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1. Lesebuch für Ober-Klassen in katholischen Elementar-Schulen - S. 3

1854 - Münster : Aschendorff
3 Sei angebetet, Herr der Welt! Gelobt von allen Zungen! Von Jedem, den dein Arm erhält. Sei dir, Herr, Lob gesungen! Der Greis und Jüngling preise dich, lind Jeder freue dankbar sich Des neuen frohen Tages. So eilt der Tag gesegnet hin. Ich kann ihn froh beschließen: Weiß, daß ich Gott gefällig bin. Und hab' ein gut Gewissen. Dann schließ ich sanft die Augen zu. Du, Gotl, schenkst meinem Leibe Ruh' Und meiner Seele Frieden. Zur Arbeit gib mir, Vater, Kraft Und Lust zu jeder Tugend. Wohl dem, der Gutes denkt und schafft. Dich kennt schon in der Jugend! Ja, deiner soll mein Herz sich freun. Nicht dieser Tag verloren sein. Verloren keine Stunde. 5. Gott grüßt Manchen, der ihm nicht dankt. „Gott grüßt Manchen, der ihm nicht dankt." Zum Bei- spiel, wenn dich früh die Sonne zu einem neuen kräftigen Le- den weckt, so bietet er dir: Guten Morgen. Wenn sich Abends dein Auge zum erquicklichen Schlummer schließet: Gute Nacht. Wenn du mit gesundem Appetit dich zur Mahlzeit setzest, sagt er: Wohl bekomm's. Wenn du eine Gefahr noch zur rechten Zeit entdeckst, so sagt er: Nimm dich in Acht, junges Kind, oder altes Kind, und kehre lieber wieder um. Wenn du am schönen Maitag im Blüthenduft und Lerchengesang draußen gehst, und es ist dir wohl, so sagt er: Sei willkommen in mei- nem Schloßgarten. Oder du denkst an nichts, und es wird dir auf einmal wunderlich im Herzen, und naß in den Augen, und denkst, ich will doch anders werden, als ich bin, so sagt er: Merkst du, wer bei dir ist? Oder du gehst an einem offe- nen Grabe vorbei, und es schauert dich, so erinnert er: Du bist Staub und Asche; indeß: Gelobt sei Jesus Christus! Also grüßt Gott Manchen, der ihm nicht antwortet und dankt. K. Gute Meinuug am Morgen. Was ich thu' und was ich leide, Soll dir, Herr, geweihet sein. Jedes Weh und jede Freude, Jede Lust und jede Pein; Ob der Himmel hell, ob trübe. Alles dir zu Ehr' und Liebe! Drücket mich der Arbeit Schwere, Siechen meine Kräfte hin. Alles dir zu Lieb' und Ehre! Sprech' ich mit ergeb'nem Sinn: Wirken ist mein Loos auf Erden, Oben soll der Lohn mir werden. 1 *

2. Lesebuch für Ober-Klassen in katholischen Elementar-Schulen - S. 5

1854 - Münster : Aschendorff
5 von Fels zu Fels, von Tiefe zu Tiefe sich in immer weitere Ferne verlierend das Echo: „Lobet den Herrn!“ Eine feierliche Stille folgt den letzten Tönen des Horns, und dann fallen alle Hirten mit entblösstem Haupt und frommer Andacht auf die Kniee nieder. Und wenn end- lich Finsterniss die Berge umhüllt, so erschallt das Horn von Neuem mit einem traulichen „gute Nacht!“ und in Frieden ziehen sich nun die Hirten in ihre einsamen Woh- nungen zurück, um auszuruhen von den Mühen des Tages. 9. Ave Maria. Die Nacht entflieht. Der Morgen glüht Und malet purpurn Berg und Thal: Da sei gegrüßt viel tausendmal, O Mutter unsers Herrn, Du schönster Morgenstern! — Das Glöcklein geht. Auf zum Gebet! Ave Maria! Des Mittags Glanz Erfüllet ganz Die schöne Erde weit umher: Da sei gegrüßet immer mehr, O Mutter Gottes, rein. Wie nie der Sonne Schein! - Das Glöcklern geht. Auf zum Gebet! Ave Maria! Der Abend sinkt. Ein Sternlein blinkt. Dann zahllos viele allzumal: So sei gegrüßet ohne Zahl, O Mutter, die da wacht Für uns in dunkler Nacht! — Das Glöcklein geht. Auf zum Gebet! Ave Maria! 19. Abendgebet. Müde Lin ick, geh' zur Ruh', Schließe beide Aeuglein zu: Vater! laß die Augen dein Ueber meinem Bette sein. Hab' ich Unrecht heut gethan. Sieh es, lieber Gott! nicht an. Deine Gnad' und Jesu Blut Macht sa allen Schaden gut. Kranken Herzen Nasse Augen schkie Laß den Mond an Und die stille Wel Vater! Hab' mit mir Geduld, Und vergib mir meine Schuld, Wie ich Allen auch verzeih'. Daß ich ganz in Liebe sei. Alle, die mir sind verwandt, Gott! laß ruh'n in deiner Hand. Alle Menschen, groß und klein. Sollen dir empfohlen sein, sende Nuh', !e zu; Himmel steh'n, beseh'n!

3. Lesebuch für Ober-Klassen in katholischen Elementar-Schulen - S. 34

1854 - Münster : Aschendorff
34 zwei letzten Groschen aber, die ich verschenke, ernähre ich aus brüderlicher Liebe meine beiden armen und kränklichen Schwe- stern. Der König war sehr vergnügt über den braven, edlen Landmann, der mit aller Anspruchlosigkeit und heiterer Laune von der Verwendung seines Lohnes gesprochen hatte, und be- zeigte ihm seine herzliche Zufriedenheit. Nach einigen Tagen wurde ihm dann bekannt gemacht, daß der König durch ein kleines Zahrgeld ihm bcistehen wollte, seine sonderbaren Schulden zu vergringern und sein Kapital für Zeit und Ewigkeit zu vermeh- ren. Da erst erfuhr der gute Mann, wer mit ihm geredet hatte. 46 Schäme dich deiner Eltern nicht. In dem Negimente des berühmten, von Friedrich dem Großen hoch geehrten Generals von Ziethen stand auch ein Rittmeister, mit Namen Kurzhagen. Er war klug, tapfer und statte ein kindliches Gemüth. Seine Eltern waren arme Land- leute im Mecklenburgischen. Mit dem Verdienstorden auf der Brust rückte er nach Beendigung des siebenjährigen Krieges in Parchim ein. Die Eltern waren von ihrem Dörfchen nach der Stadt gekommen, um ihren Sohn nach Jahren wieder zu sehen, und erwarteten ihn auf dem Markte. Wie er sie erkannte, sprang er rasch vom Pferde und umarmte sie unter Freudenthränen. Bald darauf mußten sie zu ihm ziehen und aßen allezeit mit an seinem Tische, auch wenn er vornehme Gäste statte. Einst spottete ein Offizier darüber, daß Bauern bei einem Rittmeister zu Tische säßen. „Wie sollte ich nicht die ersten Wohlthäter meines Lebens dankbar achten?" war seine Ant- wort. „Ehe ich des Königs Rittmeister wurde, war ich schon viele Jahre ihr Kind." Der brave General von Ziethen störte von diesem Vorfalle, und bat sich selbst nach einiger Zeit mit mehreren Vornehmen bei dem Rittmeister zu Gaste. Die Eltern des Letztern wünsch- ten diesesmal selbst, nicht am Tische zu erscheinen, weil sie sich verlegen fühlen würden. Als man sich setzen wollte, fragte der General: „Aber Kurzhagen, wo sind Ihre Eltern? Ich denke, sie essen mit Ihnen an einem Tische." Der Rittmeister läcbelte und wußte nicht sogleich zu antworten.

4. Lesebuch für Ober-Klassen in katholischen Elementar-Schulen - S. 7

1854 - Münster : Aschendorff
7 unerlaubte Weise sich seinen Unterhalt verschaffe, und forder- ten ihn deswegen vor Gericht. Kleanthes erschien. Die Rich- ter theilten ihm den Verdacht seiner Ankläger mit und legten ihm auf, sich davon zu reinigen. Da holte er den Gärtner und die Frau herbei, für welche er bisher gearbeitet hatte; und diese bezeugten, daß er seinen Unterhalt zur Nachtzeit sich durch Arbeiten verdiene. — Von diesem seltenen Eifer des Jüng- lings wurden die Richter gerührt und beschlossen einmüthig, ihn durch ein Geschenk zu belohnen. Sein Lehrer Zeno verbot ihm aber, dies Geschenk anzunehmen. 14. Die Fliege und die Biene. Zur Biene sprach die Fliege: „Geliebte Biene, sprich, wie kommt es, daß man dich auf keinem deiner Züge verfolgt und jagt, wie mich? Vor jeder Hand muß ich mein kleines Leben hüten. Du schwingst dich frei empor, holst ungestraft aus Blüthen den Honigseim hervor. Mir, streck' ich meinen Rüssel nach eines Armen Brod, nach eines Reichen Schüssel, mir droht sogleich der Tod. Ich glaube, könnt' ich stechen und mich so scharf, wie du, an meinen Feinden rächen, man ließe mich in Ruh'." — „Du irrst, versetzt die Biene, was noch weit sich'rer mich in Schutz nimmt, ist, daß ich durch Fleiß den Menschen diene." 15 Die Gottesmauer. Die Leute eines einsamen Bauernhofes waren während eines Krieges in großen Aengsten. Besonders war eine Nacht für sie sehr fürchterlich. Der Feind nahte sich der Gegend; der nächtliche Himmel war bald da, bald dort von Feuersbrünsten roth wie Blut. Zudem war es Winter und das Wetter sehr kalt und stürmisch. Die guten Leute waren keinen Augenblick sicher, ausgeplündert und jetzt, zur rauhesten Jahreszeit, von Haus und Hof verjagt zu werden. Großeltern, Eltern und Kinder blieben die ganze Nacht hindurch in der Stube bei ein- ander auf und beteten beständig. Die Großmutter las aus einem alten Gebetbuche vor. In einem „Gebete zur Zeit des Krieges" kamen die Worte vor: Eine Mauer um uns baue. Daß dem Feinde davor graue!

5. Lesebuch für Ober-Klassen in katholischen Elementar-Schulen - S. 8

1854 - Münster : Aschendorff
8 Der junge Bauer, der andächtig zugehört hatte, meinte jedoch, das Aufführen einer Mauer sei gar zu viel von dem lieben Gott verlangt. Indeß ging die Nacht vorüber, ohne daß ein feindlicher Soldat in das Haus kam. Alle im Hause wunderten sich darüber. Als sie aber Morgens sich vor die Thüre wagten, siehe, da war gegen jene Seite hin, wo die Feinde standen, der Schnee von dem Winde hoch wie eine Mauer ausgethürmt, so daß man gar nicht hindurchkommen konnte. Alle lobten und priesen Gott. Die Großmutter aber sagte: „Seht, so hat Gott eine Mauer aufgeführt, die Feinde von unserer Wohnung abzuhalten. Ich bleibe dabei: Wer auf den lieben Gott vertraut. Der hat auf festen Grund gebaut." 16 Das Haus des Herrn. Ein Haus lieb' ich vor allen. Da weil' ich gar so gern. Es hat mein ^Wohlgefallen: Das ist das Haus des Herrn. Will Leid mein Herz zernagen. Bleibt alle Hoffnung fern. Wem soll die Noth ich klagen? Ich geh' zum Haus des Herrn. Wenn Dunkel mich umhüllet. Ich kenn' den Himmelsstern, Weiß, wo die Wahrheit quillet, Zch geh' zum Haus des Herrn. Wenn alle mich verlassen. Mein Gott hat mich doch gern. Sein Kind kann er nicht hassen. Ich flücht' ins Haus des Herrn. Ist siech und krank die Seele, Bleibt jeder Arzt mir fern. Ich werde sonder Fehle Gesund im Haus des Herrn. Du heil'ge, traute Stätte! In dir wählt' ich so gern Mein letztes Ruhebette, Entschlaf ich einst im Herrn. Du bist mir lieb vor allen. In dir weil' ich so gern. Du hast mein Wohlgefallen, Du Vaterhaus des Herrn! 1?. Die beiden Bettler. Die Fürstin von Gallitzin erzählt in ihren Tagebüchern Folgendes: „Ich begegnete auf der fliegenden Brücke bei Wesel einem alten, lahmen Invaliden. Er sprach mich um ein Al- mosen an. Ich gab ihm einen halben Gulden. Da sah ich,

6. Lesebuch für Ober-Klassen in katholischen Elementar-Schulen - S. 37

1854 - Münster : Aschendorff
37 50. Das arme Kind. Der Wald war dürr, der Weg war nass, Und einsam ging ein Mägdlein blass. Es schien kein Stern, kein Lied erklang, Und traurig war des Mägdleins Gang. Ihm war das Herz gar sorgenbang, Es weinte heiss und weinte lang. Nicht Lerche sang, noch Nachtigall, Der Wind nur pfiff mit lautem Schall. Und riss er leicht am Haselreis, Dann weint’ das Mägdlein still und leis; Und brach der Sturm die Eich’ entzwei, Dann weint’ das Mägdlein laut und frei. So kommt es hin zur Waldkapell’, Und knieet dort an heil’ger Stell’. Dem Kummer lässt es freien Lauf Und hebt die Hände schluchzend auf. „Mir ist, o Gott, so bang und yveh, Nur Leid und Leid ich vor mir seh’. Ach, gestern ging bei Kerzenschein Zu Grab der liebe Vater mein. Der Mutter Herz vor Gram zerbrach, Sie folgte heut dem Vater nach. Die Mutter gab mir Milch und Brod, Der Vater Kleider weiss und roth. Sie starben, ach, die Eltern mein, Nun bin ich armes Kind allein. Der Hunger drückt, der Wind ist kalt, Die Noth ist gross, mein Kleid ist alt. 0 reicher Christ vom Himmel du, 0 schenke deinem Kinde Ruh,“ So klagt’s und weint’s aus Herzensgrund, Bis stiller Schlaf ihm schloss den Mund. Da ward ihm leicht und wohl und süss, Als wär’s in Gottes Paradies. Ein Lied mit Flöt’ und Harf erklingt So lieblich, wie kein Vogel singt. Von vielen Lichtern, klar und hell, Erstrahlet rings die Waldkapell’;

7. Lesebuch für Ober-Klassen in katholischen Elementar-Schulen - S. 12

1854 - Münster : Aschendorff
12 der Bruder, du hast ja vorhin so gehungert. Ach, Karl, ich kann nicht, erwiederte Anna; mich dauert das arme Kind, ich will es ihm geben. Das wollte ich eben auch, sprach Karl, dann kannst du das deine behalten. Da jedes dem armen Kinde das seinige geben wollte, so reichten sie endlich beide ihr Brödchen dem Kinde. Und dieses nahm freundlich dankend die Gaben an. Da sahen sie die Mutter heimkommen, welche einen schö- nen Christbaum in der Hand trug. Die Geschwister sprangen fröhlich hinaus. Freuet euch nur nicht zu früh, sagte die Mut- ter; da bring ich zwar den Baum, aber weder Aepfel noch Nüsse. Die gute Frau Pathe war ausgegangen, und kommt erst spät zurück. Nur ein Paar Kreuzer Spinnerlohn habe ich geholt, allein das wird uns kaum genug Brod für das Fest geben. Aber was seh' ich dort? fragte sie eintretend. Wem gehört das fremde Kind? — Ach Mutter, sagte Karl, es fror und hungerte so sehr, da hab' ich es in die Stube geführt.— Das war brav von dir, erwiederte die Mutter. Das fremde Kind verlangte nun nach seinem Vater. Sie gaben ihm ein warmes Kleid und ein Mützchen. Das Kind lächelte und dankte. Karl begleitete es noch eine Strecke Weges. Als er zurückgekommen war, reichte ihnen die Mutter einige Schnitte schwarzen Brodes. Die schmeckten ihnen jetzt, als seien sie mit dem schönsten Honig belegt. Unterdessen kümmerte es die Mutter, wo sie wohl etwas an den Christbaum hernehmen könne. Die Kinder wurden zu Bette gebracht. Alsdann suchte sie einige Wachslichtlein vom vorigen Weihnachtsabend hervor, und band diese mit zwei Brezeln und einigen Birnen in die Zweige. Gesegne es Gott! sagte sie leise. Ich habe nichts Besseres. Als nun am Morgen das feierliche Glockengeläute das hei- lige Christfest verkündete, sprangen Karl und Anna hurtig von ihrem Lager auf, denn sie sahen durch die Spalte der Thür ein helles Weihnachtslicht schimmern. Das Christkind ist da, riefen beide, und eilten in die Stube. Da stand der Weih- nachtsbaum mit zahllosen Lichtern bekränzt, und rothe Aepfel und goldene Nüsse hingen in solcher Fülle daran, daß die Aestlein fast brachen. Ganz oben strahlte aber ein funkelnder

8. Lesebuch für Ober-Klassen in katholischen Elementar-Schulen - S. 39

1854 - Münster : Aschendorff
39 Und riss der Wind am Haselreis, Dann sprach das Mägdlein still und leis: „Ich bin nicht auf der Welt allein, Im Himmel wohnt der Vater mein.“ Und wenn der Sturm die Eiche brach, Dann hell und laut zum Sturm es sprach: „Ich bin nicht auf der Welt allein, Im Himmel wohnt der Vater mein.“ 51. Das Vögelein. Ist die Noth am größten, so ist Gott am nächsten. An dem frühen Morgen eines nebeligen Herbsttages stand ein armer Mann an der Thüre seines kleinen Hauses. Auf die untere Hälfte derselben hatte er seine Arme gestützt und hielt mit beiden Händen sein bekümmertes Haupt. In den Augen standen ihm Thränen, und sein Herz seufzte zum Himmel. Denn es war der Tag, an welchem er einer kleinen Schuld wegen, die er trotz aller Sorge und Mühe nicht hatte bezahlen können, gepfändet werden sollte. Kein Schlaf hatte ihn während der langen Nacht erquickt, und schon beim ersten Ergrauen des Tages hatte er die Ankunft der Gerichtsboten befürchtet. Mit trüben Blicken sah er in die feuchte Luft und über die leeren Straßen hinaus, und rieb sich bisweilen die hohe, offene Stirn, welche auch jetzt noch den heiteren Wie- derschein seiner edlen Seele trug. Da kam plötzlich aus einer nahen Straße ein Vöglein geflogen. Aengstlich flatterte es eine Zeitlang hin und wieder, gleich als wäre auch ihm die Ruhe und heimathliche Sicherheit genommen; dann aber kam es schnell und schnurstracks auf den armen Mann zu, flog über seinen Kopf in die Hütte hinein und setzte sich auf einen Heerdschrank, der für die Pfändung schon ausgeleert worden war. Der Bekümmerte vergaß für einen Augenblick seine bangen Gedanken. Eilends schloß er die Thür, fing das Vögelchen ein und setzte es in ein altes Bauer, das er noch aus früher Jugendzeit besaß. Ein wenig klares Wasser reichte hin, um dem Thierchen wieder Muth und Heiterkeit einzuflößen. Lieb- lich fing es zu singen an, und es däuchfe dem Manne, als

9. Lesebuch für Ober-Klassen in katholischen Elementar-Schulen - S. 14

1854 - Münster : Aschendorff
14 sah ich noch nie. Es war viel größer, als ihr seid; aber sein Ansehen war sanft, so niedlich; an seinem glatten, schönen Kopfe hatte es kurze, spitzige Ohren; an seinem ganzen Kör- per bunte, wahrscheinlich weiche Haare; an seinen Pfoten sah ich keine Krallen; sie drückten sich gleichsam zusammen, indem es ging. O, wie gefiel es mir! — Auch mein Anblick schien ihm zu behagen; denn es legte sich und erwartete mich mit freundlichen Augen. Eben wollte ich zu ihm hüpfen und um seine Freundschaft mich bewerben; da kam ein Unthier, — ich zittere noch, wenn ich daran denke— mit großen, ausgespreiz- ten Flügeln, mit dünnen, aber scharfkralligen Füßen, mit glü- henden Augen, mit fürchterlichem Gesichte, das überdies noch ein feuerrother Lappen verunstaltete, und endlich mit einem Schnabel, so lang und so schrecklich! Es öffnete ihn von Wei- tem schon, und sein Geschrei klang so abscheulich, daß ich mich halb leblos hierher flüchtete." „O, wohl dir, daß du flohst!" versetzte die Alte; „denn wisse, das Thier, welches dir so gefiel, war der Todfeind un- seres Geschlechts, die Katze. Nur einen Schritt durftest du ihr näher kommen, und sie hätte dich gewürgt. Jenes Wesen hin- gegen, welches dich so erschreckte und doch eigentlich das Leben dir rettete, war ein für uns Mäuse unschädlicher Hahn." Jüngling, sei vorsichtig in der Wahl deiner Freunde und deines Umgangs! Der Unerfahrene kann oft den Todfeind als seinen Vertrauten und den wahren Freund als seinen Feind betrachten. 22. Warnung. Es trippelt voll Gier um die Falle die Maus Und holte so gar gern den Speck sich heraus; Doch schlüpfet hinein sie und frißt ihn — o hör'! So ist sie verloren und trippelt nie mehr! Es locket der Wurm an der Angel im Bach; Das Fischlein, es schwänzelt und lechzet danach: Es schnappet und schnappet, und hat's ihn — o hör'! So ist es gefangen und schwänzelt nie mehr! Im Busch lockt die Beer' unter Schlingen von fern; Das Vöglein, wie flattert's! Es hätt' sie so gern! Doch flieget es näher und hascht sie — o hör'! So ist es gefangen und flattert nie mehr!

10. Lesebuch für Ober-Klassen in katholischen Elementar-Schulen - S. 41

1854 - Münster : Aschendorff
41 Wohlauf, mein Herz, so sei vergnügt. Und schwing dich himmelan; Wie Gott, der Herr, dein Leben fügt. So ist es wohlgethan! Ein Stündlein noch-, dann ist er aus Der Traum, der Leben heißt; Dann schwingt sich in sein ewig Haus Der gottversöhnte Geist! 53. Das Lotterieloos. Hans, ein armer Schuhflicker, war ehrlich und gutmüthig, zugleich aber auch leichtgläubig und ein wenig träge. Grete, seine Frau, war ihrem Manne ähnlich. Da sie keine Kinder hatten, so brachte die Langeweile sie auf allerlei thörichte Ein- fälle. Einst, als die letzte Ziehung der Lotterie herannahte, träumte Hans, daß er, wenn er Nummer 777 nähme, das große Loos gewinnen würde. Am andern Morgen erzählte er seiner Frau den Traum, welchen er gehabt hatte. Da dieselbe beistimmte, so ging er hin, um ein Loos kaufen zu können, bei seinem Nachbar auf ihr Häuschen das dazu erforderliche Geld zu leihen. Tag und Nacht dachten nun Mann und Frau an den Gewinn und an den Gebrauch, den sie davon machen wollten. Endlich kam der verhängnißvolle Tag. Hans stand in aller Frühe auf, legte seine besten Kleider an, rief dann seine Frau und sagte mit wichtiger Miene: „Grete, ich werde jetzt zum Rathhause hingehen, wo die Lotterie gezogen wird. Stelle du Alles im Hause zurecht, und gib Acht, ob ich in einer Sänfte zurückkomme. Sobald du dies siehst, so zerschlage nur Alles im ganzen Hause und wirf, was du greifen kannst, — ja, wirf das ganze Haus zum Fenster hinaus!" — Grete trug Alles zusammen, alte und neue Tassen, große und kleine Glä- ser, Töpfe und Schüsseln, und wartete nun mit ängstlicher Neugier. Plötzlich entstand ein Lärm auf der Straße. Ein großer Volkshaufe um eine Sänfte drängte sich auf ihr Haus zu. „Er hat's!" rief sie und schlug Alles in Stücke, selbst die Fenster. Dann lief sie hastig an die Thür und rief freudenvoll: „Hab' ich's so recht gemacht, liebes Hänschen?" — In dem- selben Augenblicke sah sie in die Sänfte. Hans saß darin, leichenblaß, und seufzte: „Ach, Grete, ich bringe — eine Niete!"
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