Schilderung des Mittelalters.
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Knochenhauer- oder- Fleischer-, Schuster-, Schneider-, Weber-, Kürsch-
ner-, Gerber-, Färber-, Schmiede- und Schwerdtfeger-Zunft, und
andere mehr. Eine jede hatte ihre Zunftmeister und wurde nach
bestimmten Gesetzen in Ordnung gehalten. Das ganze Gemeinwesen
wurde durch den Magistrat mit seinen Vorstehern, den Bürgermei-
stern, regiert.
In den ältern Zeiten waren die Städte meistens dem König,
oder einem Herzog, Grafen, Bischof oder anderm Landesherrn un-
terworfen, auf dessen Grund und Boden sie lagen, und um dessen
Burg sich die Stadt nach und nach gesammelt hatte. ^ Er hatte sei-
nen Burggrafen oder Vogt auf der Burg, und dieser übte in seinem
Namen die landesherrlichen Rechte, besonders die Gerichtsbarkeit, zog
die Einkünfte von den Zöllen, Mühlen, der Fischerei, der Münze
u. s. w., und führte im Kriege die Mannschaft der Stadt zum
Heere seines Herrn. Aber im Laufe der Zeit, da die Städte immer
reicher und stärker wurden, erwarben sie eins der landesherrlichen
Rechte nach dem andern, kauften sich davon los, oder machten die
Freiheit davon zur Bedingung nach einem glücklichen Streite für die
Herausgabe gewonnener Burgen oder vornehmer Gefangener. Sie
gehörten dann als freie Reichsstädte zum deutschen Reiche und
erkannten niemanden über sich als nur den Kaiser. Mit solchen
Reichsstädten war der ganze deutsche Boden bedeckt; die Fürsten leb-
ten damals noch selten in einer Hauptstadt, sondern gleich den übri-
gen Rittern, auf ihren Stammschlössern in ihrem Gebiete umher.
Es konnte nicht fehlen, daß nicht bald die größte Eifersucht
zwischen dem Adel und den Städten entstand, und diese mußten
daher stets auf ihrer Huth und in kriegerischer Verfassung seyn.
Ihre Bürgerschaft war in den Waffen wohl geübt. Jede Zunft
stritt zusammen und hatte ihren angewiesenen Sammelplatz, damit
ein jeder, wenn die Sturmglocke ertönte, sogleich wußte, wo sein
Platz im Streite war. Vielleicht galt es, einen nächtlichen Anfall
des Feindes von den Mauern abzuwehren, und nun eilte jede Zunft,
den Theil der Mauer, der ihr zur Verteidigung angewiesen war,
zu beschützen. Mit Pfeilen, Wurfspeeren, Steinen und Schleudern
wehrten sie die Angreifenden ab, oder hatten diese schon Sturmlei-
tern angelegt, so wurde mit Schwerdt und Streitkolbe, Mann gegen
Mann, gestritten. Jede Zunft wetteiferte mit der andern in der
Tapferkeit und oft hat dieser Wetteifer die Vaterstadt gerettet. Wa-
mv die Feind abgeschlagen, so rückte die Bürgerschaft meistentheils
heraus, ihn vollends in die Flucht zu treiben, und nun kam es zur
Schlacht in offenem Felde; die geschlossenen Reihen des Fußvolks,
worin die Stärke der Städte bestand, mußten es mit ihren langen
Speeren gegen die geharnischten Ritter aufnehmen und vor allen
Dingen trachten, deren Pferde zu durchbohren, weil sie dem Reuter,
so lange er darauf saß, wenig anhaben konnten. Doch hatten auch
die Städte Reuterei; das waren die adligen und patrizischen Ge-
schlechter, welche mit ihren Knechten zu Pferde auszogen; und bald
erfanden sie auch, Streit-' oder Rüstwagen zu erbauen, auf denen
Kohlr. Darstellung d. d. G. 4. Aufl. 7
TM Hauptwörter (50): [T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T73: [Stadt Schloß Augsburg Grafe Nürnberg Reichsstadt Bischof Sitz Regensburg Fürst]]
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I. Zeitr. Von 113 vor Chr. Geb. bis 768 nach Chr. Geb.
lebte als freier Mann auf seinem Hofe; Jagd und Krieg waren,
nach wie vor, ihre Lieblingsbeschäftigungen, und daher setzten sie so
hohen Werth auf alles, was dazu gehörte, daß z. B. in den aleman-
nischen Gesetzen auf den Diebstahl eines guten Jagdhundes eine Strafe
von 12 Schillingen, auf den eines abgerichteten Falken, der einen
Kranich fing, 6 Schillinge gesetzt waren, während ein Pferd nur
6 und' eine Kuh gar nur 1 Schilling kostete.
Das Leben in Städten haßten sie noch immer; cs erschien ihnen
als eine Art Gefangenschaft; daher waren auch in ganz Deutschland
keine Städte zu finden, als da, wo die Römer schon früher welche
angelegt hatten, in den Rhein- und Donaugegenden. Die
Städte: Salzburg, Regensburg, Augsburg, Ulm, Straßburg, Speier,
Worms, Mainz, Koblenz, Bonn, Köln, Trier, Jülich, Mastricht und
mehrere andere finb uralt und stammen aus der Römerzeit her.
In diesen Städten waren auch schon vielerlei Handwerke und
Künste im Gange; da hatten die Römer nach ihrer Art prächtige
Gebäude aufgcrichtet, Schauspielhäuser und Bäder angelegt, und die
Lust an verfeinerter Lebensart eingeführt. Es wurde viel Handel
getrieben, gute Landstraßen führten von einem Ort zum andern, und
die Einwohner dieser Städte waren ein seltsames Gemisch von Deut-
schen, Römern, Galliern und sogar vielen Juden, welche sich des
Handels bemächtigt und große Reichthümer gesammelt hatten. Kam
man dagegen in's Innere Deutschlands, so war es, als käme man
in eine ganz andere Welt. Die Menschen lebten sämmtlich als
Ackerbauer auf ihrem Erbe; selten einmal in Dörfern vereinigt. Jede
Haushaltung war ein geschlossenes Ganze für sich; was sie gebrauchte,
wußte sie auch zu erwerben und selbst zu bereiten. Der Acker und
die Jagd lieferten die tägliche Nahrung; aus dem Flachs und aus
der Wolle der eigenen Heerde bereiteten die Frauen die Kleidung;
die Geräthe des Hauses und Ackers verfertigte der Mann mit den
Knechten; auch die Häuser wußte er auszubessern und neu zu bauen;
und so war eine jede Haushaltung sich selbst genug. Es war ein
höchst einfacher, natürlicher Zustand.
Auch die alte bürgerliche Einrichtung war unverändert geblie-
den. Die Herzöge, die Grafen, die Aeltesten, verwalteten in jedem
Volke das Recht und ordneten die gewöhnlichen Angelegenheiten; über
wichtigere Sachen wurde die Volksgemeinde berufen. Uebrigens
waren die Rechte aller freien Männer dieselben und sie selbst machten
den Kern des ganzen Volkes aus.
Bei den deutschen Völkern dagegen, die gewandert waren, oder,
wie die Franken, in andern Ländern Eroberungen gemacht hatten,
waren wesentliche Veränderungen vorgegangen.
Diejenigen, welche in ganz fremde Wohnsitze kamen, wo sie
schon Einwohner von anderm Stamme fanden, hielten sich von die-
sen zwar in der ersten Zeit abgesondert und betrachteten sie wie ein
unedleres Menschengeschlecht; nach und nach aber konnte es nicht
ausbleiben, daß sie sich mit ihnen vermischten, und viel von ihren
Sitten und von ihrer Sprache annahmen. So entstanden in Italien,
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