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1. Lesebuch für Ober-Klassen in katholischen Elementar-Schulen - S. 387

1854 - Münster : Aschendorff
387 Ein anderes Schauspiel bot sich im russischen Lager dar. Die griechische Geistlichkeit erschien in ihren priesterlichen Ge- wändern und zog in feierlicher Prozession durch das Lager. Die Bilder der gefeiertsten Heiligen wurden dem verehrenden Blicke der Truppen vorübergetragen. „Erde und Himmel", sprachen die Priester, „find durch die Fremdlinge verletzt und zur Rache aufgefordert, und der Tapfere in der Schlacht wird sich unfehlbar die Seligkeit erringen." Die Russen antworte- ten mit einem begeisterten Hurrah. Am 7. September wurde die große Schlacht an der Moskwa, bei dem Dorfe Borodino geliefert. An 25,000 Menschen auf jeder Seite bluteten an diesem Schreckenstage. Vom frühen Morgen bis in die Nacht wurde mit beispielloser Erbitterung gestritten. Ganze Regimenter russischer Bauern schlossen sich mit der Festigkeit alter Soldaten an, machten das Zeichen des heiligen Kreuzes und stürzten mit dem Rufe: „Gott sei uns gnädig!" in das dichteste Handgemenge. Endlich trat Kutusow den Rückzug an und wollte lieber Moskau preisgeben, als eine neue Schlacht liefern; Moskau sei ja nicht das Vaterland. Mit niedergeschlagenen Blicken, zusammengerollten Fahnen und ohne Trommelschlag zogen die russischen Truppen durch die stille Hauptstadt. Der größte Theil der noch übrigen Bevölkerung schloß sich mit dem Befehlshaber der Stadt, Grafen Rostopschin, dem düstern Zuge an. Am 14. September erblickten die Franzosen von der Höhe eines Berges die ehrwürdige Stadt, und der Freuderuf: „Mos- kau! Moskau!" durchlief die Reihen. Moskau erschien so glänzend und gebietend wie sonst. Die Thürme seiner drei- hundert Kirchen und deren goldene Kuppeln funkelten im Scheine der Sonne; seine zauberischen Paläste ruhten in Baum- pflanzungen und Gärren, und majestätisch stieg der Kreml, die Burg der Czaren, mitten aus diesem Walde von Gebäuden und Pflanzungen empor. „Da ist denn endlich die berühmte Stadt!" rief Napoleon voll Entzücken und setzte seine Heeres- massen in Bewegung. Am 15. September langte er vor den Thoren an; sie stan- den offen. Erstaunt harrte er mit seinen Marschällen, ob nicht die Behörden zu einem feierlichen Empfange, ob nicht eine schau- lustige Volksmenge herauskommen würde; Niemand erschien. Eine schauerliche Grabesstille lag über der ganzen ungeheuern Stadt. Endlich, nachdem er zwei Stunden gewartet hatte, zog er ein. Die Straßen waren öde, alle Thüren verrammt, alle Fenster durch Läden dicht geschlossen, alle Gewölbe und Buden gesperrt und verriegelt. Schon in der folgenden Nacht stiegen an mehreren Stellen der Stadt lichte Flammen auf. Alle Lösch- 25 *

2. Lesebuch für Ober-Klassen in katholischen Elementar-Schulen - S. 391

1854 - Münster : Aschendorff
391 Mit diesem erhabenen männlichen Rufe eröffnet den heiligen Kampf, bleibet ihm treu in der entscheidenden Stunde, und der Sieg ist euer!" Ein Reitertreffen bei Libertwolkwiz am 14. Oktober zwi- schen den Truppen des Königes von Neapel und einem Theile des Schwarzcnbergschen Heeres war gleichsam das Vorspiel zu dem großen Trauerspiele, welches vier Tage hindurch um und in Leipzig aufgeführt werden sollte. Am 26. begann der Riesenkampf. Mehr als 300,000 Mann Verbündete standen gegen 200,000 Mann Franzosen, und seit 8 Uhr des Mor- gens donnerten über 1000 Kanonen gegen einander, so daß die Erde erbebte, und viele Fenster in Leipzig zersprangen. Der Kampf schwankte unentschieden; Dörfer wurden genommen und verloren. Am blutigsten war der Kampf bei den Höhen von Wachau, wo Napoleon selbst hielt, und bei den vorliegenden Dörfern Güldengossa und Auenhain. Alle Anstrengungen der Verbündeten scheiterten hier an dem Ungestüme der Franzo- sen und Polen. Napoleon selbst sprengte wiederholt mitten im Feuer aufmunternd an die einzelnen Generale heran, und den neuen Marschall, Fürsten Poniatowski, welchen er mit seinen Polen im heftigsten Gedränge fand, spornte er mit dem Zu- rufe: „Vorwärts, König von Polen!" Um 3 Uhr Nach- mittags hatten die Franzosen solche Fortschritte gemacht, daß Napoleon schon Boten mit der Siegesnachricht nach Leipzig schickte und alle Glocken läuten ließ. Wie ein Grabgeläute ertönten sie in die Herzen der bekümmerten Einwohner. Je- doch nahmen die Oesterreicher und Russen bald ihre alte Stel- lung wieder ein, während Blücher bei Mökern bedeutende Vor- theile über den Marschall Marmont gewann und ihn bis Leip- zig drängte. Am 17. (Sonntag) war meist Waffenruhe, und Napoleon ließ durch den österreichischen General Mervelt, wel- cher am Tage zuvor gefangen genommen war, den Verbün- deten Waffenstillstand anbieten. Dieser aber wurde abgeschla- gen, und am 18. des Morgens früh erneuerte sich der schreck- liche Kampf. Inzwischen war auch der Kronprinz von Schwe- den mit der Nordarmee, und Benningsen mit der Reserve zu den Verbündeten gestoßen. Die Blüthe der streitbarsten europäischen Völker war auf dem Kampfplatze; alle wettei-

3. Lesebuch für Ober-Klassen in katholischen Elementar-Schulen - S. 392

1854 - Münster : Aschendorff
392 feiten mit einander an Tapferkeit. Während der Schlacht gin- gen die Sachsen zu den Verbündeten über. Napoleon mit all' seiner Kunst und Kühnheit erlag endlich der Begeisterung und der Uebermacht seiner Feinde. Der Abend des ewig denkwür- digen 18. Oktobers begrüßte die Verbündeten als Sieger. Na- poleon eilte nach Leipzig und ordnete während der Nacht den Rückzug seines geschlagenen Heeres. Die Flammen von zehn Dörfern beleuchteten schauerlich das Leichenfeld, auf welchem der Tod eine so grausenvolle Ernte gehalten hatte. Am 19. früh kam zum Sturme auf Leipzig von drei Seiten. Al- les lag hier schon seit Tagen voll von Verwundeten und Tod- ten. Man hatte Schleusen öffnen müssen, um das Blut ab- laufen zu lassen. Maedonald und Poniatowski sollten die Stadt bis auf den letzten Augenblick vertheidigen und dann die Nach- hut des Rückzuges decken. Nach 10 Uhr verließ Napoleon selbst die Stadt, und bald nachher flog die unterminirte und mit Pulver gefüllte steinerne Brücke über die Elster in die Lust. Da erneuerte sich der Tag von der Beresina. Es war kein Aus- weg mehr; viele ertranken beim Durchsetzen durch die Elster, unter ihnen der Fürst Poniatowski; fast alle übrigen waren abgeschnitten und gefangen. An 80,000 Mann betrug der Ver- lust Napoleon's in der schrecklichen viertägigen Völkerschlacht; gegen 50,000 hatten die Verbündeten eingebüßt. Mit den Trümmern seines Heeres eilte Napoleon, vom Feinde unablässig gedrängt, dem Rheine zu. Unterdessen hatte sich schnell ein baierisch- österreichisches Heer unter dem Mar- schall Wrede bei Hanau in seinem Rücken aufgestellt, um dem Geschlagenen die Rückkehr nach Frankreich völlig abzuschnei- den. Aber mit Löwengrimm und Löwenstärke warf sich Na- poleon auf die Feinde, zerschmetterte in einem dreitägigen wü- thenden Kampfe, am 29., 30. und 31. Oktober, ihre Ge- walthaufen und bahnte sich stolz und siegreich seinen blutigen Weg. Dann ging er über den Rhein und betrat den deut- schen Boden nicht wieder. Die nächste Folge der Leipziger Schlacht war die völlige Auflösung des Rheinbundes und der Beitritt der deutschen Fürsten zum Bunde gegen Frankreich. Das Königreich West- falen verschwand mit seinem Könige; der preußische General

4. Lesebuch für Ober-Klassen in katholischen Elementar-Schulen - S. 395

1854 - Münster : Aschendorff
395 Pius mit Nein antwortete, und Radet erklärte, er habe in diesem Falle Befehl, ihn von Rom wegzuführen, nahm Pius sein Brevier, und reichte dem Cardinal Pacca sei- nen Arm./ In einem verschlossenen Wagen ward er schnell abgeführt, Radet nahm den Kutschersitz ein, Gensd’armen ritten um den Wagen. Man brachte ihn nach Grenoble, Valence, Nizza, und überall lagen Men- schen am Wege, welche um seinen Segen baten. Zu Nizza waren ihrer iöouo versammelt. Die Schnellig- keit der Reise und die Sommerhitze machten den ehr- würdigen Greis in dem verschlossenen Wagen bald krank, so dass man ihm auf dem Cenis 2, zu Grenoble 11 Ru- hetage vergönnen musste. Den 9. August 1809 brachte man ihn nach Savona, einer Seestadt im ehemaligen Ge- biete von Genua. Hier fand er einen Hofstaat für sich angeordnet, er weigerte sich aber, von demselben Ge- brauch zu machen, und versagte jetzt allen von Napo- leon ernannten Bischöfen die Bestätigung, weil Napoleon das frühere Concordat selbst gebrochen hatte. Nun än- derte Napoleon den Ton; der Hofstaat verschwand, der Papst wurde in ein Zimmer gesperrt, musste seine Ge- betbücher und Schreibmaterialien abgeben, und bekam täglich 5 Paoli (etwa "0 Sgr.} zum Unterhalte, so dass er Almosen von den Bürgern Savona’s nehmen musste. Zwar wurde nach zwei Wochen dieser karge Unterhalt verbessert, aber seine Gefangenschaft blieb 3 Jahre hin- durch gleich strenge; er durfte gar keinen Brief schrei- den oder empfangen, noch weniger einen Besuch anneh- men. Der grosse Kaiser selbst schrieb ihm einmal einen höhnischen Brief; aber ganz Europa bewunderte den Mann, der, wehrlos, sich kühn dem Despoten wider- setzte, vor welchem die mächtigsten Monarchen in den Staub sanken. Es war am 23. Januar 1814, als Napoleon dem Papste die Freiheit zurück gab. Und kaum 3 Monate später musste der Verfolger der Kirche, nachdem der Herr über ihn Gericht gehalten und die Verbündeten sieg- reich in Paris eingezogen waren, in demselben Schlosse Fontainebleau, wo er den Papst so hart gehalten und sich sogar vermessen hatte, ihm zu erklären, er habe aufgehört, das Oberhaupt der Kirche zu sein, seine eigne Thronentsagung unterzeichnen. Der Papst hielt, begleitet von englischen und öster- reichischen Ehrenwachen, am 24. Mai seinen feierlichen Einzug in Rom; der Kirchenstaat wurde wieder herge- stellt. Napoleon dagegen ward nach Elba in die Ver-

5. Lesebuch für Ober-Klassen in katholischen Elementar-Schulen - S. 386

1854 - Münster : Aschendorff
386 Finnland versprach, in sein Interesse. Als Napoleon die krie- gerischen Vorkehrungen des russischen Kaisers vernahm, rief er voll Zuversicht aus: „Rußland wird von seinem Verhäng- nisse ergriffen; wohlan, es soll erfüllt werden!" und ließ von den Pyrenäen bis an die Küsten der Ostsee, von dem Niemen bis an das adriatische Meer das ganze Jahr 1811 hindurch unausgesetzt rüsten; selbst Oesterreich und Preußen mußten Trup- pen stellen._ Vom Frühjahr bis zum Herbst war Alles in Be- wegung ; nie sah Europa größere und schönere Heere vorüber- ziehen; der Zug glich einer Völkerwanderung. Ueber 500,000 Mann Franzosen, Oefterreicher. Preußen, Sachsen, Baiern, Würtembergcr, Badener, Westfalen, Holländer, Italiener, Polen, selbst Spanier und Portugiesen, mit Allem reichlich versehen, traten den Zug an und rückten am 25. Juni über den Grenzfluß Niemen. Der Untergang Rußlands schien um so gewisser und näher, da cs grade mit den Türken in einen Krieg verwickelt war. Aber unter Englands Vermittelung schloß Alerander mit den Türken einen Frieden, in welchem der Pruth die Grenze seines Reiches wurde, und wendete nun seine ganze Macht gegen den neuen Feind, mit der feierlichen Be- theuerung, den Krieg nicht zu enden, so lange ein feindlicher Streiter auf Rußlands Boden stehe. Napoleon hatte eine Ab- theilung seines Heeres unter Oudinot und Macdonald auf die Straße nach Petersburg gegen den russischen Fürsten Wittgen- stein geschickt; mit der Hauptmacht ging er selbst gerade auf Moskau los. Die russischen Anführer Barclay de Tolly und Bagration zogen sich kämpfend vor ihm zurück. Nach zweitä- gigem mörderischen Kampfe bei Smolensk, am 17. und 18. Au- gust, erstürmten die Franzosen diese Stadt, nachdem sie größ- tentheils eine Brandstätte geworden war. Jetzt übernahm der alte Kutusow, der eben siegreich aus dem Türkenkriege zurück- gekehrt war, den Oberbefehl über das russische Heer. Auch er zog sich zurück und brannte hinter sich die Städte und Dörfer nieder, um dem Feinde nur eine Wüste zurückzulassen. An der Moskwa, 15 Meilen von der alten Hauptstadt, machte er end- lich Halt; die Ehre des Reichs schien eine Schlacht zu fordern zu ihrer Rettung. Da rief Napoleon frohlockend: „Soldaten, hier ist die Schlacht, die Ihr ersehnt habet. Sie ist nothwen- dig; denn sie bringt uns Ueberfluß, gute Winterquartiere und sichere Rückkehr nach Frankreich. Benehmet euch so, daß die Nachwelt von jedem unter euch sagen kann: „Auch er war in der großen Schlacht unter den Mauern Moskau's!" Zugleich ließ er das Bildniß seines Sohnes an der Außenseite seines Zeltes aufhängen, und Offiziere und Soldaten eilten begeistert herbei, die Gestalt ihres künftigen Herrschers zu betrachten.

6. Lesebuch für Ober-Klassen in katholischen Elementar-Schulen - S. 369

1854 - Münster : Aschendorff
369 Als hätt' er nur bisher ge- spickt. Verdoppelt er der Streiche Macht. Und drängt, und läßt nicht nach zu stürmen. Bis er den Gegner so betäubt. Daß dem, unfähig sich zu schir- men. Nichts als Ergebung übrig bleibt. Er senkt das Schwert, steht um sein Leben, Und will, nach des Vertrages Kraft, Sich nach des Kaisers Hofbegebcn, Gewärtig ritterlicher Haft. Da reicht, zur Milde schnell gewendet. Ihm Max die kaiserliche Hand, Und glorreich ist der Kampf geen- det. Den er für Deutschlands Wohl bestand. Jetzt schmettern jubelnd die Tvvm- peten. Und Alles preist des Herrschers That, Der, seines Volkes Ruhm zu retten. Als Kämpfer in die Schranken trat. 21. Die Kirchenspaltung im sechszehnten Jahrhundert. Unter der Negierung des Papstes Leo X. ward an der überaus merkwürdigen Peterskirche in Rom gebaut. Freudig gab er seine Einkünfte und sein großes Privatvermögen zur Förderung dieses Prachtbaues hüt. Beides indessen reichte nicht aus; der herrliche Tempel schien noch manches Jahr unvol- lendet bleiben zu müssen. Da schrieb Leo um 1517 einen Ablaß aus. Vorzüglich wollte er dadurch die Gläubigen in drangvoller Zeit zur Tugendübung ermuntern und ihnen neue Gelegenheit zur Vervollkommnung bieten, zugleich aber auch für die Mittel sorgen, bald dem Herrn ein Haus vollenden zu können, welches zu dessen Verherrlichung im Hauptorte der Christenheit einzig in seiner Art dastehen sollte. Die Kirche schreibt, wie bekannt, zur Gewinnung eines Ablasses bestimmte Verpflichtungen vor, als: den würdigen Empfang des heili- gen Buß-und Altar-Sakraments, Gebete, Werke der Ab- tödtung und der christlichen Barmherzigkeit. So war's von jeher, so besteht es noch. Deshalb bestimmte der Papst bei Ausschreibung dieses Ablasses, daß die daran sich Betheiligen- den, als ein Almosen, freiwillige Beiträge zur Vollerwung der Peterskirche geben möchten. An verschiedene Bischöfe der ganzen Christenheit erging die Aufforderung, den Ablaß zu verkündigen und die Gaben zu sammeln. In Deutschland traf 24

7. Kurze Darstellung der deutschen Geschichte - S. 201

1837 - Elberfeld : Büschler
Napoleons Krieg gegen Rußland. 201 macht an. Die Oestreicher fochten wiederum so tapfer, daß ihr rechter Flügel die Franzosen mit Verlust zurückschlug und daß die Zuschauer auf den Thürmen von Wien, von wo man diesen Theil des Schlachtfeldes übersehen konnte, lartt den Sieg verkündigten. Allein der linke Flügel war dagegen unglücklich gewesen und gänz- lich über den Haufen geworfen, so daß der Erzherzog sich zum Rück- züge entschließen mußte. Nun wurde ein Waffenstillstand und am 14. Oct. zu Wien ein Friede geschlossen. Oestreich verlor wie- derum 2000 Quadratmeilen Landes und über 3 Millionen Untertha- nen, nämlich seine polnischen und italienischen Besitzungen nebst Jllyrien, und das Salzburger Land, welches an Baiern kam. Oest- reich war nun ganz vom Meere abgeschnitten und hatte auch seine letzte Vormauer von Bergen dahin geben müssen. Doch eröffnete sich die Hoffnung auf eine ruhigere Zeit, in welcher die Wunden einigermaßen geheilt werden könnten, als . der Kaiser Napoleon um die Hand der Erzherzogin Maria Louise, der Tochter des Kaisers Franz, anhielt und dadurch seinen Wunsch zu erkennen gab, durch die Verbindung mit dem ältesten Kaiserhause sich an die bestehende Ordnung in Europa anzuschließen. Der Kai- ser Franz gab ihm, wenn gleich mit blutendem Herzen, die Tochter als ein Unterpfand des Friedens. — Napoleon hatte nun einen sol- chen Punkt der Macht erreicht, daß ihm mehr an der Befestigung und innern Ausbildung seines ungeheuren Reiches gelegen seyn mußte, als an noch größerer Ausdehnung desselben; so rechnete ein jeder, welchem die Ruhe der Welt jetzt als das wünschenswertheste Gut erschien. Aber auf den unersättlichen Mann war keine Rechnung zu bauen. Sein Ehrgeiz stand niemals still. — Zuerst wurde sein Bruder Ludwig so lange getrieben, bis er die Königskrone von Hol- land niederlegte, und nun mußte dieses wichtige Land eine Provinz von Frankreich werden. — Darauf erfuhr der nordwestliche Theil von Deutschland, mit den drei großen Städten Hamburg, Bre- men und Lübeck, dasselbe Schicksal. — Und damit die älteste Kai- serstadt Europa's, Rom nämlich, zu dem Glanze seines Reiches nicht fehlte, hatte er sie dem Papste genommen, diesen selbst als Gefange- nen nach Frankreich führen lassen, und verordnte jetzt, daß sein und aller künftigen französischen Kaiser erstgeborner Sohn König von Rom heißen sollte. So war der größere Theil von Europa unter Napoleons Herr- schaft oder doch von ihm abhängig: niemand, so schien es Allen, vermochte eine solche Macht zu erschüttern. Und in der That war es auch nur sein eigner unerhörter Uebermuth, welcher ihn dennoch von da an raschen Schrittes in's Verderben gezogen hat. 97. Napoleons Krieg gegen Rußland. 1812. Der Kaiser Alexander war lange mit Napoleon verbündet gewe- sen; aber der gränzenlose Ehrgeiz des Letzteren zerriß auch dieses Bundniß wieder. Unter dem Vorwände, daß Rußland noch immer

8. Kurze Darstellung der deutschen Geschichte - S. 203

1837 - Elberfeld : Büschler
Die deutschen Befreiungskriege. 203 Menschen, die der unersättliche Eroberer über die Gränzen nach Ruß- land geführt hatte, kaum 30,000 Gesunde und Waffenfähige wie- der zurück. V8. Die deutschen Befreiungskriege. Die Herrscher und Völker erkannten nun deutlich die Winke der göttlichen Gerichte und faßten die Hoffnung, daß der Augenblick der Befreiung gekommen sei. Zuerst erhob sich das preußische Volk. Der Hülfshaufe unter dem General F)ork, welcher bei dem franzö- sischen Heere gewesen war, trennte sich von diesem und erwartete die Befehle des Königs, um die Waffen gegen die bisherigen Unterdrü- cker zu kehren; und der König, der sich von Berlin, wo noch fran- zösische Besatzung war, nach Breslau begeben hatte, erließ von dort am 3. Februar 1813 einen Aufruf an die Jugend seines Reiches, sich frei- willig zum Schutze des Vaterlandes zu stellen, verordnete ferner eine allgemeine Bewaffnung seines Volkes, als Landwehr und Land- sturm; und schon am 17. März erklärte er feierlich den Krieg gegen Napoleon. Die freudigste Begeisterung wurde durch diese königlichen Beschlüsse in dem ganzen Volke aufgeweckt. Es war ein Gefühl in Allen, als wenn auf einmal, nach einer dunkeln und stürmischen Nacht, der helle Morgen anbricht. Jedermann wollte der Erste zur That seyn; die Jünglinge aus allen Ständen eilten zu den Schaa- ren der Freiwilligen; die Männer, verheirathete und unverheiratete, Viele, die schon in bedeutenden Aemtern waren, und niemals an den Kriegsdienst gedacht hatten, traten in die Landwehr und übten sich unermüdet in den Waffen. Die Frauen und Töchter, anstatt über die Gefahren zu klagen, welchen ihre Gatten und Väter entgegen zogen, munterten sie auf, halfen zu ihrer Ausrüstung, arbeiteten Tag und Nacht mit ihren Händen für das Heer, opferten ihren Schmuck und ihr Silbergeräth, und selbst Kinder und Dienstboten brachten ihren Sparpfennig zum Opfer für das Vaterland. Es war eine große, schöne Zeit, welche in der Erinnerung derer, die sie erlebt haben, sehr herrlich und des ewigen Nachruhmes bei der Nachwelt werth ist. Durch solche edle Anstrengung war es möglich, daß schon nach wenigen Monaten ein treffliches, wenn auch nicht zahlreiches, preu- ßisches Heer auf dem Kampfplatze erschien und noch viel größere Haufen überall zur Nachhülfe gerüstet wurden. Es war auch noth- wendig, alle Kräfte aufzubieten; denn Napoleon hatte unterdeß eben- falls in seinen volkreichen Ländern große Werbungen angestellt, und ein' neues Heer von mehreren Hunderttausenden zusammengebracht, die Russen dagegen hatten in dem schweren Feldzuge des vorigen Jahres sehr viel verloren, und so geschah es, daß die Preußön und Russen vereinigt ihm doch nicht so viel entgegen stellen konnten, als er noch immer besaß. Die Schlacht bei Lützen oder Groß-Görschen, 22. Mai. — Im April schon kam er mit seinen Haufen vom Rheine durch Hessen und Thüringen gegen Sachsen daher gezogen. Die

9. Kurze Darstellung der deutschen Geschichte - S. 208

1837 - Elberfeld : Büschler
208 Lu, Sektr. Die neuere Seit, von der Reformation bis jetzt. warten. Bis Mittag wich er auch nicht um einen Schritt vom Platze, da kam plötzlich aus den Wäldern in seinem Rücken, von wo er Hülfe von Napoleon erwartete, zu seinem Schrecken die preu- ßische Heerschaar unter Kleist, die auf ihrem Rückzuge durch glück- lichen Zufall diesen Weg eingeschlagen hatte, herab,' und nun war .für die Franzosen Alles verloren. Der Reuterei gelang es, sich zum Theil noch durchzuschlagen; aber indem nun die Preußen von einer, die Russen und Oestreicher von den andern Seiten kräftig zusam- mendrängten, wurde der ganze Ueberrest der Franzosen über den Haufen geworfen, getödtet, zersprengt und 10,000 Mann mit den Generalen Vandamme und Haxo gefangen genommen. Das war ein sehr glücklicher Tag nach den trüben Tagen bei Dresden; und am Abende desselben Tages kam auch die Siegesbotschaft von Blücher aus Schlesien wegen der Katzbacher Schlacht, von Bülow wegen des Sieges bei Großbeeren, und sogar von dem englischen Marschall Wellington, der in Spanien Siege davon getragen hatte. Die from- men Herrscher feierten am 3. Sept. mit ihren Heeren ein großes Dankfest für so viele Wohlthaten. Die Schlacht bei-Dennewitz, 6. Sept. — Im Verdruß über alle diese Verluste schickte Napoleon seinen kühnsten Marschall Ney mit einem neuen Heere von 80,000 Mann gegen Berlin ab, mit dem gemessensten Befehle, diese Hauptstadt, es koste was es wolle, zu erobern. Aber der Marschall hatte das Unglück, auf die- selbe Bülowsche Heerschaar zu treffen, die auch seinen Vorgänger so übel zurückgewiesen hatte. Bei Dennewitz hielt ihn diese viel kleinere Schaar in seinem Marsche auf und schlug sich allein mit ihm bis zum Abende herum. Es war ein sehr heißer Tag für die wenigen Preußen; es kostete vielen treuen und braven Männern das Leben; aber für die Rettung des Vaterlandes war ihnen das Leben nicht zu theuer, und ihr Opfer wurde herrlich belohnt. Der Feind mußte überall zurückwcichen, und als am Abende der Kronprinz von Schwe- den mit den Schweden und Russen zur Hülfe herbeikam, war der Sieg schon gewonnen. Der Rückzug der Franzosen wurde nun zur völligen Flucht; ihre Ordnungen lösten sich auf, ihr Geschütz von 80 Stücken ließen sie im Stich, und mehrere Haufen waren in solchen Schrecken gerathen, daß sie sich, nach weggeworfenen Waffen, gera- dezu auf die Flucht nach dem Rheine hin begaben. Von diesem Tage an war der Gedanke, Berlin zu erobern, von den Franzosen gänzlich und auf immer aufgegeben. Alles,' was Napoleon sich ausgedacht hatte, war mißlungen. Wenn Mäßigung in seinem Gemüthe gewesen wäre, so würde er nun gesehen haben, daß seines Bleibens in Deutschland nicht mehr sey; er würde Sachsen verlassen, sich an den Rhein zurückgezogen, seinen Heeren Ruhe gegönnt und den Frieden angeboten haben. Er hätte dann seine Krone retten und viel Blut sparen können. Allein sein innerer Stolz ließ das nicht zu. Den ganzen September hin- durch suchte er sich in der Gegend von Dresden ^u behaupten, zog bald gegen das große Heer an die Gränzen von Böhmen, bald gegen

10. Kurze Darstellung der deutschen Geschichte - S. 216

1837 - Elberfeld : Büschler
216 111* Zeklr. Die neuere Zeit, von dev Reformation bis jetzt. wurden von den Preußen zurückgeworfen und jagten noch einmal vorüber. Nie- mand war bei ihm, als sein treuer Begleiter, der Major Graf Nostiz, dieser rief sogleich Hülfe herbei, brachte mit Mühe den Feldherrn unter dem tobten Pferde hervor und führte ihn auf einem Dragonerpferde glücklich zu den Seinigen. An diesem Augenblicke hing das Schicksal des ganzen Heeres, ja vieler Völker. Denn wenn der verehrte Feldherr umkam oder gefangen wurde, wer konnte das Heer in Ordnung zurückführen, wer seinen Muth so erhalten, daß es am zweiten Tage darnach schon wieder zu einer großen Schlacht ausrücken konnte? — Blücher ver- mochte es, unter seiner Leitung zog sich das Heer in der besten Ordnung zurück; alle Angriffe der französischen Reuter konnten das tapfere Fußvolk nicht aus der Fassung bringen und Napoleon wagte cs nicht, die Verfolgung weiter als eine halbe Stunde vom Schlachtfelde fortzusetzen. Indeß glaubte er doch die Preußen durch die verlorene Schlacht so muthlos gemacht, daß sie nur eiligst den Rückzug nach dem Rheine suchen würden, und schickte ihnen den Marschall Grouchy mit dem stolzen Befehle nach: „die Feinde in den Rhein zu stürzen!" Er selbst wollte nun den englischen Feldherrn mit seiner Hauptmacht angreifen. Seine Rechnung war jedoch falsch angelegt. Die Preußen hatten keines- weges die Absicht, an den Rhein zurückzuziehen; der alte Feldherr zog sich nur so weit zurück, als nöthig war, um dem englischen Heere wieder näher zu kom- men, und als Wellington ihn in der Nacht auf den 18. Juni fragen ließ, ob er ihm zwei Abtheilungen seines Heeres zu Hülfe schicken könne, wenn Napoleon ihn angreife, antwortete er: nicht mit zwei Abtheilungen, sondern mit seinem ganzen Heere wolle er kommen. Dann legte er sich wieder nieder und schlief; und am Morgen früh, als der Regen vom Himmel strömte, sprach er heiter: „Siehe da, unsere Alliirten von der Katzbach!" Dann gab er seine Befehle,zum Aufbruch, um den Franzosen in die rechte Flanke zu marschiren. Die Schlacht bei Belle-Alliance oder Waterloo, 18. Juni. — Wellington hatte seine Stellung vier Stunden südwärts von der großen Stadt Brüssel, auf den Hügeln von Mont St. Jean genommen, hinten sich den großen Soigner Wald. Napoleon dagegen nahm seinen Standpunkt auf einer Höhe bei der Maierei La belle Alliance, von wo er das ganze Schlachtfeld übersehen , konnte. Er war froh, als er die Engländer auf ihren Hügeln in Schlachtordnung er- blickte, denn er hoffte ganz fest, sie zu schlagen und seinen unversöhnlichen Haß gegen sie in ihrem Blute zu kühlen. Sobald der Regen etwas nachgelassen hatte, ließ er einige große Maierhöfe, die sie besetzt hatten, mit aller Macht angreifen, und da es ihm gelang, den einen davon zu er-obern, so richtete er nun seinen Hauptangriff auf die Hügel, wo ihr Mittelpunkt stand. Er bestand aus Eng- ländern, Schotten, und besonders Hannoveranern, unter dem tapfern General Alten, welche im I. 1803 ihre Heimath verlassen hatten, als die Franzosen darin herrschten, und nun 12 Jahre lang fast in allen Landern Europa's, in Ita- lien, Portugal, Spanien und Frankreich, gegen diese Feinde des deutschen Vater- landes gekämpft hatten. Hier sollten sie nun den letzten entscheidenden Kampf bestehen. — Napoleon ließ 80 Kanonen Vorfahren, und Fußvolk und Reuter zur Seite und dahinter, gerade die Hügel hinanstürmen. Es war ein furchtbarer An- griff, und es gehörte ganz die kaltblütige Tapferkeit der englischen und deutschen Krieger, und die Feldherrngröße Wellingtons dazu, ihn auszuhalten. Aber die Reihen wankten nicht; wenn das heftige Feuer sie zerriß und viele Tobte dahin stürzten, so schloffen sich die übrigen sogleich wieder dicht zusammen und feuerten unermüdet weiter; unh wo die vortreffliche englische Reuterei irgend einen vor- teilhaften Fleck zum Angriffe sah^, da brach sie hervor und warf jedesmal die französischen Reuter zurück, die Hügel hinunter. Dreimal stürmten immer neue französische Angriffs-Kolonnen gegen die Hügel, dreimal waren sie nahe daran, die englische Schlachtreihe zu durchbrechen; allein in dem englischen Feldherrn, wie in dem Heere, war der Entschluß fest, an diesem Flecke zu siegen oder zu sterben. Endlich jedoch hätte auch die tadelloseste Tapferkeit der Uebermacht unter- liegen müssen; Napoleon, im Grimme über den hartnäckigen Widerstand, sammelte noch einmal einen noch stärkeren Angriffshaufen; seine Garde, die immer den Aus- schlag geben mußte, sollte selbst den Angriff machen; Wellington dagegen hatte keine frische Truppen mehr und die ungeheure Anstrengung hatte die Seinigen
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