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1. Lesebuch für Ober-Klassen in katholischen Elementar-Schulen - S. 109

1854 - Münster : Aschendorff
109 Die Stürme, und beflügelt Des Schiffes stillen Lauf. Heil Jedem, der entronnen Dem Meer, das Schiff gewonnen. Und nimmer es verläßt; Dort darf er nicht mehr zagen. Es wird ihn sicher tragen. Es schirmt ihn stark und fest! Die Arche, die den einen Von Gott erkornen Reinen Vor Zeiten schützend trug. Als jene Flut, verheerend. All' Lebendes zerstörend Sich um die Erde schlug; L>ie war ein schwaches Zei> chen. Und muß dem Schiffe weichen. Das unvergänglich lebt. Wenn Alles schon verklungen. Und eine Welt verschlungen. Noch ruhig oben schwebt. Doch in der Zeiten Fülle Steht dieses Schiff einst stille. Vollendet ist sein Lauf; Und Er, der es regierte. Nimmt Alle, die es führte. In seinen Himmel auf. 111. Triumph der Religion. Es war im Jahre 1812, als die Franzosen und ihre Ver- bündeten bei der grimmigsten Kälte und im höchsten Elende, unter immerwährenden Kämpfen sich aus Rußland zurückzogen. Ein deutscher Offizier, der den Feldzug mitgemacht hatte, stand in einem Gasthofe zu Warschau am Fenster und betrachtete von da aus die Menschen, welche auf der Straße sich rastlos und geschäftig hin und her bewegten. Obgleich er selbst wohlbehal- ten dem Elende entronnen war, so lag doch Mißmuth über sein ganzes Innere ausgebreitet. Es lastete auf seiner Seele schwer und schwarz, wie eine ausgebrannte Welt, denn erhalte ja das unsägliche Elend selbst mit angesehen, in welchem eine halbe Million Menschen zu Grunde gegangen war. Doch nicht die Schlachten, die geschlagen worden, nicht die Seuchen, nicht Hunger, Kälte, Elend und Tod waren es, die sein Herz so tief verwundet, sondern die gräßlichen Gestalten entarteter Men- schen, die ohne Theilnahme für das fremde Leiden den Mit- bruder hindarben, verschmachten sahen, und, nur auf eigene Rettung bedacht, gleich geschreckten Thieren, fort und fort flo- hen vor dem sie verfolgenden Feind. Das hatte den Glauben an die Menschlichkeit der Menschen aus seinem Herzen verbannt, und er sah in ihrem Thun und Treiben nichts als ein Haschen nach schnödem Vortheil, ein Ringen um eitlen Ruhm, nichts als Eigennutz und Hartherzigkeit. Damit hatte er zugleich den

2. Lesebuch für Ober-Klassen in katholischen Elementar-Schulen - S. 186

1854 - Münster : Aschendorff
186 20 bis 30 Fuss. Wenn ein unbewaffneter Mensch ihm begegnet, so kann er nichts Besseres thun, als aufrecht und ruhig stehen bleiben und den Löwen unverrückt an- sehen. Ist der Löwe nicht äusserst hungrig, so macht dies, wahrscheinlich wegen der Höhe des aufrechten Menschen, auf den Löwen einen so entschiedenen Fin- druck , dass er sich langsam zurückzieht, sich dabei zuweilen scheu nach dem Menschen umschaut, und zuletzt eilends davon jagt. Will der Mensch fliehen, oder macht er eine Bewegung, welche einen Angriff andeutet, so stürzt der hungrige Löwe auf den Unglücklichen und verschont ihn nicht weniger als die Thiere; ja er soll sogar, wenn er einmal Menschenfleisch gekostet hat, dasselbe jedem andern vorziehen und dann doppelt ge- fährlich sein. Der Löwe scheint die Gefahren zu berech- nen, was der Tiger, wenn er nicht völlig gesättigt ist, nie thut. Schon aus diesem Grunde ist der Löwe be- waffneten Menschen minder gefährlich als der Tiger. Ueberdies mordet der Löwe nur, wenn ihn hungert, wäh- rend selbst der gesättigte Tiger noch nach warmem Blute lebender Wesen lechzt. Die Feuergewehre scheinen einen grossen Eindruck auf die Löwen zu machen; wenigstens versichern die Afrikaner, dass die Löwen, welche sich in der Nachbarschaft der Menschen aufhalten, furchtsa- mer sind, als diejenigen, welche Einöden bewohnen. Die Jagd auf einen Löwen ist ausserordentlich ge- fährlich. Man zieht in Mehrzahl aus und sucht ihn aus seinem Versteck durch Hunde aufzuscheuchen. Diese ha- den zwar nicht den Muth, ihm nahe zukommen, treiben ihn aber doch durch ihr Gebell aus seinem Versteck. Mit gewaltigen Sätzen stürzt der Löwe brüllend hervor gegen seine Verfolger. Ist er ihnen auf 10 bis 15 Schritte nahe gekommen, so staucht er sich zum Sprunge zusam- men , und dies ist der Augenblick, wo die entschlossenen Jäger ihren Schuss anzubringen pflegen, weil hier das Thier ruhig ist und gerade Zeit gibt zum Zielen. In der nächsten Sekunde würde er den Leib eines Jägers zer- fleischen. Dasselbe geschieht, wenn er nicht getroffen, oder nicht schwer genug verwundet wird. Jüngere Löwen zeigen sich, wenn sie aufgejagt wer- den, nicht so muthig, wie die alten. Gewöhnlich suchen sie Anfangs zu entfliehen und stürzen sich erst, wenn sie keinen Ausweg finden, mit Wuth auf die Verfolger. Völ- lige Verachtung jeder Gefahr zeigt die Löwin, welche ihre Jungen bedroht glaubt. In der Gefangenschaft

3. Lesebuch für Ober-Klassen in katholischen Elementar-Schulen - S. 387

1854 - Münster : Aschendorff
387 Ein anderes Schauspiel bot sich im russischen Lager dar. Die griechische Geistlichkeit erschien in ihren priesterlichen Ge- wändern und zog in feierlicher Prozession durch das Lager. Die Bilder der gefeiertsten Heiligen wurden dem verehrenden Blicke der Truppen vorübergetragen. „Erde und Himmel", sprachen die Priester, „find durch die Fremdlinge verletzt und zur Rache aufgefordert, und der Tapfere in der Schlacht wird sich unfehlbar die Seligkeit erringen." Die Russen antworte- ten mit einem begeisterten Hurrah. Am 7. September wurde die große Schlacht an der Moskwa, bei dem Dorfe Borodino geliefert. An 25,000 Menschen auf jeder Seite bluteten an diesem Schreckenstage. Vom frühen Morgen bis in die Nacht wurde mit beispielloser Erbitterung gestritten. Ganze Regimenter russischer Bauern schlossen sich mit der Festigkeit alter Soldaten an, machten das Zeichen des heiligen Kreuzes und stürzten mit dem Rufe: „Gott sei uns gnädig!" in das dichteste Handgemenge. Endlich trat Kutusow den Rückzug an und wollte lieber Moskau preisgeben, als eine neue Schlacht liefern; Moskau sei ja nicht das Vaterland. Mit niedergeschlagenen Blicken, zusammengerollten Fahnen und ohne Trommelschlag zogen die russischen Truppen durch die stille Hauptstadt. Der größte Theil der noch übrigen Bevölkerung schloß sich mit dem Befehlshaber der Stadt, Grafen Rostopschin, dem düstern Zuge an. Am 14. September erblickten die Franzosen von der Höhe eines Berges die ehrwürdige Stadt, und der Freuderuf: „Mos- kau! Moskau!" durchlief die Reihen. Moskau erschien so glänzend und gebietend wie sonst. Die Thürme seiner drei- hundert Kirchen und deren goldene Kuppeln funkelten im Scheine der Sonne; seine zauberischen Paläste ruhten in Baum- pflanzungen und Gärren, und majestätisch stieg der Kreml, die Burg der Czaren, mitten aus diesem Walde von Gebäuden und Pflanzungen empor. „Da ist denn endlich die berühmte Stadt!" rief Napoleon voll Entzücken und setzte seine Heeres- massen in Bewegung. Am 15. September langte er vor den Thoren an; sie stan- den offen. Erstaunt harrte er mit seinen Marschällen, ob nicht die Behörden zu einem feierlichen Empfange, ob nicht eine schau- lustige Volksmenge herauskommen würde; Niemand erschien. Eine schauerliche Grabesstille lag über der ganzen ungeheuern Stadt. Endlich, nachdem er zwei Stunden gewartet hatte, zog er ein. Die Straßen waren öde, alle Thüren verrammt, alle Fenster durch Läden dicht geschlossen, alle Gewölbe und Buden gesperrt und verriegelt. Schon in der folgenden Nacht stiegen an mehreren Stellen der Stadt lichte Flammen auf. Alle Lösch- 25 *

4. Lesebuch für Ober-Klassen in katholischen Elementar-Schulen - S. 392

1854 - Münster : Aschendorff
392 feiten mit einander an Tapferkeit. Während der Schlacht gin- gen die Sachsen zu den Verbündeten über. Napoleon mit all' seiner Kunst und Kühnheit erlag endlich der Begeisterung und der Uebermacht seiner Feinde. Der Abend des ewig denkwür- digen 18. Oktobers begrüßte die Verbündeten als Sieger. Na- poleon eilte nach Leipzig und ordnete während der Nacht den Rückzug seines geschlagenen Heeres. Die Flammen von zehn Dörfern beleuchteten schauerlich das Leichenfeld, auf welchem der Tod eine so grausenvolle Ernte gehalten hatte. Am 19. früh kam zum Sturme auf Leipzig von drei Seiten. Al- les lag hier schon seit Tagen voll von Verwundeten und Tod- ten. Man hatte Schleusen öffnen müssen, um das Blut ab- laufen zu lassen. Maedonald und Poniatowski sollten die Stadt bis auf den letzten Augenblick vertheidigen und dann die Nach- hut des Rückzuges decken. Nach 10 Uhr verließ Napoleon selbst die Stadt, und bald nachher flog die unterminirte und mit Pulver gefüllte steinerne Brücke über die Elster in die Lust. Da erneuerte sich der Tag von der Beresina. Es war kein Aus- weg mehr; viele ertranken beim Durchsetzen durch die Elster, unter ihnen der Fürst Poniatowski; fast alle übrigen waren abgeschnitten und gefangen. An 80,000 Mann betrug der Ver- lust Napoleon's in der schrecklichen viertägigen Völkerschlacht; gegen 50,000 hatten die Verbündeten eingebüßt. Mit den Trümmern seines Heeres eilte Napoleon, vom Feinde unablässig gedrängt, dem Rheine zu. Unterdessen hatte sich schnell ein baierisch- österreichisches Heer unter dem Mar- schall Wrede bei Hanau in seinem Rücken aufgestellt, um dem Geschlagenen die Rückkehr nach Frankreich völlig abzuschnei- den. Aber mit Löwengrimm und Löwenstärke warf sich Na- poleon auf die Feinde, zerschmetterte in einem dreitägigen wü- thenden Kampfe, am 29., 30. und 31. Oktober, ihre Ge- walthaufen und bahnte sich stolz und siegreich seinen blutigen Weg. Dann ging er über den Rhein und betrat den deut- schen Boden nicht wieder. Die nächste Folge der Leipziger Schlacht war die völlige Auflösung des Rheinbundes und der Beitritt der deutschen Fürsten zum Bunde gegen Frankreich. Das Königreich West- falen verschwand mit seinem Könige; der preußische General

5. Lesebuch für Ober-Klassen in katholischen Elementar-Schulen - S. 375

1854 - Münster : Aschendorff
375 hat auch mir Gott dies geoffenbart; aber es gefiel seiner Weisheit, dieses durch einen Andern zu verkündigen. Wohlan denn, du gebeutst, Allmächtiger, und dein Knecht gehorcht!" Nun wurde der Schneider König und richtete sich einen förm- lichen Hofstaat ein. Der Scharfrichter Knipperdölling wurde sein Minister, Krechting sein Geheimrath. Acht und zwanzig Trabanten bildeten seine Leibwache. Von nun an erschien er stets im königlichen Gepränge, das Scepter in der Hand; sein scharlachrother Mantel blitzte von Gold und Juwelen. Ihm zur Seite gingen schön geschmückte Edelknaben, die ein Schwert, eine Bibel, den Reichsapfel und die Krone trugen. Das Belagerungsheer machte unterdessen nur geringe Fort- schritte; aber desto verderblicher wüthete der Hunger unter den Aufrührern, und die Grausamkeit des Königs, der jeden Tag mit Mordthaten bezeichnete. Seine Frau äußerte einst, sie könne doch nicht glauben, daß Gott mit dem Elende gedient sei, welches er über die unglückliche Stadt bringe. Dafür enthauptete er sie mit eigner Hand auf dem Markte und tanzte mit dem Volke um den blutigen Leichnam herum. Diese schaudervollen Unruhen dauerten bis zum Juni 1535. Da endlich erbarmten sich zwei Bürger der unglücklichen Stadt und leiteten in einer stürmischen Nacht mehrere feindliche Krieger durch den Graben auf den Watt. Diese hieben die Wache nieder, rissen die Thore auf, und mit lautem Sie- gesgeschrei strömten die hellen Schaaren der Bischöflichen in die offene Stadt. Lange leisteten die verhungerten Wieder-- täufer verzweiflungsvolle Gegenwehr; endlich mußten sie sich ergeben. Nothmann war im Kampfgewühle gefallen; der König Johann aber, sein Minister Krechting und Knipper- döllmg wurden in eiserne Käfige gesperrt, eine Zeitlang wie wilde Thiere zur Schau herumgeführt und zuletzt auf dem Markte mit glühenden Zangen gezwickt und zu Tode gemar- tert. Ihre Leichname wurden in drei eisernen Käfigen hoch am St. Lamberti-Thurme, der König in der Mitte und etwas höher, aufgehängt.

6. Lesebuch für Ober-Klassen in katholischen Elementar-Schulen - S. 36

1854 - Münster : Aschendorff
36 Kommen trübe Tage, Sieh allein auf ihn; Freundlich, ohne Klage Geh durch Dornen hin. Wird dir's immer trüber. Nagt dich inn'rer Schmerz, Hab' ihn immer lieber. Drück' ihn fest an's Herz. ! Machen deine Sünden Dir das Leben schwer. Suche ihn zu finden, O, er liebt dich sehr. Quält dich heimlich Sehnen, Tief verschwieg'nes Weh, Sprich zu Gott mit Thränen: „Herr, dein Will' gescheht" 4v Die Kriegsbeute. Im Jahre 1683 belagerten 300,000 Türken die Stadt Wien. Ihre Schaaren streiften weit und breit im Lande; sie verbrann- ten die Häuser, ermordeten die Eltern und schleppten die Kin- der in das Lager vor Wien. Von dort sollten sie weggeführt werden in die Türkei, um als Sklaven zu dienen. Aber am 12. September kamen 50,000 deutsche und 15,000 polnische Krieger der Stadt Wien zu Hülfe. Sie besiegten das tür- kische Heer, erschlugen viele tausend Türken und jagten die andern in die Flucht; das ganze türkische Lager wurde die Beute des Christenheeres. Die Feldherren und Hauptleute be- kamen, wie es sich von selbst versteht, die werthvollsten Beute- stücke. Einige Tage nach der Schlacht waren die vornehmsten Krieger bei dem Erzbischöfe Kolonitsch von Wien eingeladen. Sie sprachen da auch von der Beute; der eine freute sich des Goldes und des Silbers, das er gewonnen hatte, der andere rühmte die schönen Pferde, wieder ein anderer die kostbaren Waffen, die prächtigen Gewänder und Teppiche, kurz, jeder hatte seine Freude und seinen Stolz. Endlich sagten sie scherz- weise zu dem Erzbischöfe, daß er wohl allein leer ausgegan- gen sei, da ein geistlicher Herr nicht in die Schlacht zu ziehen pflege. „Doch," erwiederte der Erzbischof, „ich habe auch eine Beute gewonnen, und eine viel kostbarere, als ihr alle miteinander." Er schickte einen Diener fort und dieser kam nach einiger Zeit in den Saal zurück, und ihm folgte eine ganze Schaar Kinder. „Diese Kinder hier habe ich nach der Eroberung des türkischen Lagers gewonnen; ihre Eltern sind von den Türken ermordet; sie haben Niemanden mehr auf der Welt; darum habe ich sie angenommen und will sie erziehen und versorgen." Da sagten die Kriegsleute: „Ihr habt freilich die beste Kriegsbeute ge- macht, Herr Erzbischof; wir Soldaten haben diese ganz übersehen."

7. Lesebuch für Ober-Klassen in katholischen Elementar-Schulen - S. 329

1854 - Münster : Aschendorff
329 seiner Kirche werden; weil sie aber den Messias verwarfen, so brach Gottes Strafgericht über sie herein. Bald nach dem Tode des heil. Bischofs zu Jerusalem, des Apostels Jakobus, ungefähr um die Zeit des Martertodes der hh. Apostel Petrus und Paulus, empörten sich die Juden von Neuem gegen die Römer, welche sie beherrschten, und der rö- mische Feldherr Vespasian, der gegen sie abgesandt war, be- schloß, sie mit aller Strenge zu demüthigen. Die Christen ver- ließen, eingedenk der Weissagung unsers Heilandes, Jerusalem und flüchteten in die Gebirge. Durch manche Vorzeichen wur- den auch die Juden auf das ihnen drohende Strafgericht auf- merksam gemacht. Es entstand am Pfingstfeste ein furchtbares Getöse im Tempel, und deutlich hörte man aus dem Heilig- thume die Worte kommen: „Lasset uns von hinnen ziehen! Las- set uns von hinnen ziehen!" Ein Mann, Namens Jesus, fing vier Jahre vor Jerusalems Zerstörung an, Tag und und Nacht durch die Stadt zu wandern, laut rufend: „Wehe Jerusalem! Wehe dem Tempel!" Man zog ihn zum Verhör; man geißelte ihn; aber er antwortete nicht, klagte nicht, rief nur: „Wehe Jerusalem! Wehe dem Tempel!" bis er, bei der letzten Bela- gerung auf den Wällen der Stadt gehend, hinzusetzte: „Wehe auch mir!" und, von einem schweren Steine getroffen, todt niedersank. Nachdem Vespasian das ganze Land verwüstet hatte, rückte er vor Jerusalem zur Belagerung. Weil er aber zum Kaiser ausgerufen wurde, mußte er dies Geschäft seinem Sohne Ti- tus übergeben. Titus ließ die Einwohner Jerusalems zur Ueber- gabe auffordern; diese aber wollten davon nichts wissen, ob sick- gleich ihr Elend von Tag zu Tage mehrte. Von Außen wurde die Stadt hart bedrängt, und alle Lebensmittel wurden ihr ab- geschnitten; im Innern herrschte furchtbare Zwietracht unter den Parteien, so daß dadurch mehr Blut vergossen wurde, als durch das Schwert der Feinde. Die Hungersnoth wurde so groß, daß eine Mutter ihr eigenes Kind schlachtete, briet und ver- zehrte. Als die Soldaten auf der Straße den Geruch des Bra- tens wahrnahmen, drangen sie in's Haus hinein, um ihren Theil davon zu bekommen. Die Frau zeigte ihnen den Nest des gebratenen Kindes, und als jene sich davor entsetzten, sprach sie zu ihnen: „Esset nur! oder seid ihr empfindsamer als ein Weib, zärtlicher als eine Mutter?" Die Kunde dieses Gräuels ver- breitete sich bald in's römische Lager; Titus schauderte, und nachdem er den Juden noch einmal, aber vergebens, Gnade angeboten hatte, beschloß er, diese Missethat mit den Trüm- mern Jerusalems zu bedecken. Er ließ die Stadt bestürmen und eroberte sie nach fünfmonatlicher Belagerung. Viele Juden hatten sich indeß in das gewaltig feste Gebäude des Tempels

8. Lesebuch für Ober-Klassen in katholischen Elementar-Schulen - S. 386

1854 - Münster : Aschendorff
386 Finnland versprach, in sein Interesse. Als Napoleon die krie- gerischen Vorkehrungen des russischen Kaisers vernahm, rief er voll Zuversicht aus: „Rußland wird von seinem Verhäng- nisse ergriffen; wohlan, es soll erfüllt werden!" und ließ von den Pyrenäen bis an die Küsten der Ostsee, von dem Niemen bis an das adriatische Meer das ganze Jahr 1811 hindurch unausgesetzt rüsten; selbst Oesterreich und Preußen mußten Trup- pen stellen._ Vom Frühjahr bis zum Herbst war Alles in Be- wegung ; nie sah Europa größere und schönere Heere vorüber- ziehen; der Zug glich einer Völkerwanderung. Ueber 500,000 Mann Franzosen, Oefterreicher. Preußen, Sachsen, Baiern, Würtembergcr, Badener, Westfalen, Holländer, Italiener, Polen, selbst Spanier und Portugiesen, mit Allem reichlich versehen, traten den Zug an und rückten am 25. Juni über den Grenzfluß Niemen. Der Untergang Rußlands schien um so gewisser und näher, da cs grade mit den Türken in einen Krieg verwickelt war. Aber unter Englands Vermittelung schloß Alerander mit den Türken einen Frieden, in welchem der Pruth die Grenze seines Reiches wurde, und wendete nun seine ganze Macht gegen den neuen Feind, mit der feierlichen Be- theuerung, den Krieg nicht zu enden, so lange ein feindlicher Streiter auf Rußlands Boden stehe. Napoleon hatte eine Ab- theilung seines Heeres unter Oudinot und Macdonald auf die Straße nach Petersburg gegen den russischen Fürsten Wittgen- stein geschickt; mit der Hauptmacht ging er selbst gerade auf Moskau los. Die russischen Anführer Barclay de Tolly und Bagration zogen sich kämpfend vor ihm zurück. Nach zweitä- gigem mörderischen Kampfe bei Smolensk, am 17. und 18. Au- gust, erstürmten die Franzosen diese Stadt, nachdem sie größ- tentheils eine Brandstätte geworden war. Jetzt übernahm der alte Kutusow, der eben siegreich aus dem Türkenkriege zurück- gekehrt war, den Oberbefehl über das russische Heer. Auch er zog sich zurück und brannte hinter sich die Städte und Dörfer nieder, um dem Feinde nur eine Wüste zurückzulassen. An der Moskwa, 15 Meilen von der alten Hauptstadt, machte er end- lich Halt; die Ehre des Reichs schien eine Schlacht zu fordern zu ihrer Rettung. Da rief Napoleon frohlockend: „Soldaten, hier ist die Schlacht, die Ihr ersehnt habet. Sie ist nothwen- dig; denn sie bringt uns Ueberfluß, gute Winterquartiere und sichere Rückkehr nach Frankreich. Benehmet euch so, daß die Nachwelt von jedem unter euch sagen kann: „Auch er war in der großen Schlacht unter den Mauern Moskau's!" Zugleich ließ er das Bildniß seines Sohnes an der Außenseite seines Zeltes aufhängen, und Offiziere und Soldaten eilten begeistert herbei, die Gestalt ihres künftigen Herrschers zu betrachten.

9. Lesebuch für Ober-Klassen in katholischen Elementar-Schulen - S. 346

1854 - Münster : Aschendorff
346 zahlen würden. Und so geschah es auch; die Flucht ward all- gemein , doch wurden die meisten eingeholt und niedergehauen, und die man lebendig sing, an die Bäume geknüpft. Es war ein herrlicher Sieg, der Niederlage des Varus zu ver- gleichen , denn es war eine gerechte Ausrottung frecher Räu- der und Vaterlandsverwüster. Die Hauptschlacht geschah nicht weit von Sondershausen. Heinrich ließ dieselbe an einer Wand seines besten Zimmers in seiner Burg zu Merseburg abma- len, und noch lebt dieser Sieg im Munde der Bauern des heutigen Kirchspiels Keuschberg bei Merseburg, wo er jähr- lich durch eine Predigt und durch eine einfache Erzählung, die der Pfarrer dabei vorliest, gefeiert wird. Heinrich selbst baute zur Dankbarkeit gegen Gott viele Kirchen und Klöster auf, die die Ungarn zerstört hatten, und verordnete, daß im Stifte zu Quedlinburg die Töchter der Edlen, welche im Kriege für's Vaterland gefallen wären, an- ständig erzogen und bis zu ihrer Verheirathung unterhalten würden. Er starb, dieser unvergeßliche Mann, im sechszig- sten Lebensjahre, auf seinem Gute Memlcben an der Unstrut, 936, als er eben einen Zug nach Italien beschlossen hatte. Sein Leichnam ward in Quedlinburg beigesetzt. 11. ¿Qtto 1. und Heinrich. Zu Quedlinburg im Dome ertönet Glockenklang, Der Orgel Stimmen brausen zum ernsten Chorgesang; Es sitzt der Kaiser drinnen mit seiner Ritter Macht, Voll Andacht zu begehen die heil'ge Weihenacht. Hoch ragt er in dem Kreise mit männlicher Gestalt, Das Auge scharf wie Blitze, von gold'nem Haar umwallt; Man hat ihn nicht zum Scherze den Löwen nur genannt. Schon mancher hat empfunden die löwenstarke Hand. Wohl ist auch jetzt vom Siege er wieder heimgekehrt. Doch nicht des Reiches Feinden hat mächtig er gewehrt; Es ist der eig'ne Bruder, den seine Waffe schlug. Der dreimal der Empörung blutrothes Banner trug. Jetzt schweift er durch die Lande, geächtet, flüchtig hin. Das will dem edlen Kaiser gar schmerzlich in den Sinn; Er hat die schlimme Fehde oft bitter schon beweint: O Heinrich, du mein Bruder, was bist du mir so feind! Zu Quedlinburg vom Dome ertönt die Mitternacht, Vom Priester ward das Opfer der Messe dargebracht;

10. Lesebuch für Ober-Klassen in katholischen Elementar-Schulen - S. 369

1854 - Münster : Aschendorff
369 Als hätt' er nur bisher ge- spickt. Verdoppelt er der Streiche Macht. Und drängt, und läßt nicht nach zu stürmen. Bis er den Gegner so betäubt. Daß dem, unfähig sich zu schir- men. Nichts als Ergebung übrig bleibt. Er senkt das Schwert, steht um sein Leben, Und will, nach des Vertrages Kraft, Sich nach des Kaisers Hofbegebcn, Gewärtig ritterlicher Haft. Da reicht, zur Milde schnell gewendet. Ihm Max die kaiserliche Hand, Und glorreich ist der Kampf geen- det. Den er für Deutschlands Wohl bestand. Jetzt schmettern jubelnd die Tvvm- peten. Und Alles preist des Herrschers That, Der, seines Volkes Ruhm zu retten. Als Kämpfer in die Schranken trat. 21. Die Kirchenspaltung im sechszehnten Jahrhundert. Unter der Negierung des Papstes Leo X. ward an der überaus merkwürdigen Peterskirche in Rom gebaut. Freudig gab er seine Einkünfte und sein großes Privatvermögen zur Förderung dieses Prachtbaues hüt. Beides indessen reichte nicht aus; der herrliche Tempel schien noch manches Jahr unvol- lendet bleiben zu müssen. Da schrieb Leo um 1517 einen Ablaß aus. Vorzüglich wollte er dadurch die Gläubigen in drangvoller Zeit zur Tugendübung ermuntern und ihnen neue Gelegenheit zur Vervollkommnung bieten, zugleich aber auch für die Mittel sorgen, bald dem Herrn ein Haus vollenden zu können, welches zu dessen Verherrlichung im Hauptorte der Christenheit einzig in seiner Art dastehen sollte. Die Kirche schreibt, wie bekannt, zur Gewinnung eines Ablasses bestimmte Verpflichtungen vor, als: den würdigen Empfang des heili- gen Buß-und Altar-Sakraments, Gebete, Werke der Ab- tödtung und der christlichen Barmherzigkeit. So war's von jeher, so besteht es noch. Deshalb bestimmte der Papst bei Ausschreibung dieses Ablasses, daß die daran sich Betheiligen- den, als ein Almosen, freiwillige Beiträge zur Vollerwung der Peterskirche geben möchten. An verschiedene Bischöfe der ganzen Christenheit erging die Aufforderung, den Ablaß zu verkündigen und die Gaben zu sammeln. In Deutschland traf 24
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