— 7 —
brechen wandte das Gericht auch das Gottesurteil als Beweismittel an; dann mußten Kläger und Beklagter losen oder miteinander kämpfen; wer siegte oder ein Glückslos zog, hatte damit seine Unschuld erwiesen und war frei.
3. Der Opfertod war die einzige öffentliche Strafe für unsühnbare Frevel; ihn erlitten Verbrecher, Heerflüchtige, Sklaven und Kriegsgefangene. Landesverräter und Diebe wurden gehängt, Feige und Wollüstlinge in Sumpf und Moor geworfen, Spione und Zauberer mit Feuer verbrannt, und Mördern der Rücken gebrochen. Ein Totschläger konnte sich jedoch von der Todesstrafe lösen, wenn er an die Verwandten des Erschlagenen als Entschädigung das Wergeld, d. h. Manngeld zahlte und diese bereit waren, dasselbe anzunehmen. Das Wergeld richtete sich nach dem Stande des Getöteten. Neben den Strafen an Leib und Leben gab es Ehrenstrafen für sühnbare Frevel; sie bestanden im Kürzen des Gewandes oder des Haares; denn kurzes Gewand und kurzes Haar waren gewöhnlich Zeichen der Unfreiheit. Wer dauernd das Recht beugte, dem wurde gewöhnlich von der Gemeinde das Haus angezündet. Gefängnisse und Freiheitsstrafen gab es noch nicht, doch konnte ein Verbrecher geächtet werden, b. h. er wurde aus der Genossenschaft gestoßen und mußte im Walbesbickicht als friebloser Walbgänger sein Leben fristen. Wer vor Gericht nicht klagen wollte, konnte zur Vergeltung eines Frevels auch den Weg der offenen Fehbe einschlagen; benn sie war ein erlaubtes Vergeltungsrecht des Verletzten. Die Fehbe wählten gewöhnlich die Vemanbten eines Erschlagenen; sie übten Blutrache.
6* Altdeutscher Gottesdienst.
1. Den einen Himmelsgott, den wir verehren, haben unsere Vorfahren nicht erkannt. Sie bachten sich Naturerscheinungen als persönliche Wesen und erwiesen ihnen göttliche Verehrung. Groß war die Zahl ihrer Götter. Die vornehmsten barunter waren Ziu, Woban, Donar, Freia und Ostara. — Wodan galt als Vater der Götter. Ihn dachten sie sich als einen großen, schönen Mann mit wallendem Barte und nur einem Auge, dem das anbere aus dem Meeresspiegel entgegenstrahlte. Um seine Schultern trug er einen weiten, blauen Mantel mit golbenen Sternen. Auf den Schultern saßen zwei Raben, die ihm alle Geheimnisse, die sie beobachtet, ins Ohr raunten. Ein breiter Wolkenhut beschattete seine Stirn. Auf Sturmesflügeln trug ihn fein winbschnelles, weißes Roß bnrch die Lust bahin. Er verlieh den tapfersten Helben den Sieg und ließ sie, wenn sie in der Schlacht gefallen, durch feine Töchter, die Walküren, nach Walhalla bringen. Dort würden die Helben mit Lieb und Gesang empfangen. Mit Woban durchzogen sie die Jagdgründe des Himmels, mit ihm fetzten sie sich zu Tische, , schmausten von dem Eber, der stets wieber heil und ganz warb, und tranken Met aus großen Hörnern. Dem Woban
TM Hauptwörter (50): [T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen], T22: [Gott Zeus Sohn Tempel Göttin König Held Mensch Opfer Erde], T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T120: [Gott Göttin Zeus Tempel Sohn Gottheit Priester Erde Mensch Opfer], T123: [Haar Mann Kopf Frau Hand Fuß Kleidung Mantel Hut Schuh], T62: [Gericht Recht Gesetz Richter Jahr Volksversammlung Senat Plebejer Beamter König], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
war der Mittwoch geweiht, der früher Wodanstag hi* Zur Zeit der
Wintersonnenwende hielt Wodan seinen Umzng mit dem wütenden
Heere; dann mt daß große Sulfeft, das zwölf Nächte dauerte. Noch
heute weiß dre Sage vom wilden Jäger, Helljäger oder Wode in
sm“fc **a?» Ist Wodan An die Stelle des Julfestes ist unser Werhnachtsfest getreten.
2. Wodans gewaltigster Sohn hieß Donar. Von ihm hat der Donnerstag fernen Namen. Donars Bart war feuerrot, seine Waffe em, gewaltiger Hammer, den kunstgeschickte Zwerge geschmiedet hatten Blres er tn den Bart, so sprühten Blitze heraus, schlug er mit dem Hammer gegen den Schild der ungefügen Riefen, so grollte Donner durch die Luft der Regen rauschte hernieder und machte das Land fruchtbar. Zu Ehren Donars loderten in der Sommerzeit auf den Bergen Holzstöße von Eichen, Erlen und Bocksdorn; Ziegenböcke oder bekränzte Ochsen wurden durch die Fluren nach dem Opfersteine geführt, dort geschlachtet und beim Opfermahle verzehrt. Mit dem Mute wurde die geschuiuckte Douarseiche besprengt. Hölzerne Hämmer und rothaarige Eichhörnchen wurden in das Feuer geworfen und glimmende Scheite herausgezogen, um durch sie die Häuser vor Gewitterschaden zu schützen Donars Schwester war die liebliche Frühlingsgöttin Ostara, deren Fest m dieselbe Zeit fiel, in welcher wir das Osterfest feiern. Der Name des Osterfestes, die Osterfeuer und Osterfpiele auf dem Anger erinnern noch jetzt an diese Göttin.
3. Ziu oder Saxuot wurde als Kriegsgott verehrt. Sein Tag war der Dienstag oder Ziustag. Er stürzte sich selbst in das Gemetzel der Schlacht, drückte seinen Günstlingen das Schwert in die Hand und brachte Schrecken und Verwirrung in die Reihen der Feinde In das Schwert ritzten die Krieger sein Zeichen; ihm zu Ehren stimmten sie Kriegsgesänge an, und ihm galten die Schwerttänze der Jünglinge.
4. Neben Ostara wurden auch Freia und Hela als Göttinnen verehrt; doch waren ihre Namen nicht überall dieselben. Wo Freia hinkam, verbreitete sie Frieden und Fruchtbarkeit. Die Erde schmückte sich mit frischem Grün, und Halme entsprossen dem Acker. Weil sie hold und freundlich war, nannten die Menschen sie auch Frau Hulda oder Holle. Sie spann am Rocken, belohnte die fleißigen und bestrafte die faulen Spinnerinnen und machte die Betten, daß die Schneeflocken in der Luft umherflogen. Auf einem mit Katzen bespannten Wagen fuhr sie einher, und wollten die Bräute zur Hochzeit gutes Wetter haben, so versäumten sie nicht, die Lieblinge der Göttin gut zu füttern. — Schrecklich aber war Hel oder Hella, die Göttin der Unterwelt und des Todes. Ihr Reich war das, was wir noch jetzt unter dem Namen Hölle kennen.
5. Des Nachts, zur Zeit des Voll- und Neumondes, fand die Verehrung der Götter statt. Dann kam die ganze Gemeinde am Opferplatze zusammen. In heiligen Hainen, auf Bergesspitzen oder an rauschenden Quellen standen die Opfersteine oder Altäre, aber weder Bilder noch Tempel waren zu sehen. Die Umgebung des Altars war ein-
TM Hauptwörter (50): [T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern], T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind]]
TM Hauptwörter (100): [T22: [Gott Zeus Sohn Tempel Göttin König Held Mensch Opfer Erde], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T32: [Tag Jahr Monat Mai Juli März Juni April Ende Oktober], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann]]
TM Hauptwörter (200): [T120: [Gott Göttin Zeus Tempel Sohn Gottheit Priester Erde Mensch Opfer], T13: [Baum Wald Feld Wiese Garten Gras Winter Mensch Sommer Haus]]