind stämmig, untersetzt und von kleiner
Gestalt und haben kleine und dunkle Augen. Das Haupthaar
ist grob und schwarz, die Gesichtsfarbe gelblich, und das
Gesicht kreisrund. Die Zähne werden schwarz gebeizt, die
Lippen roth gefärbt; die ungeheuer langen Nägel der höhern
Stände gelten für einen großen Schmuck. Der Charakter
dieses Volkes ist sanft, freundlich, höflich und gelehrig; dessen-
ungeachtet aber spielt der Stock eine große Rolle im Lande.
Die Sprache ist eine einsylbige und der chinesischen ähnlich.
Es besitzt keine eigene Literatur, sondern erhält seine Bücher
von den Chinesen. Seine Religion ist der Buddhaismus;
der Kaiser und die höheren Staatsbeamten aber bekennen sich zu
der Lehre des Konfuzius. Seit dem vorigen Jahrhunderte
hatte das Christenthum viele Anhänger gewonnen; gegen-
wärtig aber ist e.s wieder gewaltsam ausgerottet worden. —
Despotismus herrschet auch in diesem Lande; der Monarch wird
Kaiser genannt; die höheren Beamten heißen, wie in China,
Mandarinen. Die Staatseinkünfte dürften 36 — 40
Mill. Gulden betragen; die Kriegsmacht besteht aus etwa
400,000 Mann. — Hue (Phuruan), die Hauptstadt
und die Residenz des Kaisers, erhebt sich im Nordosten von
Bankok und unfern der Meeresküste, ist eine starke Festung,
die durch 8300 Kanonen vertheidigt wird, und hat einen
kaiserlichen Pallast, viele andere öffentliche Gebäude, darunter
400 Pagoden, und 60,000 Einw. — Quinhon, eine
TM Hauptwörter (50): [T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
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Die einzelnen Lander Afrikas.
920
die langen, im Süden desselben aber die Kupferberge.
An der Küste ist das Kap Voltas zu bemerken. Mit dem
einzigen Hauptflusse, dem Gariep oder Oranje (§. 1090)
vereinigen sich zahlreiche Nebenflüsse, unter denen der Fi sch fl u ß,
von Süden kommend, der bedeutendste ist. — Das Klima
ist dem des Kaffernlandes ähnlich; an der Meeresküste und in
den Thälern steigt die Hitze bis zu 300 R. Auch die
Naturerzeugnisse stimmen mit denen des ebengenannten
Landes überein.
§. 109 4-. Die Hottentotten sind gut gewachsen,
haben eine gelbbraune Farbe und wollichte-s Haar; ihre
Kleidung besteht aus Thierfellen; ihre Wohnungen sind runde
Negerhütten. Diese, zu Dörfern vereinigt, werden Kraal's
genannt. Sanft und friedlich, leben sie in großer Unwissenheit
und Rohheit und gewinnen ihren Lebensunterhalt fast einzig
durch Viehzucht und Jagd. Ackerbau wird nur wenig
getrieben. Vcmerkenswcrth erscheint ihre Sprache; die
Aussprache fast jedes Wortes ist mit einem Schnalzen oder
Klatschen der Zunge verbunden. Ihr religiöser Glaube,
äußerst roh und sinnlich, drückt sich auf keine Weise in irgend
einer Gottesverehrung aus. Durch die Wirksamkeit von
Missionären haben sich Viele zum Christenthume bekehrt. —
Dieses Volk theilt sich in mehrere Stämme, die unter
eigenen Anführern sogar Krieg mit einander führen. Der
Stamm der Koraqua's (Korana's) lebt friedlich im
Norden des obern Gariep und besitzt zahlreiche Heerden. —
Die Griqua's sind die südlichen Nachbarn der vorigen und
treiben Ackerbau. In neuerer Zeit hat die Gesittung unter
ihnen erfreuliche Fortschritte gemacht und sehr Viele haben
das Christenthum angenommen. Klaarwater (Griqua-
Stadt), ihr Hauptort im Norden des Gariep, hat 3000
Einwohner und christliche Schulen, die fleißig besucht -werden.
— Die Groß- und Klein-Namaqua's haben die Küstcn-
gegendcn sowohl im Norden, als im Süden des Gariep int
Besitze. Sie treiben Viehzucht und sind geschickte Jäger.
Auch unter ihnen suchen die Missionäre das Christenthum
TM Hauptwörter (50): [T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
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218 Allgemeine Erdkunde.
waltung der Staaten herrscht so viel Regelmäßigkeit als mit dem
Despotismus nur immer vereinbar ist. — In Japan war der
Da tri oder geistliche Kaiser ursprünglich Herrscher; der Oberbe-
fehlshaber seines Heeres, Kubo oder Seogun genannt, riß jedoch
im Jahre 1585 alle Macht an sich, und das Reich ist seitdem keine
Lheokratie mehr, obwohl der geistliche Kaiser noch vorhanden ist
und vom weltlichen hochgeehrt wird, sondern eine absolute Monar-
chie. Es giebt im Lande eine Menge Damios oder erblicher Für-
sten, große Lehensherren, die aber vom Seogun sehr abhängig sind.
8. 931. In Amerika waltet in allen Staaten, mit Ausnahme
des Kaiserthums Brasilien und des Diktatorats Paraguay, die
republikanische Regierungsform vor; die gesetzgebende
Gewalt gehört den im Eongresse versammelten Abgeordneten der
Würger, die vollziehende dem Präsidenten. In der politischen Geo-
graphie werden die Grundzüge der einzelnen Verfassungen berührt
werden.
§. 932. Der Charakter der absoluten Monarchie Euro-
pa's ist ein mehr oder weniger milder, je nach der Kulturstufe, welche
das beherrschte Volk einnimmt. In der eingeschränkten hat
der Fürst die vollziehende Gewalt und ernennt die Richter. Die
gesetzgebende Gewalt ist zwischen ihm und den Abgeordneten des
Volkes, oder in manchen Staaten gewisser Körperschaften, getheilt.
Ehe ein Gesetz in Kraft treten kann, müssen beide ihre Zustimmung
zu demselben gegeben haben. Außer den Abgeordneten des Volkes
giebt es in vielen Staaten noch eine zweite Versammlung, die mit
jenen gleiche Rechte hat, und wie in England und Frankreich in
manchen Fällen, z. B. Hochverrath, oberster Gerichtshof ist, auch
in den meisten Staaten über angeklagte Minister Recht zu sprechen
hat. Diese Körperschaft ist entweder erblich, wie in England das
Oberhaus oder Haus der Lords, oder der König ernennt, wie
in Frankreich, die Pairs auf Lebenszeit, oder es sitzen vom Für-
sten ernannte Mitglieder sowohl, als erbliche in der Versammlung,
wie in einigen deutschen Staaten, oder endlich die Mitglieder wer-
den aus gewissen Kategorien vom Volke gewählt, wie die Senato-
ren in Belgien. Diese das Volk oder gewisse Klassen desselben
vertretenden Körperschaften heißen in England Parlament, in
Spanien und Portugal Cortes, in Nordniederland General-
staaten, in Belgien und Amerika Kongreß, in Frankreich Kam-
mern, in Schweden Reichsstände, in Norwegen Storthing,
in Deutschland Landstände.
Religionen.
§. 933. Sämmtliche Religionen auf Erden zerfallen in zwei
große Abtheilungen, in solche nämlich, welche nur einen Gott, den
Schöpfer aller Dinge, annehmen, monotheistische Religionen,
wie das Judenthum, Christenthum und der Mohammedanismus,
oder sie sind polytheistische, d. h. sie nehmen mehr als einen
Gott an, wie das gesammte Heidenthum.
§. 934. Es giebt gegenwärtig auf Erden noch mehr als
400,000,000 Menschen, die sich zum Hcidenthume bekennen. Unter
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Extrahierte Personennamen: B._Hochverrath
Extrahierte Ortsnamen: Japan Amerika Brasilien Paraguay England Frankreich England Frankreich Belgien England Spanien Portugal_Cortes Nordniederland Belgien Amerika Frankreich Schweden_Reichsstände Norwegen Deutschland
219
Iii. Kultur - Geographie.
den Neu-Holländern und den Hottentoten soll es sogar Stämme
geben, die gar keine Ahnung von einem höher» Wesen haben,
und selbst die Wirkungen der Naturkräfte, Gewitter z. 33., mit der
größten Gleichgültigkeit betrachten. Die meisten wilden und barba-
rischen Völker beweisen manchen Naturgegenständen eine gewisse
Ehrfurcht. Es giebt unter den heidnischen Religionen eine unge-
meine Verschiedenheit und Mannigfaltigkeit:
§. 935. Die roheste Form der Götterverehrung ist der Feti-
schismus. Der Fetischanbeter erweiset jedem, einerlei ob leblosem Ge-
genstände oder lebendem Wesen, vor dem er Furcht hat, oder dem
er sich dankbar bezeigen will, eine göttliche Verehrung. Ihm ist die
ganze ihn umgebende Natur Gegenstand des Kultus. Viele neh-
men ein gutes und böses Princip an, haben glückliche und unglück-
liche Tage, bringen zum Theil ihren Götzen auch Menschenopfer,
und haben Priester oder Wahrsager, die wegen ihrer Macht, die
Menschen vor bösen Geistern zu schützen, großen Einfluß haben;
bei einigen afrikanischen Völkern heißen sie Griots; die in Ame-
rika werden Jongleurs, bei den Sibiriern Schamanen ge-
nannt. Auch auf Neu-Holland leben Fetischanbeter.
§. 936. Es giebt ganze Völker, die einen gemeinsamen Fetisch
haben; die Widah in Afrika eine Schlange, die 33issagos den
Hahn, die Benin ihren eigenen Schatten, ihren König und
eme Eidechse, die Aschantis den Fluß Lando und den Geyer;
in Akkra wird die Hyäne verehrt, anderswo der Alligator, der
Schakal oder der Hayfisch. Die Dahomey haben einen Pan-
ther oder Leoparden, dem sie Menschen opfern; die Agows in
Abyssinien haben als Fetisch den Nil, andere auch wohl Bäume,
Steine, die Sonne, den Mond oder Figuren, die der mensch-
lichen Gestalt nachgebildet sind; auch Schiffsanker, Kanonen, und
ein Volk an der Küste verehrt eine alte englische Grenadiermütze.
Uebrigens wechseln die Fetische häufig, denn wenn sie ein Unglück
nicht abgewandt haben, werden sie zertrümmert.
§. 937. Bei weitem nicht so roher Art ist der Sabäismu s,
der weit über die Erde verbreitet und vielfach mit anderen Religio-
nen verschmolzen ist. Hier sind die sämmtlichen Himmelskörper
Gegenstände der Verehrung. Die Religion der Inka's in Peru war
Sonnendienst, also Sabäismus.
§. 938. Die meisten wilden und barbarischen Völker verehren
die bösen, unheilbringenden Gottheiten weit mehr, als die gütigen.
Jeder Stamm hat mehre Zauberer und Priester, die in allen wich-
tigen Angelegenheiten um Rath gefragt werden und in hohem An-
sehen stehen, weil sie zugleich Unheil abwenden Und Krankheiten
heilen können. Dieses Letztere gilt besonders von den nordamerika-
nischen Indianern, welche auch festliche Tage, Opfer und Beschwö-
rungen haben, sehr selten aber Götzenbilder.
§> 939. Die Religion Zoroasters oder der Magis-
mus, so genannt von den Magiern, welche die persische Priester-
kaste bildeten, nimmt als höchstes Urwesen die unbegränzte
Zeit (Zerwan) an. Aus ihr stammen das gute Princip, Or-
muzd, und das böse, Ahriman, die beide einander bekämpfen,
TM Hauptwörter (50): [T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
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Extrahierte Personennamen: Ahriman
Extrahierte Ortsnamen: Afrika Benin Akkra Dahomey Peru
220
Allgemeine Erdkunde.
bis endlich das böse unterliegt. Von den drei Welten ist die erste
reingeistiger Sitz des Urlichts und der schaffenden Kraft; die zweite
ist sichtbar und Sitz des Ormuzd oder des Lichts; die dritte, die
Welt der Finsterniß, wird von Ahriman und dessen bösen Geistern,
den Dews, bewohnt. — Der größte Theil des Kultus dieser Re-
ligion besteht in Reinigungen, Sühnungen und Feierlichkeiten, wo-
durch die Gläubigen dem Lichte näher gebracht werden, und die sie
deshalb vor dem heiligen Feuer verrichten (das in jedem Tempel
brennt), besonders zu Baku, vor den Naphthaquellen. Man hat
die Anhänger dieser Religion, die Parsen oder G uebern, deshalb
auch wohl Feueranbeter genannt. Es sind ihrer nicht viele mehr;
sie leben zerstreut, besonders in der persischen Provinz Kerman, in
den hindustanischen Handelshäfen und in Mosambique, als Kauf-
leute. Ihre Lehre ist im Zend-Avesta enthalten.
§. 940. Die ausgebildetsten und verwickeltsten heidnischen Re-
ligionssysteme finden wir in Asien, östlich vom Belurtag. Sie neh-
men sämmtlich ein höchstes Wesen an, das bei den Hindu Brahma,
bei den Birmanen und Siamesen Buddh oder Buddha, bei den
Tibetanern und vielen mongolischen Stämmen La, bei den Chine-
sen Fo oder Fohi heißt. Dasselbe lebt in einem Zustande ewiger
Ruhe, denn die Welt ward von einer Anzahl untergeordneter Göt-
ter erschaffen und wird daher von diesen auch regiert. — Diese
Religionen haben ihre heiligen Bücher, die ein wunderbares Gemisch
von Vernunft und Unsinn enthalten, und die grausamsten, aber-
gläubischen Gebräuche heiligen.
§. 941. In Vorderindien gehört die Mehrzahl der Bevölkerung
dem Brahmanismus an. Der Hindu verehrt als höchsten Gott
den ewigen Brahma, Para-Brahma, der nicht handelt; aus
ihm sind die andern Götter hervorgegangen, und er hat seine Macht
übertragen an den weltschaffenden Brahma (der Macht, Sonne
bedeutet), den Wischnu (der Zerstörer, Gerechtigkeit, Feuer) und
Schiwa oder Siwa (der Erhalter, Weisheit, Wasser). Diese
Götter sind dreieinig, sie bilden die hindustanische Trimurti
oder Dreieinigkeit. Auf diese folgen die Untergötter, deren der
Hindu 330,000,000 zu haben behauptet, und die zum Theil unter
den scheußlichsten Formen dargestellt werden.
§. 942. Die heiligen Bücher der Hindus oder die Vedas
bilden die Grundlage des Brahmanismus; sie sind der religiöse und
philosophische Codex und in der Sanskritsprache geschrieben.^ Zu
ihnen, die bis ins hohe Alterthum hinauf reichen, sind später Erklärun-
gen und Zusätze gekommen, in ähnlicher Weise etwa wie bei den Juden
der Talmud zur Bibel. Zum Kultus giebt das Gesetzbuch des
Menu Anweisung, das zugleich alle bürgerliche und religiöse Ge-
setzesvorschriften enthält, und augenscheinlich dazu berechtigt ist,
die Priestertyrannei in allen Lebensverhältnissen zu begründen. Die
Rechte der Brahminen oder der Priesterkaste sind nach ihm unend-
lich; der Müßitzang wird für verdienstlich und heilig, der Feldbau
für niedrig erklärt rc.
§. 943. Die Kasteneintheilung der Hindu ist in der
Religion begründet. Es giebt der Kasten vier: die der Brahmi-
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TM Hauptwörter (100): [T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T22: [Gott Zeus Sohn Tempel Göttin König Held Mensch Opfer Erde], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung]]