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1. Lesebuch für Ober-Klassen in katholischen Elementar-Schulen - S. 17

1854 - Münster : Aschendorff
17 den Papieren des Gestorbenen hatte sich die Nachricht von dem Ankäufe jener Edelsteine vorgefunden. Weil sie sich nun nicht fanden, so fiel der Verdacht der Entwendung auf den Bedien- ten, der um den Herrn gewesen war. Derselbe wurde einge- zogen, entsprang aber bald; desto größer ward der Verdacht, der jetzt aber glücklich gehoben war. Der Herr bot nun dem ehrlichen Schreiner eine große Be- lohnung an; dieser aber erklärte: „Dafür, daß ich nicht stehle, nehme ich kein Geld! Gerathe ich einst in Noth, und wollen Sie mich dann unterstützen, so will ich Ihnen für Ihre Güte danken." Bis zu Thränen gerührt drückte der Herr dem Schrei- ner die Hand und sprach: „Edler Mann, der Himmel segne Sie!" 27. Die zwei Wanderer. Zwei Wanderer zogen einsam über Land. Als sie unterwegs ausruheien in einer Herberge, erscholl plötz- lich ein Geschrei, dass im Dorfe eine Feuersbrimst sei. Da sprang der eine Wanderer auf, warf Stab und Bündel von sich, um eilends zu helfen; der andere aber hielt ihn zurück und sprach: „Wesshalb sollen wir liier verzögern? Sind nicht Hände genug zum Helfen? Was k&mmern uns die Fremden?“ Aber jener hörte nicht auf diese Reden, sondern lief hinaus zu dem brennenden Hause; nun folgte der andere langsam nach, und stand und sah zu von Ferne. Vor dem brennenden Hause aber stand eine Mutter wie erstarrt und rief: „Meine Kinder! meine Kinder!“ Als der Fremdling solches hörte, sprang er in das bren- nende Haus zwischen die krachenden Balken, und die Flamme schlug um ihn her und über ihm zusammen. Das Volk aber rief: „Der ist verloren!“ Als man aber harrete, siehe, da trat er hervor mit versengtem Haar, trug zwei Kindlein auf den Armen, und brachte sie der Mut- ter. Da umarmte sie die Kinder, und fiel dem Fremdling zu biissen; dieser aber hob sie auf und tröstete sie, und unterdessen stürzte das ganze Haus zusammen. Als nun sein Gefährte sagte: „Wer hiess dich doch, ein so küh- nes Wagstück zu beginnen?“ da gab er zur Antwort: 2

2. Lesebuch für Ober-Klassen in katholischen Elementar-Schulen - S. 23

1854 - Münster : Aschendorff
23 Was willst du damit machen? fragte Franziska den Uhr- macher. Eine Uhr sott das werden, liebes Kind, erwiederte der Mann sehr freundlich. Ei, meinte Franziska, daran kannst du lange arbeiten. Wie willst du nun damit fertig werden, alle diese Schrauben und Räderchen zusammen zu fügen? Ge- duld überwindet alle Schwierigkeiten, sagte der Uhrmacher, und wenn du ein Stündchen bei mir bleiben willst, so sollst du sehen, wie die Uhr fertig wird. Franziska blieb, und sah der Arbeit des fleißigen Mannes zu. Er ergriff mit seinen Werkzeugen ein Rädchen nach dem andern, eine Schraube nach der andern, und fügte Alles mit Geduld und Ruhe zusammen. Paßte dies oder jenes nicht, so feilte und versuchte er geduldig so lange, bis jedes Ding in Ordnung kam. Nichts übereilte er, sondern arbeitete sorgfäl- tig und genau, und siehe da! ehe eine Stunde vorüber war, wurde die Uhr aufgezogen, und ging tik! tak! tik! tak! wie am Schnürchen. Siehst du wohl, liebes Kind, sprach der Uhrmacher, daß man mit Geduld und Fleiß Alles wohl zu Ende bringt. Gut Ding will Weile haben. Franziska schwieg, aber sie vergaß die Lehre nicht, die sie erhalten hatte. Als sie mit der Mutter wieder nach Hause zurückgekehrt war, arbeitete sie fleißig an ihrem Teppiche und bemerkte mit Freude, daß er jeden Tag weiter vorrückte. Ehe des Vaters Namenstag kam, war er vollendet. Wie vergnügt war Franziska, als sie sah, wie sehr der Vater sich über das Geschenk freute. 33. Das Wundevkästcbcit. Eine Hausfrau hatte in ihrer Haushaltung allerlei Un- glücksfälle , und ihr Vermögen nahm jährlich ab. Da ging sie in den Wald zu einem alten Einsiedler, erzählte ihm ihre be- trübten Umstände und sagte: „Es geht in meinem Hause ein- mal nicht mit rechten Dingen her. Wißt ihr kein Mittel, dem Uebel abzuhelfen?" Der Einsiedler, ein fröhlicher Greis, hieß sie ein wenig warten, brachte über ein Weilchen ein kleines, versiegeltes Kästchen und sprach: „Dieses Kästchen müßt ihr ein Jahr lang,

3. Lesebuch für Ober-Klassen in katholischen Elementar-Schulen - S. 52

1854 - Münster : Aschendorff
52 Die Sonne bildet sich ab in dem klaren Bächlein und Ver- schönert das Wasser. Also strahlet in dem reinen Gemüthe des Edlen das Bild Gottes wieder. Dieser glänzende Wieder- schein verklärt sein Antlitz, und gießt darüber aus eine unbe- schreibliche Milde und Anmuth. Der Vater schwieg. Die Söhne aber riefen: Wär' ich, o Bächlein, dir gleich! 61. Die Leidenschaften. Ein heil'ger Eremit erging sich einst Mit seinem Jünger im Cypressenhain. „Mein theurer Vater! wie beginn' ich es Am leichtesten und sichersten, um mich Stets zu bewahren rein und fleckenlos?" So hub der Jünger seine Rede an. Mit seinem Finger zeigt der Meister hin Auf vier Cypressen, und bedeutet ihm. Sie auszureißen all' der Reihe nach. Die erste, klein, ein Jährling kaum, entreißt Der Jüngling ihrem Boden ohne Müh', Nur einer Hand bedient er sich beim Zieh'n. Schon größer ist die zweite, doch auch sie Reißt er mit beiden Händen bald heraus. Die dritte, welche tief re Wurzeln hat. Erfordert schon mehr Zeit, Geschick und Müh: Er dreht und beugt und wendet hin und her. Er wiederholet seinen Angriff oft. Und reißt mitsammt dem Boden kräftiglich Auch los den dritten Baum und freut sich sehr. Da nah't er wohlgemuth dem vierten sich; Er greift den Baum von allen Seiten an. Doch beuget er den ausgewachs'nen nicht. Er zieht am Baum mit voller Jugendkrast, Von seiner Stirne rinnt der Helle Schweiß, Er ärgert sich und müh't sich ab und stöhnt. Der Baum scheint stolz auf ihn herabzuseh'n. Er wankt nicht, seine Wurzeln sind zu tief. Da sprach zum Jünglinge der Eremit: „Mein Sohn! — so ist es mit der Leidenschaft: Hat sie noch feste Wurzeln nicht gefaßt. Steht sie im Herzensgarten kurze Frist, So ziehst du sie noch leicht und schnell heraus; Wenn sie zum Baum' herangewachsen ist. Mit festem, dicken Stamm' und hoher Krön',

4. Lesebuch für Ober-Klassen in katholischen Elementar-Schulen - S. 98

1854 - Münster : Aschendorff
98 und schüttelte ihr das Bett immer gewaltig auf; dafür hatte es auch ein gutes Leben bei ihr, kein böses Wort und alle Tage Gesottenes und Gebratenes. Nun war es eine Zeit lang bei der Frau Holle, da war" es traurig in seinem Herzen; und ob es hier gleich viel tau- send Mal besser war, als zu Haus, so hatte es doch ein Ver- langen dahin. Endlich sagte es zu ihr: „Ich habe die Sehn- sucht nach Hause, und wenn es mir noch so gut hier geht, so kann ich doch nicht länger bleiben." Die Frau Holle sagte: „Es gefällt mir, daß du nach Hause verlangst, und weil du mir so treu gedient hast, so will ich dich selbst wieder hin- aufbringen." Sie nahm es darauf bei der Hand und führte es vor ein goldenes Thor. Das Thor ward aufgethan, und wie das Mädchen gerade darunter stand, fiel ein gewaltiger Goldregen, und alles Gold blieb an ihm hängen, so daß es über und über davon bedeckt war. „Das sollst du haben, weil du so fleißig gewesen bist," sprach die Frau Holle und gab ihm auch die Spule wieder, die ihm in den Brunnen gefallen war. Darauf wurde das Thor verschlossen, und das Mäd- chen befand sich oben auf der Welt, nicht weit von seiner Mutter Haus; und als es in den Hof kam, saß der Hahn auf dem Brunnen und rief: „Kikeriki! unsere goldne Jung- frau ist wieder hie!" Da ging es hinein zu seiner Mutter, und weil es so mit Gold bedeckt ankam, wurde es gut aufgenommen. Als die Mutter hörte, wie cs zu dem Neichthume gekom- men war, wollte sie der andern häßlichen, faulen Tochter gern dasselbe Glück verschaffen. Sie mußte sich auch an den Brun- nen setzen und spinnen; und damit ihre Spule blutig ward, stach sie sich in die Finger und zerstieß sich die Hand an der Dornhecke. Dann warf sie die Spule in den Brunnen und sprang selbst hinein. Sie kam, wie die andere, auf die schöne Wiese und ging auf demselben Pfade weiter. Als sie zu dem Backofen gelangte, schrie das Brod wieder: „Ach, zieh' mich 'raus, zieh' mich 'raus, sonst verbrenne ich, ich bin schon längst ausgebacken!" Die Faule aber antwortete: „Da hätt' ich Lust, mich schmutzig zu machen," und ging fort. Bald kam sie zu dem Apfelbaume, der rief: „Ach, schütt'le mich, wir Aepfel sind alle miteinander reif!" Sie antwortete aber: „Du kommst

5. Lesebuch für Ober-Klassen in katholischen Elementar-Schulen - S. 130

1854 - Münster : Aschendorff
130 nähmest, die Beiden sind ja so reich, haben so viele Güter, Felder, Wiesen und Büsche, haben noch so manches schöne Ka- pital ausstehen, sie werden noch immer Ueberflüssiges für sich behalten." — „Doch," mahnte wieder die bessere Stimme in ihm, „ist und bleibt es nicht gestohlen? Gott bewahre mich vor Diebstahl!" Und nun betete er leise noch einige Vaterunser. Da rief auf einmal eines seiner Kinder, welches im näm- lichen Zimmer mit ihm schlief, im Traume laut auf: „Vater! Vater!" Er richtete sich eilig in die Höhe und horchte; aber der Knabe schlief ruhig weiter. „Ach!" dachte er, „ihr guten Kinder! Noch ruht ihr sorglos und kennt die Plagen dieses Lebens nicht, kennt nicht die Sorgen eurer armen Eltern. Wie sehr wir uns auch abmühen, wie sparsam wir auch leben, kaum können wir für euch den nothdürftigsten Unterhalt uns erwerben. Nur ein kleines Unglück braucht uns zu treffen, Einer von uns Beiden braucht nur zu erkranken, und wir sind nicht mehr im Stande, euch zu nähren und zu kleiden, müssen euch von Thüre zu Thüre schicken...." „Ha, betteln!" rief er ergrimmt. „Nein, nie und nimmermehr! Eher will ich.... Sie sind ja unverheirathet, sie haben für keine Kinder zu sorgen. Sie fühlen es nicht, wie hart es einem Vater wird, den Hunger seiner Kinder nicht stillen zu können. Was thun sie auch mit ihrem Gelde? Soll ich....? Gott, Gott, führe mich nicht in Versuchung!" — „Und kein Mensch wird's gewahr," flüsterte es ihm nach einer Weile wieder zu. „Du kannst ja an der anderen Seite über die Hecke klettern, dort noch eine Strecke in entgegenge- setzter Richtung über das Feld fortlaufen, und dadurch jeden Verdacht von dir abwälzen. Außerdem werden die Beiden wahrscheinlich nicht einmal davon zu sprechen wagen, aus Furcht, daß sie nur von den Leuten verlacht und verspottet würden. Gewiß, cs ist keine Gefahr dabei; was das angeht, könnte ich es nur unbesorgt ausführen. — Da schlägt es ein Uhr. Alles ist so still! Kein Mensch ist mehr wach! In zehn Minu- ten ist der Schatz gehoben, und ich bin ein reicher Mann und kann meine Kinder ehrlich ernähren.... Aber was sag' ich? Ehrlich? Wäre das ehrlich? Und wenn es auch kein Mensch sieht, sieht es nicht Gott, mein einstiger Richter?!" „Nein, nein,"

6. Lesebuch für Ober-Klassen in katholischen Elementar-Schulen - S. 269

1854 - Münster : Aschendorff
269 ffo. Der Feuerstein. Man braucht jetzt gewöhnlich die sogenannten Zündhölz- chen , wenn man Feuer oder Licht machen will. Man streicht oder reibt die Hölzchen an einer trockenen, etwas rauhen Fläche, und dann entzündet sich der Stoff, der vorn an dem Hölzchen angebracht ist. Hier entsteht also das Feuer durch Reibung, oder das Zündhölzchen brennt, wenn wir dasselbe reiben. Diese Manier Feuer zu machen ist allerdings eine sehr bequeme, doch sind die Zündhölzchen auch sehr gefährlich. Wenn sie von der Sonne längere Zeit beschienen werden, oder wenn ste einige Zeit auf dem warmen Ofen liegen, so entzünden sie sich von selbst und setzen andere brennbare Gegenstände in ihrer Nähe, z. B. Vorhänge, Kleidungsstücke, Papier in Brand, und ver- anlassen Feuersbrünste. Oft haben auch schon Kinder durch Unvorsichtigkeit, mit Zündhölzchen spielend, Scheuern und Häuser angezündet. Ehe man Zündhölzchen hatte, bediente man sich fast durchgängig des Feuersteins und Schwammes zum Feueranmachen. Der Feuerstein ist eine Art Kieselstein. Von Farbe ist er meistens braun oder graugelb; er wird in größeren Massen gefunden und läßt sich mit dem Hammer leicht in kleinere Stücke klopfen, wie sie zum Feuerschlagen im Ge- brauche sind. Der Feuerstein ist sehr hart und scharfkantig, und diese Eigenschaften sind Ursache, daß er mit dem Stahle Feuer gibt. Auch die Feuerfunken dieser Art entstehen durch Reibung, wie bei den Zündhölzchen. Der Stahl ist nämlich Eisen mit etwas Kohle; schlägt man nun mit dem Stahle an den harten, scharfkantigen Feuerstein, so entsteht dadurch eine sehr starke Reibung. Dadurch werden ganz kleine Theilchen des Stahles abgerieben und fortgesprüht; diese abgeriebenen, sprühenden Stahltheilchen sind durch die heftige Reibung glü- hend geworden, und das sind nun die Feuerfunken. Wenn einer über einem Blatte weißen Papiers Feuer schlägt, so daß die Funken auf das Papier fallen, so findet er dann ganz kleine schwarze Körnlein auf dem Papier liegen. Das sind die erloschenen Feuerfunken; sie erlöschen deswegen so bald, weil sie so gar klein sind. Wir sagen freilich, der Feuerfunke liege in dem Feuer- steine, aber eigentlich ist es doch nicht so, sondern die Stahl-

7. Lesebuch für Ober-Klassen in katholischen Elementar-Schulen - S. 270

1854 - Münster : Aschendorff
270 theilchen werden durch das starke Anschlagen und Reiben an dem Feuersteine glühend gemacht. Gott hat es so eingerichtet, daß durch starke Reibung fester Körper Hitze, und wenn sie brennbar sind, Feuer entsteht. Tl Die Glasbereitung. Lieber Julius! Du hast mir in Deinem letzten Briefe einen Besuch be- schrieben, den Du mit Deinem Vater in der Werkstatt eines Drechslers gemacht hast. Ich zeigte meinem Vater Deinen Brief und bat ihn, mich auch einmal näher mit den Be- schäftigungen einiger Handwerker oder Künstler bekannt zu machen; und wie er immer sehr gern bereit ist, meine Kennt- nisse zu erweitern, so hat er mir auch diese Bitte vor eini- gen Tagen erfüllt. Er hat mich nach der eine Stunde von hier entfernten Glashütte mitgenommen und mich mit der Be- reitung des Glases bekannt gemacht. Laß mich Dir erzählen, was ich da gelernt habe. — Das Glas besteht aus einer Verschmelzung gut gewaschenen weißen Sandes, gereinigter Asche, Salpeters u. s. w. Diese Bestandtheile müssen in ei- nem gewissen Verhältnisse genommen werden, wenn das Glas gut gerathen soll. Zuerst nun werden diese Zuthaten in ei- nem besondern Ofen gebrannt oder durchgeglüht, damit alles Fremdartige entfernt werde. Diese Masse, die schon einen so starken Hitzgrad erlitten hat, daß sie wie halb geschmolzen er- scheint, heißt Fritte. Sie wird aus dem Ofen genommen, in den Schmelztiegel gethan und in diesem einer solchen Hitze ausgesetzt, daß sie nach 15 — 20 Stunden zu schmelzen be- ginnt. Jetzt zeigt sich auf der feuerigen flüssigen Glasmasse ein Schaum, Galle genannt, der bisweilen abgeschöpft werden muß, wenn das Glas rein werden soll. Von Zeit zu Zeit taucht man eiserne Ruthen hinein, an welche sich die Flüssigkeit anhängt. Dadurch erfährt man, ob sie hin- länglich klar und durchsichtig geworden sei. Ist dies der Fall, so läßt man die Masse abkühlen, und zwar in so weit, bis sie breiartig und zähe wird, so daß man sie in lange, dünne Fäden ziehen kann. Jetzt befindet sich das Glas in dem Zustande, um geblasen zu werden. Dies geschieht vermit-

8. Lesebuch für Ober-Klassen in katholischen Elementar-Schulen - S. 295

1854 - Münster : Aschendorff
295 der tragen, und welche die Wolken wieder vertreiben und den blauen Himmel enthüllen, wenn es Gottes Wille gebietet. Der Mensch hat es versucht, sich die Luft zu unterwerfen und dienst- bar zu machen. Er hat z. B. Instrumente erfunden, bei wel- chen die Luft ein Hauptgeschäft hat, z. B. die Windbüchse, die Feuerspritze, die Windmühle. Mit den Segeln fangt das See- schiff den Wind auf, und dieser treibt die ungeheure Last mit gewaltiger Schnelligkeit auf dem Meere dahin. Oft jedoch wird der Wind aus dem Diener zum Herrn, und spielt mit dem großen Schiffe wie mit einer Feder; der Wirbelwind vollends scheint auf die Vernichtung der menschlichen Plane und Arbeiten auszugehen. Dann lernt der Mensch, der so leicht übermüthig wird, wieder ein- sehen, daß die Natur blos Einen Herrn hat, Gott, und dann betet er zu ihm, er möge ihm gnädig sein und dem Winde und den Wogen gebieten. « Mter Schaft. Wenn irgend ein Körper oder ein oder mehrere Theile desselben in eine zitternde oder schwingende Bewegung gebracht werden, so theilt sich diese Be- wegung der Luft mit, die dann in solche Wellen ge- rüthj wie das Wasser, in welches ein Stein gewor- fen wird. Biese Wellen oder bewegten Luftlheile verbreiten sich immer weiter, bilden immer grössere Kreise, bis sie zu unserem Ohr gelangen und von demselben vernommen werden. Die so entstandene und wahrgenommene Lüfterschütterung nennen icir den Schall. Ist das, icas wir mit dem Gehör ver- nehmen, dumpf und unklar, so nennen wir es Ge- rdusch’, ist es dabei stark, so heisst es Getöse. Geht es von der inenschlichen Stimme aus, so erhält es den Kamen Laut; wird der Schall durch musika- lische .Instrumente hervorgebracht, so bezeichnen wir ihn mit dem Worte Ton. Da zu jedem Schalle, den wir Ton nennen, eine bestimmte Höhe oder Tiefe, Starke oder Schicäche gehört und die menschliche Stimme auch sehr bestimmte und angenehme Laute hervorbringen kann, so nennen icir auch diese na- türlich Töne. Ein recht heller und unmuthiger Laut oder Ton heisst Klang. Die in der Luft entstehen- den schwingenden Bewegungen heissen S c hai Iw e l- leii’, sie gehen so von dem schallenden Körper aus, wie die Lichtstrahlen von dem leuchtenden Körper. Die menschliche Sprache ist sehr reich an Ausdrücken, um die verschiedenen Eindrücke zu bezeichnen, die

9. Lesebuch für Ober-Klassen in katholischen Elementar-Schulen - S. 256

1854 - Münster : Aschendorff
256 steckt und in mehreren Häuten verschlossen? Das hat er des- halb gethan, damit dem zarten Keime die strenge Winterluft nicht schade und keine Verletzung ihn treffe. Erst kommt eine gröbere, härtere Schale, die wie ein Panzer den weichern Kern umgibt; aber auf das derbere und festere Gehäuse folgt noch eine weichere, feinere Haut, damit die härtere Schale den weichen Kern nicht allzusehr drücke. So hüllen die zärt- lichen Mütter ihre Kindlein in mehrere Tücher und legen die feinsten zuerst um die zarten Glieder. Hat das Samenkorn einige Tage im Dunkel der Erde ge- schlummert, und hat der wohlverwahrte Keim seine Milch verzehrt, so zersprengt er seine Hülle, dehnt und streckt sich und tritt in zwei Spitzen hervor: im Federchen und Würzel- chen. Das Würzelchen senkt sich nach unten zur Erde, denn es weiß, daß es hier Speise und Trank findet. Um diese desto sicherer zu finden und aufsaugen zu können, theilt es sich in kleine Fasern, die wir Wurzelfasern nennen, und die es ausstreckt, wie der Schmetterling seinen feingebogenen Rüs- sel und der Polyp seine Arme. Das Federchen dagegen strebt nach oben, möchte gar zu gern in die hohen Lüfte sich erhe- den, wie die Vögel, wenn sie flügge geworden sind; denn Luft und Sonnenschein sind seine Speise. Ziehst du ein im Herbst gesäetes Roggenpflänzchen vor Weihnachten aus dem Boden, so erblickst du dünne, braune, senkrecht in die Erde hinabsteigende Wurzeln, die sehr tief gehen, wofern nur der Boden locker und fruchtbar ist. So- bald die warmen Frühlingstage kommen, sterben die alten Wurzeln ab, die Pflanze treibt frische und beginnt ein neues Leben. Ziehst du sie nun aus der Erde, so erblickst du weiße Wurzeln, nicht wie früher in einer Richtung nach unten ge- hend, sondern nach allen Richtungen ausgebreitet, viel dicker und kürzer als die Herbftwurzeln. Diese sind dünn, denn sie brauchen keinen hohen Stengel zu halten; sie streben tiefer nach unten, da hier mehr Feuchtigkeit und Wärme ist, denn nahe an der Oberfläche würden sie leicht erfrieren. Im Som- mer soll die Wurzel von dem geringsten Regen Nahrung zie- hen; darum zertheilt sich der Wurzelmund in viele kleinere Mündchen, um leichter und schneller trinken zu können. Die

10. Lesebuch für Ober-Klassen in katholischen Elementar-Schulen - S. 257

1854 - Münster : Aschendorff
257 dünnen Fasern müssen aber dick werden, denn nun gilt es, einen langen Halm mit einer schweren Aehre zu tragen. In demselben Maße, als sich unten in der Erde das Würzelchen ausbreitet, heben sich auch die saftigen grünen Grasblättchen frisch über die Erde empor. Das Licht und die Sonnenwarme kochen in den feinen Röhrchen, welche in dem Halme auf- und niedersteigen wie die Adern in dem Körper, einen Saft aus, der so süß und nahrhaft ist, daß Schafe und Kühe, Ziegen und Pferde kein Gras lieber verzehren, als das Korngras. Dieses hat einen solchen Trieb, in die Höhe zu wachsen, daß, wenn es auch von den Thieren ab- geweidet, oder von den Menschen abgeschnitten ist, es nur desto fröhlicher wieder emporschießt, um in seiner Aehre den Menschenkindern diejenige Speise zu bereiten, welche sie am nothwendigsten brauchen, und ohne die der Arme wie der Reiche nicht wohl leben kann, und welche für unsere Gegend der größte Segen Gottes ist — nämlich das Brod. Das junge, weiche Aehrchen zeigt sich schon sehr früh, wenn der Halm noch ganz klein ist, in ein Blatt wie in ei- nen grünen Mantel eingewickelt. Doch die Aehre darf nicht so tief unten am Erdboden bleiben — die aus der Erde auf- steigenden feuchten Dünste würden ihr schaden und sie nicht zur Reife kommen lassen; darum steigt sie immer höher und schlanker empor. Je länger der Halm, desto reiner entwickelt sich der aus den Wurzeln aufsteigende Nahrungssaft, desto besser kann ihn auf diesem langen Wege, den er zu machen hat, die Sonne auskochen und zubereiten, daß er zu dem mehligen Korne sich verdichtet. Zwar schwankend und dünn ist das Rohr, auf dessen Spitze die Aehre sich wiegt; doch hat es starke Knoten, daß der Wind es nicht zerknickt, und biegsame Fasern, daß es vor dem Sturme sich beugt, der oft die Zweige der mächtigen Eiche zerbricht und die hohe Fichte entwurzelt. Jene Knoten haben, um den emporsteigen- den Saft hindurch zu lassen, viele kleine Löcher. Die Fasern kreuzen sich hier und bilden so ein festes Gewebe, gleichsam ein Knochengelenk. Die kleinen und feinen Korngrasblätter, welche mit ih- rem ftischen Grün dem Frühlingsgefilde ein so schönes Fest- 17
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